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1. Aaf Lebensmitt@ Handel, Industrie etc. bezagliche. 455

Bestimmung tier Gerbs~ure. An die vielen schon bekannten ~ie- thoden der Gerbs~urebestimmung hat sowohl F r a n z S e h u l z e * ) als auch R. P r~bram**) noeh ein nenes Verfahren gereiht. Ersteres beruht auf der ~essung der Menge einer titrirten LeimlSsung, welche n~thig ist, die in dem Wasserauszuge einer bestimmten Quantit~t Lohrinde oder eines anderen gerbs~urehaltigen ~[aterials enthaltene Gerbs~ure gerade zu f~llen. Mit einer einfachen LeimlSsung ***) und dem nicht welter praparirten Gerbs~ureauszuge l'~sst sich diess nicht bewerkstelligen~ da theils die F~tllungen wegen der nothwendigen grSsseren Verd~nnung der LSsungen zu unvollst~ndig sind, theils schon lange vor Beendigung der Reaction nicht mehr unterschieden werden kann, ob bei fernerem ZutrSpfeln der LeimlSsung der Niedersehlag sich noeh vermehrt. Diese Fehler kSnnen dadurch beseitigt werden, dass man zuvor sowohl die LeimlSsung als aueh den Gerbs~iureanszug mit soviel Salmiak s~ttigt, als sie aufzul~sen vermSgen. Hierdureh bezweckt man~ dass beim Yer- misehen beider Fl~issigkeiten diese noch in sehr verdiinntem Zustande einen Niedersehlag geben, letzterer sich gut zusammenballt und rasch absetzt.

Die Titerflassigkeit wird dureh AuflSsen yon 10 Grin. reiner bei 105 ° C. getrockneter Gall~pfel-Gerbs~ure in coneentrirter SalmiaklSsung dar- gestellt und das Vohmen der Fl~ssigkeit dureh Zusatz reiner Salmiak- 15sung auf 1 Liter gebraeht. In gleicher Weise bereitet man die Leim- 15sung, indem man 10 Grm. bei 105 ° getrockneten weissen Leims in concentrirter SalmiaklSsung auflSst und dann durch weiteren Zusatz reiner SalmiaklSsung auf 1000 CC. verdthmt. Von der Gerbs~ure- 15sung bringt man nun 10 CC. in ein l~echerglas, schattet dazu etwa einen TheelSffel voll weissen Sandes oder Glaspulver-~') und l~sst nun unter Umrahren yon der LeimiSsung hinzufliessen, bis die Entstehung

*) Dingl. polyt. 2ourn. Bd. 182~ p. 155 u. 158. **) Wit t s te in ' s ¥ierteljahresschr. f. prakt. Pharm. Bd. XV, p. 520.

*~*) Zur Herstellung der Haltb~rkeit der LeimlSsung zur Gerbs~urcbestim- mung nach dem ~lteren Verfahren benutzt Aug. Vogel jun. einen Zusatz yon Zinkvitriol. Seine Vorschrift zur Bereitung dieser zinkhaltigen Leiml6sung findet sieh im 2ten ttefte des 16ten Ban des yore neuen Repertorium f~ir Phar- maeie, p. 66, mitgetheilt.

t) Am besten empfiehlt sich nach dem Verf. der bekannte Braunkohlen- sand, nachdem er durch Abschl~mmen der stanbigen Beimischungen, sowie durch Auskochen mit Salzs~ure und nachheriges Gl~ihen geh6rig gereinigt ist.

456 Bericht: Specielle analytische ~vlethoden.

eines Niederschlages nicht mehr deutlich beobachtet werden kann. So lunge noch keine gentigende Kenge LeimlOsung vorhanden ist, senkt sich der Niederschlag nur langsam, und nach mehr als einer 5[inure ist die d~rtiber stehende Fltissigkeit noch nicht klar; beim EintrSpfeln von LeimlOsung tritt noch deutliehe F~llung ein. Je n~her man dem S~ttigungspunkte kommt, um so beschleunigter zeigt sieh beim ruhigen Stehen des Gemisehes die Sedimentirung, bis letztere schon innerhalb weniger als einer halben Kinute erfolgt, so dass naeh diesem kurzen Zeitraume der z~hflockig gewordene Niedersch!ag zu Boden gesan- ken und die Fltissigkeit vollkommen klar geworden ist. Die Titrirung ist nun beendigt und die verbrauehte ~Ienge Leiml6sung wird an der Burette abgelesen. Um nun die Gerbs~ure in der Loh- rinde z. B. quantitativ zu bestimmen, hat man letztere zun~chst zu zerkleinern. Der Verf. bedient sich hierzu eines sogen. Hufraspels. 2 Grin. des Rindenpulvers werden mit etwa 20 CC. Wasser 10 Kin. lung gekocht, auf ein kleines Filter gebracht und bier mit soviel koehendem Wasser nachgewasehen, dass die Gesammtmenge des Fil- trates gegen 50 CC. betr~gt. Kit dieser Fltissigkeit wird, naehdem sie kalt die zur Si~ttigung nSthige Kenge yon Salmi,~k aufgenommen hat, in der oben beschriebenen Weise verfahren. Wiirden z. B. 12 CC. der titrirten Leiml(isung verbraucht, so entspr~chen diese 0,120 Grin. Gerbsiiure oder far 1 Grin. Rinde 60 Kgrm, d. i. 6 Proc. *).

Der Yerfi fund naeh dieser Kethode z. B. in Fichtenlohe yon 5 0 - - 7 0 Jahre ulten B~tumen 5 Proc., in gehackter Eichenlohe yon 2 4 - - 3 0 Jahre alten B~umen 8,1 Pro% dessgleichen in 1 2 0 - - 1 8 0 Jahre alten B~umen 12~3 Prec. etc. Gerbs~ure. In wiefern die Resultate dieser Kethode der Gerbs~urebestimmung mit denen anderer Kethoden fiber- einstimmen, hat der Verf. nicht mitgetheilt.

R. P r i b r a m **) gebraucht zur Bestimmung der Gerbsaure Blei- zuckerl6sung, welche s~tmmtliche Gerbstoffe vollst~ndig niederschli~gt. Ausser diesen werden zwar noeh viele S~uren gef~llt, doch l~sst sieh dieses naehtheilige Verhalten bei der Eichenrinde z. B. leicht beseitigen. Nach den Untersuchungen yon E c k e r t enthi~lt diese Rinde ausser

*) Die LeimRisung, welche der Verf. gebr~uchte, war zaf~llig yon der Beschaffenheit~ dass sie fast genau einem gieichen Volumen Gerbsi~urelSsung ent~pr~ch.

**) a. 3. O.

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Gerbsaure noch Citronensiiure, Pectins~ture, Oxals~ture, Phosphors~ure und Schwefelsiiure, welche alle dutch Bleizueker gefiillt werden. Da aber zur Bestimmung der Gerbs~ure immer nur wasserige Ausztige der Pflanzentheile benutzt werden, worin naeh E e k e r t Pectins~ure und Oxals~ure nicht enthalten sind und die iibrigen genannten S~uren nur in sehr geringen Mengen auftreten, so kommt deren nachtheiliger Einfluss nicht welter in Betraeht; dasselbe gilt auch yon den Humus- si~urebestandtbeilen.

Die quantitativen Versuehe des Verf. erstrecken sich nun auf die Gallapfelgerbs~ure, die Knoppern und die Eiehenrinde; sie ergeben~ dass sein Yerfahren nur eine approximative Genauigkeit zulasst.

1 Grin. k~ufliehe Galli~pfelgerbs~ture wurde zuerst einige Stunden lang einer Temperatur yon 120 ° C. ausgesetzt um alles hygroskopisehe Wasser zu entfernen. Es hinterblieben 01894 Grin. Diese liiste man in 200 Grin. Wasser und misehte eine Auflbsung van 2 Grm. Blei- zucker in 100 Grin. Wasser auf einmal hinzu. Der gelbliche fioekige Niedersehlag sonderte sieh bald gut ab und die fiberstehende Fltissig- keit wurde auf weiteren Zusatz yon Bleizueker nicht mehr, durch Gerb- saure aber wiederum stark getrtibt. Zur vollst~ndigen Fiillung jener 0~894 Grin. Gerbs~ure waren also die angewandten 2 Grin. Bleizueker mehr als hinreichend. - - Die Galliipfelgerbs~ure hat die Formel (~27tt~O17 (oder Cb~H19031-~3HO) und daher das Aeq. 618. Der kry- stallisirte Bleizucker hat das Aeq. 190; 0~894 Grin. Sii~,re uud 2 Grin. Bleizucker stehen ungefahr in dem stiichiometrisehen Verh~ltnisse yon 1 Aeq. : 7 Aeq., denn 0,894 : 0,200 = 618 : 1382 (7 . 190 1330). Der in diesem Verh~ltnisse yon S~iure und Bleizucker erzeugte Niederschlag konnte nicht so basisch sein, weil die da:riiberstehende Fltissigkeit noch viel h'eien Bleizucker enthielt.

Der :Niedersehlag wurde auf einem tarirten Filter gesammelt, so lange mit kaltem ~¥asser gewasehen, his dasselbe keine saure Reaction mehr annahm, (in welehem Zeitpunkte es aueh dureh Schwefels~ure keine Trtibung mehr erlitt) und zum Troeknen zun~ehst auf mehrfach zusammengelegtes Druckpapier gebracht. Bei diesem Troeknen ist eine Vorsichtsmaassregel nOthig. Das gerbsaure Bleioxyd hat namlich, wie viele andere amorphe :Niedersehliige, die Eigenschaft, beim Trocknen zu harzartig sprbden Massen zusammenzuschrumpfen, sieh dann theil- weise yore Papier abzulOsen, zahlreiehe Risse zu bekommen und dabei feine Splitterchen in die Luft zu entsenden. Wenn daher der Nieder- schlag in den dtinnsten Lagen trocken zu werden anfangt, so muss

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man das Filter zu einem Halbkreis zusammenlegen, die offnen R~tnder umbiegen und nun erst dem weiteren Austroeknen ~iberlassen. Der lufttroekne Niederschlag wurde darauf noch w~hrend einer Stunde auf 120- -130 ° C. erhitzt und dann gewogen. Das Gewicht betrug 1,65 Grin. Die Bestimmung des Bleies geschah durch m~ssiges Gltihen, Befeuehten mit Salpeters~ure und darauffolgendes nochmaliges vorsich- tiges" Glfihen. Es resultirten 0,82 Grin. B!eioxyd, entsprechend 0,83 Grin. Gerbs~ure. Der Procentgehalt des k~uflichen Praparates an wasserfreier S~ure war somit 83. Das gefundene Verh~ltniss yon Blei- oxyd und Gerbs~ture enth~tlt etwas mehr Base als der Formel 5 Pb0--~ Cs~tI~90sl entsprieht.

Bei der Untersuehung gerbs~urehaltiger Pflanzentheile genfigt es, davon 1 Grm. im grSblieh gepulverten, lufttrocknen Zustande zu ver- wenden; ebenso genfigt 1 Grin. Bleizueker zur Ausf~llung.

Bezfiglich der Knoppern als aueh der Eichenrinde erinnert der Verf. daran, dass ihr Gerbstoff mit dem der Gall~pfel nicht identisch ist, und daher die Abweichnngen in der Zusammensetzung ihrer Blei- verbindungen yon der unter ganz gleichen Bedingungen bereiteten Blei- verbindung der Gall~pfelgerbs~ure wahrscheinlieh in der verschiedenen Constitution der Gerbs~ure begr~lndet sind. Will man also genaue Resultate haben, so darf man sieh nicht damit begnfigen, die Bleinieder- sehl~ge zu w~gen und ihren Gerbs~uregehalt naeh der Zusammen- setzung der unter gleichen Bedingungen bereiteten Bleiverbindung der Gall~tpfelgerbs~ture zu berechnen, sondern man muss stets noch den Bleioxydgehalt besonders ermitteln; das an dem bei 120 - - 1300 C. getrockneten Niederschlage dann Fehlende ist die Menge der Gerbs~ure.

Statt den Niedersehlag zu w~gen, kann man ihn auch messen und verwandelt das Verfahren hierdureh in ein volumetrisehes, welches dann empfehlenswerth sein wird, wenn es sieh um eine rasche und nur bei- l~tufige Prtffung handelt. Bei seiner Anwendung verf~hrt man folgender- massen:

1 Grin. der grob gepulverten Substanz wird mit 20 Grin. Wasser eine Stunde lang heiss digerirt, in ein etwa 200 CC. fassendes, je 1 bis 2 CC.-weise graduirtes Cylinderglas filtrirt, so lange naehgewaschen, bis die gesammte Fl~lssigkeit 100 CC. betr~tgt, dazu 50 CC. einer 1 Grm. Salz enthaltenden BleizuekerlSsung gemischt, das Glas 18 Stunden der Ruhe ~iberlassen, der yon dem Niederschlage nun eingenommene Raum abgelesen, und hiernach arts tier folgenden Tabelle der Procento gehalt der Substanz an Gerbsaure ermittelt.

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T a b e l l e

um aus dem Volum des erhaltenen Bleiniederschlages den Procentgehult der Subst~onz ~n Gerbs~ture sofort zu ersehen.

! ' I Nieder- Entsprechend! ! Nieder- Entsprechend!l Nieder- Entsprechend I [i

schlag i n Gerbs~ture sch]~g in Gerbsi~ure schlag in Gerbsi~ure CC. in Proc. : CC. in Proc. CC. in Proc.

2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 2O 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 ~4

Li 0,83 j 1,25 ] 1,66 i 2,08 2,50 2,92 3,33 3,75 4,16 4,58 5,00 5,42 5,83 6,25 6,66 7,08 7,50 51 7,91 52 8,33 53 8,75 54 9,16 55 9,58 56

10,00 57 10,83 58 11,66 59 12,50 60 13,33 61 14,16 62 15,00 63 15,83 64 16,66 65 17,50 66 18,33 67

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50

19,16 20,00 20,83 21,66 22,50 23,33 24,16 25,00 25,83 26,66 27,50 28,33 29,16 30,00 30,83 31,66 32,50 33,33 34,16 35,00 35,83 36,66 37,50 38,33 39,16 40,00 40,83 41,66 42,50 43,33 44,16 45,00 45,83

68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99

100

46,66 47,50 48,33 49,16 50,00 50,83 51,66 52,50

• 53,33 54,16 55,00 55,83 56,66 57,50 58,33 59,16 60,00 60,83 61,66 62,50 63,33 64,16 65,00 65,83 66,66 67,50 68,33 69,16 70,00 70,83 71,66 72,50 73~3~


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