SAE Institute Berlin
in association with
Middlesex University London
Honours-Thesis
Bildung für die Massen statt Opium des VolkesEine vergleichende Untersuchung der Rezeption des
populärkulturellen Hybrid-Sub-Genre Doku-Soap
Dieses Dokument ist als Open-Access-Buch unter der CC-by-nc-nd 3.0-Lizenz veröffentlicht. Mehr zu der Lizenz und der Open Access-Initiative auf der nächsten Seite.
Module Name: Research Project / Professional Portfolio
Module Number: 303
Date Submitted: 30.11.2007
Award Name: Bachelor of Arts (Honours) Film Making
Year: 2005 / 2006
Name: Julio Olmo Poranzke
City: Berlin
Country: Germany
Module Leader: Frank Lymann
Staffing: Frank Lymann
Word Count: 12493
Dieses Werk ist unter einem Creative Commons
Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenzvertrag lizenziert.
Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu:
Kurzform: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/Komplette Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/legalcode
Oder schicken Sie einen Brief an:Creative Commons171 Second Street, Suite 300San FranciscoCalifornia 94105USA
Kurzform der Lizenz:
Es ist Ihnen gestattet:
Das Werk vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen
Zu den folgenden Bedingungen:
Namensnennung. Sie müssen den Namen des Autors/Rechteinhabers in der von ihm festgelegten Weise nennen.
Keine kommerzielle Nutzung. Dieses Werk darf nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden.
Keine Bearbeitung. Dieses Werk darf nicht bearbeitet oder in anderer Weise verändert werden.
• Im Falle einer Verbreitung müssen Sie anderen die Lizenzbedingungen, unter welche dieses Werk fällt, mitteilen. Am Einfachsten ist es, einen Link auf diese Seite einzubinden (siehe obigen Link zur Kurzversion).
• Any of the above conditions can be waived if you get permission from the copyright holder.• Das Urheberpersönlichkeitsrecht des Rechteinhabers.
Mit der Veröffentlichung unter der o.a. Lizenz möchte ich die Idee des freien Zugangs zu Wissensquellen unterstützen. Mehr Informationen zu Open Access und den verschiedenen Creative Commens-Lizenzen hier:
Open Access Initiativehttp://open-access.net/
Creative Commonshttp://de.creativecommons.org/
Die Logos auf der Startseite sind Eigentum der jeweiligen Institute:
SAE Institute (http://www.sae.edu/)
Middlesex University London (http://www.mdx.ac.uk/ )
Das Logo der Open-Access-initiative ist unter der Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung 2.0 Deutschland-Lizenz veröffentlicht (http://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/de/ ).
Die Creative Commons-Logos sind unter der Attribution 3.0 Unported-Lizenz veröffentlicht (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/).
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung, Methode, These 4
1.1 Einleitung.....................................................................................................4
1.1.1 Struktur und Herangehensweise.......................................................... 5
1.2 These............................................................................................................7
2 Definitionen 8
2.1 Mediale Inhalte............................................................................................ 8
2.2 Rezipient...................................................................................................... 8
2.3 Genre............................................................................................................8
2.3.1 Infotainment......................................................................................... 8
2.3.2 Reality-TV............................................................................................ 9
2.3.2.1 Doku-Soap und Reality-Soap......................................................9
2.4 Definition Unterhaltung............................................................................ 10
3 Unterhaltung als Rezeptionsziel 12
3.1 Regulation des Energiebudgets...............................................................12
3.2 Das Streben nach angenehmen Erleben................................................. 12
3.2.1 1. Abwechslung..................................................................................13
3.2.2 2. Selbstbestimmung/Souveränität.....................................................14
3.2.3 3. Kontrolle.........................................................................................15
4 Entstehung von Unterhaltung 16
4.1 Unterhaltung durch Nicht-Initialisierung gesellschaftlicher Werte und
Normen...................................................................................................... 18
4.2 Die triadisch-dynamische Unterhaltungstheorie.................................... 19
4.2.1 Phase 1: Vor und zu Beginn der Rezeption........................................21
4.2.2 Phase 2: Transaktion der Mikro- und Makroebene und Entstehung der
Makroemotion 'Unterhaltung'..............................................................22
4.2.3 Phase 3: „Postkommunikativ. Unterhaltung und Stimmung“...............25
5 Rezeptionsmotive und -verarbeitung 27
5.1 Grundlegende Motive................................................................................28
5.1.1 Neugierde.......................................................................................... 28
5.1.2 Wissenserwerb...................................................................................28
5.2 Individuelle Motive und Verarbeitung...................................................... 29
5.2.1 Hilfe zur Selbsthilfe............................................................................ 29
5.2.2 Alltagsflucht/-verarbeitung durch Schicksalsspiegelung.....................30
5.2.3 Identitätsbildung und Orientierung.....................................................31
5.2.4 Ablenkung.......................................................................................... 33
5.3 Motive für eine kommunikative Verarbeitung in der Gruppe.................33
6 Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption 36
6.1 Thema/Inhalt.............................................................................................. 36
6.2 Die Protagonisten......................................................................................36
6.2.1 Stereotypen........................................................................................38
6.2.2 Laiendarsteller .................................................................................. 39
6.2.3 Inszenierte Protagonisten...................................................................41
6.2.4 Offsprecher........................................................................................ 41
6.2.5 Alters-, Generations- und Geschlechtszugehörigkeit .........................42
6.3 Serielle Eigenheiten.................................................................................. 42
6.3.1 Mehrere Handlungsstränge................................................................42
6.3.2 Cliffhanger/Reminder......................................................................... 43
6.4 Kameraführung......................................................................................... 44
6.5 Musik und Ton........................................................................................... 44
6.6 Filmschnitt, optische Veränderungen und grafische Elemente.............45
6.6.1 Grafische Elemente............................................................................46
6.6.2 Verfremdungen des Bildes................................................................. 46
7 Zusammenfassung und Ausblick 48
7.1 Zusammenfassung....................................................................................48
7.2 Ausblick..................................................................................................... 49
8 Literaturverzeichnis 54
9 Abbildungsverzeichnis 63
10 Anhang 64
1 Einleitung, Methode, These
1 EINLEITUNG, METHODE, THESE
1.1 EINLEITUNG
In der Debatte um Sinn oder Unsinn von Fernsehinhalten, um Bereicherung für oder
Verdummung der Massen, wird oft angeführt, meist von Seiten der Produzenten/Sender,
dass nur das gesendet wird, was die Zuschauer sehen wollen. Diese Aussage,
vergleichbar der Frage nach der Henne und dem Ei, sorgt dafür die Rolle des Rezipienten
falsch einzuordnen.
Der Leitspruch „Wir senden, was die Leute sehen wollen sollen“1 ist zwar nach wie vor
aktuell, aber die Bedeutung hat sich verschoben. Denn mit der Einführung des
Privatfernsehens wandelte sich die Rolle des Rezipienten, den „das Programm [...]
umfassend informieren, anregend unterhalten und zur Bildung beitragen“2 soll, fortan zu
einem potentiellen Konsumenten der dargebotenen Waren und Wertvorstellungen.
Publiziert wird, verkürzt gesprochen, um zu verdienen.
Medien sind Kultur- und Wirtschaftsgüter zugleich.3
Redakteure oder Drehbuchautoren müssen immer abwägen zwischen der
“Zuschauerschaft, die 'drangehalten' werden muss (und nicht den Kanal wechseln soll)“4
und derjenigen, die informiert werden soll. In der Regel setzt sich die größere
Zuschauergruppe durch, und das ist meistens die erstgenannte.5
Gezeigt wird, was bestimmte Zielgruppen zu bestimmten Zeiten am wahrscheinlichsten
sehen wollen, beziehungsweise gilt es, im Idealfall gleich mehrere Zielgruppen
anzusprechen. „Der entscheidende Punkt ist nicht, wie sehr eine Sendung individuell
gefällt sondern, ob sie zumindest so weit gefällt, dass nicht um- oder gar abgeschaltet
wird.“6
1 Grimme, Adolf, (Ohne Jahr). Nach: Hallenberger, 1995, 8
2 Richtlinien des ZDF 1989. Nach: Schicha, 1999, (Ohne Seitenangaben) Kapitel Unterhaltung
3 Karmasin, 2005, 102
4 Tulloch, 2001 36
5 Vgl. ebd., 37
6 Hallenberger, 1995, 9
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 5/65
1 Einleitung, Methode, These
Doku-Soaps unterstützen diesen Ansatz gleich in mehrfacher Hinsicht. Etwa durch
unterschiedliche Handlungsstränge ist es möglich, für verschiedene Zielgruppen ein
unterhaltsames Angebot zu liefern, und auch die gezeigte (vermeintliche) Realität trägt
stark zu dem Erfolg dieses und anderer Subgenres des Dokumentarischen bei.
Ich stimme Williams zu, dass die Unterscheidung zwischen Unterhaltungssendung und
(anspruchsvollem) Kulturprogramm das „Fortdauern eines Ressentiments, eines mehr
oder weniger unbewussten Affekts gegen die Demokratisierung bedeutet. 'Kultur' werde
auf diese Weise erneut einer Elite vorbehalten, während die breite Bevölkerung als
kulturlose Masse verunglimpft werde.“7
Mittlerweile, so scheint es, haben allerdings auch Jene an der 'seichten'
Fernsehunterhaltung durch Doku-Soaps gefallen gefunden, die sich durch diese
Klassifizierung sozial wie auch intellektuell abheben wollten.
So haben Doku-Soaps sich über alle Sendergrenzen hinweg fest in der deutschen TV-
Landschaft etabliert. Zwar sind gewisse Unterschiede hinsichtlich der Themen und der
Darstellung bei den einzelnen Sendern zu erkennen. So wird etwa bei Arte etwas mehr
Wert auf Doku gelegt, bei RTL II etwas mehr auf Soap. Doch das Prinzip der
Wissensübermittlung durch Vereinfachung der Realität ist bei allen Formen zu finden.
In meiner Facharbeit Neokonservatismus und Doku-Soaps befasste ich mich mit den
dominierenden Themen, den transportierten Wert- und Normvorstellungen und mit der
Frage wer von diesem Wertetransfer profitieren kann,8 etwa von der „Durchsetzung einer
arbeitsmarktgerechten Persönlichkeit“9.
Darauf aufbauend werde ich mich in dieser Arbeit mit der häufig zu wenig beachteten
Rolle des Rezipienten beschäftigen. Ich werde mich mit der Frage beschäftigen, warum
entscheidet sich der Rezipient für ein unterhaltendes anstatt belehrendes Format
entscheidet und wie das Gesehene während und nach der Rezeption verarbeitet wird.
1.1.1 STRUKTUR UND HERANGEHENSWEISE
Da sich bis heute keine einheitliche Definition für die verschiedenen Formen von Reality-
TV durchsetzen konnte, werde ich in Kapitel 2 beschreiben, welche formellen Definitionen
7 Vgl. Williams, 1987. Nach: Haselstein, 1997, 68
8 Vgl. Poranzke, 2005, 16-28
9 Vgl. Beck, 1986, 206, nach: Müller, 1995, 102
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 6/65
1 Einleitung, Methode, These
und Bezeichnungen, nicht nur auf Fernsehgenres bezogen, ich in dieser Arbeit verwenden
werde.
Zur Beantwortung der Frage, ob Doku-Soaps für den Rezipienten vorrangig unterhaltende
Informationen, oder (eher beiläufig) informierende Unterhaltung bieten, werde ich in
Kapitel 3 zunächst klären, warum unterhaltende Medienangebote für den Rezipienten
reizvoll sind.
Ausgehend von der Annahme der Cultural Studies, dass der Rezipient erst durch seine
aktive Beschäftigung der Sendung Bedeutung zuweist / Inhalt produziert, und somit jeder
Rezipient zu einem individuellen Ergebnis kommen kann, werde ich in Kapitel 4 unter
Berücksichtigung der Unterhaltungstheorie Werner Frühs betrachten, wie dieser Prozess
abläuft.
Schon 1956 schlugen Horton und Wohl vor, die Aktivität der Medienrezeption (vor allem
die der Fernsehrezeption) im Zusammenhang mit sozialer Interaktion zu betrachten.10
Diese Interaktion, die kognitive und kommunikative Verarbeitung der
Rezeptionserkenntnisse, stelle ich in Kapitel 5 dar, um dann in Kapitel 6 die Lenkung der
Rezeptionserkenntnisse und -verarbeitung durch die Programmentwickler zu
untersuchen.
Im letzten Teil meiner Arbeit werde ich versuchen aufzeigen, ob und in wie weit sich die
Erkenntnisse über die Rezeption von Doku-Soaps mit der Annahme meiner These
vereinbaren lassen.
Auf den Einfluss, die technische Veränderungen auf die Produktion von Medieninhalten
haben, werde ich in dieser Arbeit nur vereinzelt eingehen. Ich möchte aber darauf
hinweisen, dass die technische Entwicklung das Sehverhalten der Rezipienten und auch
ihre Akzeptanz, was die Darstellung und die Inhalte von Medien anbelangt, verändert. Die
heutige weite Verbreitung von Mobiltelefonen oder digitalen Fotokameras mit
Videofunktionen haben sicherlich ebenso zur Akzeptanz einer immer stärkeren
Intimisierung der Inhalte beigetragen, wie auch die Verbreitung des Internets, wo jeder
Rezipient ohne größere Hürden zum Produzent werden kann. Es ist eine Analogie zu
sehen zwischen dem Distributionsweg von Dokumentarfilmen vom Kino über das
Fernsehen und private Videoaufzeichnungen zu den so genannten 'neuen Medien' wie
das Internet - und den immer „privateren Formen des Dokumentarfilms und [der] damit
10 Vgl. Wulff, 1993, 149
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 7/65
verbundene Fragmentisierung und Privatisierung des Publikums“.11
1.2 THESE
Im Bild sein hat gebildet sein ersetzt. Unsere Kultur kann man mit unseren Autos vergleichen, sie werden immer komplizierter, sie werden immer schneller, sie stehen immer häufiger im Stau, sehen alle irgendwie alle gleich aus und produzieren ganz nebenbei heiße Luft.12
Auch wenn ich dieser Kritik zustimme, gehe ich davon aus, dass Doku-Soaps wesentlich
mehr enthalten (können) als nur heiße Luft. Und so versuche ich in dieser Arbeit
herauszufinden, ob sich Doku-Soaps eignen, um die ursprünglichen Ziele des
Dokumentarfilms zu erfüllen, nämlich Aufklärung, Bildung und Kritik zu vermitteln, zu
transportieren oder anzuregen, oder ob gerade der Verzicht auf allzu kritische und in die
Tiefe gehende Inhalte den bisherigen Erfolg dieses Hybridgenres ausmachen.
Viele Themen von Doku-Soaps oder eigentlich des gesamten Programmangebots der
Massenmedien vereinfachen Sachverhalte, anstatt sie zu erhellen. Indem ein Teil der
Informationen verschwiegen wird, wird der andere Teil „immer fester und fester als
herrschende Meinung etabliert.“13 Diese „Tendenz zum Reden der einen und zum
Schweigen der anderen“14 zu durchbrechen, ist mein persönlicher Anreiz bei dieser Arbeit,
denn
Reality-TV in seiner jetzigen Form ist ein diffuses und unausgereiftes Genre, es beinhaltet jedoch Elemente, die eine Chance zur effektiven Informations-vermittlung bieten.15
Dem zustimmend ist es mein Ziel, in der vorliegenden Arbeit die folgende These zu
überprüfen:
Durch die Verbindung von Elementen fiktiver serieller Produktion mit den
inhaltlichen und ethischen Ansprüchen herkömmlicher Dokumentarfilme kann das
hybride Subgenre Doku-Soap aufklärende und anspruchsvolle Themen breiten
Bevölkerungsschichten zugänglich machen, dadurch eine Beschäftigung mit
diesen Themen herbeiführen und somit kritisches Denken und bewusstes Handeln
11 Hughes, 1997. In: Roscoe / Hughes, 1999, 135
12 Jebsen, 2007, Abschrift: Poranzke
13 Meyn, 2004, 239
14 Ebd., 2004, 239
15 Wegener, 1994, 152
im Alltag der Rezipienten fördern.
2 Definitionen
2 DEFINITIONEN
2.1 MEDIALE INHALTE
Zur besseren Verständlichkeit spreche ich in dieser Arbeit von (Fernseh-)Inhalten oder
(Fernseh-)Programm. Nur wenn ich bewusst auf eine allgemeinere Rezeption hinweisen
möchte, werde ich, wie auch Früh und Fiske16, der gängigen wissenschaftlichen
Ausdrucksform folgen und von Texten sprechen. Vertreter der Cultural Studies sehen in
den verschiedenen Medien nicht zwangsläufig einen Unterschied und sprechen deshalb
generell von Text.
2.2 REZIPIENT
Die Formulierung 'Rezipient' an Stelle von 'Zuschauer' ist, in Anlehnung an die Cultural
Studies, bewusst gewählt, um zu verdeutlichen, dass das Schauen einer Fernsehsendung
eine aktive Beschäftigung darstellt und nicht bloß ein passives Zuschauen.
Dies gilt für die Rezeption aller Medien durch Alle. So bin auch ich, teils durch Vorwissen,
aber gerade auch durch das Verfassen dieses Textes, Teil eines Rezeptionsprozesses17,
der immer ein wechselseitiges Zusammenspiel zwischen Text und Rezipient beinhaltet.18
2.3 GENRE
2.3.1 INFOTAINMENT
Infotainment (Information + Entertainment) stellt einen Sammelbegriff dar für alle Formen
des Reality-TV und anderer unterhaltender Informationssendungen. Teilweise wird auch
von Edutainment (Education + Entertainment) gesprochen. Wie der zweite Namensteil in
beiden Fällen verdeutlicht, beinhalten alle Sendungen dieser Kategorie unterhaltende
16 Fiskes erstes Buch trägt den passenden Titel Reading Television.
17 Vgl. Tulloch, 2001, 42
18 Vgl. Mikos, 2003, 101
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 10/65
2 Definitionen
Elemente.
2.3.2 REALITY-TV
Reality-TV bezeichnet nach Lücke alle Genres, in denen die Sendungen „private und
teilweise intime Beziehungsaspekte zwischen sich nahe stehenden Personen“19
thematisieren oder beinhalten.
Weitere Gemeinsamkeiten sind Personalisierung, Emotionalisierung, Intimisierung,
Stereotypisierung, Dramatisierung, die Illusionierung, dabei zu sein (Live-Charakter), also
eine Vermischung von Fiktion und Realität, die Verbindung von Information und
Unterhaltung und der Einsatz nicht prominenter Protagonisten.
Wobei auch Prominente zum Einsatz kommen, zum Beispiel die Sängerin Sarah Connor
in der Doku-Soap Sarah und Marc in Love20, allerdings werden sie selten in der Rolle des
Stars gezeigt, sondern als Privatpersonen.
Anders als herkömmliche Dokumentationen oder Informationssendungen enthalten
Reality-TV-Sendungen immer mindestens einen Protagonisten.
Allen Reality-TV-Genres ist zudem gemein, dass sie hybrid sind. Das heißt, sie setzen
sich immer aus verschiedenen Elementen anderer Genres zusammen.
Dies erschwert eine Kategorisierung.
Für diese Arbeit sind die beiden Sub-Genre des Reality-TV, Doku-Soap und Reality-Soap,
relevant, wobei der Fokus auf Doku-Soaps liegt.
2.3.2.1 DOKU-SOAP UND REALITY-SOAP
Die Protagonisten in Doku-Soaps werden an realen Schauplätzen gezeigt. Das
Kamerateam kommt zu den Protagonisten. Bei Reality-Soaps kommen die Protagonisten
zum Kamerateam. Zudem sind die Handlungsorte der Reality-Soaps von der Produktion
inszeniert oder zumindest vorgegeben.
Als eindeutig zu identifizierender Vertreter der Doku-Soaps sei hier die Sendung Toto &
Harry21 genannt, in der zwei Streifenpolizisten die bei ihrer alltäglichen Arbeit begleitet
19 Lücke, 2002, 52
20 Vgl. http://www.prosieben.de/music_cd/samil/
21 Vgl. http://www.sat1.de/ratgeber_magazine/ffs/themen/content/21160/
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 11/65
wurden. Prominentester Vertreter der Reality-Soaps ist sicherlich Big Brother22, die
Sendung, in der Menschen in einen Container gesperrt und rund um die Uhr beobachtet
wurden.23
Oft ist es jedoch nicht so einfach, die Grenzen zu ziehen. Die Sendung Die Super Nanny24
zum Beispiel würde ich den Doku-Soaps zuordnen, da die Protagonisten (Familien mit
Erziehungsproblemen) das Kamerateam zu sich kommen lassen. Allerdings bringt dieses
Team eine 'Super Nanny', namentlich Katia Saalfrank, mit, eine Protagonistin, die durch
die Produktion an einen fremden Ort geschickt wird.
Noch schwieriger gestaltet sich die Kategorisierung bei der Sendung Willkommnen in der
Nachbarschaft. Wieder kommt das Kamerateam zu den Protagonisten, aber es bringt
noch andere 'fremde' Protagonisten mit. In dieser Sendung werden nacheinander
verschiedene Protagonistengruppen in ein leer stehendes Haus geschickt, und am Ende
entscheiden die Alteingesessenen, wer von diesen Gruppen das Haus geschenkt
bekommt. Womit noch dass, eigentlich eher den Reality-Soaps zuzusprechende Element
der Spielshow hinzukommt.
Auch die Sender sind sich scheinbar nicht sicher, wie sie die verschiedenen Sendungen
einordnen sollen. So befindet sich Informationen auf der Internetseite des Senders zu der
bereits erwähnten Sendung Toto & Harry im Bereich Ratgeber und Magazine, und die
ebenfalls als Doku-Soap kategorisierte Sendung Wie die Wilden im Bereich Comedy und
Show.25
2.4 DEFINITION UNTERHALTUNG
Wie bereits erwähnt, ist Unterhaltung ein Merkmal aller Reality-TV-Sendungen.
Eine eindeutige Definition von Unterhaltung gibt es in der Kultur- und Sozialwissenschaft
allerdings nicht26 und kann es nach Lothar Mikos auch gar nicht geben, da „die alltägliche
Realität der Mediennutzung“ ein individueller Prozess ist, der sich nicht kategorisieren
lässt.27
Mikos sieht gar ein Problem im Begriff der Unterhaltung an sich. Einerseits dient der
22 Vgl. http://www.rtl2.de/591.html
23 Und ab Januar 2008 auch wieder beobachtet werden können. Vgl. http://www.rtl2.de/7999.html
24 Vgl. http://www.rtl.de/ratgeber/familie_876804.php
25 Vgl. http://www.sat1.de/comedy_show/wiediewilden/
26 Vgl. Früh, 2003, 12-13
27 Vgl. Mikos, 1997, 95
Begriff Unterhaltung „zur Bezeichnung einer Programmkategorie des Fernsehens,“28 die
wiederum verschiedene Formate umschließt. Aus Sicht der Rezipienten bedeutet der
Begriff ein positives Erlebnis, allerdings ohne klar definierbar zu sein. 29 Dadurch ist es für
Mikos schwierig, das Medium Fernsehen generell als Unterhaltung anzusehen, und er
hält es für interessanter, „zu erforschen, unter welchen Bedingungen keine Unterhaltung
entsteht“30.
Hallenberger hält zwar eine Kategorisierung in zum Beispiel, 'Information', 'Bildung',
'Unterhaltung' und 'Lebenshilfe' für verwendbar, aber auch er weist darauf hin, dass diese
Umschreibungen nicht exklusiv vergeben werden können. Denn „prinzipiell lassen sich
jeder Fernsehsendung sowohl verschiedene Angebotsmuster als auch unterschiedliche
mögliche Nutzungsweisen unterstellen“31. Er weist aber weiter darauf hin, dass es falsch
ist, generell aus der „Öffnung von Fernsehtexten zum Rezipienten eine völlige Beliebigkeit
von rezeptiven Prozessen zu folgern.“32 Zwar ist es möglich, dass ein Rezipient beim
Anschauen der Abendnachrichten Unterhaltung empfindet, dennoch kann das
Programmangebot in die alle vier oben genannten Angebotsschemata unterteilt werden.
Auch Keppler weist darauf hin, dass „Medienangebote [...] immer
Kommunikationsangebote [sind], die einige Wahrnehmungen eher nahelegen als andere,
[...] in denen eine Art der Rezeption eher angelegt ist als eine andere.“33 Dennoch muss
die Rezeption nicht diesen Vorgaben folgen. Der Rezeptionsprozess ist immer ein
wechselseitiges Zusammenspiel von medial vermittelten und konkreten, auf den realen
Alltag bezogenen Einflüssen.34
Meyn wie auch Karmasin35 wiederum sehen in dieser Wechselwirkung vor allem das
Publikum a l s die Bedeutung von Massenmedien bestimmend an, verkennen aber
ebenfalls nicht, dass auch die Aussagen der rezipierten Sendung Inhalt und Form des
Rezeptionsprozesses beeinflussen.36
28 Mikos, 2003, 100
29 Vgl. ebd., 100
30 Ebd., 100
31 Hallenberger, 1995, 16
32 Ebd., 16
33 Keppler, 1995, 90
34 Vgl. ebd., 90
35 Vgl. Karmasin, 2005, 116-117
36 Vgl. Meyn, 2004, 229
3 Unterhaltung als Rezeptionsziel
3 UNTERHALTUNG ALS REZEPTIONSZIEL
3.1 REGULATION DES ENERGIEBUDGETS
Jedes Lebewesen, und somit auch jeder Rezipient, hat während einer Wachperiode (dem
Zeitraum zwischen Aufwachen und Einschlafen) nur eine begrenzte Anzahl von Energie
zur Verfügung. Diese Energie wird für alle physischen und psychischen Aktivitäten
verwendet,37 entweder als „selbstbestimmter Energieeinsatz“, zum Beispiel durch
freiwillige Ausübung eines Hobbys, oder zur „Erfüllung unbeeinflussbarer äusserer
Einflüsse“38, zum Beispiel berufliche Pflichten.
Diese zur Verfügung stehende Energie spielt auch bei der Auswahl eines Fernsehinhalts
eine Rolle. Dabei verbraucht die Rezeption einer Fernsehsendung, bei der der Rezipient
viele neue Erkenntnisse erlangt, mehr Energie als die Rezeption einer Sendung mit
bereits bekanntem Sachverhalt.
3.2 DAS STREBEN NACH ANGENEHMEN ERLEBEN
Es ist ein menschliches Grundbedürfnis, sich mit etwas zu beschäftigen.39 Dieses
Grundbedürfnis kann auch als „Streben[s] nach einem angenehmen Erleben“40 bezeichnet
werden, infolge dessen nach Früh Unterhaltung entsteht. Für diese Entstehung sind, Früh
weiter folgend, folgende drei Aspekte von elementarer Bedeutung:
1. Abwechslung
2. Souveränität/Selbstbestimmung
3. Kontrolle41
37 Vgl. Wünsch, 2006, 102
38 Früh, 2003, 29
39 Vorausgesetzt es steht genug Energie zur Verfügung. Ansonsten wird der sprichwörtliche Wunsch
Energie zu tanken, zum Beispiel durch Schlaf, überwiegen.
40 Früh, 2003, 30
41 Ebd., 30
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 14/65
3 Unterhaltung als Rezeptionsziel
3.2.1 1. ABWECHSLUNG
Abwechslung verhindert Langeweile, welche wiederum verhindern würde, den
Rezeptionsprozess als angenehme Unterhaltung zu erleben.
Abwechslung entsteht aus der Beschäftigung mit „äußeren oder inneren Reizen“42, wobei
Früh Abwechslung nicht grundsätzlich oder ausschließlich auf die Inhalte bezieht, sondern
auch auf den kognitiven Prozess der Verarbeitung des Gesehenen.43 Auch
42 Wünsch, 2006, 99
43 Vgl. Früh, 2003, 30-31
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 15/65
Abbildung 1: Modell des triadischen Fittings (eigene Abbildung nach: Früh, 2003, 40)
3 Unterhaltung als Rezeptionsziel
abwechslungs-, oder reizarme Inhalte können viel kognitive Abwechslung auslösen, zum
Beispiel „Erinnerungen, Schlussfolgerungen oder kreative[n] Tagträume[n]“44.
Zwar bieten Doku-Soaps viel visuelle Abwechslung, unter anderem durch die Verwendung
mehrerer Handlungsstränge, gleichzeitig bieten sie jedoch meistens nur wenig inhaltliche
Tiefe, lassen dadurch also Platz für eigene Gedanken.
3.2.2 2. SELBSTBESTIMMUNG/SOUVERÄNITÄT
Früh nennt als einen weiteren wichtigen Faktor für die Entstehung eines
Unterhaltungserlebens, dass dieses nicht erzwungen werden könne, im Gegensatz zu
einem 'nur' angenehmen Erleben.45
Beispiel: Eine Geschäftsbesprechung in einem Whirlpool stellt kein Unterhaltungserleben
dar, dennoch kann die Benutzung des Pools ein angenehmes Erlebnis sein. Unterhaltung
könnte sich einstellen, wenn anstelle des Geschäftspartners eine befreundete Person
anwesend ist, was natürlich auch der Geschäftspartner sein kann, und wenn dieses
Treffen aus einem selbst bestimmten Grund stattfindet.
Selbstbestimmung ist also ein wichtiger Faktor für die Entstehung von Unterhaltung. Der
Begriff umfasst die Freiheit sowohl zu entscheiden, wie intensiv die Auseinandersetzung
mit dem Inhalt stattfindet, als auch mit welchem Inhalt sich der Rezipient
auseinandersetzt.
Souveränität bedeutet auch die Möglichkeit, die gesellschaftlichen Regeln und Normen
ignorieren und brechen zu können, ohne Konsequenzen im Alltag befürchten zu
müssen.46
Aufmerksamkeit wird immer durch das ungewöhnliche Gewöhnliche produziert.47
44 Früh, 2003, 31
45 Vgl. Wünsch, 2006, 97
46 Vgl. Früh, 2003, 31-32
47 Karmasin, 2005, 105
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 16/65
3 Unterhaltung als Rezeptionsziel
Damit meint Karmasin, dass das Geschehen zwar einen starken Bezug zur realen Umwelt
des Rezipienten haben muss, aber diese nicht 1:1 widerspiegeln darf.48 Dies kann zum
Beispiel durch die Wahl eines ungewöhnlichen Protagonisten oder durch den Bruch einer
gesellschaftlichen Norm durch den Protagonisten oder die Sendung geschehen.
Auch wenn die Entstehung von Unterhaltungsempfinden von anderen anwesenden
Personen beeinflusst werden kann, darf nicht außer acht gelassen werden, dass ein
Rezipient zwar vortäuschen kann, dass er sich gut unterhält, z.B. durch Mitlachen, dass
aber wirkliche Unterhaltung sich dadurch nicht zwangsläufig einstellt. Sicherlich kann eine
Sendung allein wenig unterhaltend sein, aber in der Gruppe sehr wohl. Dann allerdings
verlangt das aktuelle Unterhaltungsbedürfnis primär nicht die Rezeption einer
Fernsehsendung, sondern die Beschäftigung der gemeinsamen Rezeption.
3.2.3 3. KONTROLLE
Eng mit der Selbstbestimmung/Souveränität hängt der Aspekt der Kontrolle über die
Rezeption zusammen.
Damit ist nicht der Eingriff in die Handlung des Fernsehprogramms gemeint, sondern die
Möglichkeit eines „kontrollierten Kontrollverlustes“49. Der Rezipient kann
(gesellschaftliche) Tabus, Regeln oder Wert- und Normvorstellungen brechen oder sich
mit Protagonisten identifizieren, ohne die Kontrolle aufgeben zu müssen. Er kann
wechseln zwischen zwei Realitäten, seiner wirklichen und der des Gesehenen
(Wirklichkeitstransfer oder Schicksalsspiegelung genannt), er kann die Rezeption
jederzeit unterbrechen und in die Realität 'zurückkehren'.50
Um die Kontrolle zu behalten oder (erstmal) zu erlangen, muss der Rezipient wissen,
dass das Gesehene nicht real ist. Ansonsten würden seine Werte und Normen initialisiert
werden und verhindern, dass gegen sie verstoßen werden kann.
48 Vgl. Karmasin, 2005, 105
49 Früh, 2003, 34
50 Kontrolle bedeutet nicht das die Rezeption keine Auswirkungen auf den Rezipienten haben kann. Vgl.
Kapitel 3.2.3 3. Kontrolle
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 17/65
4 Entstehung von Unterhaltung
4 ENTSTEHUNG VON UNTERHALTUNG
Der Entstehungsprozess von Unterhaltung ist nicht allein vom Inhalt einer Sendung und
ihrer Präsentation abhängig, sondern auch vom Vorwissen und den momentanen
Empfindungen des Rezipienten.
Als Teil der Populärkultur betrachtet stellen Fernsehsendungen nach Fiske „keine
geschlossenen Einheiten dar, deren Sinn und Bedeutung ein Rezipient nur noch zu
entschlüsselt bräuchte“51.
Grimm kam in der Zusammenfassung seiner Studie Super-Nannys und ihr Publikum zu
dem Ergebnis, dass die Schlussfolgerungen der Rezipienten nicht identisch mit den in der
Sendung präsentierten sein müssen.52 „Die Rezepturen aus dem Fernsehen [werden]
nicht einfach“53 übernommen.
Auch Roscoe/Hughes sehen die Bedeutung von Medieninhalten erst „in der Interaktion
von Text und Publikum in unterschiedlichen Rezeptionskontexten“54 entstehen. Somit
lassen sich Fernsehsendungen auch nicht von vornherein als Unterhaltungs- oder
Bildungsangebote kategorisieren.
Schmidt ist zwar der Meinung, dass prinzipiell alles unterhalten kann, merkt aber wie auch
Fiske55 an, dass bei einigen Angeboten die Wahrscheinlichkeit größer ist als bei
anderen.56 Dieses Wechselverhältnis zwischen Kommunikator und Rezipient erklärt sich
aus der Art und Weise, wie sich Unterhaltung einstellen kann. Er zählt drei Möglichkeiten
auf:
1. Die bewusste Suche nach Unterhaltung.
2. En passant, zum Beispiel beim ziellosen 'zappen' durch die Fernsehkanäle
3. Im Nachhinein, wenn sich erst nach dem Konsum der Sendung ein
51 Fiske, 1993, 12. Nach: Mikos, 2001, 363
52 Vgl. Grimm, 2006, 6
53 Ebd., 5
54 Roscoe / Hughes, 1999, 144
55 Fiske, 1993, 12. Nach: Mikos, 2001, 364
56 Schmidt, 2003, 339
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 18/65
4 Entstehung von Unterhaltung
Unterhaltungsempfinden einstellt.57
Auch Früh wählt eine ähnliche Kategorisierung und nennt folgende Arten von
Unterhaltungsrezeption:
Die „motivierte Unterhaltungsrezeption“58 - hier sucht der Rezipient gezielt Unterhaltung im
Fernsehen und geht mit einer entsprechenden Grundhaltung an das Programm heran.
Dabei spielen die gerade aktuellen Definitionen von Unterhaltung (des Rezipienten) die
Hauptrolle. Die Hürde: „Die Unterhaltungsangebote müssen zu den eigenen momentanen
Bedürfnissen passen und auch das Umfeld muss geeignet sein, um Unterhaltung zu
ermöglichen.“59 Früh nennt dies triadisches Fitting60.
Die “habitualisierte Unterhaltungsrezeption“61 - hier hat der Rezipient keine konkreten
Erwartung an den Unterhaltungswert des Fernsehprogramms. Es stellt nur eine
„Berieselung“ dar. Dennoch wird der Unterhaltungswert nebenbei analysiert. Bei einer
Übereinstimmung mit den momentanen Unterhaltungsbedürfnissen wird zur motivierten
Unterhaltungsrezeption gewechselt.62
Die „motivierte[n] Rezeption mit anderem Fokus und beiläufigem Unterhaltungserleben“63 -
hier erwartet der Rezipient zunächst keine Unterhaltung, sondern die Möglichkeit des
Informations- oder Wissenserwerbs. Aber auch Sendungen, die formal als Information
beziehungsweise nicht als Unterhaltungssendung eingestuft werden, enthalten häufig
unterhaltsame Elemente64.
Nehmen diese Unterhaltungselemente überhand, dann wirken sie störend, und die
Aufmerksamkeit des Rezipienten sinkt (oder er schaltet um/aus). Besonders
Infotainmentsendungen, zu denen auch Doku-Soaps gezählt werden können, beinhalten
57 Vgl. ebd., 329
58 Früh, 2003, 39
59 Ebd., 39
60 Vgl. ebd., 40-41
61 Ebd., 47
62 Vgl. ebd., 47
63 Vgl. ebd., 48
64 Ebd., 49
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 19/65
4 Entstehung von Unterhaltung
diese Gefahr. Es ist aber auch möglich, dass der Rezipient seine Erwartung ändert und
sich auf die Unterhaltung einlässt. Dies ist auch in der anderen Richtung gegeben, wenn
der Rezipient eine Unterhaltungssendung erwartet und stattdessen eine Sendung mit
(überwiegendem) Informationsgehalt rezipiert. Entweder ändert er seine Erwartung von
Unterhaltung zu Informationsvermittlung, was während einer Rezeption auch mehrmals
passieren kann,65 oder er wird „nicht mehr aufmerksam der Handlung bzw. dem Thema
folgen, sondern stattdessen den Gesichtsausdruck und die Mundbewegungen einer
Opernsängerin sehr komisch finden, die Frisur der Nachrichtensprecherin für altmodisch
halten und die Dokumentation einer Flutkatastrophe oder einer Kriegsszene als
Actionszenen genießen [...]“66
4.1 UNTERHALTUNG DURCH NICHT-INITIALISIERUNG GESELLSCHAFTLICHER
WERTE UND NORMEN
Wenn Fernsehen generell als Unterhaltung angesehen wird, hält Mikos das triadische
Fitting Frühs für wenig sinnvoll, da Unterhaltung „als subjektives Erleben entsteht,
unabhängig von den konkreten Strukturen des medialen Angebots“67.
Dem stimmt Früh insofern zu, als dass er Fernsehen gar nicht als ausschließlich
unterhaltsam beschreibt, denn kulturelle Werte und Normen würden es verhindern, dass
ein Rezipient bei realem beziehungsweise als real empfundenem Unglück Unterhaltung
empfinden kann.
Hans-Otto Hügel erläutert dies am Beispiel des Zirkus. Ein Artist reproduziert ein
Kunststück, meist unterstützt durch dramaturgische Elemente wie zum Beispiel einem
ersten missglückten Versuch. Der Rezipient weiß um die Inszenierung und kann sich
dadurch auf eine Unterhaltung durch das Dargebotene einlassen. Würde Anlass zu der
Vermutung bestehen, dass das Kunststück misslingt, oder es sich gar nicht um ein
solches handelt, sondern der Künstler sich tatsächlich einer mit Messern werfenden
Person gegenübersieht, würde der Rezipient sich im ersten Fall ärgern, dass der Künstler
unfähig ist, eine gelungene Vorstellung darzubieten, und im zweiten Fall mit ihm leiden
oder ihn warnen und eventuell helfen. Unterhaltung würde sich in beiden Fällen nicht
65 Vgl. Grimm, 2006, 6
66 Früh, 2003, 49
67 Mikos, 2003, 100
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 20/65
4 Entstehung von Unterhaltung
einstellen.68 Nur das Wissen um die Fiktion der Darbietung ermöglicht es, die
Initialisierung der kulturellen Werte und Normen zu verhindern.69
Gerade die 'Nichtinitialisierung' der Werte und Normen beziehungsweise deren bewusste
oder unbewusste Missachtung nennt Früh als wichtige Vorraussetzung, um Unterhaltung
erleben zu können.
Dem stimmt Andrea Keppler zu, allerdings auf Daily-Soaps bezogen. Die „Erfahrung einer
Differenzierung der Welten ist [...] die Vorraussetzung für das Vergnügen der Rezeption.“70
Zum Beispiel, wenn es dem Rezipient dadurch ermöglicht wird, Dinge zu erleben, die im
Alltag nicht erlebt werden dürfen. Es ist ein Unterschied, ob der Rezipient selbsterlangtes
Zeugenwissen über ein begangenes Verbrechen besitzt, oder ob er einen Beitrag
darüber rezipiert (hat). Im ersten Fall würde er gegen die gesellschaftliche Verpflichtung
verstossen, die Polizei zu unterrichten, wenn er, etwa aus Sympathie zu dem Täter,
diesen nicht verrät (Stichwort: Robin Hood). Im zweiten Fall nutzt der Rezipient nur das
ihm Dargebotene, er kann dies alleine tun und muss niemanden etwas davon verraten
(oder Konsequenzen fürchten71), er kann es sogar genießen. Er kann das Kamerateam
'vorschicken' und behält jederzeit die Kontrolle, er kann umschalten oder sich mit anderen
Dingen zu beschäftigen.
4.2 DIE TRIADISCH-DYNAMISCHE UNTERHALTUNGSTHEORIE
Mit der Triadisch-Dynamischen Theorie versuchte Früh einen Rahmen dafür zu schaffen,
was der Begriff Unterhaltung eigentlich beschreibt. Er geht dabei, anders als zum Beispiel
die Wortführer/Vertreter der 'Frankfurter Schule'72, Horkheimer und Adorno, nicht von einer
relativ einseitigen und zielsicher steuerbaren (von Seiten der Produzenten/ Machtinhaber)
Manipulation der Rezipienten aus73, „von einer Allmachtstellung des Fernsehens“74,
sondern er betrachtet das Zusammenspiel von sozialen, kulturellen und situativen
68 Vgl. Hügel, 1993, 126-127
69 Früh, 2003, 45
70 Keppler, 1995, 92
71 Vgl. Haldenwang, 2
72 „Die Vertreter dieser Schule versuchten die politische Ökonomie von Marx mit der Psychoanalyse von
Freud zu einer kritischen Theorie über die kapitalistische Gesellschaft zu verbinden.“ PhilLex - Lexikon
der Philosophie (Ohne Seitenangaben)
73 Vgl. Horkheimer/Adorno, 1992, 147. Nach: Mikos, 2003, 90
74 Meyn, 2004, 237
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 21/65
4 Entstehung von Unterhaltung
Faktoren genauer. Dabei orientiert er sich an den Cultural Studies, „die von der
prinzipiellen Mehrdeutigkeit von Fernsehserien ausgehen“75 und dem Rezipienten eine
aktive Rolle im Rezeptionsprozess zuschreiben.76 Es sollte den Rezipienten „überlassen
sein [...], sich eine eigene Meinung zu bilden“77.
Zwar ist der Versuch einer Manipulation durch die Medien(-produzenten) nicht von der
Hand zu weisen78, aber zur Erklärung der Entstehung von Unterhaltung im allgemeinen
und zur Erklärung der Popularität von Doku-Soaps im speziellen zu vernachlässigen.
Carsten Wünsch sieht in dem triadisch-dynamischen Modell ebenso wie Früh79 ein
Rahmenmodell80, welches „prinzipiell in der Lage ist, einen größeren Teil der bereits
vorgestellten81 Theorien zu integrieren“82 und das zudem ermöglicht, zu veranschaulichen,
„wie negative Emotionalität bei der Rezeption von Inhalten audiovisueller Medien in positiv
valenzierte Unterhaltung 'überführt' wird, und warum umgekehrt nicht jede positive
Emotionalität bei der Rezeption als angenehme Unterhaltung empfunden wird – wie [...]
also Valenz transformiert wird.“83
Das grundlegende Konzept der TDU nach Früh:
Unterhaltung durch Fernsehen entsteht als angenehm erlebte Makroemotion im Zuge eines transaktionalen Informationsverarbeitungsprozesses unter der Bedingung, dass bestimmte personale, mediale und situative bzw. gesellschaftliche Faktoren kompatibel sind und der Rezipient außerdem die Gewissheit hat, die Situation souverän zu kontrollieren.84
Unterhaltung als Makroemotion entsteht auf der Metaebene aus dem Zusammenspiel und
75 Hallenberger, 1995, Seite 16
76 Vgl. ebd., 16
77 Roscoe / Hughes, 1999, 151
78 Vgl. Poranzke, 2005, 28-32
79 Vgl. Früh, 2003, 18
80 Vgl. Wünsch, 2006, 87
81 Wünsch untersucht und vergleicht sowohl nicht-rezeptionsorientierte, soziale, inhaltliche und
anthropologische Ansätze sowie rezeptionsorientierte Ansätze, die motivationale und emotions- und
erregungspsychologische Ansätze, wie auch den Ansatz Unterhaltung als Spiel oder Erleben betrachten.
Vgl. ebd., 15-86
82 Ebd., 87
83 Ebd.,114
84 Früh, 2002, 240, In: Wünsch, 2006, 95
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 22/65
4 Entstehung von Unterhaltung
dem Abgleich der Empfindungen auf der Mikroebene und dem Kontrollprozess, der die
Zweckdienlichkeit überprüft und die Fitting-Kontrolle durchführt.85
Doch bevor es zur Entstehung der Makroemotion kommt, diese entsteht erst in der
zweiten von insgesamt drei Phasen der motivierten Unterhaltungsrezeption nach Früh,
muss der Rezipient erst überprüfen, ob das Programm seinen momentanen konkreten
Unterhaltungsbedürfnissen entspricht.
4.2.1 PHASE 1: VOR UND ZU BEGINN DER REZEPTION
Wenn der Rezipient gezielt nach Unterhaltung sucht, wird er das zur Verfügung stehende
Programm zuvor überprüfen/selektieren, entweder mit Hilfe von Programmzeitschriften86
oder beim Durchschalten der Fernsehkanäle, unterstützt durch seine „Kenntnis
bestimmter wiederkehrender Programmstrukturen“87. Aus dieser Mischung aus konkreten
Hinweisen und auf der „Grundlage von Vorwissen, Interferenzen und Attributionen“88 kann
85 Vgl. Abbildung 2, 21
86 Vgl. Stauff, 2006, 271
87 Früh, 2003, 39
88 Ebd., 39
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 23/65
Abbildung 2: Dynamisches Zweiebenenmodell der Unterhaltungsrezeption (eigene
Abbildung nach: Früh, 2003, 41)
4 Entstehung von Unterhaltung
der Rezipient erste Schlussfolgerungen ziehen, ob Unterhaltung zu erwarten ist. Es kann
schon ausreichen, allein das Genre zu erkennen, um eine gewisse Erwartung an das
Programm zu erzeugen.89 Diese Aussicht auf Unterhaltungspotential nennt Früh
Zweckdienlichkeitskontrolle.90
Wenn diese zwei Faktoren des triadischen Fittings, der Wunsch nach Unterhaltung und
die Aussicht auf Unterhaltungspotential, gegeben sind, wird der dritte Prozess initialisiert.
Das Unterhaltungsangebot muss auch die Art von Unterhaltung bieten, die der Rezipient
im aktuellen Moment als für sich unterhaltsam ansieht. Früh zählt zu diesem Faktor, dem
Fitting-Control auch Umwelteinflüsse dazu, etwa ob alleine oder in der Gruppe rezipiert
werden soll.91
Nach diesen Faktoren wählt der Rezipient nun sein Programm aus mit einer mehr oder
weniger genauen Erwartungshaltung, ohne allerdings andere Rezeptionsziele wie zum
Beispiel Information oder Bildung gänzlich auszublenden.92
4.2.2 PHASE 2: TRANSAKTION DER MIKRO- UND MAKROEBENE UND ENTSTEHUNG
DER MAKROEMOTION 'UNTERHALTUNG'
In der zweiten Phase, dem Rezeptionsprozess, wird die Zweckdienlichkeits- und
Fittingkontrolle ununterbrochen fortgeführt, nun allerdings auf das konkrete
Fernsehprogramm angewandt, wobei die zuvor gebildeten Erwartungen in die Rezeption
mit einfließen und „fortlaufend geprüft und modifiziert“93 werden.
Dies geschieht auf zwei Ebenen, der Mikro- und der Makroebene. Auf der Mikroebene
wird Szene für Szene „verarbeitet und kontrolliert, ob sie zu den Erwartungen hinsichtlich
inhaltlicher, formaler bzw. wertender und dynamischer Art“94 passt.95
Stimmt die Auswertung der Mikroebene mit der in der ersten Phase gebildeten
Erwartungshaltung hinsichtlich der Art der Unterhaltung überein, festigt sich diese auf der
89 Vgl. Pietraß, 2002, 501
90 Vgl. Früh, 2003, 39
91 Vgl. Früh, 2003, 39-41
92 Vgl. ebd., 41
93 Ebd., 42
94 Ebd., 42
95 Vgl. Abbildung 2, 21
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 24/65
4 Entstehung von Unterhaltung
Makroebene (für die gesamte Sendung).96 Sollte die Analyse der Mikroebene jedoch nicht
den Vorstellungen entsprechen, führt dies zu Irritationen bis hin zu einem Wechsel der
Ergebnisse auf der Makroebene. In den meisten Fällen ändert sich allerdings nur die
Unterhaltungserwartung. Der Rezipient lässt sich entweder darauf ein, oder er schaltet
um/ab.
Früh weist darauf hin, dass sich auch unterschiedliche, „sich gegenseitig überlagernde
Makrostrukturen“97 bilden können, die auf anderen sozialen oder situativen
Erfahrungen/Empfindungen des Rezipienten basieren. Ein anschauliches Beispiel, so
Früh98, sind “etwa unterschiedliche Handlungsstränge in Filmen“99.
Während der Überprüfung der Mikroebene kommt es immer wieder zu Szenen oder
Sequenzen, die nicht als unterhaltend empfunden werden. Allerdings ändert der Rezipient
seine Erwartungen auf der Makroebene nicht sofort, sondern erst, wenn die Länge der
'Nicht-Unterhaltung' zu lang wird. Die tolerierte Länge ist dabei von Rezipient zu Rezipient
unterschiedlich. Früh nennt dies 'kognitiv-affektive-Trägheit'100.
Die kognitive und affektive „Interpretation der Mikroebene“101 fasst nicht nur die einzelnen
Szenen zusammen und analysiert sie, sondern bringt diese Erkenntnisse, nicht mehr nur
Szene für Szene, sondern als Ganzes, mit anderem (Vor-)wissen zusammen und zieht
daraus Schlussfolgerungen beziehungsweise entwickelt daraus Emotionen, die
unterhalten können - entweder direkt auf die Sendung bezogen oder „auf Ziele, die
außerhalb der Sendung, z.B. in der eigenen Person liegen“, etwa zur Bestätigung von
eigenen, „kulturbedingten Werteprinzipien“102 oder „zu sozialen Vergleichsprozessen“103.
Der Rezipient kann so dem Beitrag eine „Funktion für die eigene Person“ zuschreiben. Er
kann sein eigenes Handeln und Erleben kommentieren, und zwar aus einer Distanz, die
ihm jederzeit erlaubt, Kontrolle über seine Empfindungen zu behalten. Kann er durch
diese Handlung Selbstbestätigung oder einen Wissensgewinn erzielen als Folge eines
96 Die Erwartungshaltung wird zwar schon vor der Rezeption gebildet, unterliegt aber während des
eigentlichen Rezeptionsvorgangs einer stetigen Modifikation und beeinflusst die Unterhaltung
fortwährend.
97 Früh, 2003, 42
98 Vgl. Früh, 2002, 213. Nach: Früh, 2003, 42
99 Ebd., 42
100 Ebd., 42
101 Ebd., 43
102 Ebd., 43
103 Ebd., 43
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 25/65
4 Entstehung von Unterhaltung
überwiegend positiven Resultats dieser Kommentierung, kann dies seine „Informations-
und Emotionsverarbeitungsprozesse verstärken“, oder auch ihre Bedeutung umkehren.
So kann ein negatives Ereignis auf der Mikroebene, etwa die Darstellung von familiären
Problemen, durch Kommentierung des Rezipienten zu einer positiven
Erfahrungserweiterung auf der Makroebene werden.104
„Ich bin lebendig und ein anderer ist tot“, schreibt Christiane von Wahlert105, und erinnert an Canettis Analysen dazu – jeder Anblick eines Toten verleiht dem Lebenden, dem Überlebenden neben Angst, Schrecken, Entsetzen und Trauer auch ein Gefühl der Überlegenheit und des Triumphes [...].106
Früh merkt an, dass dennoch nicht jede positive Emotion zu Unterhaltung werden muss.
Er versucht dies anhand eines „etwas komplizierte[n] Beispiel[s] mit drei Varianten“107 zu
verdeutlichen.
Drei Personen rezipieren ein anspruchsvolles Buch. Erstens: Der Rezipient, ein Schüler,
wird von den 'Herrschenden' gezwungen, dieses Buch zu lesen. Dadurch, dass er das
Buch nicht freiwillig rezipiert, wird die Entstehung eines Unterhaltungsempfindens
unterbunden.
Bei der zweiten Variante handelt es sich um einen bildungshungrigen Rezipienten, der
das Buch zwar freiwillig rezipiert, aber dies tut, um seinen „Bildungstand und damit sein
Ansehen“ zu erhöhen. Dadurch fehlt der „Unverbindlichkeitscharakter“, die
Selbstbestimmung. Die Rezeption bewirkt keinen unverbindlichen Kompetenzgewinn,
sondern einen (selbst-)verordneten Prestigegewinn, etwa weil im vorhandenen oder
angestrebten sozialen Umfeld des Rezipienten dieses Wissen als wichtig erachtet wird.
Der dritte Rezipient sieht es als persönliche Herausforderung, an den Text zu verstehen.
Er tut dies nur für sich und muss somit keine Konsequenzen befürchten, sollte er
scheitern (etwa weil er den Inhalt nicht versteht).
Mit diesem in der Tat etwas komplizierten Beispiel versucht Früh aufzuzeigen, wie
soziative und situative Einflüsse bewirken können, dass ein und die selbe Handlung nicht
104 Vgl. ebd., 43
105 Wahlert, 1993, 22. Nach: Wulff, 1995, 118
106 Wulff, 1995, 118
107 Früh, 2003, 44-45
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 26/65
4 Entstehung von Unterhaltung
zwangsläufig unterhaltsam sein muss.108
Unterhaltsamkeit entsteht , wenn der Eindruck bleibt, die ganze „Identitätsarbeit“ oder sonstige Funktionen seien nur eine schöne Zugabe, ein „Mehrwert“
anlässlich eines Verhaltens, das man auch um seiner selbst Willen sowieso durchgeführt hätte.109
4.2.3 PHASE 3: „POSTKOMMUNIKATIV. UNTERHALTUNG UND STIMMUNG“110
Im Anschluss an die Rezeption verblassen die Makroemotionen langsam, im
Unterbewusstsein bleiben sie jedoch noch eine ganze Weile erhalten, verlieren aber ihren
direkten Bezug zum auslösenden Ereignis, sprich dem rezipierten Fernsehinhalt.111 Sie
können allerdings (teils unbewusst) zukünftiges Verhalten (mit-)prägen oder
-beeinflussen.112
Zwei Beispiele von Gleich für Aufmerksamkeitssteigerung oder Sensibilisierung durch
Themen, die mittels Reality-TV-Sendungen rezipiert wurden:
Im ersten Beispiel rezipierten zwei Gruppen von Jugendlichen an fünf aufeinander
folgenden Tagen Talkshows. Die eine Gruppe rezipierte Sendungen, in denen Themen
wie „Homosexualität, Transsexualität oder Tätowierungen/Piercings“113 positiv behandelt
wurden. Die andere Gruppe rezipierte Daily-Talkshows zu Themen wie Mode, Schönheit
und ähnliches, „eher neutral und nicht wertend aufbereitet“114.
Das Ergebnis ergab, dass die erstgenannte Gruppe zum einen den Anteil an
Homosexuellen oder transsexuellen in der Gesellschaft höher einschätze als ihre
tatsächliche Zahl (soweit diese überhaupt messbar ist115). Zum anderen war ihre
Einstellung ihnen gegenüber weniger ablehnend.116
Gleich macht aber darauf aufmerksam, dass dieser Effekt nur auf die behandelten
108 Vgl. ebd., 44
109 Ebd., 45
110 Früh, 2003, 47
111 Vgl. Früh, 2003, 47. Und: Mehling (Ohne Seitenangaben)
112 Vgl. Chill/Meyn, 1998, 7
113 Gleich, 2001, 528
114 Ebd., 528
115 Anmerkung Poranzke
116 Vgl. Gleich, 2001, 528
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 27/65
4 Entstehung von Unterhaltung
Themen zutraf. „Ein Transfereffekt im Sinne einer generell weniger restriktiven Haltung
(z.B. auch gegenüber anderen Themen) konnte nicht festgestellt werden.“117
In einem anderen Fall bemüht Gleich eine kriminalistische Studie, die Reality-TV-
Sendungen wie Notruf118 untersuchte. Das Ergebnis war, dass 60% der häufigen
Rezipienten sich unsicher fühlen, knapp ein Drittel davon sogar sehr.119 Bei Personen, die
diese Sendung nicht rezipiert hatten, lag die Quote 20% niedriger.120
117 Ebd., 528
118 1992–2006 (RTL). Reality-TV-Magazin. Hans Meiser präsentiert spektakuläre Unfälle und
dramatische Rettungsaktionen, die sich wirklich zugetragen haben, für die Sendung jedoch
nachgestellt werden. Niggemeier (Hrsg.), (Ohne Seitenangaben)
119 Vgl. auch: Schuster, 2007, (Ohne Seitenangaben)
120 Vgl. Gleich, 2001, 226-227
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 28/65
5 Rezeptionsmotive und -verarbeitung
5 REZEPTIONSMOTIVE UND -VERARBEITUNG
Die Entscheidung, eine unterhaltende Doku-Soap zu rezipieren, kann aus
verschiedlichster Motivation heraus erfolgen. Es reicht nicht aus, nur den
Unterhaltungsaspekt zu betrachten, oder das Rezeptionsziel allein in dem Wunsch nach
Realitätsflucht zu sehen,121 um die Entscheidung für die Rezeption einer Doku-Soap und
die damit verbundene Verarbeitung durch den Rezipienten zu erklären.122 Auch lässt sich
die Entscheidung für ein Programmangebot nicht nur auf den direkten Inhalt einer
Sendung zurückführen, denn bei der Rezeption „werden den sozialen Erfahrungen der
Rezipienten gemässe Bedeutungen produziert und 'verhandelt'; die primären Texte sind
dafür oft kaum mehr als der Anlass“123.
Die Motivation für die Rezeption einer Doku-Soap und die Art, wie die daraus
gewonnenen Informationen Verwendung finden, habe ich in drei Kategorien unterteilt.
Die erste Kategorie umfasst die Grundmotivationen, durch die die nachfolgend
betrachteten Motive und ihre Verarbeitungsmöglichkeiten erst zustande kommen. Die
zweite Kategorie betrachtet die individuellen Rezeptionsmotive und ihre Verarbeitung
beim einzelnen Rezipienten. Als dritte folgt die Kategorie der kommunikativen
Verarbeitung in einer Gruppe.
Allerdings stellt diese Unterteilung keine absolute Trennung dar. Die Kategorien können
sich gegenseitig bedingen und beeinflussen. Ein Rezipient, der alleine rezipiert, kann dies
(auch) tun, um danach die Rezeptionsergebnisse in einer Gruppe zu nutzen. Oder er
nutzt die Erkenntnisse aus einer kommunikativen Verarbeitung in einer Gruppe für sich als
Individuum weiter. Auch können beide Rezeptionsarten bereits Motiv der Rezeption sein
oder erst durch die Rezeptionsverarbeitung initiiert werden, als Folgemotiv und
-verarbeitungsprozess.
121 Vgl. Karmasin, 2005, 114
122 Vgl. Gleich, 2001, 525
123 Müller, 1993, 58
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 29/65
5 Rezeptionsmotive und -verarbeitung
5.1 GRUNDLEGENDE MOTIVE
5.1.1 NEUGIERDE
Grimm sieht, auf die Reality-Soap Big Brother, Staffel 1 und 2, bezogen, „kognitive und
emotionale Stimulation (Neugier und Erlebniswert)“124 als ein zentrales Motiv an, weist
aber darauf hin, dass seine Studie ergeben hat, dass „die Ausrichtung auf das Alltägliche
die Ausrichtung auf das Außergewöhnliche überwiegt“125. Nolte hingegen sieht die Neugier
der Rezipienten, am Beispiel der Doku-Soap Die Super Nanny aufgezeigt, hauptsächlich
durch Kuriositäten, sprich möglichst extreme Problemfälle befriedigt.126
Da der Rezeptionsprozess sich nicht linear auf eine Befriedigungsart beschränkt, und die
Gewichtung sich verschieben kann,127 halte ich es für wichtiger, das Motiv Neugier als den
Wunsch anzusehen, Neues zu erfahren. Dabei ist es erst einmal nebensächlich128 ob
diese Neugier durch Voyeurismus oder Schadenfreude befriedigt wird oder durch
konkrete Hilfestellungen, was Grimm dem überwiegenden Teil der Rezipienten der 'Super
Nanny“ konstatiert.129 Hinter dem Motiv, voyeuristische Neugier zu befriedigen, vermutet
auch Gleich die Suche nach „spezifische[n] Bewältigungsstrategien“130.
5.1.2 WISSENSERWERB
Das dem Motiv Neugier zuzuordnende Motiv Wissenserwerb kann zum einen dem
bewussten Streben nach Informationen oder Standpunkten dienen, im Sinne von
„Fernsehen als Lehranstalt“131, es kann aber auch nur ein unbewusstes 'Zwischenmotiv'
darstellen, um dadurch eines der im folgenden genannten Motive zu befriedigen.
Auch muss das Motiv der Neugier nicht auf ein Streben nach Informationen beschränkt
124 Grimm, 2001, 55
125 Ebd., 55
126 Vgl. Nolte. Nach: Karagöl, 2007, (Ohne Seitenangaben)
127 Vgl. Kapitel 4.2 Die triadisch-dynamische Unterhaltungstheorie
128 Nur auf die Motive und den generellen Verarbeitungsprozess, nicht auf die vermittelten Inhalte und
Werte bezogen.
129 Vgl. Grimm, 2006, 4-6
130 Gleich, 2001, 526
131 Psychographics-Studie des IFM (heute Rheingold-Institut). Nach: Koschnick (1), (Ohne Seitenangaben)
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 30/65
5 Rezeptionsmotive und -verarbeitung
sein, sondern kann losgelöst vom eigentlichen Inhalt der Sendung als Kompetenzgewinn,
oder -bestätigung dienen, etwa durch das Erkennen von sich wiederholenden Handlungs-
oder Gestaltungsmustern.132
Generell ist Wissenserwerb, gleich welcher Art und welchen Umfangs, wichtige
Vorraussetzung für die weitere Verarbeitung der Rezeption. Dieses Alltagswissen „schließt
zugleich operative Fähigkeiten ein, um mit Situationen, gewohnten wie überraschenden,
mit eingespielten wie neuen Aufgaben, mit Menschen, seinen sie vertraut oder fremd,
angemessen, effizient und erfolgreich umgehen zu können“133.
5.2 INDIVIDUELLE MOTIVE UND VERARBEITUNG
5.2.1 HILFE ZUR SELBSTHILFE
Grimm kommt in der Zusammenfassung seiner länderübergreifenden Studie Super
Nannys und ihr Publikum zu dem Ergebnis, „dass durchschnittlich junge Frauen unter 30
mit Kind [diesen Sendungen] folgen, um sich in Erziehungsfragen beraten zu lassen“134,
vornehmlich Personen, die der „Erziehungsberatung durch offizielle Einrichtungen eher
kritisch“135 gegenüber stehen.
Diese Sendungen werden also, nach Grimm, nicht zur Stillung des Bedürfnisses nach
Unterhaltung rezipiert, sondern (überwiegend) bewusst auf der Suche nach Hilfe oder
Rat.136
Dem stimmt auch die ehemalige Chefin der Unterhaltungsabteilung des Fernsehsenders
RTL 2 zu.
Das Besondere an den Service- und Infoformaten liegt darin, dass sie die Fragen, das Informationsbedürfnis und die Wünsche der Zuschauer nach einem Leitfaden in ihrem persönlichen Leben stillen.137
132 Vgl. Früh, 2003, 34
133 Kübler, 2005, 12
134 Karagöl, 2007, (Ohne Seitenangaben)
135 Ebd.
136 Vgl. Arnold, 2006, 2
137 Hofem-Best. Nach: Winkler, 2005, (Ohne Seitenangaben)
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 31/65
5 Rezeptionsmotive und -verarbeitung
Die Verarbeitung der Rezeption bezieht sich dabei auf den konkreten Sendungsinhalt,
ohne jedoch die dargestellten Lösungen ohne Hinterfragen zu übernehmen.
5.2.2 ALLTAGSFLUCHT/-VERARBEITUNG DURCH SCHICKSALSSPIEGELUNG
Keppler ist der Ansicht, auf Daily-Soaps bezogen, dass das Interesse der Rezipienten
„nicht primär der Wirklichkeit [gilt], sondern ihrem „Schein: einer vereinfachten,
geordneten und nach dramaturgischen Gesetzen rhythmisierten Wirklichkeit“.138 Die
Rezeption stellt eine gewisse 'Flucht' vor der oft „viel komplexeren, weit ungeordneteren,
oft ereignisarmen“139 Realität dar, dem „eintönigen und unwiederholbaren Verlauf des
realen Lebens“140.
Der Rezipient kann sich in einen Protagonisten hineinversetzen und so dessen Rolle
einnehmen oder für eigene Zwecke umdeuten, was im Alltag nicht möglich wäre, oder
wodurch Konsequenzen zu fürchten wären.141 Der Rezipient behält zudem jederzeit die
Kontrolle wieder in die Realität 'zurückzukehren'.
Für diese Schicksalsspiegelung142 nutzten etwa australische Schulkinder, einer Studie von
Hodge und Tripp143 zufolge, die Daily-Soap Prisoner, die in einem Frauengefängnis
spielte. Zur Verarbeitung ihrer alltäglichen schulischen Machtkämpfe mit den Lehrern,
versetzten sie sich in die Rolle der Inhaftierten und ihre Lehrer in die des
Gefängnispersonals. Die Schüler „nutzten das Programm zur Begründung resistenten
Verhaltens in der Schule“144.
Auch die Psychographics-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Rezipient sich zum
Beispiel in die Rolle eines (TV-)Mörders versetzen kann, um das (TV-)Opfer gegen eine
reale Person auszutauschen in seiner Phantasie.145
Dieselbe Studie weist aber auch darauf hin, dass es genauso gut möglich ist, sich in einen
138 Keppler, 1995, 95
139 Vgl. ebd., 95
140 Ebd., 99
141 Vgl. Gleich, 2001, 524
142 Vgl. Koschnick (1), (Ohne Seitenangaben)
143 Vgl. Hodge/Tripp, 1986. Nach Müller, 1993, 54
144 Müller, 1993, 54
145 Vgl. Koschnick (1), (Ohne Seitenangaben)
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 32/65
5 Rezeptionsmotive und -verarbeitung
positiven (TV-)Helden hineinzuversetzen, etwa um dem monotonen Berufsalltag zu
entkommen.
Für die Verarbeitungsmethode Schicksalsspiegelung ist somit weniger die konkrete
inhaltliche Handlung ausschlaggebend, als die Identifikation mit einem Protagonisten, als
Möglichkeit reale Probleme, vorrangig resultierend aus dem Ungleichgewicht der
Machtverteilung zwischen Rezipient und einem Widersacher (Lehrer, Eltern, Vorgesetzte,
die Regierung, et cetera.) zu verarbeiten.146
Die Schicksalsspiegelung bedeutet aber nicht unbedingt, dass das phantasierte Verhalten
in die Realität übernommen wird. In diesem Punkt herrscht noch immer ein erbitterte
Debatte, momentan vorrangig über gewaltverherrlichende Computerspiele (Killerspiele)
geführt, aber auch das Medium Fernsehen ist immer wieder Gegenstand dieser
Debatte.147
Unabhängig vom jeweiligen Standpunkt ist allerdings festzuhalten, dass diese
Schicksalsspiegelung für das alltägliche Leben des Rezipienten eine leitende Funktion
einnimmt, und somit die Inhalte nicht als völlig beliebig angesehen werden dürfen.
Noch einmal auf die australische Studie bezogen, bin ich der Meinung, dass die Inhalte
eine wichtige Rolle im schulischen Alltag der Rezipienten spielen, und somit diese Art der
Konfliktbewältigung eine nicht zu unterschätzende Wirkung hat.148
Eine amerikanische Studie hat ergeben, dass gerade Kinder und Jugendliche für die
Übernahme gewalttätigen Verhaltens empfänglich sind, abhängig von der
durchschnittlichen Rezeptionsdauer und ihrer Fähigkeit, das Gesehene zu verarbeiten.149
Nach Fiske ist die Rezeption ein „Prozess, in dem Menschen aus ihren sozialen
Erfahrungen 'Sinn machen' und der zugleich auf diesen Erfahrungen fusst“150.
5.2.3 IDENTITÄTSBILDUNG UND ORIENTIERUNG
Ein Transfer medialer Rezeptionserkenntnisse ist auch für die „soziale[n] Produktion
146 Vgl. Müller, 1993, 54
147 Vgl. beispielsweise: http://www.zeit.de/computer/killerspiele
148 Vgl. Haldenwang, 3
149 Schön, 2005, 3-4
150 Vgl. Müller, 1993, 54
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 33/65
5 Rezeptionsmotive und -verarbeitung
individueller Identitäten“151 oder zur Stabilisierung dieser152 sowie für eine
Orientierungsfunktion im Alltag des Rezipienten von hoher Bedeutung.153
Auch für Wulff ist die „Konstitution von Sozialität ein Funktionsaspekt von Fernsehen154.
Dies bestätigt nach Gleich auch eine nicht näher benannte amerikanische Studie, die eine
Beeinflussung bestimmter Aspekte der Realität als gegeben ansieht. Etwa die Annahme,
„dass viel mehr Menschen außereheliche Beziehungen haben oder sich scheiden lassen,
als es in der Realität der Fall ist“155.
Hofem-Best sieht Selbstreflexion der Rezipienten als eines der Rezeptionsziele der
Reality-Soap Big Brother.156
Nach einer Studie des Rheingold-Instituts zu eben dieser Sendung157 wird der mediale
Alltag, etwa abwaschen, putzen oder kochen, immer wieder mit der eigenen Realität des
Rezipienten abgeglichen. Diese Orientierung ist nicht auf Tätigkeiten beschränkt, sondern
gilt auch in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen. Durch psychologische Analyse
wird versucht, die Motive und Handlungen der Protagonisten „zu verstehen,
vorherzusagen und zu analysieren“158.
Identität drückt sich jedoch nicht nur durch Gedanken, Werte und soziale Positionen aus.
Sie wird auch sichtbar präsentiert.
Auch eine ästhetische Verarbeitung von Medieninhalten trägt zur Identitätsbildung bei159
und wird wiederum durch materielle oder eben ästhetische Zeichen zur Schau
getragen.160 Zum Beispiel durch Kleidung, Frisur, aber auch durch Statussymbole wie zum
Beispiel technische Geräte.161 Dies dient zur Abgrenzung gegenüber anderen
151 Haselstein, 1997, 71
152 Gleich, 2001, 524-525
153 Vgl. ebd., 524
154 Wulff, 1993, 149
155 Vgl. Gleich, 2001, 525
156 Vgl. Hofem-Best, 2001, 2
157 Nach: Gleich, 2001, 530
158 Ebd., 530
159 Vgl. Winter, 1997, 86
160 Vgl. auch: Theunert/Gebel (Hrsg.), 2000, (Ohne Seitenangaben) Kapitel 6
161 Vgl. Koch-Gombert, 2005, 357
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 34/65
5 Rezeptionsmotive und -verarbeitung
Identitätsgruppen oder um die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zur Schau zu tragen.162
Als besonders praktisch erwies sich da die Frisur David Beckhams, eine Art
Irokesenschnitt, der, vorrangig über Massenmedien verbreitet, sehr schnell viele
Nachahmer fand.
Anders als ein 'echter' Irokesenschnitt, bei dem die seitlichen Haare abrasiert werden,
werden sie bei der 'Beckhamwelle' nur etwas gekürzt und zu einem Kamm in der
Kopfmitte drapiert. So ist es den Trägern möglich, während der Arbeit eine 'normale' Frisur
zu tragen und nur in der Freizeit, oder wenn es die gesellschaftlichen Regeln erlauben,
etwas 'rebellischer' aufzutreten, sich abzugrenzen. Auch hier behält der Träger die
Kontrolle und muss keine gesellschaftlichen Konsequenzen fürchten. Mit etwas Phantasie
kann zwischen dieser Frisur und Doku-Soaps also eine gewisse Parallele erkannt werden.
5.2.4 ABLENKUNG
Nach einer Studie des Kölner Rheingold-Instituts bieten Daily-Soaps unverbindliche
Entspannung und Erholung.163 Doch auch wenn eine Sendung nur zur Ablenkung rezipiert
wird, etwa nach einem anstrengenden Arbeitstag, ist ihr keine völlige Beliebigkeit
zuzusprechen. Auch nebenbei erworbenes Wissen, auch flüchtiges oder assoziatives, ist,
nach Kübler164, „gewiss nicht weniger prägend als das schulische oder kulturell
anerkannte Wissen“165. Somit können auch nebenbei erlangte Informationen sich im
Bewusstsein des Rezipienten festigen und gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt
Handeln und/oder Denken beeinflussen.
5.3 MOTIVE FÜR EINE KOMMUNIKATIVE VERARBEITUNG IN DER GRUPPE
Ein starkes Motiv für die Rezeption ist die kommunikative Verarbeitung der Erkenntnisse.
Von daher ist es wichtig, dass Reality-TV-Sendungen nach oder auch schon während der
Rezeption „Gesprächsstoff für Alltagskommunikation“166 bieten. Ein anderes Wort für
162 Vgl. Ziehe, 1991, 65. Nach: Bergmann, 1998, 70
163 Vgl. Gleich, 2001, 525
164 Vgl. Kübler, 2005, 141
165 Ebd., 141
166 Gleich, 2001, 529
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 35/65
5 Rezeptionsmotive und -verarbeitung
Alltagskommunikation wählt Andrea Keppler, sie spricht von Klatsch167.
Diese Kommunikation ist wichtig „zur Aufrechterhaltung und Stabilisierung sozialer
Beziehungen [... da sie] vorwiegend Personen betrifft, mit denen man in relativ intimen,
häufig auch verwandtschaftlichen Beziehungen steht.“168
Wobei intim hier nicht zwangsläufig mit körperlicher oder geistiger Nähe gleichzusetzen
ist. Auch zu Arbeitskollegen, selbst wenn keine Freundschaft besteht, oder gar offene
Ablehnung vorherrscht, besteht ein relativ intimes/enges (Zwangs-)Verhältnis, verglichen
mit der restlichen Welt.
Durch die suggerierte Realität von Doku-Soaps wird ein Gefühl von Nähe zu den
Protagonisten erzeugt. Der Rezipient kann sich in die gezeigte Welt hineinbegeben (ohne
der Illusion zu erliegen, ein Teil dieser Welt zu sein)169 und (vermeintlich) intime Details
erfahren. Gerade diese Kenntnis 'intimer' Details über die Protagonisten ermöglichen es
dem Rezipienten, an 'Klatsch-Gesprächen' in und mit der realen Umwelt teilzunehmen.170
Der britische Wissenschaftler Alex Mesoudi hat mit seinen Kollegen herausgefunden,
dass Wissen, welches über ein Klatschgespräch vermittelt wird, also neben einer
Personenbeschreibung auch pikante Details enthält, sich wesentlich besser im
Gedächtnis festigt als rein sachliche, faktenbezogene Informationen zu einer Person.
Außerdem ist dieses Wissen von großer Bedeutung für den Rezipienten, da es ihm hilft,
sich im seinem sozialen Umfeld zu orientieren und die eigene „gesellschaftliche Stellung
zu behaupten“171. Zum Beispiel kann ein Rezipient, der immer 'auf dem Laufenden' ist, in
den Rang eines Meinungsführers172 'aufsteigen' und dadurch zu einer Person werden, die
den anderen Gesprächsteilnehmern Orientierung verschafft und so gleichzeitig seine
Autorität und Identität stärkt.
Ein Klatschgespräch über Protagonisten unterscheidet sich in zwei Punkten wesentlich
von einem Klatschgespräch über reale Personen. Zum einen gibt es keine Möglichkeit der
wechselseitigen Kommunikation, das 'Klatschopfer' kann sich nicht verteidigen. Zum
anderen wissen die Teilnehmer an einem Klatschgespräch über einen Protagonisten,
dass sie selbst niemals Gegenstand eines Klatschgesprächs zwischen dem Protagonisten
167 Keppler, 1995, 88
168 Ebd., 93
169 Vgl. Keppler, 1995, 85
170 Vgl. ebd., 92
171 Lehnen-Beyel, 2006, (Ohne Seitenangaben)
172 Meyn, 2004, 228
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 36/65
5 Rezeptionsmotive und -verarbeitung
und den momentanen Gesprächsteilnehmern werden können. So können Urteile auch
wesentlich extremer und ehrlicher ausfallen.173
In Klatschgeprächen geht es zwar nicht primär um sachliche, faktenbezogene
Diskussionen, aber dennoch sieht Lampert „interpersonelle Kommunikation“174 als
notwendig an, „eine größtmögliche Nachhaltigkeit der pädagogischen Botschaften zu
erwecken“175.
Diese (Klatsch-)Kommunikation muss nicht im direkten Kontakt stattfinden, sondern kann
natürlich auch über telekommunikative Medien erfolgen (Telefon, Internet). Gerade in
unserer Zeit, in der familiäre oder generell soziale Gemeinschaften räumlich immer weiter
auseinanderdriften, zum Beispiel weil ein Teil der Mitglieder einem Arbeitsplatz hinterher
ziehen muss, unterstützen Medien die Bildung und Erhaltung kultureller
Gemeinschaften.176
Bei sozialer Desintegration fällt die Rolle des Meinungsführers allein den Medien zu.
Somit kann das Rezipieren einer Fernsehsendung den Ausgleich für fehlende soziale
Integration darstellen. Für diesen Fall schätzt Meyn die Wirkungschancen des
Fernsehprogramms sogar noch höher ein, da ein Kommunikationsprozess in der
Primärgruppe, also dem direkten sozialen Umfeld, fehlt177 und damit auch ein
gegenseitiger Austausch von Informationen oder Einstellungen. Je mehr der Rezipient
den Kontakt zur realen Umwelt verliert, umso mehr ist er auf die mediale Realität
angewiesen, denn er gewinnt so wieder ein Stück Kontakt zur Realität zurück.
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass sämtliche Motive, die ich in Kapitel 5.1
und 5.2 angeführt habe, auch auf die kommunikative Verarbeitung bezogen werden
können oder diese eine Nachfolgemotivation darstellen kann (und umgekehrt). Ebenso
kann das Rezeptionsmotiv auch in der Kommunikation mit anderen sozialen Akteuren
liegen und die rezipierte Sendung nur das Mittel zum zweck darstellen.
173 Vgl. Keppler, 1995, 93
174 Lampert, 2003, 475
175 Ebd., 476
176 Vgl. Haselstein, 1997,, 71
177 Meyn, 2004, 229
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 37/65
6 Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption
6 PRODUKTIONSBEDINGTE UNTERSTÜTZUNG DER REZEPTION
Die Beeinflussung/Lenkung der kognitiven und kommunikativen Prozesse durch
stilistische und erzählerische Mittel von Seiten der Produktion möchte ich im folgenden
Kapitel näher betrachten.
6.1 THEMA/INHALT
Die Themen kommen den alltäglichen Sorgen und Nöten des Rezipienten sehr nah und
befriedigen „dessen Neugier, Voyeurismus und Bedürfnis nach Rat“178.
Diese Widerspiegelung der Realität beziehungsweise des Alltags des Rezipienten oder
zumindest die Vorgabe, diesen wiederzugeben, macht die Attraktivität des Reality-TV aus,
so Gleich.179
Karmasin merkt kritisch an, dass die Medien durch die Veröffentlichung der
vorherrschenden Meinungen eine Art Ordnung schaffen, „denn sie selektieren immer nur
beschränkte Ausschnitte der Lebenswelt“180. Auch wenn die Bedeutung durch den
Rezipient miterzeugt wird, und dieser Prozess nicht direkt vorhersehbar ist, werden durch
Stereotypisierung der Protagonisten und damit auch des Inhalts die Werte- und
Wissensvermittlung gelenkt und beeinflusst.181
6.2 DIE PROTAGONISTEN
Den Protagonisten kommt in den Daily-Soaps eine besondere Rolle zu, verglichen mit
einer (relativ) faktenbezogenen Nachrichtensendung.
Die Protagonisten der Doku-Soaps, seien es Akteure in ihrem alltäglichen Umwelt oder
vom Sender geschickte, wie etwa die 'Super Nanny', haben wesentliche
Gemeinsamkeiten mit den Schauspielern in Daily-Soap-Sendungen.
Keppler befasst sich in Figur und Person – Identifikationsangebote im Fernsehen mit der
Wahrnehmung und Wirkung von Figuren in Daily-Soaps auf den Rezipienten. Sie merkt
178 Haldenwang, 2
179 Gleich, 2001, 530
180 Karmasin, 2005, 106
181 Vgl. Lampert, 2003, 473
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 38/65
6 Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption
an, dass eine „Vermischung der Realitäten“, wie teils kritisiert, teils bejubelt, zum Beispiel
die Verwechslung von fiktiven Darstellern mit realen Personen [...] nur sehr selten
statt[findet].182
Zwar würden sich viele Rezipienten durchaus mit den (Soap-)Darstellern identifizieren,
allerdings darf dies nicht als Indiz gewertet werden, „dass die Zuschauer nicht länger zu
unterscheiden wüssten zwischen Schauspielern und den Figuren, die sie verkörpern.“183
Weiter weist Keppler darauf hin, dass die Protagonisten interessant sein müssen, um die
Rezipienten an eine Sendung zu binden. Dabei müssen die dargestellten
Verhaltensweisen nicht „als einleuchtend oder richtig erscheinen. Dass sie uns immer
wieder interessieren, ist viel wichtiger, als dass sie uns in ihrem Verhalten überzeugen.“184
Dafür ist es wichtig, dass die Protagonisten 'real' wirken. Es darf nicht der Eindruck
entstehen, sie verkörpern nur eine (fiktive) Figur. Unter anderem durch diesen Eindruck,
so Hofem-Best, konnte die dritte Staffel der Reality-Soap Big Brother die erhofften
Einschaltquoten nicht erzielen.185
Keppler stimmt Hickethier zu, dass die meisten Zuschauer sehr schnell wissen, ob sie
gerade eine dokumentarische oder fiktionale Sendung rezipieren.186
Bei Doku-Soaps mit mehr oder weniger 'echten' Personen als Darsteller, an realen
Schauplätzen statt 'Pappkulissen' in einem Studio gedreht,187 fällt diese Unterscheidung
sicherlich wesentlich schwerer. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass diese
Sendungen für den Rezipienten nicht eine Realität im Sinne einer 'rein' dokumentarischen
Sendung darstellen. In diesem Fall würden die gesellschaftlichen Werte und Normen
initialisiert und es würde sich keine Unterhaltung einstellen können.188
182 Vgl. Keppler, 1995, 86
183 Vgl. ebd., 88
184 Ebd., 94
185 Vgl. Hofem-Best, 2001, 3
186 Vgl. Hickethier, 1995, nach Keppler, 1995, 89
187 Vgl. Keppler, 1995, 87
188 Vgl. Kapitel 4.1 Unterhaltung durch Nicht-Initialisierung gesellschaftlicher Werte und Normen
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 39/65
6 Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption
6.2.1 STEREOTYPEN
Eine Ursache für die nicht einsetzende Initialisierung kann in der Art gesehen werden, wie
die Protagonisten dargestellt werden beziehungsweise sich selbst darstellen.
Figuren einer Fernsehserie stellen nur eine Abstraktion, eine starke Vereinfachung realer
sozialer Akteure und ihrer individuellen Züge dar. Die Figuren entwickeln sich (in der
Regel) kaum weiter, sie „verkörpern einen bestimmten Typus Mensch und bleiben sich
deshalb im wesentlichen gleich.“189
Dies ist auch sehr stark in Doku-Soaps zu beobachten; zum einen verkörpern die
Protagonisten, sowohl optisch als auch in ihren Verhaltensweisen, Klischeevorstellungen,
und zum anderen machen sie meist keine charakterliche Entwicklung durch oder wenn,
nur von einem Klischee zum nächsten.
In der Doku-Soap Willkommen in der Nachbarschaft190 ist dies sehr deutlich zu erkennen.
Die einzelnen 'Typen-Gruppen' (mal sind es nur einzelne Protagonisten, mal auch
mehrere, die eine ähnliche Typisierung aufweisen) bekommen eindeutige Bezeichnungen
zugewiesen. So gibt es die „Klatschbasen“, die „Augenzeugen“, den „General“ und die
„Wahrsagerin“, die bestimmte, ihrer Typisierung entsprechende 'Tätigkeiten' ausüben.
Die „Klatschbasen“191 zum Beispiel dringen mittels Zweitschlüssel unbemerkt in das Haus
der 'Testfamilie' ein, um durch die gefundenen 'Indizien' ihrerseits eine Stereotypisierung
der Gegenseite vorzunehmen.192
Durch solche Wertungen werden die möglichen Rezeptionsarten - auf den Inhalt, nicht auf
das Unterhaltungsempfinden bezogen - eingeschränkt und in gewisse Richtungen
gelenkt.
Die Gefahr der Stereotypisierung besteht in der pauschalen Verurteilung ganzer
Personengruppen, es wird nicht differenziert. Seger, US-amerikanische Drehbuch-
Beraterin, weißt darauf hin, dass Stereotypen meistens negative Emotionen erzeugen, in
der Regel gegen Randgruppen der Gesellschaft, andere Kulturkreise oder Ethnien. Auch
zwischen den Geschlechtern bestehen häufig Unterschiede. Während Frauen und
Minderheiten in der Regel als schwach und hilfsbedürftig dargestellt werden, verkörpern
189 Keppler, 1995, 89
190 Vgl. http://www.rtl2.de/7385.html
191 Vgl. Felgenhauer, 2007, (Ohne Seitenangaben)
192 Vgl. ebd.
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 40/65
6 Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption
männlich Stereotypen eher den Retter, den 'starken Mann'. 193
Ein Beispiel: Der Protagonist, der den Macho-Stereotyp in Willkommen in der
Nachbarschaft darstellt, zeigt der lesbischen Lebensgefährtin des Transvestiten, wie sie
den elektrischen Heckentrimmer bedient. Der Mann zeigt der lesbischen Frau eines
Transvestiten (gesellschaftliche Randgruppe) 'wo der Hammer hängt'.
Auch wenn in seltenen Fällen die Stereotypisierung positive Eigenschaften 'darstellen'
kann, hat dies nach Seger negative Auswirkungen auf die Assoziationen, die dem
Rezipienten dadurch vermittelt werden, und zwar für eine ganze Gruppe Menschen194.
Zum Beispiel eine afrikanische Mutter, die sich liebevoll um ihre Kinder kümmert. Dass
auch afrikanische195 Frauen nicht zwangsläufig sich liebevoll um ihre Kinder kümmernde
Mütter sind, sondern dass auch bei ihnen berufliche Karriere, politisches Engagement
oder gerade der bewusste, wie auch immer begründete Verzicht auf Nachwuchs im Fokus
ihres Interesses stehen können, wird durch eine solche (vermeintlich) positive
Stereotypisierung ausgeblendet.196 Eine Stereotypisierung beschränkt sich immer nur auf
wenige Aspekte einer Gruppe, klammert das Individuum beinahe vollständig aus und ist
somit generell als negativ anzusehen und möglichst zu vermeiden.197
Menschliche Individuen setzen sich aus einer Vielzahl verschiedener Eigenschaften,
Vorlieben und auch körperlicher Merkmale zusammen. Gerade dies wird in
Unterhaltungssendungen wie Daily- oder Doku-Soaps (in vielen Fällen) ausgelassen.
Selbst wenn eine Stereotypisierung als negativ anzusehen ist, darf nicht übersehen
werden, dass diese Vereinfachung der Charaktere verhindert, dass ein Rezipient das
Gesehene als real empfindet, wodurch eine Valenztransformation von negativen
Makroemotionen in positives Empfinden verhindert würde.
6.2.2 LAIENDARSTELLER
Durch den Einsatz von Laiendarstellern anstelle professioneller Reporter/Protagonisten
werden, trotz des - nach Gleich – emotional intensiveren Erlebens (im Vergleich zu
193 Vgl. Seger, 2001, 215
194 Vgl. Seger, 2001, 215
195 Genau genommen stellt auch schon das Attribut 'afrikanisch' eine Stereotypisierung dar. Afrika ist
schließlich kein Land sondern ein Kontinent.
196 Vgl. auch: Haldenwang, 3
197 Vgl. Seger, 2001, 216
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 41/65
6 Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption
fiktionalen Sendungen gleichen Inhalts)198 und trotz des Wissens um die Realität des
Gesehenen die gesellschaftlichen und moralischen Werte und Normen nicht aufgerufen.
„Die Spontanität ihrer Treffen und Dialoge wirkt meist so unglaubwürdig wie von
schlechten Laiendarstellern dargeboten“199, so Felgenhauer über die Doku-Soap
Willkommen in der Nachbarschaft.
Was Felgenhauer als Kritik anbringt, ist richtig, aber es ist zu bedenken, dass gerade die
Laiendarsteller ein realitätsnahes Empfinden erzeugen, welches das Wissen um die
Inszenierung wieder 'neutralisieren' kann.200
Durch die Vermischung von Soap und Dokumentation wird ein 'kippen' der
Makroemotionen der Rezipienten hin zu reiner (fiktiver) Unterhaltung verhindert, da, so
Roscoe/Hughes, die Rezipienten „vom Dokumentarfilm erwarten, dass er Wahrheit,
Fakten und Wissen vermittelt“201. Somit ist den behandelten Themen in Doku-Soaps eine
größere Bedeutung zuzumessen, als bloß (austauschbarer) Transporteur von
Unterhaltungsangeboten zu sein.
Nicht zu vergessen ist, dass natürlich nicht alle Doku-Soaps inszenierte Anteile enthalten,
abgesehen von der natürlichen Verschiebung der Realitätsebene durch die Anwesenheit
des Kamerateams.
So berichtet ein Kandidat der Reality-Soap Bauer sucht Frau202, über seinen Versuch, die
potenzielle Ehefrau kennen zu lernen:
Richtig kennen lernen ging nicht – das Fernseh-Team war 16 Stunden um uns herum. [...] Ein einfaches Heuschaufeln dauerte mehrere Stunden, weil es von jeder Seite gefilmt wurde.203
Diese Aussage ist allerdings nur als Anmerkung zu verstehen, da diese Meldung exklusiv
aus dem Boulevard-Magazin Bild stammt. Diese Zeitung nimmt es weder mit der Wahrheit
allzu genau, noch stört sie sich daran, Stellungnahmen und Zitate 'kreativ
198 Vgl. Gleich, 2001, 525
199 Felgenhauer, 2007, (Ohne Seitenangaben)
200 Vgl. Keppler, 1995, 95
201 Roscoe / Hughes, 1999, 136
202 Vgl. http://www.rtl.de/singles/singles_920464.php
203 Swietczak/Schüler/Ley, 2007, (Ohne Seitenangaben)
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 42/65
6 Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption
auszuschmücken' damit sie besser zur gewünschten Aussage passen.204
6.2.3 INSZENIERTE PROTAGONISTEN
Eine Doppelfunktion nehmen Protagonisten ein, die erst aufgrund der Produktion in die
Handlung eingreifen, also nicht Teil der 'normalen' alltäglichen Umwelt sind. Die 'Super-
Nanny' Katia Saalfrank etwa ist zugleich (inszenierte) Protagonistin und Moderatorin.
Auch ein Moderator kann die Verarbeitung durch den Rezipienten beeinflussen. Grimm
wies nach, dass die Kommentierungen das Realitätsempfinden lenken. In seiner Studie
wurde die Darstellung von realer Gewalt zwar korrekt als real empfunden, aber die
Testrezipienten maßen der vorherigen Anmerkung des Studienleiters, das Gesehene sei
fiktiv, mehr Bedeutung bei als ihren eigenen Empfindungen.205
Allerdings ist diese Wirkung davon abhängig ist, für wie glaubwürdig der Überbringer der
Nachricht gehalten wird.206
Die fachliche Kompetenz und Professionalität207 der 'Super-Nanny' kann eben dies
bewirken und damit den eventuellen Nachteil wieder ausgleichen, dass sie nicht als real
genug empfunden wird, weil die Rezipienten wissen, dass sie ein 'Fremdkörper' im
gefilmten Alltag ist. Dadurch können ihre Aussagen und Anweisungen eine relativ hohe
Akzeptanz/Relevanz beim Rezipienten zugesprochen bekommen. Doch dies bedeutet
nicht zwangsläufig, dass der Rezipient sich nicht trotzdem individuell und kritisch mit den
Botschaften der Sendung auseinandersetzt.
6.2.4 OFFSPRECHER
Off-Sprecher, als nicht sichtbare Protagonisten, können ebenfalls, wie auch Moderatoren,
die Aufmerksamkeit der Rezipienten auf bestimmte Geschehnisse lenken.208 Zudem
werden die Protagonisten und die Geschehnisse durch den „allwissenden Erzähler [...],
204 Vgl. dazu: http://www.bildblog.de. Zum Beispiel: Schultheis (Hrsg), 2007, (Ohne Seitenangaben)
205 Vgl. Grimm, 1993, 24. Nach: Pietraß, 2002, 505
206 Pietraß, 2002, 505-507
207 Dies ist nur auf ihre Qualifikationen bezogen und nicht als Wertung ihrer Methoden meinerseits zu
verstehen.
208 Vgl. Schuster, 2007, (Ohne Seitenangaben)
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 43/65
6 Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption
der über den Dingen zu stehen vorgibt“209 typisiert. Nichols benutzt für diese Art der
Rezipientenansprache die Bezeichnung: „Stimme Gottes“.210
Ein Beispiel: In der ersten Folge von Willkommen in der Nachbarschaft wurde die
„Zweitfrau“211 des aus Guinea stammenden Protagonisten Kopa als „Mama Afrika“
'abgestempelt'212 und der Ablauf der Sendung mit rassistischen Klischees wie „Das haut
den stärksten Neger um.“213 kommentiert.
6.2.5 ALTERS-, GENERATIONS- UND GESCHLECHTSZUGEHÖRIGKEIT
Neben den charakterlichen Merkmalen der Protagonisten sorgt ihr Alter und die
Generation, die sie verkörpern (sollen), dafür, das Gesehene im Bewusstsein zu
festigen.214 Auch hier bieten Doku-Soaps mit mehreren „jeweils altersspezifisch
zugeschnittenen Handlungssträngen“215, in denen Protagonisten verschiedener
Generationen vertreten sind, einem größeren Publikum Identifikationsmöglichkeiten als
herkömmliche Dokumentarfilme mit nur einem Reporter. Das Geschlecht spielt dabei nur
eine untergeordnete Rolle (ab dem Jugendalter, interessieren sich beide Geschlechter
auch für das jeweils andere).216
6.3 SERIELLE EIGENHEITEN
Wie bei Daily-Soaps sorgen auch bei der Rezeption von Doku-Soaps die seriellen
Strukturen für eine Festigung der Makroemotionen, vor allem durch die tägliche
Wiederholung der immer gleichen Handlungsabläufe, mit dem Unterschied, dass die
Anzahl der Folgen von Doku-Soaps zeitlich stark begrenz sind.
209 Felgenhauer, 2007, (Ohne Seitenangaben)
210 Nichols, 1981, nach: Decker, 1994, 71
211 Felgenhauer, 2007, (Ohne Seitenangaben)
212 Vgl. Schuster, 2007, (Ohne Seitenangaben)
213 Ebd., 2007
214 Vgl. Gleich, 2001, 525
215 Tulloch, 2001, 26
216 Vgl. Theunert/Gebel (Hrsg.), 2000, (Ohne Seitenangaben)
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 44/65
6 Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption
6.3.1 MEHRERE HANDLUNGSSTRÄNGE
Zwar hat der Rezipient keine direkte „Kontrolle über den Inhalt und die Art der Darstellung,
aber er ist durch mehrere Handlungsstränge in einer Doku-Soap auch nicht mehr darauf
angewiesen, strikt dem Ablauf des Programms zu folgen. Werden zum Beispiel
uninteressante Stränge ignoriert, kann für den Rezipienten eine völlig andere Bedeutung
entstehen, als von den Programmmachern gewünscht. Zudem bieten diese Phasen die
Möglichkeit, das Gesehene nach zu verarbeiten, dabei dürfen die uninteressanten Phasen
aber nicht zu lang werden.217
Eine Studie über die Qualitäten der Fernsehwerbung hat ergeben, dass audiovisuelle
Signale generell mehr Aufmerksamkeit erzeugen, wenn sie gelegentliche Motivwechsel
bieten.218 Auch die verschiedenen Handlungsstränge können, meiner Meinung nach,
diesen Effekt hervorrufen.
6.3.2 CLIFFHANGER/REMINDER
Wie auch Daily-Soaps weisen Doku-Soaps in der Regel Merkmale auf, die dem
Zuschauer zu (fast) jedem beliebigen Zeitpunkt den Einstieg ermöglichen. Selbst wenn
der Rezipient erst während des Höhepunktes der Folge oder eines Handlungsstrangs
einsteigt, wird ihm durch Reminder, zum Beispiel zu Beginn eines Handlungsstrangs,
ermöglicht, schnell in das Geschehen einzutauchen.219
Eine ähnliche Aufgabe erfüllen auch die so genannten Cliffhanger, die vor
Werbeunterbrechungen, an den Übergängen zwischen verschiedenen
Handlungssträngen oder am Ende der Folge eingespielt werden, um den Rezipienten
über die Werbepause oder über eine Sequenz, die nicht dem aktuellen
Unterhaltungsanspruch entspricht, hinweg am Wechseln des Senders zu hindern oder für
die nächste Folge zu interessieren.
Cliffhanger/Reminder sind eine Art 'Erinnerungshilfe', die die Spannung auf Kommendes
aufrecht erhalten und zugleich das zuvor Geschehene kurz zusammenfassen. Damit soll
die Festigung der Makroemotion im Bewusstsein des Rezipienten gefördert werden und
somit bewusst oder unbewusst länger auf den Rezipienten einwirken können.
217 Vgl. dazu: Kapitel 4 Entstehung von Unterhaltung
218 Vgl. Koschnick (2), (Ohne Seitenangaben)
219 Vgl. Koch-Gombert, 2005, 357
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 45/65
6 Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption
Dadurch unterstützen Cliffhanger und Reminder die Persuasionsstrategie, also den
Versuch, den Rezipienten von der Meinung des Protagonisten (oder des Redakteurs) zu
überzeugen beziehungsweise die Sicht der Dinge nochmals zu unterstreichen.220
Darüber hinaus erleichtern auch Cliffhanger/Reminder auch das Verstehen des
Gesehenen, so dass die Rezipienten mehr Zeit und Energie für eigene Gedanken und
Assoziationen zur Verfügung haben.
6.4 KAMERAFÜHRUNG
Die Kamera beobachtet in der Regel nicht, sondern ist nah am Geschehen und verfolgt es
wörtlich. Sie steht auch selten auf einem Stativ, sondern ist viel in Bewegung, teilweise
verwackelt oder unruhig. Dadurch kann der Eindruck von Realität und das Empfinden,
'dabei zu sein', zusätzlich verstärkt werden.221
6.5 MUSIK UND TON
Der Einsatz von Tönen oder Musik kann, nach einer Studie zur Wiedererkennung von
Werbespots, auch bei Ablenkung des Rezipienten durch Nebentätigkeiten „eine
Erinnerung an optische Werbespotelemente oder Handlungsabläufe“222 hervorrufen.
Leven merkt jedoch an, dass Menschen zwar über das Gehör lernen können, dafür aber
im Durchschnitt vierzehn Wiederholungen nötig sind.223
In der Sendung Willkommen in der Nachbarschaft wurden den Protagonisten bestimmte
Melodien zugeordnet. 'Der General' wird von Marschmusik begleitet, die 'Klatschbasen'
auf ihrer „Schnüffel-Mission von Melodien aus Detektivfilmen, wie den Miss-Marple-
Klassikern“224.
In der Doku-Soap Der Schwiegerschreck225 wurde bei wichtigen Entscheidungen Musik
220 Vgl. Tulloch, 2001, 38
221 Vgl. Müller, 1995, 98-99
222 Nach: Koschnick (2), (Ohne Seitenangaben)
223 Leven, nach: Balthasar, 2007, (Ohne Seitenangaben)
224 Felgenhauer, 2007, (Ohne Seitenangaben)
225 Vgl. http://www.rtl2.de/7386.html
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 46/65
6 Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption
eingespielt, die an das Finale einer Quiz-Show oder Preisverleihung erinnern.
Dadurch, dass Melodien verwendet wurden, die dem Rezipienten mit relativ hoher
Wahrscheinlichkeit bekannt waren, war der Wiedererkennungseffekt auch in diesen zwei
Fällen gegeben, obwohl diese Sendungen nur aus sechs beziehungsweise fünf226 Folgen
bestanden. Zum einen kann der Rezipient durch den Einsatz von bestimmten, bereits mit
Assoziationen belegten Tönen auch ohne direkte Zuwendung zum Fernseher erkennen,
ob eine interessante Handlung zu erwarten ist. Zum anderen bedeutet der Einsatz wie im
obigen Beispiel ebenfalls eine Stereotypisierung.
Nach Werner Stangl geht die Wirkung sogar noch weiter, leider lässt er unklar, auf welche
Studien er sich bezieht:
Wenn sich die schwangere Mutter regelmäßig eine Soap-Opera ansieht, dann kann beim Erklingen der Titelmelodie erhöhte Aktivität des Embryos nachgewiesen werden. Später lassen sich die Kinder dann durch diese Melodie beruhigen.227
6.6 FILMSCHNITT, OPTISCHE VERÄNDERUNGEN UND GRAFISCHE ELEMENTE
Der deutsche Kinderschutzbund beschäftigte sich ebenfalls mit der 'Super-Nanny' und
sah den Eindruck einer erfolgreichen Therapie nur durch den Schnitt vermittelt. Auch die
Reality-Soap Big Brother sah sich dieser Kritik ausgesetzt.
Neben der Auswahl der Bilder und deren Reihenfolge (beides notwendig, allerdings
sollten im Idealfall die Geschehnisse dennoch korrekt wiedergeben werden) beeinflusst
auch der Stil des Filmschnitts die Rezeption.
Zum einen wird der Schnittrhythmus immer schneller und verhindert oder erschwert so,
dass der Rezipient sich in Ruhe 'umsehen' und orientieren kann; zum anderen wird häufig
der Handlungsort gewechselt (wozu auch die Unterbrechung durch Werbeblöcke gezählt
werden kann).228 Diese beiden stilistischen Elemente erschweren, nach einer Studie von
Wember, die Auseinandersetzung mit dem Gesehenen.229
226 Die Sendung Der Schwiegerschreck widmet sich jeder Protagonistengruppe jeweils fünf Folgen.
Willkommen in der Nachbarschaft bestand generell nur aus sechs Folgen. Eine Folge pro Gruppe plus
ein Finale mit allen Beteiligten.
227 Stangl, (Ohne Seitenangaben)
228 Vgl. Müller, 1995, 99
229 Vgl. Wember, 1983, 39
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 47/65
6 Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption
Ausgeglichen wird dies allerdings durch den engen Zusammenhang von Bild und Ton.
Anders als in herkömmlichen Dokumentarfilmen werden kaum erläuternde Bilder gezeigt,
sondern die tatsächliche Handlung. Der Rezipient muss die gesehenen und gehörten
Informationen nicht erst in Zusammenhang bringen.230
Zudem sind nach Pany die Anforderungen an die Auffassungsgabe der Rezipienten seit
Wembers Studie gestiegen, sowohl visuell wie auch kognitiv. Dies bewirkte aber keine
steigende Unverständlichkeit, sondern trainierte die Auffassungsgabe, so dass es für den
Rezipienten möglich ist, mehreren, sich schnell abwechselnden Handlungssträngen zu
folgen.231
6.6.1 GRAFISCHE ELEMENTE
Der Einsatz von Grafik zur Informationsübermittlung ist in Doku-Soaps eher unüblich und
auch nicht allzu relevant, da durch die Protagonisten und den Off-Sprecher bereits viel
erklärt wird.
Ein Beispiel möchte ich dennoch anführen. In der Vorspannsequenz der amerikanischen
Doku-Soap Cheaters - Beim Fremdgehen erwischt! (die auch im deutschen Fernsehen
ausgestrahlt wird232) wird gleich zu Beginn eine Grafik eingeblendet, auf der zu lesen ist
(und die zeitgleich durch einen Offsprecher vorgetragen wird), dass diese Sendung allen
treuen Ehepartnern gewidmet ist (dementsprechend parteiisch und an den Gründen
uninteressiert werden die 'Fälle' dann auch präsentiert).
Wenn überhaupt, dann kommen grafische Elemente aber eher als Trennung zwischen
Handlungssträngen vor, etwa bei Elefant, Tiger und Co233 oder Willkommen in der
Nachbarschaft.
Auch Hinweise auf Programm begleitende Informationsangebote wie Internetseiten oder
Telefonhotlines oder auf Gewinnspiele sind grafische Hinweise, die Aufmerksamkeit auf
sich ziehen und somit zumindest kurz vom eigentlichen Geschehen ablenken können.
Wie bereits erwähnt sind, nach Pany, sind die Rezipienten allerdings durchaus in der
Lage, verschiedenen, nicht direkt aufeinander Bezug nehmenden Informationen zu folgen,
230 Vgl. ebd., 56
231 Vgl. Pany, 2005, (Ohne Seitenangaben)
232 Vgl. http://www.rtl2.de/4937.html
233 Vgl. http://www.mdr.de/elefanttigerundco/
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 48/65
6 Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption
ohne den Überblick zu verlieren.234
6.6.2 VERFREMDUNGEN DES BILDES
Auch Verfremdungen des Bildes, etwa Zeitraffer oder Zeitlupen werden eingesetzt und
können die Rezeption lenken.
Als in der Doku-Soap Der Schwiegerschreck ein Protagonist in einer Situation unsicher
stotterte und keine Antwort auf die ihm gestellte Frage wußte, wurden die Bilder
verfremdet, sie 'waberten', waren nur unklar zu erkennen. Die Situation kann dadurch
dramatischer gewirkt haben, als sie war.
Die Veränderung des Bildes geht oft einher mit dem Einsatz unterstützender Töne oder
Musik. Als eine potentielle Schwiegermutter in der oben genannten Sendung sich ein
Piercing stechen ließ, wurde der Piercer aus der Froschperspektive gefilmt, was die
Bedrohlichkeit der Szene verstärkte. Zudem wurde eine Fischaugenlinse verwendet, die
das Bild verzerrte und die Nadel dadurch größer und bedrohlicher erscheinen ließ.
Zusätzlich dazu wurden Frauenschreie eingeschnitten, es wurde audiovisuell dramatisiert.
234 Vgl. Pany, 2005, (Ohne Seitenangaben)
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 49/65
7 Zusammenfassung und Ausblick
7 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
7.1 ZUSAMMENFASSUNG
Es gilt als ein menschliches Grundbedürfnis, sich mit etwas zu beschäftigen. Infolge
dieses Strebens nach einem angenehmen Erleben entsteht Unterhaltung. Damit aber
Unterhaltung entstehen kann, ist Abwechslung zur Vermeidung von Langeweile ebenso
nötig wie die Gewissheit, dass von der Beschäftigung keine reale 'Gefahr' ausgeht (sei es
für den Rezipienten oder den 'Gegenstand' der Beschäftigung, etwa ein Protagonist einer
Fernsehsendung), und die Selbstbestimmtheit/Freiwilligkeit der Beschäftigung.
Die ursprünglichen Ziele des Dokumentarfilms sind es, Aufklärung, Bildung und Kritik zu
vermitteln, zu transportieren oder anzuregen. Wenn nun aber das Unterhaltungsbedürfnis
eines Rezipienten nicht durch eine solche Dokumentation befriedigt werden kann, wird
durch die Rezeption das oben beschriebene Grundbedürfnis nicht gestillt.
Die Motive dafür, eine Doku-Soap als geeignetes Mittel für Unterhaltung zu wählen, fallen
unterschiedlich aus, lassen sich aber auf das Grundmotiv der Neugier zurückführen.
Neugier als Motor des Lernens liegt jeglichem Wissenserwerb zugrunde. Die individuelle
Motivation des Einzelnen kann unterschiedlich sein - Lebenshilfe, Alltagsbewältigung,
Identitätsbildung und Orientierung oder Ablenkung -, die Motivation für kommunikative
Rezeption – auch Klatsch genannt – folgt dem Wunsch nach Aufrechterhaltung und
Stabilisierung sozialer Beziehungen.
Viele Menschen gehen einer Arbeit nach, die ihnen keine Sinnerfüllung beschwert, viele
haben nicht einmal die Chance, einer Arbeit nachzugehen. Wenn der Alltag schon voller
Probleme, Hindernisse oder Unklarheiten steckt, kann die Rezeption von unterhaltenden,
Realität suggerierenden Fernsehsendungen eine Struktur schaffen und Orientierung
bieten. Die Beschäftigung des Fernsehens, kann als Ersatz für etwas, was wir nicht
haben, oder als Vorlage für das, was wir ersehnen, gesehen werden. Diesem Wunsch
nach Lebenshilfe, Orientierung, Ablenkung begegnen viele Themen von Doku-Soaps,
allerdings helfen sie nicht unbedingt, Sachverhalte zu erhellen, oftmals vereinfachen sie
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 50/65
7 Zusammenfassung und Ausblick
sie stattdessen.
7.2 AUSBLICK
Ist jetzt alles in bester Ordnung, sind Doku-Soaps wirklich das ideale Mittel, um auch
Rezipienten abseits der intellektuellen Mittel- und Oberschicht zu erreichen?
Meine Antwort dazu lautet:
Theoretisch ja, aber es sind einige Veränderungen nötig, um das Ziel, „die Befähigung
des Publikums zur politischen Entscheidung zu steigern“235 oder um sie anzuregen, ihren
Alltag und unsere Gesellschaft kritischer zu hinterfragen, zu erreichen. Es sind durchaus
positive Ansätze zu entdecken, aber die Mehrzahl der Doku-Soaps trägt leider noch nicht
seinen Teil bei, dieses Ziel zu erreichen.
Die Themen müssen sozialkritischer werden, ohne zu belehrend zu sein, die
Protagonisten vielschichtiger, ohne zu real zu erscheinen, der Schnitt und die anderen
Postproduktionsprozesse dürfen nicht ablenken von wichtigen Sachverhalten, dürfen aber
auch keine Langeweile bewirken. Bevor ich jetzt der Versuchung erliege und in einen
langen Monolog verfalle, wie schlecht die stereotype Darstellung und Banalität der
Themen in Doku-Soaps oft ist, möchte lieber an einem Beispiel erläutern was meiner
Meinung nötig und möglich ist (ohne Anspruch auf hohe Quoten):
Nehmen wir als Thema die Probleme allein erziehender, sozialschwacher Eltern. Eine
heutige Doku-Soaps würde zeigen, wie eine Mutter, jung, wahrscheinlich hübsch, aber
etwas ungepflegt, mit dem Leben und ihrem kleinen Kind überfordert ist. Auf der einen
Seite kümmert sie sich zwar liebevoll um ihr Kind, aber in der nächsten Szene sehen wir
das Kind zwischen Aschenbechern und dreckigen Geschirr im Wohnzimmer spielen,
während die Mutter mit Freundinnen im Internetcafé Kaffee trinkt. Am Ende der Sendung
die bange Frage aus dem Off: Wird sie es schaffen ihr Leben in den Griff zu bekommen,
oder muss die kleine Julie doch in ein Pflegeheim.
Zugegeben, das ist etwas überspitzt dargestellt, aber ich will nur verdeutlichen, dass der
Hauptfokus auf den Problemen liegt. Selbst für den Fall, dass es noch ein Happy-End
235 Suchsland, 2007, (Ohne Seitenangaben)
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 51/65
7 Zusammenfassung und Ausblick
gibt, zum Beispiel, dass die Mutter Arbeit findet und sich eine Betreuung für ihr Kind
leisten kann. In den meisten heutigen Doku-Soaps zählt nicht der Weg raus aus dem
Dilemma, sondern das Problem, maximal wird noch gezeigt, dass jemand kommt und hilft
(etwa die 'Super-Nanny').
Nun mein Gegenbeispiel, ebenfalls fiktiv:
Ein junger Vater lebt mit seinen zwei kleinen Kindern, deren Mutter vor ein paar Jahren
mit einem Jüngeren durchgebrannt ist, in einer gediegenen Mittelklasse-Wohnsiedlung.
(In unserer Gesellschaft eines der „wenigen Tabus die noch gelten. Eine Mutter gehört zu
ihrem Kind und nicht in die Arme eines fremden Mannes“236.) Er arbeitet selbstständig von
zu Hause aus, verdient genug Geld, um seine Familie gut über die Runden zu bringen.
Leider muss er all seine Zeit für die Arbeit und seine Kinder aufbringen, Zeit für eigene
Freizeitaktivitäten bleibt ihm nicht. Er würde seine Kinder gerne in den Kindergarten in der
Nachbarschaft bringen, doch dieser ist überfüllt, einen freien Platz gibt es frühestens in
zwei Jahren. Einen Führerschein hat er nicht, und die Busverbindungen zum nächsten
Kindergarten würden ihn jeden Tag eineinhalb Stunden kosten.
Er beschließt, mit einigen Nachbarn, sowohl allein wie auch gemeinsam erziehenden,
vielleicht arbeitslosen oder nur halbtags arbeitenden Eltern, die Dinge selbst in die Hand
zu nehmen. Sie überlegen, wie sie das Problem der knappen Kindergartenplätze und ihrer
knappen Freizeit lösen können. Schließlich entwickeln sie ein System, um sich die Arbeit
zu teilen. Während die einen Eltern 'kinderfrei' haben und sich mit Freunden treffen
können, haben kümmern sich die anderen um die Kinder und gehen mit ihnen in den Zoo
(kann den nächsten Handlungsstrang darstellen, inklusive kritischem Hinterfragen der
Nützlichkeit dieser Einrichtung).
Das sollte reichen. Worauf ich hinaus will, ist, dass dem Rezipienten nicht nur fertige
Problemlösungen präsentiert werden, sondern das auch gezeigt wird, wie diese
Lösungen, mögliche Fehlschläge eingeschlossen, entstehen können, und dass Klischees
wie eine schöne Wohnung und ein stattliches Einkommen nicht vor Problemen schützen.
Gleichzeitig habe ich bewusst auf das Klischee der allein erziehenden Mutter als
Hauptprotagonistin verzichtet.
236 Schlegel, 2007, (Ohne Seitenangaben)
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 52/65
7 Zusammenfassung und Ausblick
Einen Punkt habe ich bei den beiden Beispielen noch nicht berücksichtigt. Die
Protagonisten. Wie meine Arbeit gezeigt hat, ist es durchaus von Vorteil, wenn sie nicht zu
vielschichtig sind und eher Stereotypen verkörpern, was wiederum jedoch vermieden
werden sollte. Ich denke einen Mittelweg könnte darstellen, zwar auf Stereotype wie allein
erziehende Mutter, erfolgreicher Mann oder dick gleich unglücklich zu verzichten, aber
dennoch die Protagonisten mit mehr als zwei Eigenschaften 'auszustatten'. Anstatt
strenger Vater, der seine Kinder dennoch liebt (er meint es ja nur gut), könnte zusätzlich
erklärt werden, warum er so streng ist, oder dass er manchmal daran zweifelt. ob soviel
Strenge das Richtige ist.
Ich stimme Kluge zu, wenn er sagt:
Das Nachdenken beginnt immer erst, wenn etwas verloren ging [...] Geht aber die
Öffentlichkeit verloren, so geht die Formenwelt für das Nachdenken ebenfalls verloren.237
Andererseits denke ich, dass es noch nicht zu spät ist, Lamperts Ansicht teilend, durch
„prosoziale Themen [...] ein Problembewusstsein für sozialrelevante Themen zu
schaffen“238.
Allerdings sehe ich auch die Programmverantwortlichen in der Pflicht, sowohl die der
öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten wie auch die der privaten. Erst wenn sie es riskieren
auszuprobieren, ob ihr ökonomisches Interesse nach möglichst kalkulierbaren Gewinnen
mit ihrem gesetzlichen Programmauftrag in Einklang zu bringen ist, erst wenn sich die
Einsicht die Rezipienten seien nicht nur Konsumenten „sondern zugleich Bürger mit
einem Recht auf kulturelle Teilhabe, Beobachtung des politischen Geschehens und
Beteiligung an der Meinungsbildung“239, erst dann kann das dokumentarische Hybrid-Sub-
Genre Doku-Soap sein volles Potenzial an Wirkungskraft entfalten.
Aber genauso wenig, wie die Rezipienten der Doku-Soaps zu sehr bevormundet werden
237 Kluge. Nach: Suchsland, 2007, (Ohne Seitenangaben)
238 Lampert, 2003, 475
239 Habermas, 2007. Nach: Suchsland, 2007, (Ohne Seitenangaben)
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 53/65
7 Zusammenfassung und Ausblick
wollen, wollen dies die Produzenten. Es wird wenig nützen, sie zu drängen, etwa durch
gesetzliche Verpflichtungen, ihr Programm zu überarbeiten, sie brauchen einen Anreiz,
einen Vorreiter, der die Verträglichkeit und Profitabilität von Unterhaltung und kritischer
Information testet.
Es sind durchaus positive Ansätze zu erkennen. Etwa in einer Folge der Pro7-Doku-Soap
We are Family240.
Es wurde in vergleichsweise unspektakulären Bildern und ohne Effekthascherei das
Problem und die Ungerechtigkeit der deutschen Abschiebepraxis thematisiert. Den
Betroffenen, einer türkischstämmigen Familie, akzentfrei Deutsch sprechend und die
Töchter ohne Kopftuch, wurde Platz und Zeit gegeben, ihr Problem zu schildern. Zwar
griff auch hier ein Off-Sprecher erklärend ein, ohne jedoch (beziehungsweise nur sehr
begrenzt) die Protagonisten zu stereotypisieren oder die Problematik ins Lächerliche zu
ziehen. Im Gegenteil, er unterstützte eine kritische Hinterfragung des Problems.
Leider oder interessanter Weise ist diese Sendung auf der Internetseite des Senders nur
schwer zu finden. Nicht unter der Rubrik Wissen, sondern unter Lifestyle versteckte sie
sich.241 Hier ist wohl noch etwas Nachholbedarf von Nöten. Ich weiß nicht, ob es
mangelndes Selbstvertrauen des Senders ist oder die Angst, eine Kategorisierung als
Wissenssendung würde den Rezipienten abschrecken?
Immerhin ein positiver Ansatz. Es bleibt abzuwarten, ob dem Beispiel weitere folgen
werden (insbesondere bei den Privatsendern).242
Ich möchte am Ende meiner Arbeit darauf hinweisen, dass ich Doku-Soaps nicht als
Konkurrenz zu herkömmlichen Dokumentarfilmen ansehe, sondern anhand meiner These
überprüfen wollte, ob Doku-Soaps sich eignen, die Rezipienten an anspruchsvollere
Themen heranzuführen. Das ich dies erst jetzt erwähne, war der bewusste Versuch der
Nichtbeeinflussung der Rezeption dieses Textes. Ich wollte verhindern, dass im Hinterkopf
des Rezipienten ein ständiger Abgleich stattfindet, ob dieses oder jenes von mir
Angeführte nicht durch einen herkömmlichen Dokumentarfilm besser zu transportieren
wäre. Vielleicht hat auch gerade meine Nichterwähnung solch einen Abgleich ausgelöst,
240 Folge vom 19.11.2007. http://www.prosieben.de/lifestyle_magazine/vips/waf/artikel/45535/
241 Vgl. Kapitel 2.3.2.1 Doku-Soap und Reality-Soap
242 Es gibt auch einige weitere positive Ansätze, aber in der Mehrzahl überwiegen leider noch stereotype
Darstellung von Problemen und Protagonisten, über alle Sendergrenzen hinweg.
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 54/65
7 Zusammenfassung und Ausblick
wer weiß? Denn wie gesagt, der individuelle Rezeptionsprozess ist von einer Vielzahl von
Faktoren abhängig, die sich gegenseitig bedingen und beeinflussen.
Ich sehe meine These als bestätigt an, denn Doku-Soaps können weit mehr sein können
als 'Trash-TV'243, als „Opium des Volkes“244. Doku-Soaps können 'Bildung für die Massen'
bedeuten, auch wenn bei vielen Sendungen noch einiger Verbesserungsbedarf besteht.
243 Obwohl das durchaus die Motivation der Programmgestalter sein kann. Vgl. Poranzke, 2005, 28-32
244 Marx, 1844. Nach: Drösser, 2004, (Ohne Seitenangaben)
Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin 55/65
8 LITERATURVERZEICHNIS
Arnold, Judith (2006): Die Super Nannys und ihr Publikum. Ergebnisse einer Wiener
Studie. (PDF-Datei, Stand: 22.09.2006). Internetadresse: http://www.medienheft.ch/
kritik/bibliothek/k26_ArnoldJudith.pdf (Letzter Zugriff: 25.11.2007, 16:20 MEZ).
Balthasar, Susanne (2007): Werbe-Mythen "Zehn Prozent der Werbung bleiben
hängen". (Internetseite, Stand: 24.10.2007). Internetadresse:
http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/unternehmen/600874.html?eid=598258
(Letzter Zugriff: 27.11.2007, 11:29 MEZ).
Beck, Ullrich (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt
am Main: Suhrkamp.
Bergmann, Thomas (1998 (2. Auflage)): Erfolgsindikatoren für
Fernsehprogrammangebote zur Erreichung jugendlicher Zielgruppen. Der Einsatz
der qualitativen Medienforschung zur Optimierung der Programmplanung. In: Reihe
Arbeitspapiere. 70/1997. Köln: Institut für Rundfunkökonomie an der Universität zu
Köln.
Chill, Hanni / Meyn, Hermann (1998 (Printausgabe)): Wirkung der Medien.
(Internetseite, Stand: Ohne Datumsangabe). Internetadresse:
http://www.bpb.de/publikationen/07485476851957751290460634362276,2,0,Wirkun
gen_der_Medien.html (Letzter Zugriff: 25.11.2007, 14:55 MEZ).
Decker, Christian (1994): Grenzgebiete filmischer Realität. zur Konzeption des
Dokumentarfilms bei Bill Nichols. In: montage/av - Zeitschrift für Theorie &
Geschichte audiovisueller Kommunikation. 3/1/1994. Berlin: Gesellschaft für Theorie
& Geschichte audiovisueller Kommunikation e.V. Seite: 61-82.
Drösser, Christoph (2004): Geborgte Droge. (Internetseite, Stand: 7.10.2004).
Internetadresse: http://www.zeit.de/2004/42/Stimmts_P_42 (Letzter Zugriff:
27.11.2007, 11:50 MEZ).
Felgenhauer, Uwe (2007): Wer Nachbarn hat, braucht keine Feinde. (Internetseite,
Stand: 2.10.2007). Internetadresse:
http://www.welt.de/fernsehen/article1228039/Wer_Nachbarn_hat_braucht_keine_Fei
nde.html (Letzter Zugriff: 17.11.2007, 10:33 MEZ).
Fiske, John (1993): Populärkultur. Erfahrungshorizont im 20. Jahrhundert. Ein Gespräch
mit John Fiske. In: montage/av - Zeitschrift für Theorie & Geschichte audiovisueller
Kommunikation: Populärkultur / John Fiske. 2/1/1993. Berlin: Gesellschaft für
Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation e.V. Seite: 5-18.
Fiske, John / Hartley, John (2003): Reading Television. London: Routlegde.
Früh, Werner (2002): Unterhaltung durch das Fernsehen. Eine molare Theorie (Unter
Mitarbeit von Anne-Katrin Schulz und Carsten Wünsch). Konstanz: UvK.
Früh, Werner (2003): Triadisch-dynamische Unterhaltungstheorie (TDU). In: Früh,
Werner / Stiehler, Hans-Jörg (Hrsg.): Theorie der Unterhaltung. Ein interdisziplinärer
Diskurs. Köln: Herbert von Halem. Seite: 27-56.
Gleich, Uli (2001): Populäre Unterhaltungsformate im Fernsehen und ihre Bedeutung für
die Zuschauer. (PDF-Datei, Stand: 10/2001). Internetadresse: http://www.media-
perspektiven.de/uploads/tx_mppublications/10-2001_Gleich.pdf (Letzter Zugriff:
25.11.2007, 14:58 MEZ).
Grimm, Jürgen (1993): Vom wahren Schrecken. Schockerlebnisse in der
Mediengesellschaft. In: Medien praktisch. Heft 65, 17. Jahrgang. Frankfurt am Main:
Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik. Seite: 22-27.
Grimm, Jürgen (2001): Wirklichkeitssplitter im Container. Ergebnisse eines
Forschungsprojekts. In: Medienheft. 15/2001. Zürich: Katholischer
Mediendienst/Reformierte Medien. Seite: 41-56.
Grimm, Jürgen (2006): Super Nannys und ihr Publikum. Zusammenfassung der
Ergebnisse. (PDF-Datei, Stand: 19.09.2006). Internetadresse:
http://www.tvsupernanny.at/1_multipart_xF8FF_3_SN-
ZusammenfassungBefunde20060919.pdf (Letzter Zugriff: 11.11.2007, 13:35 MEZ).
Habermas, Jürgen (2007): "Keine Demokratie kann sich das leisten". (Internetseite,
Stand: 16.5.2007). Internetadresse:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/455/114341/ (Letzter Zugriff: 27.11.2007,
11:48).
Haldenwang, Vera (Ohne Jahr): Wenn im Fernsehen die Grenzen verwischen. (PDF-
Datei, Stand: Ohne Datumsangabe). Internetadresse:
http://www.medieninfo.bayern.de/download.asp?
DownloadFileID=2e603902055b56c3dd5a54ce23e2b397 (Letzter Zugriff:
25.11.2007, 13:15 MEZ).
Hallenberger, Gerd (1995): "Neue Sendeformen". In: montage/av - Zeitschrift für Theorie
& Geschichte audiovisueller Kommunikation - Fernsehen (2). 4/2/1995. Berlin:
Gesellschaft für Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation e.V.. Seite: S.
5-20.
Haselstein, Ulla (1997): Zur Kultur- und Mediendiskussion der Cultural Studies. In:
montage/av - Zeitschrift für Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation:
Cultural Studies / David Morley. 6/1/1997. Berlin: Gesellschaft für Theorie &
Geschichte audiovisueller Kommunikation e.V.. Seite: 67-73.
Hickethier, Knut (1995): Dispositiv Fernsehen. Skizze eines Modells. In: montage/av -
Zeitschrift für Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation:
Neoformalismus / Fernsehen (1). 4/1/1995. Berlin: Gesellschaft für Theorie &
Geschichte audiovisueller Kommunikation e.V. Seite: 63-83.
Hodge, Robert / Tripp, David (1986): Children and television. Cambridge: Polity Press.
Hofem-Best, Katja (2001): Müchener Medientage. Realitiy-TV - heute top, morgen flop.
(PDF-Datei, Stand: Ohne Datumsangabe). Internetadresse: http://www.medientage-
muenchen.de/archiv/2001/hofem-best.pdf (Letzter Zugriff: 25.11.2007, 18:14 MEZ).
Horkheimer, Max / Adorno, Theodor W. (1975 (3. Auflage)): Kulturindustrie. Aufklärung
als Massenbetrug. In: Hoerkheimer, Max / Adorno, Theodor W. (Hrsg.): Dialektik
der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt am Main: Fischer. Seite: 108-
150.
Hügel, Hans-Otto (1993): Ästethische Zweideutigkeit der Unterhaltung. Eine Skizze ihrer
Theorie. In: montage/av - Zeitschrift für Theorie & Geschichte audiovisueller
Kommunikation: Populärkultur / John Fiske. 2/1/1993. Berlin: Gesellschaft für
Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation e.V. Seite: 119-141.
Hughes, W.P. (1997):The Documentary Project and Postmodernity. Unveröffentlicht.
Ph.D. Thesis, La Trobe University
Jebsen, Ken (2007): Kens Rede zur Kultur 2007. (Audio-Datei (mp3-Format), Stand:
2007). Internetadresse: http://www.kenfm.de/podcast/kenfm_2007_kw05_kultur.mp3
(Letzter Zugriff: 24.11.2007, 15:47 MEZ).
Karagöl, Jessica (2007): Erziehung per Knopfdruck. (Internetseite, Stand: 10.10.2007).
Internetadresse: http://www.cafebabel.com/de/article.asp?T=A&Id=2788 (Letzter
Zugriff: 25.11.2007, 15:55 MEZ).
Karmasin, Matthias (2005): Paradoxien der Medien - Über die Widersprüche technisch
erzeugter Wirklichkeiten. Wien: Facultas Verlags- und Buchandels Ag WUV.
Keppler, Angela (1995): Person und Figur. Identifikationsmöglichkeiten in Fernsehserien.
In: montage/av - Zeitschrift für Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation:
Fernsehen (2). 4/2/1995. Berlin: Gesellschaft für Theorie & Geschichte
audiovisueller Kommunikation e.V. Seite: 84-99.
Koch-Gombert, Dominik (2005): Fernsehformate und Formatfernsehen. TV-
Angebotsentwicklung in Deutschland zwischen Programmgeschichte und
Marketingstrategie. München: m-press/Martin Meidenbauer Verlagsbuchhandlung.
Koschnick, Wolfgang J. (1) (Ohne Jahr): Medialexikon: Psychographics —
psychografische Charakterisierung marktrelevanter Zuschauergruppen.
(Internetseite, Stand: Ohne Datumsangabe). Internetadresse:
http://medialine.focus.de/hps/client/medialn/tfext/call_mdln/WCKjs1wZdLtKfWaa3i1jr
$eVlk4IU$JZrlYNtSb4T3EFgg/medialn_article_wissen/wissen/medialexikon/HXCOR
E_NAV_5000039.hbs?snr=6641 (Letzter Zugriff: 25.11.2007, 16:06 MEZ).
Koschnick, Wolfgang J. (2) (Ohne Jahr): Medialexikon: Nebentätigkeiten. (Internetseite,
Stand: Ohne Datumsangabe). Internetadresse: http://medialine.focus.de/hps/client/
medialn/tfext/call_mdln/WCKjs1wZhpRKfWaasE1lr307sJIsRj1Yx$7fNLconqxUoe/m
edialn_article_wissen/wissen/medialexikon/HXCORE_NAV_5000039.hbs?snr=3978
(Letzter Zugriff: 27.11.2007, 11:16 MEZ).
Kübler, Hans-Dieter (2005): Mythos Wissensgesellschaft. Gesellschaftlicher Wandel
zwischen Information, Medien und Wissen. Eine Einführung. Wiesbaden: VS Verlag.
Lampert, Claudia (2003): Gesundheitsförderung durch Unterhaltung? Zum Potenzial des
Entertainment-Education-Ansatzes für die Förderung des Gesundheitsbewußtseins.
In: M&K – Medien & Kommunikationswissenschaft: „Gesundheit in den Medien“. 51.
Jahrgang 3-4/2003. Baden-Baden: Nomos. Seite: 461-477.
Lehnen-Beyel, Ilka (2006): Warum Menschen Klatschgeschichten lieben. (Internetseite,
Stand: 16.02.2006). Internetadresse:
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/261980.html (Letzter Zugriff:
25.11.2007, 18:18 MEZ).
Lücke, Stephanie (2002): Real Life Soaps - Ein neues Genre des Reality TV. Münster:
LIT.
Marx, Karl (1844): Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Unbekannter Ort:
Unbekannter Verlag.
Mehling, Michael (Ohne Jahr): Prosoziales Verhalten durch die Medien?. (PDF-Datei,
Stand: Ohne Datumsangabe). Internetadresse: http://chi.psychologie.uni-
mannheim.de/psycho3/lehrealt/ws9900/sozmot/140200b.PDF (Letzter Zugriff:
25.11.2007, 14:46 MEZ).
Meyn, Hermann (2004): Massenmedien in Deutschland. Konstanz: UVK.
Mikos, Lothar (1997): Das Publikum und seine soziale Strukturiertheit. zu Morleys
Kategorie des "Haushalts". In: montage/av - Zeitschrift für Theorie & Geschichte
audiovisueller Kommunikation: Cultural Studies / David Morley. 6/1/1997. Berlin:
Gesellschaft für Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation e.V. Seite: 89-
96.
Mikos, Lothar (2001): Fernsehen, Populärkultur und aktive Konsumenten. Die
Bedeutung John Fiskes für die Rezeptionstheorie in Deutschland. In: Winter,
Rainer / Mikos, Lothar (Übersetzung aus dem Englischen: Hartl, Thomas) (Hrsg.):
Die Fabrikation des Populären. Der John Fiske Reader. Bielefeld: transcript. Seite:
361-371.
Mikos, Lothar (2003): Populärkuturelles Vergnügen. Der Umgang mit unterhaltenden
Formaten in den Cultural Studies. In: Früh, Werner / Stiehler, Hans-Jörg (Hrsg.):
Theorie der Unterhaltung - Ein interdisziplinärer Diskurs. Köln: Herbert von Halem.
Seite: 89-104.
Müller, Eggo (1993): "Pleasure and Resitance". John Fiskes Beitrag zur
Populätkulturtheorie. In: montage/av - Zeitschrift für Theorie & Geschichte
audiovisueller Kommunikation: Populärkultur / John Fiske. 2/1/1993. Berlin:
Gesellschaft für Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation e.V.. Seite: 52-
66.
Müller, Eggo (1995): Television goes Reality - Familienserien, Individualisierung und
'Fernsehen des Verhaltens'. In: montage/av - Zeitschrift für Theorie & Geschichte
audiovisueller Kommunikation: Neoformalismus / Fernsehen (1). 4/1/1995. Berlin:
Gesellschaft für Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation e.V. Seite: 84-
106.
Nichols, Bill (1981): Ideology and the Image. Social Representation in the Cinema and
other Media. Bloomington: Indiana University Press.
Niggemeier, Stefan (Hrsg.) (Ohne Jahr): Fernsehlexikon: Notruf. (Internsetseite, Stand:
Ohne Datumsangabe). Internetadresse:
http://www.fernsehlexikon.de/sendungen/notruf/ (Letzter Zugriff: 26.11.2007, 17:47
MEZ).
Pany, Thomas (2005): Macht Fernsehen klüger?. (Internetseite, Stand: 3.5.2005).
Internetadresse: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20016/1.html (Letzter Zugriff:
27.11.2007, 11:40 MEZ).
PhilLex - Lexikon der Philosophie (Ohne Jahr): Frankfurter Schule. (Internetseite,
Stand: ohne Datumsangabe). Internetadresse: http://www.phillex.de/frankf-m.htm
(Letzter Zugriff: 26.11.2007, 17:39 MEZ).
Pietraß, Manuela (2002): Gestaltungsmittel als Interpretationshinweise. Eine
rahmenanalytische Betrachtung des Infotainment nach E. Goffman. In: M&K –
Medien & Kommunikationswissenschaft. 50. Jahrgang, 2002/4. Baden-Baden:
Nomos. Seite: 498-509.
Poranzke, Julio Olmo (2005): Noekonservatismus und Doku-Soaps - Ein Fernsehformat
in der soziologischen Diskussion. (PDF-Datei, Stand: 20.09.2005). Internetadresse:
http://digitalbauhaus.de/Neokonservatismus-DS.pdf (Letzter Zugriff: 28.11.2007,
18:30 MEZ).
Roscoe, Jane / Hughes Peter (1999): Die Vermittlung von "wahren Geschichten" - neue
digitale Technologien und das Projekt des Dokumentarischen. In: montage/av -
Zeitschrift für Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation: Film als Text:
Bellour, Kuntzel. 8/1/1999. Berlin: Gesellschaft für Theorie & Geschichte
audiovisueller Kommunikation e.V.. Seite: 134-153.
Schicha, Cristian (1999): "Infotainment" - Zur politischen Berichterstattung zwischen
Information und Unterhaltung. (Internetseite, Stand: 1999). Internetadresse:
http://www.prometheusonline.de/heureka/kommunikationsoekologie/monografien/sc
hicha/index.htm (Letzter Zugriff: 24.11.2007, 13:25 MEZ).
Schlegel, Natalie (2007): Mama geht fremd. (Internetseite, Stand: 21.11.2007).
Internetadresse: http://www.zeit.de/online/2007/47/muetter-mit-liebhaber?from=rss
(Letzter Zugriff: 27.11.2007, 11:45 MEZ).
Schmidt, Siegried J. (2003): Unterhaltung gibt es nicht. Unterhalten Sie sich gut! Einige
philosophische Anmerkungen zum Thema. In: Früh, Werner / Stiehler, Hans-Jörg
(Hrsg.): Theorie der Unterhaltung. Ein interdisziplinärer Diskurs. Köln: Herbert von
Halem. Seite: 324-370.
Schön, Gerti (2005): Brainstorming mit Bildstörung. Wie TV-Popkultur unser Gehirn
beeinflusst. (PDF-Datei, Stand: 27.06.2005). Internetadresse:
http://www.medienheft.ch/kritik/bibliothek/k24_SchoenGerti.pdf (Letzter Zugriff:
25.11.2007, 17:39 MEZ).
Schultheis, Christoph (Hrsg.) (2007): BILDisch für Fortgeschrittene (2). (Internetseite,
Stand: 16.11.2007). Internetadresse: http://www.bildblog.de/2603/bildisch-fuer-
fortgeschrittene-2 (Letzter Zugriff: 27.11.2007, 1045 MEZ).
Schuster, Katrin (12.10.2007): Das Andere wohnt hier niemals. (Internetseite, Stand:
12.10.2007). Internetadresse: http://www.freitag.de/2007/41/07411003.php (Letzter
Zugriff: 25.11.2007, 15:15 MEZ).
Seger, Linda (2001 (2. Auflage)): Von der Figur zum Charakter. Überzeugende
Filmcharaktere erschaffen (Creating Unforgettable Characters). Berlin: Alexander
Verlag.
Stangl, Werner (Ohne Jahr): Der Einfluss des Fernsehens auf die geistige und
emotionale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. (Internetseite, Stand: Ohne
Datumsangabe). Internetadresse: http://arbeitsblaetter.stangl-
taller.at/MEDIEN/Fernsehwirkung.shtml (Letzter Zugriff: 27.11.2007, 11:37 MEZ).
Stauff, Markus (2006): Fernsehen und Marxismus. In: Schröter, Jens / u.a. (Hrsg.):
Media Marx - Ein Handbuch ...Masse und Medium 4. Bielefeld: transcript. Seite:
259-277.
Suchsland, Rüdiger (2007): Die Industrialisierung des Denkens. Über den Verfall
politisch-kultureller Information. (Internetseite, Stand: 21.11.2007). Internetadresse:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26644/1.html (Letzter Zugriff: 27.11.2007, 11:42
MEZ).
Swietczak, B. / Schüler, U. / Ley, J. (2007): Bauer sauer nach RTL-Show. Frau schon
weg. (Internetseite, Stand: 26.10.2007). Internetadresse: http://www.bild.t-online.de/
BTO/leute/2007/10/26/rtl-bauer/frau-flucht,geo=2767840.html (Letzter Zugriff:
27.11.2007, 10:53 MEZ).
Theunert, Helga / Gebel, Christa (Hrsg.) (2000): Zusammenfassung der Studie
Lehrstücke fürs Leben in Fortsetzung. Serienrezeption zwischen Kindheit und
Jugend. (PDF-Datei, Stand: Ohne Datumsangabe). Internetadresse:
http://www.jff.de/dateien/KiSer.pdf (Letzter Zugriff: 25.11.2007, 17:56 MEZ).
Tulloch, John (2001): Das implizite Fernsehpublikum in der Soap-Opera-Produktion:
Alltägliche rhetorische Strategien unter Fernsehleuten. In: montage/av - Zeitschrift
für Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation: Fernsehproduktion.
10/1/2001. Berlin: Gesellschaft für Theorie & Geschichte audiovisueller
Kommunikation e.V. Seite: 23-44.
Wahlert, Christiane von (1993): Die dunkle Kammer. Präliminarien zu "Film und Tod". In:
Karpf, Ernst (Hrsg.): Kino und Tod: Zur filmischen Inszenierung von Vergänglichkeit.
Marburg: Schüren. Seite: 17-24.
Wegener, Claudia (1994): Reality TV, Fernsehen zwischen Emotion und Information.
Opladen: Leske + Budrich.
Wember, Bernward (1983 (3. erweiterte Auflage)): Wie informiert das Fernsehen? Ein
Indizienbeweis. München: List.
Williams, Raymond (1987): Culture and Society. Coleridge to Orwell [1958]. London:
Hogarth Press.
Winkler, Tobias (2005): Unterhaltung und Information in der Sprache der Zuschauer -
Interview mit Katja Hofem-Best (exklusiv). (Internetseite, Stand: 28.07.2005).
Internetadresse: http://www.medienhandbuch.de/prchannel/details.php?
callback=index&id=4182 (Letzter Zugriff: 25.11.2007, 16:25 MEZ).
Winter, Rainer (1997): Cultural Studies und Globalisierung. Anmerkungen zu David
Morleys "Aufzeichnungen". In: montage/av - Zeitschrift für Theorie & Geschichte
audiovisueller Kommunikation: Cultural Studies / David Morley. 6/1/1997. Berlin:
Gesellschaft für Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation e.V. Seite: 83-
88.
Wulff, Hans J. (1993): Phatische Gemeinschaft / Phatische Funktion - Leitkonzepte einer
pragmatischen Theorie des Fernsehens. In: montage/av - Zeitschrift für Theorie &
Geschichte audiovisueller Kommunikation: Populärkultur / John Fiske. 2/1/1993.
Berlin: Gesellschaft für Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation e.V.
Seite: 142-163.
Wulff, Hans J. (1995): Reality-TV. Von Geschichten über Risiken und Tugenden. In:
montage/av - Zeitschrift für Theorie & Geschichte audiovisueller Kommunikation:
Neoformalismus / Fernsehen (1). 4/1/1995. Berlin: Gesellschaft für Theorie &
Geschichte audiovisueller Kommunikation e.V. Seite: 107-121.
Wünsch, Carsten (2006): Unterhaltungserleben. Ein hierarisches Zwei-Ebenen-Modell
affektiv-kognitiver Informationsverarbeitung. Köln: Herbert von Halem.
Ziehe, Thomas (1991): Vom vorläufigen Ende der Erregung – Die Normalität kultureller
Modernisierungen hat die Jugend-Subkulturen entmächtigt. In: Helsper, Werner
(Hrsg.): Jugend zwischen Moderne und Postmoderne. Opladen: Leske und Budrich.
Seite: 57-71.
9 ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Modell des triadischen Fittings (eigene Abbildung nach: Früh, 2003, 40)...13
Abbildung 2: Dynamisches Zweiebenenmodell der Unterhaltungsrezeption (eigene
Abbildung nach: Früh, 2003, 41)................................................................ 21
Die Logos auf der Startseite sind Eigentum der jeweiligen Institute:
SAE Institute (http://www.sae.edu/)
Middlesex University London (http://www.mdx.ac.uk/ )
Das Logo der Open-Access-initiative ist unter der Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung 2.0 Deutschland-Lizenz veröffentlicht (http://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/de/ ).
Die Creative Commons-Logos sind unter der Attribution 3.0 Unported-Lizenz veröffentlicht (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/).