Chemie der Dünger---Zusammenhänge der Rohstoffe mit dem Wasser
Vorbemerkung: Die Wahl eines Düngers hängt von verschiedenen Faktoren ab, u. a. von der Kulturweise.
Ich greife jetzt nur die in modernen Produktionsbetrieben übliche Anstaubewässerung
heraus, da eine Bewässerung von unten andere Bedingungen im Substrat schafft als bei dem
klassischen Gießen von oben in den Topf.
Es geht auch nicht um Einzeldünger nach der holländischen Methode mit Bak A und Bak B.
Diesem System liegt eine ganz andere Systematik der Optimalwerte und der Nährstoff-
Zusammensetzungen zugrunde.
Die Rohstoffe, die in den meisten Standard-Nährsalzen vorkommen, werden nicht an Wasserqualitäten
angepasst, sondern werden nach einem gewünschten N:P:K:Mg-Verhältnis gemischt. Diese Nährstoff-
Relationen wurden in Steigerungsversuchen in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts
empirisch ermittelt und haben heute noch eine weitgehende Gültigkeit. 20+5+10+2 oder 15+10+15+2
sind z. B. Standarddünger, die in jedem Sortiment der Düngerindustrie Mengenträger sind.
Folgende Rohstoffe werden zur Düngerherstellung verwendet:
Dünger chemische Formel % Reinnährstoff Mol-Gewicht
Ammonium-Nitrat NH4NO3 34,5N 80
Kalium-Nitrat KNO3 13,0 N; 38,0 K 101,1
Ammonium-Sulfat (NH4)SO4 21,0 N; 24,2 S 132,1
Kalium-Sulfat K2SO4 45,0 K; 18 S 174,3
Ammonium-Phosphat NH4H2PO4 26,0 P; 12,0 N 115
Kalium-Phosphat KH2PO4 23,0 P; 28,0 K 136,1
Magnesium-Sulfat MgSO4.7H2O 10,0 MG; 13,0 S 246,4
zusätzliche Rohstoffe für Spezialdünger
Magnesium-Nitrat Mg(NO3)2 11,0 N; 9,0 Mg 256,3
Calcium-Nitrat Ca(NO3)2 14,3 NO3-N; 18,8 Ca 200
1,2 NH4-N
Harnstoff NH4OCN 46,0 N 60
Bei den Spezialdüngern kommen noch verschiedene, spezielle Phosphate (z. B. Urea-Phosphat) hinzu.
Die Spurenelemente gehören ebenso dazu; sie nehmen aber in einer Rezeptur keinen großen Platz ein
und deshalb gehe ich darauf nicht weiter ein.
Die Qualität der Rohstoffe kann durchaus unterschiedlich sein, je nach der Menge unerwünschter
Begleitstoffe (z. B aktuell Perchlorat). Ebenso sind die Menge der Spurenelemente und die Chelatform
beim Eisen verschieden.
Diese Unterschiede finden sich bei den Preisen der Dünger wieder.
Wasserqualität
In der folgenden Tabelle sind die Grenzwerte für Gießwasser und Trinkwasser aufgeführt:
Die Entscheidung, welcher Dünger zu dem vorhandenen Wasser passt, wird auf der Grundlage einer
aktuellen Wasseranalyse getroffen. Anhand der Tabelle kann man die Grenzwerte ablesen, die
möglichst eingehalten werden sollten. Die Werte sind im Moment zweitrangig, interessant sind die
Grenzwerte bei Trinkwasser. Wer glaubt, dass man mit Trinkwasser seinen Kulturen etwas Gutes tut,
kann damit sehr daneben liegen.
Der Salzgehalt, die Grenzwerte bei Natrium, Chlorid, Calcium und Sulfat sind für eine
Pflanzenproduktion tödlich!
Beurteilung der Wasserqualität
Karbonathärte ist eine entscheidende Größe bei der Beurteilung von Gießwasser.
Um die pH-erhöhende Wirkung des Hydrogencarbonates zu neutralisieren, ist der Einsatz von
Ammonium notwendig:
Ich zeige Ihnen jetzt anhand von 2 Wasseranalysen, wie mit der Düngerchemie darauf reagiert wird.
Dann gebe ich Ihnen noch eine Empfehlung, wie Sie bei Regenwasser agieren müssen.
Interpretation Analyse 1:
Das Wasser ist bis auf den sehr hohen Kali-Wert und den erhöhten Natrium-und
Chloridgehalt in Ordnung. Calcium ist ausreichend vorhanden, der EC-Wert ist
unproblematisch. Die Karbonathärte ist niedrig.
Empfehlung: Der erhöhte Natrium- und Chloridwert ist noch nicht so kritisch, dass
ein Verschneiden mit weniger belastetem Wasser nötig ist. Na- und Cl freie Dünger
verwenden.
Der sehr hohe Kaliwert muss unbedingt in der Düngung berücksichtigt werden. Es
sollten überwiegend N-betonte oder ausgeglichene Dünger eingesetzt werden.
Wegen der niedrigen Karbonathärte darf der Dünger nur wenig Ammonium enthalten.
N muss vorwiegend aus Nitrat bestehen.
Interpretation Analyse 2:
Das Wasser ist als Gießwasser kaum zu verwenden. Der sehr hohe EC-Wert belastet
die Pflanzen schon ohne Düngerzusatz. Der Sulfat- und der Calciumgehalt führen zu
Gipsausfällungen und verstopfen Bewässerungsanlagen. Die extrem hohe
Magnesiummenge behindert die Kaliaufnahme. Nitrat-N ist mit 14mg/l zu beachten,
ebenso die hohe Karbonathärte von 17,3°dH.
Empfehlung: Am besten ist Verschneiden mit Regenwasser, mindestens 1:1,
besser 2:1 Regenwasser: Brunnenwasser. Die dann erreichten Werte wären dann bis
auf Magnesium unproblematisch. Bei einem Verhältnis 2:1 wären noch 21 mg/l Mg
vorhanden. Der Dünger sollte Magnesium frei, das verwendete Substrat mit
Magnesium armen Kalk aufgekalkt sein.
Bei Einsatz von Chemie ist eine Vorsäuerung mit Salpetersäure wichtig, um die
Karbonathärte zu reduzieren. Die verwendeten Dünger müssten sulfatarm und ohne
Magnesium sein, natürlich auch Na- und Cl-frei. Nitrat und Kali müssen in der
Düngerbilanz mengenmäßig berücksichtigt werden. Die Düngergaben sollten 1 %o
wegen des EC-Wertes nicht übersteigen.
Stickstoff ist vor allem als Ammonium zu geben (je nach Vorsäuerung). Ohne Säure ist
eine reine Ammonium-Ernährung notwendig.
Bei Bewässerungsanlagen mit Tropfsystem muss ständig auf Verstopfungen geachtet
werden. Ein Mittelzusatz, der die Verstopfungen reduziert, ist sinnvoll, aber nicht billig
(z.B. Wasserstoff-Peroxid + Ameisensäure).
Einsatz von Regenwasser
Regenwasser ist kaum belastet, damit gibt es keine Einschränkungen. Alle Elemente
müssen über die Düngung zugesetzt werden. D. h., dass z. B. auch Calcium gedüngt
werden muss ( als Kalksalpeter). Der Stickstoff darf kaum Ammonium enthalten. Ein
Abfallen des pH-Wertes, vor allem im unteren Topfdrittel, muss verhindert werden
(Wurzelschäden). Deshalb ist eine Überwachung mit eigenem Messgerät ratsam (das
gilt grundsätzlich).
Fazit für die Praxis
Die Gießwasserqualität muss für eine darauf abgestimmte Düngung bekannt sein. Je
nach Brunnentiefe sollte in Abständen eine Aktualisierung vorgenommen werden.
Über die Chemie der Dünger kann man recht gut auf viele Wasserverhältnisse
reagieren. Manchmal geht es nicht ohne eine Vorbehandlung (Vorsäuerung,
Verschneiden).
Ulrich Vogel, Planta Düngemittel, Regenstauf