Antje Leichsenring und Linda Geppert, 17.11.2014
Clever kombiniert:
Duale Studiengänge und Zusatzqualifikationen
Antje Leichsenring und Linda GeppertBundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)Bildungskonferenz 2014
„Gute Aussichten: Bildung im Fokus, Wirtschaft im Aufwind.“
17./18.November 2014, Estrel Hotel Berlin
Antje Leichsenring und Linda Geppert, 17.11.2014
• Ausbildung + Zusatzqualifikation
• Ausbildung + Studium
• wahlweise auch kombiniert mit beruflichen Fort- und Weiterbildungsgängen
Clever kombiniert?
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• Internetportal zu dualen Studiengängen und Zusatzqualifikationen mit Hintergrundinformationen, Literaturhinweisen, deutschlandweiter Veranstaltungskalender, News, Ausbildungsangebot des Monats
• Datenbank: Derzeit über 2.100 duale Studiengänge und über 2.300 Zusatzqualifikationen, insgesamt rund 20.000 Datensätze
• Nutzer: Vor allem Jugendliche/ InteressentInnen für Bildungsangebote, Berufs- und StudienberaterInnen, aber auch Betriebe und Bildungsanbieter, Forschung, Politik, Presse
Die Datenbank AusbildungPlus
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Was sind Zusatzqualifikationen?
• zusätzlich erworbene berufliche Qualifizierungen• gehen über die regulären Ausbildungsinhalte hinaus• finden parallel zur Berufsausbildung oder direkt im Anschluss daran
statt• zeitlicher Mindestumfang: 40 Stunden• können zertifiziert werden• für Auszubildende in staatlich anerkannten Ausbildungsberufen
Angeboten von: Ausbildungsbetrieben, Berufsschulen, Kammern, Privaten Bildungsanbietern
Zusatzqualifikationen in der Berufsausbildung
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Warum eine Zusatzqualifikation erwerben?
• Frühzeitige Spezialisierung
• Zeit sparen
• Chancen verbessern
• Vorsprung sichern
• Teile einer beruflichen Aufstiegsfortbildung schon parallel zur Ausbildung ablegen
Zusatzqualifikationen in der Berufsausbildung
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Mehr als 2.300 Zusatzqualifikationen in der AusbildungPlus-Datenbank
Zusatzqualifikationen in der Berufsausbildung
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Arten von Zusatzqualifikationen
• Horizontal berufsübergreifend (Controlling für kaufmännische Auszubildende, Elektromobilität)
• Horizontal berufsspezifisch (Fachberater Fairer Handel)
• Vertikale Qualifikationen (Fort- und Weiterbildungsabschlüsse, z.B. Handelsassistent)
• Berufsunabhängige Qualifikationen (Computerführerschein ECDL, Projektmanagement)
Systematik Annen/ Paulini-Schlottau 2009, BMBF 1999
Zusatzqualifikationen in der Berufsausbildung
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Zusatzqualifikationen in der Berufsausbildung
Beispiel Zusatzqualifikation Elektromobilität
Für:Elektroniker/in für Betriebstechnik, Industriekaufmann/frau, Mechatroniker/inZiel:Qualifikation im Bereich ElektromobilitätAufbau: Je nach Ausbildungsberuf: Kaufmännische Zusatzausbildung/Technische ZusatzausbildungKosten:KeineAbschluss:ZertifikatAnbieter:BMW Group, Stadtwerke Leipzig, ITW Schindler und TÜV Süd
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Zusatzqualifikationen in der Berufsausbildung
Beispiel Zusatzqualifikation Fachberater/-in für Fairen Handel
Für:Kaufleute im EinzelhandelZiel:Aneignen von Handlungswissen im Bereich Fairer Handel und NachhaltigkeitAufbau: Modular im Rahmen des BerufsschulunterrichtsPrüfung:Leistungsnachweise an der BerufsschuleZeugnis:Zertifikat über den Erwerb der ZusatzqualifikationKosten:keineAnbieter:Karl-Schiller-Berufskolleg Dortmund
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Zusatzqualifikationen zur Erstausbildung aus dem Bereich der Fort- und Aufstiegsweiterbildungen
Zusatzqualifikationen in der Berufsausbildung
Bezeichnung Anzahl der Modelle AuszubildendeHandelsassistent/ Handelsfachwirt 40 5.754Betriebsassistent im Handwerk 58 2.087Betriebswirt 12 900Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten 22 436Fremdsprachenkorrespondent 11 312Fachberater 3 300Fachkaufmann 1 45Ausbildereignungsprüfung 3 53Meister 4 71Fachwirt 5 56Fachkraft 4 28Sonstige 10 255Teile anerkannter Weiterbildung
23 778Gesamt 196 11.075
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Praxisbeispiel MeisterKompakt - Handwerkskammer Düsseldorf
• Innerhalb von 3 (Tischler) bzw. 3,5 Jahren (KFZ) Lehre + Meister • Schulabgänger mit Abitur/Fachhochschulreife, verkürzter
Lehrvertrag über zwei bzw. zweieinhalb Jahre und einen daran anschließenden Qualifizierungsvertrag über 12 Monate mit Betrieb
• Innerhalb der Lehrzeit zusätzlich zum Berufsschulunterricht die Teile III (Wirtschafts- und Rechtskunde) und IV (Ausbildung der Ausbilder) der Meisterprüfung.
• Nach Gesellenprüfung 12-monatige Qualifizierungsphase mit Praxisphasen im Betrieb und Theoriephasen in der Meisterschule, am Ende Prüfungen für die Teile I (Fachpraxis) und II (Fachtheorie) der Meisterprüfungen
Zusatzqualifikationen in der Berufsausbildung
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Clever kombiniert: Duales Studium
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Was ist ein duales Studium?
Ein duales Studium verbindet ein Studium an einer Hochschule oder Akademie mit einer zumeist dualen Berufsausbildung oder längeren Praxisphasen in einem Unternehmen.
Duale Studiengänge lassen sich in drei Grundtypen unterteilen:
• duale Studiengänge für die berufliche Erstausbildung
• für Interessenten mit Fachhochschul- oder Hochschulreife
Ausbildungsintegrierende
- verbinden das Studium mit einer Ausbildungin einem anerkannten Ausbildungsberuf
Praxisintegrierende
- verbinden das Studium mit längeren Praxisphasen im Unternehmen bzw. einer beruflichen Teilzeittätigkeit
Berufsintegrierende duales Studium für die berufliche Weiterbildung
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Clever kombiniert: Merkmale dualer Studiengänge
Zwei Lernorte: Theoriephasen i.d.R. an der Hochschule / Akademie Praxisphasen i.d.R. im (Ausbildungs-)Betrieb
Dauer: zwischen 3 – 5 Jahren (Bachelor)
Abschlüsse: Hochschulabschluss (Bachelor, auch Master)
Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf (nur bei ausbildungsintegrierenden dualen Studiengängen)
Vergütung: häufig zahlen die Unternehmen eine monatliche Vergütung und übernehmen die Studiengebühren
Voraussetzung: i.d.R. Ausbildungsvertrag mit Unternehmen bzw.Praktikanten-, Volontariats- oder Teilzeitarbeitsvertrag
Bewerbung: sehr oft direkt beim Unternehmen / Betrieb
Verzahnung: Berufspraxis und Studium sind miteinander verzahnti.d.R. hoher Lernaufwand
gute Übernahmechancen
finanzielle Absicherung des
Studiums
Berufspraxis
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Grundtypen der Studienorganisation
Blockmodelle:• Theorie- und Praxisphasen wechseln sich ab.• Blöcke zwischen 8 und 16 Wochen
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Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Entwicklung des dualen Studiums (Positionspapier Okt. 2013)
Aktualisierung der Empfehlungen zur weiteren Differenzierung des Tertiären Bereichs durch duale Fachhochschulangebote vom Juli 1996 –
Zeit damals: deutlich vor der massiven Expansion dualer Studienangebote!!!
Ziele:
• Systematisierung und Transparenz dualer Studienangebote angesichts des facettenreichen Gesamtbildes in einem dynamisch wachsendem Feld
• Qualitätsmindestanforderungen an Dualität im Studium
• Empfehlung für eine zeitgemäße und für den tertiären Bildungssektor funktionale Gestaltung des dualen Studiums
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Aktuelle Trends duales Studium I
1. Deutliches Wachstum der dualen Studiengänge
2. Anzahl praxisintegrierender Studiengangsformen stärker ansteigend als ausbildungsintegrierende Modelle, bei Erstausbildung mittlerweile deutlich mehr als die Hälfte praxisintegrierend.
3. Mischformen nehmen zu, d.h. duale Studiengänge, die sich nicht klar einem der Bereiche ausbildungsintegrierend, praxisintegrierend, berufsintegrierend oder berufsbegleitend zuordnen lassen.
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Entwicklung der dualen Studiengangsformate für die Erstausbildung
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2014
2013
2012
2011
39,3%
43,9%
43,6%
50,9%
48,9%
50,1%
51,8%
44,9%
11,8%
6,0%
4,6%
4,2%
Duale Studiengänge für die Erstausbildung
Studium mit Berufsausbildung(ausbildungsintegrierend)
Studium mit Praxisphasen(praxisintegrierend)
Mischformen
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Aktuelle Trends duales Studium II
4. „Ausbildungsintegrierende“ Studiengänge mit Externenprüfung
5. Zunahme von Studiengängen im Weiterbildungsbereich
6. Interesse an Internationalisierung dualer Studiengänge wächst
7. Stipendienmodelle zur Förderung einzelner Studierender in regulären Studiengängen, duale Studienform durch Förderung eines Unternehmen, z.B. I.C.S Modell in Bayern
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8%
17%
22%
25%
57%
77%
26%
48%
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51%
36%
20%
54%
29%
25%
20%
7%
3%
13%
6%
6%
4%
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Durch die Beteiligung können wir die hochschulischenLerninhalte beeinflussen. (n=278)
Wir möchten unsere Kooperationsbeziehungen mitFachhochschulen ausbauen. (n=278)
Wir können mit diesem Ausbildungsangebot unserBetriebsimage in der Öffentlichkeit verbessern. (n=277)
Duale Studiengänge sind für Jugendliche attraktiver als dieklassische Berufsausbildung im dualen System. (n=277)
Durch duale Studiengänge können die bestenNachwuchskräfte gewonnen werden. (n=279)
Die praxisnähere Ausbildung dual Studierender ist fürunseren Betrieb wichtig. (n=278)
Trifft voll und ganz zu Trifft eher zu Trifft eher nicht zu Trifft überhaupt nicht zu
Praxisnähe und Bestenlese aus Sicht der Betriebe häufigste Gründe für eine Beteiligung an dualen Studiengängen (Unternehmensbefragung 2012)
Quelle: Kupfer (2013), BIBB: Unternehmensbefragung 2012
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13%
37%
46%
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58%
65%
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41%
34%
36%
26%
4%
34%
3%
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1%
1%
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10%
11%
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8%
1%
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theoretisches Fachwissen
Sozialkompetenz
Teamfähigkeit
Organisationsfähigkeit
Leistungsbereitschaft
Belastbarkeit
berufspraktisches Wissen
Duale Studienabsolventen besser keine Unterschiede
„Klassische“ Studienabsolventen besser Kann ich nicht beurteilen
Absolvent_innen dualer Studiengänge verfügen im Vergleich zu Absolvent_innen „klassischer Studiengänge“ aus Sicht der Betriebe über deutlich besseres berufspraktisches Wissen und höhere Belastbarkeit.
Quelle: Kupfer (2013), BIBB: Unternehmensbefragung 2012 – n=248
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Häufig noch wenig Kooperation zwischen Hochschule und Betriebenbei dualen Studiengängen.
Quelle: Kupfer (2013), BIBB: Unternehmensbefragung 2012 – n=248
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Thesen
1. Ein Expansionspotential dualer Studiengänge liegt in der Ausweitung auf die Aufstiegsfortbildung: in hybriden Formaten zwischen Hochschulbildung und Aufstiegsfortbildung auf DQR-5- und -6-Ebene (vgl. Wissenschaftsrat).
2. KMU benötigen für die Beteiligung an dualen Studiengängen spezifische Unterstützung durch Hochschulen, ebenso überbetriebliche Ausbildungskonzepte.
3. Es bedarf einer Klärung der Berufsschulpflicht im Rahmen von dualen Studiengängen (damit verbunden auch der Prüfungsregularien).
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Thesen
4. Potentiale für die Weiterentwicklung dualer Studiengänge liegen insbesondere in der Verzahnung zwischen den Lernorten Betrieb und Hochschule− Das kann sich in Qualitätskriterien im Rahmen des dualen Lernortprinzips
und auch− in der strukturellen Verzahnung (Betreuungsinfrastruktur, zeitlich-
organisatorisch etc.) widerspiegeln.
5. Hochwertige Zusatzqualifikationen in Kombinationen mit der beruflichen Erstausbildung können eine Alternative zu dualen Studiengängen darstellen.
4. Duale Studiengänge und mit Zusatzqualifikationen kombinierte Ausbildungen sind zwar intensiver, haben aber einen deutlichen Mehrwert für die Absolvent/-innen und beteiligten Unternehmen.
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Herzlichen Dank!
Kontakt:Antje Leichsenring Linda Geppert
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)Projektleiterin AusbildungPlus Wissenschaftliche MitarbeiterinArbeitsbereich "Übergänge in Ausbildung und Beruf“ Arbeitsbereich “Qualität, Nachhaltigkeit, Durchlässigkeit“Robert‐Schuman‐Platz 3 Robert‐Schuman‐Platz 3D‐53175 Bonn D‐53175 BonnFon: +49 228 107 1367 Fon: +49 228 107 [email protected] [email protected]
www.bibb.dewww.ausbildungplus.de
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Back-up
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Clever kombiniert: Ausbildung, Weiterbildung, Studium
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Aktuelle Trends duales Studium I
1. Deutliches Wachstum der dualen Studiengänge
Anzahl der Angebote 2014
Anzahl der Angebote 2013
Erstausbildung Studium mit Berufsausbildung (ausbildungsintegrierend) 592 445
Studium mit Praxisphasen (praxisintegrierend) 736 508Mischformen Erstausbildung 177 61Summe Erstausbildung 1505 1014
Weiterbildung Studium zur beruflichen Weiterbildung (berufsintegrierend) 67 2
Studium zur beruflichen Weiterbildung (berufsbegleitend) 519 435Mischformen 17 10Summe Weiterbildung 603 447
Gesamtanzahl Duale Studiengänge in der AusbildungPlus-Datenbank 2108 1461
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Wo bestehen Handlungsbedarfe?
Verlässliche und transparente Ausgestaltung des Praxisbezugs/ des betrieblichen Ausbildungsteils
Abstimmungen zwischen den Lernorten im Rahmen der Kooperation
Entwicklung von Qualitätsstandards, insbesondere für den betrieblichen Teil und der Umsetzung des dualen Lernortprinzips die Lehr-Lern-didaktische Verzahnung
Transfer zwischen den Kooperationspartnern ohne Last auf den Studierenden