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»Wie auch immer Sie Ihre Räume einrichten: Denken Sie zuerst über die Wände nach, denn sie machen ein Zuhause aus. Wer am falschen Ende spart, wird sich fühlen wie in einer behelfsmäßigen Unterkunft.«
WILLIAM MORRIS
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Herausgegeben von Natalia Price-Cabrera
Mit Illustrationen von Gemma Latimer & Jessica Stokes
Aus dem Englischen übertragen von Wiebke Krabbe
Deutsche Verlags-Anstalt
TAPETENWECHSELDas Ausmalbuch
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4Aus dem Englischen übertragen von Wiebke Krabbe
1. Auflage
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2016
Deutsche Verlags-Anstalt, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Titel der englischen Originalausgabe:
The Wallpaper Colouring Book
2015 erstmals erschienen bei ILEX
in der Octopus Publishing Group Ltd
Octopus Publishing Group
Carmelite House
50 Victoria Embankment
London, EC4Y ODZ
www.octopusbooks.co.uk
An Hachette UK Company
www.hachette.co.uk
Copyright © Octopus Publishing Group 2015
Text © Natalia Price-Cabrera
Fotos lt. Bildnachweis S. 96
Buchkonzept: Zara Larcombe
Alle Rechte vorbehalten
Verleger: Roly Allen
Verantwortliche Redakteurin: Zara Larcombe
Projektleitung: Natalia Price-Cabrera
Redaktion: Frank Gallaugher, Rachel Silverlight
Art Director: Julie Weir
Design: Kate Haynes
Produktion: Katherine Hockley
Produktion der deutschen Ausgabe: Monika Pitterle / DVA
Satz der deutschen Ausgabe: Boer Verlagsservice, Grafrath
ISBN 978-3-421-04032-9
www.dva.de
Printed in China
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1730 1750 1780 1830 1851
1877 1890 1910 1920 1930
1946 1951 1956 1968 1970
1980 1999 2004 2006 2014
INHALT
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6Tapeten waren nicht immer so angesagt wie heute. Es gab im Lauf
der Geschichte auch Zeiten, in denen sie alles andere als »fashio-
nable« waren, ja sogar als gewöhnlich galten. Zurzeit erlebt die
Tapete eine Renaissance, und mit diesem Buch möchten wir ihre
Geschichte würdigen und vom Zeitgeist verschiedener Epochen er-
zählen.
Die Geschichte der »Wanddekoration« reicht etwa 40 800 Jahre
zurück – bis zu den frühen Höhlenmalereien, den Vorläufern heu-
tiger Wandgemälde und Graffiti. Später verwendete man Leder und
Stoff als isolierende Verkleidung für Wände und Öffnungen. Wand-
teppiche, die begüterte Adlige zwischen dem 5. und 15. Jahrhundert
in ihren befestigten Burgen aufhängten, dienten demselben Zweck.
In der Spätrenaissance ließ der Adel Schlösser bauen und verwandte
große Sorgfalt auf die Raumgestaltung und Möblierung. Viele Histo-
riker vertreten die Ansicht, dass Tapeten ursprünglich als preiswerter
Ersatz für Wandteppiche eingeführt wurden. Sie nehmen an, dass
Angehörige des ärmeren Adels und der entstehenden Kaufmanns-
schicht Wandteppiche nicht kaufen konnten, weil sie zu teuer wa-
ren oder weil Kriege den internationalen Handel behinderten. Da-
rum dekorierten sie ihre Wände mit Tapeten. Vermutlich ist es ein
menschliches Urbedürfnis, unsere Lebensumgebung zu schmü-
cken und zu individualisieren.
Die Geschichte der Tapete, wie wir sie heute kennen, ist untrennbar
mit der Entstehung und Entwicklung der Papierherstellung sowie der
Drucktechniken verbunden. Vom 15. Jahrhundert an waren Papier-
herstellung und Druck vor allem für die Verbreitung von Schriftgut
von großer Bedeutung. Die ersten dekorativen Tapeten wurden auf
den Rückseiten verbotener Schriften gedruckt. Die ältesten Berichte
über Tapeten in der westlichen Welt beziehen sich auf einen Auftrag,
den der französische König Louis XI. im Jahr 1481 erteilte. Die älteste
bis heute erhaltene Tapete stammt etwa aus dem Jahr 1509, wurde
aber erst 1911 an der Decke von Räumlichkeiten im Christ’s College
in Cambridge zu Tage gefördert. Charlotte Abrahams1 zufolge zeigt
sie »ein stilisiertes Granatapfelmotiv, angelehnt an italienischen Da-
mast«. Das Dekor war – vermutlich von dem Drucker Hugo Goes
aus York – mit Holzstempeln auf die Rückseite einer Proklamation
gedruckt worden, die Heinrich VIII. herausgegeben hatte.
Bei den ersten Tapeten handelte es sich um Einzelbögen von »Alt-
papier«, auf die mit Holz-Druckplatten Ornamente gedruckt wur-
den. Meist waren es geometrische Muster, die mit einem einzelnen
Holzstempel gedruckt wurden. Gelegentlich gab es auch komplexere
1 Tapete von Hugo Goes (ca. 1509) © Victoria
and Albert Museum, London
2 Tapete von A.W.N. Pugin (1848) © Victoria
and Albert Museum, London
3 The Day Lily von Walter Crane (1897–1898)
© Victoria and Albert Museum, London
4 Acanthus © www.william-morris.co.uk
5 Strawberry Thief
© www.william-morris.co.uk
EINFÜHRUNG
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7Muster, für die mehrere Stempel zum Einsatz kamen. Die Muster
wurden in Schwarz auf weißem Papier gedruckt und anschließend
mithilfe von Schablonen koloriert. Diese Einzelbögen trugen die Be-
zeichnung »Dominos«. Um mit solchen Einzelbögen ganze Wände
bedecken zu können, mussten sie zusammengesetzt werden. Im
17. Jahrhundert kamen die ersten Tapeten als Rollenware auf den
Markt. Sie bestanden aus zwölf Einzelbögen, die nach dem Druck
zusammengeleimt wurden, und hatten eine Länge von etwa 10 Me-
tern – bis heute die Standardlänge von Tapetenrollen.
Es dauerte fast ein ganzes Jahrhundert, bis die Technik fortge-
schritten genug war, um Rollen erst nach dem Zusammenleimen
der Papierbögen zu bedrucken. Ein Meilenstein in der Geschichte
der Tapete, denn nun konnten wesentlich größere Muster als auf den
Einzelbögen produziert werden. Eines der wenigen bis heute erhal-
tenen großen Dekore aus dieser Zeit wurde in den 1980er-Jahren bei
einem Abrissunternehmen in der englischen Stadt Epsom gerettet.
»TAPETE … IST WEDER NEUTRAL NOCH SICHER ODER HARMLOS.«
Ausstellung Walls are Talking: Wallpaper Art and Culture, Manchester, 2010
Mit dieser Entwicklung erlebte die Beliebtheit von Tapeten eine
interessante Wende. Während frühere Dekore meist den Oberflä-
chentexturen von Holz, Marmor oder Stoff nachempfunden waren,
kamen nun völlig neue Designs auf den Markt – und diese waren bei
den Wohlhabenden, die bislang Tapeten geschmäht hatten, überaus
begehrt. Die britische Tapetenindustrie erlebte in dieser Zeit einen
derartigen Aufschwung, dass Königin Anne im Jahr 1712 Tapeten
zum Luxusgut erklären ließ und eine Steuer einführte für »bemal-
tes, bedrucktes oder gefärbtes Papier als Wandverkleidung. Um der
Steuer zu entgehen, kolorierten die Leute die Tapeten nach dem An-
kleben.«2
Großbritannien besaß kein Monopol für die Tapetenherstellung.
Es gab einen schwungvollen Handel mit »China-Papieren« aus dem
Fernen Osten und Amerika. Auch Frankreich, wo von überaus ta-
lentierten Künstlern raffinierte Dekore für die Reichen produziert
wurden, profitierte von Englands Steuerregelung. Gegen Ende des
17. Jahrhunderts wurde jedoch deutlich, dass die Industrie nur wei-
ter expandieren konnte, wenn man Methoden zum Bedrucken fort-
6 Verdure (2012) © www.zoffany.com
7 Palace Flock, Albany Performance, mit frdl.
Genehmigung: www.wallpaperdirect.com
8 Tortuga, Safran (2010) © Manuel Canovas
für Colefax and Fowler,
www.manuelcanovas.com
9 Bengale, Paprika (2004) © Manuel Canovas
für Colefax and Fowler,
www.manuelcanovas.com
10 Mobiles (2011) © www.sanderson-uk.com
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8laufender Rollen entwickelte, um preiswertere Tapeten für die breite
Bevölkerung anzubieten. 1785 erfand der Franzose Christophe-Phil-
ippe Oberkampf die erste Tapeten-Druckmaschine. 1839 entwickelte
Charles Harold Potter in England eine Vierfarb-Druckmaschine,
mit der 400 Rollen Tapete am Tag produziert werden konnten. »Für
jede Farbe war eine separate Walze erforderlich. Gedruckt wurde mit
synthetischen Pigmenten wie Ultramarinblau und Chromgelb auf
langen Rollen. Weil das Papier nicht aus Leinen- und Baumwollfa-
sern bestand, sondern aus Holzpulpe, konnten die Kosten deutlich
reduziert werden.«3 Um 1850 war bereits achtfarbiger Druck möglich,
und 1874 konnte mit 20 Farben gedruckt werden. Die Industrialisie-
rung war in vollem Gange, technische Neuerungen ermöglichten
eine nennenswerte Erhöhung der Produktion – und die Preise san-
ken. Tapeten waren nun eine preiswerte und effektive Möglichkeit,
die engen und düsteren Räume aufzufrischen, die typisch für viele
Wohnungen des Viktorianischen Zeitalters waren. »In Frankreich er-
freuten sich Papiere größter Beliebtheit, die mit Trompe-Œuil-Dra-
perien kostbarer Stoffe bedruckt waren. Britische Hersteller brillierten
dank der Mechanisierung mit fast fotorealistischen Blumendrucken.
In Frankreich und Deutschland wurde der Prägedruck im großen Stil
für die Tapetenherstellung eingesetzt, und es entstanden beindru-
ckende farbig gedruckte Stickerei- und Lederimitationen«4, erläutert
Charlotte Abrahams.
Die Tapeten des Viktorianischen Zeitalters mögen prächtig ge-
wesen sein, doch ihre Hochblüte waren die 1920er-Jahre. Im frü-
hen 20. Jahrhundert wurde die Kleistermaschine erfunden, in den
1920er-Jahren die erste mechanische Siebdruckmaschine. Span-
nend ist zudem, dass die Designer dieser Zeit nicht nur historische
Muster aufgriffen, sondern auch künstlerische Strömungen ihrer
Zeit. So entstanden innovative Tapeten mit kubistischen oder futu-
ristischen Anklängen.
Seit den 1930er-Jahren hat sich das Tapetendesign rasant ent-
wickelt. Künstler und Designer wie Dorothy Draper, Mary Quant,
Charles Rennie Mackintosh, Lucienne Day, Peter Hall, Laura Ashley,
Sir Terence Conran, Andy Warhol, Celia Birtwell, Vivienne Westwood
oder Barbara Hulanicki – um nur einige zu nennen – haben ihre
Markenzeichen auf den Wänden des 20. Jahrhunderts hinterlassen.
Die Texte auf den folgenden Seiten gehen darauf näher ein. Ende
der 1990er-Jahre wandten sich Designer wie Timorous Beasties,
Deborah Bowness, Tracy Kendall und Sharon Elphick der neuen Di-
11 The Dresser (2014), Emma Bridgewater
© www.sanderson-uk.com
12 Burlesque (2009) © www.dupenny.com
13 Sugar Skull (2015) © www.dupenny.com
14 Genuine Fake Bookshelf (2005)
© www.deborahbowness.com
15 Wallpaper Frocks (1999)
© www.deborahbowness.com, Foto mit frdl.
Genehmigung von Claire Richardson
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9gitaltechnik zu und eröffneten damit eine neue Epoche in der Ge-
schichte der Tapete.
Heute gibt es neben konventionellen Tapeten aus Papier eine Viel-
zahl anderer »Wandbespannungen« aus den verschiedensten Mate-
rialien in allen Preislagen.
In den letzten Jahren kamen einige interessante Neuerungen aus
dem Hightech-Segment hinzu, beispielsweise Tapeten, die im Inter-
esse der Privatsphäre bestimmte Mobiltelefon- und WiFi-Signale ab-
»MEINE TAPETE UND ICH KÄMPFEN EIN TÖDLICHES DUELL. ENTWEDER SIE MUSS GEHEN – ODER ICH.« Die letzten Worte von Oscar Wilde
1 Charlotte Abrahams, Tapete: Trends, Dessins und Wohnideen (2009). 2 Historic Wallpaper: If walls could talk/http://chezchazz.hubpages.com. 3 Historic Wallpaper: If walls could talk/http://chezchazz.hubpages.com. 4 Charlotte Abrahams, Tapete: Trends, Dessins und Wohnideen (2009), S. 8. 5 www.ft.com.
16 Prism (2013) © www.prestigious.co.uk
17 Lustre Tile (2012) © www.zoffany.com
18 Grand Blotch Damask (2013)
© www.timorousbeasties.com
19 Bloody Hell (2007)
© www.timorousbeasties.com
20 Glasgow Toile (2004)
© www.timorousbeasties.com
blocken. »Diese Tapeten verhindern nicht nur, dass der Nachbar auf
Ihrem WLan surft. Sie schützen auch Bankdaten und andere sicher-
heitsempfindliche Daten vor potenziellen Dieben.«5 Das spanische
Unternehmen Think Big Factory hat sogar eine Tapete mit Bewe-
gungsmeldern, Projektoren und Webcams entwickelt, die als Com-
puterschnittstelle dient. Und 2012 berichteten Wissenschaftler über
die Entwicklung einer Tapete, die so stabil und flexibel sei, dass sie
im Fall eines Erdbebens das Einstürzen der Mauer verhindern könne.
Nachdem Sie nun mit den historischen Fakten vertraut sind, wen-
den wir uns nun dem kreativen Teil zu. Dieses Buch lädt zu einem
Streifzug durch 20 Epochen der facettenreichen Geschichte der
Tapete ein. Anhand der typischen Stilelemente der einzelnen Epo-
chen haben wir ganz neue Dekore entworfen – als Hommage an die
vergangenen Zeiten. Die Farbgebung jedoch bestimmen Sie selbst.
Wer sich beim Ausmalen an den authentischen Farben der Epochen
orientieren will, findet am Ende hilfreiche Farbbeispiele. Außerdem
zeigen wir in originellen Collagen die Tapeten im Raumkontext mit
charakteristischen Möbeln der jeweiligen Epoche. Viel Spaß beim
Ausmalen!
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10 1730In den 1730er-Jahren kamen Tapeten mit einer Beflockung aus pul-verisierter Wolle auf den Markt, die als Abfallprodukt der Wollverar-beitung entstand. Das Papier wurde mit Leim bestrichen und dann mit zerkleinerten, gefärbten Wollfasern bestreut. Sie hafteten an dem Leim und ergaben so ein reliefartiges Oberflächenmuster. Die Tech-nik wurde erfunden, um Aussehen und Haptik von Damast, gescho-renem Samt und anderen textilen Wandbespannungen zu imitieren. Weil diese Flocktapeten außerordentlich durabel waren, scheint es keine nennenswerte Rolle gespielt zu haben, dass der Preis wegen des arbeitsintensiven Herstellungsverfahrens hoch war. Zudem hat-ten sie einen nützlichen Nebeneffekt: Der Leim enthielt Terpen-tin, ein wirksames Mittel, um Motten zu vertreiben. Das Design der Flocktapeten wandelte sich im Lauf der Jahrhunderte, weil es Trends in Textil- und Modedesign folgte. Im Viktorianischen Zeit alter ka-men Flocktapeten aus der Mode, allerdings werden noch heute schöne Designs für Restaurierungsvorhaben und Wohnraumge-staltung produziert. In der zweiten Hälfte der 1730er-Jahre entstan-den Muster, die hauptsächlich für große, formelle Räume konzipiert waren und Musterrapporte von bis zu 2,1 m Höhe besaßen. Als Ge-genbewegung zum eher strengen Stil des Barock waren zierliche, feminine Rokoko-Ornamente sehr beliebt, beispielsweise Blumen, Vasen, Schnörkel, asymmetrische und fernöstliche Designs sowie Motive aus der Natur.
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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE
Natalia Price-Cabrera
Das Ausmalbuch: TAPETENWECHSEL
Gebundenes BuchBRSU, 96 Seiten, 24,8 x 24,8 cm20 farbige AbbildungenISBN: 978-3-421-04032-9
DVA Architektur
Erscheinungstermin: März 2016
Das überraschend andere Ausmalbuch Entdecken Sie 20 Tapeten aus verschiedenen Epochen vom 18. Jahrhundert bis heute. JedesDesign bietet die Möglichkeit, verschiedene Farbkombinationen auszuprobieren und eineoriginelle Collage mit Möbeln der jeweiligen Epoche zu kolorieren. Immer wieder überraschendund einfach schön: Das neue Lieblingsbuch für Wohn-Begeisterte und Trendsetter!