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Page 1: Das Platinanalogon des Cassius'schen Goldpurpurs

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Das Platinanalogon des Cassius'schen oldpurpurs; Von Lothar W6hler, Karlsruhe. ~)

In der Literatur besteht die Meinung, daft die blutrote F~lrbung, welche Sn CI~ rail Platin- 16sungen gibt, u ,d welche die zuverliissigste Reaktion auf Platin ist, durch das in groBea Konzentrationen rot gefArbte Platinchloriir bedingt wird. Dies kann indessen darum nicht zutreffen, weil auch bet starker Ver- dfinnung eine Rot- oder wenigstens Oelb- f~xbung auftritt. Weiterhin I/iflt sich ein Maximum der Roff~irbung bet steigendem Zu- satz yon Zinnchlorfir nicht erkennen, insofern als bet der Reaktion allm~ihlig die Farbe yon dunkelrot bis in ein tiefes Schwarz sich ver- wandelt, ein Vorgang, der dutch Erw~irmen be- schleunigt werden kann. Dabei tritt aueh eine deutliehe Trfibung auf, ohne dab indessen auch nach Wochen ein Niederschlag sich bildet. Die rote F~rbung l~igt si¢h dutch Aether oder Essigester ausschfitteip; verdiinnt man mit Wasser, so ~llt ein schokoladebra.uner Niederschlag, tier aus Platin, Zinn und Sauerstoff besteht, aus,

Def. Vortragende hat nun gefunden; dab die Zusammensetzung dieses Niederschlages je naeh der Herstellungsart sehr wechselt (z. B. PtSn80~2, PtSne O~2, PtSno 08 etc.), und daft dieser Niede~chlag sich auch in bezug auf Wassergehait und L6slichkeit (Einflug des AIterns) wie eine echte amorphe Absorptions- verbindung verhAIt. Der Niederschlag ist frisch gef~illt mit roter Farbe 16slich in verdiinnter Salz- sdure, Alkali und Ammoniak; nach sehwachem Trocknen 16st er sich indessen kaum noch in konzentrierter S~ure. Dutch Eindampfen der roten L(Ssung in Essigester erh~ilt man eine rote wasserl6sliche und gelatin6se Masse. In der Masse anwesende Kristaile yon Sn CIs zeigen einen Ho| yon dunklerer (brauner his schwarzer) Farbe. Ferner diffundiert die rote F/irbung nicht aus einem mit den betreffenden L6sungen gef6llten K fi h n e'schem Pergamentschlauch. Diese Eigen- tfimlichkeiten erinnern nun insgesamt au das entsprechende VerlJalten des Cas s i us'schen Ooldpurpurs, vielleieht mit dem Unterschied, daft der ietztere weniger zu ether irreversibten Odbildung, wie sic beim Platin->>Purpur~ aufiritf, geneigt ist. Man hat also, in Anbe- tracht namentlich des stetigen Ueberganges der F[rbungen yon rot nach schwarz, auch die Rot- fiirbung selbst der Anwesenheit yon kolloldem Platin zuzuschreiben, und de~ Schlufl zu ziehen,

z) Unter Benutzung des Eigenberichts des Ver- fassers nach einem auf der Naturforseherversa~n~- lung in Dresden gehaltenen Vortrage.

dab das koltoide Plafin durch die kolloide Zimls~ure als Schmzkolioid in L6~sung erha[ten wird uud sich freiwillig dem braunen Flockungs- zustande n~ihed, in derselben Weise, wie das rote kolioide Gold sich in blaues verwandelt.

Von diesen Erw/igungen ausgehend, ver- mochte der Vortragende bet Ersatz Lies SnCI2 durch ~itherische Phosphorl6sung als Reduk- tionsmittel und der kolloiden Zinns~itrre dutch 2 proz. Gelatinel6sung Platinchlorid zu ether blut- roten Meiall6sung zu reduzieren. Die Identit/it dieses Produktes mit der bet der ReduldioiT durch Zinnehioriir erhaltenen ~itherisehen L6sung konnte noch besonders dutch die Ueberein- stimmung der scharfen zweiseitigen Absorptions- spektren zwischen 750 und 530 /,tL bewiesen werden.

Bet Reduktion mittels Wasserstoff in Oe- latine erhielt der Vortragende nur einmal ¢ine orangefarbene L6sung, in den andern F~Ulen nur einen braunen, kolloiden MetaIlniederschlag. Das letztere gilt auch fiir die Reduktion mittels Formaldehyd. Das rote kolloide, von einem Schutzkolioid umgebene MetaU zersetzt nieht mehr Ha O,z, in ganz entsprechender Weise wie aueh das B'redig'sehe braune Platinsol nach Zu- satz yon kolioider Zinnsdure oder Gelatine seine katalytische Wirktmg fast vollkommen verliert. Auch Platinch)orid, dem Zinnsdure zugesetzt wurde, konnte yon Formaldehyd und AIka|i nieht mehr reduzlert werden.

Aus der L~slichkeit der roten Zinnplatin- 16sung, in Essigester ergibt sich, dab auch Zinn- chlorid selbst resp. ein ~itherlbsliches basisches Chlorid wie z. B. Sn Cls. OH die Rolle eines Schutzkoiloides spielerr kann, da die tiefrote F~irbung, weiche aus Platinchlorid dutch Phos- phor in koltoider Zinnsdure entsteht, nattirlich in Aether unl6slich ist. Dies ergibt sich auch daraus, dab auch in konzentrierter Salzsiure die Roff/irbung auftritt,obschon hier die Zin ns~ure fehlt.

Verv,'endet man Platinbromid uud Zinnchloriir, so beobachtet man foigendes Oleichgewicht:

Abkiihlung \

S~ Br~ + Pt Br~ Pt + Sn Br4 "~,

Erhitzen Das heiBt, dutch Erhitzen wird das Gleieh-

gewicht unter Enff/irbung yon rechts nach links, dutch Abkiihlen unter Wiederauftreten der Rot- f'~bung yon links nach rechts versehoben.

Osh~tald.