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Luftige PassionDie Mitglieder des Luftsport­vereins Hohenasperg haben auf dem Pattonviller Flug­platz über ihre luftige Passion informiert.Seite IV

Viel KampfgeistDie SVK 2­Fußballer sind mit viel Kampfgeist und einer ge­schlossenen Mannschaftsleis­tung zum ersten Saisonsieg gekommen.Seite VIII

Frau Hering,was genauwerden Sie

zur Auftaktveran­staltung machen?Ich werde Fladen­brote und Tahini­Plätzchen zuberei­ten. Die anderenbeiden Kursleite­rinnen der Schiller­Volkshochschule,Margret Büttner

und Susanne Müller, werden weitere Köst­lichkeiten mitbringen.

Von arabischem Fingerfood habe ich nochnie gehört . . . Einige arabische Fingerfood sind Kahk, einGewürzbrot­Kringel, Baba Ghanoush, einAuberginendip, Boulanee, also afghanischeLauchtaschen, ein Paprika­Walnuss­Dip,Muhammara genannt und die bekanntenKichererbesen­Bällchen Falafel natürlich.

Wie kommen Sie eigentlich zum arabischenEssen? In meiner Heimatstadt Sao Paulo in Brasi­lien leben sehr viel Syrer, Türken, Libane­sen, Israelis und so weiter. Diese Einwan­derer haben ihre Küche mitgebracht unddie arabische Küche war schon immer Be­stand meines Lebens. Obwohl ich keinearabische Abstammung habe, wurden beimir zu Hause auch orientalische Köstlich­keiten zubereitet. Bei Reisen nach Marok­ko, Dubai, in die Türkei und nach Qatarwurde meine Leidenschaft für orientali­schen Speisen verstärkt.

Was macht arabisches Essen überhaupt aus? Die Gewürze, die Zutaten, die Herstel­lung?Diese wunderbare Küche besteht aus fri­schen und oder getrockneten Früchten wieDatteln, Granatäpfeln, Melonen, Pfirsi­chen, Zitronen, Aprikosen, Feigen, Trau­ben, Gemüse – Kohl, Karotten, Auberginen,Artischocken, Tomaten – Hülsenfrüchtenwie Linsen, Bohnen, Kichererbsen. Auch aus Getreide wie Weizen werden Gerichte gezaubert: Bulgur und Couscous. Reis ist

zum Beispiel ein wichtiger Bestandteil deriranischen Küche. Fleisch von Lamm, Zie­gen, Rind, Hühnchen, Fisch gehören dazu,verfeinert wird die arabische Küche mit Jo­gurt, Nüssen und Samen. Aber das aller­wichtigste in der arabische Küche für michsind die Gewürze und ihre verschiedenenMischungen: Kardamom, Zimt, Paprika,Kreuzkümmel, Koriander, Harissa, Duk­kah, Sumach, Safran, Pfeffer – und das sindnoch nicht alle.

Das klingt nicht nur lecker, sondern auch ge­sund...Die Gewürze sind nicht nur für die Gesund­heit, also bei Verdauungsproblemen, gegenHusten und Erkältungen, weil entzün­dungshemmend, beruhigend, antibakte­riell, wichtig, es gibt den Speisen zugleich einen ganz besonderen Touch und die Kü­che duftet dadurch auch unglaublich gut.Auch Kräuter wie Petersilie – für Taboulehzum Beispiel – und Minze – für Tee oder Sa­late – sind der arabischen Küche unent­behrlich.

Das Gespräch führte Birgit Kiefer

Dabeisein Die Auftaktveranstaltung der Schil­ler­Volkshochschule zum neuen Semester fin­det am Donnerstag, 24. September, 19 Uhr, im Kultur­ und Kongresszentrum Das K statt. Kai­ro­Korrespondent Dietmar Ossenberg wird über „Das Ende des arabischen Traums“ refe­rieren. Karten (14 Euro) gibt’s bei der Korn­westheimer Zeitung, Bahnhofstraße 5, im K, Stuttgarter Straße 65, sowie unter www.reser­vix.de.

Nachgefragt

Das Wichtigste sind die Gewürze

Angela Cristina Hering wird arabisches

Fingerfood zur Auftaktveranstaltung der

Schiller­Volkshochschule beisteuern.

Hoch in den Lüften über Pattonville wird dokumentiert, was das Auge ringsum erblickt. Bis weit zur Alb reicht die Sicht. Fotos: Birgit Kiefer

Semesterauftaktim K

Dreckig und geschafft, dafür aber adelig

Es ist ein sanftes Gleiten, völlig ent­spannt und nur ab und zu unterbro­chen von dem kurzen Fauchen des

Propan­Gasbrenners, woraufhin jeweilskurz eine wohlige Wärme im Nacken undam Hinterkopf entsteht. Ansonsten: völligeWindstille, wortloses Staunen aller Mitfah­rer und begeisterte Blicke gen Spielzeug­landschaft weit unterm Korb und hinüberzur untergehenden Sonne, die den Asperg von hinten anstrahlt und in einen geheim­nisvollen, dunstigen Schatten hüllt: Ballon­fahren hat etwas Meditatives. Das Ende derFahrt gestaltet sich dagegen überraschendruppig: Der Korb landet im Acker, be­kommt Schieflage, bis das Herz zu flattern anfängt, hüpft noch mal in die Höhe, kipptbeim nächsten Aufsetzen wieder und hebtwiederum kurz ab, bevor er – genauso wieder nach oben geschnellte Puls – endlichzur Ruhe kommt. Der Ballon legt sich sanftneben den Korb auf den lehmigen Boden.Es ist geschafft und in dem Moment ist mannur noch glücklich, dass bei der Fahrt an­lässlich der 1. Ballonwoche auf dem Patton­viller Flugplatz alles gut gegangen ist.

Den zwölf Passagieren ist die Anspan­nung noch anzusehen, als sie einer nachdem anderen aus dem Korb klettern dür­fen, an dessen Griffen sie sich gerade noch –leicht in der Hocke und mit brennendenOberschenkeln – verkrampft gekrallt ha­ben. Donatas Stakeliunas, der Pilot, gibt vor, wer als nächstes die Beine rausschwin­gen soll. Endlich wieder festen Boden unterden Füßen. Aber der erweist sich als tü­ckisch: Es hat die Tage zuvor geregnet, dieErde klebt schnell zentimeterhoch unterden Schuhen. Und jetzt gilt es noch, das rie­sige Gebilde aus Ballonseide sorgfältig zu­sammenzulegen, in einem Sack zu verstau­en und den Korb mit vereinten Kräften anStricken aus dem Feld zu zerren.

Die Herren schwitzen, die Damen bemü­hen sich nach Kräften, und während seineKunden noch nach Luft japsen – inzwi­schen ist es stockfinster – verteilt Donatas Stakeliunas im Licht des Transporters die Taufurkunden, mit denen alle Teilnehmerin den Adelsstand erhoben werden. Dabeisehen sie aus wie das dreckige Dutzend. Je­der muss sich noch ein paar Haare ansen­gen lassen, die mit Wasser abgelöscht wer­den, und zum krönenden Abschluss wirftDietmar Radtke aus Dortmund, der das Be­gleitfahrzeug gesteuert hat, ein paar Gras­halme und etwas Erde aufs Haupt: Wir sindjetzt waschechte Ballonfahrer!

Der Weg dorthin hat etwas gedauert: AmMontag fällt die Fahrt wegen „lang anhal­tender Böigkeit und schneller Oberwinde“aus, am Dienstagabend dann „Schauernei­gungen“ und erneut schnelle Oberwinde.In ganz Deutschland macht das Wetter dieganze Woche Ballonfahren unmöglich. Erst

am Freitag dann der Anruf mit der gutenNachricht: Für den Abend ist gutes Wetter vorhergesagt. Um 17.30 Uhr soll man sichbereithalten. Am Parkplatz an der AldingerStraße finden sich 17 Mitfahrwillige und ei­nige Partnerinnen, die sich aber um dasAbenteuer drücken wollen, ein. Eine ältereDame räumt ein, nervös zu sein, alle ande­ren geben sich tapfer und unerschrocken.

Und zum Glück gibt es auch erst mal vielAblenkung: Zwei Heißluftballone gilt es fürdie Fahrt vorzubereiten. Bei Stakeliunaswerden zwölf Passagiere mitfliegen, imkleineren Ballon der StimmungskanoneMichael Hager gehen fünf Kunden an Bord.Dem Mann, der früher sein Brot als Infor­matiker verdiente und der sich inzwischen ein eigenes kleines Luftfahrtunternehmen

aufgebaut hat, ist ein Dauergrinsen ins Ge­sicht geschrieben. „Ich fahre jeden Tag Bal­lon“, redet er seinen Gästen gut zu. Noch habe ihm das nicht geschadet – und seinen rundes Bäuchlein käme auch nicht vom Fliegen, sondern vom Zwiebelrostbraten,auf den er so stehe.

Gaskartuschen werden in die Körbe ge­hievt, die schlaffen Ballons ausgerollt und fürs Befüllen unten von jeweils zwei Kun­den aufgehalten. Der pinkfarbene Ballon von Hager wird zuerst mit Luft gefüllt, diePassagiere steigen ein, und schnell ist nurnoch ein knallrosa Punkt am Himmel aus­zumachen. Der größere Ballon, Typ 85/24,braucht länger, bis er seine wahre Formzeigt. 8500 Kubikmeter Luft nimmt er auf,das entspricht 462 000 Kinderluftballons.Ein Ventilator bläst die mit Gasbrenner er­hitzte Luft zwischen die Ballonseide. Inden Korb zu klettern ist gar nicht so ein­fach, ältere Passagiere brauchen ein wenig Unterstützung, aber schließlich stehen je­weils drei Menschen in einem Korbabteil und in der Mitte Stakeliunas, der um Start­genehmigung bittet und kurz darauf den Gasbrenner richtig aufdreht, bis es ganz ganz sanft nach oben geht.

Auf verschiedenen Höhen wehe heute derWind in unterschiedliche Richtungen.Über Pattonville geht es gen Ossweil. Um die 500 Meter hoch schwebt der Ballon. Dieam Boden geworfenen Schatten sind lang, der eigene Schatten bewegt sich weit im Os­ten über die Hügel als kleiner dunkler Fleckin der Landschaft. Bei Neckarweihingenüberquert der Ballon das erste Mal den Ne­ckar, vor Benningen ein weiteres Mal. Mit zehn bis 15 Kilometern pro Stunde geht esvoran, wohin, entscheidet der Wind. Mit zwei Seilen kann der Pilot Luftschlitze, sogenannte Drehventile öffnen und schlie­ßen, den Ballon kreiseln lassen, so kann je­der Passagier gut in alle Himmelsrichtun­gen schauen und bei der Landung die besteAusrichtung des Korbes erreicht werden.

Nach einer Stunde geht es auch schonwieder nach unten, Stakeliunas hat vor Pleidelsheim abgeerntete Äcker entdeckt, die er ansteuert. Der Litauer ist ein erfahre­ner Ballonfahrer. Er hat schon in der Tür­kei Touristen chauffiert und in Kenia Luft­safaris mit noch viel größeren Ballons überdie millionenfache Gnuwanderung hinweg geführt. Dort werde auch bei viel stärkeremWind geflogen als hierzulande.

„Tief und flexibel“ sollen die Passagierebeim Landen in die Knie gehen, was garnicht so leicht ist, eng wie es in dem Korbzugeht und so lange, wie der Landevorgangdauert. Und weil der Rücken in Flugrich­tung zeigen soll, sehen die Neulinge im Fahrgeschäft nicht einmal, wo es hingeht und wann die Landung erfolgt – und das istvielleicht besser so. Ein Jogger beobachtet,wie der Ballon herunterkommt und eilt spontan zum Helfen dazu und packt kräftigmit an. So kann es schließlich doch noch et­was früher im Auto zurück nach Pattonvillegehen. Außer Dietmar, der Schwänke ausseinem Leben erzählt, sind alle recht schweigsam. Es gibt an diesem Abend vieleEindrücke zu verarbeiten . . .

Pattonville Die 1. Ballonwoche wäre fast geplatzt. Dann hat das Wetter doch noch mitgespielt. Von Birgit Kiefer

Erst spät ist Bollo, der für einen Ferienpark wirbt, zu erkennen.

Donatas Stakeliunas (rechts) sorgt für viel heiße Luft.

Die Ballonhülle macht sich neben einem Menschen riesig aus.

Taufurkunde für die Mitfahrer

Über den Neckar

Dienstag, 22. September 2015