De
r N
ati
on
als
ozi
ali
smu
s G
em
ein
sam
lern
en
. In
leic
ht
vers
tän
dli
che
r S
pra
che
.
Mit Unterstützung durch
Der NationalsozialismusGemeinsam lernen
In leicht verständlicher Sprache
Bausteine für eine inklusive
historisch-politische Bildung
Der NationalsozialismusGemeinsam lernen In leicht verständlicher Sprache
Bausteine für eine inklusive
historisch-politische Bildung
Von Dr. Doris Katheder
und Petra Schachner
Mit Unterstützung durch
Einleitung
Bausteine für eine inklusive
historisch-politische Bildung 6
Herausforderungen
für eine inklusive Bildung
zum Nationalsozialismus 10
Herausforderung 1 Inklusiv politisch bilden 11
Herausforderung 2 Lernen zum Nationalsozialismus 12
Herausforderung 3 Inklusives Lernen zum Nationalsozialismus 15
Seminarbausteine 18
Überblick über das Gesamtkonzept 18
Begrüßung 19
Die „Nazi-Zeit“ 20
Das Leben in der „Nazi-Zeit“ 26
Die Gesellschaft in der „Nazi-Zeit“:
die Mehrheit und die Minderheiten 28
Die „Nürnberger Gesetze“ 32
Die Menschheitsverbrechen
in der „Nazi-Zeit“ 36
Die „Nürnberger Prozesse“ 38
Unsere Rechte heute –
die Menschenrechte
und das Grundgesetz 39
Verabschiedung 42
Literatur 43
Lehrmaterialien
Textilbanner „Zeitstrahl“
Stellkarten für den Zeitstrahl
Textilbanner „Die Mehrheit – die Minderheiten“
Eigenschaftskarten für „Die Mehrheit – Die Minderheiten“
Themenkarten „Früher – Heute“
Moderationskarten
Klebepunkte
7
Die Akademie CPH in Nürnberg arbeitet schon seit langem im
Bereich der Geschichte des Nationalsozialismus und seiner Folgen.
Von Beginn an ist sie Kooperationspartnerin im Bildungsgremium
des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände in Nürnberg
und des Memoriums Nürnberger Prozesse. Sie entwickelt Bildungs
konzepte zu verschiedenen Schwerpunkten des Themas für Interes
sierte aus der ganzen Bundesrepublik und oft auch aus dem Ausland.
Im Zentrum steht dabei die Frage, wie eine Gesellschaft sich so ver
ändern konnte, dass Verbrechen möglich wurden wie niemals zuvor
in der Geschichte der Menschheit.
In vielen Seminaren mit verschiedenen Gruppen von Interessierten
stellte sich im Laufe der letzten Jahre mehr und mehr heraus: Es
braucht auch Lernkonzepte für Menschen, die sich sehr für das
Thema Nationalsozialismus interessieren, für die aber „reguläre“ Bil
dungskonzepte sprachlich und methodisch eine Barriere darstellen.
Hier braucht es Angebote, die inhaltlich niederschwelliger ausgerich
tet sind, anschauliche Methoden verwenden und in leicht verständ
licher Sprache durchgeführt werden.
Denn: Auch Menschen, die zum Beispiel langsam lernen, haben ein
Recht darauf, mehr über den Nationalsozialismus, die Zeit damals
und die Folgen für heute zu erfahren, ebenso Menschen, die (noch)
nicht so gut Deutsch sprechen beziehungsweise verstehen. Darüber
hinaus bevorzugen auch Menschen, für die ein „reguläres“ Bildungs
angebot keine Barriere darstellt, oft ebenfalls einfach und anschau
lich ausgerichtete Bildungsangebote.
Viele Menschen verbinden mit dem Thema Nationalsozialismus oft
Unverständnis, manchmal diffuse Ängste und Bedrohungsgefühle
und stellen die Frage: „Wie konnte es dazu kommen?“
Immer noch stehen viele Gebäude aus der „NaziZeit“. Es gibt viele
Filme und Reportagen darüber und (leider) Menschen, die heute so
denken wie damals. Der Nationalsozialismus und seine Folgen sind
in unserem Alltag mannigfaltig präsent.
Für viele Menschen wirft das wichtige Fragen auf. Und es ist wichtig,
auf diese einzugehen.
Einleitung
Bausteine für eine inklusive historisch-politische Bildung
8 9
Gleichzeitig gilt es zu beachten, den Nationalsozialismus und das
millionenfach erlittene Unrecht nicht auf eine drastische Fabel für
gut gemeinte pädagogische Zwecke zu reduzieren.
Die Verbrechen des Nationalsozialismus wurden, um es auf den Punkt
zu bringen, nicht begangen, die Leiden nicht durchlitten, damit heute
umso eindringlicherer Demokratieunterricht gestalten werden kann.
Unsere Demokratie und alle ihre wichtigen Werte beruhen auf den
schrecklichen Erfahrungen, die Menschen damals machen muss
ten: ausgegrenzt, rechtlos und schutzlos. Menschen, die Zug um Zug
zu Ausgegrenzten und Verfolgten und in ihren Leben bedrohten
„gemacht“ wurden. Mit perfiden Gesetzen und einer „neuen“ Mo
ral in einer Gesellschaft, die nun andere Regeln und Werte durch
setzte. Unsere Demokratie, unsere Rechte und Freiheiten sind die
Reaktion auf den „Zivilisationsbruch“, den Menschen an anderen
Menschen be gangen haben und „etwas, was nie hätte geschehen
dürfen“ (Hannah Arendt).
Die Umsetzung der UNBehindertenrechtskonvention aus dem Jahr
2006 hat auch in Deutschland zu einem veränderten Verständnis
von Lernen und Beteiligung geführt und gewährleistet damit end
lich auch den Weg zu einer Teilhabe an Bildungsangeboten zum
Beispiel im Bereich der historischpolitischen Bildung und der
Menschenrechtebildung.
Bildung ist gefordert, inklusiv zu werden, und das Empowerment
von Menschen, die bisher durch die gesellschaftliche Wirklichkeit an
einer gleichberechtigten Teilhabe an Bildungsprozessen und damit
wesentlich auch politischen Prozessen „behindert“ wurden.
Aus diesem Grund haben wir die vorliegenden Bildungsmaterialien
entwickelt.
Was noch wichtig ist: Das Thema „Nationalsozialismus und seine
Folgen“ ist sehr komplex und umfasst viele Bereiche.
Nicht alles kann hier umfassend dargestellt werden. Es gilt, behut
sam auszuwählen und Schwerpunkte zu setzen. Gleichzeitig ist es
wichtig, einen „inneren roten Faden“ durch das Thema National
sozialismus und seine Folgen sichtbar zu machen und damit Inter
essierten – und zwar möglichst allen – eine Auseinandersetzung mit
diesem komplexen Thema zu ermöglichen.
Alle Entwicklungsschritte des Konzeptes wie auch der Materialien
erfolgte unter Einbeziehung von Menschen mit sehr heterogenen
Zugängen und Zugangsmöglichkeiten, Menschen also, für die die
Lernmaterialien bestimmt sind. Sie haben letzten Endes entschieden,
was fester Bestandteil des Konzepts wird und was nicht.
Vereinfachung darf aber nicht heißen Verfälschung.
Immer aber war es uns wichtig, bei allem, was wir darstellen, den
aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung zum Thema Nati
onalsozialismus als Maßstab der Bearbeitung zu nehmen.
Unser Dank gilt all den Menschen, die uns mit Freude, regelrechtem
Feuereifer und dem großem Willen, dass am Ende was „Tolles“ ent
steht, unterstützt haben.
Unser Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich
der historischpolitischen Bildung, der Gedenkstättenarbeit, den För
derschulen und Werkstätten, den Kolleginnen und Kollegen aus den
Bereichen Flucht, Asyl und Integration und last, but not least der
Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ), die mit
ihrem Vertrauen auf die Qualität unserer Arbeit die Durchführung
dieses Projektes erst ermöglicht hat.
Wir verstehen unsere Arbeit als einen ersten Schritt und sind uns
dessen bewusst, dass hier noch viele weitere Schritte folgen müssen.
Deshalb freuen wir uns sehr über Anregungen und Weiterentwick
lungen.
Doris Katheder und Petra Schachner
Akademie CPH
Nürnberg im Dezember 2016
etwas, was nie
hätte geschehen
dürfenHannah Arendt
im Gespräch mit Günter Gaus,
Interview vom 28.10.1964
(u.a. www.rbbonline.de/interviewarchiv)
11
Herausforderung 1
Inklusiv politisch bilden
Im Artikel 24 des Übereinkommens der Vereinten Nationen über
die Rechte von Menschen mit Behinderung (UNBRK) heißt es zum
Stichwort ‚Bildung‘:
„Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit
Behinderung auf Bildung. Um dieses Recht ohne Diskriminierung
und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen, ge
währleisten die Vertragsstaaten ein integratives Bildungssystem auf
allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem Ziel (...)
(c) Menschen mit Behinderungen zur wirklichen Teilhabe an
einer freien Gesellschaft zu befähigen.“
Dabei geht es nicht darum, Menschen mit Behinderungen an ge
gebene gesellschaftliche Verhältnisse „anzupassen“. Vielmehr sollen
gesellschaftliche Verhältnisse so verändert werden, dass Menschen
mit Behinderung in allen Bereichen am gesellschaftlichen Leben
teilhaben können.
Eben auch im Bereich Bildung. Inklusion ist in der politischen
Bildung relatives Neuland. Wichtige Inhalte und Themen zu Gesell
schaft, Politik, Geschichte, Kultur etc. stehen bisher eher zöger
lich inklusiv zur Verfügung. Dabei geht es um mehr, als die bloße
Übersetzung von bisher erarbeiteten Konzepten und Inhalten in für
Menschen mit Behinderung entwickelte Sprachen, zum Beispiel in
Leichte Sprache.
Eine „inklusive Didaktik“ ist deshalb gerade wegen der großen
Heterogenität der Zielgruppen und Adressat_innen weder als eine
„Sonderdidaktik“ noch als eine „Didaktik für spezielle Gruppen“ zu
verstehen. Inklusiven Angeboten darf deshalb weder ein spezifischer
Politik noch ein besonderer Bildungsbegriff zugrunde liegen.
Vielmehr zeugen Inklusion in der politischen Bildung und eine
„inklusiv ausgerichtete Didaktik“ von einem neuen, weiter als bis
her gefassten Verständnis von Bildungskonzepten und Zielgruppen
ansprachen. Möglichst alle Menschen sollen Wahlmöglichkeiten
haben, sich für bestimmte, ihren jeweiligen Bedürfnissen angemes
sen erscheinende Bildungsangebote zu entscheiden. Sie sollen nicht
vorher schon durch Barrieren welcher Art auch immer – sei es durch
für sie nicht abrufbare Informations und Zugangsmöglichkeiten
oder durch fehlende inklusive didaktische Konzepte – an einer Teil
nahme gehindert werden.
Im besten Fall sollen Konzeptionen inklusiver Angebote so weit
gefasst sein und so wenig Barrieren in sich tragen, dass die Bedürf
nisse und Lebenssituationen möglichst vieler verschiedener Ziel
gruppen im Fokus sind. Das ist vermutlich leichter gesagt als getan.
Einerseits sind zielgruppenspezifische Erfordernisse zu berück
sichtigen, andererseits können zielgruppenspezifische Angebote die
Herausforderungen für eine inklusive Bildung zum Nationalsozialismus
12 13
gesellschaftliche Exklusion von Sozialgruppen durch Separierung
und defizitorientierte Perspektivierung verstärken. Ein Balanceakt,
der für die meisten in der politischen Bildungsarbeit Tätigen noch
weit entfernt ist von Routine. Es gilt: Je mehr Knowhow, best
practices und Vernetzung, umso eher wird „normal“, was die UN
Behindertenrechtskonvention fordert: wirkliche und gleichberech
tigte Teilhabe.
Herausforderung 2
Lernen zum Nationalsozialismus
Lernen zum Nationalsozialismus ist kein „leichtes“ Thema und heu
te – über sieben Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs –
noch von vielen Herausforderungen geprägt.
(1) Da ist einmal der vielzitierte Übergang vom kommunikativen
zum kulturellen Gedächtnis statt. Es ist der Zeitpunkt, ab dem der
kollektive Prozess der Erinnerung eines historischen Ereigniskom
plexes zunehmend ohne die aktive Einbeziehung von Zeitzeuginnen
und Zeitzeugen geschehen muss, der Übergang zu einer ganz und
gar „künstlichen“, das heißt in der Regel vor allem medial geprägten
und aufbereiteten Erinnerung. Man weiß um die geradezu hektische
Erinnerungstätigkeit um die „letzten noch lebenden Zeitzeuginnen
und Zeitzeugen“, die eine vielleicht auch ihnen selbst bisweilen ein
wenig unheimlich anmutende Aufmerksamkeit genießen. Ihre letz
ten Vermächtnisse werden mit großem Interesse wahrgenommen
und sind aus pädagogischdidaktischer Sicht nicht immer unum
stritten und bedürfen angemessener „Einordnung“. Gleichzeitig er
zeugen Gespräche mit ihnen sehr oft Empathie und damit vielleicht
einen Schlüsselzugang zur Bereitschaft, sich auf das schwierige The
ma einlassen zu wollen. Aufzeichnungen von Interviews, wie sie zum
Beispiel das Visual History Archive der USC Shoah Foundation an
bieten, sind eben nur „Ersatz“.
(2) Da ist zum anderen die Tatsache, dass junge Generationen
heute mittlerweile zeitlich so weit von der NSZeit entfernt geboren
sind, dass ihnen kaum noch unmittelbare biographische Bezüge
bewusst sind und für die der Nationalsozialismus damit tatsächlich
ganz und gar Geschichte ist.
(3) Schließlich: Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Einwan
derungsland. Viele auch junge Menschen haben diese Geschichte
nicht als „ihre“ Herkunftsgeschichte erfahren. Jüngere Forschungen
der Historikerin Viola Georgi (Entliehene Erinnerung. Geschichts
bilder junger Migranten in Deutschland, Hamburg. 2003) beispiels
weise zeigen eindrucksvoll, was das für eine Rezeption dieses Teils
unserer Nationalgeschichte bedeutet und wie neue Ansätze einer
Ge schichtsvermittlung dazu aussehen müssen. Dazu gehört auch die
Frage, wie man „die Täter“ in eine Bildungsarbeit integrieren kann,
ohne die deutsche Täterschaft zu relativieren oder zu verharmlosen.
(4) Nicht nur die Gesellschaft wird „multinationaler“ und „mul
tikultureller“, auch das Thema „Holocaust“ hat längst seinen natio
nalen Rahmen verlassen. Die Gründung einer Task Force for Inter
national Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and
Research (ITF) im Jahr 1998 zeugen von einer zunehmenden Globa
lisierung der HolocaustErziehung und Vermittlung.
(5) Nationalsozialismus und Holocaust sind erinnerungspoli
tisch präsenter denn je: Es gibt immer mehr Gedenk und Doku
mentationsorte für erinnerungsspezifisch zunehmend ausdifferen
zierte Opfergruppen. Hinzu kommt eine mediale Informations,
Do kumentations und Unterhaltungsflut. All dies wird häufig mit
einem Gefühl der „Übersättigung“ kommentiert. Gleichzeitig lässt
sich gerade bei jüngeren Generationen oft ein geringes Wissen über
die Nachkriegsgeschichte ebenso wie über die Entstehung der Erin
nerungskultur feststellen, aber auch Qualität und Tiefe des Wissens
über den Nationalsozialismus selbst differieren sehr stark.
(6) Besonders spannend aber ist ungeachtet des zeitlichen Ab
stands, dass sehr viele Menschen an der NSVergangenheit sehr in
teressiert sind. Das belegen steigende Besuchendenzahlen in Gedenk
stätten ebenso wie Umfragen unter Jugendlichen (vgl. u. a. Studie
ZeitMagazin 2010.)
So weit eine wichtige Bestandsaufnahme von heute sich stellenden
Herausforderungen. Was heißt das nun für die historischpolitische
Bildungsarbeit? Welcher Dimensionen bedarf eine „angemessene“
Erinnerungsarbeit?
a) Die historische Dimension bleibt gerade in einer sich mit dem
Nationalsozialismus beschäftigenden politischen Bildungsarbeit un
verzichtbar. Darüber hinaus gilt es aber insbesondere den Eigenwert
einer Epoche zu schützen, die aufgrund millionenfach erlittenen Un
rechts nicht auf gut gemeinte pädagogische Zwecke reduziert wer
den darf. Angesichts des „Abschieds von den Zeitgenossinnen und
Zeitgenossen“ und des vollständigen Übergangs in eine mediale Form
des Gedächtnisses gilt es mehr denn je im Bewusstsein zu halten,
dass das, was nie hätte geschehen dürfen (Hannah Arendt), eben
dennoch unsere tatsächliche Geschichte ist und wir es uns und An
deren – im Sinne von Walter Benjamins gegen den Strich gebürsteter
Geschichte – schuldig sind, uns immer erneut darüber zu verstän
digen, wie mit dieser Tatsache umzugehen ist.
b) Als politische Dimension einer Bildungsarbeit geht es um die
Erzeugung und Stärkung eines diskursiven Umgangs mit der NS
Vergangenheit als geschichtlicher Gegenwart. In erkannter Span nung
zur historischen Analyse geht es dabei um die Bewusst machung der
Gegenwärtigkeit der NSErfahrung als a) bis heute unabgeschlosse
14 15
nem Bestandteil unserer nationalen Geschichte, b) als Epoche erin
nerungswürdigen Leidens bestimmter Opfergruppen und gelebter
Erinnerung der Überlebenden und schließlich – rekurrierend auf
Hannah Arendt und ihrer Interpretation des Holocaust – c) als un
umgänglichen Prüfstein jeder Zivilisation danach.1 Diese Gegen
wärtigkeit von Vergangenheit muss nicht erst mühsam konstruiert
werden. Lernziel aber ist es, Aufmerksamkeit dafür zu erzeugen, wie
und wo die Vergangenheit in Form von Spuren, Nachwirkungen, Ver
drängungen oder Vergegenwärtigungen das gesellschaftliche, po li
tische und kulturelle Leben unseres Landes, aber auch unserer Nach
barländer, bis heute tatsächlich mitbestimmt.
Das heißt in diesem Zusammenhang, sich auch über die eigene
Position in der Geschichte und zur Geschichte bewusst zu werden,
diese Position in Auseinandersetzung mit dem bislang Tradierten
und Erkannten zu definieren und zu artikulieren.2
c) Erinnerungskompetenz als Empathie- oder Opferdimension
im Rahmen einer politischen Bildungsarbeit bedeutet insbesondere,
sich für die Erfahrungen der im Zeichen des Nationalsozialismus
Ausgegrenzten, Verfolgten und Ermordeten zu interessieren. Sie will
deshalb zu Empathie und Dialog mit jenen beitragen, die von der
erinnerten Geschichte auf andere Weise betroffen sind als die durch
ihre historische Allianz mit dem NSRegime geprägte deutsche Mehr
heitsgesellschaft und ihre Nachfahren. Aus dem Anblick mensch
lichen Leids folgt jedoch – auch das lehrt uns die NSZeit – nicht
„automatisch“ Empathie. Moralische Normen, so zeigt gerade die
Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen „Volksgemein
schaft“, können durchaus unmoralischen Zwecken dienen. Erst in
der Verbindung mit einem Bildungskonzept, das nicht nur die För
derung kognitiver Kompetenzen im Blick hat, sondern ein „Leben
im aufrechten Gang“ (Ernst Bloch), kommt Erinnerungsarbeit der
Forderung nach, für Menschenrechtsverstöße in Vergangenheit und
Gegenwart nicht nur zu sensibilisieren, sondern auch Vertrauen und
Bereitschaft zu stärken, sich an ihrer Prävention beteiligen zu kön
nen. Eine so verstandene Bildung beinhaltet zum einen die Entfal
tung der Persönlichkeit, ein Prozess, der die Entwicklung der eige
nen Potenziale und die Herausbildung der eigenen Identität ermög
licht. Sie fördert darüber hinaus die Aneignung von Welt als aktiver,
handelnder Gestaltung des eigenen Lebens im sozialen und politi
schen Kontext. Sie legt schließlich Wert auf die Anregung aller Kräf
te, das heißt die Anregung der kognitiven, sozialen, emotionalen und
ästhetischen Kräfte des Menschen, um Gegenwart und Zukunft be
wältigen zu können. Schon vor Jahren hat der Historiker Saul Fried
länder in seinem Buch „Das Dritte Reich und die Juden“ die Idee
einer „integrierten Geschichte des Nationalsozialismus“ entwickelt,
die objektive Fakten und subjektive Wahrnehmungen, Opfer und
Tätergeschichten, verwebt. Friedländer will damit das „Primärgefühl
der Fassungslosigkeit“ erhalten, ohne dass die Quintessenz heißen
muss: Das lässt sich sowieso nicht verstehen. Wer Menschen einen
erklärenden Zugang zur Geschichte öffnen will, darf den Holocaust
daher nicht als das schlechthin Unbegreifliche darstellen, als das blo
ße Verhängnis, das quasi aus dem Nichts entstanden ist, oder als blo
ße Orgie „des Bösen“.3
Der Respekt vor den Leiden der Opfer versteht sich von selbst.
Die Identifikation war die große aufklärerische Leistung der Täter
kinder. Man sollte sie kritisch bewahren. Das heißt aber auch: sich
vor falschen Betroffenheitsritualen zu hüten. Es gilt, hinter der Op-
fergeschichte die Genese der Tat zu erklären, die „Tätergeschichte“,
und es gilt zu vermeiden, dass der Holocaust in eine falsche, pseudo
sakrale Dimension entrückt wird und dennoch die Leidtragenden,
die Exkludierten, die Verfolgten nicht zu kurz kommen.
Herausforderung 3
Inklusives Lernen zum Nationalsozialismus
Dies ist der elementare Bezugsrahmen, auf den das vorliegend ent
wickelte Bildungskonzept zum Nationalsozialismus und seiner Fol
gen zurückgreift.
Hinzu kommen wichtige Faktoren:
Dass Menschen mit Lernschwierigkeiten Interesse an histo
rischpolitischer Bildung haben, hat unter anderem U. George (2008)
nachgewiesen. Sie zeigt auf, „dass es eine kollektive Erinnerung von
Menschen mit Lernschwierigkeiten gibt. Diese ist bislang sehr we
nig bekannt und erforscht. (George 2008:192), insbesondere im Hin
blick auf die spezifische Annäherung dieser Personengruppe an das
Thema Nationalsozialismus. „Menschen mit Lernschwierigkeiten
leben in der gleichen (Nachrichten)Welt wie nicht behinderte Men
schen. Ne ben Darstellungen zum aktuellen politischen Geschehen
erreichen sie Berichte über die Zeit des Nationalsozialismus. Indivi
duelle Schwerpunkte werden gesetzt und es entsteht das Bedürfnis,
mehr zu erfahren, Zusammenhänge zu verstehen, um einen Stand
punkt einnehmen zu können. Hilfe dazu liefern politische Bildungs
angebote“ (George/Winter 2005:56).
Neben den aktuellen Berichten über „Neonazis“ oder die Verbre
chen des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ (NSU) gibt es viele
Anlässe, „über den Nationalsozialismus zu stolpern“. Menschen mit
Lernschwierigkeiten verbinden mit dem Thema möglicherweise
mehr als andere Menschen Ängste und Bedrohungsgefühle, schließ
lich gehörten Menschen mit Behinderungen zu den „Opfergruppen“
der Nationalsozialisten. Viele Menschen mit Behinderungen wissen
das. Auch heute sind sie vielfach Zielscheibe diskri minierender und
gruppenbezogener menschenfeindlicher Anschläge.
1 — Zum Begriff der „historischen
Gegenwart“ als Grundlage einer auf
historischer Erfahrung beruhenden
Ethik vgl. Rolf Zimmermann (2008):
Moral als Macht. Eine Philosophie
der historischen Erfahrung.
Reinbek bei Hamburg.
2 — Dass Geschichtsvermittlung oft ein
Hinterfragen von Tradierungsabsichten
bzw. –bedürfnissen ist, geht aus den
Untersuchungen von Harald Welzer
und anderen hervor. (Welzer, Harald
(Hg.) (2002): Opa war kein Nazi.
Nationalsozialismus und Holocaust
im Familiengedächtnis, Frankfurt a. M.)
3 — Zu einer Analyse des „Bösen“
vgl. hierzu auch den Film „Das radikal
Böse“ von Stefan Rutzowitzky (2013).
Ebenso Hannah Arendt: „Das radikal
Böse ist das, was nicht hätte passieren
dürfen, das heißt das, womit man sich
nicht versöhnen kann (...) woran man
auch nicht schweigend vorübergehen
darf.“
16 17
Dies ist dann problematisch, wenn Menschen mit Lernschwie
rigkeiten keine Möglichkeit der „Auflösung“ solcher Bedrohungs
gefühle für sich entwickeln können, keine adäquate Möglichkeit der
Artikulation haben und die Problemstellung nicht einordnen kön
nen. Dies aber ist wichtig. Menschen mit Lernbehinderung haben
nicht nur ein Recht darauf, durch Bildungsteilhabe auch über den
Nationalsozialismus als Thema etwas zu erfahren, sondern auch das
Recht, damit verbundenen unklaren Ängstigungen strategisch be
gegnen zu können.
Dazu aber braucht es ein Lernen über den Nationalsozialismus in
einfacher Sprache und mit anschaulichen Erklärungen, teilnehmen
denorientiert, mit dem Ziel, offene Fragen zum Thema aufzugreifen,
zu bearbeiten, möglichen Ängsten zu begegnen und durch Wissen
und Auseinandersetzung eine Handhabe zur angemessenen Einord
nung und damit letztlich zur Stärkung der Teilnehmenden im Um
gang mit dem Thema zu haben.
Die Dimension „Zeit“ spielt dabei in der Arbeit eine wichtige
Rolle. Zum einen wird anschaulich versucht, ein Gefühl für ein
„Früher“ und „Heute“ zu vermitteln. Dabei sollen Erinnerungen der
Teilnehmenden (an die Oma, an früher) gezielt mit eingebracht wer
den. Dann wird gemeinsam ein zentral im Raum verorteter Zeitstrahl
entwickelt, der bestimmte Ereignisse und Zeiträume durch konkreti
sierende Objekte sicht und greifbar macht. Weitere wich tige Zeit
marker sind dabei aber vor allem biographisch ZeitZuordnungen
der Teilnehmenden: Wann in etwa sind die Teilnehmenden gebo
ren? Wann die Eltern, Großeltern etc.? Welche möglichen Über
schneidungen mit den Lebenszeiten der eigenen Vorfahren werden
damit sichtbar, aber auch welcher zeitliche Abstand zum eigenen
Leben?
Deshalb bildet der Schwerpunkt zu den Menschen und Grund
rechten und den fundamentalen Werten unserer heutigen Gesell
schaft auch den „aus dem Nationalsozialismus“ herausführenden
Schlussteil des entwickelten Bildungskonzeptes. Die vorliegend ent
wickelten Bausteine zum Nationalsozialismus legen großen Wert auf
Anschaulichkeit und leichte Verstehbarkeit. Das führt an manchen
Stellen möglicherweise zu „Verkürzungen“, die es aber gilt, klar zu
benennen:
1.
Die Verwendung des Begriffes „Nazi“ beziehungsweise „NaziZeit“
war eine Entscheidung, die in den praktischen Erprobungen der
Pilotprojekte bewusst befürwortet wurde, weil es relativ einfach klar
macht, wer oder was gemeint ist. Gleichzeitig wird im Seminarkon
zept großer Wert darauf gelegt, die Reduzierung und Entlastung, die
einer Verwendung dieses Begriffes inhärent sind, aufzudecken und
durch die Ausdifferenzierung zum Beispiel der „Volksgemeinschaft“
und der zu dieser „Mehrheit“ Gezählten sichtbar zu machen, dass
es eben die „Mischungen“ von Haltungen und Einstellungen waren,
die möglich machten, was eben möglich wurde.
Analog verhält es sich mit dem Gebrauch des Begriffes „Täter“,
der für eine Beschreibung von Beteiligung sicher unzulänglich ist, un
geachtet dessen in der Seminarpraxis eben doch Verwendung findet.
2.
Es war uns besonders wichtig, der „Shoah“ und der mit ihr verbun
denen Dimensionen von Leiden Raum zu geben, schließlich sind die
Verbrechen, die in der Zeit des Nationalsozialismus begangen wur
den, die Hauptgründe für eine Auseinandersetzung mit dem Natio
nalsozialismus bis heute. Wichtig ist uns dabei vor allem, in ein
Bewusstsein zu bringen, dass und wie diese „Verbrechen an der
Menschheit“ begangen wurden, wohlwissend, dass eine durchschnitt
liche Seminardauer von drei Stunden hier nur begrenzt Raum lässt.
3.
Die Erfahrungen mit dem genannten Zeitumfang haben sich den
noch in den mittlerweile zahlreich durchgeführten Seminaren als
„best practice“ erwiesen. Eine längere Dauer ist für viele Interessier
te eher ein Ausschlusskriterium.
4.
Es ist nicht möglich, ein für alle optimales „Lernniveau“ zu ent
wickeln. Was für manche zu einfach erscheint, ist für andere schwer
verständlich. Deshalb sind die verwendeten Beispiele als Anregun
gen zu verstehen.
5.
Last, but not least: Learning by doing. Das vorliegende Konzept fin
det erfreulich viel Resonanz: bei Menschen mit Behinderungen, bei
Menschen, die aufgrund von Fluchterfahrung neu in Deutschland
leben, bei Menschen, die sich einfach für das Thema interessieren
und neugierig sind auf die Konkretisierung von anschaulichen Ma
terialien. Das bestärkt uns und den bisher beschrittenen Weg.
19
Begrüßung
Durchführung
Willkommen.
Ablegen der Jacken. Die TN erhalten Namensschilder
und setzen sich auf einen beliebigen Platz im Stuhlkreis.
Erste Fragen im Stuhlkreis:
Wie war die Fahrt? Woher kommen Sie?
Wie war der Tag bis jetzt? Geht es Ihnen gut?
Freuen Sie sich auf das Seminar?
→ Hierfür sollte ausreichend Zeit eingeplant werden,
so dass die TN „ankommen“ können.
Offizielle Begrüßung: „Herzlich willkommen“
Vorstellung des Teams („Wir kennen uns aus!“)
Optional kann an dieser Stelle eine kurze Vorstellungsrunde
der TN erfolgen.
Ein grober Überblick über den Seminarablauf wird gegeben:
Zeiteinteilung, Pausen, Essen/Trinken, Toiletten,
Mobilfunkgeräte ausschalten …
Inhaltlicher Einstieg:
Warum sind wir heute hier zusammen?
Mit welchem Thema beschäftigen wir uns heute?
„Nazi“ – schon mal gehört?
→ Wichtige Inhalte werden auf dem Flipchart mitgeschrieben.
Der Titel des Seminars ist „Der Nationalsozialismus.
Gemeinsam lernen. In leicht verständlicher Sprache“.
Erwartungsklärung
Was erwarten Sie sich von dem heutigen Tag?
Was muss passieren, dass Sie hier zufrieden rausgehen?
Warum haben Sie sich angemeldet?
Was wollen Sie heute alles lernen?
→ Sammlung via Zuruf
→ Die Leitung schreibt auf dem Flipchart mit.
Methodische Empfehlungen
Die Anfangseinheit ist sehr wichtig. Hier sollte
Beziehungsarbeit stattfinden und dadurch eine
angenehme Arbeitsatmosphäre geschaffen werden.
Ziele
Die TN werden
freundlich empfangen.
Die TN fühlen sich wertgeschätzt.
Die TN haben genug Zeit, sich an
das Seminarsetting zu gewöhnen.
Die TN können ihre Wünsche an
das Leitungsteam formulieren
(inhaltlich, methodisch, persönlich).
MethoDe
Offenes Gespräch
Zeit
15 Minuten
Material
Flipchart
Permanentmarker
Seminarbausteine
Die im Folgenden beschriebenen
Methodenbausteine sind als Gesamt
konzept anzusehen. Sie bauen inhaltlich
aufeinander auf und es empfiehlt sich
(meist) nicht, einzelne Bausteine los
gelöst von den anderen durchzuführen.
An einigen Stellen werden Hinweise
darauf gegeben, welche inhaltlichen
Vertiefungsmöglichkeiten bestehen.
Wird das Gesamtkonzept in seiner
Grundform durchgeführt, ergibt sich
folgender Rahmen:
Zeit
3,5 Stunden
(plus 30 Minuten Pause
ergibt das 4 Stunden)
ort
Seminarraum (mind. 40 m²)
Bestuhlung
Stuhlkreis
teilnehMenDe (tn)
max. 15 Personen
20 21
1840 1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020
1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945
Zeitstrahl
„✣✢✜✛✛✚✙ �✚✜✖✕“ 1933–1945
✁✂✄ ☎✆✝✞✟✠✆✡☛✟✍✞✆✡✞☛☞✌☛
✎✏✑✏✒✓✔✗✑ ✘✏✤✓✏✓
I✓ ✘✏✒✥✦✧ ★✏✤✔✧✩✓✪✘✒✥✦✏✤ ✫✬✤✗✥✦✏
Mit Unterstützung durch
W
O
O
O
Durchführung
Der Zeitstrahl wird auf dem Boden ausgerollt.
Dieser Strahl ist ein Zeitstrahl. Er geht von ganz früher bis heute
und noch weiter. Hier wird bereits angezeigt, an welchem Ende
früher und an welchem die Zukunft ist.
Die Seminarleitung erklärt, dass sie nach und nach die Ereignisse
mit den TN durchgehen wird. Bei jedem Ereignis zeigt die Seminar
leitung die dazugehörige Stellkarte und erklärt kurz, um welches
Ereignis es sich handelt.
Dann dürfen die TN raten, wo auf dem Zeitstrahl das jeweilige
Ereignis zu verorten ist. Dies passiert auf Zuruf. Ist die richtige
Stelle beziehungsweise der richtige Zeitpunkt gefunden, darf ein/e
TN die Stellkarte auf den richtigen Platz stellen. Die Seminarleitung
gibt gegebenenfalls Hintergrundinformationen zum Ereignis und
beantwortet Fragen der TN.
Das aktuelle Jahr
Welches Jahr haben wir jetzt gerade?
→ Gemeinsames Überlegen via Zuruf
Das Jahr wird auf die Stellkarte geschrieben
und diese auf den Zeitstrahl gestellt.
Erstes Flugzeug
Wann wurde das erste Flugzeug gebaut?
→ Gemeinsames Überlegen via Zuruf
1849 → Die Stellkarte „Das erste Flugzeug“ wird
an der richtigen Stelle auf den Zeitstrahl gestellt.
Dinosaurier
Wann lebten die Dinosaurier? → Gemeinsames Überlegen via Zuruf
Vor ca. 65 Mio. Jahren → Die Stellkarte „Dinosaurier“ kann somit nicht auf dem
Zeitstrahl verortet werden, da dieser erst im Jahr 1840 beginnt. Die Stellkarte wird
symbolisch an den Platz im Seminarraum gestellt, der vom Zeitstrahl aus gesehen
am weitesten Richtung Vergangenheit ist. Zudem wird erklärt, dass die Stellkarte noch
viel weiter links stehen müsste, da die Zeit der Dinosaurier schon so lange her ist.
Hinweis: Eine Stellkarte außerhalb des vorgegebenen Zeitstrahls zu stellen, hat
für die TN meist einen belustigenden Effekt und verdeutlicht außerdem, dass
die Zeitrechnung noch viel weiter zurück reicht, als der Zeitstrahl beinhaltet.
Optional können auch die Stellkarten „Die ersten Menschen“
(vor ca. 200.000 Jahren) oder „Ritter“ (11. Jahrhundert) eingesetzt werden.
Ziele
Die TN entwickeln ein
beziehungsweise schärfen ihr
Gefühl für Chronologie.
Die TN erhalten einen Über
blick über die jüngere Deutsche
Geschichte.
Die TN können die „NaziZeit“
in der Geschichte verorten.
Den TN wird verdeutlicht, dass die
„NaziZeit“ noch nicht lange her ist.
Den TN wird verdeutlicht, wie die
eigenen Familienbiografien in die
„NaziZeit“ hineinreichen.
→ Herstellung eines
persönlichen Bezugs
MethoDe
Zeitstrahl
Zeit
30 Minuten
Material
Zeitstrahl
Stellkarten und Themenkarten
Die „Nazi-Zeit“
Aktuelles Jahr
W
✭as erste Flugzeug
D✮✯✰✱au✲✮✳✲
✴✵✶ ✶✷✸✹✶✺ ✻✶✺✸✼✽✶✺
22 23
Geburtstag der TN
An die TN werden runde Namenskarten ausgeteilt, auf
denen jede/r jeweils ihren/seinen Namen schreiben soll.
Jede/r darf anschließend ihre/seine Namenskarte dorthin legen, wo
er denkt, dass sein Geburtstag/jahr war.Wenn Sie sich überlegen,
wann Sie geboren sind, wo wäre das dann ungefähr auf dem Zeitstrahl?
Die Seminarleitung unterstützt die TN bei der Verortung ihrer Geburtstage.
Geburtstage der Eltern
Wenn Ihre Geburtstage alle hier ungefähr liegen.
Wo wäre denn dann ungefähr der Geburtstag Ihrer Eltern?
Ein bisschen weiter rechts oder links?
Die Wolke „Eltern“ wird an den Zeitstrahl gelegt.
Geburtstage der Großeltern
Jetzt schauen wir noch weiter zurück.
Wo wäre denn dann der Geburtstag Ihrer Großeltern?
Die Wolke „Großeltern“ wird an den Zeitstrahl gelegt.
Geburtstage der Ur-Großeltern
Jetzt schauen wir noch weiter zurück.
Wo wäre denn dann der Geburtstag Ihrer Ur-Großeltern?
Die Wolke „Ur-Großeltern“ wird an den Zeitstrahl gelegt.
Das erste Telefon
Wann gab es das erste Telefon?
→ Gemeinsames Überlegen via Zuruf
1876 → Die Stellkarte „Das erste Telefon“ wird an
der richtigen Stelle auf den Zeitstrahl gestellt.
Die erste Mondlandung
Wann war die erste Mondlandung?
→ Gemeinsames Überlegen via Zuruf
1969 → Die Stellkarte „Die erste Mondlandung“ wird an
der richtigen Stelle auf den Zeitstrahl gestellt.
Das erste Smartphone
In welchem Jahr gab es das erste Smartphone?
→ Gemeinsames Überlegen via Zuruf.
1994 → Die Stellkarte „Das erste Smartphone“ wird
an der richtigen Stelle auf den Zeitstrahl gestellt.
Erster Weltkrieg
Wann war der Erste Weltkrieg?
→ Gemeinsames Überlegen via Zuruf.
1914–1918 → Die „Stellkarte Erster Weltkrieg“ wird
an der richtigen Stelle auf den Zeitstrahl gestellt.
Ein Weltkrieg ist kein Krieg zwischen zwei Ländern oder innerhalb
eines Landes (Beispiel Syrien), sondern betrifft die ganze Welt.
Können Sie sich vorstellen, wie es den Menschen auf der Welt
nach diesem großen Krieg ging?
→ Gemeinsames Überlegen via Zuruf
(Es ging den Menschen schlecht, sie hatten wenig zu essen,
viele Menschen sind gestorben, etc.)
Hinweis: Je nach Vorwissen der TNGruppe können an dieser Stelle
außerdem die Weltwirtschaftskrise, Inflation, Weimarer Republik,
etc. besprochen werden.
Deutschland hatte den Ersten Weltkrieg verloren.
Viele Menschen waren sehr enttäuscht.
Die Leute brauchten wieder Hoffnung.
Sie wollten wieder vernünftig leben können.
Sie wollten wieder Arbeit und genügend zu essen haben.
Sie wollten, dass es ihnen und ihren Familien wieder besser ging.
Eltern
Großeltern
Ur-Großeltern
Mein Name
Das erst✾ ✿✾❀✾❁❂❃
D❄❅ ❅❆❇❈❅❉❊❋●❍andung
Das erste Smartpho■❏
❑▲▼◆❖▲ P❖◗◆krieg
24 25
NSDAP
In München wurde eine Partei gegründet, die nannte sich NSDAP.
NSDAP heißt Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei.
Die NSDAP sagte: Wir schaffen Arbeitsplätze, wir besorgen genug zu essen.
Wir machen ein großes Deutschland.Viele Menschen hatten die Hoffnung,
dass es ihnen mit der NSDAP besser geht.
→ Die ❙❘❡❚lkarte „NSDAP“ wird in den roten Bereich auf den Zeitstrahl gestellt.
1933 – Anfang der „Nazi-Zeit“
Wer weiß, wann die NSDAP gewählt wurde?
→ Gemeinsames Überlegen via Zuruf
1933 → Die St❡❚lkarte „1933“ wird an das linke Ende
des roten Bereichs auf dem Zeitstrahl gestellt.
Hitler
Wer weiß, wie der Parteivorsitzende hieß, der „Chef “ der Partei?
→ Gemeinsames Überlegen via Zuruf
Adolf Hitler → Die Stellkarte „Adolf H✐❘❚❡❯❱ wird
in den roten Bereich des Zeitstrahls gestellt.
1945 – Ende der „Nazi-Zeit“
Wer weiß, wie lange er mit seiner Partei regiert hat?
→ Gemeinsames Überlegen via Zuruf
1945 → Die ❙❘❡❚lkarte „1945“ wird an das rechte Ende
des roten Bereichs auf dem Zeitstrahl gestellt.
Hakenkreuz
Die Partei hatte ein Zeichen. Wissen Sie, welches das war?
→ Gemeinsames Überlegen via Zuruf
Hakenkreuz → Die Stellkarte „Hakenkreuz“ wird in
den roten Bereich des Zeitstrahls gestellt.
Zweiter Weltkrieg
Was war noch in der „Nazi-Zeit“?
→ Gemeinsames Überlegen via Zuruf
Zweiter Weltkrieg → Die Stellkarte „Zweiter Weltkrieg“
wird in den roten Bereich des Zeitstrahls gestellt.
Nazi-Zeit
Das ist die Zeit, von der wir jetzt reden.
Wenn wir von „früher“ reden, meinen wir diese Zeit.
Das war die „Nazi-Zeit“ – von 1933 bis 1945.
Fällt Ihnen etwas auf?
→ Gemeinsames Überlegen via Zuruf
Die „Nazi-Zeit“ war genau da, wo auch Ihre Großeltern beziehungs-
weise Ur-Großeltern gelebt haben. Die „Nazi-Zeit“ hat Ihre Groß-
eltern beziehungsweise Ur-Großeltern noch selbst betroffen.
Je nach Vorwissen der Teilnehmenden können optional
weitere Ereignisse der jüngeren deutschen Geschichte
besprochen werden, zum Beispiel:
1948 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
1949 Gründung der Bundesrepublik Deutschland
1949 Gründung der Deutschen Demokratischen Republik
1961 Bau der Berliner Mauer
1989 Fall der Berliner Mauer
MethoDische eMpfehlungen
Die Erarbeitung der geschichtlichen Ereignisse lebt von
einer wertschätzenden Moderation der Seminarleitung.
Auch inhaltlich falsche Ideen der Teilnehmenden sollten
honoriert werden.
N APDS
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
❲❳❨ang der „Nazi-Zeit“
1933
Adolf Hitler
1945
Ende der „Nazi-Zeit“
Hakenkreuz
Zweiter Weltkrieg
Nazi-Zeit
Me❩❬❭❪❫❩❴❫❭❪❵❫ Gr❛❜❝❞❜❢
B❣❤❥❦❧♠❦♥❣♦♣qkr❦❣s❧t✉land
Ba✈ ✇①r Berliner Mauer Fal② ③④r Berliner Mauer
26 27
Geld
Früher gab es die Reichsmark.
Heute gibt es den Euro.
Familiengröße
Früher war es normal,
dass es in einer Familie
sehr viele Kinder gab.
Heute hat eine Familie meistens
nicht viel mehr als zwei Kinder.
Fernseher
Früher waren die Fernseher sehr
klein; es war etwas Besonderes,
wenn jemand einen Fernseher
hatte; es gab wenige Programme.
Heute hat fast jede/r einen Fern-
seher, meist mit Flachbildschirm.
Kleidung
Früher hatten Frauen meistens
Röcke an. Heute tragen Frauen
überwiegend Hosen.
Wie ist das hier in der Gruppe?
Das Leben in der „Nazi-Zeit“
Ziele
Den TN werden Aspekte
der Lebensbedingungen zur
„NaziZeit“ verdeutlicht.
MethoDe
Bilderpuzzle
Zeit
20 Minuten
Material
Themenkarten
Moderationskarten
Pinnwand
PinNadeln
Fotografie
Früher waren die Fotografien
normalerweise schwarzweiß.
Heute sind die Fotografien
meistens farbig.
Mähen
Früher wurde mit der Sense
gemäht.Heute fährt der
Mähdrescher über das Feld.
Familie mit wenigen KindernFamilie mit vielen Kindern
EuroReichsmark
Farbfotografie
Sense
Schwarzweißfotografie
FlachbildfernseherRöhrenfernseher
Frau mit Hose oder RockFrau mit Rock
Durchführung
Um etwas mehr über die „Nazi-Zeit“ zu erfahren, zeigen
wir Ihnen jetzt unterschiedliche Bilder aus der „Nazi-Zeit“.
Mal schauen, ob Sie herausfinden, was sich geändert hat.
Wir hängen die Bilder dann an die Pinnwand. Links sehen wir,
was früher war und rechts daneben sehen wir dann, wie es heute ist.
Die Moderationskarten
„Früher“ und „Heute“
werden an die Pinnwand
gepinnt.
Die Themenkarten mit den Bildern von früher und heute werden
durchmischt auf dem Boden ausgelegt. Die TN dürfen nun die
passenden Bildpaare zusammenfinden. Dies geschieht in einem
gemeinsamen Diskussionsprozess. Ist ein richtiges Paar gefunden,
darf ein TN die zusammengehörenden Themenkarten an der
Pinnwand aufhängen.
MethoDische eMpfehlungen
Neben den vorgeschlagenen sechs
Bildkategorien sind außerdem viele
weitere Bildpaare denkbar.Mähdrescher
Früher Heute
28 29
Durchführung
An der Pinnwand wird das Textilbanner aufgehängt.
Als die „Nazis“ an der Macht waren, wollten sie eine völlig
neue, veränderte Gesellschaft. Diese Gesellschaft nannten sie
„Volksgemeinschaft“. Zur „Volksgemeinschaft“ durften nur
noch die Menschen gehören, die einen „Arier-Pass“ hatten.
Das war eine Erfindung der „Nazis“. Diesen Pass erhielten
nur die Menschen, die keine jüdischen Vorfahren hatten.
Das musste man aber nachweisen. Das war teilweise sehr
schwierig. Nur wer diesen Pass hatte, gehörte ab sofort zur
neuen Gesellschaft in der „Nazi-Zeit“. Die „Nazis“ wollten,
dass Menschen, die zu bestimmten Gruppen gehörten,
nicht Teil der neuen Gesellschaft werden konnten.
Damit gab es in der „Nazi-Zeit“ eine Mehrheitsgesellschaft
und viele Minderheiten.
Welche Vorteile könnte es haben, zur Mehrheit zu gehören?
→ Gemeinsames Sammeln
Welche Menschen gehörten zur „Mehrheit“?
Welche Menschen gehörten zu den „Minderheiten“?
Ein Satz E⑤⑥⑦⑧⑨⑩❶❷❸❹⑨❺❷❻t⑦⑧ wird auf dem Fußboden aus
gelegt. Die TN sollen nun gemeinsam überlegen, wo die
jeweilige Person hingehören könnte und dürfen diese dann
auf das jeweilige Feld pinnen.
→ Die Seminarleitung hält sich hierbei inhaltlich zurück und
stellt höchstens Verständnisfragen, aus welchem Grund eine
bestimmte Kategorie der jeweiligen Seite zugeordnet wird.
Anschließend folgt die Auflösung. Die Seminarleitung lobt
die TN, weil sie alle Karten richtig aufgehängt haben, denn:
Es gibt noch einen zweiten Satz Eigenschaftskarten, der
komplett identisch mit dem ersten Satz ist.
Die Seminarleitung erklärt, dass es auf beiden Seiten Blonde,
Dünne, Soldaten, Büroangestellte, Ärztinnen, Finanzbeamte,
Lehrkräfte, Bürgermeister … gab.
Das, wie eine Person aussieht und das, was eine Person arbeitet,
ist also erstmal wenig hilfreich, um herauszufinden, welche Perso-
nen zur Mehrheit gehören durften. Dies, obwohl es oft heißt, dass
die „Nazis“ die Blonden oder die Blauäugigen am besten fanden.
Nun dürfen die TN auch die anderen Eigenschaftskarten anpinnen,
jeweils auf der Seite, wo die Kategorie noch nicht angepinnt ist.
Weiß nun jemand, welche Personengruppen zum Beispiel nicht
bei der Mehrheit mitmachen durften – wer ausgeschlossen wurde?
Es müssen andere Kategorien sein als das Äußere oder der Beruf.
→ Sammlung via Zuruf
Die genannten richtigen Kategorien werden auf die grüne Fläche
gepinnt. → Menschen mit Behinderung, Ausländer, Homosexuelle,
Juden, Oddachlose …
Wurde die Kategorie „Politische Gegner“ nicht genannt, wird
diese anschließend von der Seminarleitung ergänzt.
Was macht jemanden zum Politischen Gegner?
→ Er sagt offen seine andere Meinung.
Das wollte die Mehrheit nicht. Das war gefährlich.
Die Menschen der Mehrheit waren also Personen, die nichts
gegen die Politik gesagt haben. → Die K❷❻t⑦ ❼⑤❹ ❽⑦❼ ❽❾❻⑩❶❿
⑥⑦⑨❹❻⑤⑩❶⑦⑧⑦ ➀❾⑧❽ wird in die Mitte des roten Feldes gepinnt.
Jetzt ist die Frage, warum die Personen nichts gegen die Politik
gesagt haben. Wer von Ihnen hat Ideen?
Hierfür gibt es vier Kategorien,
die nacheinander besprochen werden.
Menschen, die die Politik der „Nazis“ gut fanden.
Die ➁⑦❽❷⑧❺⑦⑧wolk⑦ ❼⑤❹ ❽⑦❼ ⑥❻➂⑧⑦⑧ ➃❷❺⑦⑧
wird im roten Feld angepinnt.
Warum haben Menschen die Politik der „Nazis“ gut gefunden?
→ Diskussion
Weil sie sich zum Beispiel für etwas Besseres hielten.
Weil sie zum Beispiel nur an sich selbst dachten.
Weil sie zum Beispiel hasserfüllt waren.
Ziele
Die TN erfahren mehr über
die „neue Gesellschaft“ in der
„NaziZeit“.
Die TN vergleichen unsere
heutige Gesellschaft mit der
Gesellschaft in der „NaziZeit“.
MethoDe
Schaubild auf Pinnwand
Zeit
30 Minuten
Material
Pinnwand
T⑦➄❹⑤➅➆❷⑧⑧⑦❻ ❼⑤❹ ➇➆⑦❻⑨⑩❶❻⑤❸❹⑦⑧
– „D⑤⑦ ➀⑦❶❻❶⑦⑤❹ ➈ ➉⑤⑦➀⑤⑧❽⑦❻❶⑦⑤❹⑦⑧➊
E⑤⑥⑦⑧⑨⑩❶❷❸❹⑨❺❷❻t⑦⑧ ➋⑨⑤⑦❶⑦ ➌⑦⑤❹⑦ ➍➎➏
➁⑦❽❷⑧❺en➐➑➅❺en
➀➑❽⑦❻❷❹⑤➑⑧⑨❺❷❻❹⑦⑧
PinNadeln
Permanentmarker
Die Gesellschaft in der „Nazi-Zeit“: Die Mehrheit und die Minderheiten
✓
30 31
Poli➒➓➔→➣↔ ↕↔gnerObdachlose
Menschen, die von der Politik
der „Nazis“ einen Nutzen hatten
Die ➙➛➜➝➞➟➛➞wolk➛ ➠➡➢ ➛➡➞➛➠ ➤➛➞➥➦➧➛➞➨
➜➛➩ ➫➡➛➭ ➙➛➭➜ ➧➝t wird im roten Feld angepinnt.
Inwiefern hatten Menschen einen Nutzen
von der Politik der „Nazis“?
→ Diskussion
Weil zum Beispiel den Menschen der Minderheiten, vor allem Juden,
ihre Sachen weggenommen wurden. Die konnten die Menschen der
Mehrheitsgesellschaft dann billig kaufen. Weil zum Beispiel vielen
Menschen der Minderheiten ihre Arbeitsplätze weggenommen wurden.
Den Arbeitsplatz konnte dann eine Person der Mehrheit haben.
Weil viele Menschen, die zur Mehrheitsgesellschaft gehörten,
in der „Nazi-Zeit“ Karriere machen konnten.
Menschen, die Angst hatten,
etwas gegen die Politik der „Nazis“ zu sagen
Die ➙➛➜➝➞➟➛➞wolk➛ ➠➡➢ ➛➡➞➛➠ ➯➞➲➥➢➭➡➦➧➛➠ ➤➛➞➥➦➧➛➞
wird im roten Feld angepinnt.
Warum mussten Menschen Angst haben, etwas gegen
die Politik der „Nazis“ zu sagen? → Diskussion
Weil sie sonst in Gefahr gewesen wären, auch ausgeschlossen
zu werden.Weil ihre Familie sonst in Gefahr gewesen wäre,
auch ausgeschlossen zu werden.
Menschen, die aus anderen Gründen nichts
gegen die Politik der „Nazis“ gesagt haben
Die ➭➛➛➩➛ ➙➛➜➝➞➟➛➞➳➵➭➟➛ wird angepinnt.
Es gab außerdem noch die Menschen, die zum Beispiel
gesagt haben, dass sie das Ganze nichts anginge. Die haben
zu keiner Seite wirklich geholfen, nicht zu der Mehrheit und
auch nicht den Minderheiten. Die haben sich rausgehalten.
Welche weiteren Möglichkeiten fallen Ihnen ein?
→ Diskussion
Die „Nazi-Politiker“ haben sich viel überlegt, um die Menschen
der Mehrheit dazu zu bringen, dass sie sich in der Mehrheit wohl
fühlten. Die Menschen sollten sich als Teil einer Gemeinschaft fühlen.
Deshalb haben die „Nazis“ zum Beispiel extra Veranstaltungen ge-
macht, um ein Gefühl der Gemeinschaft zu schaffen.
→ Zusammen Eintopf essen in der Gemeinde, gemeinsame Sammlun-
gen für das Winterhilfswerk (Kleidungsammeln für Soldaten), Wett-
kämpfe mit viel Spaß, …
Wie ist das heute? Gibt es in unserer Gesellschaft heute auch Menschen,
die nicht dazugehören? Welche fallen Ihnen ein? → Zuruf
Aber: Was ist der große Unterschied zur „Nazi-Zeit“? Damals wollte die
„Nazi-Politik“ Menschen bewusst ausgrenzen. Unsere Politik heute will,
dass jede und jeder die gleichen Rechte hat und dazugehören soll.
Die Mehrheit Die Minderheiten
ÄrztinMe➸s➺➻➼➸ ➽➾➚
Behinderu➸gBlonde HaareBüroangestellter
SoldatL➪➶➹➪➹➘➴
$
$
✓
Homosex➷➬➮➮➬
Sportler
J➱✃❐
Ärztin
M❒❮s❰Ï❒❮ ÐÑÒ
B❒ÏÑ❮d❒ru❮g
Blonde Haare
Büroangestellter
HomoseÓÔÕÖÖÕ
Poli×ØÙÚÛÜ ÝÜgner
Soldat
LÞßàÞàáâ
Obdachlose
Sportler
Jãäå Siæçè éæê ëìía
Sîïðî ñïò óôõa
Büroangestellter
Lehrerin Sportler
Soldat
Ärztin Blonde Haare
32 33
Durchführung
Kennen Sie Gesetze?
In Deutschland gibt es viele Gesetze.
Welche Gesetze kennen Sie denn zum Beispiel?
→ Sammlung auf Zuruf (Gesetze im Straßen-
verkehr, man darf nichts klauen ...)
Die Nennungen werden auf einem Flipchart notiert.
Gesetze sind normalerweise wichtig und gut
Ein Gesetz wird von der Regierung eines Landes gemacht.
Es soll das Zusammenleben der Menschen in einem Land regeln.
Damit alle besser miteinander leben können.
Und damit es allen möglichst gut geht.
Ein Gesetz hat deshalb eine sehr große Wichtigkeit/Bedeutung.
Wir alle brauchen Gesetze.
Wenn es kein Gesetz gibt, macht jeder, was er will.
Dann gibt es Chaos und Ungerechtigkeit.
Denn das ist das Wichtigste am Gesetz:
Das Gesetz will alle schützen.
Besonders die Schwachen.
Deshalb ist es gut, dass es Gesetze gibt.
Und deshalb müssen sich alle daran halten.
Wer sich nicht daran hält, wird
vom Staat/von der Regierung bestraft.
Gesetze stehen in Büchern.
Die heißen Gesetzesbücher.
Das wichtigste Gesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland
ist das Grundgesetz.
Das Zeichen für Gesetz ist meistens ein §.
Das bedeutet auch Paragraph.
Denn Gesetze sind meist in Paragraphen eingeteilt.
Die Leitung hält die ö÷øùøúûüýtø þÿ❡ hoch und zeigt
es der Gruppe. Anschließend wird die Themenkarte
für alle sichtbar auf den Boden gelegt.
Dieses Zeichen heißt Paragraphen-Zeichen.
Gesetze in der „Nazi-Zeit“
Heute sind alle Menschen gleich wertvoll. Auch wenn sie unter-
schiedlich sind. Wie unterscheiden sich Menschen zum Beispiel?
→ Sammlung auf Zuruf (Haarfarbe, Brille, Hautfarbe, Religion,
Lieblingsessen, Rollstuhl, Handgröße, Alter, …)
Wenn Sie jetzt mal auf die Pinnwand schauen (Verweis auf
Ergebnis von Methode „Die Gesellschaft in der ,Nazi-Zeit‘“),
dann wissen Sie, dass die „Nazis“ nicht alle Menschen gleich
wertvoll fanden.
Die „Nazis“ machten neue Gesetze, um die Menschen, die Juden
waren und nicht mehr zur neuen Gesellschaft der „Nazis“ gehören
durften, auszugrenzen und zu verfolgen. Diese Gesetze hatten
einen Namen. Hat den schon mal einer von Ihnen gehört?
→ Nürnberger Gesetze
→ Die Leitung stellt die Küýtø þ�✁ýú✂øý❣øý ✄ø☎ø✆✝ø❡
auf den Zeitstrahl (1935).
Was denken Sie, was haben die Nürnberger Gesetze bestimmt?
Was stand da drin? → Gemeinsames Überlegen
Da stand drin, dass manche Menschen weniger wert sind und
dass manche Menschen besser sind als andere. Für die „Nazis“
waren die Juden die Menschen, die neben anderen am aller-
wenigsten wert waren. Und die Menschen, die einen „Arier-Pass“
hatten, waren am meisten wert.
üBung
Menschen sind so verschieden. Es gibt Blonde, Dunkelhaarige,
Evangelische, Kleine, Alte, welche, die nicht gut laufen können,
welche, die keine Haare mehr haben, welche, die eine dunkle
Hautfarbe haben, welche, die homosexuell sind, welche, die kein
Geld und keine Wohnung haben, welche, die adoptiert sind, …
Bei uns heute sind alle Menschen gleich.
Das sagt das Grundgesetz.
Was haben die „Nürnberger Gesetze“ gesagt?
1. Ab jetzt sind nicht mehr alle Menschen gleich.
2. Ab jetzt gibt es welche „mit deutschem Blut“
und welche „ohne deutsches Blut“
3. „Deutsches Blut“ heißt: Wenn man selbst und auch
die Eltern und die Großeltern „deutsches Blut“ haben.
Ziele
Die TN wissen, was ein Gesetz
ist und wofür man es braucht.
Die TN wissen, was die
Nürnberger Gesetze waren.
Die TN wissen, wann und
wo die Nürnberger Gesetze
erlassen wurden.
Die TN wissen, welche Rolle die
Nürnberger Gesetze in der Politik
der „Nazis“ spielte.
MethoDe
Punktabfrage
Zeit
20 Minuten
Material
Flipchart
Permanentmarker
Klebepunkte
ö÷øùøúûüýtø þÿ❡
Stø✞✞ûüýtø þ�✁ýú✂øý❣øý ✄ø☎ø✆✝ø❡
Die „Nürnberger Gesetze“
Para✜✟✠✡☛§
Nürnberger Gesetze
34 35
Aber: Eigentlich ist „Blut“ gleich „Blut“.
Es gibt kein deutsches oder evangelisches
oder türkisches oder jüdisches Blut.
Die Nationalsozialisten haben das aber trotzdem behauptet.
Sie haben gesagt: Menschen, die jüdisch sind, haben kein
„deutsches Blut“. Und nur, wer nachweisen kann, dass er
kein „jüdisches“ Blut hat, bekommt den „Arier-Pass“.
Die „Nazis“ haben sich gedacht: Wenn wir ein Gesetz daraus
machen, dann glaubt das jeder. Dann trauen sich die Leute
nicht mehr zu sagen, dass es gar keine verschiedenen „Rassen“
oder „Blute“ bei den Menschen gibt.
Auf ein Flipchart werden unter der Überschrift
„Das ist mir wichtig:“ verschiedene Kategorien
untereinander aufgelistet:
– ins Kino gehen
– die Schule besuchen
– in den Urlaub fahren
– die Person heiraten, die ich liebe
– ein Haustier haben
– ins Schwimmbad gehen
– schönen Schmuck besitzen
– Straßenbahn fahren
– die Religion ausleben
– nachts draußen sein
Jede/r TN erhält anschließend zehn Klebepunkte,
für jede Kategorie einen.
Die TN werden gebeten, sich zu jeder Kategorie zu positionieren
und zu entscheiden, ob sie diese als wichtig einstufen würden.
Wenn eine Kategorie für eine/n TN wichtig ist, dann darf sie
hinter die Kategorie einen Klebepunkt kleben.
Nachdem alle TN ihre Klebepunkte vergeben haben wird sichtbar,
welche Kategorien den TN besonders wichtig sind.
Anschließend kann anhand dessen diskutiert und analysiert
werden, warum jede einzelne Kategorie für Menschen wichtig ist
beziehungsweise sein könnte.
Anschließend findet der Transfer
zu den „Nürnberger Gesetzen“ statt.
Menschen, die angeblich „jüdisches“ Blut hatten, durften beispiels-
weise keine Menschen heiraten, die angeblich „arisches“ Blut hatten.
Außerdem standen in den „Nürnberger Gesetzen“ noch ganz viele
Verbote, was Menschen, die angeblich „jüdisches“ Blut hatten, nun
nicht mehr tun durften.
Hier sind fünf Beispiele.
Zum Beispiel:
jüdische Kinder dürfen nur noch
in jüdische Schulen gehen.
Zum Beispiel:
Jüdische Menschen dürfen
nicht mehr ins Kino gehen.
Zum Beispiel:
Jüdische Menschen dürfen nicht mehr
mit den Straßenbahnen fahren.
Zum Beispiel:
Jüdische Menschen dürfen nicht mehr
in Schwimmbäder gehen.
Zum Beispiel:
Jüdischen Menschen dürfen
keine Haustiere mehr haben.
Die „Nazis“ haben jüdischen Menschen fast alles verboten.
Jüdische Menschen haben fast gar nichts mehr machen dürfen.
36 37
Durchführung
Welche Ziele verfolgten die „Nazis“ mit ihrer Politik?
→ Gemeinsames Überlegen
Sie wollten, dass Deutschland die Weltherrschaft hat.
Und dass es nur Menschen gibt, die „deutsches Blut“ haben.
Wie wollte man das machen?
Man hatte den Plan, alle anderen Menschen umzubringen.
Zum Beispiel: durch Massenerschießungen.
Die Seminarleitung zeigt das B✐☞✌ ✍✎r✏✑✒✐✓✔✉✕✖✗.
→ Kurze Diskussion
Zum Beispiel: durch Verhungernlassen.
Die Seminarleitung zeigt das B✐☞✌ ✍❆✘✖✓✙✚✖✓rt✓ ✛✓r✏✢✕✗.
→ Kurze Diskussion
Zum Beispiel: durch Arbeitenlassen bis zum Umfallen.
Die „Nazis“ wollten auch, dass die eingesperrten Menschen
nicht nur rumsitzen. Also haben sie sie zum Arbeiten ge-
zwungen. Normalerweise verdient man heute Geld, wenn
man etwas arbeitet. Den Gewinn für die Arbeit der einge-
sperrten Menschen haben aber die „Nazis“ behalten.
Die Seminarleitung zeigt das B✐☞✌ ✍❆rbeitslager“.
→ Kurze Diskussion
Zum Beispiel: durch Umbringen mit Gas in besonderen Lagern,
die nannte man „Konzentrationslager“ oder „Vernichtungslager“.
Die Menschen, die nicht mehr arbeiten konnten, weil sie zum
Beispiel zu schwach waren oder zu alt, wurden dann umgebracht.
Die „Nazis“ haben sich eine besonders schlimme Methode ausge-
dacht, wie man in sehr kurzer Zeit viele Menschen umbringen
konnte: durch „Vergasen“ mit einem giftigen Gas. Das war beson-
ders grausam, dafür hat man extra „Gaskammern“ gebaut. Alle
Menschen in so einem Raum sind dann gleichzeitig gestorben.
Die Seminarleitung zeigt das ❇✐☞✌ ✍Gaskammer“.
→ Kurze Diskussion
Aber damit war noch nicht Schluss. Die „Nazis“ haben dann
noch versucht, mit den Überresten der Getöteten Geld zu verdienen.
Sie haben zum Beispiel aus den Haaren Teppiche gemacht oder
die Goldzähne verkauft …
Die Seminarleitung zeigt das ❇✐☞✌ ✍●✢☞✌✣✚✒✕✗.
→ Kurze Diskussion
Und weil das passiert ist und weil das so schlimm war, deshalb
sitzen wir heute zusammen. Aber die „Nazis“, das waren nicht nur
ein paar wenige Menschen, sondern sehr viele Menschen, die zur
„Mehrheit“ gehört haben. All das wäre nicht möglich gewesen,
wenn nicht ganz viele mitgemacht hätten.
Wir wissen heute:
In der „Nazi-Zeit“ hat das schlimmste Verbrechen von Menschen
an anderen Menschen stattgefunden, das es in der Geschichte der
Menschheit je gegeben hat.
Nicht nur wegen der Anzahl der getöteten Menschen, sondern auch
wegen der Art und Weise, wie die „Nazi-Deutschen“ mitgemacht
haben.
Frage: Was bedeutet das denn nun heute für uns?
→ Stichworte einwerfen: Gefühle? Erinnerung? Opfer?
Deutschland in der Welt? …
Wie geht es Ihnen jetzt? Möchte jemand etwas dazu sagen?
→ Kurze Diskussion
Ziele
Die TN setzen sich mit den
Menschheitsverbrechen in der
„NaziZeit“ auseinander
→ Förderung der Empathie
MethoDe
PowerPoint
Zeit
25 Minuten
MethoDische eMpfehlungen
Die Verbrechen der „NaziZeit“
schockieren die Menschheit bis
heute. Es ist davon auszugehen,
dass diese Einheit die TN emo
tional aufwühlt. Hier sollte die
Seminarleitung mit Feingefühl
moderieren. Je nach Gefühl der
Seminarleitung können Power
PointTeile ausgelassen werden
oder Inhalte vertieft diskutiert
werden.
Die Menschheitsverbrechenin der „Nazi-Zeit“
Abgemagerte Person
E✤✥✦✧★✩✪✫✬✭
Goldzahn
Gaskammer
Arbeitslager
38 39
Durchführung
Schauen wir uns nochmal den Zeitstrahl an:
Wann wurde der Zweite Weltkrieg beendet?
→ 1945
Die USA, Russland, England und Frankreich haben „Hitler-
Deutschland“ und alle schrecklichen Grausamkeiten beendet
und die „Nazis“ besiegt.
Man hat die wichtigsten „Nazis“, die noch am Leben waren,
vor Gericht gestellt. Denn: Man wollte zeigen, dass die Politik der
Grausamkeit und Ungerechtigkeit in „Nazi-Deutschland“ nun
zu Ende war und alle, die an den schlimmen Verbrechen beteiligt
waren, sollten vor Gericht gestellt werden.
Das heißt, es gab Prozesse gegen sie.
Diese Prozesse waren in Nürnberg.
Insgesamt gab es 12 Prozesse in Nürnberg, besonders wichtig
war der erste gegen die „Hauptkriegsverbrecher“.
Die Leitung stellt die K❛✮✯✰ ✱✲✳✮✴✵✰✮✶✰✮ ✷✮✸z✰✹✹✰✺
auf den Z✰✻✯✹✯✮❛✼✽.
→ 1945–1949
Die Prozesse gegen die „Nazis“ haben aber nie aufgehört.
Bis heute werden Menschen wegen ihrer Verbrechen während
der „Nazi-Zeit“ verurteilt. Warum?
Weil es so grausam war, dass es nicht ohne Strafe bleiben
darf. Den Opfern muss gezeigt werden, dass wir heute hinter
ihnen stehen. Wir zeigen damit, dass wir heute anders denken.
Dass die Gesetze heute anders sind.
Durchführung
Die TN werden gebeten, sich in Kleingruppen zusammenzufinden.
Jede Kleingruppe erhält ein Plakat und Stifte.
Die Aufgabe ist nun, dass jede Kleingruppe bespricht, welche
Regeln ihnen für ein friedliches Zusammenleben wichtig sind.
Dies können Dinge sein wie „Ehrlichkeit“, „Pünktlichkeit“, etc.
Die individuellen Punkte sammelt nun jede Gruppe auf ihrem
Plakat. Dieses darf gerne künstlerisch gestaltet werden.
→ Die Regeln dürfen auch gemalt werden.
Anschließend stellen sich die Kleingruppen ihre Plakate
gegenseitig vor.
→ Kurze Diskussion über Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
Durch persönliche Beispiele wird den TN verdeutlicht, dass es
Regeln gibt, die ein friedliches Zusammenleben ermöglichen.
Anschließend erfolgt der Transfer von der persönlichen
auf die Staatsebene.
Gerade nach der „Nazi-Zeit“ war es den Ländern der Welt
wichtig, friedlich leben zu können.
Alle Länder der Welt waren sich nicht nur einig, dass die
„Nazis“ bestraft werden mussten, sondern sie haben auch
gesagt, dass so etwas wie zur „Nazi-Zeit“ nie mehr passieren
darf. Deshalb haben sich wichtige Menschen von überall aus
der Welt zusammengesetzt und sich überlegt, welche gemein-
samen Rechte es geben muss, damit alle Menschen in Frieden
und Sicherheit miteinander leben können.
Ziele
Die TN wissen, was und wann
die Nürnberger Prozesse waren.
MethoDe
Diskussion
Zeit
10 Minuten
Material
❙✯✰✽✽❧❛✮✯✰ ✱✲✳✮✴✵✰✮✶✰✮ ✷✮✸z✰✹✹✰✺
Ziele
Die TN erkennen, dass es
große Unterschiede in der
heutigen Gesetzgebung gibt
zur „NaziGesetzgebung“.
Die TN wissen, dass das
Grundgesetz in Deutschland
heute alle Menschen gleicher
maßen beschützt.
Sie TN lernen die „Allgemeine
Erklärung der Menschenrechte“
kennen.
MethoDe
Kreative Plakatgestaltung
Zeit
30 Minuten
Material
– Ausgaben Grundgesetz
– in Leichter Sprache
➊ ✾✼✰✿✰✴❧❛✮✯✰✴
➊ ❙✯✰✽✽❧❛✮✯✰ ✱▼✰✴✹❀✼✰✴✮✰❀✼✯✰✺
➊ ❙✯✰✽✽❧❛✮✯✰ ✱G✮❁✴❂✶✰✹✰✯❃✺
– Plakate und Stifte
– mehrere Kopien von Artikel 1
– und 2 des Grundgesetzes
– (in Leichter Sprache)
Die „Nürnberger Prozesse“ Unsere Rechte heute – die Menschenrechte und das Grundgesetz
Nürnberger Prozesse
40 41
Weiß jemand von Ihnen, welche Rechte ich meine?
→ Menschenrechte
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte gab es
bereits drei Jahre nach Kriegsende (1948).
Die Seminarleitung stellt die ❑❄❅t❈ ❉❊❈❋❍■❏❈❋❅❈■❏▲❈◆
auf den Zeitstrahl.
Und kennen Sie das wichtigste Gesetz hier in Deutschland?
→ Ideensammlung
Das Grundgesetz ist in Deutschland das wichtigste Gesetz von allen.
→ Die Leitung hält eine Ausgabe des GG für alle sichtbar hoch.
Wann, denken Sie, wurde das Grundgesetz geschrieben?
→ 1949
Die Leitung stellt die K❄❅t❈ ❉G❅❖❋P◗❈❍❈▲❘◆ auf den Zeitstrahl.
Warum denken Sie, dass das Grundgesetz
zu diesem Zeitpunkt geschrieben wurde?
Das war nach der Entstehung der
„Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“.
Vieles aus der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“
wurde auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
übernommen. Man fand es so wichtig, weil man unter keinen
Umständen mehr Zustände wie in der „Nazi-Zeit“ haben wollte.
Das ist gut, denn die Menschenrechte sind die Rechte, die die
Menschen beschützen. Jedes Land sollte die Menschenrechte in
ihre eigenen Gesetze schreiben. Und wenn sich dann auch daran
gehalten wird, dann haben wir zum Beispiel Gleichberechtigung
von Mann und Frau auf der ganzen Welt.
→ An dieser Stelle können noch weitere Beispiele genannt werden.
Und das Grundgesetz ist so wichtig, dass sich alle anderen Gesetze
in Deutschland an die Grundregeln halten müssen.
In anderen Ländern gibt es auch so ein oberstes Gesetz.
In anderen Ländern heißt das dann oft Verfassung. Das Wort
Grundgesetz kann man auch mit GG abkürzen, dann muss man
nicht so ein langes Wort schreiben.
Wenn Sie jetzt im Grundgesetz blättern, fällt Ihnen vielleicht auf,
dass im Grundgesetz gar keine Gesetzeszeichen stehen. Das Grund-
gesetz ist ein besonderes Gesetz. Deswegen heißen die einzelnen
Abschnitte im Grundgesetz Artikel. Man kürzt das auch mit Art. ab.
→ Die Leitung legt das ❚❄❯❱❋❄▲ ❉❲❅t.“ neben das ❚❄❯❱❋❄▲ ❉❳◆ auf
den Boden.
Alle Abschnitte (Artikel) im Grundgesetz sind wichtig.
Manche der Artikel sind aber ganz besonders wichtig.
Deshalb stehen sie ganz am Anfang. Ich würde diese gerne
mit Ihnen zusammen anschauen. Haben Sie Lust?
→ Die Leitung teilt Kopien von Artikel 1 und 2 des
Grundgesetzes in Leichter Sprache aus.
Möchte jemand von Ihnen gerne den ersten und
zweiten Artikel vorlesen?
→ Die Artikel 1 und 2 werden gemeinsam gelesen.
Jetzt kennen wir die ersten zwei Artikel schon.
Aber was wollen die eigentlich? Und warum sind sie so wichtig?
→ Gemeinsames Überlegen
Alle Menschen sind wertvoll. Jeder soll so sein wie er ist und
gut leben können. Niemand darf jemanden anderen verletzen.
Was denken Sie über die ersten zwei Artikel?
→ Kurze Diskussion
Denken Sie, so etwas wie bei den „Nazis“ könnte heute
nochmal passieren?
→ Gemeinsames Überlegen
Heute kann uns so etwas nicht mehr passieren. Weil wir das
Grundgesetz haben. Das Grundgesetz beschützt alle Menschen.
Egal wie sie aussehen, egal was für eine Religion sie haben. Egal
ob braune oder rote Haare, egal ob Menschen eine Behinderung
haben oder nicht, egal ob alt oder jung. Das heißt, wenn wir jetzt
da raus gehen, kann uns natürlich noch etwas Unfaires passieren,
aber derjenige, der uns das antut, wird heute bestraft. Die Polizei
hilft heute allen Menschen.
Es darf nie wieder ein Gesetz geben, das bestimmt,
dass jemand weniger wert ist.
Heute gibt es gute Gesetze. Die sind für alle gleich.
Heute kommen „Nazis“ ins Gefängnis.
Artikel
Art.
Para❨❩❬❭❪
§
Mensche❫❴❵chte
❜rundg❝❞etz
42 43
Verabschiedung
Durchführung
Wir sind jetzt am Ende unserer
gemeinsamen Zeit angekommen.
Wie geht es Ihnen?
Sind noch Fragen offen geblieben?
Kurze Zusammenfassung der Inhalte!
→ Wir haben viel gelernt!
So, und wenn Sie jetzt nach Hause gehen,
was werden Sie Zuhause erzählen?
→ Feedbackrunde
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Bis zum nächsten Mal.
Literatur
www.un.org/Depts/german/uebereinkommen/ar1106dgbl.pdf
(20.10.2016)
Burmann, Christine/Katheder, Doris (2012):
Inklusion – ein Thema für die Menschenrechte
und die politische Bildung. In: Böhm/Katheder:
Grundkurs Menschenrechte. Bd. 1, Würzburg.
Burmann, Christine/Katheder, Doris (2013):
Inklusion und Partizipation. In: Böhm/Katheder:
Grundkurs Menschenrechte. Bd. 2, Würzburg.
George, Uta (2008):
Kollektive Erinnerung bei Menschen
mit geistiger Behinderung. Bad Heilbrunn.
George, U./Winter, B. (2005):
Wir erobern uns unsere Geschichte.
In: Zeitschrift für Heilpädagogik. H. 2/2005:55–62.
Musenberg, O./Pech, D. (2011):
Geschichte thematisieren – historisch lernen.
In: Ratz, Chr. (Hg.): Unterricht im Förderbereich
geistige Entwicklung. Fachorientierung und Inklusion als
didaktische Herausforderungen. Oberhausen, S. 217–240.
Priebe, W. (2006):
Unterrichtsthema Holocaust in der Förderschule?
Bad Heilbrunn.
Reuter, U. (2011a & b):
Schüler mit Lernschwierigkeiten begegnen dem
Nationalsozialismus. Handreichungen zur Gestaltung
von Gedenkstättenbesuchen in den Gedenkstätten Dachau
und Flossenbürg. Unveröffentlicht.
Ziele
Die TN haben die Möglichkeit,
ein Feedback zu äußern.
Die TN werden aus dem Seminar
verabschiedet.
Zeit
10 Minuten
BeZugsquelle
Das Handbuch „Der Nationalsozialismus.
Gemeinsam lernen. In leicht verständlicher Sprache“
ist gegen eine Schutzgebühr erhältlich bei:
Akademie CPH
Königstraße 64
90402 Nürnberg
www.cphnuernberg.de
Die Materialien sind als kostenloser Download
verfügbar auf der Webseite des CPH.
iMpressuM
Dr. Doris Katheder
Petra Schachner
Akademie CPH
Königstraße 64
90402 Nürnberg
www.cphnuernberg.de
katheder@cphnuernberg.de