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E. Rup p: HycirLtrgyrmii thyniolo-aceticnmi. 191

3. Die Blaufarbung t1.w Morphiiis niit dem. A1 a r y u i s'schen Reagens ist quantitativ verwertbar innerhalb der Konzentratioii 1 : 1400-1 : 14000. Eiii rein qualitativer Nachweis gelingt noch bei einer Konzentration 1 : 25 000.

4. Bei der praktischen Ausfiihrung dieser Methoden wird die Arbeitsweise durch Anweiidung des Kolorimeters erheblich ver- cinfacht (Kolorimeter von W o 1 f f) .

5. Es wurden zwei dein Gronhandel entnoiiilnene Proben von reifen Mohnkopfen $owie die Mohnsanieii auf das Vorhanden- sein von Morphin untersucht. In deni einen Fall wurden 0,017%, in dem anderen 0,068% Morphin gefunden. I n beiden Fallen erwiesen sich die Sainen als morphinfrei.

W u r z b u r g, iin Dezeinber 1916

Aus dem pharmazeutisch-chemischen Universitlltsinstitut KBnigsberg.

Die Konstitution von Hydrargyrum thymolo-aceticum.

Von E. R u p p .

(Eingegengen den lG. 111. 1917.)

Dein seit langerer Zeit bekannten und arzneilich verwendeteii Thyiiiol-Quecksilberacetat wird herkomnilicherweise die Formel

/CH, CH,COO\ /Hg c' H -0. H g . C'OOCH, + ' ,\C,H, C'H,COO

zugeschrieben. Es ware hiernach eiiie aquimolare Doppelverbinduiig von Mercuriacetat und Thyiiiol, dessen Phenolhydroxyl durch die einwertige Mercuriacet-Gruppe CH,COO. Hg- substituiert ist.

Diese Formulierung mu13 unzutreffend sein. DaD der Mercuri- acetatrest geniigend basiach wiire, urn ein Phenolat zu bilden, ist wenig wahrscheinlich. Ganz ausgeschlossen ist, daD ein Mercuri- acetatmolekiil in der Verbindung steckt. Sie enthielte in dieseni Falle ionisiertes Quecksilber und niiiI3te mit Lauge eine Queck-

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silberovydfallung geben. Es erfolgt jedoch Losung. Das u-eist darauf hin, da13 das Quecksilber in keriistaiidiger Biiiduiig vorliegt.

So ergabe sich die Iioiistitutionsforincl

iiach der das Priiparat identisch ist init den1 Th~~iioldiqiiecksilber- diacetat D i ni r o t h'sl).

Die beiden Forinulieruiigeii differieren uiii eine Acetatgruppe. Der einen entspricht eiii Queclrsilbergehalt von 55,%, der anderen ein solcher von 60%.

Der eingehende I'erfolg der Darstellungsweiseii des Arznei- prsparates ergab, daB der Quecksilbcrgehalt der Rohprodukte unter Uinstanden wohl uin 55% betragt. Er ist dann aber schwaiikend, sfeigt bei kleiiieren Modifjkatioiieii in der Bcreitungsweise bis zii

60% an und betriigt im uinkrystallisierten Produkt koiistaxit 60%. Bei vorsichtiger Behandlung des PrHparates init Salpeter-

siiure lassen sich die Qnecksilberkoiiiplexe d urch Nitrogruppen ersetzeii. Der resultierencle Nitrokiirper ist ideiitisch init 2,6-Dinitro- thymol. D a s T h y i n o l q n e c k s i l b e r a c e t a t i s t a l s o a n z 11 s p r e c h e n a 1 s 2,6 - D i in e r c u r i a c e t o - T h y in o 1

CH,COO . Hgf\Hg. COOCH, NO,(\lNO, CH3 CH,

w

,,'OH . '1 ,'OR C,H, C,H,

In \-ollkoniinener und lricht deutbnrer Uebereinstimniung init rlieser Forniiilierung stehen die Unisetzungsprodukte des Praparates.

Dem Schrifttum entsprechend sol1 das Thyinolquecksilberacetat aus \-erdiinnter Lauge uinkrystallisierbar sein. Dies let unzutreffend. Das Umlosungsprodukt ist nati iumhaltig uiid entspricht dein Di- mercurih~~droxy-ThymoInntridiii

CH, OH. Hg'7 Hg . OH

Sattigt iiiaii die wasserige Losung dieses Natriuniphenolats niit Kohlensaure, so fallt anhydrisiertes Diinercurihydroxythymol

I) Berl. Ber. 35, 2865.

E!. R up p : Hydrargyr mi t hyniiolo-aceticLi~~.

OH. Hg/\Hg

193

CH,

1 10 I \/

C,H, aus. Sauert man sie mit Salzeaure an, LO fallt krystallines, schwer losliches Thymol-Diquecksilberchlorid aus

C1. Hg/‘,Hg. C1 CH,

I

I n gleicher Weise sind die analog konstituierten Salze anclerer Sauren erhaltlich.

Von der Behandlung des Thymolquecksilberaoetah niit Jod war ein Ersatz der Quecksilberatome durch Jod und demgemaB die Bildung von 2,&Dijodthymol zu erwarten, das bis dahin unbe- kannt ist. Auch in vorliegendem Falle wurd.e nicht dieses, sondern ein dem Aristol ahnliches Produkt erhalten. Hieriiber und uber die Konstitution des bistols, dessen Formulierung als Dithymol- dijodid rnit phenolatstiindigem Jod wenig iiberzeugend ist, soll spiiter ,berichtet werden.

Experimentelles. Zur Damtellung des Thymolqueeksilberacetates.

Nach den herkommlichen Darstellungsweisen soll Thymol oder Thymolnatrium mit der doppeltmolaren Queckbilberacetat- menge in essigsaurer oder alkoholischer Losung in Reaktion ver- *tzt werden.

Unrationell ist die Verwendung von Thyniolnatrium bzw. alkalischer Thymolltisung, da nach Zugabe des Mercuriacetats unter allen Umstiinden wieder gesluert, werden muB, wofern nicht ganz unbrauchbare und miofarbene Produkte resultieren sollen.

Aus essigsaurer oder alkoholischer Losung werden gute und krystalline Praparate in nahezu quantitativer Ausbeute erhalten, wenn man fiir hinlangliche Erhitzung der Reaktionsgemische Sorge triigt. Bei uiigeniigender Beachtung dieses Punktes erhalt man unterwertige F’raparate ~ und geringe dusbeuten. Das Thymol- quecksilberacetat ist kein einfacher Fallungskorper , wie es nach den urspriinglichen Bereitungsvorschriften scheinen mochte, sondern das Produkt einer Zeitreaktion.

Mol.) wurden mit 125 ccm verdiinnter EssigsLure (spez. Gew. 1,06) lose

42,4 g Quecksilberact?tat (2/15 Mol.) und 10 g Thymol

Arah. d. Pbarrn. OOLV. Bdn. 3. Heft. 13

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verschlossen im Wamerbad erhitzt . Die zunkhst klare Losung begann nach. etwa halbstundiger Erwarmung sich zu triiben und krystalline Krusten abzusetzen. Zu deren Verteilung wurde haufig umgeschwenkt. Nach zweistundiger Erhitzung wurde erkalten gelassen, abgenutzcht und niit etwas Wasser nachgemschen. Aus- beute 40,5 g = 91%.

0,3996 g lieferten 0,2754 g BgS = 59,41% Hg. Berechnet : 6O,O6 yo.

Aus alkoholiwher Losung wurden bei gleichen Substanz- mengen 88% Ausbeute mit einem Quecksilbergehalt von 59,55y0 erhalten.

0,3 g aus Eisessig urnlu.ystAllisierter Substanz lieferten 0,2086 g HgS = 59,9% Hg.

Dimercurihydroxy -Thymolnatrium :

10 g Thymolquecksilberacetat wurden mit 50 ccm 10y.iger Natronlauge auf dem Wasserbad angewarmt und bis zur annahernd voll,tlndigen Losung mit heinem Wasser versetzt. Von geringen Mengen ausgeschiedenen Quecksilbers I wurde abfiltriert und zur Kryst allication abgekuhlt.

Seidig weiche Schuppen, welche drei Molekiile Krystallwasser enthalten.

0,399 g lieferten 0,2810 g HgS = 60,83% Hg. 1,162 g lieferten verascht und abgeraucht 0,119 g Na,B04 =,

1,5764 g verloren bei 10Qo = 0,1324 g 8,4% H20. 3,31% Na.

Berechnet : Hg 60,79 Na 3,5 H,O 8,21

Gef unden : 6Q,83Y0

3,31y0 &40%

Dimerciirihydro xy-'l'h;vmol:

5 g Thymolquecksilberacetat wrurden mit 25 ccm lO%iger Natronlauge angeschtittelt und durch Zugabe von 150 ccm warmem

E. Rupp: Hydrurgyrum tliymolo-aoetieurn. 196

Wasser gelost. In d a u Filtrat wurde mehrere Stunden lang Kohlen- dioxyd eingeleitet und der anfanglich weiBe, allmiihlich gelblich werdende amorphe Niederschlag abgenutscht. Ausbeute quantitativ.

0,3794 g lieferten 0,31. g HgS = 7 0 3 % Hg. Berechnet auf C,H. CH,. C,H,. (HgOH)2. OH = 08,7 % Hg. Berechnet anf C,H.CH3.C3H,.HgOH.Hg0 = 70,9% Hg.

EY liegt also ein Mono-Anhydroprodukt vor, woraus folgt, daB eine Mercurihydroxygruppe in Nachharstellung zum Phenol- hydroxyl steht.

Dimercurichlorid-Thylnol :

10 g Thymolquecksilberacetat wurden in diinner Natronlauge warm gelost und das Filtrat mit 100 ccm gesattigter Kochsalzlosnng und soviel Essigsllure versetzt, darJ das Reaktionsgemisch schwaoh sauer blieb. Der farblose, krystalline, in Wasser schwer losliche Niederschlag wurde gewaschen und getrocknet. Airsbeute nahezu quant.itativ.

0,4044 g lieferten 0,308 g HgS = 64,5!3% Hg. Berechnet fur C&. CH,. C3H,. OH(HgCI)? = B4,02% Hg.

Die Verbindung hat eine sehr starke Bildungstendenz und ist daher auch direkt &us dem Acetat durch ZuRammenbringen rnit Kochsalzlosung darstellbar.

0,438 g Substanz lieforten 0,3298 g Hg8 = 64.9% Hg.

Dimercurij odid-'i'hymol:

6,66 g Thymolquecksilberacetat Mol.) wurden mit einer Liisung von 3,7 g Jodkalium (a*2/loo Mol.) in 50 ccm essigsaurem Wasser feinst, angerieben, unter haufigem Umriihren eine Stunde lang stehen gelasben, hierauf wurde gewaschen und getrocknet.

Am Lichte grau werdend.

Gelblicher, in Wasser unloslicher Niederschlag.

0,3 g Substanz lieferten 0,1747 g HgS. Berechnet fur C,&120Hg,J2: Gefunden:

Hg 49,s 50,2% 135

'19rr E. Rupp: Hgdrnrgyrum thymolo-aceticum.

Dimercnrinitrat-'I hymol:

10 g Thymolquecksilberacetat wurden in 100 ccm 5yoiger reiner Natronlauge warm gelost, filtriert und unter Umschwenken in 150 ccm verdunnte Salpetersiiure (5yoig) eingegossen.

Fsrbloser, krys$alliner Xiederschlag. In Wnsser schwer loslich. Ausbeiite 86%.

0,3 g SiibXttiiiz licf'c.rten 0,207(; g HgS -= 5 9 . 6 O / o Hg. Htwchnc t : .59,5o,b Hg.

Ytolliingeernii ttelung der Hg-Atomo. Mol.) und 2,2 g Salpeter

(a/loo Mol. + 10%) wwden niit 50 ccin Eiseesig angerieben und bei Kiihlung und fortwhhrendem Ruhren tropfenweise niit B,6 ccm SchwefelsLure versetzt. Nachdeni diese vollstandig eingetragen, wurde bei gewohnlicher Temperatur zwei Stunden lang stehen gelassen und die klare rotbraune Losung in 150 ccm Wasser ab- gegossen. Kleine Mengeii rtbgeschiedeiien Hnrzes wurden alsbttld abfiltriert iind die T,Osung bei Winterkilte mu Krystallisation gestellt.

Die aiisgeschiedenen fcinen gelbroten Krystallnadeln wurdefl irn Vakuuinexsikkator auf Ton getrocknet.

0,181 g lieferten 16,9 ccm K (7'. Iso, B. 788 mm).

6,B g Thyiiiolqurcksilbern~t~trtt

P. P. 55-56O.

Berechnet fiir C,,H120(N02)2: (kfunden: K 11,7 11,21y0

Das crhaltene Xitroprodukt ist soinit identisch mit 2,6-Di- nitrothymoll) vom Schmelzpunkt 55O. Es neigt sehr zur Verharzung, die AuRbenten betrngen dnher nicht iiber 30-40% deer Herechnnng.

Znr Queckdberbestimmiing. Die quantitative Erniittelung orgrtnisch gebuiideiien Queck-

Rilbers bietet zuweileir Schwierigkeiten. Es mogen daher rtuf Grund unserer jiingeren Erfahrungen einige Erganzungen zu fruheren Mitteilungen angefugt werden.

Zur Zerstorung der organischen Svbstanz fur die Rhodan- Quecksilbertitration wrtr im Verein init Y. N 0 1 12) und K. K r o p rt t

B e i 1 s t e i n 1896, II., 773. ") Dieses Archiv 243, 1.

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eine Mineralisierung mit Schwefelsiiure-Kaliumsulfat sowie eine NaD- verbrennung mit Permanganat-Schwefelsiiure brschrieben worden. Betreffs der letzteren empfiehlt sich eine Erhohung der Permanganat- menge von 1 g auf 1,5 g fur 0,3 g Substanz. Iiii iibrigen bleibt die Vorschrift (,,Apotheker-Zeitung" 1912, No. 41) unverandert.

Die Mineralisierung init Schwefelsaure-Kaliumsulfat f*t bei lllanchen Substanzen zu stark schiiumender Kohleabscheidung. Solches wird vermieden, wenn man die Substanz (0,3 g) init 5 ccm Schwefelsaure und 1 g Salpeter mineralisiert. Die Erhitzung wird zweckmafligerweise bin einem schief stehenden Reagenzglas am Steigrohr vorgenomnien. Nachdeni bis zur Farblosigkeit gekocht wurde (10-30 Minuten), liiiBt man erkalten und gieBt, Steigrohr wie Kork nachspiilend, in einen Titrierbecher um. Hierauf versetzt man bis zu bestehenbleibender Rosafarbung mit Permanganat- lkung, nimmt durch ein Tropfchen Wasserstoffsuperoxydlosung die Rotung wieder weg und titriert nach Zugabe von Eisenalaun init l/,,-N.-Ithodanliis~Ing, 1 ccm = 0,01003 g Hg; Abwesenheit jeglichen Halogengehalbs in Substanz und Reagentien unerlii131ich1).

Die Mineralisierung mit Nitrat-Schwefelsaure ist auch wohl geeignet zw gewichtsanalytischen Bestimmung des Quecksilbers a b Bulfid, Die, wie angegeben, vorbehandelte und stark verdiinnte Sulfatlosung wird rnit etwa 1 g Kochsalz2) versetzt, mit Natron- huge bis zu beginnender Quecksilberoxydtriibung alkalisiert und mit SaizsAure wieder gesauert. Man gelangt so oftmals rascher zum Ziel, als wenn man das Quecksilber durch direktes Erwiirmen der Substanz mit Salzskure ionisiert. ___-

I) Eine iilinliche Modifikation unsereb Verftthrem wurde jiingst Referat ,,Apotheker-Zeitung" 1917,

2, Zur Urnwandlung von Hg. in'HgC1,; cfr. R u p p, ,;Chemiker-

von W a Y t e n s o n initgeteilt. No. 20.

Zeitung" 1908. No. 89.


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