8 l TASPO GaLaBauReport AUSBILDUNG 19. Februar 2016 l Nr. 7
Die Kunst, ein tolles Team zu formen- Dataflor Unternehmertag 2016Fachkräfte finden, motivieren und halten. Von Matthias Hinkelammert
Bildeten ein gutes Team - die Referenten des diesjährigen Unternehmertages, zu dem das Unternehmen Dataflor eingeladen hatte. Foto: Dataflor
eues wagte das Unterneh-men Dataflor in diesem
Jahr mit seinem Unter-
nehmertag - der hatte bislangtraditionell immer in Karlsruhe
stattgefunden. Dieses Jahr mach-te die Softwareschmiede vom
20. bis 21. Januar den Sprungnach Gelsenkirchen in die Vel-tins-Arena auf Schalke.
Dort, wo in der Bundesliga-Spielzeit ein blau-weißes Meer vonFans die Arena zum Kochen
bringt, ging es während des Unter-nehmertages zwar ein wenig ruh!"ger zu - aber auch hier waren dieBesucher mit "dem Spielverlaufäußerst zufrieden. Eingeladen hat-te das Softwarehaus zum Thema"Fachkräfte: finden, motivieren
und halten. Wie das gelingenkann, dazu nahmen eine ganzeReihe von Referenten SteUung, die,um Bild zu bleiben, alle aus der
l. Liga stammen.
Als Magnet wirkenOb als Einzelkämpfer oder imRahmen einer Gruppe - wer sichim GaLaBau emen Namen ge-macht hat und über viele Jahre er-
folgreich im Markt agiert, der hatoffensichtlich etwas richtig ge-macht. So etwa Helmut Haas
(Haas, Roggenzell), Gründer derGalanet-Gruppe, einem Verbundaus Garten- und Landschaftsbau-
ern im deutschsprachigen Raum.Nach Haas finden die richtigenKunden und Mitarbeiter dann den
Weg m das Unternehmen, wenndie Marken-Werte konsequententwickelt werden. Es sind im
Kern ganz klare Fragen, an denenChef und Mitarbeiter arbeitenmüssen: Wofür steht unser Unter-nehmen, welche Werte sind also
wichtig, und wohin wollen wir unsentwickeln.
Was so einfach klingt, ist in derRealität allerdings ein langer undintensiver Prozess. Bei Haas hilft
dabei ein umfangreiches "Praxis-Handbuch Erfolg . Das ist eine Hil-fe für die Mitglieder der Galanet-Gruppe, die dem einzelnen Unter-nehmer ein Orientierungssystembei der Unternehmensentwick-
hing anbietet Und das zeigt, dassdie Entwicklung und das Fuhreneines Unternehmens auch ohne
die Alltagsarbeit leicht mehr alsein Vollzeitjob ist. Denn damit einUnternehmen mit seinen Werten
glaubhaft ist, müssen diese sichauf aUen Ebenen und in allen Pro-
zessen widerspiegeln.
sich bis hin zu Aufgabenlisten et-wa für die Bereichsleiter. Klare
Strukturen, das Übertragen vonVerantwortung und die Rückmel-düng über die Qualität der Arbeit,all das sieht Haas als wesentlicheSchlüssel der Unternehmensent-
wicüung. Dazu gehört auch, Er-folge gemeinsam zu feiern - aberauch) bei Misserfolgen Rückmel-düng zu geben, nach Hufen zu su-chen und Konsequenzen zu zie-hen. Kunden wie Mitarbeiter, da-
von ist Haas überzeugt, brauchenOrientierung und Sicherheit.
Azubis erfolgreich machenWährend Helmut Haas seinenFokus also auf die Unterneh-
mensentwicklung und die daraus
"Die wichtigste Aufgabe der Unternehmensführungist es, dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter ihr
Lächeln nicht verlieren."
Helmut Haas
Bei Haas gelingt dies auch da-durch, dass die Mitarbeiter inten-siv an der Unternehmensent-
wicklung beteiligt werden, etwadurch gemeinsame Hüttenauf-enthalte und Workshops oderauch über ein gezieltes Mitarbei-terentwicklungsprogramm.
Wenn der Mitarbeiter die wich-
tigste Ressource für ein Unterneh-men ist - und in dieser Einschät-
zung waren sich die Referentenwohl einig - dann gut es, in dieseRessource auch entsprechend Zeitzu investieren. Das fängt bei Haasschon in der Probezeit seiner Mit-arbeiter an, in der es Feedbackbö-
gen und -gespräche gibt, und zieht
resultierende Anziehungskraftauf neue Mitarbeiter legte, be-schäftigte sich GeschäftsführerReimund Klute (Klute Garten-und Landschaftsbau, Sündern)
konkret mit der Frage, wie sichAuszubildende für das Unterneh-
men gewinnen lassen und wieman sie erfolgreich begleitet. Wieauch bei Haas ist dabei allerdingsdie Position des Unternehmens
im Markt eine wichtige Voraus-setzung, um bei möglichen Azu-bis Interesse zu wecken.
Der Betrieb ist Mitglied beiden Gärtnern von Eden, was beider Azubisuche natürlich helfe.Auch dieses Unternehmen hat in
der Vergangenheit offensichtlichvieles richtig gemacht: Insgesamtbildete der Betrieb seit 1980125 Azubis aus, wovon 36 noch
heute im Betrieb beschäftigt sind.Eindrucksvoll ist auch die Ab-
schlussquote: Nur drei der Azu-bis beendeten die Ausbildungnicht, nur fünf fielen in der Prü-
fung durch - und auch die warenbeim zweiten Anlauf erfolgreich.Und mit inzwischen drei Azubis
schaffte der Betrieb den Weg biszum GaLaBau-Cup in Nürnberg- auch das ein Beleg für die Qua-lität der Ausbildung.
Bei der Suche nach Auszubil-denden helfen dem Unterneh-men zum einen interessante ab-
geschlossene Projekte. FürMundpropaganda sorgt aber ge-nauso auch das gute BetriebskU-ma. Letzteres fängt schon damitan, dass die Belegschaft morgensgemeinsam im Betrieb die Arbeitbeginnt. Aber auch eine medien-wirksame Außendarstellung überdie Homepage, inner- und außer-betriebliche Nachwuchsförde-
rang und besondere Angebote,wie etwa die Möglichkeit zumDualen Studium, machen Klutezu einem attraktiven Betrieb.
Etwa die Hälfte aller Azubis ge-winnt das Unternehmen inzwi-sehen über Praktikanten, auch
das Anbieten von Ferienjobs zah-le sich aus. Und ebenfalls wichtigist die Jobbörse. Hier rät Klute,durchaus auch einmal den Bera-ter in den Betrieb einzuladen -
das sorge dafür, dass im Jobcen-ter Klarheit darüber besteht, wel-ehe Arbeiten anfallen und welche
Jugendlichen dafür geeignet seinkönnten.
Nun ist es das eine, Nachwuchszu bekommen, und das andere,
diesen auch richtig zu fördern.Für Klute ist dafür mitentschei-dend, dass die Strukturen im Be-
trieb so gestaltet werden, dass aufder Baustelle auch genügend Zeitfür die Ausbildung bleibt. Undebenso wichtig sei es, dass dieAzubis ganz unterschiedlicheAufgabenfelder, wie Neubau,Pflege oder Service, kennenler-nen - auch um zu klären, wo die
jeweiligen Stärken liegen.Einen großen Fortschritt hat
der Betrieb in den vergangenenzwei Jahren im Bereich der Pflan-zenausbildung gemacht, der vor-her ein wenig das Sorgenkind ge-wesen sei. Seit der Einstellung ei-nes Kollegen, der sich nur mitPflanzen beschäftigt, hat sich dasgrundlegend geändert. Dabeihalf sicherlich die Einführungvon Azubi-Beeten auf dem Be-
triebsgelände, bei denen es auchdarum geht, dass die Azubis ihreBeete den anderen Auszubilden-
den vorstellen und über Erfolgeund Misserfolge berichten.
Aus Fehlern lernen lassenNicht auf eine Gruppe wie Galanetoder einen genossenschaftlichenZusammenschluss wie die Gärtner
von Eden, sondern ganz auf den
eigenen Kopf verlässt sich ImmoHerbst, der in seinem Unterneh-men aktuell 252 Mitarbeiter be-
schäftigt, Tendenz steigend. Fürihn ist entscheidend, dass dieMenschen draußen sehen, wer da
gerade arbeitet, und deshalb findetsich der Firmenschriftzug promi-nent auf allen Fahrzeugen und aufder Kleidung der Mitarbeiter. Eineeigene Firmenzeitschrift, sowohlfür die Mitarbeiter als auch für die
Kunden, erscheint dreimal jähr-lich mit einer Auflage von etwa3.800 Stück.
Bei der Mitarbeiterführungsetzt auch Herbst auf Mitarbei-
tergespräche, die zwar anstre-gend seien - dafür aber auch guteRückmeldungen brächten. Undganz wörtlich zeigt Herbst seinenAzubis, dass man aus Fehlern ler-nen kann - setzt er sie doch auch
zur Mängelbeseitigung auf Bau-stellen ein.
Präsent seinAber welche Auszubildenden wol-
len Betriebe überhaupt für sich ge-winnen? Michael Daldrup, mitseinem Betrieb auch bei den Gärt-
nern von Eden, hat in seinem Be-
trieb die Erfahrung gemacht dassdurchaus auch ein "Störer, der
das Gewohnte ein wenig durchei-nanderbringt, gut tun kann. Da-mit meint er Mitarbeiter, die neu-
gierig und begabt sind, mit ihrerArt aber vielleicht ein wenig exo-tisch wirken. Er findet seine Mit-arbeiter auch dadurch, dass er anFachschulen und Universitäten in
Veranstaltungen präsent ist undauch für Projekt- oder Diplomar-heiten zur Verfügung steht.
Wie Jugendliche tickenBei der Suche nach dem richtigenAuszubildenden mag es hilfreichsein, sich mit den Studien zu be-
schäftigen, die das Sinus-Instituterstellt. Wie Peter Martin Tho-mas von der Sinus-Akademie be-
richtete, beschäftigt sich das Un-ternehmen unter anderem mit
den jugendlichen Lebenswelten.Eine UlS-Sinus-Lebensweltstu-
die zeigt, wie Jugendliche heute"ticken". Im Frühjahr diesen Jah-res soll die neue Studie erschei-nen - Informationen dazu finden
sich auf www. wie-ticken-jugendliche. de. Und die Zielgruppen-Studie "Azubis gewinnen undfördern steht unter www.bw.ihk.
de (Veröffentlichungen/Publika-tionen) zum Download. Wer alsogezielt Nachwuchswerbung be-treiben möchte, kann sich hier
orientieren, welche Gruppen eransprechen möchte.
Der Unternehmertag stieß beiden Teilnehmern auf sehr positi-ve Resonanz - wenn sich auch
manch ein Teilnehmer fragte, wieer all diese Aufgaben in seinemUnternehmen "stemmen soll.Wohl nur so, in dem man sich
aus dem großen Aufgabenku-chen kleine Arbeitsstücke he-
rausschneidet und diese angeht:einfach "Step by step". .