Die Leberdas zentrale Stoffwechselorgan
Johannes Lütke Entrup – Tierarzt für Nutztiere
in Westfalen
Anatomie
Lage der Leber:
innerhalb der von den Rippen gestützten Bauchhöhle dem Zwerchfell anliegend
durch den Pansen nach rechts verschoben, auf der linken Seite vom Pansen begrenzt
rechts Leber für Punktionen etc. zugänglich, z.B. bei Labmagen-OP´s, Endoskopien…
Anatomie
Anatomie
Aussehen
Endgültige Größe/Gewicht erst im 3. Lebensjahr
Gewicht 4 bis 10 kg je nach Rasse und Ernährungszustand
Beim Kalb gelbliche Farbe, beim erwachsenen Rind braun rot
Kalb: relatives Gewicht höher als beim erwachsenen Tier
Gallenblase: faustgroß und birnenförmig
Aussehen
Funktioneller Aufbau
Nährstoffe aus dem Darm gelangen über große Pfortader zur Leber gemeinsam mit sauerstoff-reichem Blut vom Herzen
In den Leberläppchen Umwandlung der verschiedenen Substanzen, gleichzeitig Bildung der Galle und Transport zur Gallenblase
Funktioneller Aufbau
Funktioneller Aufbau
Aufgaben der Leber
• Vollständiger oder teilweiser Abbau der aus dem Darm resorbierten Nährstoffe
• Aufbau von Energieträgern und Eiweißen
Beim Rind werden über 90% der Kohlenhydrate im Pansen durch Bakterien zu Acetat, Propionat und Butyrat abgebaut und in der Leber wieder zu Glucose aufgebaut
Bei hochleistender Kuh Produktion bis zu ca. 4 kg Glucose in der Leber pro Tag
• Entgiftung von Ammoniak, Harnstoffbildung, Bilirubinentgiftung, Medikamentenentgiftung
Bei eingeschränkter Leberfunktion schlechtere Entgiftung, dadurch zum Beispiel verlängerte Wartezeiten
Symptome einer eingeschränkten Leberfunktion
1. Gelbsucht (Ikterus)
Veränderung an Schleimhäuten beim Rind erst sehr spät zu erkennen (ab 35 mmol Billirubin/l Serum), daher viele Lebererkrankungen ohne Gelbsucht
Wenn Auftreten von Gelbsucht, immer Hinweis auf Lebererkrankung
Symptome einer eingeschränkten Leberfunktion
Symptome einer eingeschränkten Leberfunktion
Symptome einer eingeschränkten Leberfunktion
2. Photosensibilitätsbedingte Hautveränderung Veränderungen der weißen Hautbezirke Kann auf Lebererkrankung hindeuten
Symptome einer eingeschränkten Leberfunktion
3. Erhöhte Blutungsbereitschaft Blutfluss aus beiden Nasenlöchern Blutungen in die Schleimhäute an anderen Körperöffnungen
4. Erhöhte Empfindlichkeit der rechten Bauchdecke der Kuh
Diagnostik von Lebererkrankungen
1. Klinische Allgemeinuntersuchung
2. Bestimmung von Serumenzymen wenn Leberzellen geschädigt sind, gehen Leberenzyme
ins Blut über einfach, aber ungenau Anstieg der Enzyme auch rund um die Geburt
Diagnostik von Lebererkrankungen
3. Bestimmung von freien Fettsäuren (engl. NEFA) Anstieg, wenn Fettdepots zur Energiegewinnung
eingeschmolzen werden und die Leber diese nicht verarbeiten kann wenn in Leber starker Zuckeraufbau, steht Akzeptor für Fettmoleküle
nicht mehr zur Verfügung Ablagerung von Fetten in der Leber Fettleber
Anstieg bis 800 µmol/l bis 1.-3.Woche nach Geburt normal Anstieg bis 450 µmol/l vor Geburt normal
Diagnostik von Lebererkrankungen
4. Parasitologische Untersuchungen
5. Leberbiopsie - Gewinnung von Lebergewebe Aufwändig
6. Ultraschall Besonders für die Diagnostik der Gallenblase
7. Leber von Schlachttieren
8. Teststreifen/-tabletten für Milch/Urin
9. Bluttest
Diagnostik von Lebererkrankungen
Krankheiten der Leber
1. Missbildungen von Leber und Gallenblase
2. Missbildungen der Gefäße Ammoniakvergiftung der Kälber
3. Leberabszesse• Besiedlung der Leber mit Eitererregern, bes. Fusobakterium
necorpherum• Bis 6 % der Lebern befallen untauglich• Durch eine Pansenübersäuerung bildet sich viel Milchsäure
Schädigung der Pansenschleimhaut, Fusobakterium kann sich stark vermehren Abwandern der Bakterien ins Blut und Transport zur Leber
• Bei Leberabszessen ist häufig auch Muskulatur der Schlachtkörper keimhaltig BU
• Zur Prophylaxe wiederkäuergerechte Ration, Natrium-bicarbonat• Mastrinder: 10 bis 12 % Rohfaser
Krankheiten der Leber
Krankheiten der Leber
4. parasitär bedingte Lebererkrankungen
Leberegelbefall bei ca. 10 bis 15 % aller Weiderinder, besonders auf nassen Standorten
Egel leben in den Gallengängen, produzieren tägl. Bis zu 10 000 Eier starker Befall der Weideflächen
Zyklus des Egels an Schnecken gebunden
Krankheiten der Leber
Krankheiten der Leber
Krankheiten der Leber
5. Ketose, Lipomobilisationssyndrom Zu Beginn der Laktation, ca. 2 bis 6 Wochen nach der Geburt
auftretend Grundsätzlich bei jeder Erkrankung in Hochlaktation Risiko
einer Ketose In diesem Zeitraum durch einsetzende Laktation und schlechte
Futteraufnahme Lücke im Energiestoffwechsel Klinische Ketosen bei ca. 20 % aller abgekalbten Tiere Besonders gefährdet Tiere mit hohem Leistungspotential Ursache: Zeitpunkt der Hochlaktation fällt nicht mit Zeitraum
höchster Futteraufnahme zusammen Energiedefizit Abschmelzen der Fettreserven zur Energiedeckung aller Körpergewebe „Teufelskreis“ der Ketose
Krankheiten der Leber
Propionat / Butyrat / Acetat Fette aus KörperfettLeber
Pansen Fettdepots
(Oxcalacetat)Traubenzucker
MilchzuckerEuter
Energie für Körpergewebe
Milch
Wenn Oxalacetat weg für Traubenzuckerbildung
Freie Fettsäuren „fließen“ über
Aceton im Blut - Ketose !!!
Krankheiten der Leber
Pansen
Aceton geht in Blut, Harn, Milch, Atemluft und Haut über
Fett kann nicht abgebaut werden und lagert sich in der Leber ab
Fett kann bis zu 30 % der Gesamtmasse der Leber betragen
Folgen für die Kuh
Folgen für die Kuh
Durch Leberverfettung weniger funktionelles Lebergewebe Verschärfung des Problems
Entgiftungsfähigkeit der Leber sinkt Vergiftung des Körpers Labmagenverlagerungen ! Einschränkungen des Immunsystems Euter,
Gebärmutter
Folgen für die Kuh
Fressunlust, Wiederkauen eingeschränkt
Dunkler, geballter Kot
Zentralnervöse Störungen bis hin zur Aggressivität, Nach-vorn-Drängen, Festliegen
„schleichendes Milchfieber“
Süßlicher Geruch des Tieres Azeton in Atemluft
Sehr heller Urin
Symptome
1. Einzeltier: Zucker, Thiamin Natrium-Propionat Propylenglykol Kortison zur Milchreduzierung Behandlung einer anderen Grunderkrankung Vitamin E/Selen zum Schutz der Körperzellen
Therapie
Body Conditioning Scoring : 1 bis 5 Klassen, Soll: 3,5 beim Trockenstellen
Rückenfett-Dickenmessung: 1 mm RFD entspricht ca. 5 kg Fettgewebe Soll: ca. 20 mm beim Trockenstellen
2. Herde: verhaltene Fütterung in TS-Zeit Energiebedarf in TS-Zeit:
Erhaltungsbedarf plus 6 l Milch eigene Mischung für Trockensteher
Kontrolle der Körperkondition am Ende der Laktation und Trockensteherzeit durch
Therapie
Zu fette Tiere:Ab 150. Laktationstag Kraftfutterabzug bis 1,5 kg von
der täglichen KraftfuttermengeAbzug des Kraftfutters in Schritten von 0,15 kg täglich
Zu magere Tiere: Ab Laktationsmitte Kraftfutterzulage
Therapie
Trockensteherzeit selber nicht für Einstellung der Körperkondition geeignet• Keine Zunahmen des Körpergewichts• Erst recht keine Abnahmen des Körpergewichts
Wenn nur eine TS-Ration lieber energieärmere Ration
Optimale Haltungs-/Abkalbebedingungen
der TS-K
Therapie
Korrekte Klauenpflege der TS-Kühe, am besten beim Trockenstellen
Therapie
www.
.de
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !