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E. Miiller u. R.Bennewitz. Potentiometr.Beutimmungvou Gold u. Platin UYW. 11 3

Die potentiometrlsche Bestimmung von Gold und Platin mit Stannochlorid.

Von ERICH MULLER und RUDOLF BENNEWITZ Mit 9 Figuren im Text.

Wahrend fur die Titration von Gold auf potentiometrischem Wege schon mehrere gute Methoden, z. B. mit Titanchlorid l), Chrom- chlorur z, und Ferrosulfat3) bekannt sind, ist dies fur die Be- stimmung des Platins noch nicht der Fall. Zwar haben schon FR. MULLER 4, und W. D. TREADWELL 5, festgestellt, daB die meisten Platinmetalle bei der Titration mit Titanchlorid einen ausgepriigten Sprung in der Potentialtitrationskurve geben; sie machen indessen keine Angaben uber die Genauigkeit, mit der sich die Metalle auf diesem Wege ermitteln lassen, d. h. keine Angaben, ob die Spriinga bei einem bestimmten stochiometcischen Verhaltnis des Reagens zu dem Metal1 erfolgt. FUNKE 6, hat nun speziell die Titration von Platinlosungen mit Titanchlorid eingehender untersucht. Die Resul- tate waren aber mit Fehlern behaftet, deren Ursache er nicht mit Sicherheit feststellen konnte. Wir haben deshalb auf die Versuche von E. MULLER und J. GBRNE ') zuruckgegriffen, welche ergeben, daB mit Stannochlorid sowohl bei Gold- wie bei Platinlosungen ein guter Potentialsprung erhalten wird und dieses qualitative Ergebnis nach der quantitativen Seite vervollkommnet. Als Resultat sei voraeg- genommen , da8 sich diese beiden Metalle noch in BuBerst kleinen Konzentrationen sehr genau rnit Stannochlorid potentiometrisch be- stimmen lassen. Wegen des Wertes des Untersuchungsobjektes waren wir bestrebt, die Analysenmethode so auszubilden, da6 sie

1) E. ZINTL, Z. Elektrochem. 31 (1925), 429; Z. anorg. u. allg. Chem. 147 (1925), 256.

2, ZINTL, RIEN~CKER u. SCHLOFFER, Z. anorg. u. allg. Chem. 168 (1927), 102. 3) ERICE M ~ L L E R u. F. WEISBROD, Z. anorg. u. allg. Chem. 166 (1926), 17;

4, FR. MULLEB, Z. analyt. Chem. 69 (1926), 167. 5) W. D. TREADWELL, Helv. chim. acta 10 (1927), 281. 6, FIJNKE, Dissertation, Dresden 1928. 7, E. M~LLEB u. J. GQRNE, Z. analyt. Chem. 7Y (1928), 394.

Z. anorz, u. all%. Cham. Ild. 179. 8

169 (1927), 394.

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114 K. Miiller nnd It. Heuricwitz.

auf mijglichst kleine Substanzmengen anzuwenden war. Wir be- nutzten zu dem Ende eine Titrationsburette, welche ein Gesamt- volumen von 5 cm3 aufnahm und in l/loo cm3 geteilt war. Wegen der Sauerstoffempfindlichkeit der Stannochloridlosung wurden samt- liche Operationen unter Stickstoff ausgefuhrt. Die Apparatur ist in Fig. 1 achematisch wiedergegeben. 4 ist die Vorratsflasche fur die Stannochloridlosung. Der Stickstoff, der einer Bombe entnommen wird, pasaiert die mit alkalischer Pyrogallollosung gefiillten Wasch- flaschen 2 und kasn j e nach Wunsch in das VorratsgefaB 4 oder in den Titrierbecher 6 gefuhrt werden. Letzterer fa& etwa 100 om3 und ist mit einem mehrfach durchbohrten Gummistopfen verschlossen,

Fig. 1.

durch den das Zuleitungsrohr fur den Stickstoff d, die AusfluSspitze fur die Titerlfisung 8, die Indikatorelektrode, ein 1 cm3 grohes glattes Platinblech f , der Verbindungsheber zur Normalkalomelelektrode g und der Ruhrer c, der durch den Elektromotor 7 betrieben wird, gefuhrt sind. Durch den Stickstoff kann nian die Stannochlorid- losung aus 4 in die Burette 5 drucken.

Die S tannoch lo r id losung war etwa m/50. Sie wurde durch Losen von 4,5 g SnC1,2H20 (KAHLBAUM) in 300 cm3 konz. HC1 und Verdiinnen mit Wasser auf 1 Liter erhalten. Bei dieser starken Sauerung trat eine Hydrolyse nicht ein. Ihr Titer wurde gegen eine etwa m/600 K a l i u m b i ch r o m a t l6 su ng potentiometrisch gestellt. Eiri von der Firma E. de HaCn A.G. bezogenes Bichromat, fur welches eine Hochstgrenze an Verunreinigungen yon 0,06 angegeben war, wurde zweimal umkristallisiert, davon 4,9037 g zu 1 Liter geliist uad auf das IOfache verdunnt. 10 cm3, die jeweils zur Titration

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I'otentiometrischr l<estimmung von Bold und L'latili niit Staunochlorid. 11 5

verwendet wurden, enthielten 4,9037 mg K,Cr,O,; sie wurden mit H,O zu 50 cm3 verdunnt und mit 1 cm3 konz. HC1 versetzt.

Die Messung der Potentialdifferenz der Indikatorelektrode gegen die Normalelektrode geschah in der ublichen Weise nach der PoQffENDoBFFschen Kompensationsmethode mit dem OSTWALD- schen Uekadenrheostaten und dem Capillarelektrometer als Null- instrument.

A. Potentiometrische Bestimmung des Goldes.

I) i e v e r w e n d e t e Go Id c h lor id los u n g war e t w a m/500. 1,0100 g reinstes Gold wurden in moglichst wenig Konigswasser gelBst, die Liisung auf dem Wasserbade zur Sirupdicke eingedampft, dam noch zweimal mit konz. HCl zwecks Vertreibung der stirenden Salpetersaure eingedampft und zu 300 cm3 rnit Wasser gelost. Davon wurden 100 cm3 abpipettiert und auf 1000 om3 mit Wasser verdiinnt.

10 cm3 enthielten 3,367 mg Gold.

Die Reaktion zwischen der Stanno- und Goldlosung kann durch folgende Gleichung ausgedruckt werden:

2Au"' + 3Sn" t 2 Au +- 3Sn"". (1)

Um sicher zu sein, daB siimtliches Gold in der dreiwertigen Form vorliegt, gibt man nach dem Vorschlag von ZINm ein hin- reichend starkes Oxydationsmittel zu. Da bei der Titration mit Stannochlorid im Gegensatz zu der mit Titanchlorid schon bei ge- wohnlicher Temperatur eine prompte Potentialeinstellung erfolgt, titrierten wir bei 18 O C und benutzten als Oxydationsmittel etwas Chlorwasser. Man verwendet davon nur so viel, bis das Potential der Indikatorelektrode auf etwa 1 Volt gestiegen ist, iiachdem man zuvor die Luft durch Stickstoff' vertrieben hat. Danach titriert man mit der Stannochloridlosung und erhalt einen ersten Sprung im Potential nach Beendigung der Reaktion

C1, + Sn" + 2Cl'+ Sn"" (2)

(31

und einen zweiten nach Beendigung der Reaktion

2Au"" + 3 Sn" --f 2Au + 3Sn"'.

Die zwischen beiden Spriirigen verbrauchten cm3 SnCI,-Liisung Der folgende Versuch 1 zeigt entsprechen dern letzten Vorgang.

clen Verlauf einer Titration. Y*

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116

12,o 13,O 14,O 14,5 15,O 15,5

E. Muller und R. Bennewitz.

656 660 660 652 634 618

Vl0 em3 SnCI, a

a B z 0 s i - H aJ

@,O

470 3,O

4,15 4,30 4,50 4,70 4,90

670 770 810 990

10,o 1 l,o

1 2 3 4 5

Ver such 1. 10 cms Goldliisung + 1 cm3 konz. HC1+ 50 cms H,O.

Molaritit: m/2500 HAuCl,.

11,55 11,65 l - Ol1O 1 -1 1 -00,04 1 -073 11,61 11,65 11,69 11,65 + 0104 +0,3 13,87 13,63 +0,24 1 f 2 13.50 13,6R -0,13 1 - 1

Millivolt

1,

1046 998 924 906 878 784 746 726 714 684 666 654 648 644 646

1

- __

2b/dn

~-

> 186 > 470 > 190

ccmho. Sn Ch I a' 2 4 6 8 70 72 14 76 7ti

Fig. 2.

lho cm3 I Millivolt I dblda

b I

In Fig. 2 sind die

Farbe der

Liisung ____

rot

blau

Zahlen von Versuch 1 graphisch ver- wertet worden, als Abszisse die 'Ilo cm3 SnCl,-LGsung, als Ordinate die Potentiale der Indikatorelektrode in Millivolt gegen die Normalelektrode.

Die Resultate von fiinf in dieser Weise ausgefuhrtcn Versuchen finden sich in Ta- belle 1 zusammengestellt.

Tabelle 1. ~~~ ____.

Sprung "I, Au"' + = Differenz 1 lll0 cm3 1 Fehler 2 Au i- 3 Sn"" berechnet

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Potentiometrische Bcstiminung von Gold urtd Platin mit Stannochlorid. 11 7

Der prozentische Fehler erscheint hoch, ist aber verstiindlich, wenn man bedenkt, dab 1 Abweichung einer Menge Gold von 0,034 mg entspricht, indem nur 3,367 mg Gold zur Bestimmung gelangtcn.

Wir lieSen bei den mitgeteilten Versuchen die SnCI,-Losung in der Gegend der Sprunge zutropfen, wobei ein Tropfen etwa 0,02 cm3 betrug, eine fur den Gesamtverbrauch von etwa 1,2 cm3 zu groBe Menge. Um die Zusatze kleiner machen zu konnen, wurde die AusfluBspitze der Titerlosung zu einer haarfeinen Capillare aus- gezogen und in die Untersuchungslosung eintauchen gelassen. AuBerdem wurden statt 10 cni3 Goldlosung deren 20 bzw. 30 titriert, stets unter Zusatz von 1 cm3 konz. HC1 und unter Verdunnen auf 50 cms mit Wasser. Wie die Tabelle 2 zeigt, lassen sich so die Fehler auf ertragliche Werte reduzieren.

Versuch Nr.

Tabelle 2.

Vom 1. bis 2. Sprung 'Ilo om3 verbraucht berechnet

Au"' + Sn" = 2Au I- 3 Sn""

6 7 8 9

10

21,77 21,66 21,58 21,66 21,66 21,66 34,31 34,24 34,35 34,24

Differenz '/I, cmS

+0,11 - 0,os rt 0,oo + 0,07 +0,11

" 0

Fehler

+0,5

* 0,o + 0,2 + 0,3

- 0,3

Ein unerwarteter Befund ergibt sich, wenn man die FarbHnde- rung der Goldlosung mit fortschreitendem Zusatz der SnCl,-Losung verfolgt. Nach dem ersten Sprung, also nach der Reduktion des zugesetzten Chlors, sollte, wenn der Vorgang gemaB der Gleichung

2Au"'+ 3Sn"--t 2Au + 3Sn"" verlauft, alsbald nach Beginn der Titration eine Ausscheidung von metallischem Gold erfolgen. Das ist aber nicht der Fall. Die Liisung bleibt vielmehr vollig klar gelb, wird nur mit fortschrei- tender Titration immer heller gelb und vollig farblos, wenn etwa die Ealfte der fur den obigen Vorgang notigen Menge SnCI,-Losung zugesetzt wurde. Danach tritt erst die fur kolloides Gold charak- teristische Rotfiirbung auf, die dann weiter im Verlauf der Titration in blau ubergeht. Genau l&Bt sich der Moment des Farbloswerdens naturlich nicht feststellen. Der leichter zu beobachtende Beginn der Rotfarbung tritt etwas verspatet auf, indessen doch friiher, als einer etwaigen Rcaktion:

Au"' + Sn" --t Au' + Sn""

(4)

(5)

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118 E. Miiller und R. 13ennewitz.

ontspricht. den beiden sich folgenden Phasen abspielt:

Es sieht hiernach so aus, a19 ob sich die Reaktion in

4Au"' + 3%" + 2Aui. + 3Sn"" (6) 2Au;' + 3Sn" + 4Au + 3Sn"". (7)

Allerdings w%re dann zu erwarten, dab sich dieses in der Titrationspotentialkurve Fig. 2 kenntlich macht. Wenn nach Zusatz der Halfte der fur (4) benotigten SnCl,-LGsung gem%B (6) alles Aa"' verschwunden ist, wire wohl ein Potentialsturz zu erwarten, ebenso aber nach Zusatz, wenn etwa in erster Phase sich (5) abspielte und sich der Vorgang

2 Au' + Sn" -+ 2Au + Sn"" (8) anschlosse. Man beobachtet indessen nicht nur nicht einen Potential- sturz beim Erscheinen des metallischen Goldes, sondern sogar einen

5fooo

BOO

400

400

200

0

---'i

ccmho Fe 50, 2 4 6 8 10 12 74 16 W 20 22 2+ 26

I L L L . ,

Fig. 3.

kleinen Anstieg (Fig. 2). Dies erweckt den Anschein, als ob die Aus- scheidung des Goldes durch Zerfall einer mittleren Oxydationsstufe in Au"' und Au zustande kommt. DaB diese im Au' zu suchen ist, ist nicht sehr wahrscheinlich, denn dieses en tsteht von allem Anfang an, und es ware nicht einzusehen, warurn erst nach Zusstz einer griiheren Menge SnCI, der Zerfall nach

dolgei i sollte, es sei denn, daB das nach (8) entstehonde Gold diesen Zerfall begunstigt.

3Au' + 2Au + Au"' (9)

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Potentiornetrisehe Besfimmung von Gold und Plxtiii mit Sta.nnochlorid. 11 9

Jedenfalls verlauft die Reduktion der Goldlosung mit SnCl, anders als die rnit FeS0,-Losung, wo sofort nach Reduktion des zugesetzten Chlors eine Triibung und alsbald eine Ausscheidung metallischen (foldes als dunkles Pulver auftritt. Fig. 3 bringt eine Potentialtitrationskurve rnit Ferrosulfat, die zum Unterschied von der von E. MULLER und WEISSBROD gegebenen vor dem Endsprung noch einen weiteren Sprung zeigt, dessen Bedeutung nicht klar ist, da er bei keinem stijchiometrischen Verhaltnis anftritt.

6. Potentiornetrisehe Bestimmung des Platins. f i r die Heratellung der PlatinlGeung wurde reines Platinpulver

von Heraus bezogen, 0,4085 g in Konigswasser gelost, die Salpeter- same durch mehrmaliges Eindampfen mit HCI vertrieben und mit Wasser zu 1 Liter gelost.

10 em3 enthielten 4,005 mg Platin = m/500. E. MULLEB und J. GORNE geben an, daB der Sprung, den sie

bei der Titration von Platinlosung mit Stannochlorid finden, der beendeten Reaktion

Pt"" + 2 Sn" --t P t + 2 Sn"" entsprache. TREADWELL schreibt in der 4. Auflage seiner analy- tischen Chemie, dab Zinnchloriir die Platinichlorwasserstoffsaure nur zur Platinochlorwasserstoffsliure reduziert. I n der 12. Auflage verweist er auf die Angaben von L. W ~ H L E R ~ ) , da6 die Reduktion direkt zu kolloidem Platin erfolgt. Ob die Reduktion zum Metall oder nnr zum zweiwertigen Platin fuhrt, muB wohl vom Mengen- verhkltnis und von der Konzentration der reagierenden Komponenten abhangen. Bei den bei unseren Versuchen obwaltenden Bedingungen erfolgte der Sprung bei der fur die Reaktion

berechneten Menge SnC1,. Bis dahin bleibt auch die Losung voll- sfandig klar und farblos. Ein UberschuB von SnC1, uber dieser Menge ruft allerdings nach langerer Zeit die Bildung eines dunkel- braunen Niederscblages hervor, ein zmeitor, die vollige Reduktion zu Metall kennzeichnender Sprung konnte aber nicht beobachtet werden. Da6 bei der stark reduzierenden Kraft der Zinnchlorid- liisung die Reduktion beim zweiwertigen Platin haltmacht, durfte auf eine komplexe Bindung des letzteren durch Stanniion zuriick- zufuhren sein.

(10)

(11) Pt"" + Sn" -.+ Pt" + Sn""

1) L. W~HLER? Chem.-Ztg. 1907, 938.

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120 E. Muller und R. Bennewitz.

Bei der potentiometrischen Titration der Platin- mit der Stanno- salzlosung ist die Potentialeinstellung bei Zimmertemperatur schlecht. Wir titrierten deshalb zunachst bei 75O C und benutzten als Zu- satzoxydans, urn alles Platin in die vierwertige Form uberzufiihren, KBrO,.

Versuch 11. 10 em* Platinlosung f 1 ems konz. HCI -+ 50 em3 H,O.

Molaritat: m/2500 qPtCI,. Telnperatur 75O C.

I I

> 36 I> 560 > 1112

1/1,1 cm3 SnCl, a

030 0,42 0,67 0,80 0,97 1,14 1,28 1,45 1,63 1,78 1,93 2,OS 3,OO

_ _ ~ _ _ _ 8,00

9,oo

9,90 1042

8,50

9,62

10,27 10,57 10,72 10,88 11,04 11,34

Millivolt 1 db,da I cms SnCI, b a

980 966 944 926 910 894 874 868 668 584 542 512 444

Millivolt b

320 308 300 300 284 284 274 256 222 166 116 80

d bid a ____

> 226 > 350 > 336

Fig. 4. Fig. 5.

In Fig. 4 sind die Zahlen von Versuch 11 graphisch wieder- gegeben worden; der erste Sprung erfolgt nach Reduktion des Bro- mates. Seine Auswertung ergab einen Gehalt der Lijsung von 4,2750 mg statt 4,005 mg Pt, a150 7 O I 0 zu viel. Bhnlich M e n analog n,usgefiihrte Parallelversuche aus. Es tauchte deshalb die Vermu-

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Potentiometrische Bestimmung von Gold und Platin mit Stmnochlorid. 121

vorn1.bis2.sprung cm3 verbraucht

tung auf, da8 die Platin -1ndikatorelektrode durch das Zusatz- oxydans bei der hohen Temperatur angegriffen wiirde. Bei der an sich kleinen Menge Metall, die zur Untersuchung gelangte, muB selbst ein kleiner Angriff der Elektrode groBe prozentische Analysenfehler im Gefolge haben.

Wir haben infolgedessen die Analyse in der Weise sbgeandert, daB das Zusatzoxydans i n d e r K a l t e zurucktitriert und erst danach bei 75O C weitertitriert wurde. Eine auf diesem Wege erhaltene Titrationspotentialkurve zeigt Fig. 5 und die so bei 4 Versuchen erhaltenen Resultate Tabelle 3. Als Zusatzoxydans benutzten wir in diesem Falle wieder Chlorwasser. Die Titerliisung wurde zu-

Fur Pt"" f Sn"= Pt" + Sn"" berechnet I cms I Fehler

getropft.

Versuch Nr.

12 13 14 15

-~

8,49 8,58 8,423 8,69

8,56 - 0,07 -1 8,56 +0,02 + 0,25 8,56 - 0,08 -1 8,56 +0,13 + 1,5

Versuch Nr.

Bei Verwendung der capillaren und in die Liisung tauchenden AusfluBspitze der Burette und bei der doppelten bzw. dreifachen Menge Platin ergaben sich die Resultate der Tabelle 4, die als be- friedigend gelten kbnnen.

Tabelle 4.

Voml. bis2.Sprung Fur Pt" Pt"" + + Sn"" Sn"= Differenz "a 'Ilo cm3 verbraucht berechnet 1 cm3 1 Fehler

+0,04 + 0,07 - 0,01 + 0,07 + 0,06

16 17 18 19 20

+0,25 + 0,33 - 0,l + 0,25 4- 0,25

17,95 17,98 17,90 27,50 27,49

17,91 17;91 17.91 27;43 27,43

Gold sowohl wie Platin lassen sich auf diesern Wege in sehr groBer Verdunnung bestimmen; so ergab die Titration von 1 cm3 ihrer oben verwendeten m/500-L6sung nach Zusatz von 1 cm3 konz. HC1 und nach Verdunnea auf 50 cm3 bei der Titration rnit der etwa m/50-Stannochloridl6snng bei beiden Metallen eine Potential- titrationskurve, in der die beiden Spriinge sehr deutlich zu erkennen waren. Es handelt sich hierbei urn Losungen der Konzentration m125000 und urn 0,337 mg Gold einerseits, 0,4005 mg platin an-

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122 E. AIiiller imd 1%. Bennc+witz.

dererseits. Da hierbei aber auf die Titration des Metal18 nur stwa 0,l om3 insgesamt entfallen, so mu6 mit Fehlern bis f 5O//, ge- rechnet werden. Versuch 21 enth$ilt die Zahlenwerte der Titration einer so verdiinnten Goldlosung und Fig. 6 die zugehorige Potential- titrationskurve.

Vereuch 21. 1 om3 GoldlSsuug + 1 em3 konz. HC1 i- 50 om': H,O.

Molaritiit: m/25 000 HAuCI,. Temperatnr 18' C. Zusatz Cl,-Lijsang.

em3 SnCI, a

7000

BOO

600

400

200

0

Millivolt h

1024 1022 1016 998 976 930 902 854 740 734 720 702

~-

8,lO 8,30 8,50 5,65 8,85 9,oo 9,20

9,90 10,50

9,35

11,oo

> 240 > 1140 > 40

1000l

Millivolt d b l d a 2,

7iq- 664

660 620 556 520

> 200

> 180 ?> 426

498 426 356 294

-----

I c c q 0 Sn Ch

2 4 6 A 1 0 7 2

Fig. 6. Fig. 7.

Fur die Einstellung der SnCI,-Losuiig mit Richromat sowohl wie fur die eigelntliche Titration der beiden Metalle la& sich auch die vereinfachte Methode des gegengeschalteten Umschlagspotentials l)

') ERKH M ~ L L E B , Die elektrometriscbe (potentiornetrisehe) MaBanalyfle. Dresden u. Leipzig, Verlag von Theodor Steinkopff 1926, S. 53. 4. Aufl.

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Potentiometrische Bestimmung von Bold nnd Platin iiiit St;unioclilorid. 123

anwenden. Wir arbeiteten mit den in Tabelle 5 angegebenen Werten (gegen die Normal-Kalomelelektrode Hg/Hg,CI,, nKC1) und erhielten damit dieselben Resultate wie oben.

Fig. 8.

Diese Werte gelten streng nur fur Losungen, die sich inner- halb der von uns verwendeten Konzentrationsgrenzen bewegen. Wo laufend solche Titrationen ausgefiihrt werden sollen, handelt es sich wohl meist auch um Lijsungen angenahert gleicher Konzentration, und man wird dann gut tun, sich durch einmalige Aufnahme einer Titrationspotentialkurve das fur den gegebenen Fall zu verwendende Ulnschlagspotential ein fur allemal selbst zu bestimmen.

Statt der Normalelektrode kann. man bei Aufnahme der Potential- Titrationskurve mit gleich gutem Erfolge die kurzlich beschriebene Capillarelektrodel) verwenden. Fig. 7 uncl 8 bringen die mit einer solchen beim Gold und beim Platin erhaltenen Ergebnisse.

C. Gemeinsame Bestimmung von Gold und Platin.

Wir haben dann noch versucht, die beiden Metalle in gemein- samer Losung potentiometrisch mit SnC1, zu bestimmen, indem wir hofften, da8 eines nach deln andern reduziert wurde und sich dem- nach 2 Sprunge ergeben wiirden. Es trat indessen nach dem Chlor- sprung niir ein Sprung nach Reduktion b e i d e r Metalle auf, der sich aber nicht einmal verwerten lie& urn wenigstens die Summe beider

l) E. M~LI .ER, Z. angew. Chem. 41 (1928), 1165; %. phys. Chemi. 1% (192!3), 102; Z. anal. Chem. 76 (1928), 235.

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124 E.Miillcr u. R.Rennewitz. Potentiometr.Bestimmung von Gold u. Platin usw.

Metalle zu ermitteln. Denn trotz gleichem Gesamtgehalt wechselte seine Lage mit dem wechselnden Verhkltnis beider. Die sich hier abspielenden Vorgange sind offenbnr recht verwickelter Natur, wofur vermutlich die Bildung halbwertigen Goldes verantwortlich zu machen ist. Von einer Wiedergabe unserer diesbezuglichen Versuche sei hier abgesehen, da sie noch zu keinem eindeutigen Ergebnis gefiihrt haben und fortgesetzt werden miissen.

ccm/,o Fe SO+. O 2 4 6 A jlb 12 f& 76 ?8 20 22

Fig. 9.

Uahingegen kann man in einer Gold und Platin haltenden Losung ersteres genau finden, wenn man nach MULLER und WEISS- BROD mit Ferrosulfatlosung potentiometrisch bei 18 O C titriert. Die Gegenwart des Platins andert zwar die Form der Potentialtitrations- kurve etwas, wie ein Vergleich der Fig. 9 und Fig. 3 erkennen Fa&, hindert aber nicht das Auftreton eines guten Sprunges nach der voll- endeten Redubtion des Goldes gemaB

Au'" - 2 Fe" --f Au + 2 Fe"'. (12)

Dresden, Institut fii. Elektrochemie und physilcalisehe Chwnie der S&chsischen Technisclaen Hochschule, Dexernber 1928.

Rei der Redaktion eingegangen am 15. Dezember 1928.


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