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DIE RHEINPFALZ — NR. 243 DIENSTAG, 18. OKTOBER 2016REGIONALE KULTUR

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Bach mit hellen PfeifenVON KONSTANZE FÜHRLBECK

Raritäten aus Barock und Romantikstellte Benedikt Schwarz den etwa20 Besuchern der Matthiaskirche inAlthornbach am Sonntagnachmit-tag an der historischen Walcker-Or-gel aus dem Jahr 1884 vor.

Dazu gehörte Max Regers (1873-1916) Gebet „Vater unser im Himmel-reich“ op. 67. Nach einem machtvol-len Orgelfanal verdichtete sich dasThema zusehends und nahm eine im-mer größere Intensität an. Eine aus-geprägte harmonische Komplexitätsorgte für eine hochromantische,stellenweise schon fast modern an-mutende Tonsprache in einem tönen-den Relief, das eine Geschichte ohneWorte erzählte – ein Fresko schien le-bendig zu werden. Dazwischen setzteein kraftvoll-bestimmtes Thema ei-nen Ruhepunkt, es erinnerte an einGlaubensbekenntnis. Ein Gebet wieaus weiter Ferne, in hellen hohen,

Benedikt Schwarz spielt barocke und romantische Orgelstücke in Althornbachdoch gedämpften Registern, schiendarauf zu antworten. Die Möglichkei-ten der Walcker-Orgel, durch Regis-terwechsel Klang-Raum-Effekte zuerzeugen, spielte Benedikt Schwarzhier voll aus.

Fesselnd gestaltete Schwarz auch„Nimrod“, den neunten Satz aus den„Enigma“-Variationen des britischenKomponisten Edward Elgar (1857-1937). In dem Werk verarbeitete Elgarin kleinen musikalischen Porträts au-tobiografische Ereignisse und Erleb-nisse. „Nimrod“, das er nach dem ausdem Alten Testament bekannten Jä-ger benannt hat, widmete er seinemFreund, dem Verlagsangestellten Au-gustus Jaeger, der ihn nach einer tie-fen Depression und Schaffenskrisewieder zum Komponieren ermutigte.Eine liedhafte Weise bildete das The-ma, das in verschiedenen Klangfar-ben und Registern wiederholt wurdeund durch winzige Details im Spielvon Benedikt Schwarz ständig seinenAusdruckscharakter veränderte.

Aber auch bekanntere Werke wiedas Concerto in G-Dur von Johann Se-bastian Bach (1685-1750) ließ Bene-dikt Schwarz an der Walcker-Orgel zueinem Klangerlebnis werden. Sehrkraftvoll und sonor, dabei aber inhöchster Klangtransparenz, gestalte-te er den Satz ohne Bezeichnung undzeigte eine breite harmonischeKlangfarbenpalette in den verschie-densten Registern. Helle Pfeifen inden hohen Registern setzten dabeimarkante Akzente. Das Grave zeich-nete sich durch ausgeprägte lautma-lerische Elemente aus, die Schwarzauch markant hervorhob. Ein im Stu-fengang fortschreitendes Thema ließer in unterschiedlichsten Klangfarbenhervortreten: Helle und dunkle Re-gister im Wechsel veränderten seinenAusdruck immer wieder. Dunkle lan-ge Liegetöne sorgten wie durchdrin-gende, mahnende Fanale für bedäch-tigen Ernst. So entstand eine aus-drucksvolle Mehrstimmigkeit, beider sich die verschiedenen „Stim-men“ der Walcker-Orgel miteinanderzu unterhalten schienen.

Kraftvoll und beschwingt, doch mitgeschmeidiger Eleganz formteSchwarz das Thema des Allegros.Auch dieser Satz zeichnete sich durchharmonische Komplexität aus, dieder Organist in zahllosen Klangfar-bennuancen hervortreten ließ. Auf-fallend war seine Anschlagtechnik,die selbst immer schneller werdende,sich nahezu überstürzende Tempi inhöchster Klarheit gestaltete und da-für sorgte, dass das Thema sich nichtim breiten, machtvoll-flutendenKlang der Orgel verlor.

Seine virtuosen spieltechnischenwie gestalterischen Fähigkeiten, dieden unterschiedlichen Ausdrucks-charakter der Werke markant hervor-hoben, konnte Schwarz auch in seinerInterpretation der Passacaglia d-Mollvon Dietrich Buxtehude (1822-1707),in der „Sortie“ von César Franck(1822-1890) und in Johann SebastianBachs Toccata und Fuge d-Moll unterBeweis stellen.

Menschen verdrahtet, Tiere entfesseltVON CHRISTIANE MAGIN

„Raum und Zeit“ lautet das Mottoder von Mathias Beck und Christo-pher Naumann kuratierten undrecht vielfältigen Ausstellung imStammhaus der Homburger GalerieBeck. Die sich thematisch ergeben-de Symbiose zeigt 14 Künstler imStammhaus der Galerie Beck. Mitvon der Partie sind zwei Zweibrü-cker.

Es sind tiefe, kühl leuchtende Farben,mit denen die Zweibrückerin Susan-ne Freiler-Höllinger, Jahrgang 1965,arbeitet. Verlötungen in den Platinensetzen sich im Bild fort. Als Reaktionzwischen Mensch und Technik, be-schreibt Christopher Naumann dieArbeit der Künstlerin.

In „Hyperbel“, einer Assemblageauf Holz, zeigt die Künstlerin den ver-netzten Menschen, einen Hybriden,der von Elektrobauteilen abhängtund an Schläuche angeschlossen ist.Transformiert sind sie, ihre Men-schen, beherrscht von Technik, die inden urbanen Lebensraum eindringt.Bei der Betrachtung ihrer Arbeitendrängt sich die digitale Transparenzals Thema auf, stellt sich die Frage, in-wiefern der autonome Mensch nochgegeben ist. Mit viel Akkuratesse hatdie Zweibrückerin dutzende elektro-nische Bauteile zu einem optisch an-sprechenden Ganzen auf die Bild-oberfläche montiert.

Ganz anders arbeitet der zweiteZweibrücker, Thomas Brunner (Jahr-gang 1963). Der Kopf eines Mannesgeht in eine Katze über, die grimmig

Zwei Zweibrücker in der Homburger Galerie Beck: die Malerin Susanne Freiler-Höllinger und der Zeichner Thomas Brunner

über seinem Gesicht thront. SeinenKopf in die Hände gestützt beobach-tet er besonnen eine Maus. „Nicht al-leine“ heißt die grafische Arbeit desRHEINPFALZ-Mitarbeiters Brunner,der vom Zeichnen nicht lassen kann.

Mit Kugelschreiber oder Bleistifterschafft der Autodidakt mal Misch-wesen, mal Clowns, und fast immerüberwiegt die düstere Seite in seinenZeichnungen, die anstößig und kei-neswegs gefällig ist. Überwiegt diemenschliche Komponente in seinemKatzenmenschen, weil er nicht an-

greift? Nicht unbedingt, meint derKünstler. Die Gestalt könne sichschon im nächsten Moment bücken –und die Maus ist dann verschwunden.Deswegen sieht Thomas Brunner sei-ne Motive als Momentaufnahmen,denen er vielleicht demnächst meh-rere Teile widmen möchte. SeineKunst kommt an. Gleich mehrere Ar-beiten wurden bereits zur Vernissageverkauft. Brunner war der Verkaufs-schlager des Abends.

Herausragend aus der Masse derweit über 100 Arbeiten in den drei

Ausstellungen im Galeriehaus Becksind auch die Bilder der 32-jährigenPina Roth, die in Berlin ihre Wahlhei-mat gefunden hat. Sie sehen nichtschön aus, ziehen aber dennoch un-weigerlich die Blicke des Betrachtersin ihren Bann. „Im Irrgarten“, dem 140mal 120 Zentimeter großen Bild inAcryl und Öl auf Leinwand, dominie-ren drei junge Frauen die Szenerie.Von weitem sehen sie verspielt aus,wenn nicht verführerisch: durch dieKleider, ihre gelösten Haare. Tritt manan sie heran, werden drei in Monster

mutierte weibliche Geschöpfe sicht-bar, die mit leeren, ja feindseligen Au-gen in die Welt blicken. Mehr noch:sie haben direkt ihre Betrachter im Vi-sier. Eine versteckt sich hinter einerMaske, die anderen irritieren durchdie Tiere, die ihnen zugeordnet sind.Der einen sitzt ein schwarzer Hund zuFüßen, die andere hält einen Pelikanim Arm. Und der Irrgarten, der istzwar durch Grüntöne erkennbar, aberverkehrt ist er trotzdem – denn Blü-ten trägt er nicht.

Eine wunderschöne filigrane Ent-

deckung sind die Arbeiten von MarieChantal Marx, die in Brüssel Kunststudiert hat und in Falscheid/Lebachim Saarland eine Keramikwerkstattbetreibt. Wie aus verschiedenen Still-leben gefallene Früchte wirken dienatürlich anmutenden Objekte, andenen die Zeit genagt zu habenscheint. Die anderen ähneln ver-brannten Holzstücken, zu Kohle ge-wordene Kunstwerke. Es sind Kera-miken aus Ton und Porzellan, gefer-tigt mit einer speziellen Engobe. Mit-ten im Leben dagegen stehen ihreFrauengestalten mit den viel zu gro-ßen Füßen. Sie strahlen etwas Positi-ves aus: Standhaftigkeit, Kraft undÜberzeugung. Ihre Arbeiten fallen ausdem Rahmen. In der Tat war ihr The-ma ein ganz anderes: Geheimnissenämlich.

Außerdem in der Ausstellung ver-treten sind Heike Bader, KerstinHaagmann, Roswitha Klotz, BrigitteKratochwill, Konstantin Oestreich,Karola Pegau Ymmerwahr, BettinaReichert, Petra Rös Nickel, UrsaSchoepper, Christine Stettner, ImkeStolle d’Silva und der PirmasenserKünstler Klaus Kadel-Magin.

AUSSTELLUNGENGalerie Beck, Am Schwedenhof, Homburg-Schwarzenacker, Ausstellungen bis 1. No-vember, Haupthaus: „Raum und Zeit“ (25Künstler, mit Susanne Freiler-Höllinger undKlaus Kadel-Magin), Sparte NG4: „Intrin-sisch expressiv“ (Zeichnungen von Tho-mas Brunner, Malerei von Doris Dillschnei-der), Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag,15-18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr und nachVereinbarung: Telefon 06848/701190.

Zuhören, raten, staunen„Rätseln, Zeichnen, Zuhören undStaunen“, so beschreibt die Zwei-brücker Jugendbücherei ihr neuesProgramm. Es startet am 24. Okto-ber mit den Bibliothekstagen Rhein-land-Pfalz.

Bei den Bibliothekstagen dreht sichalles um Bücher und Lesen. Beglei-tend dazu gibt es ein Preisrätsel fürKinder: für Kinder bis acht Jahre undfür Kinder ab neun Jahre. Am Montag,24. Oktober, 16 Uhr, können sich alleKinder in der Jugendbücherei treffen,um den Lösungssatz zu finden. Essind Preise zu gewinnen. Karten fürden Rätselspaß gibt es ab sofort in derJugendbücherei.

Herbstprogramm der Zweibrücker Jugendbücherei startet mit PreisrätselBei den Bibliothekstagen gibt es ei-

nen Zeichenkurs mit Charlotte Hof-mann aus Berlin, die Kindern von achtbis zwölf Jahren zeigt, wie „Zeichnenwie Gregs Tagebuch“ geht. In 90 Mi-nuten lernen die Kinder Schritt fürSchritt, wie man die Hauptfigur ausJeff Kinneys Comic-Roman illustriert.Außerdem zeigt die Künstlerin noch,wie man Sprechblasen einsetzenkann und welche Gefühle Greg mitseiner Mimik und Körperhaltung zumAusdruck bringen kann. VerbindlicheAnmeldungen nimmt die Jugendbü-cherei ab sofort entgegen.

Vorlesen und zuhören – darumgeht es beim 13. bundesweiten Vorle-setag „Wir lesen vor“ am Freitag, 18.

November, 16 Uhr. Als Vorleser ist derZweibrücker Arzt und Landtagsabge-ordnete Christoph Gensch in der Ju-gendbücherei zu Gast. KostenloseEinlasskarten gibt es ab 25. Oktober.

Staunen über Weihnachten, daskann der Hirtenhund Rex, der allesgenau wissen will: Weshalb und wa-rum feiern wir Weihnachten? „DieWeihnachtsgeschichte“ heißt dasStück des Theaters Option Orange fürKinder ab vier Jahren. |adi

INFOKarten, Infos, Anmeldung: JugendbüchereiZweibrücken, Hofenfelsstraße 53, Telefon06332-923940. Öffnungszeiten: Dienstag10-18 Uhr, Mittwoch bis Freitag 14-18 Uhr.

„Genieße das Leben“Beim Jahreskonzert der Zweibrü-cker Stadtkapelle am Sonntag, 30.Oktober, 17 Uhr, in der ZweibrückerFesthalle gibt es ein Adele-Medleyund viele sehr malerische Stücke fürdie 45 Bläser der Kapelle.

Das Programm, das vom Jugendor-chester der Herzog-Christian-Musik-schule mitgestaltet wird, steht unterdem Motto „Enjoy Life“ (Genieße dasLeben). So heißt auch das fröhlicheMusikstück von Wolfgang Wössner,das ein Altsaxofon-Solo enthält. Wei-ter spielte die Kapelle unter Leitungvon Björn Weinmann den von BobCrewe 1967 komponierten Klassiker„Can’t Take My Eyes of You“. „Auf ei-

Jahreskonzert der Zweibrücker Stadtkapelle am 30. Oktober in der Festhallenem persischen Markt“ (1920 vomelfjährigen Albert Ketèlbey kompo-niert) ist märchenhaft: Kameltreiber,eine schöne Prinzessin und Bettlerkommen darin vor. „Persis“ (2000),das achtminütige Stück für Blasor-chester von James L. Hosay, ist einmodernes Gegenstück dazu: Myste-riöse orientalische Klänge, eine mit-reißende Jagd und ein Oboensolo ge-hören dazu.

Die „Second Suite in F for MilitaryBand“ (1911) schrieb der britischenKomponist Gustav Holst, sie basiertauf englischen Folksongs und ist einStandardstück für Blasorchester. Jaz-ziger und rhythmisch treibender istSam Nesticos Klassiker „Malagueña“.

Keith Terretts „El Matador'' ist ein Pa-so Doble. Ein Arrangement aus der„Lord of the Dance“-Show gehörtebenso zum Repertoire der Stadtka-pelle wie Dixieland und eben ein Ade-le-Medley mit drei der größten Hitsaus den Anfängen ihrer Musikkarrie-re: „Set Fire to the Rain“, „SomeoneLike You“ und „Rolling in the Deep“.Zum Abschluss ist ein kurzweiligerDixieland geplant. |adi

KARTENKarten kosten zehn Euro für Erwachseneund fünf Euro für Jugendliche. Es gibt sieim Zweibrücker Kultur- und Verkehrsamt,Maxstraße 1, und bei allen Aktiven derStadtkapelle.

Name: zwe_hp17_lk-kult.01 Erstellt von: dittgea PDF erstellt 18.10.2016 15:01:20 DLayName: zwe_hp17_lk-kult.01Ausgabe rhp-zwe Ressort lk-kult () Erscheint am Dienstag, 18. Oktober 2016

Benedikt Schwarz spielte an der Walcker-Orgel in der evangelischen Kirchevon Althornbach. Seine Schwester blätterte die Noten um. FOTO: MOSCHEL

Susanne Freiler-Höllinger stellt den vernetzten Menschen dar. FOTO: MAGIN Thomas Brunner zeichnet gerne Tiere. FOTO: BRUNNER/FREI

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