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ANZEIGE ANZEIGE 9491647_10_1 DIE RHEINPFALZ — NR. 243 DIENSTAG, 18. OKTOBER 2016 REGIONALE KULTUR zwe_hp17_lk-kult.01 Bach mit hellen Pfeifen VON KONSTANZE FÜHRLBECK Raritäten aus Barock und Romantik stellte Benedikt Schwarz den etwa 20 Besuchern der Matthiaskirche in Althornbach am Sonntagnachmit- tag an der historischen Walcker-Or- gel aus dem Jahr 1884 vor. Dazu gehörte Max Regers (1873- 1916) Gebet „Vater unser im Himmel- reich“ op. 67. Nach einem machtvol- len Orgelfanal verdichtete sich das Thema zusehends und nahm eine im- mer größere Intensität an. Eine aus- geprägte harmonische Komplexität sorgte für eine hochromantische, stellenweise schon fast modern an- mutende Tonsprache in einem tönen- den Relief, das eine Geschichte ohne Worte erzählte – ein Fresko schien le- bendig zu werden. Dazwischen setzte ein kraftvoll-bestimmtes Thema ei- nen Ruhepunkt, es erinnerte an ein Glaubensbekenntnis. Ein Gebet wie aus weiter Ferne, in hellen hohen, Benedikt Schwarz spielt barocke und romantische Orgelstücke in Althornbach doch gedämpften Registern, schien darauf zu antworten. Die Möglichkei- ten der Walcker-Orgel, durch Regis- terwechsel Klang-Raum-Effekte zu erzeugen, spielte Benedikt Schwarz hier voll aus. Fesselnd gestaltete Schwarz auch „Nimrod“, den neunten Satz aus den „Enigma“-Variationen des britischen Komponisten Edward Elgar (1857- 1937). In dem Werk verarbeitete Elgar in kleinen musikalischen Porträts au- tobiografische Ereignisse und Erleb- nisse. „Nimrod“, das er nach dem aus dem Alten Testament bekannten Jä- ger benannt hat, widmete er seinem Freund, dem Verlagsangestellten Au- gustus Jaeger, der ihn nach einer tie- fen Depression und Schaffenskrise wieder zum Komponieren ermutigte. Eine liedhafte Weise bildete das The- ma, das in verschiedenen Klangfar- ben und Registern wiederholt wurde und durch winzige Details im Spiel von Benedikt Schwarz ständig seinen Ausdruckscharakter veränderte. Aber auch bekanntere Werke wie das Concerto in G-Dur von Johann Se- bastian Bach (1685-1750) ließ Bene- dikt Schwarz an der Walcker-Orgel zu einem Klangerlebnis werden. Sehr kraftvoll und sonor, dabei aber in höchster Klangtransparenz, gestalte- te er den Satz ohne Bezeichnung und zeigte eine breite harmonische Klangfarbenpalette in den verschie- densten Registern. Helle Pfeifen in den hohen Registern setzten dabei markante Akzente. Das Grave zeich- nete sich durch ausgeprägte lautma- lerische Elemente aus, die Schwarz auch markant hervorhob. Ein im Stu- fengang fortschreitendes Thema ließ er in unterschiedlichsten Klangfarben hervortreten: Helle und dunkle Re- gister im Wechsel veränderten seinen Ausdruck immer wieder. Dunkle lan- ge Liegetöne sorgten wie durchdrin- gende, mahnende Fanale für bedäch- tigen Ernst. So entstand eine aus- drucksvolle Mehrstimmigkeit, bei der sich die verschiedenen „Stim- men“ der Walcker-Orgel miteinander zu unterhalten schienen. Kraftvoll und beschwingt, doch mit geschmeidiger Eleganz formte Schwarz das Thema des Allegros. Auch dieser Satz zeichnete sich durch harmonische Komplexität aus, die der Organist in zahllosen Klangfar- bennuancen hervortreten ließ. Auf- fallend war seine Anschlagtechnik, die selbst immer schneller werdende, sich nahezu überstürzende Tempi in höchster Klarheit gestaltete und da- für sorgte, dass das Thema sich nicht im breiten, machtvoll-flutenden Klang der Orgel verlor. Seine virtuosen spieltechnischen wie gestalterischen Fähigkeiten, die den unterschiedlichen Ausdrucks- charakter der Werke markant hervor- hoben, konnte Schwarz auch in seiner Interpretation der Passacaglia d-Moll von Dietrich Buxtehude (1822-1707), in der „Sortie“ von César Franck (1822-1890) und in Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge d-Moll unter Beweis stellen. Menschen verdrahtet, Tiere entfesselt VON CHRISTIANE MAGIN „Raum und Zeit“ lautet das Motto der von Mathias Beck und Christo- pher Naumann kuratierten und recht vielfältigen Ausstellung im Stammhaus der Homburger Galerie Beck. Die sich thematisch ergeben- de Symbiose zeigt 14 Künstler im Stammhaus der Galerie Beck. Mit von der Partie sind zwei Zweibrü- cker. Es sind tiefe, kühl leuchtende Farben, mit denen die Zweibrückerin Susan- ne Freiler-Höllinger, Jahrgang 1965, arbeitet. Verlötungen in den Platinen setzen sich im Bild fort. Als Reaktion zwischen Mensch und Technik, be- schreibt Christopher Naumann die Arbeit der Künstlerin. In „Hyperbel“, einer Assemblage auf Holz, zeigt die Künstlerin den ver- netzten Menschen, einen Hybriden, der von Elektrobauteilen abhängt und an Schläuche angeschlossen ist. Transformiert sind sie, ihre Men- schen, beherrscht von Technik, die in den urbanen Lebensraum eindringt. Bei der Betrachtung ihrer Arbeiten drängt sich die digitale Transparenz als Thema auf, stellt sich die Frage, in- wiefern der autonome Mensch noch gegeben ist. Mit viel Akkuratesse hat die Zweibrückerin dutzende elektro- nische Bauteile zu einem optisch an- sprechenden Ganzen auf die Bild- oberfläche montiert. Ganz anders arbeitet der zweite Zweibrücker, Thomas Brunner (Jahr- gang 1963). Der Kopf eines Mannes geht in eine Katze über, die grimmig Zwei Zweibrücker in der Homburger Galerie Beck: die Malerin Susanne Freiler-Höllinger und der Zeichner Thomas Brunner über seinem Gesicht thront. Seinen Kopf in die Hände gestützt beobach- tet er besonnen eine Maus. „Nicht al- leine“ heißt die grafische Arbeit des RHEINPFALZ-Mitarbeiters Brunner, der vom Zeichnen nicht lassen kann. Mit Kugelschreiber oder Bleistift erschafft der Autodidakt mal Misch- wesen, mal Clowns, und fast immer überwiegt die düstere Seite in seinen Zeichnungen, die anstößig und kei- neswegs gefällig ist. Überwiegt die menschliche Komponente in seinem Katzenmenschen, weil er nicht an- greift? Nicht unbedingt, meint der Künstler. Die Gestalt könne sich schon im nächsten Moment bücken – und die Maus ist dann verschwunden. Deswegen sieht Thomas Brunner sei- ne Motive als Momentaufnahmen, denen er vielleicht demnächst meh- rere Teile widmen möchte. Seine Kunst kommt an. Gleich mehrere Ar- beiten wurden bereits zur Vernissage verkauft. Brunner war der Verkaufs- schlager des Abends. Herausragend aus der Masse der weit über 100 Arbeiten in den drei Ausstellungen im Galeriehaus Beck sind auch die Bilder der 32-jährigen Pina Roth, die in Berlin ihre Wahlhei- mat gefunden hat. Sie sehen nicht schön aus, ziehen aber dennoch un- weigerlich die Blicke des Betrachters in ihren Bann. „Im Irrgarten“, dem 140 mal 120 Zentimeter großen Bild in Acryl und Öl auf Leinwand, dominie- ren drei junge Frauen die Szenerie. Von weitem sehen sie verspielt aus, wenn nicht verführerisch: durch die Kleider, ihre gelösten Haare. Tritt man an sie heran, werden drei in Monster mutierte weibliche Geschöpfe sicht- bar, die mit leeren, ja feindseligen Au- gen in die Welt blicken. Mehr noch: sie haben direkt ihre Betrachter im Vi- sier. Eine versteckt sich hinter einer Maske, die anderen irritieren durch die Tiere, die ihnen zugeordnet sind. Der einen sitzt ein schwarzer Hund zu Füßen, die andere hält einen Pelikan im Arm. Und der Irrgarten, der ist zwar durch Grüntöne erkennbar, aber verkehrt ist er trotzdem – denn Blü- ten trägt er nicht. Eine wunderschöne filigrane Ent- deckung sind die Arbeiten von Marie Chantal Marx, die in Brüssel Kunst studiert hat und in Falscheid/Lebach im Saarland eine Keramikwerkstatt betreibt. Wie aus verschiedenen Still- leben gefallene Früchte wirken die natürlich anmutenden Objekte, an denen die Zeit genagt zu haben scheint. Die anderen ähneln ver- brannten Holzstücken, zu Kohle ge- wordene Kunstwerke. Es sind Kera- miken aus Ton und Porzellan, gefer- tigt mit einer speziellen Engobe. Mit- ten im Leben dagegen stehen ihre Frauengestalten mit den viel zu gro- ßen Füßen. Sie strahlen etwas Positi- ves aus: Standhaftigkeit, Kraft und Überzeugung. Ihre Arbeiten fallen aus dem Rahmen. In der Tat war ihr The- ma ein ganz anderes: Geheimnisse nämlich. Außerdem in der Ausstellung ver- treten sind Heike Bader, Kerstin Haagmann, Roswitha Klotz, Brigitte Kratochwill, Konstantin Oestreich, Karola Pegau Ymmerwahr, Bettina Reichert, Petra Rös Nickel, Ursa Schoepper, Christine Stettner, Imke Stolle d’Silva und der Pirmasenser Künstler Klaus Kadel-Magin. AUSSTELLUNGEN Galerie Beck, Am Schwedenhof, Homburg- Schwarzenacker, Ausstellungen bis 1. No- vember, Haupthaus: „Raum und Zeit“ (25 Künstler, mitSusanne Freiler-Höllinger und Klaus Kadel-Magin), Sparte NG4: „Intrin- sisch expressiv“ (Zeichnungen von Tho- mas Brunner, Malerei von Doris Dillschnei- der), Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 15-18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr und nach Vereinbarung: Telefon 06848/701190. Zuhören, raten, staunen „Rätseln, Zeichnen, Zuhören und Staunen“, so beschreibt die Zwei- brücker Jugendbücherei ihr neues Programm. Es startet am 24. Okto- ber mit den Bibliothekstagen Rhein- land-Pfalz. Bei den Bibliothekstagen dreht sich alles um Bücher und Lesen. Beglei- tend dazu gibt es ein Preisrätsel für Kinder: für Kinder bis acht Jahre und für Kinder ab neun Jahre. Am Montag, 24. Oktober, 16 Uhr, können sich alle Kinder in der Jugendbücherei treffen, um den Lösungssatz zu finden. Es sind Preise zu gewinnen. Karten für den Rätselspaß gibt es ab sofort in der Jugendbücherei. Herbstprogramm der Zweibrücker Jugendbücherei startet mit Preisrätsel Bei den Bibliothekstagen gibt es ei- nen Zeichenkurs mit Charlotte Hof- mann aus Berlin, die Kindern von acht bis zwölf Jahren zeigt, wie „Zeichnen wie Gregs Tagebuch“ geht. In 90 Mi- nuten lernen die Kinder Schritt für Schritt, wie man die Hauptfigur aus Jeff Kinneys Comic-Roman illustriert. Außerdem zeigt die Künstlerin noch, wie man Sprechblasen einsetzen kann und welche Gefühle Greg mit seiner Mimik und Körperhaltung zum Ausdruck bringen kann. Verbindliche Anmeldungen nimmt die Jugendbü- cherei ab sofort entgegen. Vorlesen und zuhören darum geht es beim 13. bundesweiten Vorle- setag „Wir lesen vor“ am Freitag, 18. November, 16 Uhr. Als Vorleser ist der Zweibrücker Arzt und Landtagsabge- ordnete Christoph Gensch in der Ju- gendbücherei zu Gast. Kostenlose Einlasskarten gibt es ab 25. Oktober. Staunen über Weihnachten, das kann der Hirtenhund Rex, der alles genau wissen will: Weshalb und wa- rum feiern wir Weihnachten? „Die Weihnachtsgeschichte“ heißt das Stück des Theaters Option Orange für Kinder ab vier Jahren. |adi INFO Karten, Infos, Anmeldung: Jugendbücherei Zweibrücken, Hofenfelsstraße 53, Telefon 06332-923940. Öffnungszeiten: Dienstag 10-18 Uhr, Mittwoch bis Freitag 14-18 Uhr. „Genieße das Leben“ Beim Jahreskonzert der Zweibrü- cker Stadtkapelle am Sonntag, 30. Oktober, 17 Uhr, in der Zweibrücker Festhalle gibt es ein Adele-Medley und viele sehr malerische Stücke für die 45 Bläser der Kapelle. Das Programm, das vom Jugendor- chester der Herzog-Christian-Musik- schule mitgestaltet wird, steht unter dem Motto „Enjoy Life“ (Genieße das Leben). So heißt auch das fröhliche Musikstück von Wolfgang Wössner, das ein Altsaxofon-Solo enthält. Wei- ter spielte die Kapelle unter Leitung von Björn Weinmann den von Bob Crewe 1967 komponierten Klassiker „Can’t Take My Eyes of You“. „Auf ei- Jahreskonzert der Zweibrücker Stadtkapelle am 30. Oktober in der Festhalle nem persischen Markt“ (1920 vom elfjährigen Albert Ketèlbey kompo- niert) ist märchenhaft: Kameltreiber, eine schöne Prinzessin und Bettler kommen darin vor. „Persis“ (2000), das achtminütige Stück für Blasor- chester von James L. Hosay, ist ein modernes Gegenstück dazu: Myste- riöse orientalische Klänge, eine mit- reißende Jagd und ein Oboensolo ge- hören dazu. Die „Second Suite in F for Military Band“ (1911) schrieb der britischen Komponist Gustav Holst, sie basiert auf englischen Folksongs und ist ein Standardstück für Blasorchester. Jaz- ziger und rhythmisch treibender ist Sam Nesticos Klassiker „Malagueña“. Keith Terretts „El Matador'' ist ein Pa- so Doble. Ein Arrangement aus der „Lord of the Dance“-Show gehört ebenso zum Repertoire der Stadtka- pelle wie Dixieland und eben ein Ade- le-Medley mit drei der größten Hits aus den Anfängen ihrer Musikkarrie- re: „Set Fire to the Rain“, „Someone Like You“ und „Rolling in the Deep“. Zum Abschluss ist ein kurzweiliger Dixieland geplant. |adi KARTEN Karten kosten zehn Euro für Erwachsene und fünf Euro für Jugendliche. Es gibt sie im Zweibrücker Kultur- und Verkehrsamt, Maxstraße 1, und bei allen Aktiven der Stadtkapelle. Name: zwe_hp17_lk-kult.01 Erstellt von: dittgea PDF erstellt 18.10.2016 15:01:20 DLayName: zwe_hp17_lk-kult.01 Ausgabe rhp-zwe Ressort lk-kult () Erscheint am Dienstag, 18. Oktober 2016 Benedikt Schwarz spielte an der Walcker-Orgel in der evangelischen Kirche von Althornbach. Seine Schwester blätterte die Noten um. FOTO: MOSCHEL Susanne Freiler-Höllinger stellt den vernetzten Menschen dar. FOTO: MAGIN Thomas Brunner zeichnet gerne Tiere. FOTO: BRUNNER/FREI

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9491647_10_1

DIE RHEINPFALZ — NR. 243 DIENSTAG, 18. OKTOBER 2016REGIONALE KULTUR

zwe_hp17_lk-kult.01

Bach mit hellen PfeifenVON KONSTANZE FÜHRLBECK

Raritäten aus Barock und Romantikstellte Benedikt Schwarz den etwa20 Besuchern der Matthiaskirche inAlthornbach am Sonntagnachmit-tag an der historischen Walcker-Or-gel aus dem Jahr 1884 vor.

Dazu gehörte Max Regers (1873-1916) Gebet „Vater unser im Himmel-reich“ op. 67. Nach einem machtvol-len Orgelfanal verdichtete sich dasThema zusehends und nahm eine im-mer größere Intensität an. Eine aus-geprägte harmonische Komplexitätsorgte für eine hochromantische,stellenweise schon fast modern an-mutende Tonsprache in einem tönen-den Relief, das eine Geschichte ohneWorte erzählte – ein Fresko schien le-bendig zu werden. Dazwischen setzteein kraftvoll-bestimmtes Thema ei-nen Ruhepunkt, es erinnerte an einGlaubensbekenntnis. Ein Gebet wieaus weiter Ferne, in hellen hohen,

Benedikt Schwarz spielt barocke und romantische Orgelstücke in Althornbachdoch gedämpften Registern, schiendarauf zu antworten. Die Möglichkei-ten der Walcker-Orgel, durch Regis-terwechsel Klang-Raum-Effekte zuerzeugen, spielte Benedikt Schwarzhier voll aus.

Fesselnd gestaltete Schwarz auch„Nimrod“, den neunten Satz aus den„Enigma“-Variationen des britischenKomponisten Edward Elgar (1857-1937). In dem Werk verarbeitete Elgarin kleinen musikalischen Porträts au-tobiografische Ereignisse und Erleb-nisse. „Nimrod“, das er nach dem ausdem Alten Testament bekannten Jä-ger benannt hat, widmete er seinemFreund, dem Verlagsangestellten Au-gustus Jaeger, der ihn nach einer tie-fen Depression und Schaffenskrisewieder zum Komponieren ermutigte.Eine liedhafte Weise bildete das The-ma, das in verschiedenen Klangfar-ben und Registern wiederholt wurdeund durch winzige Details im Spielvon Benedikt Schwarz ständig seinenAusdruckscharakter veränderte.

Aber auch bekanntere Werke wiedas Concerto in G-Dur von Johann Se-bastian Bach (1685-1750) ließ Bene-dikt Schwarz an der Walcker-Orgel zueinem Klangerlebnis werden. Sehrkraftvoll und sonor, dabei aber inhöchster Klangtransparenz, gestalte-te er den Satz ohne Bezeichnung undzeigte eine breite harmonischeKlangfarbenpalette in den verschie-densten Registern. Helle Pfeifen inden hohen Registern setzten dabeimarkante Akzente. Das Grave zeich-nete sich durch ausgeprägte lautma-lerische Elemente aus, die Schwarzauch markant hervorhob. Ein im Stu-fengang fortschreitendes Thema ließer in unterschiedlichsten Klangfarbenhervortreten: Helle und dunkle Re-gister im Wechsel veränderten seinenAusdruck immer wieder. Dunkle lan-ge Liegetöne sorgten wie durchdrin-gende, mahnende Fanale für bedäch-tigen Ernst. So entstand eine aus-drucksvolle Mehrstimmigkeit, beider sich die verschiedenen „Stim-men“ der Walcker-Orgel miteinanderzu unterhalten schienen.

Kraftvoll und beschwingt, doch mitgeschmeidiger Eleganz formteSchwarz das Thema des Allegros.Auch dieser Satz zeichnete sich durchharmonische Komplexität aus, dieder Organist in zahllosen Klangfar-bennuancen hervortreten ließ. Auf-fallend war seine Anschlagtechnik,die selbst immer schneller werdende,sich nahezu überstürzende Tempi inhöchster Klarheit gestaltete und da-für sorgte, dass das Thema sich nichtim breiten, machtvoll-flutendenKlang der Orgel verlor.

Seine virtuosen spieltechnischenwie gestalterischen Fähigkeiten, dieden unterschiedlichen Ausdrucks-charakter der Werke markant hervor-hoben, konnte Schwarz auch in seinerInterpretation der Passacaglia d-Mollvon Dietrich Buxtehude (1822-1707),in der „Sortie“ von César Franck(1822-1890) und in Johann SebastianBachs Toccata und Fuge d-Moll unterBeweis stellen.

Menschen verdrahtet, Tiere entfesseltVON CHRISTIANE MAGIN

„Raum und Zeit“ lautet das Mottoder von Mathias Beck und Christo-pher Naumann kuratierten undrecht vielfältigen Ausstellung imStammhaus der Homburger GalerieBeck. Die sich thematisch ergeben-de Symbiose zeigt 14 Künstler imStammhaus der Galerie Beck. Mitvon der Partie sind zwei Zweibrü-cker.

Es sind tiefe, kühl leuchtende Farben,mit denen die Zweibrückerin Susan-ne Freiler-Höllinger, Jahrgang 1965,arbeitet. Verlötungen in den Platinensetzen sich im Bild fort. Als Reaktionzwischen Mensch und Technik, be-schreibt Christopher Naumann dieArbeit der Künstlerin.

In „Hyperbel“, einer Assemblageauf Holz, zeigt die Künstlerin den ver-netzten Menschen, einen Hybriden,der von Elektrobauteilen abhängtund an Schläuche angeschlossen ist.Transformiert sind sie, ihre Men-schen, beherrscht von Technik, die inden urbanen Lebensraum eindringt.Bei der Betrachtung ihrer Arbeitendrängt sich die digitale Transparenzals Thema auf, stellt sich die Frage, in-wiefern der autonome Mensch nochgegeben ist. Mit viel Akkuratesse hatdie Zweibrückerin dutzende elektro-nische Bauteile zu einem optisch an-sprechenden Ganzen auf die Bild-oberfläche montiert.

Ganz anders arbeitet der zweiteZweibrücker, Thomas Brunner (Jahr-gang 1963). Der Kopf eines Mannesgeht in eine Katze über, die grimmig

Zwei Zweibrücker in der Homburger Galerie Beck: die Malerin Susanne Freiler-Höllinger und der Zeichner Thomas Brunner

über seinem Gesicht thront. SeinenKopf in die Hände gestützt beobach-tet er besonnen eine Maus. „Nicht al-leine“ heißt die grafische Arbeit desRHEINPFALZ-Mitarbeiters Brunner,der vom Zeichnen nicht lassen kann.

Mit Kugelschreiber oder Bleistifterschafft der Autodidakt mal Misch-wesen, mal Clowns, und fast immerüberwiegt die düstere Seite in seinenZeichnungen, die anstößig und kei-neswegs gefällig ist. Überwiegt diemenschliche Komponente in seinemKatzenmenschen, weil er nicht an-

greift? Nicht unbedingt, meint derKünstler. Die Gestalt könne sichschon im nächsten Moment bücken –und die Maus ist dann verschwunden.Deswegen sieht Thomas Brunner sei-ne Motive als Momentaufnahmen,denen er vielleicht demnächst meh-rere Teile widmen möchte. SeineKunst kommt an. Gleich mehrere Ar-beiten wurden bereits zur Vernissageverkauft. Brunner war der Verkaufs-schlager des Abends.

Herausragend aus der Masse derweit über 100 Arbeiten in den drei

Ausstellungen im Galeriehaus Becksind auch die Bilder der 32-jährigenPina Roth, die in Berlin ihre Wahlhei-mat gefunden hat. Sie sehen nichtschön aus, ziehen aber dennoch un-weigerlich die Blicke des Betrachtersin ihren Bann. „Im Irrgarten“, dem 140mal 120 Zentimeter großen Bild inAcryl und Öl auf Leinwand, dominie-ren drei junge Frauen die Szenerie.Von weitem sehen sie verspielt aus,wenn nicht verführerisch: durch dieKleider, ihre gelösten Haare. Tritt manan sie heran, werden drei in Monster

mutierte weibliche Geschöpfe sicht-bar, die mit leeren, ja feindseligen Au-gen in die Welt blicken. Mehr noch:sie haben direkt ihre Betrachter im Vi-sier. Eine versteckt sich hinter einerMaske, die anderen irritieren durchdie Tiere, die ihnen zugeordnet sind.Der einen sitzt ein schwarzer Hund zuFüßen, die andere hält einen Pelikanim Arm. Und der Irrgarten, der istzwar durch Grüntöne erkennbar, aberverkehrt ist er trotzdem – denn Blü-ten trägt er nicht.

Eine wunderschöne filigrane Ent-

deckung sind die Arbeiten von MarieChantal Marx, die in Brüssel Kunststudiert hat und in Falscheid/Lebachim Saarland eine Keramikwerkstattbetreibt. Wie aus verschiedenen Still-leben gefallene Früchte wirken dienatürlich anmutenden Objekte, andenen die Zeit genagt zu habenscheint. Die anderen ähneln ver-brannten Holzstücken, zu Kohle ge-wordene Kunstwerke. Es sind Kera-miken aus Ton und Porzellan, gefer-tigt mit einer speziellen Engobe. Mit-ten im Leben dagegen stehen ihreFrauengestalten mit den viel zu gro-ßen Füßen. Sie strahlen etwas Positi-ves aus: Standhaftigkeit, Kraft undÜberzeugung. Ihre Arbeiten fallen ausdem Rahmen. In der Tat war ihr The-ma ein ganz anderes: Geheimnissenämlich.

Außerdem in der Ausstellung ver-treten sind Heike Bader, KerstinHaagmann, Roswitha Klotz, BrigitteKratochwill, Konstantin Oestreich,Karola Pegau Ymmerwahr, BettinaReichert, Petra Rös Nickel, UrsaSchoepper, Christine Stettner, ImkeStolle d’Silva und der PirmasenserKünstler Klaus Kadel-Magin.

AUSSTELLUNGENGalerie Beck, Am Schwedenhof, Homburg-Schwarzenacker, Ausstellungen bis 1. No-vember, Haupthaus: „Raum und Zeit“ (25Künstler, mit Susanne Freiler-Höllinger undKlaus Kadel-Magin), Sparte NG4: „Intrin-sisch expressiv“ (Zeichnungen von Tho-mas Brunner, Malerei von Doris Dillschnei-der), Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag,15-18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr und nachVereinbarung: Telefon 06848/701190.

Zuhören, raten, staunen„Rätseln, Zeichnen, Zuhören undStaunen“, so beschreibt die Zwei-brücker Jugendbücherei ihr neuesProgramm. Es startet am 24. Okto-ber mit den Bibliothekstagen Rhein-land-Pfalz.

Bei den Bibliothekstagen dreht sichalles um Bücher und Lesen. Beglei-tend dazu gibt es ein Preisrätsel fürKinder: für Kinder bis acht Jahre undfür Kinder ab neun Jahre. Am Montag,24. Oktober, 16 Uhr, können sich alleKinder in der Jugendbücherei treffen,um den Lösungssatz zu finden. Essind Preise zu gewinnen. Karten fürden Rätselspaß gibt es ab sofort in derJugendbücherei.

Herbstprogramm der Zweibrücker Jugendbücherei startet mit PreisrätselBei den Bibliothekstagen gibt es ei-

nen Zeichenkurs mit Charlotte Hof-mann aus Berlin, die Kindern von achtbis zwölf Jahren zeigt, wie „Zeichnenwie Gregs Tagebuch“ geht. In 90 Mi-nuten lernen die Kinder Schritt fürSchritt, wie man die Hauptfigur ausJeff Kinneys Comic-Roman illustriert.Außerdem zeigt die Künstlerin noch,wie man Sprechblasen einsetzenkann und welche Gefühle Greg mitseiner Mimik und Körperhaltung zumAusdruck bringen kann. VerbindlicheAnmeldungen nimmt die Jugendbü-cherei ab sofort entgegen.

Vorlesen und zuhören – darumgeht es beim 13. bundesweiten Vorle-setag „Wir lesen vor“ am Freitag, 18.

November, 16 Uhr. Als Vorleser ist derZweibrücker Arzt und Landtagsabge-ordnete Christoph Gensch in der Ju-gendbücherei zu Gast. KostenloseEinlasskarten gibt es ab 25. Oktober.

Staunen über Weihnachten, daskann der Hirtenhund Rex, der allesgenau wissen will: Weshalb und wa-rum feiern wir Weihnachten? „DieWeihnachtsgeschichte“ heißt dasStück des Theaters Option Orange fürKinder ab vier Jahren. |adi

INFOKarten, Infos, Anmeldung: JugendbüchereiZweibrücken, Hofenfelsstraße 53, Telefon06332-923940. Öffnungszeiten: Dienstag10-18 Uhr, Mittwoch bis Freitag 14-18 Uhr.

„Genieße das Leben“Beim Jahreskonzert der Zweibrü-cker Stadtkapelle am Sonntag, 30.Oktober, 17 Uhr, in der ZweibrückerFesthalle gibt es ein Adele-Medleyund viele sehr malerische Stücke fürdie 45 Bläser der Kapelle.

Das Programm, das vom Jugendor-chester der Herzog-Christian-Musik-schule mitgestaltet wird, steht unterdem Motto „Enjoy Life“ (Genieße dasLeben). So heißt auch das fröhlicheMusikstück von Wolfgang Wössner,das ein Altsaxofon-Solo enthält. Wei-ter spielte die Kapelle unter Leitungvon Björn Weinmann den von BobCrewe 1967 komponierten Klassiker„Can’t Take My Eyes of You“. „Auf ei-

Jahreskonzert der Zweibrücker Stadtkapelle am 30. Oktober in der Festhallenem persischen Markt“ (1920 vomelfjährigen Albert Ketèlbey kompo-niert) ist märchenhaft: Kameltreiber,eine schöne Prinzessin und Bettlerkommen darin vor. „Persis“ (2000),das achtminütige Stück für Blasor-chester von James L. Hosay, ist einmodernes Gegenstück dazu: Myste-riöse orientalische Klänge, eine mit-reißende Jagd und ein Oboensolo ge-hören dazu.

Die „Second Suite in F for MilitaryBand“ (1911) schrieb der britischenKomponist Gustav Holst, sie basiertauf englischen Folksongs und ist einStandardstück für Blasorchester. Jaz-ziger und rhythmisch treibender istSam Nesticos Klassiker „Malagueña“.

Keith Terretts „El Matador'' ist ein Pa-so Doble. Ein Arrangement aus der„Lord of the Dance“-Show gehörtebenso zum Repertoire der Stadtka-pelle wie Dixieland und eben ein Ade-le-Medley mit drei der größten Hitsaus den Anfängen ihrer Musikkarrie-re: „Set Fire to the Rain“, „SomeoneLike You“ und „Rolling in the Deep“.Zum Abschluss ist ein kurzweiligerDixieland geplant. |adi

KARTENKarten kosten zehn Euro für Erwachseneund fünf Euro für Jugendliche. Es gibt sieim Zweibrücker Kultur- und Verkehrsamt,Maxstraße 1, und bei allen Aktiven derStadtkapelle.

Name: zwe_hp17_lk-kult.01 Erstellt von: dittgea PDF erstellt 18.10.2016 15:01:20 DLayName: zwe_hp17_lk-kult.01Ausgabe rhp-zwe Ressort lk-kult () Erscheint am Dienstag, 18. Oktober 2016

Benedikt Schwarz spielte an der Walcker-Orgel in der evangelischen Kirchevon Althornbach. Seine Schwester blätterte die Noten um. FOTO: MOSCHEL

Susanne Freiler-Höllinger stellt den vernetzten Menschen dar. FOTO: MAGIN Thomas Brunner zeichnet gerne Tiere. FOTO: BRUNNER/FREI