Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung. Ein Leitfaden für Praktiker in Nordrhein-Westfalen.LIGA.Praxis 8
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Landesinstitut fürGesundheit und Arbeitdes Landes Nordrhein-Westfalen
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung2
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Impressum
Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW)Ulenbergstraße 127 – 13140225 DüsseldorfTelefon 0211 3101-0Telefax 0211 [email protected]
AutorinnenNicole Tempel, Universität BielefeldProf. Dr. Petra Kolip, Universität Bielefeld
Redaktion und BearbeitungLIGA.NRW
Namensbeiträge geben die Meinung der Verfasser wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung des Herausgebers.
Layout und Verlag LIGA.NRW
Titelfoto© Claudia Hautumm/pixelio.de
Das LIGA.NRW ist eine Einrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen und gehört zum Geschäftsbereich des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales.
Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des LIGA.NRW.
Düsseldorf, November 2011
ISBN 978-3-88139-170-2
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung. Ein Leitfaden für Praktiker in Nordrhein-Westfalen.
Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen
LIGA.Praxis 8
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Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Zusammenfassung .................................................................................................................................................7
1. Warum ein Leitfaden zur Qualitätsentwicklung in Prävention und Gesundheitsförderung? .....................9
2. Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung? .............................................................................................11
DefinitiondesQualitätsbegriffs ............................................................................................................................11
Qualitätsdimensionen:Planungs-,Struktur-,Prozess-undErgebnisqualität ......................................................11
Qualitätssicherung–Qualitätsmanagement–Qualitätsentwicklung: WashabendieunterschiedlichenBegriffezubedeuten? ....................................................................................13
QualitätsmanagementinunterschiedlichenProjektphasen .................................................................................16
WasbedeutetQualitätausSichtderKrankenkassen? .......................................................................................17
WasbedeutetQualitätimRahmendesPräventionskonzeptsNRW? .................................................................19
WasbedeutetQualitätimRahmenderLandesinitiative„GesundesLandNRW“? ..............................................21
3. Überblick über Qualitätsinstrumente ..............................................................................................................23
4. Kurzbeschreibungen der Instrumente und Qualitätssysteme.......................................................................25
Evaluationstools ..................................................................................................................................................25
GemeindenaheGesundheitsförderung ...............................................................................................................25
Zielerreichungsskalen(GoalAttainmentScaling–GAS) ....................................................................................25
GoodPractice-Kriterien .......................................................................................................................................25
KEQ–KapazitätsentwicklungimQuartier ...........................................................................................................25
PartizipativeQualitätsentwicklung .......................................................................................................................25
QIP–QualitätinderPrävention ..........................................................................................................................26
QUiG©–QualitätszirkelinderGesundheitsförderungundPrävention ................................................................26
Quint-essenz .......................................................................................................................................................26
Selbstevaluation ..................................................................................................................................................26
5. Steckbriefe der Qualitätsinstrumente ..............................................................................................................27
Evaluationstools ..................................................................................................................................................27
GemeindenaheGesundheitsförderung ...............................................................................................................30
Zielerreichungsskalen(GoalAttainmentScaling–GAS) ....................................................................................32
GoodPractice-Kriterien ......................................................................................................................................35
KEQ–KapazitätsentwicklungimQuartier ...........................................................................................................39
PartizipativeQualitätsentwicklung .......................................................................................................................42
QIP–QualitätinderPrävention ..........................................................................................................................46
QUiG©–QualitätszirkelinderGesundheitsförderungundPrävention ................................................................50
Quint-essenz ......................................................................................................................................................53
Selbstevaluation ..................................................................................................................................................58
6. Literatur ..............................................................................................................................................................61
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung6
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WirdankendenEntwicklerinnenundEntwicklernderindiesemWegweiserdargestelltenQualitätsinstrumente,diedieKurzbeschreibungendurchgesehen,kommentiertundergänzthaben,namentlichGünterAckermann, Dr.OttmarBahrs,CarolaGold,Dr.HubertStuder,HolgerKilian,MPH,Prof.Dr.JoachimKönig,Dr.FrankLehmann,Prof.Dr.JulikaLoss,AndreasMühlbach,Dr.StefanNickel,InaSchaefer,MPH,Prof.Dr.AlfTrojanund Prof.Dr.MichaelT.Wright
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Zusammenfassung
„WasbedeutetQualitätinderGesundheitsförderung?“und„WasleistendieverfügbarenQualitätsinstrumente?“-MitdiesenFragestellungenbeschäftigtsichderneueLeitfaden„QualitätinGesundheitsförderungundPrä-vention“.DerBegriff„Qualität“wirddefiniertundinsei-nenDimensionenPlanungs-,Struktur-,Prozess-undErgebnisqualitäterläutert.DarüberhinauswerdendieKonzeptevonQualitätssicherung,QualitätsentwicklungundQualitätsmanagementdargestelltunddasQuali-tätsmanagementinAbhängigkeiteinzelnerProjektpha-senerläutert.SoerhältderLesereinenerstenÜberblicküberzentraleKonzepteundBegrifflichkeitenderQuali-tätssicherungimRahmenderGesundheitsförderung.
SchwerpunktdesLeitfadenssindSteckbriefezuaus-gewähltenQualitätsinstrumenten.Wirhabenunsdabeiauflangjährigbewährte,gutzugänglicheundverbreiteteInstrumentebeschränkt.Siewerdenmitihrenbeson-derenEigenschaften,ihrenZielgruppen,undideal-typischenEinsatzmöglichkeitenbeschriebenundmitnützlichenHinweisenfürdiepraktischeAnwendungversehen.DieSteckbriefesindstandardisiertaufgebaut,ermöglicheneinenschnellenVergleichzwischendenInstrumentenunderleichterndieAuswahldesgeeig-netenInstrumentsfürdiejeweiligeProjektplanung.
ImVergleichderSteckbriefewerdendieverschiedenenmethodischenAnsätzeund„Philosophien“deutlich,diedieQualitätsdiskussioninderGesundheitsförderungseitlangembestimmen.DerLeitfadennimmthierkeinegrundsätzlichenWertungenvor.Erversuchtauchnicht,einengemeinsamenNennerzufindenoderdieVielzahlderAnsätzezueinemübergreifendenGoldstandardzuverdichten.Zielistesvielmehr,diejeweiligenStärkenundSchwächensowiegeeigneteEinsatzgebietetrans-parentzumachenunddenNutzerndieEntscheidungfürodergegeneinbestimmtesInstrumentzuerleichtern.
DervorliegendeLeitfadenwurdeebenfallsineinerOnline-Fassungveröffentlicht,dieunterwww.liga.nrw.de/rk→„QualitätinGesundheitsförderungundPräven-tion“zufindenist.InderOnline-FassungwirdderLeitfa-denkontinuierlichaktualisiertunderweitert.
Zusammenfassung
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IndenvergangenenJahrenwurden–anknüpfendaninternationaleErfahrungen–auchimdeutschsprachigenRaumzahlreicheAngebotederQualitätsentwicklungundQualitätssicherunginPräventionundGesund-heitsförderungentwickelt.DiesereichenvoneinfachenInstrumentenderProjektdokumentationbiszukomple-xenSystemenwiez.B.Equint-essenz(sieheS.53).BeiPraktikerinnenundPraktikernstößtdasThemaaufgroßesInteresse;allerdingsistesgeradefürEinstei-gerinnenundEinsteigernichteinfach,dieVielfaltanWebseiten,PublikationenundFortbildungsangebotenzuüberblickenunddenpassendenAnsatzausderAnge-botsvielfaltherauszufiltern.
DervorliegendeLeitfadenzurQualitätsentwicklunghatdasZiel,einenstrukturiertenEinblickinverschiedeneQualitätsansätzezuliefern.ErwilleinenÜberblicküberunterschiedlicheInstrumenteundSystemegebenundPraktikerinnenundPraktikerermutigen,diefürsiepas-sendenzuerproben.DerLeitfadenknüpftandasModul„QualitätvonBewegungsförderungimAlltagältererMenschen“an,daseinederAutorinnendiesesLeitfa-densfürdasLandesinstitutfürGesundheitundArbeitNRW(LIGA.NRW)erstellthatunddaseinenüberblicks-artigenEinstiegindasThemaermöglicht.(DasModulistseitJuni2010onlineverfügbar:www.liga.nrw.de/zfb→QualitätinderBewegungsförderung.)DiedorterwähntenAnsätzewerdenindiesemLeitfadenvertieft,umweitereAnsätzeergänzt,undeswerdenMöglich-keitenaufgezeigt,diejeweilsskizziertenInstrumentezuerproben.LeserinnenundLesersollenbefähigtwerden,dasfürsiepassendeInstrumentzuidentifizieren,indemKernelementeprägnantinFormvoneinheitlichaufge-bautenSteckbriefenzusammengefasstwerden.
DerLeitfadenistwiefolgtaufgebaut:Einerallgemei-nenEinführungindieGrundlagenderQualitätsentwick-lungunddesQualitätsmanagements(Kap.2)folgteineüberblicksartigeZusammenfassungderInstrumenteinFormeinesRasters,anhanddessensichdieLeserinundderLesereinenerstenEindruckverschaffenunddieinFragekommendenInstrumenteidentifizierenkönnen.
1. Warum ein Leitfaden zur Qualitätsentwicklung in Prävention und Gesundheitsförderung?
DieÜbersicht(sieheS.24)beantwortetdiefolgendenFragen:
● InwelcherFormfindetdieBewertungstatt(intern/ex-tern)?
● AufwelcheQualitätsdimensionwirdderSchwerpunktgelegt(Planungs-,Struktur-,Prozess-,Ergebnisquali-tät)(zudenBegriffensieheS.11ff.)?
● WelcheKostenfallenfürdieNutzungan?
● Wieaufwändigistes,sichindasInstrumenteinzuar-beiten?
ImanschließendenKapitel3werdendieInstrumentekurzbeschrieben,umeineweitereEingrenzungzuermöglichen.Ausführliche„Steckbriefe“werdeninKapi-tel4präsentiert.EinigeSchlagwortesinddenBeschrei-bungenzurleichterenOrientierungvorangestellt.DieSteckbriefelieferneineBeschreibungdesInstruments,stellendenEntwicklungskontextundtheoretischenHintergrunddar,spezifizierendieZielgruppeunddieVoraussetzungenfürdieAnwendung,diskutierenChan-cen,Stärken/VorteileundSchwächen/NachteileundlieferneineEinschätzungüberdenAufwandderEinar-beitung.ZujedemInstrumentwerdenweiterführendeLiteraturempfehlungenund/oderWeblinkssowieKon-taktdatenderInstrumentenentwicklerund-entwickle-rinnenangegeben.
Warum ein Leitfaden zur Qualitätsentwicklung in Prävention und Gesundheitsförderung?
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Definition des QualitätsbegriffsDerBegriff„Qualität“leuchtetimAlltagzunächstein-malintuitivein.Erhatetwasdamitzutun,dasseinProduktfehlerfreiistodereineDienstleistungsoerfülltwurde,dassSiealsKundinoderKundedamitzufriedensind(Außensicht)unddiehinterdemProduktoderderDienstleistungliegendeArbeitmöglichstreibungslosundmitvertretbaremAufwanderfolgt(Innensicht).
BeinäheremHinsehenistesabergarnichtsoeinfach,denintuitivenBegrifffürdieGesundheitsförderungzufüllen.DerQualitätsbegriffwurdeinderIndustrieent-wickeltundistzunächsteinmalunabhängigvomInhalt.InderDINENISO-Norm8402wirdQualitätdefiniertalsdie„GesamtheitvonMerkmalswerteneinerEinheitbezüglichihrerEignung,festgelegteundvorausgesetzteErfordernissezuerfüllen“(zitiertnachSelbmann2000).FürdieindustrielleProduktionlässtsichdieseabstrakteFormulierungleichtübersetzen:QualitätmeinthierdieMerkmaleeinesProduktes–z.B.einesAutoreifens–,diezuvorfestgelegtenKriterien–z.B.leisezurollen,gutzuhaftenundlanglebigzusein–zuerfüllen.Aberwassinddie„Merkmalswerte“inderGesundheitsförde-rung?DasUS-amerikanischeInstituteofMedicinefor-muliertQualitätimGesundheitssektorals„dasAusmaß,indemGesundheitsleistungenfürIndividuenundPopu-lationendieWahrscheinlichkeiterwünschtergesund-heitlicherBehandlungsergebnisseerhöhenundmitdemgegenwärtigenprofessionellenWissensstandüberein-stimmen“(zitiertnachSVR2001,S.57).
2. Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?
AufGesundheitsförderungundPräventionüber-tragenistQualitätalsodamitverbunden,dassdieWahrscheinlichkeitgewünschterErgebnisse(alsoz.B.eingesteigertesBewegungsverhaltenderüber65-jährigenBewohnerinnenundBe-wohnereinesQuartiers)steigtunddieInterven-tionselbstwissenschaftlichfundiertist(also z.B.mitBezugaufTheorienzurVeränderungdesBewegungsverhaltensgeplantwurde).
Qualitätsdimensionen: Planungs-, Struktur-, Prozess- und Ergebnis- qualitätDeramerikanischeProfessorfürPublicHealthAvedisDonabedianwareinerderersten,derdenQualitätsbe-griffaufdenGesundheitsbereichübertragenhat–sei-nerzeitnochmitBlickaufdiemedizinischeundpflege-rischeVersorgung.VonihmstammtdieUnterteilunginStruktur-,Prozess-undErgebnisqualität(Donabedian1966),diesichauchfürdieGesundheitsförderungeig-net,hieraberdurcheinenviertenAspekt,diePlanungs-/Konzept-/Assessmentqualitätergänztwird(Ruckstuhletal.2001)(sieheAbb.1).
DiePlanungs-oderKonzeptqualität(auch„Assessment-qualität“)beziehtsichu.a.aufdieseFragen:
● IstderBedarfsachlichdargestellt?
● SinddieBedürfnissederZielgruppeerfasst?
Planung Struktur Prozess Ergebnis
Abb. 1: Qualitätsdimensionen (eigene Darstellung)
Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung12
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organisatorischenBedingungen.Somüssenz.B.inderschulischenGesundheitsförderungMaßnahmennichtnurmitdemCurriculum,sondernauchmitdenbildungs-politischenVorgabenabgestimmtwerden.
ProzessqualitätbeziehtsichaufdieUmsetzungeinerInterventionodereinesAngebotes.Eswirdz.B.bewer-tet,obeineRückenschuleodereinYogakurssoumge-setztwerden,wieesgeplantwar.Vorabistalsofest-zulegen,wieeineMaßnahmeimplementiertwerdensoll–z.B.ineinemdetailliertenAblaufplanodereinemHandbuch.AuchderUmsetzungsprozessmusssyste-matischdokumentiertwerden(z.B.mitDokumentations-bögen).DerBegriffderProzessqualitätistengverwandtmitdemderformativenbzw.Prozessevaluation.IndermedizinischenVersorgunglässtsichz.B.erfassen,obeinemedizinischeBehandlungentsprechendderLeitli-nieeinerFachgesellschafterfolgt.InderGesundheits-förderunggibtessolcheLeitlinienabernicht.Deshalbistesumsobedeutsamer,dieUmsetzungsschritteschrift-lichzufixieren,indemSiez.B.beieinemBewegungs-kursimParkfestlegen,wasinwelcherStundepassiert.
ErgebnisqualitätbeziehtsichschließlichaufdieFrage,obmitderInterventionauchdaserreichtwurde,wasangestrebtwar.UmdieErgebnisqualitätzuüberprüfen,isteswichtig,sichvorabklarzumachen,welchesdasZielderMaßnahmeistundworanderErfolggemessenwerdensoll.
● SinddieVorerfahrungenausanderenProjektenange-messenberücksichtigt?
● SinddiewissenschaftlichenGrundlagenaufbereitetundwurdedieInterventiontheoriegestütztentwickelt?
Soistesz.B.wichtigzuwissen,wiesichÄlteregene-rellzumehrBewegungmotivierenlassen,oderwasdieallgemeinenWünschevonSeniorinnenundSenioreninBezugaufBewegungsind.ModelleguterPraxisdienenalsErfahrungsbasis,aufdiesichdaseigeneAngebotstützenkann.BeisolchenvorbildhaftenModellenistfürdiePlanungsqualitätauchbedeutsam,obderentspre-chendeKontextdemdereigenenInterventionentsprichtoderähnlichist.Das,wasinGarmisch-Partenkirchenerfolgreichetabliertwerdenkonnte,kanninWanne-Eickelscheitern,weilderKontexteingänzlichandererist.EinekritischeReflexiondermöglichenÜbertragbar-keitistdeshalbbesonderswichtig(Broesskamp-Stone2009).
StrukturqualitätbeziehtsichaufdieRahmenbedin-gungeneinesGesundheitsangebotes,alsoz.B.aufdiepersonelle,technischeoderfinanzielleAusstattung.AuchräumlicheGegebenheitensindwichtig.SinddieRäumefüreinenEntspannungskursgroßgenug?IstdasPersonalausreichendqualifiziert?AufdieseAspektelegendiegesetzlichenKrankenkassengroßenWert,wennsieMaßnahmennach§20SGBVanbieten(sieheS.17f.).DerAspektderStrukturqualitätbeziehtsichaberauchaufdieadministrativen,gesetzlichenund
A
S
M
R
T
SMART-Kriterien der Zielformulierung (Quelle: www.quint-essenz.ch)
Spezifisch:Es ist klar, was durch das Projekt oder die Maßnahme genau bewirkt werden soll.
Messbar:Es wird festgelegt, wie die Erreichung des Zieles überprüft werden soll.
Anspruchsvoll:Das Erreichen des Zieles ist eine Herausforderung, das Ziel ist nicht zu niedrig gesteckt …
Realistisch:… aber das Ziel ist auch nicht zu anspruchsvoll, dass das Erreichen illusorisch bleibt
Terminiert:Es wird festgelegt, in welchem Zeitraum das Ziel erreicht werden soll.
Abb. 2: SMART-Kriterien der Zielformulierung
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Voraussetzungendafürgeschaffen,dassauchdasangestrebteErgebniserreichtwird.
DiesbedeutetaberimUmkehrschlussleidernicht,dasssichbeieinerhohenPlanungs-,Struktur-undProzess- qualitätautomatischderErfolgeinerInterventionein-stellt.ObsichMenschenz.B.voneinemBewegungs-angebotangesprochenfühlenundmitmachen,istvonvielenFaktorenabhängig.AberwennbereitsdieVoraussetzungennichtstimmen,istdieWahrscheinlich-keitgering,dasseineMaßnahmeErfolghat.
Qualitätssicherung – Qualitätsmanage-ment – Qualitätsentwicklung: Was ha-ben die unterschiedlichen Begriffe zu bedeuten?WennSiesichmitdemThemaQualitätinderGesund-heitsförderungbeschäftigen,werdenSiedieverschie-denenBegriffemöglicherweiseverwirren.KeinWunder,werdensiedochhäufigsynonym,mitunteraberauchinAbgrenzungvoneinanderverwendet(sieheauchRuckstuhl2009).DasBegriffswirrwarrkennzeichnetdenStandderDiskussion:DieseistnochamAnfang,vielesistimFlussundnochnichtfürdieGesundheitsförderungangepasst.ÜberdieAusrichtungderverschiedenenAnsätzewirdkontroversdiskutiert.
InderIndustrieistQualitätssicherungeinTeildesQua-litätsmanagements.JulikaLossundKollegen(2007)schlageneineähnlicheBegriffsdifferenzierungfürdieGesundheitsförderungvor.SiebegreifenQualitätssiche-
InderGesundheitsförderungisteineOrientierungandensogenanntenSMARTenKriterienüblich.DasAkro-nymstehtfürdieinAbb.2erläutertenAspekte.
WennSieIhrZielklardefinierthaben,stellensichfürdieErfassungderErgebnisqualitätweitereFragen:Wiewol-lenSieIhreZielindikatorenerheben?WannistfürSieeineVeränderungeinvollerErfolg,wannnureinTeil-erfolg?DasInstrumentdesEGoalAttainmentScaling,daswirineinemSteckbriefvorstellen(sieheS.32ff.),stelltdiese–manchmalmühsameZielformulierung–indasZentrumderAufmerksamkeit.
DieErgebnisqualitätwirdimRahmenvonEvaluations-studienerhoben,diemehroderwenigeraufwändigseinkönnen.WirempfehlenhierdieZusammenarbeitmitUniversitätenundFachhochschulen,dieüberdasent-sprechendeKnow-howverfügen.Häufigkannz.B.imRahmenvonQualifikationsarbeitenoderStudierenden-projekteneineEvaluationsstudiedurchgeführtwerden.AberauchmiteinfachenMittelnkönnensieersteHin-weisedaraufbekommen,welcheEffekteeineMaßnah-mehat.DieInternetseiteEwww.evaluationstools.de,zuderSieebenfallseinenSteckbrieffinden(sieheS.27ff.),führtSieanschaulichindieThematikein.
DievierQualitätsdimensionensindengmitei-nanderverbunden:NurwenndasAngebotdentatsächlichenBedarfberücksichtigt,dieBedürf-nissederZielgruppeerfasst,diestrukturellenVoraussetzungenangemessensindunddasAngebotwiegeplantumgesetztwird,sinddie
Planungs-/Konzept-/Assessmentqualität
• SinddieVoraussetzungenfürdasProjektgeklärt?• SinddieBedürfnissederZielgruppebekannt?• SinddieZieleklarbenannt?• StütztsichdieInterventionaufvorhandeneTheorienundForschungsergebnisse?• IstderKontextderInterventionbedacht?• Wurdefestgelegt,welcheEffekteaufwelcherEbenezuerwartensind?
Strukturqualität
• SindderorganisatorischeundinstitutionelleRahmenangemessen?• SinddiepersonellenundfinanziellenRessourcenangemessen?• GibteseindeutigeAufgabenzuordnungenundVerantwortlichkeiten?
Prozessqualität
• WirddasProjektwiegeplantumgesetzt?• GibtesProblememitderKommunikationoderdemInformationsfluss?• WelcheHindernisselassensichidentifizieren?• WelcheförderlichenBedingungenlassensichidentifizieren?
Ergebnisqualität
• ErreichtdasProjektdiegestecktenZiele?• InwelchemAusmaßwerdendieZieleerreicht(Zielerreichungsgrad)undinwelchenBe-reichen?
• SinddieErgebnissenachhaltig?
Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung14
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EinsolchesQualitätsmanagementsystemistfürdieGesundheitsförderungnurbedingtgeeignet.NurindenseltenstenFällensinddieAnbietervonGesundheitsför-derungsangebotengroßgenug,sicheinemVorgehenanzuschließen,dasdiegesamteInstitutionumfasst.InderGesundheitsförderungwirdQualitätsmanage-mentdeshalbauchfürkleinereEinheitendiskutiertunddefiniert.Häufig„passt“einAnsatz,dersichauseinemProjektodereinerMaßnahmeherausentwickelt,auchvielbesserzudenGrundsätzengesundheitsförderlicherArbeit.
ImVergleichzudiesenallgemeinenAnsätzenwurdederBegriffderQualitätsentwicklungspeziellfürdieGesund-heitsförderungvorallemimRahmendesKooperations-verbundes„GesundheitsförderungbeisozialBenachteili-gten“entwickelt(Kilianetal.2009).EinwichtigesProjektdiesesVerbundesistdieDatenbankwww.gesundheit-liche-chancengleichheit.de,indiesichüber2.000Pro-jekteeingetragenhaben.IndiesemProjektwurdenzwölfKriterienzurSelbstbeurteilungentwickelt,dieProjekteanihreeigeneArbeitanlegenkönnen(siehehierzudenSteckbriefEGoodPractice-Kriterien,S.35ff.).DieBundeszentralefürgesundheitlicheAufklärung(BZgA)undGesundheitBerlin-Brandenburge.V.,diedenKooperationsverbundinitiierthabenbzw.koordinieren,wählenfürdiesenAbgleichdenBegriff„Qualitätsent-wicklung“,umdeutlichzumachen,dassesvorallemumeinenSensibilisierungsprozessgeht.
LetztlichwerdendieverschiedenenBegriffeimZusam-menhangmitQualitätinderGesundheitsförderungnichttrennscharfbenutzt.WieauchimmerdieBegriffedenProzessakzentuieren–siehabengemeinsam,
rungalsVerfahren,das„aufdieGewährleistung,Erhal-tungundVerbesserungderQualitätvonProzessenundAngeboten“abzielt(Lossetal.2007,S.199).
DerBegriffQualitätsmanagementbeziehtsichinderIndustrieunddemDienstleistungsgewerbeaufdasgesamteUnternehmen(„QualitätalsUnternehmens-philosophie“)undumfasstdreiaufeinanderfolgendeSchritte:
1. Datenerhebung
2. Begutachtung
3. Rückkoppelung
BesondersbekanntistdasTotalQualityManagementderEuropeanFoundationofQualityManagement(EFQM),daseinumfassendesZertifizierungssystembeinhaltet.DerTotalQualityAnsatzbesagt,dassQuali-tätnurineinemganzheitlichenProzessumgesetztwer-denkann,dersichamErgebnis(desProduktesoderderDienstleistung)orientiertunddieBeziehungzwischenUnternehmenundKundenindenVordergrundstellt.„Kundenzufriedenheit“istdeshalbaucheinerderzen-tralenBegriffe.NachdemTQM-AnsatzistQualitäteinumfassendesSystemziel,dasmitallenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinesUnternehmensodereinerInsti-tutionerreichtwerdensoll.TQMbezeichnetalsoeineUnternehmenskultur,dievonderFührungsebenevorge-geben,abervonallenMitarbeiterinnenundMitarbeiternmitgetragenwird,ZielistExzellenz,alsodiebestmög-lichePraxis.
DieEFQMhateinenKriterienkatalogerarbeitet,dervonUnternehmenzurSelbstbewertunggenutztwerdenkann.DieserKatalogumfasstneunHauptkriterienmit32Qualitätsindikatoren,diesichz.B.aufdiekunden-bezogenenErgebnisseoderdieFührungbeziehen.
Typische Fragen Planungs-/Konzept-/Assessmentqualität:
• SinddieVoraussetzungenfürdasProjektgeklärt?• SinddieBedürfnissederZielgruppebekannt?• SinddieZieleklarbenannt?• StütztsichdieInterventionaufvorhandeneTheorienundForschungsergebnisse?• IstderKontextderInterventionbedacht?
Typische Fragen zur Strukturqualität:
• SindderorganisatorischeundinstitutionelleRahmenangemessen?• SinddiepersonellenundfinanziellenRessourcenangemessen?• GibteseindeutigeAufgabenzuordnungenundVerantwortlichkeiten?
Typische Fragen zur Prozessqualität:
• WirddasProjektwiegeplantumgesetzt?• GibtesProblememitderKommunikationoderdemInformationsfluss?• WelcheHindernisselassensichidentifizieren?• WelcheförderlichenBedingungenlassensichidentifizieren?
Typische Frage zur Ergebnisqualität:
• ErreichtdasProjektdiegestecktenZiele?
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● dasssichQualitätnichtautomatischeinstellt(„Gutge-meintistnichtunbedingtgutgemacht“),
● dassmitQualitätsentwicklung,QualitätsmanagementundQualitätssicherungimmerverbundenist,dieZielederGesundheitsförderungzudefinierenundmessbarzumachen,
● dassQualitätgemessenwerdenkannundmuss,
● unddassEntwicklungoderSicherungvonQualitätim-mermiteinemDenkeninRegelkreisenverbundenist.
Implementation/ Umsetzung
Strategie- formulierung
Problem- definition
Bewertung/ Evaluation
Public-Health-Action-Zyklus
Ergebnis- qualität
Assessment-/ Planungs-/
Konzeptqualität
Struktur- qualität
Prozess- qualität
Abb. 3: Public Health Action Cycle (Kolip, 2006)
Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?
DasDenkeninRegelkreisenveranschaulichtderPublicHealthActionCycle(siehez.B.Ruckstuhletal.1997):AufdieProblemanaly-sefolgtdieAbleitungeinerInterventionsstrate-gie,daraufdieUmsetzungbzw.ImplementationundschließlichdieBewertung/Evaluation(sieheAbb.3).
InderBroschüre„FörderungderQualitätinGe-sundheitsprojekten.DerPublicHealthActionCyclealsArbeitsinstrument“[herunterladbarun-ter:http://www.quint-essenz.ch/de/files/Foerde-rung_der_Qualitaet.pdf](Ruckstuhletal.1997)sindpraktischeAspektezumPublicHealthAc-tionCyclezusammengestellt.]
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Qualitätsmanagement in unterschiedli-chen ProjektphasenDasQualitätsmanagementistinallenPhaseneinesProjektesrelevant.AllerdingssindjenachProjektphasejeweilsunterschiedlicheFragenvonBedeutung:
InderPlanungsphaseistvorallemdieKonzept-,Assessment-undPlanungsqualitätwichtig.DieFragenbeziehensichz.B.darauf,obdieInterventiontheore-tischfundiertist,obaufdieVorerfahrungAndererzurückgegriffenwurdeundobdieBedürfnissederZielgruppeangemessenerfasstwurden.IndieserPhasesolltenauchdieZieleklardefiniertwerden,undesmüssenbereitszudiesemZeitpunktersteÜberlegungenange-stelltwerden,wiederErfolgderMaßnahmeerfasstwer-densoll,umdieEvaluationzuplanen(Ergebnisqualität).VonBedeutungsindauchAspektederStrukturqualität,z.B.:StehengenügendRessourcenzurVerfügung?IstdasPersonal,dasdieInterventionumsetzensoll,ausrei-chendqualifiziert?
WenneinProjektindieDurchführungsphasegeht,istdieProzessqualitätvonzentralerBedeutung,alsodieFrage,obdasProjektauchwiegeplantumgesetztwird.NichtimmerläufteinProjektso,wieesursprünglichgeplantwar–dieRahmenbedingungenkönnensichändern,dasPersonalwechseltoderDinge,diemansichvorabüberlegthat,funktionierennicht.DieDokumenta-
tiondesAblaufesundeineReflexionderHindernisse,aberauchderförderlichenFaktoren,isthierwichtig,umausdenErfahrungendesProjekteslernenzukönnen.
InderAbschlussphaserücktdieErgebnisqualitätindenVordergrund,alsodieFragenachderBewertung(unddamitdieEvaluation):WurdendiegestecktenZieleerreicht?SinddieEffektenachhaltig,alsobleibtz.B.dasveränderteBewegungsverhaltenstabil?WurdenTeilederZielgruppebessererreichtalsandere?LassensichdieErfahrungenübertragen?GeradefürdieletzteFrageisteswichtig,dassdieErgebnissedokumentiertwerden,sodassanderebeiderPlanungneuerMaßnah-menaufIhreErfahrungenzurückgreifenkönnen.
DenBegriffEvaluationbeziehenwirindiesemWeg-weiservorallemaufdieErgebnisqualität,alsoaufdieFrage,obeineInterventionauchdiegeplantenZieleerreichthat(Kolip2006).SokanneineEvaluationsstu-diedanachfragen,obdurchdieSchaffungvonauto-freienQuartierenmehrMenschenkleinereDistanzenzuFußodermitdemRadzurücklegen,obdurchdieEinrichtungvonBewegungsangeboten(z.B.Lauftreffs,seniorengerechteBewegungsareale)dieälterenBewoh-nerundBewohnerinneneinesViertelssichmehrbewe-genoderobdurchTaiChi-AngeboteimParkdieBeweg-lichkeitderTeilnehmerundTeilnehmerinnengesteigertwird.MethodischstützensichdieseEvaluationsstudienaufdasRepertoirederSozialwissenschaften(Bortz&
Exkurs: Die Arbeit mit dem Public Health Action Cycle
InderSchweizhatdasInstitutfürSozial-undPräventivmedizininZusammenarbeitmitdemBundesamtfürGesundheiteinArbeitsinstrumententwickelt,dassichandeneinzelnenPhasendesPublicHealthActionCycleorientiert.FürjedePhasewurdenLeitfragenformuliert,dieSiezurReflexionIhrerProjektarbeitnutzenkönnen:
• WelcheInformationensinderforderlich,umeineInterventionzulegitimieren?AnhandwelcherKriterienwirddasZielpublikumfestgelegt?(Problemdefinition)
• WiekannbeiderEntwicklungeinerInterventionallesschieflaufen?(Strategieformulierung)• UnterwelchenBedingungenkanneineInterventionmöglichsterfolgreichdurchgeführtwerden?(Implementation/Umsetzung)
• WieerfolgreichistdieIntervention?(Bewertung/Evaluation)
DieseFragensindrichtungsweisendfürdiePlanung,DurchführungundBewertungvonProjektenundwerdendurch„hand-lungsleitendeFragen“spezifiziert.AnhanddieserkönnenSiebeispielsweisekritischreflektieren,ob
• IhreDatengrundlagefürdasProjektausreichendist• esüberhaupteineöffentlicheWahrnehmungfürdievonIhnenanvisierteProblemstellunggibt• SiezentraleAspektefürdieZusammenarbeitmitPartnerinnenundPartnernbedachthaben• SiedieKommunikationnachaußenundnachinnenfördernoder• obSieZieleformuliertbzw.hinsichtlichihrerErreichbarkeitüberprüfthaben.
InderBroschüresindaufdieseWeiseFaktorengebündelt,diezumGelingenoderMisslingenvonProjektenbeitragenkön-nen.ZusätzlichwirddieBedeutungdereinzelnenPhasenherausgestelltundeswerdenBeispieleausderPraxishinzugezo-gensowiekritischbeleuchtet.
InderAnwendungerfordertdasArbeitsinstrumentvorallemdieFähigkeit,dieeigeneArbeitkritischzubeleuchten.WennSiedabeiaufSchwachstellenaufmerksamwerden,sindSiegefordert,eigenständigProblemlösestrategienzuentwickeln.HierbeikanneinRückgriffaufandere–indiesemWegweiservorgestellte–Instrumentehilfreichsein.
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werden,diedasPotenzialaufweisen,eineneffektivenBeitragzurGesundheitsförderungundPräventionzuleisten.DochwasgenauerwartenGeldgeberinnenundGeldgebereigentlich?WelcheKriterienwerdenzugrun-degelegt,wenndarüberentschiedenwird,obessichbeidembeantragtenProjektumein„förderungswür-diges“Projekthandelt?JenachFörderergibtesver-schiedeneQualitätsanforderungenundVorstellungendarüber,wieeinAntraggestelltwerdensollte.
ImFolgendenerfahrenSie,welcheKriteriendiegesetz-lichenKrankenkassenzurFörderungvonProjektenimBereichderPräventionundGesundheitsförderungaufderBasisdes„LeitfadenPrävention“zugrundelegen.
Der§20SGBVsiehtvor,dassdieKassenLeistungenderPrimärprävention,diedenGesundheitszustandverbessernundinsbesonderezueinerVerminderungdersozialenUngleichheitbeitragen,erbringen(§20SGBV,Abs.1).DieserParagraphberücksichtigtauchdiebetrieblicheGesundheitsförderungunddiePräven-tionarbeitsbedingterGesundheitsgefahren.IndiesemBeitragsollderFokusjedochaufdiePrimärpräventiongelegtwerden.WeiterführendeInformationen–insbe-sonderezurbetrieblichenGesundheitsförderung–kön-nenSiedemLeitfadenPräventionentnehmen(GKV-Spitzenverband2010)).
InBezugaufdieQualitätsentwicklunggibtdieserAbsatzvor,dassderGKV-SpitzenverbandprioritäreHandlungs-felderundKriterienfürdieseLeistungenerarbeitensoll.Im„LeitfadenPrävention“(GKV-Spitzenverband2010)sindsowohldiezentralenHandlungsfelderalsauchdieQualitätsanforderungenanLeistungenderPrimärprä-ventionformuliert.DerLeitfadenstelltdieGrundlagezurFörderungvonProjektenindenBereichenGesundheits-förderungundPräventiondar.
GrundsätzlichlegendieKasseneinumfassendesQua-litätsverständniszugrunde,welchessowohldiePla-nungs-,Struktur-,Prozess-alsauchErgebnisqualitätumfasst.DabeiunterscheidensiezwischendemSetting-ansatzunddemindividuellenAnsatzundsehenhierfürjeweilsunterschiedlicheFörderkriterienvor.
Fürden Settingansatz sindeinerseitsallgemeineKrite-rienfürMaßnahmenimBereichGesundheitsförderungundPräventionundandererseitsspezielleKriterienfürdieSettingsKindertagesstätte,SchuleundKommune/Stadtteilformuliert.InBezugaufdieallgemeinenKrite-rienverweistderLeitfadenu.a.aufdieKriterienguterPraxis(siehehierzuSteckbriefEGood-Practice-Krite-rien,S.35ff.)undbenenntdiefolgendenQualitätsanfor-derungen
● FürdiegeplantenAktivitätenbestehteineindeutiger-kennbarerBedarf.
● EswerdeninsbesonderesozialbenachteiligteZiel-gruppeninihrenLebensumfeldernerreicht.
● EinegesundheitsförderndeGestaltungvonLebens-räumenfürdieseZielgruppenwirdinitiiert.
Döring2006).BeiderBewertungspielenzweizentraleFrageneineRolle:WurdenmitderMaßnahmedieange-strebtenZieleerreicht(FragenachderEffektivität)?UndstehendieKostenineinemangemessenenVerhältniszumNutzen(FragenachderEffizienz)?
EineweitereUnterscheidungistvonBedeutung:InderEvaluationsforschungwirddieinterne(Selbst-)Evaluati-onvonderexternen(Fremd-)Evaluationunterschieden.DerBegriffinterneEvaluationwirdverwendet,wenndieEvaluationvonderInstitutiondurchgeführtwird,dieauchdieMaßnahmeumsetzt.EristgleichbedeutendmitdemBegriff„Selbstevaluation“(siehehierzuauchdenSteckbriefESelbstevaluation,S.58f.).ExterneEvalu-ationistimmerdamitverbunden,dasseinePersonodereinTeamdieEvaluationdurchführt,dienichtmitderInstitutionverbundenist,diedieMaßnahmedurchführt.VielmehrwirdfachlicheundmethodischeExpertise„vonAußen“eingeholt.
EvaluationsstudiensindinderRegelaufwändigundbenötigeneinewissenschaftlicheUnterstützung.IndenvergangenenJahrenwurdenaberauchWebseitenent-wickelt,diePraktikerundPraktikerinnenindiePrinzipienderEvaluationeinführenundpraxistauglicheInstru-mentefürbewegungs-undernährungsbezogeneInter-ventionenbereithalten(siehedenSteckbriefEEvalua-tionstools,S.27ff.).
Was bedeutet Qualität aus Sicht der Krankenkassen?DiegesetzlichenKrankenkassensindeinwichtigerPartnerinderPräventionundGesundheitsförderung,dasieMaßnahmennach§20SGBVfördern.Ausdie-semGrundisteswichtig,sichmitdenQualitätskrite-rienderKrankenkassenauseinanderzusetzen.DerGKV-SpitzenverbandhatdiegesetzlicheAufgabe,unterEinbeziehungunabhängigenSachverstandsprioritäreHandlungsfelderundKriterienfürLeistungenderPrimär-präventionzubeschließen.Der„LeitfadenPrävention“desGKV-SpitzenverbandshatjeweilsbiszumErschei-neneinerNeufassungGültigkeit;EndeAugust2010wurdediejüngsteFassungherausgegeben.
WiebereitsdargestelltkannQualitätalsProzessver-standenwerden,dessenGrundsteinSiebereitswährendderKonzeptionIhresProjektslegen.Schonhierent-scheidenSiez.B.,welcheZieleSieverfolgen,welcheStrategienSiefürdieZielerreichungeinsetzenmöchten,welchesPersonalSieeinbeziehenundwelchePartne-rinnenundPartnerSiemitinsBootholenwollen.DieseundvieleandereersteÜberlegungensindentscheidendfürdieweitereEntwicklungdesProjekts–entsprechendlegenGeldgeberundGeldgeberinnengroßenWertdarauf,dassdieseerstenSchrittemitSorgfaltange-gangenwerden.SchließlichsollendievorhandenenMittelauchsinnvolleingesetztundProjekteunterstützt
Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung18
LIGA.NRW
konsumbeziehen.FürjedesHandlungsfeldsind,wieinTabelle1ersichtlich,Präventionsprinzipienformuliert,diemitdenAngebotenverfolgtwerdensollten.FürdiePräventionsprinzipiensindzusätzlichspezifischeQua-litätsanforderungenbenannt,diesichaufdieBereicheBedarf,Wirksamkeit,Zielgruppe,ZielderMaßnahme,Inhalt,MethodikundAnbieterqualifikationbeziehen.
Der„LeitfadenPrävention“umfasstsomitumfassendausformulierteQualitätsanforderungen,dieSiebeiderBeantragungIhresAngebotsberücksichtigensollten.DiezurFörderungbeantragteMaßnahmesolltedenKassendabeiinstrukturierterFormvorgelegtwerden.AufderBasisderKriteriendesGKV-LeitfadensentscheidendieKassendannüberdieFörderungderMaßnahme(Stup-pardt&Wanek2009).
ZusätzlichzudenKriterienhabenderGKV-Spitzenver-bandunddieVerbändederKrankenkassenaufBun-desebeneMaterialienentwickelt,diesiedenKassenzurVerfügungstellen.SowurdenbeispielsweisesowohlfürdenSetting-alsauchfürdenIndividualansatzVorlagenzurAntragsstellungerarbeitet,dieSieunterstützendnut-zenkönnen(GKV-Spitzenverband2010).AuchfürdieEvaluationwurdenverschiedeneInstrumenteentwickelt.InFormeinerVorher-NachherBefragungkannz.B.dieWirksamkeitvonKursendesIndividualansatzesüber-prüftwerden,fürdenSettingansatzwurdeeinspeziellesEvaluationsverfahrenfürSchulenentwickelt(Stuppardt&Wanek2009).
ImZugeeinererfolgreichenAntragstellungistesinso-fernsinnvoll,sichmitdenKriterienderKassenausein-anderzusetzenundsichnachderNutzungderentspre-chendenAntragsvorlagenzuerkundigen.
WeitereInformationenbietetdieWeb-SeitedesGKV-Spitzenverbands,woesaucheinschlä-gigesMaterialzumdownloadgibt. www.gkv-spitzenverband.de→Versorgungsbe-reichederGKV→PräventionundbetrieblicheGesundheitsförderung→LeitfadenPrävention
● DiefürdasjeweiligeSettingzuständigenHauptak-teuresindindiePlanungundDurchführungkooperativeingebunden.
● DiegeplantenAktivitätenführenüberdieKrankheits-vermeidunghinauszueinerStärkungvongesund-heitsförderndenund-schützendenRahmenbedin-gungen.
● DerProjektverlaufundseineErgebnissewerdenimProjektteamregelmäßigreflektiertundbewertet(Qua-litätssicherung).
● IndieMaßnahmenplanung,-entwicklungundQuali-tätssicherungsinddieZielgruppenaktiveinbezogen,umsiezugesundheitsförderlichemVerhaltenzubefä-higen(Empowerment).
● DiegeplantenAktivitätenmündenineinerdauerhaftenVerstetigungdesProzesses.
● DiegeplantenAktivitätenführenzueinerweiterenVer-netzungzwischenInstitutionen–auchaußerhalbdesGesundheitsbereichesimengerenSinn–undförderneinekonstruktiveZusammenarbeit.
● DerfürdasSettingzuständigeTrägerbringteinenan-gemessenenAnteilanEigen-/Drittmitteln–auchinFormgeldwerterLeistungen–indieprojektbezogenenAktivitätenein.(GKV-Spitzenverband2010).
DarüberhinausbeinhaltetderGKV-Leitfadenspezi-fischeKriterienfürdiedreiobengenanntenSettings.Sowerdenz.B.andasSettingKindertagesstättegrund-sätzlicheAnforderungenwiedasDokumentierenundEvaluierendesAngebotsgestellt,eswerdenZieledefi-niert,diesichbeispielsweiseaufgesundeErnährungundBewegungbeziehenundAspektezurUmsetzungbenannt,dieu.a.HandlungsempfehlungenfürKoopera-tionsmöglichkeitenumfassen.
InBezugaufdenindividuellen AnsatzmüssensichdieAngeboteaufdieprioritärenHandlungsfelderBewegung,Ernährung,Stressmanagementund/oderSuchtmittel-
Tab. 1: Handlungsfelder und Präventionsprinzipien für die Primärprävention in Anlehnung an GKV-Spitzenverband 20
Handlungsfeld Präventionsprinzip
Bewegungsgewohnheiten
ReduzierungvonBewegungsmangeldurchgesundheitssportlicheAktivität
VorbeugungundReduzierungspeziellergesundheitlicherRisikendurchgeeignetever-haltens-undgesundheitsorientierteBewegungsprogramme
Ernährung VermeidungvonMangel-undFehlernährung
VermeidungundReduktionvonÜbergewicht
Stressmanagement FörderungvonStressbewältigungskompetenzen(MultimodalesStressmanagement)
FörderungvonEntspannung(Palliativ-regenerativesStressmanagement)
Suchtmittelkonsum FörderungdesNichtrauchens
GesundheitsgerechterUmgangmitAlkohol/ReduzierungdesAlkoholkonsums
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LIGA.NRW
Was bedeutet Qualität im Rahmen des Präventionskonzepts NRW?ImJahre2005wurdeimRahmender14.Landesge-sundheitskonferenzdas„PräventionskonzeptNRW–eineInvestitioninLebensqualität“verabschiedet(Abb.4).DasPräventionskonzeptdientderUmsetzungderimLandvereinbartenGesundheitszieleundfokussiertMaß-nahmenderPrimär-undSekundärprävention,sodassinsbesonderedasübergeordneteZiel„Gesundheits-förderungundPräventionausbauen“Berücksichtigungfindet.BisherwurdendievierLandesinitiativen„LebenohneQualm“,„GesundheitvonMutterundKind“,„Prä-ventionvonÜbergewichtimKindesalter“und„Sturzprä-ventionbeiSeniorinnenundSenioren“initiiert.FürjededieserInitiativenwurdensogenannteLenkungsgruppeneingerichtet,diefürorganisatorischeundkoordinierendeAufgabenzuständigsind.ZurweiterenErarbeitungvoneinzelnenHandlungsschrittenkönnenzusätzlichArbeits-gruppengebildetwerden.SchließlichfließendieErgeb-nisseaufkommunalerEbenezusammen,hierwerden z.B.dieerarbeitetenKonzepteumgesetztundEinzel-projektedurchgeführt.
DasLIGA.NRWunterstütztdieUmsetzungdesPrä-ventionskonzeptsaufinhaltlicherundorganisatorischerEbeneundistz.B.zuständigfürdieÖffentlichkeits-arbeit,übernimmtkoordinierendeundkonzeptionelleTätigkeitensowiediePflegederOnline-Datenbank(sieheunten)(LIGA.NRW2009).AusführlicheDarstel-lungenzudenAktivitätendesPräventionskonzepts–auchinBezugaufdiejeweiligenLandesinitiativen–findenSieinderHandlungsgrundlagedesPräventions-konzepts(LIGA.NRW2009)oderaufderInternetseitewww.praeventionskonzept.nrw.de.
Leitfaden Qualität 15
Abb. 3a: Web-Auftritt des Präventionskonzepts (Startseite) [Gestaltung: Bitte den Bildschirm-
rahmen wegnehmen]
Das LIGA.NRW unterstützt die Umsetzung des Präventionskonzepts auf inhaltlicher und or-
ganisatorischer Ebene und ist z.B. zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, übernimmt koordi-
nierende und konzeptionelle Tätigkeiten sowie die Pflege der Online-Datenbank (siehe un-
ten) (LIGA.NRW 2009). Ausführliche Darstellungen zu den Aktivitäten des Präventionskon-
zepts – auch in Bezug auf die jeweiligen Landesinitiativen – finden Sie in der Handlungs-
grundlage des Präventionskonzepts (LIGA.NRW 2009) oder auf der Internetseite
www.praeventionskonzept.nrw.de.
Die Qualitätsfrage spielt im Präventionskonzept NRW eine zentrale Rolle und wird auch hier
im umfassenden Sinne von Planungs-, Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität verstanden.
Es wurde eine Kriterienliste entwickelt, die nationale und internationale Diskussionen sowie
bereits bestehende Bewertungsinstrumente, wie z.B. quint-essenz (siehe S. 66(?)) be-
rücksichtigt. Mit der erstellten Kriterienliste wird ein Orientierungsrahmen zur Verfügung ge-
stellt, der landesübergreifend einen Beitrag zur Qualitätsentwicklung leistet und Akteurinnen
und Akteure, die sich im Rahmen des Präventionskonzepts engagieren, in ihrer Arbeit unter-
stützt. Die Kriterien greifen die folgenden Aspekte auf:
Ist das Projekt dem Thema und Handlungsrahmen einer der Landesinitiativen des Präven-tionskonzepts zuzuordnen?
Sind die Ziele des Projekts klar und nachvollziehbar definiert?
Sind die Zielgruppen definiert und berücksichtigt?
Sind die eingesetzten Methodiken und Strategien plausibel und nachvollziehbar?
Werden die Möglichkeiten des Setting-Ansatzes genutzt?
Abb. 4: Web-Auftritt des Präventionskonzepts (Startseite)
DieQualitätsfragespieltimPräventionskonzeptNRWeinezentraleRolleundwirdauchhierimumfassendenSinnevonPlanungs-,Struktur-,Prozess-undErgebnis-qualitätverstanden.EswurdeeineKriterienlisteent-wickelt,dienationaleundinternationaleDiskussionensowiebereitsbestehendeBewertungsinstrumente,wiez.B.Equint-essenz(sieheS.53ff.)berücksichtigt.MitdererstelltenKriterienlistewirdeinOrientierungsrahmenzurVerfügunggestellt,derlandesübergreifendeinenBeitragzurQualitätsentwicklungleistetundAkteurinnenundAkteure,diesichimRahmendesPräventionskon-zeptsengagieren,inihrerArbeitunterstützt.DieKrite-riengreifendiefolgendenAspekteauf:
● IstdasProjektdemThemaundHandlungsrahmeneinerderLandesinitiativendesPräventionskonzeptszuzuordnen?
● SinddieZieledesProjektsklarundnachvollziehbardefiniert?
● SinddieZielgruppendefiniertundberücksichtigt?
● SinddieeingesetztenMethodikenundStrategienplausibelundnachvollziehbar?
● WerdendieMöglichkeitendesSetting-Ansatzesge-nutzt?
● VerfügtdasProjektübergenügendRessourcen?
● SindsinnvolleFormenderKooperationdargelegt?
● IstderProjektverlaufklarstrukturiert?
● SinddiezuerwartendenErgebnisseundProduktedesProjektsdefiniertundrealistisch?
MitHilfevonIndikatorenwerdendieeinzelnenQualitäts-kriteriennähererläutert,sodassSiedieseinFormeinerChecklistefürdieeigeneArbeitnutzenkönnen.AufderInternetseitewww.praeventionskonzept.nrw.dekönnen
Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung20
LIGA.NRW
SiedievollständigeKriterienlistedesPräventionskon-zeptsunterdemPfad„Projekt-Datenbank“>„NeuePro-jekte“>„Qualitätskriterien“herunterladen.
NebendieserKriterienlistewurdenvomMinisteriumfürGesundheit,Emanzipation,PflegeundAlter(MGEPANRW)spezielleFörderkriterienformuliert,dieebenfallsunterdiesemPfadzufindensind.DieseKriteriengeltenfüreinzelneProjektvorhaben,dieimRahmendesPrä-ventionskonzeptsaufkommunalerEbeneeinefinanzi-elleUnterstützungerhalten.
Aufwww.praeventionskonzept.nrw.defindenSieauchkonkreteArbeitshilfen,dieSieinIhrerProjektarbeitunterstützen.Soistz.B.derLeitfaden„EigenevaluationbeiGesundheitsförderungundPrävention–eineEinfüh-rung“aufderInternetseiteeingestellt,derSieanhandeinespraktischenBeispielsschrittweisedurchdieEvalu-ationführt.DabeiwerdendiefolgendenSchritteberück-sichtigt:
1. Schritt:Evaluationsschrittepräzisieren
2. Schritt:EvaluationszieleundEvaluationsgegenständepräzisieren
3. Schritt:Evaluationsmethodenentwickeln
4. Schritt:DatenerhebungundDatenauswertung(Lan-desinstitutfürdenÖffentlichenGesundheitsdienstdesLandesNordrhein-Westfalen(lögd)2007).
DerLeitfadenermöglichteinenerstenEinblickindasFeldderEvaluationundkannSiemitHilfeweiterführen-derInstrumente,wiez.B.EEvaluationstools(sieheS.27ff.),währendderPlanungundUmsetzungeinesEva-luationsvorhabensunterstützen.
AktuellwurdenebendiesenlandesübergreifendenQuali-täts-AktivitätenfürdenThemenschwerpunkt„PräventionvonÜbergewichtimKindesalter“einePlanungshilfefürdiequalitätsgesicherteUmsetzungvonMaßnahmenzurVermeidungvonÜbergewichterstellt.DiesePlanungs-hilfebeinhaltetQualitätskriterieninFormeinerCheckli-ste,TippszurpraktischenUmsetzung,BeispieleguterPraxisundHinweiseaufDatenbankensowiewichtigeAdressen(Graf2010).
Ansprechpartner:WolfgangWerse,LIGA.NRW
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LIGA.NRW
Abb. 5: Startseite der Landesinitiative „Gesundes Land Nordrhein-Westfalen
Was bedeutet Qualität im Rahmen der Landesinitiative „Gesundes Land NRW“?MitdemPräventionskonzeptwirdebenfallsdasZielver-folgt,bereitsbestehende,guteAnsätzezudokumentie-renundbekanntzumachen.DiesgeschiehtauchseitvielenJahrendurchdieLandesinitiative„GesundesLandNordrhein-Westfalen–InnovativeProjekteimGesund-heitswesen”(Abb.5),dieaufBeschlussderLandesge-sundheitskonferenzeingerichtetwurde.Durchinnova-tiveProjektegibtsieAnreizefürdieWeiterentwicklungdesGesundheitswesensinNordrhein-WestfalenunddieUmsetzungdernordrhein-westfälischenGesundheits-ziele.
JährlichwirdderWettbewerb„GesundheitspreisNord-rhein-Westfalen“zueinemSchwerpunktthemaaus-geschrieben,umsowohlQualitätundEffizienzindergesundheitlichenVersorgungzuerhöhen,alsauchfürTransparenzzwischendenAkteurenderGesundheits-sektorenzusorgen.Bislangerreichtenüber200Institu-tionen,InitiativenundOrganisationendieMitgliedschaftinderLandesinitiative“GesundesLandNordrhein-West-falen“unddamiteineWertschätzungihrerArbeitinFormeinesQualitäts-undGütesiegels.Insgesamt23„bestpractice“-Projektewurdenmitdem„GesundheitspreisNRW“ausgezeichnetundfinanziellgefördert.
DieBewerbungenzurSchwerpunktausschreibungumAufnahmeindieLandesinitiative“GesundesLandNordrhein-Westfalen“und/oderden„GesundheitspreisNRW“werdenübereinen17-seitigenOnline-Fragebo-generfasst,indemdieAntragstellerundAntragstelle-rinnendetaillierteAuskunftüberihrProjektgeben.NacheinemgesundheitswissenschaftlichenPrerankingführtdieArbeitsgruppe„GesundesLandNordrhein-Westfa-len“desVorbereitendenAusschussesderLandesge-sundheitskonferenzNordrhein-WestfaleneineAuswahldurch.AufBasisdieserVorauswahlentscheidetderVor-bereitendeAusschussüberdieAufnahmeindieLandes-
Abb. 6: Startseite des „Infoportals Prävention NRW“
initiative„GesundesLandNordrhein-Westfalen“undden„GesundheitspreisNRW“.AufdieseWeiseentstehteinestetigwachsendeDatenbankmiteinerVielzahlvonqua-litätsgeprüftenProjekten,interessantenInformationenundneuenMöglichkeitenfürdieAkteurezurKontaktauf-nahmeundNachahmung(Abb.6).
DieseDatenbankistunterdemLinkwww.info-portal-praevention.nrw.dezufinden.
Sieträgtdazubei,dass:
● Landes-undkommunaleProjekteundInitiativentrans-parentwerden,
● „goodpractice“-Erfahrungenausgetauschtwerden,
● Defiziteaufgezeigtund
● HinweiseaufEntwicklungspotentialegegebenwerden(LIGA.NRW2010).
GezieltkönnenSieindieserDatenbanknachAngebotensuchen(einethematischeEingrenzunginz.B.Gesund-heitsziel,Setting,AltersgruppeoderGeschlechtistmög-lich)undsichvonanderenProjekteninspirierenlassen.
Ansprechpartner:GunnarGeuter,LIGA.NRW
Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?
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LIGA.NRW
IndennächstenKapitelnfindenSieeineAuswahlanweiterführendenInstrumenten,dieSieunteranderemdabeiunterstützen,dieobengenanntenQualitätsan-forderungenzuerfüllen.DieInstrumentedecken–mitunterschiedlicherAkzentsetzung–allePhasenderPro-jektarbeitvonderAntragstellungbiszurEvaluationab.
DerfolgendetabellarischeÜberblickgibtIhneneineersteOrientierung.IndenKurzbeschreibungenderInstrumente(Kap.4)werdendiezentralenMerkmaleherausgestellt.DieausführlichenSteckbriefemitdenkonkretenEigenschaftenderInstrumenteundmitTippszurAnwendungfindenSieinKapitel5(abS.27).
3. Überblick über Qualitätsinstrumente
Überblick über Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung24
LIGA.NRW
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LIGA.NRW
4. Kurzbeschreibungen der Instrumente und Qualitätssysteme
EvaluationstoolsAufderInternetseitewww.evaluationstools.desindzahl-reicheInstrumente(FragebögenundTests)zusammengestellt,diesichfürdieErgebnisevaluationvonbewe-gungs-undernährungsbezogenenInterventioneneig-nen.DieSeitewirdergänztdurcheineEinführungindiePrinzipienderErgebnisevaluation,dieesPraktikerinnenundPraktikernermöglichensoll,einfacheEvaluations-studienselberdurchzuführen.ZahlreichePraxisbeispielegebenhierfürAnregungen.(zumWeiterlesen:S.27ff.)
Gemeindenahe GesundheitsförderungBeidiesemInstrument,dasfürgemeindebezogeneGesundheitsförderungsprogrammeinBayernentwi-ckeltwurde,handeltessichumdreiSchritt-für-Schritt-Anleitungen.WährenddieerstedieProgrammpla-nungbeinhaltet,fokussiertdiezweiteaufFragenzumAufbauundzurAufrechterhaltungvonStrukturenundPartnerschaften.DiedritteAnleitungbefasstsichmitdemThemaEvaluation.DieSchrittesindanschaulichbeschriebenunderleichterndiesystematischeProjekt-arbeit.(zumWeiterlesen:S.30f.)
Zielerreichungsskalen (Goal Attainment Scaling – GAS)DieklareDefinitionvonZielenistfürdieQualitätsent-wicklungvonzentralerBedeutung.Zielerreichungsska-lenbezeichneneinVerfahren,beidemineinemparti-zipativenProzessdasgewünschteErgebnis(ggf.auchmitTeilzielen)festgelegtwird.AusgehendvondiesemErgebniswirdeineSkaladefiniert,dieAbweichungennachoben(besseralserwartet)undnachunten(schlechteralserwartet)beschreibt.DasInstrumenteig-netsichauchzurProzessevaluation,wennjeweilsTeil-schrittedefiniertwerden.(zumWeiterlesen:S.32ff.)
Good Practice-KriterienBeidenGoodPractice-KriterienhandeltessichumeinenKatalogvonzwölfKriterien,dieimKonsenszahl-reicherAnbietervonGesundheitsförderungsangebo-tenfürdieZielgruppesozialBenachteiligerentwickeltwurden.DieKriterienwerdenineinerPrint-Publikation(auchalsDownloadaufwww.gesundheitliche-chan-cengleichheit.de)ausführlicherläutertundeignensichalsReflektionsinstrument,umdieeigenenStärkenundSchwächenzuanalysieren.DiedazugehörigeDaten-bankmitmehrals2.000ProjektenbietetzahlreichePra-xisbeispiele,diedieKriterieninhervorragenderWeiseumsetzen.(zumWeiterlesen:S.35ff.)
KEQ – Kapazitätsentwicklung im QuartierMaßnahmenderGesundheitsförderungzielenauchdaraufab,dieLebensweltenundUmweltenzugestal-ten.Hierzuistesauchnotwendig,Expertise„vorOrt“aufzubauen,umnachhaltigStrukturenzuverändern.DerFragebogenzur„KapazitätsentwicklungimQuartier“erfasstmit51FragenfünfDimensionenderKapazitäts-entwicklung,dieimSelbstbeurteilungsverfahrenunterEinbindungallerAkteurebeantwortetundineinemNetz-diagrammanschaulichdargestelltwerden.DasInstru-mentkannebenfallsVeränderungenimzeitlichenVer-lauferfassen.(zumWeiterlesen:S.39ff.)
Partizipative QualitätsentwicklungDiePartizipativeQualitätsentwicklungbetrachtetQualitätinderPräventionundGesundheitsförderungalsErgeb-niseinerZusammenarbeitzwischenZielgruppe,Geld-geber,ProjektanbieterundanderenwichtigenAkteurenvorOrt.DiegleichberechtigteEinbindungalleraneinerInterventionBeteiligtenstelltjedocheinebesondereHerausforderungdar.AufderWebseitewww.partizi-pative-qualitaetsentwicklung.dewerdenKonzepteundMethodenzurFörderungderKooperationderAkteure
Kurzbeschreibungen der Instrumente und Qualitätssysteme
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung26
LIGA.NRW
vorgestellt,miteinerbesonderenBetonungaufMöglich-keitenzurStärkungderPartizipationvonZielgruppenanderEntwicklung,DurchführungundAuswertungvonAngeboten.(zumWeiterlesen:S.42ff.)
QIP – Qualität in der PräventionQIP–QualitätinderPräventionisteinexternesBeurtei-lungsverfahren,dasesProjektenundInitiativenermög-licht,daseigeneAngebotinRelationzudemande-rerAnbieterinnenundAnbieterzusetzen.EswirdeinumfangreicherDokumentationsbogenausgefüllt,dervonexternen,geschultenFachgutachternund-gutachte-rinnenbeurteiltwird.AufdieserGrundlagewirdeinProfilerstelltundandasProjektmitkonkretenVerbesserungs-vorschlägenzurückgemeldet.QIPermöglichtaucheineStandortbestimmung(„Benchmarking“),dieAusgangs-punktfürweitereQualitätsmanagement-Aktivitätenseinkann.(zumWeiterlesen:S.46ff.)
QUiG© – Qualitätszirkel in der Gesund-heitsförderung und PräventionMitQualitätszirkelninderGesundheitsförderungwirdeinindermedizinischenVersorgungerprobtesInstrumentübertragen.InregelmäßigemkollegialenAustauschwirddaseigeneberuflicheHandelnreflektiert.VoraussetzungisteinegeschulteModerationunddieBereitschaft,sichineinemlängerenProzessmitKolleginnenundKollegenauszutauschen.(zumWeiterlesen:S.50ff.)
Quint-essenzQuint-essenzistdaswohlumfassendsteQualitätssy-stem,dasderzeitimdeutschsprachigenRaumexistiert.EsverbindetProjektmanagementmitQualitätskriterien,orientiertsichandenverschiedenenProjektphasenundhinterlegtverschiedeneQualitätsdimensionenmitdreibisfünfKriterien.Quint-essenzisteineInternetseite(www.quint-essenz.ch),aufdereineVielzahlvonpraxis-nahenInstrumenten(z.B.Checklisten,Planungs-undEvaluationstabellen)kostenlosverfügbarsind.DiesesindauchfürEinsteigerundEinsteigerinnengutnutzbar.FortgeschrittenekönnensichfürdasOnline-Toolregis-trieren,mitdemsichProjektequalitätsgestütztsteuernlassen.(zumWeiterlesen:S.53ff.)
SelbstevaluationDerLeitfadenzurSelbstevaluationwurdeimRahmendersozialenArbeitentwickelt,eignetsichaberebensofürdieGesundheitsförderungundPrävention.DasBuchgibteineSchritt-für-Schritt-Anleitung,diesehrpraxis-tauglichaufbereitetist.(zumWeiterlesen:S.58f.)
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LIGA.NRW
Evaluationstools
Beschreibung
VielePraktikerinnenundPraktikerinteressierensichnichtnurfürdiePlanungs-,Struktur-undProzessqua-lität,sondernauchdafür,obdaseigeneAngebotdasgewünschteErgebnisbringt.DiesisteinetypischeFragederErgebnisevaluation.Evaluationsstudienset-
Schlagworte
• internetbasierter Methodenkoffer • Schwerpunkt Ergebnisqualität für bewegungs-
und ernährungsbezogene Interventionen• Evaluationsanleitung mit Praxisbeispielen für
Praktiker und Praktikerinnen
5. Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
zenzumeisteinemethodischeExpertisevoraus.EineguteEvaluationsstudiearbeitetmiteinerVorher-Nach-her-MessungundeinemrandomisiertenStudiendesign,beidemTeilnehmerundTeilnehmerinnenperZufallindieInterventions-undindieKontrollgruppeeingeteiltwerden.Nursoistsichergestellt,dassdiebeobachteteVeränderungaufdieInterventionzurückgeführtwerdenkann.Dennochlassensichauchmitgeringerenmetho-dischenKenntnissenHinweiseaufdieEffektedeseige-nenAngebotserlangen.
DasInstitutfürPublicHealthundPflegeforschung(IPP)Bremenhatmitwww.evaluationstools.deeineInternet-seiteaufgebaut,aufderSieInformationen,anschaulichePraxisbeispielesowieEvaluationsinstrumentefürdieErfassungderErgebnisqualitätfinden.MitdieserSeiteerhaltenvorallemPraktikerundPraktikerinneneinenEinblickindasThemaEvaluationunddieMöglichkeit,geeigneteInstrumentefürdaseigeneEvaluationsvor-
Abb. 7: Startseite www.evaluationstools.de (Screenshot)
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung28
LIGA.NRW
Entwicklungskontext
DieInternetseitewww.evaluationstools.dewurdeimJahr2008imRahmendesVerbundprojekts„Ernährungs-undbewegungsbezogenePräventionbeisozialbenachteilig-tenKindern,JugendlichenundjungenErwachsenen:ErarbeitungabgestimmterToolszurEvaluationvonMaßnahmen“erstellt.DerHintergrundfürdieEntwick-lungderInternetseitewarzumeineneinMangelanniedrigschwelligenInformationenzumThemaEvaluationundzumanderenderWunsch,bisherigeErfahrungensowiegenutzteInstrumenteInteressiertenzurVerfügungzustellen.
MitdemEvaluationsvorhaben„AktionsbündnisseGesun-deLebensstileundLebenswelten“,welchesvomBun-desministeriumfürGesundheitimRahmendesNatio-nalenAktionsplans„INFORM–DeutschlandsInitiativefürgesundeErnährungundmehrBewegung“gefördertwird,konntendiesesAnliegenweiterverfolgtunddieInternetseiteneugestaltetsowieweiterentwickeltwer-den.
Zielgruppe
DieInternetseiterichtetsichschwerpunktmäßiganPraktikerinnenundPraktikerundmöchtemitHilfevonInformationenundkonkretenInstrumentendenZugangzumThemaEvaluationerleichtern.DadiePlanungundDurchführungeinerEvaluationsehraufwändigseinkann,istesggf.erforderlich,eineexterneBegleitungindenEvaluationsprozesseinzubinden.
Voraussetzungen für die Anwendung
FürdieAnwendungderInstrumenteisteshilfreich,wennSieüberGrundkenntnisseimBereichdersozi-alwissenschaftlichenForschungs-undAnalysemetho-denverfügen.Ergänzendwirdempfohlen,eineexterneBegleitungzusuchen(z.B.durchUniversitätenoderFachhochschulen),wenneineumfassendeErgebnis-evaluationangestrebtwird.
EinigeInstrumentestammenausdemenglischspra-chigenRaum.HiersindentsprechendeSprachkenntnis-senotwendig.
Chancen
WasSiedurchdieEvaluationstoolsgewinnenkönnen:
● SiekönnendieIndikatoren,diemitdenInstrumentenerfasstwerden,schoninderPlanungsphaseIhresProjektsheranziehenundkonkreteZielformulierungenableiten.
● MitderdurchgeführtenEvaluationkönnenSiedieWirksamkeitdesProjektsnachweisen.SieerhöhendamitdieLegitimationIhresProjektsundkönnenge-
habenausfindigzumachen.DerSchwerpunktliegtbeiAngeboten,dieeineernährungs-oderbewegungsbezo-geneKomponentehaben.
DieeinzelnenSeitendesWebauftrittssindengmitei-nanderverzahnt,sodassSiejenachFragestellungdurchdieverschiedenenThemenfeldergeführtwer-den.Siekönnensichz.B.zunächstallgemeinmitdemThemaEvaluationauseinandersetzen,umdannunterdemMenüpunkt„EvaluationinderPraxis“zuerfahren,welchebesonderenAnforderungenverschiedeneSet-tingsundZielgruppenfürdiePraxismitsichbringen.SiefindenInformationenzudenSettingsKindertagesstätte,Grundschule,SekundarstufeundStadtteilsowiezudenZielgruppenKinder,JugendlicheundjungeErwachse-ne,ErwachseneundÄltere.EinigePraxisprojekte,diebereitseineEvaluationdurchgeführthaben,stellenu.a.dasgenutzteEvaluationstoolsowiedenEinsatzimPra-xisfeldvor.SchließlichkönnenSieaufdieInstrumentezugreifenundsichselbsteinBilddavonmachen,inwie-weitsichdasInstrumentfürdaseigeneEvaluationsvor-habeneignet.
EinenZugangzudenInstrumentenhabenSieinderRubrik„Methodenkoffer“,demeigentlichenHerzstückderInternetseite.DiedortvorgestelltenInstrumenteerfassenüberwiegendVerhaltensänderungen,aberauchVeränderungenimUmfeld(z.B.wahrgenommeneBewegungsfreundlichkeitdesQuartiers).
FolgendeInstrumentefindenSiehierz.B.:
● MotKo4-6:EinMotoriktest,dermitsiebenÜbungenmotorischeFähigkeitenvonvier-bissechsjährigenKindernüberprüft.
● FreiburgerFragebogen:EinFragebogen,derdiekör-perlicheAktivitätundFitnessvon18-bis78-jährigenErwachsenenerfasst.
● NeighbourhoodEnvironmentWalkabilitySurvey(NEWS):EinFragebogen,derdiesubjektiveWahr-nehmungderBewegungsfreundlichkeitimnäherenWohnumfelderfasst.
Mittlerweilekonnten27Instrumentezusammengestelltwerden,dieebenfallsnachSettingsundZielgruppensowiezusätzlichnachdenThemenfeldernBewegungundErnährungsortiertsind.ZueinigendieserInstru-mentefindenSieSteckbriefefüreinenerstenÜberblick.Diesebeinhaltenu.a.InformationenzumAnwendungs-bereich,zurBearbeitungszeit,zumAufbauundzurAus-wertungsowievertiefendeLiteratur.NichtzuletztfindenSieandieserStelleauchdenweiterführendenLinkzumbeschriebenenInstrument.
AbetwaMärz2012wirdwww.evaluationstools.deinte-grierterBestandteilderqualitaetsinitiative.nrw.desein.
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LIGA.NRW
Aufwand der Einarbeitung
ZudenFragen„WasisteigentlichEvaluation“?und„WiekannsieinderPraxisaussehen?“könnenSieaufderInternetseiterelativschnellAntwortenfinden.DurchdieUnterteilunginSettingsundZielgruppenkönnenSiedarüberhinausgezieltzudengewünschtenThemen-feldernundInstrumentengelangen.FürdieDurchfüh-rungeinerEvaluationundeinerdamiteinhergehendenAnpassungdesgewähltenInstrumentssindhingegenausreichendzeitlicheRessourceneinzuplanen.
http://www.evaluationstools.de
Ansprechpartnerin
UniversitätBielefeld PetraKolip:[email protected]
genüberdemFinanzgeberoderderFinanzgeberinverbessertargumentieren.
● MitdemkonkretenWirksamkeitsnachweisspezifischerMaßnahmenfördernSiedieTransparenzIhrerArbeit.
Vorteile und Stärken
AufderInternetseitewirdeineVerknüpfungvonPraxisundTheorievorgenommen.Diesführtdazu,dass
● SieanhandvonPraxisbeispielenbesserbeurteilenkönnen,obsichdievorgeschlagenenInstrumentefürdieeigeneArbeiteignen,
● Siesichbesservorstellenkönnen,wiederEinsatzvonInstrumentengelingenkannundwasdiesfürdieeige-neArbeitbedeutet.
Der„Methodenkoffer“zeichnetsichdadurchaus,dasser
● eineÜbersichtüberbereitserprobteInstrumentebein-haltet(zumeistinderFormvonSteckbriefen),
● InstrumentefürverschiedeneSettingsundZielgrup-penbeschreibt,
● einheitlichaufgebauteSteckbriefebündelt,dieeinenVergleichzwischendenInstrumentenermöglichen.
Nachteile und Schwächen
Im„Methodenkoffer“befindensichInstrumente,die
● ggf.andieeigenenFragestellungenangepasstwer-denmüssen,
● mitunternochnichtindeutscherÜbersetzungvorlie-gen,
● inderAnwendungmöglicherweiseeinewissenschaft-licheBegleitungbzw.Informations-undSchulungsbe-darferfordern.
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung30
LIGA.NRW
rationmitIhrenPartnerinnenundPartnernaufzubau-en.Siekönnensichz.B.mitdenVoraussetzungenundverschiedenenFormenderZusammenarbeitsowiederFragenachderAuswahlderrichtigenPartnerinnenundPartnerauseinandersetzen.
Entwicklungskontext
DieSchritt-für-Schritt-AnleitungenwurdenaufderBasisverschiedenerinternationalerModelleundDiskussionenmitPraktikerinnenundPraktikernentwickeltundberück-sichtigendiePlanungs-,Struktur-,Prozess-undErgeb-nisqualität.AnlasswardieEvaluationdesGesundheits-förderungs-Programms„GesundesKarlshuld“,dievomBayerischenLandesamtfürGesundheitundLebensmit-telsicherheitdurchgeführtwurde.
Zielgruppe
DieAnleitungenrichtensichanPraktikerinnenundPrak-tiker,diebereitsindemBereichderPlanungundUmset-zungvonSetting-Programmentätigsindoderaberpla-nen,indiesemBereichtätigzuwerden.
Voraussetzungen für die Anwendung
DadieAnleitungenalsOrientierungsrahmenundRefle-xionshilfezuverstehensind,könnenSiesichzunächsteinenerstenÜberblickverschaffen,ohnedasshierfürbesondereVoraussetzungenerfülltseinmüssen.DaSiejedochkeinevorgefertigtenInstrumentewiez.B.Frage-oderDokumentationsbögenfinden,isthinsichtlichderErarbeitungundUmsetzungdereinzelnenSchritteIhrEngagementgefragt.HierkönnenandereInstrumente(siehez.B.dieSteckbriefeEEvaluationstoolsundE Quint-essenz)hilfreichsein.FürdiePlanungundDurch-führungderEvaluationsinddarüberhinausKenntnisseimBereichderempirischenSozialforschunghilfreich.
Chancen
WasSiedurchdieSchritt-für-Schritt-AnleitungendergemeindenahenGesundheitsförderunggewinnenkön-nen:
● DerschrittweiseAufbaulieferteinensystematischenBlickaufdieProzessschrittedergemeindenahenGe-sundheitsförderung.
● AnhandderChecklistenkönnenSiereflektieren,wel-cheBereicheweiterhinerarbeitetwerdenmüssen.
● SiekönnenIhrProjektvonBeginnansystematischplanenundwerdengezieltaufdieEvaluationvorbe-reitet.
● IndemSiedieSchrittezumAufbauundzurAufrecht-erhaltungvonPartnerschaftenundStrukturenbe-
Gemeindenahe Gesundheitsförderung
Beschreibung
DieUniversitätBayreuthhatSchritt-für-Schritt-Anlei-tungenfürdiePlanung,DurchführungundEvaluationvonProgrammendergemeindenahenGesundheitsför-derungerarbeitet.SiewurdenvomBayerischenLan-desamtfürGesundheitundLebensmittelsicherheitherausgegeben.DieersteAnleitungführtSieschrittwei-sedurchdieProgrammplanung,unddiezweitebeziehtsichspeziellaufFragenzumAufbauundzurAufrechter-haltungvonStrukturenundPartnerschaften.EinedritteAnleitungbefasstsichmitdemThema„Evaluation“.
DieSchritt-für-Schritt-AnleitungzurProgrammplanungumfasstdiefolgendenAspekte:
1. Schritt:BedarfundBedürfnisseerfassen
2. Schritt: ProblemeundGesundheitsziele recherchieren
3. Schritt:Zieledefinieren
4. Schritt:Zielgruppebestimmen
5. Schritt:Kooperationspartnerinnenund-partner suchen
6. Schritt:Strategienfestlegen
7. Schritt:Kostenplanerstellen
8. Schritt: Zeit-undAufgabenplanerstellen
9. Schritt:Evaluationskonzeptentwickeln
10. Schritt: Evaluationdurchführen
JedereinzelneSchrittistaufungefährzweibisdreiSei-tenzusammengefasstundkannbegleitendinallenPha-senderProjektarbeitgenutztwerden.DieAnleitungenkönnenalsOrientierungsrahmenverstandenwerden.SieunterstützeneinesystematischeundgezielteVor-gehensweiseundtragendazubei,wichtigeAspektederProgrammplanungnichtausdenAugenzuverlieren.DieeinzelnenSchrittebeinhaltenu.a.Informationen,prak-tischeBeispielesowieAnleitungenzureigenständigenErarbeitung.AmEndejedenSchrittessinddiezentralenAussageninFormeinerChecklistezusammengefasst.
DiezweiteSchritt-für-Schritt-AnleitungumfasstsiebenSchritte,dieSiedarinunterstützen,eineguteKoope-
Schlagworte
• schriftliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Programmplanung, zum Aufbau von Partnerschaf-ten und Strukturen sowie zur Evaluation
• Anleitung mit Checklisten
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LIGA.NRW
Loss,Julika;Eichhorn,Christine;Gehlert,Judith;Donhauser,Johannes;Wise,Marilyn;Nagel,Eckhard(2007):GemeindenaheGe-sundheitsförderung–HerausforderungandieEvaluation.Gesundheitswesen,69,77-87.
Loss,Julika;Seibold,Claudia;Eichhorn,Christi-ne;Nagel,Eckhard(2008):ProgrammplanungindergemeindenahenGesundheitsförderung–EineSchritt-für-Schritt-AnleitungfürGesund-heitsförderer.BayerischesLandesamtfürGe-sundheitundLebensmittelsicherheit:München.Verfügbarunter:
http://www.img.uni-bayreuth.de/de/news/Neuer-scheinungen/m1_bt_080520_online.pdf
Seibold,Claudia;Loss,Julika;Eichhorn,Christi-ne;Nagel,Eckhard(2008):PartnerschaftenundStrukturenindergemeindenahenGesundheits-förderung–EineSchritt-für-Schritt-AnleitungfürGesundheitsförderer.BayerischesLandes-amtfürGesundheitundLebensmittelsicherheit:München.Verfügbarunter:
http://www.img.uni-bayreuth.de/de/news/Neuer-scheinungen/m2_bt_080520_online.pdf
DieAnleitungensindunterdeno.g.Linksdirektherunterladbar.
Ansprechpartnerin
MedizinischeFakultätderUniversitätRegensburg JulikaLoss:[email protected]
rücksichtigen,könnenSiediefürIhrProjektwichtigenPartnerinnenundPartneridentifizierenundeinbreitesNetzwerkaufbauen.
Vorteile und Stärken
DieSchritt-für-Schritt-Anleitungensindsystematischauf-gebautund
● könnensowohlumfassendalsauchpunktuellwäh-rendderPlanung,UmsetzungundEvaluationIhresProjektshinzugezogenwerden,
● sindjeweilsindergleichenArtundWeiseaufgebautundgestaltet,sodassSiesichbeiderNutzungderzweitenAnleitungnichterneutmitdemAufbauausein-andersetzenmüssen,
● enthaltenzahlreicheGrafikenundTabellen,diezentra-leInformationensowieMöglichkeitenzurUmsetzungaufzeigen,
● weisenmitHilfevonSymbolenz.B.daraufhin,wennSieetwaseigenständigerarbeitenmüssenoderwennetwasbesonderswichtigist.Diesermöglichteinge-zieltesLesenderAnleitungen.
● stellendurchzahlreichepraktischeBeispieleeineVer-knüpfungzwischenPraxisundTheorieher,
● könnenkostenlosvonderInternetseite(s.u.)heruntergeladenwerden.
Nachteile und Schwächen
DieAnleitungenbeinhalten:
● keinevorgefertigtenInstrumente,sodassfürdieAus-arbeitungundUmsetzungderjeweiligenHandlungs-vorschlägeEigeninitiativeerforderlichist.
● insgesamtbetrachteteineFülleanInformationenundAnleitungen,dieinsbesonderevonkleinerenProjektennurschwerumfassendumgesetztunderarbeitetwer-denkönnen.
Aufwand der Einarbeitung
FüreineumfassendeBerücksichtigungdereinzelnenSchrittesolltenSieausreichendZeiteinplanen.FürdieDurchführungderEvaluationundsomitauchfürdieEnt-wicklungvongeeignetenInstrumentensindggf.zusätz-lichepersonelleRessourceneinzuplanen.
EinepunktuelleNutzungisthingegen–nichtzuletztaufgrundderanschaulichenundübersichtlichenAuf-bereitungderAnleitungen–miteinemvergleichsweisegeringenZeitaufwandverbunden.SokönnenSiedieeinzelnenChecklistenbeispielsweiseohneaufwändigeVorarbeitenzurReflexionIhrerArbeitnutzen.
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung32
LIGA.NRW
DieZielerreichungsskalensindeinrelativeinfachauf-gebautesInstrument,mitdemSiejenachAnwendungsowohlProzessealsauchErgebnisseIhresProjektsbewertenkönnen.
FürdieZielformulierungwerdenüblicherweisedieSMART-Kriteriengenutzt(sieheS.12),dieauchinE quint-essenz(S.53ff.)undderEPartizipativenQuali-tätsentwicklung(S.42ff.)relevanteElementesind.
DieBasisfürdieBewertungderZielerreichungbildeteine5-stufigeSkala.ImZentrumdieserSkalawirddas„erwarteteErgebnis“zueinemfestgelegtenZeitpunkt(„0“)formuliert.AusgehendvondieserMittereichenzweiStufen(+1=„etwasmehralserwartet“und+2=„vielmehralserwartet“)nachobenundzweiStufen(-1=„etwaswenigeralserwartet“und-2=„vielwenigeralserwartet“)nachunten.Ineinemgemeinsamen„Zielepro-zess“werdeneinesodermehrereZielefestgelegt,dieimLaufedesProjektshinsichtlichihrerErreichbarkeitüberprüftwerdensollen.DieFestlegungderZielesiehteinenpartizipativenProzessvor,andemmehrereamProjektBeteiligtemitwirken.Dabeigehtesnichtdarum,eineumfassendeProjektbewertungvorzunehmen,viel-mehrsollendieprioritärenZieledesProjektsidentifiziertundformuliertwerden.
Abbildung8zeigteinBeispielfüreineZielerreichungs-skala.
Esempfiehltsich,zunächstdas„erwarteteErgebnis“zuformulieren,umdaraufhindieZielformulierungenfürdienachobenunduntenreichendenStufenvorzunehmen.NichtalleZielerreichungenlassensichdirektanhandderZielformulierungüberprüfen.IndiesenFällenmüssenIndikatorenfestgelegtwerden,dieesermöglichen,denGradderZielerreichungzuüberprüfen.
Zielerreichungsskalen (Goal Attainment Scaling – GAS)
Beschreibung
„Wernichtweiß,woerhinwill,musssichnichtwun-dern,wennerwoandersankommt“,soeinaltesIndia-nersprichwort.DieklareDefinitionvonZielenisteinezentraleVoraussetzungfürdiePlanungs-,aberauchdieProzess-undErgebnisqualität.Ebensowichtigist,sichvorBeginneinerMaßnahmezuüberlegen,wanneinZielgenauerreichtwurde,wannsogarmehrerreichtwurde,alsimVorhineinerwartetwurdeundwanndasZielviel-leichtpunktuellverfehltwurde(FestlegungdesZielerrei-chungsgrads).
UmProjekteundInitiativenbeiderDefinitionvonZielenundderFestlegungdesZielerreichungsgradeszuunter-stützen,wurdeimRahmendesEvaluationsvorhabens„AktionsbündnisseGesundeLebensstileundLebens-welten“amInstitutfürPublicHealthundPflegeforschung(IPP)derUniversitätBremendasInstrumentdesGoalAttainmentScalingfürNetzwerkederGesundheitsförde-rungerprobt.MitdiesenpartizipativentwickeltenSkalenistesmöglich,denGradderZielerreichungvonzuvorfestgelegtenZielenzuüberprüfen.
Schlagworte
• Definition, Spezifizierung und Überprüfung von Zielen
• Festlegung des Zielerreichungsgrades in einem partizipativen Prozess
• Messbarmachen von Zielen
+2= vielmehralserwartet
BisEndedesJahreswurdenausreichendTeilnehmerinnenfüreindrittesneueingerichtetesBewegungsangebotfürSeniorinnenimStadtteilgefunden.
+1= mehralserwartet
BisEndedesJahressinddieneueingerichtetenBewegungsangebotevollausgelastet.EskönnenkeineweiterenTeilnehmerinnenaufgenommenwerden.
0= erwartetesErgebnis
BisEndedesJahreshabensichausreichendTeilnehmerinnenfürzweineueingerichteteBewegungsangeboteimStadtteilgefunden.
-1= wenigeralserwartet
BisEndedesJahreshabensichausreichendTeilnehmerinnenfüreinesderbeidenneueingerichtetenBewegungsangeboteimStadtteilgefunden.
-2= vielwenigeralserwartet
BisEndedesJahreshabensichnochkeineTeilnehmerinnenfürdiebeidenneueingerichtetenBewegungsangeboteimStadtteilgefunden.
Ziel: Förderung der Bewegungsaktivität von Seniorinnen
Indikator: Einrichtung und Nutzung von 2 Bewegungsangeboten für Seniorinnen im Stadtteil
Abb. 8: Beispiel für die Formulierung einer Zielerreichungsskala
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LIGA.NRW
rischeZielvorstellungen.VordiesemHintergrundsindeinGrundverständnisfürdieBildungvonZielensowieggf.SchulungenzurZielbildungerforderlich.
AuchdieFormulierungeinereindeutigbewertbarenZiel-erreichungsskalaerfordertÜbung.Erfahrungsgemäßistesnichteinfach,nureineneinzelnenIndikatorfürdieÜberprüfungderZielerreichungfestzulegenundsichüberdieAbstufungenimRahmenderSkalazuverstän-digen.InsofernkannnebendereinführendenSchulungaucheinekontinuierlicheEinbindungeinerexternenPer-sonunterstützendsein.
DarüberhinausistdieAkzeptanzdesInstrumentsimTeamnötig,dennnursokönnendiegemeinsamgebil-detenSkalenindenArbeitsalltagintegriertwerden.FüreinesinnvolleBewertungderZielerreichungistesschließlichwichtig,dassdiefestgelegtenTerminezurÜberprüfungeingehaltenundggf.FortschreibungenderSkalensowieentsprechendeAnpassungenimProjektvorgenommenwerden.
Chancen
WasSiedurchdieZielerreichungsskalengewinnenkön-nen:
● SieformulierendieZieleihrerAktivitätklarundüber-prüfbarundunterscheidenZieleundMaßnahmen.
● Siekönnenüberprüfen,inwieweitSiedieangestrebtenZieleerreichthaben.
● ZielsetzungenförderneinenstrukturiertenArbeitspro-zesssowieeinegenaueZeitplanung.
● DergemeinsameZielsetzungsprozessförderteinein-heitlichesVerständnishinsichtlichderangestrebtenZieleundderweiterenVorgehensweise.
● EinegemeinsameZielfindungfördertdieVerbindlich-keit.DieswirddurchdieFestlegungvonVerantwort-lichkeitenunterstützt.
● DerpartizipativeAnsatzfördertdieTeam-undNetz-werkarbeit.
● DieintensiveAuseinandersetzungmitrealistischenZielenverhindertüberhöhteErwartungenandasPro-jekt.
● MitTeilzielerreichungsskalenwerdenLückenderMaß-nahmenplanungaufgedeckt.
● DarüberhinauskönnenSchwachstellenrechtzeitiger-kanntundmitangepasstenMaßnahmenausgebessertwerden.
● GemeinsamformulierteZieleerhöhendieTransparenzsowohlnachinnenalsauchnachaußen.
● DasErreichenvon(Teil-)ZielenführtzuErfolgserleb-nissen
WenndieZiele,dieSieanhandderSkalaüberprüfenmöchten,zukomplexangelegtsindoderimProjektver-laufnochvieleUnwägbarkeitenbestehen,istessinnvoll,zunächstTeilzielefürdasübergeordneteZielzuformu-lieren.DasInstrumentderZielerreichungsskalendientdamitauchderProzessevaluation.
DieÜberprüfungderZielerreichungerfolgtzudemvorabfestgelegtenZeitpunkt.DieTeilzielerreichungsskalenwerdenzudiesemZeitpunktfortgeschrieben,sodassderProzessinRichtungdesübergeordnetenZielswei-terhinverfolgtwerdenkann.
EineEinführungindieArbeitmitZielerreichungsskalenfindetsichaufderInternetseitewww.evaluationstools.de(sieheSteckbriefEEvaluationstools,S.27ff.).
Entwicklungskontext
DieZielerreichungsskalenwurdenbereits1968vonKiresukundShermanfürdieEvaluationdesBehand-lungsfortschrittsinderPsychiatrieentwickelt.ZudieserZeitwurdediestärkereEinflussnahmederPatientinnenundPatientenaufdieärztlicheBehandlungzunehmenddiskutiert,wassichnichtzuletztindempartizipativenAnsatzderSkalenwiderspiegelt.SoistauchfürdenklinischenBereicheinegemeinsameZielfindungund-bewertungzwischenPatientinbzw.PatientundThera-peutbzw.Therapeutinvorgesehen.MittlerweilewerdendieZielerreichungsskalenauchinweiterenBereicheneingesetzt,beispielsweiseinderPhysiotherapie,Reha-bilitationundRheumatologie.InderSchweizsinddieSkalensogarverbindlicherBestandteildesambulantenReha-Geschehens(Schädler2006).
Zielgruppe
ZieleundZielerreichungsskalenwerdenineinempartizi-pativenProzesserarbeitet,andemvorallemdieProjekt-leitung,aberauch–ähnlichwiebeiderEPartizipativenQualitätsentwicklung(sieheS.42ff.)–andereKernak-teuresowieVertreterinnenbzw.VertreterderZielgruppebeteiligtseinsollten.
Voraussetzungen für die Anwendung
DieFormulierungvonrealistischenundüberprüfbarenZielenerfordertvorallemÜbung.AuchwenndieZiel-formulierungzunächstbanalerscheinenmag,inderAnwendungentpupptsiesichalsaufwändigesunddis-kussionswürdigesVerfahren.SosindZieleundMaßnah-menz.B.nichtimmereindeutigvoneinanderabgrenzbarundeszeigensichunterschiedlicheoderaberilluso-
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung34
LIGA.NRW
Skalenbildungerforderlich.DerZeitaufwandiststarkvonderAnzahlderPersonenundInstitutionenabhängig,dieanderFormulierungundBewertungderZielerreichungs-skalenbeteiligtsind.
Kiresuk,ThomasJ.;Smith,Aaron;Carrillo,Jo-sephE.(1994):GoalattainmentScaling.Ap-plications,theoryandmeasurement.Hillsdale:LawrenceErlbaum.
Kloseck,Marita(2007):TheuseofGoalAttain-mentScalinginacommunityhealthpromotioninitiativewithseniors.BMCGeriatrics2007,7,16.Verfügbarunter:http://www.biomedcentral.com/1471-2318/7/16.
EineAnleitungzurArbeitmitdenZielerrei-chungsskalenfindetsichunterwww.evaluati-onstools.de:
http://www.evaluationstools.de/files/leitfaden_gas_endversion.pdf
Ansprechpartnerinnen
UniversitätBremen/InstitutfürPublicHealthundPfle-geforschung InaSchaefer:[email protected]
UniversitätBielefeld PetraKolip:[email protected]
Vorteile und Stärken
DergemeinsameZielfindungsprozesshatzurFolge,dassSie
● motiviertersind,daSiegemeinsammitAnderenaufdieZielerreichungzusteuern,
● imAustauschmitAnderendieeigeneArbeitreflektie-renkönnen.
DieZielerreichungsskalensindflexibeleinsetzbarundkönnen
● fürunterschiedlicheZieleeingesetztwerden.Sieselbstentscheiden,welcheAspekteSiebewertenmöchten.
● auchalsTeilzielerreichungsskalengenutztwerden.MitderschrittweisenZielformulierungfälltesleichter,dasübergeordneteZielnichtausdenAugenzuverlieren.
● jenachAnwendungfürdiePlanungs-,Ergebnis-und/oderProzessqualitäteingesetztwerden.
Nachteile und Schwächen
DieZielerreichungsskalenunterstützendiePlanungs-,Prozess-undErgebnisqualitätIhrerArbeit;allerdings
● deckensieimRahmeneinesumfassendenQualitäts-sicherungs-/Qualitätsentwicklungsprozessnurden–wennauchwichtigen–TeilbereichderZielformulie-rungab.
● könnenungenaueZielformulierungenoderTerminab-weichungendieAussagekraftderErgebnissebeein-trächtigen.
Aufwand der Einarbeitung
ImRahmendesEvaluationsvorhabenswareineintä-gigerWorkshopausreichend,umdreiZieleauszuwäh-lenunddafürZielerreichungsskalenzuformulieren.ImkontinuierlichenBewertungsprozesssinddarüberhinausentsprechendeAnpassungenundWeiterführungender
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LIGA.NRW
DerKriterienkatalog,indemdieeinzelnenPunkteaus-führlichererläutertsind,sowieeineentsprechendeChecklistekönnenIhnendabeihelfen,StärkenundSchwächendesProjektszureflektieren.InderCheck-listesinddieKriteriendurchIndikatorengenauerbestimmtundkönnenanhandeinervierstufigenSkalabeurteiltwerden.DierelativneuentwickeltenArbeitshil-fenfürPräventionundGesundheitimQuartier(nähereInformationenunterhttp://www.gesundheitliche-chan-cengleichheit.de/:arbeitshilfen)–hierinsbesonderedasHeft5„Erfahrungennutzen–Qualitätstärken“–greifenu.a.dieKriterienanschaulichauf.AnhandvonRefle-xionsfragenkönnenSiesichdamitauseinandersetzen,inwieweitSiedieeinzelnenKriterienbereitserfüllen.
DerKriterienkatalogistnichtnureinArbeitsinstrumentfürdieprojektinterneReflexion,sonderneristauchdieGrundlagefürdieVorstellungvonGoodPractice-Bei-spieleninderPraxisdatenbankwww.gesundheitliche-chancengleichheit.de/:datenbank.HierkönnensichPro-jekteeintragen,dieGesundheitsförderungfürundmitderZielgruppedersozialBenachteiligtenanbieten.DieausgewähltenBeispieleguterPraxissinddortu.a.nachdenjeweiligenGoodPractice-Kriterienrecherchierbar.DieausführlichenBeschreibungenumfassennebenderBeschreibungderGoodPractice-KriterienInformationenzumHintergrunddesAngebotesundzumVorgehenbeiderUmsetzung.FürdieAuswahlderGood-PracticeProjektehatderKooperationsverbundeinmehrstufigesVerfahrenentwickelt.
SowohldieKriterienalsauchdiePraxisbeispielekönneninallenPhasenderProjektarbeitunterstützendwirken.SokönnenSiesichzumBeispielvonanderenProjektenanregenlassen,wennSiesichfragen:
Good Practice-Kriterien
Beschreibung
Der„Good-Practice-Ansatz“wurdeimRahmendesKo-operationsverbundes„GesundheitsförderungbeisozialBenachteiligten“entwickelt,der2001vonderBZgAiniti-iertwurdeundeinZusammenschlussausmittlerweile53Partnerorganisationenist.DerAnsatzumfasstsowohltheoretischfundierteKriterienfürgutePraxisindersoziallagenbezogenenGesundheitsförderung,alsauchkonkretePraxisbeispiele.Diese„Zweigleisigkeit“zeigtIhnen,welcheQualitätsaspekteindersoziallagenbezo-genenGesundheitsförderungbedeutsamsindundwiesiepraktischumgesetztwerdenkönnen.DieBasisbil-denzwölfKriterienguterPraxis,dieSiezurOrientierungundSelbstreflexionwährendderPlanung,Durchfüh-rungundEvaluationdesProjektsheranziehenkönnen.DiesesindineinemKriterienkatalogzusammengefasst,derimKonsensverschiedenerAkteureundAkteurinnenderGesundheitsförderungentwickeltwurdeundzwölfPunktebeinhaltet(BZgA2010)(Tab.3)
Schlagworte
• Orientierungsrahmen und Kriterienkatalog zur Selbstreflexion zentraler Aspekte der Gesund-heitsförderung
• Datenbank mit Modellen guter Praxis (Schwer-punkt Gesundheitsförderung bei sozial Benach-teiligten)
1. DasProjektsollteeinenklarenZusammenhangzurGesundheitsförderungund/oderPräventionaufweisen.EbenfallswirddieVerringerungdersozialenUngleichheitangestrebt(Kriterium:Konzeption,Selbstverständnis).
2. DieZielgruppesollteklareingegrenztseinundsichauf„sozialBenachteiligte“beziehen(Kriterium:Zielgruppe).3. DasProjektbeinhaltetneueAnsätzeoderIdeenundistaufeinelangfristigeUmsetzungausgerichtet(Kriterium:
InnovationundNachhaltigkeit).4. IndemProjektsindMultiplikatorinnenundMultiplikatorensystematischeingebunden(Kriterium:Multiplikatoren-
konzept).5. DasProjektsiehteineniedrigschwelligeArbeitsweisevor(Kriterium:NiedrigschwelligeArbeitsweise).6. DieZielgruppeistimhohenAusmaßanderKonzeption,Durchführungund/oderBewertungdesProjektesbetei-
ligt(Kriterium:Partizipation).7. DieInterventionenbefähigenundbestärkenEinzelneoderGruppen,diepersönlichenundsozialenRessourcen
hinsichtlichdereigenenGesundheitzunutzen(Kriterium:Empowerment).8. DieMaßnahmendesProjektssindaufPersonengruppenundStruktureninnerhalbeinesSettings(z.B.Schule,
Betrieb,Stadtteil)ausgerichtet(Kriterium:Setting-Ansatz).9. DasProjektzeichnetsichdurcheineintersektoraleZusammenarbeitaus.DieKooperationspartnerund-partner-
innensindanderUmsetzungdesKonzeptsbeteiligt(Kriterium:IntegriertesHandlungskonzept/Vernetzung).10. DasProjektsiehteinenkontinuierlichenVerbesserungsprozessimSinnedesPublicHealthActionCycles(S.7)
vor(Kriterium:Qualitätsmanagement/Qualitätsentwicklung).11. DieProjektarbeitenwerdendokumentiertundevaluiert(Kriterium:DokumentationundEvaluation).12. DieKostendesProjektsstehenineinerangemessenenRelationzumNutzen(Kriterium:Kosten-Nutzen-
Relation).
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Tab. 3: Die zwölf Good Practice-Kriterien
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung36
LIGA.NRW
Abb. 9: Internetseite www.gesundheitliche-chancengleichheit.de, Menüpunkt „Good Practice“
● WiehabenAnderedieVorgehensweiseihresProjektsbegründet?
● WelchevorbildlichenAnsätzegibtes,wennichpartizi-pativarbeitenmöchte?
● WiebringenAndereihrProjektindieNachhaltigkeit?
● WelcheMöglichkeitenderDokumentationundEvalua-tionhabenAnderegenutzt?
AuchSiekönnensichentwederalsTrägerinstitutionodermiteinemkonkretenProjektbzw.AngebotindieseDatenbankeintragenundsichaufderSeitepräsentie-ren.HierfürmüssenSielediglicheinenOnlinefragebo-genausfüllen.DieserEintragistdieVoraussetzungfürdieAuswahlalsGoodPractice-Projekt.
Entwicklungskontext
DieAusgangsbasisfürdenGood-PracticeAnsatzbil-detdieDatenbankdesvonderBZgAinitiiertenKo-operationsverbundes„GesundheitsförderungbeisozialBenachteiligten“www.gesundheitliche-chancengleich-heit.de.AlssieimJahr2002aufgebautwurde,zeichnetesichrelativschnelleinBedarfimBereichderQualitäts-entwicklungab.DaraufhinentwickeltenderberatendeArbeitskreisdesKooperationsverbundes„Gesundheits-förderungbeisozialBenachteiligten“undseineUnter-arbeitsgruppedie„GoodPractice“-Kriterien,dieeine
systematischeÜberprüfungvonProjektendersozial-lagenbezogenenGesundheitsförderungermöglichen(Kilianetal.2009).HierfürwurdensowohlForschungs-ergebnissealsauchschonbestehendeQualitätsinstru-menteberücksichtigt(BZgA2010).
SchließlichwurdendieeinzelnenSchrittedesGood-Practice-Auswahlverfahrensentwickelt.SowohldieKri-terienalsauchdasAuswahlverfahrenwerdenseitdemerprobtundkontinuierlichweiterentwickelt.
DerGood-PracticeAnsatzfußtaufeinemVergleichdereigenenArbeitmitderPraxisAnderer.Zielistes,sichdurchgutgelungeneBeispieleanregenzulassenundbesondersgelungenePraxisansätzezurNachahmungzuempfehlen.
Zielgruppe
MitdemGood-Practice-AnsatzwerdenvorallemzweiZielgruppenangesprochen.Praxisanbieterund-anbie-terinnenerhalteneinenfachlichenOrientierungs-undBewertungsrahmensowohlauftheoretischeralsauchaufpraktischerGrundlage.
FinanzgeberundEntscheidungsträgerinnenfindenindemAnsatzeinenklarenKriterienrahmen,derzumBeispielfürAusschreibungengesundheitsfördernderAktivitäten,fürdieAuswahlvonAnträgenoderaberzurabschließendenProjektbewertungherangezogenwer-
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LIGA.NRW
● sichdurchdievorbildlicheErfüllungeinigerwenigerKriterienauszeichnenundSiesichsomitvoneinzel-nenPraxiselementenanregenlassenkönnen.DiesekönnenSiebesserals„Komplettangebote“indieeige-neArbeitintegrieren.
DerKooperationsverbundverknüpftimGood-PracticeAnsatzTheoriemitanschaulichenPraxisbeispielenund
● präsentiertaufderInternetseitewww.gesundheitliche-chancengleichheit.de/:datenbankdiebislangumfas-sendsteZusammenstellunganPraxisbeispielendersoziallagenbezogenenGesundheitsförderung,
● stößtbeidergesetzlichenKrankenversicherung(GKV)aufAkzeptanz.SoverweistderGKV„LeitfadenPrä-vention“zurUmsetzungdes§20SGBVvom27.Au-gust2010aufdieKriterienalsOrientierungsrahmen(GKV-Spitzenverband2010).
Nachteile und Schwächen
DerGood-PracticeAnsatzistausgestaltetfürAngeboteundProjektedersoziallagenbezogenenGesundheitsför-derung,sodass
● erfürPraktikerinnenundPraktikeraußerhalbderen-gerenGesundheitsförderungabstraktundpraxisfernerscheinenmag,
● dieÜbertragungderPraxisbeispielenurunterBerück-sichtigungdeseigenenKontextesmöglichist.
DasmehrstufigeVerfahrenzurAnerkennungalsGoodPractice-Projektistaufwändig.
Aufwand der Einarbeitung
DerZeitaufwandistvariabel.DieKriteriensindgutbeschrieben,undwennSiedieKriterienlistefüreineerstegrobeBeurteilungIhresProjekteseinsetzenwol-len,müssensiewenigZeitinvestieren.SiekönnendenKriterienkatalogaberauchalsBasisfüreineumfas-sendeStärken-Schwäche-Analysenutzen,dieSieimTeamdiskutieren-dannmüssenSiemehrZeiteinrech-nen.
WennSieinderPraxisdatenbankAnsätzefinden,diesieindieeigeneArbeitintegrierenmöchten,solltensiedendamiteinhergehendenAnpassungsprozesszeitlichnichtunterschätzen.Eine1:1-Übertragungistnichtmöglich,sodasseineAuseinandersetzungmitdem„Machbaren“vorOrterforderlichist.
BZgA(BundeszentralefürgesundheitlicheAuf-klärung)(2010):KriterienguterPraxisinderGe-sundheitsförderungbeisozialBenachteiligten,Ansatz–Beispiele–WeiterführendeInformati-
denkann(Kilianetal.2009).AuchdieSpitzenverbän-dederGesetzlichenKrankenkassenweiseninihremLeitfadenzurUmsetzungdes§20SGBVdaraufhin,dasssichderAnsatzdazueignet,einesolcheAufgabezuerfüllen(GKV-Spitzenverband2010)(sieheauchS.17f.).
Voraussetzungen für die Anwendung
VonVorteilistes,wennSiebereitsErfahrungenimBereichderGesundheitsförderungundPräventionhaben.Soäußerten„fachfremde“PraktikerundPrak-tikerinnenbereitsmehrfachdenWunschnachFortbil-dungenundBeratungen.EinSchulungskonzeptbefindetsichdeshalbbereitsinderEntwicklungs-undErpro-bungsphase(Kilianetal.2009).
Chancen
WasSiedurchdenGood-PracticeAnsatzgewinnenkönnen:
● SiekönnenStärkenundSchwächenIhresProjektsanhandderKriterienlisteidentifizieren.
● FürdieArbeitsfelder,indenenSiesichweiterentwi-ckelnoderverbessernwollen,könnenSiedieErfah-rungenAndererhinzuziehenundsichvonbereitser-probtenAnsätzenanregenlassen.
● FüreineAntragstellungstellendieKriterieneinege-eigneteStrukturierungshilfedar.
● InderAnwendungführendieKriterienauchzurTrans-parenznachinnen,weilSiesichprojektinternstruk-turiertüberStärkenundSchwächendeseigenenAn-satzesverständigen.
Vorteile und Stärken
InderAnwendungsinddiezwölfKriterienunterstützend,weilsie
● einenOrientierungsrahmenfürdieGestaltunggesund-heitsfördernderPraxisbieten,
● nichtdaraufausgelegtsind,umfassenderfülltzuwer-den.DiesverhinderteinemöglicheÜberforderung,
● flexibeleingesetztundsowohlpunktuellalsauchum-fassendzurQualitätsentwicklungherangezogenwer-denkönnen.
DieGood-PracticeBeispieleausderDatenbankwirkenunterstützend,weilsie
● dazubeitragen,dassdietheoretischfundiertenKrite-rienaucheinenpraktischenundanschaulichenCha-raktererhalten,
● TransparenzherstellenundzurNachahmunganregen,
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung38
LIGA.NRW
on,4.AktualisierteunderweiterteAuflage,Ge-sundheitsförderungKonkret5.Köln.
Kilian,Holger;Brandes,Sven;Lehmann,Frank(2009):DerGoodPractice-AnsatzdesKoope-rationsverbundes„GesundheitsförderungbeisozialBenachteiligten“.In:Kolip,Petra;Müller,VeronikaE.(Hg.):QualitätvonGesundheitsför-derungundPrävention.Bern.HansHuber,97-113
Gold,Carola;Bräunling,Stefan;Geene,Rai-mund;Kilian,Holger;Sadowski,Ute;Weber,Andrea(2009):AktivwerdenfürGesundheit,ArbeitshilfenfürPräventionundGesundheits-förderung,Heft5.In:GesundheitBerlin(Hg.).Berlin.
http://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de
Ansprechpartner
GesundheitBerlin-Brandenburge.V. HolgerKilian:[email protected]
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LIGA.NRW
KEQ – Kapazitätsentwicklung im Quartier
Beschreibung
GesundheitsförderungsmaßnahmenwollennichtnurdasVerhaltenverändern,sondernauchdieUmweltgestalten.EinAspektisthierbeidieFrage,inwieweitesgelingenkann,Kapazitäten(z.B.Expertise)„vorOrt“aufzubauen.InderGesundheitsförderungsliteraturwirddiesals„CapacityBuilding“(Kapazitätsentwicklung)beschrieben(Walter&Schwartz2003).
ImRahmeneinesForschungsprojektsentwickeltedasInstitutfürMedizin-Soziologie(IMS)desUniversitätskli-nikumsHamburg-EppendorfeinInstrumentzurMessungvonKapazitätsentwicklungimQuartier(KEQ).MiteinemstandardisiertenFragebogenwerdenStrukturenundKompetenzenimQuartiererfasst,dieeinenindirektenEinflussaufdieGesundheitnehmen.EshandeltsichsomitumquartiersbezogeneRahmenbedingungen,diedieDeterminantenvonGesundheitbeeinflussenundes
Schlagworte
• Fragebogen zur Selbstbeurteilung verschiedener Dimensionen der Kapazitätsentwicklung im Quartier
• geeignet zum Abbilden von Entwicklungen • interne und externe Bewertung möglich• gemeindenahe Gesundheitsförderung
1
2
3
4
5Bürgerbeteiligung
Lokale Führung
Vorhandene RessourcenVernetzung und Kooperation
Gesundheitsversorgung
Juni 2008 (T2)
Juni 2006 (T1)
Mai 2001 (T0)
Abb. 10: Beispiel für die Darstellung von Kapazitätsentwicklung im Quartier: die Hamburger Lenzsiedlung im Zeitverlauf (Nickel & Trojan 2009)
denMenschenermöglichen,ganzimSinnederWHO-Ottawa-ChartazurGesundheitsförderung„KontrolleüberdieeigeneGesundheit“zugewinnen.KEQeignetsichfürsettingbezogeneGesundheitsförderungsansät-zeundsiehteineBefragungallerimQuartierrelevantenAkteurinnenundAkteureausdemSozial-undGesund-heitsbereichvor(Nickel&Trojan2009).
DerFragebogenenthältfünfDimensionen,diejeweilsinweitereSubdimensionenmitmehrerengeschlossenenFragenuntergliedertsind.ZusätzlichzujederSubdimen-sionkönnenanhandvonoffenenFragenBeispieleundGründefürdiejeweiligenAngabengenanntwerden.Ins-gesamtumfasstderFragebogen51Fragen,dieanhandeiner5-stufigenSkalavon„(fast)nichterfüllt“bis„(fast)völligerfüllt“beantwortetwerdenkönnen.KanneinePersoneineFragenichtbeantworten,bestehtdieOptionderAntwort„kannichnichtbeurteilen“.
FolgendeHaupt-undSubdimensionenwerdenmitKEQberücksichtigt(Nickel&Trojan2009):
● Bürgerbeteiligung(AusmaßderBürgerbeteiligung,EigeninitiativederBewohner,FörderungderBürger-beteiligung)
● lokale Führung (AusmaßlokalerFührung,sozialeKompetenzenderlokalenFührung,Steuerungskom-petenzenderlokalenFührung)
● vorhandene Ressourcen(materielleRessourcen,Wis-senundInformationen,sozialeRessourcen)
● Vernetzung und Kooperation(lokaleVernetzungundKooperation,überlokaleVernetzungundKooperation,QualitätderVernetzungundKooperation)
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung40
LIGA.NRW
● Gesundheitsversorgung(BereitstellungvonGesund-heitsangeboten,ÜberwindungvonZugangsbarrieren,AngebotefürschwererreichbareZielgruppen)
DasInstrumentwirdseiteinigenJahrenimRahmenvonForschungsprojektenerprobt.BisherkonntenfürsechsgroßstädtischeQuartiereErhebungenzurKapazitäts-entwicklungdurchgeführtwerden.DasIMSarbeitetedabeiengmitdenAkteurinnenundAkteurenvorOrtzusammen.GemeinsamwähltensiemitdenjeweiligenPartnernundPartnerinnenindenQuartierendiezuBefragendenausundmeldetendieErgebnissesowieHandlungsempfehlungennachderAuswertungindieQuartierezurück.
DieErgebnissewurdenu.a.alsNetzdiagrammdarge-stellt.HierkönnenfürjedeDimensiondiedurchschnitt-lichenWerte,dievoneinsbisfünfreichenkönnen,abgelesenwerden(Abb.7).DarüberhinauskönnenindemDiagrammverschiedeneQuartiereimSinneeinesBenchmarkingsvergleichendgegenübergestelltoderaberVeränderungeneinzelnerQuartiereimzeitlichenVerlaufabgebildetwerden.SoerfolgtebeispielsweisedieFragebogenerhebungfüreinQuartierzudreiunter-schiedlichenZeitpunkten,sodassVeränderungenderjeweiligenDimensionenzwischendenJahren2001und2008deutlichsichtbarwurden.DieverantwortlichenAkteurinnenundAkteurekonntenanhanddieserErgeb-nisseStärkenundSchwächenerkennenundgezieltreagieren.
KEQkanneinenBeitragfüreineStandortbestimmungzudenStrukturenundKapazitätenimQuartierleisten,vorallemaberauchineinemkontinuierlichenQualitäts-entwicklungsprozessunterstützendwirken.
Entwicklungskontext
DerBegriff„CommunityCapacity“istbereits1997inderJakartaErklärung„Gesundheitsförderungfürdas21.Jahrhundert“zufinden(WHO1997).Indendarauffol-gendenJahrengewinntderBegriffinderGesundheits-förderungundPräventionzunehmendanBedeutung.WalterundSchwartzdefinierendas„CapacityBuilding“schließlichals„SchätzerfürdieDauerhaftigkeitange-stoßenerEntwicklungen“(Walter&Schwartz2003).Umdiesen„Schätzer“einsetzenzukönnen,entwickeltedasIMSdenKEQ-Fragebogen.
DieBasisfürdenFragebogenbildenu.a.VorarbeitenvonLaverackundLabonte(2000),diezurMessungderKapazitätsentwicklungneunstattfünfDimensionenzuGrundelegten.ImRahmenvonzweivomBundesmini-steriumfürBildungundForschung(BMBF)gefördertenForschungsprojektenkonntendieDimensionenandeut-scheVerhältnisseangepasstundKEQentwickeltsowieerprobtwerden.
DieErhebungenerfolgteninfünfHamburgerQuartie-rensowieinderBerlinerBezirksregionMarzahn-Nordzwischen2006und2009.ZunächstkamdasInstrumentzurEvaluierungindemHamburgerStadtteilLokstedt,dersogenanntenLenzsiedlung,zumEinsatz.ZudreiunterschiedlichenMesszeitpunktenwurdeeindortange-siedeltesPräventionsprogrammbewertet.ImSinnedesPublicHealthActionCycle(sieheS.15)konnteeinkon-tinuierlicherVerbesserungsprozessangeschobensowieeineQuartiersdiagnoseerstelltwerden(Mossakowskietal.2007).ZusätzlichwurdedieÜbertragbarkeitaufandereQuartiereüberprüft(Nickel&Trojan2009).
Zielgruppe
DadieKapazitätsentwicklungquartiersbezogenerhobenwird,umfasstdieZielgruppederBefragungallerele-vantenAkteurinnenundAkteureausdemSozial-undGesundheitsbereich.EbenfallssiehtKEQeineEinbe-ziehungvonaktivenBewohnerinnenundBewohnernausdemStadtteilvor,allerdingskonntediesbishernurunzureichendumgesetztwerden(Nickel&Trojan2009).
Voraussetzungen für die Anwendung
FürdasAusfüllendesFragebogenssindu.a.guteKenntnissederStrukturen,Kooperationen,ProblemeundRessourcenimStadtteilerforderlich.DieserschwertvorallemdieEinbindungvonBewohnerinnenundBewohnern.SogabendieseindererstenErprobungs-phaseoftan,sichnichtkompetentgenugfürdieBeant-wortungderFragenzufühlen(Trojan&Nickel2008).
EineweitereVoraussetzungstelltdasVorhandenseineinesintersektoralangelegtenGesundheitsförderungs-programmsdar.DiesimplizierteineAusrichtungaufgrö-ßereGebiete;NickelundTrojan(2009)gebenalsuntereGrenzeeineEinwohner-undEinwohnerinnenzahlvon3.000an(Nickel&Trojan2009).
NichtzuletzterfordertKEQdieBereitschaftzurZusammenarbeit,zumAustauschundzureflexivenGesprächen,indenendieStärkenundSchwächenderErhebungmitanderenAkteurinnenundAkteurendisku-tiertwerden.EbenfallserforderlichisteingemeinsamesEngagement,umVerbesserungenimQuartiervorneh-menzukönnen.
Chancen
Was Sie durch KEQ gewinnen können(Trojan&Nickel2008):
● SiekönnenStärkenundSchwächenvonStrukturenundKompetenzeninIhremStadtteilerkennen(Er-kenntnisfunktion).
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LIGA.NRW
● komplexeStrukturenundKompetenzenundnichtdieWirksamkeitspezifischergesundheitsrelevanterVer-haltensweisenwieBewegungundErnährungerfasstwerden.SotauchtdieGesundheitimFragebogenlediglichineinerDimension–undhiersehrallgemeinformuliert–explizitauf.DerGesundheitsbezugwirdnichtimmertransparent.
● DasInstrumentwirdvonBetroffenenvorOrtalskom-plexeingeschätzt.
Aufwand der Einarbeitung
WennSiesichgutmitdenStrukturenundKompetenzenimStadtteilauskennen,kannderKEQ-FragebogeninrelativkurzerZeitausgefülltwerden.Jenachdem,wel-cheRolleSieimRahmenderQuartiersentwicklungein-nehmenundwievieleMesszeitpunktefürIhrQuartiervorgesehensind,istdieErhebungsphaseunterschied-lichzeitaufwändig.WennSiesichaktivaneinemkonti-nuierlichenVerbesserungsprozessbeteiligen,gehtdiesmitderTeilnahmeanDiskussionsrundenundAnpas-sungenzurStruktur-undKompetenzverbesserungeinher.DerEntwicklungsprozesskannsichinsgesamtbetrachtetübermehrereJahreerstrecken.
Mossakowski,Karin;Nickel,Stefan;Schäfer,Ingmar;Süß,Waldemar;Trojan,Alf;Werner,Silke(2007):DieQuartiersdiagnose:Da-tenundAnsätzefüreinstadtteilorientiertesPräventionsprogrammdesÖffentlichenGe-sundheitsdienstes.ErsteErgebnisseeinesForschungsprojektes.In:PräventionundGe-sundheitsförderung,2,82-89.
Nickel,Stefan;Trojan,Alf(2009):ZurMessungvonKapazitätsentwicklungimQuartier:Kon-zept,Methode,Erfahrungen.In:Kolip,Petra;Müller,VeronikaE.(Hg.):QualitätvonGesund-heitsförderungundPrävention.Bern:HansHu-ber,279-293.
Trojan,Alf;Nickel,Stefan(2008):EmpowermentdurchKapazitätsentwicklungimQuartier–ersteErgebnisseundEinschätzungeinesErhebungs-instruments.DasGesundheitswesen,70,771-778.
http://www.uke.de(>Institute>Medizin-Soziolo-gie>AGGesundheitsförderung>Aktuellebzw.abgeschlosseneProjekteundPublikationen)
Ansprechpartner
UniversitätsklinikumHamburg-Eppendorf StefanNickel,AlfTrojan:[email protected]
● ImzeitlichenVerlaufwerdenFortschritteundDefizitederQuartiersentwicklungdeutlich(Kontrollfunktion).
● AufeinergemeinsamenBasiskönnenSiemitbeteilig-tenAkteurinnenundAkteurendieErgebnissediskutie-renundbewerten(Dialogfunktion).
● SichtbargemachteStärkenvonStrukturenundKom-petenzenlegitimierendieintersektoraleStadtteilarbeit(Legitimationsfunktion).
● ImVergleichmitanderenStadtteilenkönnenSieIhreeigeneArbeitbessereinschätzen.
● BeimAusfüllendesFragebogenswerdenSiefürge-sundheitsrelevanteStrukturenundKompetenzenimStadtteilsensibilisiertundkönnensichkritischmitdie-senauseinandersetzen.
Vorteile und Stärken
MitKEQkonnteerstmaliginDeutschlandein„Schätzer“fürdas„CapacityBuilding“entwickeltwerden,der
● komplexeStrukturenundKompetenzeninQuartierenineinfacherFormabbildenkann,
● flexibelanquartiersbezogene,gesundheitsförderndeProgrammeangepasstwerdenkann,
● sowohlzurkontinuierlichenQualitätsentwicklungalsauchzuevaluierendenZweckeneingesetztwerdenkann.
DieErhebungwirdwissenschaftlichbegleitetundderKEQ-FragebogenvomIMSausgewertet.AufdieserBasiskonnten
● dieStrukturenundKompetenzenobjektivbetrachtetwerden,
● HandlungsempfehlungenfürdenStadtteilformuliertwerden.
Nachteile und Schwächen
KEQwurdebisherinnurimgroßstädtischenKontexteingesetzt,sodass
● dieÜbertragbarkeitaufländlicheoderkleinstädtischeRegionenzumjetzigenZeitpunktnichtbeurteiltwer-denkann,
● weitereErhebungennotwendigsind,umdenStellen-wertdesInstrumentzurQualitätsentwicklungundEva-luationbessereinschätzenzukönnen.
DieMessungvonKapazitätsentwicklungimQuartierhatzurFolge,dass
● dieEinschätzungenfastausschließlichvonExpertenundExpertinnenvorgenommenwerden,dieteilweiseihreeigeneArbeitbewerten(sollen),
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung42
LIGA.NRW
etal.2009).EinstarkerFokusliegtaufeinermöglichstgleichberechtigtenZusammenarbeitzwischenProjekt,ZielgruppesowieGeldgeberinnenundGeldgebern.VorallemProjektmitarbeitendesowiedieZielgruppeselbstsolleninkontinuierlicheEntwicklungs-bzw.Entschei-dungsprozesseeinbezogenwerden.DabeigehtesnichtalleinumeineTeilnahme,sondernvorallemumeineaktiveTeilhabeandiesenProzessen(Partizipation).Wrightetal.(2009)weisendaraufhin,dassdiePartizi-pativeQualitätsentwicklung(PQ)maßgeblichvomloka-lenWissenderBeteiligtenlebtundsiedarinunterstützt,diesesWissenzunutzen,zureflektierenundzuerwei-tern.WennesIhneneinAnliegenist,dieZielgruppeindieProjektplanung,-durchführungund-evaluationein-zubinden,dannlohntsicheineAuseinandersetzungmitdiesemAnsatz.
AufderInternetseitewww.partizipative-qualitaetsent-wicklung.defindenSiefürallePhasenderProjektarbeitkostenfreiKonzepte,MethodenundPraxisbeispiele.ZurbesserenOrientierungdientderPQ-Zyklus,deraufjedereinzelnenSeiteabgebildetundinAnlehnungandiePhasendesEPublicHealthActionCycle(sieheS.15)indieBedarfsbestimmung,Planung,DurchführungundEvaluationsowiezusätzlichindieAspektePartizi-pationundZusammenarbeitunterteiltist.
ÜberdiesenPQ-ZykluskönnenSiedirektzurgewünsch-tenProjektphasegelangenundsichmitdenKonzeptenderPartizipativenQualitätsentwicklungauseinanderset-zen.SokönnenSiesichzumBeispielvertiefendüber
Partizipative Qualitätsentwicklung
Beschreibung
EsistKonsens,dasssichdieQualitätlebensweltorien-tierterProjektenurschwermitstandardisiertenInstru-mentenerfassenlässt.Strukturen,BedürfnissesowiemöglicheKooperationspartnerund-partnerinnenvari-ierenstarkundmüssenfüreineerfolgversprechendeProjektarbeitvorOrtentsprechendberücksichtigtwer-den.DiesnahmendieForschungsgruppePublicHealthimWissenschaftszentrumBerlinfürSozialforschung(WZB)undGesundheitBerlin-BrandenburgzumAnlass,internationalerprobtepartizipativeForschungsmethodenaufDeutschlandzuübertragen.„PartizipativeQualitäts-entwicklung“isteinAnsatz,dereinigederwichtigstenPrinzipienderGesundheitsförderung–Partizipation,KompetenzentwicklungundEmpowerment–auchinderQualitätsentwicklungselbstberücksichtigt(Wright
Schlagworte
• Internetbasierter Methodenkoffer • Methoden zur Einbindung aller Akteure einschließ-
lich der Zielgruppe • Schwerpunkte Partizipation, Empowerment und
Kompetenzentwicklung
Partizipation
Bedarfsbestimung
PlanungEvaluation
Durchführung
Zusammenarbeit
Abb. 11: PQ-Zyklus (Quelle: www.partizipative-qualitaetsentwicklung.de)
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LIGA.NRW
werment,KompetenzentwicklungundPartizipationindenMittelpunktundwurdeaufDeutschlandübertragen.IneinemkontinuierlichenundgemeinsamenLernpro-zesserwerbenvorallemProjektmitarbeitendesowiedieZielgruppeneueKompetenzenundwerdenzuExpertenbzw.ExpertinnenineigenerSache.Projektmitarbeiten-dekönnenihreProjekteverbessertaufdieBedürfnissederZielgruppeausrichten,habenvertiefendeEinblickeindiegesundheitlicheSituationvorOrt,unddieZiel-gruppekanneigenegesundheitlicheProblemezuneh-mendformulierenundpartizipativandenVeränderungs-prozessenmitwirken(Wrightetal.2009).
Zielgruppe
PQrichtetsichvordergründiganProjektmitarbeitende,diefürdiePlanungundUmsetzungvonProjektenundAngebotenzuständigsind.DieMitarbeiterinnenundMit-arbeiterbestimmenselbst,inwelchemAusmaßsiedieZielgruppeeinbeziehen(können)undarbeitengleich-berechtigtmitallenProjektbeteiligten.Ineinem„Bezie-hungsdreieck“beteiligensichProjekt,ZielgruppeundGeldgeber/GeldgeberinnensowieoftmalsauchweitereAkteureandemEntscheidungsprozess(Wrightetal.2009).
Voraussetzungen für die Anwendung
DadiezurVerfügunggestelltenMethodenaufdaseige-neProjekt„zugeschnitten“werdenmüssen,könnenSiekeinevorgefertigtenArbeitsinstrumenteerwarten.VielmehrsolltenSiedazubereitsein,sichmitoffenenGestaltungs-undAnpassungsprozessenauseinander-zusetzen.
DieZusammenarbeitmitanderenAkteurensollteIhnenSpaßmachen,aucheineAufgeschlossenheitfürdiePerspektivenAndereristerforderlich.DergemeinsameEntwicklungsprozesssetztebenfallsvoraus,dassSiesichkritischmitihrereigenenArbeitauseinandersetzenundgegebenenfallsauch„neue“,zuvornichtbekannteWegegehen.
Chancen
WassiedurchdiePartizipativeQualitätsentwicklunggewinnenkönnen:
● DiePQfördertnichtalleindieQualitätdesProjekts,sondernauchdieQualitätderZusammenarbeit.
● MitarbeiterinnenundMitarbeitersindaufgrundderTeilnahmeundTeilhabewährendderPlanung,Durch-führungundEvaluationihresProjektsmotivierter.
● DieZielgruppekanndieeigeneSituationzunehmendartikulierenundsichfürÄnderungeninderLebenswelteinsetzen.ZielgruppenspezifischeBedürfnissekönnenverbesserterfasstwerden.
denBegriff„Partizipation“informierenundbeurteilen,aufwelcherStufederPartizipationSiesichmitIhremPro-jektbefinden.DieInformationstexteenthaltenLiteratur-hinweiseundQuerverweisezuweiterenkonzeptuellenGrundlagensowiezudenMethoden.
UnterdemMenüpunkt„Methodenkoffer“könnenSiedirektaufdieQualitätsinstrumentezugreifen.HierfindenSiezumBeispielBeschreibungenzurBlitzbefragung,zuFokusgruppenoderzurZiWi-Methode.(ZieleundWir-kungswegevonInterventionenwerdenerarbeitet,ver-anschaulichtundüberprüft.)EineÜbersichtzeigtIhnen,welcheMethodensichfürwelchePhasederProjektar-beiteignen,sodassSieMethodengezieltauswählenkönnen.DieMethodenwerdenausführlichbeschriebenundenthaltennebeneinerKurzbeschreibungInformati-onenzuVoraussetzungen,Zeit-undPersonalaufwandsowieeinedetaillierteDarstellungdereinzelnenArbeits-schritte.
DamitSiesicheinBilddavonmachenkönnen,wiedieseMethodenbereitsinderPraxisumgesetztwurden,prä-sentierensichunter„Praxisbeispiele“Projekte,dieinBegleitungdesWZBMethodenzurQualitätssicherungundEvaluationgenutzthaben.
Nichtunerwähntbleibensollendiepartizipativen„Mit-gestaltungsmöglichkeiten“aufdieserInternetseite.SokönnenauchSiesichanderWeiterentwicklungsowieKommentierungderSeitebeteiligen.SiehabendieMög-lichkeit,dieMethodenzubewerten,Beiträgezukom-mentieren,eigeneMaterialieneinzustellenoderaberdasGlossarzuerweitern.
DadiewenigstenQualitätsinstrumenteeinenderartaus-geprägtenpartizipativenAnsatzaufweisen,könnenSiedieMethodenderPQgutergänzendzuanderenInstru-menteneinsetzen.
Entwicklungskontext
ImRahmenvonzweiForschungsprojektenwurdederAnsatzderPQinZusammenarbeitvonPraxisundWis-senschaft(weiter-)entwickeltunderprobt.GemeinsammitderAidshilfeundProjektenderGesundheitsförde-rungundPräventionkonntedieUmsetzungderMetho-denüberprüftundandieRahmenbedingungenderlebensweltorientiertenGesundheitsförderungundPrä-ventionangepasstwerden.Insgesamthabenungefähr100EinrichtungenanWorkshopsund/oderanwissen-schaftlichenBeratungenvorOrtteilgenommen.NichtzuletztaufdieserGrundlagekonntedasInternethand-buchwww.partizipative-qualitätsentwicklung.dederPQentwickeltwerden.
DiePQfußtaufdeminternationalenAnsatzderpartizi-pativenForschung,dersogenanntencommunity-basedparticipatoryresearch(CBPR).DieserAnsatzstelltdieinderOttawa-Charta(WHO1986)formuliertenKernele-mentederGesundheitsförderungundPräventionEmpo-
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung44
LIGA.NRW
● Ihnenim„Methodenkoffer“aufgezeigtwird,welcheMethodensichfürwelcheProjektphaseeignen,
● dieBeschreibungenderMethodeneinheitlichgeglie-dertsind.
PQbietetfürjedePhasederProjektarbeitUnterstützungund
● kannjenachBedarfundeigenenRessourcenindieProjektarbeitintegriertwerden.
● ermöglichtdurchdiedetailliertenBeschreibungenderMethodeneineungefähreEinschätzungdesAuf-wands.
● stelltumfassendeInformationenundanschaulichePraxisbeispielebereit.
● kannwegendesbesonderenAnsatzesgutergänzendzuanderenInstrumentengenutztwerden.
Nachteile und Schwächen
DerpartizipativeAnsatzistschwerumsetzbar,wennSie
● ineinerstarkhierarchischstrukturiertenEinrichtungtätigsind,
● eineMitgestaltungdurchdieZielgruppeinIhremPro-jektnichtvorsehen,
● imProjekt-TeamkeineUnterstützungfürdiesenAn-satzfinden,
● keineZielgruppenvertreterfinden,diedazubereitsind,sichindieEntscheidungsprozesseeinzubinden.
DerpartizipativeAnsatzhatzurFolge,dass
● keinevorgefertigtenQualitätsinstrumentezurVerfü-gungstehen,
● Methoden,dieSiefüreinProjektbereitserprobtundangepassthaben,füreinanderesProjektmöglicher-weisenichtgeeignetsind,
● ZeitundMühein(zusätzliche)partizipativeProzesseundMechanismeninvestiertwerdenmuss.
Aufwand der Einarbeitung
DieBeschreibungenderMethodenbeinhaltenjeweilsHinweisezumzeitlichenAufwand.DieshilftIhnen,dienötigenzeitlichenRessourcenbessereinschätzenzukönnen.AufgezeigtwerdendieDauerderVorbereitung,derUmsetzungundderNachbereitung.DertatsächlicheAufwandvariiertdabeistark.Währenddie„KreisederEntscheidung“zumBeispielinnerhalbvoneinerStundeentwickeltwerdenkönnen,erfordertdieZiWi-Methodemehrere2-stündigeArbeitskreistreffensowieRecher-che-undDokumentationsarbeiten.
● DievielfältigenPerspektivenhelfenIhnen,dieeigeneProjektarbeitverbessertzubeurteilen.
● DieAnwendungdervorgeschlagenenMethodenführtzueinerbesserenPlanungundDokumentationdesProjekts.
● DieAuseinandersetzungmitdenKonzeptenunddenMethodenverdeutlichtZieleundWirkungswegesowiekonzeptuelleGrundlagenderPrävention.
● DasErlernenneuerMethodenfördertdieeigenenKompetenzen.
● ImpliziteErkenntnisseundErklärungenkönnenmitHilfevonpartizipativenMethodenexplizitgemachtundsystematischerfasstwerden(Wrightetal.2009).
● PQsorgtsowohlfüreineverbesserteTransparenznachinnenalsauchfüreineverbesserteAußendar-stellung.
Vorteile und Stärken
PQstelltdieKernelementederGesundheitsförderungundPrävention–Partizipation,EmpowermentundKom-petenzentwicklung–indenMittelpunkt.Diesführtdazu,dass
● IhnenwiebeikeinemanderenInstrumentMöglich-keitenzurEinbindungderZielgruppeaufgezeigtwer-den,
● KompetenzentwicklungundEmpowermentbeiPro-jektmitarbeitendenundderZielgruppestattfinden,
● SiemitHilfederpartizipativenMethodeInterventionenundAngeboteaufdieRahmenbedingungenvorOrt„zuschneiden“können,
● SiesichgleichberechtigtmitanderenMitarbeiterinnenundMitarbeiternaustauschenkönnenundgemeinsamdenVerbesserungsprozessbeschreiten,
● derAnsatzderPQsowohlniedrigschwelligalsauchzielgruppenorientiertangelegtist,
DadurchdassPQalsInternethandbuchzurVerfügungsteht,
● könnenSiejederzeitkostenlosaufdieKonzepte,Me-thodenundMaterialienzugreifen.
● sindSieaufgrundvonAktualisierungenundWeiterent-wicklungenimmeraufdemneuestenStand.
DieÜbersichtlichkeitderInternetseitezeichnetsichzumBeispieldadurchaus,dass
● SieüberdenPQ-ZyklusdirektzumgewünschtenThe-menfeldgelangen,
45
LIGA.NRW
http://www.partizipative-qualitaetsentwicklung.de
http://www.qualitaet.aidshilfe.de
Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner
Prof.Dr.MichaelT.Wright KatholischeHochschulefürSozialwesenBerlin [email protected]
GesundheitBerlin-Brandenburg HolgerKilian,MarcoZiesemer&SvenBrandes: [email protected]
DeutscheAIDS-Hilfe KarlLemmen:[email protected]
Wright,MichaelT.(Hg.)(2010):PartizipativeQualitätsentwicklunginderGesundheitsförde-rungundPrävention.Bern:HansHuber.
Wright,MichaelT.(2006):AufdemWegzueinertheoriegeleiteten,evidenzbasierten,qua-litätsgesichertenPrimärpräventioninSettings.JahrbuchfürKritischeMedizin,43,55-73.
Wright,MichaelT.;Block,Martina;vonUnger,Hella(2007):StufenderPartizipationinderGe-sundheitsförderung:EinModellzurBeurteilungvonBeteiligung.InfodienstfürGesundheitsför-derung,3,4-5.
Wright,MichaelT.;Block,Martina;vonUnger,Hella(2009):PartizipativeQualitätsentwicklung.In:Kolip,Petra;Müller,VeronikaE.(Hg.):Qua-litätvonGesundheitsförderungundPrävention.Bern.HansHuber,157-175
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung46
LIGA.NRW
tet.DasoimmerdasAngebotalsGanzesimBlickbleibt,könnenauchZusammenhängezwischeneinzelnenQualitätsdimensionenberücksichtigtwer-den.BereitsinderPlanungsphaseistesmöglich,eineBeurteilungvornehmenzulassen.Sieerhal-tendannschonvorProjektbeginnVerbesserungs-vorschlägezurAngebotsplanungundkönnendieseentsprechendeinfließenlassen.AnsonstenkannQIPinjederPhasederlaufendenArbeiteingesetztwerden.
3. AufderGrundlagederBewertungwirdeinQua-litätsprofilfürIhrAngeboterstellt.AnderebereitsbeurteilteundmitihremAngebotvergleichbareMaßnahmenbildenhierfürdieReferenz(diesbedeutetauch,dassIhreDateninanonymisierterFormebenfallsindieDatenbankaufgenommenwerden,umdieDatenbasisfürdiesevergleichendeBeurteilungzukünftigerProjektezuvergrößern).IneinerTabelleundeinerGrafikwerdendiedurch-schnittlichenErgebnisseIhresAngebotsdargestellt.DarüberhinaussindfürjedeDimensiondiemittle-ren,diebestensowiedieschlechtestenErgebnisseallerähnlichenAngeboteabgebildet.AufdieseWeisekönnenSieerkennen,woSiemitIhremPro-jektstehen(sieheTabelle4undAbbildung12).
4. DieseErgebnissewerdenIhnenzusammenmitdenVerbesserungsvorschlägenzugeschickt.Sieerhal-tendarüberhinauszusätzlicheInformationenzurQualitätsentwicklung,weiterführendeLiteraturhin-weisesowieInternetlinks.DieRückmeldungerfolgtdabeiunterstrikterVertraulichkeit.SoerhaltennurdiePersonen,diealsAnsprechpartnerbzw.alsAnsprechpartnerinaufdemDokumentationsbogenaufgeführtwerden,dieErgebnisse.Sieselbstkön-nendannentscheiden,anwenSiedieErgebnisseweiterreichenundfürwelcheZweckesieeingesetztwerdensollen.
QIPbietetsomitnichtnureineRückmeldungzurQua-litätdereigenenStrukturen,ProzesseundErgebnisse,sondernermöglichtdarüberhinausdenVergleichmitAnderen(Benchmarking).QIPkannzurStandortbestim-mungherangezogenwerdenundzuweiterenAktivitätenimBereichderQualitätsentwicklungmotivieren.
QIP – Qualität in der Prävention
Beschreibung
QIP„QualitätinderPrävention“wurdealsexternesVer-fahrenzurQualitätsbestimmungvomUniversitätsklini-kumHamburgEppendorf(UKE)undderBZgAentwi-ckelt.MitQIPerhaltenEinzelprojekte,Settingprojekte,ProgrammeundKampagneneineumfassendeRück-meldungzurQualitätihresAngebotsunddieMöglich-keit,diesesmitanderenAngebotenzuvergleichen.FürdasexterneBeurteilungsverfahrenfüllenProjektmitar-beitendeeinen22-seitigenFragebogenaus.Dieserwirdvonmehreren,speziellgeschultenundpraxiserfahrenenGutachterinnenundGutachterentlangvon28Quali-tätsdimensionenausgewertetundinFormvonProfilenanSiezurückgemeldet(Töppich&Lehmann2009).ZusätzlichformulierendieGutachterinnenundGutachterkonkreteVerbesserungsvorschlägefürdasProjekt.
Das Beurteilungsverfahren setzt sich aus den fol-genden vier Schritten zusammen:
1. DieGrundlagefürdieBeurteilungstellteinDoku-mentationsbogendar.DiesenkönnenSieaufderInternetseitehttp://www.uke.de/extern/qip/unterdemMenüpunkt„Texte“finden.DerBogenenthält28Qualitätsdimensionen,dieinsiebenHaupt-und21Teildimensionenunterteiltsind.FolgendeHaupt-dimensionenwerdenmitQIPberücksichtigt:
• Konzeptqualität• Planungsqualität• Mitwirkende(PersonalundKooperationspart-ner)
• VerbreitungundVermittlung(Streuwege,Me-thodenundMedien)
• VerlaufsgestaltungundManagementderAk-tivität
• ErfolgskontrolleundEvaluation• Qualitätsentwicklung
2. NachdemSiedenBogen–fallsvorhandenmitweiterenUnterlagenzumAngebot–andasUKEgeschickthaben,nehmendieGutachterbzw.Gut-achterinnendieBeurteilungvor.DiejeweiligenQua-litätsdimensionenwerdenanhandeinervierstufigenSkalavon0=Problemzonebis3=Vorbildbewer-
Schlagworte
• Ausfüllen eines Dokumentationsbogens • Beurteilung zentraler Qualitätsdimensionen durch
geschulte Externe • Benchmarking• praxisnahe Rückmeldung mit Verbesserungsvor-
schlägen
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LIGA.NRW
Anzahl der Gutachter/-innen Ihres Projektes: 3 interne Projektnummer:
Mittelwerte zum Vergleich: jeweils pro Dimension erreichte Werte
Dimensionen Ihres Projektes
aller Pro-jekte schlechtestes Projekt bestes Projekt
Bedarfsbezug 1,33 1,83 1,00 3,00Zielgruppenbestimmung 1,67 2,01 0,67 3,00Zielgruppenverständnis 1,00 1,60 0,33 3,00Zielsetzung 1,33 1,70 0,33 3,00präventiverAnsatz 1,33 1,87 0,00 3,00Konzeptqualität 1,33 1,74 1,00 3,00EinbettungimArbeitsfeld 0,67 1,55 0,00 3,00KontextuellePassungundAktualisierungdesAnsatzes 1,00 1,43 0,00 2,67
Planungsqualität 1,00 1,46 0,00 2,67PersonalundQualifikationen 1,33 2,08 1,00 3,00Kooperation 0,67 1,82 0,00 3,00
Mitwirkende(PersonalundKooperationspartner) 1,00 1,84 1,00 3,00
StreuungdesAngebotsbeidenZielgruppen 0,33 1,61 0,00 3,00
Arbeitsmethoden 1,00 1,84 0,00 3,00VermittlungdesAngebotes 0,00 1,65 0,00 3,00WeiterführendeSchritte 1,00 1,54 0,00 3,00Verbreitung&Vermittlung 1,00 1,60 0,33 3,00LenkungderAktivität 1,00 1,62 0,00 3,00BearbeitungvonSchwierigkeiten 1,33 1,36 0,00 3,00PrüfungexternerLeistungen - 1,17 0,00 3,00
VerlaufsgestaltungundManagementderAktivität 1,00 1,42 0,33 3,00
GesamtbildderEffekte 0,67 1,42 0,00 3,00
ErfassungvonBekanntheitundAkzeptanz 0,00 1,47 0,00 3,00
ErfassungvonWirkungen 0,00 1,20 0,00 3,00Wirkungsnachweis 0,50 1,26 0,00 3,00ErfassungderNutzerderAktivität 1,67 1,51 0,00 2,67ErfolgskontrolleundEvaluation 0,50 1,20 0,00 2,67Qualitätsentwicklung 1,00 1,63 0,00 3,00
Tab. 4: Rückmeldung von Begutachtungsergebnissen des eigenen Projektes und der Vergleichswerte zu allen Projekten (Haupt- und Teildimensionen)
Entwicklungskontext
QIPwurdeunterBerücksichtigungwissenschaftlicherundpraktischerKenntnisseentwickelt.DabeiflossenauchinternationaleEmpfehlungenundInstrumentewiezumBeispielquint-essenz(siehehierzuSteckbriefE quint-essenz,S.53ff.)indasVerfahrenein(Klicheetal.2007).ImRahmenvonmehrerenFeldtestswurdendieElementevonQIPmehrfacherprobtunderfüllendiewissenschaftlichenGütekriterienObjektivität,ReliabilitätundValidität(Töppich&Lehmann2009).
QIPerhebtdieKonzept-,Struktur-,Prozess-undErgeb-nisqualität.DochbleibtQIPnichtbeiderMessungdie-serQualitätsdimensionen,sondernermöglichtebenfallseinenVergleichzwischenverschiedenenAngeboten
(Töppich&Lehmann2009).Dashierzugrundeliegen-deBenchmarking-VerfahrengehtaufdiegewerblicheWirtschaftzurückundistmittlerweile–wiezumBei-spielauchbeimGood-Practice-Ansatz(siehehierzu:SteckbriefEGood-Practice-Kriterien,S.35ff.)–indenBereichenPräventionundGesundheitsförderungwie-derzufinden.
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung48
LIGA.NRW
Zielgruppe
QIPrichtetsichanPraktikerinnenundPraktiker,diekon-kreteAngeboteimBereichPräventionundGesundheits-förderungbereithalten.Esgehtnichtdarum,Einrich-tungenhinsichtlichihrerStrukturenundArbeitsweiseninsgesamtzubeurteilen,sondernumeineQualitätsbeur-teilungkonkreterAktivitäten.
Voraussetzungen für die Anwendung
UmdenDokumentationsbogenvonQIPausfüllenzukönnen,solltenSiesichmitdemAngebotoderProjektgutauskennenundauchmitEinzelheitenvertrautsein.DasAusfüllendesBogenskannsehraufwändigsein.DasBeurteilungsverfahrenistkostenpflichtig(jenachKomplexitätsgradderAktivität,desProjektesoderPro-grammszwischen300und1.200€).
Chancen
WasSiedurchdasexterneBeurteilungsverfahrenvonQIPgewinnenkönnen:
● EswerdenStärkenundVerbesserungspotenzialvonStrukturen,ProzessenundErgebnissendurchexterneGutachterundGutachterinnenbenannt.
● SieerhaltenEinschätzungeninBezugaufdiewahr-scheinlicheWirksamkeitvonInterventionen.
● SiekönnenIhreeigeneArbeitimVergleichzuAnderenbessereinschätzen.
● SieerhaltenpraktischeHinweise,wieSiedieQualitätIhresAngebotsverbessernkönnenunddamitvielleichtauchAnsatzpunkte,umineinenkomplexerenQuali-tätsentwicklungsprozesseinzutreten.
Hauptdimensionen
0,00
0,50
1,00
1,50
2,00
2,50
3,00
3,50
Kon
zept
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Qua
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g
Ihr Projekt
Alle Projekte
Schlechtestes Projekt
BestesProjekt
Abb. 12: Grafische Darstellung der Rückmeldung zu den einzelnen Projekten (Hauptdimensionen)
● BeiGeldgebern/GeldgeberinnenstößteineexterneBeurteilungauferhöhteAkzeptanz.
● SieselbsthabensichwährenddesAusfüllensdesFragebogenssowieimZusammenhangmitderRück-meldungvertiefendmitQualitätsansprüchenausein-andergesetztundkönnenbesserargumentieren– z.B.gegenüberKooperationspartnern,derZielgruppeoderGeldgebern.
Vorteile und Stärken
DieexterneBeurteilungdurchgeschulteundimPraxis-felderfahreneGutachterinnenundGutachterhatzurFolge,dass
● SiefachlichfundierteundgleichzeitigpraxisnaheRückmeldungenzuIhremAngeboterhalten,
● IhrAngebotobjektivbetrachtetwird.EineBeeinflus-sungdurchsubjektiveMeinungenundEinschätzungenentfälltdurchdenexternenBlickaufdasProjekt.
● SieaufgrundderstriktenVertraulichkeitinBezugaufdieDatenselbstentscheidenkönnen,werEinblickeindieErgebnisseerhält.
DeraufwissenschaftlichenundpraktischenErkenntnis-senbasierendeDokumentationsbogen
● bildetausSichtvonPraktikernundPraktikerinnenso-wieGutachternundGutachterinnenzentraleAspektevonpräventiverArbeitab,
● kannschoninderPlanungsphaseeingesetztwerdenundrechtzeitigVerbesserungspotenzialaufzeigen,
● liefertevidenzgestützteEinschätzungenhinsichtlichderQualitätIhresAngebots,
49
LIGA.NRW
Kliche,Thomas;Töppich,Jürgen;Lehmann,Harald;Koch,Uwe(2007):QIP:ErfahrungenmiteinemgetestetenQualitätsentwicklungsver-fahrenfürGesundheitsförderungundPräventi-on.QualitätsentwicklungsichertdieWirksam-keitundEffizienzpräventiverMaßnahmenundProjekte.In:GesundheitBerlin(Hg.):Dokumen-tation12.bundesweiterKongressArmutundGesundheit.Berlin.
Töppich,Jürgen;Lehmann,Harald(2009):QIP–QualitätinderPrävention:EinVerfahrenzurkontinuierlichenQualitätsverbesserunginderGesundheitsförderungundPrävention.In:Kolip,Petra;Müller,VeronikaE.(Hg.):QualitätvonGesundheitsförderungundPrävention.Bern.HansHuber,223-238.
http://www.uke.de/extern/qip/
Ansprechpartner
BundeszentralefürgesundheitlicheAufklärung JürgenTöppich: [email protected]
● ermöglichtschonwährenddesAusfüllenseinekri-tischeReflexiondereigenenArbeit.
Nachteile und Schwächen
EineexterneBeurteilungmitQIPistfüreinigePraktikerschwierig,weil
● sicheinGefühlvonexternerKontrolleeinstellenkann,
● Kostenzwischen300und1.200€entstehen,
● derstandardisierteDokumentationsbogenderKom-plexitätundBesonderheitdereigenenPraxisnichtge-rechtwird(bzw.soempfundenwird).
Aufwand der Einarbeitung
DerZeitaufwandfürdasAusfüllendesDokumentations-bogenshängtstarkvonderKomplexitätIhresProjektsundvonschonvorliegendenVorarbeitenzumKonzeptundzurUmsetzungab.DieZeitspannederAngebots-beschreibungreichtvoneinerbiszuzehnStunden.DerDurchschnittswertliegtjedochbeizweiStunden,wasverglichenmitanderenQualitätssicherungsverfahreneinenrelativgeringenZeitaufwanddarstellt(Töppich&Lehmann2009).
Kliche,Thomas;Töppich,Jürgen;Kawski,Ste-phan;Koch,Uwe;Lehmann,Harald(2004):DieBeurteilungderStruktur-,Konzept-undProzess- qualitätvonPräventionundGesundheitsförde-rung.AnforderungenundLösungen.Bundesge-sundheitsblatt-Gesundheitsforschung–Ge-sundheitsschutz,47,125-132.
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung50
LIGA.NRW
DievorgegebenenSchrittesinddabeinichtzwingendindieserReihenfolgeeinzuhalten,sondernalsOrien-tierungsrahmenzuverstehen.Soistesmöglich,dassSieeinigeSchrittezurückgehenundbeispielsweiseeineÜberarbeitungderzuvorformuliertenQualitätskrite-rienvornehmenmüssen.NacheinergewissenZeitwirdschließlichüberprüft,inwieweitdieerarbeitetenVor-schlägeimArbeitsalltagumgesetztwerdenkonntenundwelcheThemen(erneut)indenKreislaufeinfließensol-len.AufdieseWeiseleistendieQualitätszirkelinsbeson-dereeinenBeitragzurProzessqualität.
Entwicklungskontext
DasVerfahrenderZirkelarbeitwirdbereitsseitden1960erJahrenimindustriellenBereichangewandt.HiergehtesimSinnederOrganisationsentwicklungvorder-gründigdarum,betrieblicheProblemezulösenundPro-zessezuoptimieren.
ImGesundheitssektorverbreitetesichdieseArtdesZirkelverfahrenszunächstimstationärenBereich.ImhausärztlichenBereichwurdeinden1990erJahreneineveränderteArbeitsweiseerprobt.AufderBasiskonkreterHandlungssituationenwurdenVerbesserungsvorschlägeerarbeitet.DieserfallrekonstruktiveAnsatzkonnte1993inderQualitätsrichtliniederKassenärztlichenBundes-vereinigung(KBV)verankertundeinLeitfaden„ÄrztlicheQualitätszirkel“erstelltwerden.MittlerweilegibtesinderambulantenVersorgungmehrals8.000Qualitätszirkel(KBV2010).
AnknüpfendandieseErfahrungenkonntenQualitätszir-kelschließlichauchfürdieBereichederGesundheits-förderungundPräventionerprobtwerden.ImAuftragderBZgAführtedieProjektgruppeQualitätsförderungderAbteilungMedizinischePsychologiederUniversitätGöttingenvon1999bis2003einModellprojektdurch.EskonntenModeratorinnenundModeratorengeschultundzwölfQualitätszirkelinitiiertsowiewissenschaft-lichbegleitetwerden.EbenfallswurdenMaterialienundMedienalsArbeitshilfenfürQualitätszirkelerstellt(„HandbuchfürModeratorinnenundModeratoren“,BZgA2005a)(Bahrs2009).ZurweiterenVerbreitung
QUiG© – Qualitätszirkel in der Gesund-heitsförderung und Prävention
Beschreibung
WirallehabenVorstellungendarüber,wieunserHan-delnimArbeitsalltagidealerweiseaussehensollte.DieseVorstellungenwerdenjedochhäufignichtkommuniziert,obwohlsiezumTeilalsimpliziteQualitätskriterienoderalsLeitlinienverstandenwerdenkönnen.Mit„Quali-tätszirkelninderGesundheitsförderungundPrävention(QuiG®)“werdendiesebisherunbewusstenLeitlinieninsBewusstseingerücktundkritischbetrachtet.DieZirkelwerdeninAnlehnungandieQualitätszirkeldurchge-führt,diesichauchinderambulantenmedizinischenVersorgungetablierthaben.InFormeinerregelmäßigenGruppendiskussionerhaltenSiedieMöglichkeit,daseigenealltäglicheHandelnimAustauschmitAnderenzudiskutieren,hinsichtlichderQualitätzureflektierenundzubewertensowiekonkreteProblemlösestrategienzuentwickeln.DabeigiltdasMotto:„JedeEinzelneundjederEinzelnerweißviel–gemeinsamvielmehr“(Bahrs2009).
QuiG®wurdenvonderProjektgruppeQualitätsförderungderAbteilungMedizinischePsychologiederUniversitätGöttingenentwickeltundfördernaufBasiseinesinter-disziplinärenErfahrungsaustauschseinenkontinuier-lichenQualitätsentwicklungsprozess.
Insgesamtbeteiligensichungefähr10bis15PersonenauffreiwilligerBasisandenregelmäßigstattfindendenZirkeltreffen.InAbständenvonungefährvierbissechsWochentreffensichdieZirkelteilnehmendenmitdemZiel,LösungsvorschlägefürdenberuflichenAlltagzuerarbeitenundumzusetzen.ImZentrumderDiskussionstehtdieArbeitamkonkretenFall.SieselbstsinddabeiExpertinbzw.ExperteineigenerSacheundhinsicht-lichIhrerErfahrungenundHierarchienmitdenanderenTeilnehmendengleichgestellt.EinespeziellgeschulteModeratorinodereinModeratorunterstütztSiedarin,eingemeinsamfestgelegtesThemasystematischundproblemlöseorientiertzudiskutieren.DieErgebnissederZirkeltreffenwerdeninFormvonProtokollenzusam-mengefasst,umFortschritteundauchZielsetzungennachvollziehbarzumachen.FüreinestrukturierteVor-gehensweisesinddiefolgendenSchrittevorgesehen:
Schlagworte
• regelmäßige moderierte Gruppensitzungen mit ande-ren Gesundheitsförderungspraktikern
• Erfahrungsaustausch• Erarbeitung von Handlungsroutinen und Verbesse-
rungsmöglichkeiten am Fall
1. (Neues)Rahmenthemawählen2. Problemlisteerstellen3. Qualitätskriterienbenennen(Wiewollenwir
dieQualitätbeurteilen?)4. Alltagshandelndokumentieren5. Arbeitsrealitätanalysieren–Fallauswählen
unddiskutieren6. Zielvorstellungenformulieren7. Veränderungenplanenundumsetzen8. MöglicheVeränderungenüberprüfen
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LIGA.NRW
Chancen
WasSiedurchQualitätszirkelgewinnenkönnen:
● IndemSiesichmitHandlungsroutinenauseinander-setzenundihr„gewünschtesHandeln“dem„tatsäch-lichen“gegenüberstellen,könnenSieDiskrepanzenerkennenundwerdenfürStärkenundSchwächenIhrerArbeitsensibilisiert.
● BisherimplizitverfolgteLeitlinienwerdenexpliziert;dieskannzueinergrößerenHandlungssicherheitfüh-ren.
● ImAustauschmitAnderenwerdenSieaufguteBei-spieleaufmerksam,erhaltenneueImpulseundkön-nendavonimeigenenArbeitsalltagprofitieren.
● AufderBasisgemeinsamerarbeiteterundumsetz-barerHandlungsorientierungenkönnenSieArbeitspro-zesseoptimieren.
● DurchdenRückhaltderTeilnehmendenimQualitäts-zirkelkönnenSieemotionaleEntlastungerfahren.
● SelbstvergewisserungunderfahreneBestärkung,AnregungenvonanderenTeilnehmendensowieer-leichterteKooperationenführenzueffektivererArbeitundwirkenRessourcensparend(Zeit,Kraft).
● Institutions-undberufsübergreifendeQualitätszirkelförderndieübergreifendeZusammenarbeitsowiedenInformationsfluss.
Vorteile und Stärken
SiearbeitenimQualitätszirkelankonkretenFällen.DieshatzurFolge,dass
● diediskutiertenThemenundentwickeltenLösungs-strategienpraxisnahsowieumsetzbarsind,
● diebereitsinderAlltagspraxiserprobteninnovativenHandlungsweisensichtbarwerdenundweitergegebenwerdenkönnen,
● Siesichnichtmit„vonoben“vorgebendenThemenauseinandersetzen,sondernselbstentscheiden,wel-cheAspektefürIhrAlltagshandelnrelevantsind,
● SiealsExperteoderExpertinineigenerSachedenanderenTeilnehmendengegenübergleichgestelltsind.
DieArbeitinFormeinerGruppendiskussionführtdazu,dassSie
● EinblickeinandereArbeitsweltenerhaltenundderBlickaufdieeigeneArbeiterweitertwird;diesfördertdenAbbauvonVorurteilenundKonkurrenzverhalten.
● vonundmitanderenlernen.OftmalsgehteinsolcherGruppenlernprozessmitSpaßunderhöhterKreativitäteinher.
desAnsatzesbietetdieGesellschaftzurFörderungMedizinischerKommunikatione.V.inKooperationmitderBZgAsowiedemBildungswerkVerd.DiSchulungenzurModeratorinbzw.zumModeratoran(siehehierzu:VoraussetzungenfürdieAnwendung).
QuiG®knüpfenandenRessourcenderTeilnehmendenan.Sie orientierensichamAnsatzderSalutogeneseundunterstützendieTeilnehmenden,ihreArbeitalssinnvoll,verstehbarundhandhabbarzubegreifen(BZgA2005a).
Zielgruppe
GrundsätzlichsindQualitätszirkelinjedemArbeitsfeldderGesundheitsförderungumsetzbarundkönnenmitPraktikerinnenundPraktikern,aberauchmitTrägerinsti-tutionenoderForschendendurchgeführtwerden.
Voraussetzungen für die Anwendung
WennSieQualitätszirkelalsInstrumentderQualitäts-entwicklungnutzenmöchten,isteszunächstnotwen-dig,eineGruppeInteressierterfürIhrVorhabenzugewinnen.Weiterhinisteserforderlich,diebeteiligtenInstitutionenvondemAnsatzzuüberzeugenundeinegeschulteModeratorinodereinengeschultenModera-torzufindenbzw.sichselbstausbildenzulassen.FürdieArbeitdesModeratorsbzw.derModeratorinmüs-senSiedieKosteneinkalkulieren.Ineinem1½-tägigenEinführungsseminarundggf.ineinemdaraufaufbauen-denpraxisbegleitendenLehrgangkönnenSiesichbeiderGesellschaftzurFörderungMedizinischerKommu-nikatione.V.alsModeratorinoderModeratorausbildenundzertifizierenlassen.DieKostenfürdasEinführungs-seminarbetragen180€,dervertiefendeLehrgangmitmehrerenTerminenüber1½Jahrekostet900€(Standjeweils:Juni2011).WeitereInformationenzudenSchu-lungenfindenSieunterwww.gemeko.de.
AlsTeilnehmendesindSieimQualitätszirkelgefordert,EinblickeinIhrtäglichesRoutinehandelnzugeben.DiessetzteineOffenheitgegenüberdenanderenTeilneh-mendensowiedieFähigkeitzur(Selbst-)Kritikvoraus.UmdiehierfürnotwendigeVertrauensbasisimZirkelzufördern,istsowohleinekontinuierlichealsauchverbind-licheTeilnahmevorgesehen.AndersalsSieesmögli-cherweisevonArbeitsgruppentreffenkennen,könnenSiesichimlaufendenKreislaufnichtdurchKolleginnenoderKollegenvertretenlassen.DieVertraulichkeitwirddarüberhinausdurchweitereRegelnderZusammenar-beitunterstützt.
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung52
LIGA.NRW
erforderlichsind,müssenauchimArbeitsalltagVorberei-tungenfürdieZirkeltreffengetroffenwerden.Sobildenz.B.BeobachtungsprotokolleoderVideoaufnahmendieBasisfürdieGruppendiskussion.DarüberhinaussindSiegefordert,dieerarbeitenHandlungsempfehlungenimArbeitsalltagumzusetzen.
AlsInitiatoroderInitiatorineinesQualitätszirkelssindzusätzlichevorbereitendeundkoordinierendeTätig-keitenoderggf.eineSchulungzurModerationerforder-lich(siehehierzu:VoraussetzungenfürdieAnwendung).
Bahrs,Ottomar(2009):QualitätszirkelalsIn-strumentderQualitätsentwicklung.In:Kolip,Pe-tra;Müller,VeronikaE.(Hg.):QualitätvonGe-sundheitsförderungundPrävention.Bern:HansHuber,201-221.
BZgA–BundeszentralefürgesundheitlicheAuf-klärung(Hg.)(2005a):QualitätszirkelinderGe-sundheitsförderungundPrävention.HandbuchfürModeratorinnenundModeratoren.Köln:BZgA.
BZgA–BundeszentralefürgesundheitlicheAuf-klärung(Hg.)(2005b):QualitätszirkelinderGe-sundheitsförderungundPrävention.ForschungundPraxisinderGesundheitsförderung,Band26.Köln:BZgA.
http://www.gemeko.de
Ansprechpartner
GesellschaftzurFörderungmedizinischerKommunika-tione.V. OttomarBahrs:[email protected]
● sichmitanderenTeilnehmendenabstimmenundge-meinsameZielesetzen.DieserhöhtdieVerbindlich-keithinsichtlichderUmsetzung.
DerEinsatzvonQualitätszirkelnkannflexibelgehand-habtwerden.Qualitätszirkelkönnen
● berufs-undinstitutionsübergreifend,aberauchinstitu-tionsinterneingesetztwerden,
● gutmitanderenInstrumentenderQualitätsentwick-lungkombiniertwerden.Sokönnenz.B.externeBeurteilungendurchQIP(siehehierzu:SteckbriefE QIP-QualitätinderPrävention,S.46ff.)thematisiertoderQualitätskriterienvonquint-essenz(siehehierzu:SteckbriefEquint-essenz,S.53ff.)hinzugezogenwerden.
Nachteile und Schwächen
DerkontinuierlicheQualitätsentwicklungsprozesserfor-dertregelmäßigeGruppentreffen,die
● möglicherweiseaufgrundunterschiedlicherArbeits-zeitenschwerzukoordinierensind,
● voneinerqualifiziertenModeratorinbzw.einemqualifi-ziertenModeratorgeleitetwerdenmüssen.DieQualifi-kationistkosten-undzeitaufwändig(sieheoben),
● dieeinepersönlicheMitarbeiterfordern(keinVertre-tungsprinzip),
● einegewisseDisziplinhinsichtlichDokumentation,FallarbeitsowiederUmsetzungvonErgebnissener-fordern,
● imFallevonKonkurrenzdenkenundSkepsisgegen-überAnderennegativbeeinflusstwerdenkönnen.DieskanndieWirksamkeitoderaberdieUmsetzungvonQualitätszirkelnbeeinträchtigen.
Aufwand der Einarbeitung
AlsTeilnehmendeerwartetSieeinArbeitszyklusvonungefähr1½JahrenmitregelmäßigenTerminenimAbstandvonvierbissechsWochen.DieeinzelnenTreffendauernjeweilszweibisdreiStunden.DafürdieArbeitamFallEinblickeindasberuflicheHandeln
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LIGA.NRW
abstraktformuliert,sondernmitkonkretenIndikatorensowieinhaltlichenErläuterungenhinterlegtsind.Zahl-reicheInstrumentewiepraktischeVorlagenoderCheck-listenunterstützendieUmsetzungderQualitätskriterienindenProjekten.
DasHerzstückvonquint-essenzbilden24Qualitätskri-terien,dieindiesechsHauptdimensionenGesundheits-förderung,Projektbegründung,Projektplanung,Projekt-organisation,ProjektsteuerungundWirkungenunterteiltsind(sieheAbb.13).InhaltlichkonkretisiertwerdensiedurchspezifischeIndikatoren.AnhandeinerKriterienli-stekönnenSieIhrProjektinallenPhasensystematischbewertenundeinprojektspezifisches„Qualitätspro-fil“erstellen.ZurbesserenOrientierungwirdzusätzlichaufgezeigt,welcheKriterieninwelcherProjektphaserelevantsind.Siekönnenz.B.überprüfen,inwieweitdieGrundprinzipienderGesundheitsförderungwieChancengleichheitundEmpowermentinIhremProjektberücksichtigtsindoderbeurteilen,obIhrProjektange-messenvernetztist.Daserstellte„Qualitätsprofil“ver-deutlichtsowohlStärkenalsauchVerbesserungspoten-zialeIhresProjekts(sieheAbb.14).
DiesechsHauptdimensionenziehensichsystematischdurchdasgesamteAngebot.SofindetsichdieseEintei-lungauchimBereich„Themen“wieder,woSieerläu-terndzudenKriterienvertiefendeInformationensowiepraktischeTippsheranziehenkönnen.DarüberhinausgibtesQuerverweisezuweiterführendenLinkssowiezupraxistauglichenArbeitshilfen.AnhandvonChecklistenkönnenSiezumBeispielreflektieren:
Quint-essenz
Beschreibung
Quint-essenzisteinumfassendesQualitätssystemderStiftungGesundheitsförderungSchweiz,einemitderBZgAvergleichbareInstitution,dieinderSchweizaufnationalerEbeneu.a.fürdieEntwicklungvonAngebo-tenderGesundheitsförderungzuständigist.BereitsseitzehnJahrenpräsentiertsichquint-essenzalsQuali-tätsangebotfürProjektederGesundheitsförderungundPräventionkostenfreiundinvierverschiedenSprachen(deutsch,englisch,französisch,italienisch)aufderInter-netseitewww.quint-essenz.ch.AufdieserSeitefindenSieumfassendeInformationensowiepraktischeArbeits-hilfenfürdieBereicheQualitätsentwicklungundPro-jektmanagement.Quint-essenzverbindetsystematischdasProjektmanagementmitQualitätskriterien,dienicht
Schlagworte
• Umfassendes Qualitätsentwicklungssystem mit zahl-reichen, auch einzelnen zu nutzenden Checklisten und Instrumenten
• internetbasiert • Verbindung von Projektmanagement mit Qualitäts-
entwicklung • für Fortgeschrittene Online-Tool für Projektmanage-
ment verfügbar
1. Gesundheitsförderung1.1 Chanchengleichheit1.2 Empowerment1.3 Settingansatz1.4 Partizipation
2. Projektbegründung2.1 Bedarf2.2 Bedürfnisse2.3 Einbettung2.4 Rahmenbedingungen2.5 Lernen
3. Projektbegründung3.1 Zielsetzung3.2 Vorgehensweise3.3 Etappierung3.4 Ressoucen
4. Projektorganisation4.1 Projektstruktur4.2 Qualifikation4.3 Vernetzung
5. Projektsteuerung5.1 Controling5.2 Evaluation5.3 Dokumentation5.4 Kommunikation5.5 Motivation
6. Wirkungen6.1 Zielerreichung6.2 Nachhaltigkeit6.3 Valorisierung
Abb. 13: Qualitätskriterien quint-essenz (Quelle: www.quint-essenz.ch)
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung54
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Abb. 14: Bewertungsprofil quint-essenz (Ausschnitt) (Quelle: www.quint-essenz.ch)
www.quint-essenz.ch, ein Angebot von Gesundheitsförderung Schweiz Qualitätskriterien, Version 5.0, 30.11.2007 9/10
Bewertungsprofil Bewertungszeitpunkt: ❏ Grobplanung ❏ Feinplanung ❏ Durchführung ❏ Abschluss
Relevanz Bewertung
zur Zeit nicht relevant -- - + ++
1. Konzepte der Gesundheitsförderung
1.1 Gesundheitliche Chancengleichheit (Chancengleicheit) 1.2 Ressourcenorientierung (Salutogenese) und Empowerment
(Empowerment)
1.3 Setting bezogene Interventionen (Settingansatz) 1.4 Partizipation der Akteure des Settings (Partizipation)
2. Projektbegründung
2.1 Bedarfsnachweis des Projekts (Bedarf) 2.2 Bedürfnisse der Ziel- und Anspruchsgruppen (Bedürfnisse) 2.3 Einbettung des Projekts in übergeordnete Strategien (Einbettung) 2.4 Rahmenbedingungen und Projektumfeld (Rahmenbedingungen) 2.5 Lernen aus anderen Projekten (Lernen)
3. Projektplanung
3.1 Zielsetzung des Projekts (Zielsetzung) 3.2 Begründung der Vorgehensweise (Vorgehensweise) 3.3 Zeitliche Gliederung des Projekts (Etappierung) 3.4 Sicherung der Ressourcen (Ressourcen)
4. Projektorganisation
4.1 Adäquate Projektstruktur (Projektstruktur) 4.2 Qualifikationen und Anforderungen (Qualifikationen) 4.3 Zielgerichtete Vernetzung (Vernetzung)
5. Projektsteuerung
5.1 Projektcontrolling (Controlling) 5.2 Formative und summative Evaluation (Evaluation) 5.3 Dokumentation des Projekts (Dokumentation) 5.4 Kommunikation in der Projektorganisation (Kommunikation) 5.5 Motivation und Zufriedenheit der Akteure (Motivation)
6. Ergebnisse und Wirkungen
6.1 Projektzielerreichung (Zielerreichung) 6.2 Nachhaltigkeit der Veränderungen (Nachhaltigkeit) 6.3 Information und Valorisierung (Valorisierung)
● inwieweitSiedieBedarfs-undBedürfnissituationan-gemessenanalysierthaben(ChecklisteAssessment)
● obSierelevanteAspektefürdieKostenplanungbe-rücksichtigthaben(ChecklisteBudget)
● undinwieweitSiedieMigrations-undauchGen-derperspektiveinIhrePlanungeinbezogenhaben(ChecklisteMigration&ChecklisteGender,sieheAbb.15)
Siekönnenquint-essenzmitunterschiedlicherInten-sitätnutzen.Zum„Reinschnuppern“eignensichdieChecklistenoderdieArbeitshilfen,z.B.TabellenzurProjektplanung,-steuerungund-evaluation,dieaufderInternetseiteeingestelltsind.DieseVorlagenkönnenalsWord-oderPowerpointDateienheruntergeladen,individuellangepasstundmiteigenenProjektinhaltengefülltwerden.DiePlanungstabellehilftIhnenbeispiels-weise,ZielevonMaßnahmenzutrennen(zurUnter-scheidungvonZielenundMaßnahmensieheauchdasEGoalAttainmentScalingS.32ff.)sowieIndika-torenundSollwertefürdieZielerreichungfestzulegen.Siekönnenaberauchtiefereinsteigenundsichz.B.mitdenverschiedenenZielebenenanhanddesErgeb-nismodellsbefassen(Ackermannetal.2005).DieseMaterialiensindkostenloszugänglich.FortgeschritteneAnwenderundAnwenderinnenkönnensichkostenfreifürdieNutzungdesintegriertenProjektmanagement-Toolsregistrieren.DieEinarbeitungindiesesSystem
istzwarmitetwasAufwandverbunden,lohntsichaber,wennSiemehrereProjektezurGesundheitsförderungdurchführen.DasProjektmanagement-ToolbietetdieMöglichkeit,gemeinsammitanderenProjektmitarbeiten-denProjekteonlinezuplanen,zusteuern,zuevaluierenundzuverwalten.
Neuerdingsverfügtquint-essenzzusätzlichübereineAustausch-Plattform.Indersogenannten„Community“ könnensichFachpersonenundOrganisationenmitihremProfilöffentlichsichtbarmachen,ihreProjekteveröffentlichenundsichmitanderenFachpersonenundOrganisationeninFachgruppenzuselbstgewähltenThemenaustauschen.
InsgesamtbetrachtetermöglichtdieInternetseitedurchdensystematischenAufbausowiedurchdiejeweiligenQuerverweisezwischenQualitätskriterien,InformationenundInstrumenteneineengeVerzahnungvonQualitäts-entwicklungundProjektmanagement.SiestelltdaswohlumfassendsteQualitätssystemimBereichderGesund-heitsförderungundPräventiondar,wobeidieNutzendenselbstentscheidenkönnen,inwelchemUmfangsieindasSystemeinsteigen.
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Abb. 15: Prüffragen der Gender-Checkliste (Ausschnitt) (Quelle: www.quint-essenz.ch)
www.quint-essenz.ch, ein Angebot von Gesundheitsförderung Schweiz Checkliste zur Genderperspektive, Version 1.0, 03.02.2006 1/2
Checkliste zur Genderperspektive
Funktion Diese Checkliste zur Genderperspektive, die sich an der Qualitätskriterienliste für Projekte orientiert, gibt Ihnen die Möglichkeit, den Grad Ihrer Gendersensibilität zu überprüfen. Gleichzeitig gibt Sie Ih-nen Anregungen, in welchen Bereichen Sie Ihre Arbeit geschlechtergerecht gestalten können. Wenn Sie die Bewertung periodisch wiederholen, in Bezug auf die vorhandenen Verbesserungspotenziale Qualitätsziele setzen und entsprechende Massnahmen ergreifen, können Sie Ihre Fortschritte in Bezug auf Ihre Genderkompetenz systematisch entwickeln, überprüfen und dokumentieren.
Prüffragen
ja nein
1. Konzepte der Gesundheitsförderung
1.1 Gesundheitliche Chancengleichheit: Fördert die geplante Intervention die gesundheitliche Chancengleichheit von Mädchen/Frauen und Jungen/Männer?
1.4 Partizipation der Akteure des Settings: Partizipieren männliche und weibliche Vertreter/-innen der Zielgruppe(n) am Projekt?
2. Projektbegründung
2.1 Bedarfsnachweis des Projekts: Sind unterschiedliche Zugänge von weiblichen und männlichen Vertretern der Zielgruppe(n) zum Thema recherchiert und dokumentiert?
2.2 Bedürfnisse der Ziel- und Anspruchsgruppen: Werden bei der Umsetzung von Massnahmen jun-gen-/männerspezifische und mädchen/frauenspezifische Anliegen gleichermassen berücksich-tigt?
2.5 Lernen aus anderen Projekten: Haben Sie geschlechterbezogene Qualitätsziele für Ihr Projekt formuliert?
3. Projektplanung
3.2 Begründung der Vorgehensweise: Ist bei der Planung der Vorgehensweise geprüft worden, ob und wann geschlechtsspezifische Interventionsmethoden erforderlich sind?
4. Projektorganisation
4.1 Adäquate Projektstruktur: Sind Frauen und Männer in der Projektorganisation (Projektteam, Be-gleitgremien) angemessen vertreten?
4.2 Qualifikationen und Anforderungen: Werden, wenn nötig, Massnahmen ergriffen, um die den „männlichen“ und „weiblichen“ Blick auf das Thema sicherzustellen?
5. Projektsteuerung
5.2 Formative Evaluation: Werden Zugänge, Erfolgs- und Abbruchquoten sowie die Nachhaltigkeit von einzelnen Massnahmen geschlechterdifferenziert erfasst und werden die Ergebnisse für die Projektsteuerung genutzt?
5.4 Motivation und Zufriedenheit der Akteure: Wird das Geschlechterverhältnis im Projektteam und seine Auswirkungen auf die Projektarbeit periodisch reflektiert und besprochen?
Entwicklungskontext
Vorüber15Jahrenwurdequint-essenzinengerZusammenarbeitzwischenPraxisundTheorieineinemModellprojektvomInstitutfürSozial-undPräventiv-medizinderUniversitätZürichimAuftragdesBundes-amtesfürGesundheitentwickelt.Seit2001befindetsichdasSysteminTrägerschaftvonGesundheitsförderungSchweiz,hierwirdeskontinuierlichaktualisiertundwei-terentwickelt.
AlsumfassendesQualitätssystemknüpftquint-essenzandiePrinzipiendesTotal-QualityManagement(TQM)(sieheS.14)an.DiesemAnsatzentsprechendwirdmitquint-essenzalslängerfristigeVisiondieEtablie-rungeinergemeinsamenQualitätskulturinderGesund-heitsförderungundPräventionangestrebt.EinesolcheKulturwirdgelebt,wennsichProjektverantwortlicheaufallenEbenenaufdenWegzur„BestPractice“machen(Ackermannetal.2009).DamitaucheininternerVer-gleichmöglichist,solltenalleProjekteinnerhalbeinesProgrammsdiegleichesystematischeVorgehensweisenutzen(Studer&Ackermann2009).ImSinnedesPublicHealthActionCycle(sieheS.15)erfolgtdieseArbeitineinemkontinuierlichenVerbesserungsprozess.DurchdiesystematischeReflexionanhandderQualitätskrite-rienkönnenStärkenundVerbesserungspotenzialeeinesProjektsidentifiziertundVerbesserungsmaßnahmenumgesetztwerdenDieErfahrungenfließenerneutindenKreislaufein.
Zielgruppe
EntsprechendderVisioneinergemeinsamenQualitäts-kulturkannquint-essenzaufallenEbenenderPro-jektarbeitgenutztwerden.SowohlProjektleitendealsauchMitarbeitendekönnenquint-essenzzursystema-
tischenPlanung,UmsetzungundBewertungihrerPro-jekteanwenden.DarüberhinauskönnenAuftrag-undGeldgeberaufBasisvonquint-essenzprojektbezogeneEntscheidungenfundiertbegründen(Ackermannetal.2009).InderletztenZeittretenmehrundmehrEnt-scheidungsträgeralsZielgruppevonquint-essenzindenVordergrund.DieEtablierungeinerQualitätskulturmussaufderEbenedergesamtenOrganisationebensoansetzenwieineinzelnenProjekten.IndiesemZusam-menhangwurdenzweineueInstrumenteentwickelt,jeeinBewertungsrasterfürTrägerorganisationenundfürFinanzgeberinnenbzw.Finanzgeber.
Voraussetzungen für die Anwendung
WennSiesichindasSystemeinarbeiten,solltenSiemotiviertsein,sichaufeinesystematischeundstruktu-rierteVorgehensweiseeinzulassen.NichtnurdieGrund-sätzevonGesundheitsförderungundPräventionsowiediekontinuierlicheQualitätsentwicklungsindkennzeich-nendfürquint-essenz,auchdiewesentlichenGrundla-gensystematischenProjektmanagementssindindasSystemintegriert.DiesbringtAnregungenzurstruktu-riertenundschrittweisenPlanungfürallePhasendesProjektsmitsich.
NochwichtigeristallerdingsdieBereitschaft,dieeigeneArbeitkontinuierlichkritischzureflektieren.Diegemein-samesystematischeReflexionistderGrundpfeilerdesgesamtenQualitätssystems,derreflektierteUmgangmitInterventioneneinewichtigeVoraussetzungfürdieanspruchsvolleArbeitinkomplexensozialenSystemen.BesondersgewinnbringendistdieserArbeitsprozess,wennergemeinsamimTeamdurchgeführtwird.
WennSieIhreProjektegemeinsamonlineverwaltenmöchten,isteshilfreich,sichimVorhineinzuüberle-
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung56
LIGA.NRW
● könnenbeiderNutzungdesOnline-ToolsalleMitar-beiterundMitarbeiterinnengleichzeitigsowievonun-terschiedlichenOrtenausandemProjektarbeiten.
Quint-essenzisteinumfassendes,aberauchflexiblesSystem,das
● allePhasenderProjektarbeitberücksichtigt,
● einenEinsatzschoninderfrühenPlanungsphaseer-möglicht,wennProjektideenskizziertwerden,
● sowohlumfassendalsauchpunktuellgenutztwerdenkann,
● praktischeTipps,methodischeVorgehensweisenso-wieInformationenaufzeigt,diedasErfüllenderQuali-tätskriterienerleichtern,
● konkreteVorlagenzumHerunterladenanbietet,diein-dividuellangepasstwerdenkönnen,
● ausführlicheAnleitungenfürdieNutzungderInstru-mentebereithält,
● wieeinNachschlagewerkgenutztwerdenkann,
● durchQuerverweiseeineengeVerknüpfungallerEle-menteermöglicht.
Nachteile und Schwächen
DieKomplexitätvonquint-essenzkanndazuführen,dass
● EinsteigerinnenundEinsteigerzunächstmitderFül-lederMaterialienundInformationenüberfordertseinkönnen,
● sichderAufbausowiedieinnerenQuerverbindungenderWebsitenichtdirekterschließen,
● eszuBeginnschwerfällt,PrioritätenfürdieeigeneArbeitzusetzen.
Quint-essenzisteininderSchweizentwickeltesSystem,sodass
● einigeWörter,wie„allfällig“,„lancieren“oder„Etappie-rung“möglicherweisenichtbekanntsind.(Eine„Über-setzungshilfe“wirdimRahmendesProjekts„quint-essenzinDeutschland“angebotenundistunterwww.quint-essenz-info.dezufinden.)
Aufwand der Einarbeitung
JenachdemwieumfassendSiemitquint-essenzarbeitenmöchten,benötigenSieunterschiedlichvielZeit.WennSiequint-essenzsystematischvonderPro-jektplanungbiszurEvaluationundauchkontinuierlichimProjektteamanwendenmöchten,müssenSiezumindestinderEinarbeitungsphaseausreichendZeiteinplanen.DieTeilnahmeanEinführungsveranstaltungenem-
gen,werwelcheNutzungsrechteerhaltensoll.Gemein-samsolltenSieeineinheitlichesVorgehenwählenundsichüberdiejeweiligenRollenundAufgabenbeiderNutzungdesProjektmanagement-ToolsimKlarensein(Ackermannetal.,2009)
Chancen
WasSiedurchdieArbeitmitquint-essenzgewinnenkönnen:
● quint-essenzfördertsowohleine„gemeinsameSpra-che“alsaucheinegemeinsameVorgehensweiseimTeam.
● DieeinheitlicheVorgehensweise,dieNutzungvonIn-strumentensowiederAustauschimTeamförderndieTransparenzderProjektarbeit.
● AufgrundderkontinuierlichenReflexionkönnenSieVerbesserungspotenzialerechtzeitigerkennenundPrioritäteninihrerArbeitsetzen.
● Ressourcenkönneneingespartwerden,indemz.B.RollenundZuständigkeitenvonBeginnangeklärtoderdurchdieReflexionsarbeitenNotwendigesvon„Illusorischem“abgegrenztwird.
● DurchdiekritischeAuseinandersetzungmitIhremPro-jektsindSiegutvorbereitetaufprojektbezogeneDis-kussionenundVerhandlungenundverfügenübereineguteArgumentations-undVerhandlungsbasis.
● quint-essenzkannauchals„Gedächtnisstütze“ver-standenwerden.SohelfenKriterien,VorlagenundChecklisten,relevanteAspektenichtausdenAugenzuverlieren.
● DiesystematischeNutzungbringtStabilitätundSi-cherheitsowieProfessionalitätinihrProjektteam.
Vorteile und Stärken
Quint-essenzisteininderFachweltgutakzeptiertesInstrumentund
● verfügtüberwissenschaftlichabgesicherteInformati-onen,
● istmiteuropäischenStandardsabgeglichen,
● istauchinternationaleinanerkanntesSystem,
● istkostenfreinutzbar.
Dadurchdassquint-essenzonlineverfügbarist,
● stehtesjederzeitzurVerfügung.
● ermöglichtdasSystemeinenniedrigschwelligenZu-gang,
● sindSieaufgrundständigerAktualisierungenundWei-terentwicklungenimmeraufdemneuestenStand,
● könnenSieüberdieAustauschgruppe„quint-essenzSupport“FragenundUnklarheitendirektklären,
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LIGA.NRW
Ackermann,Günter;Studer,Hubert;Ruckstuhl,Brigitte (2009):Quint-essenz:EinInstrumentzurQualitätsentwicklunginGesundheitsförde-rungundPrävention.In:Kolip,Petra;Müller,VeronikaE.(Hg.):QualitätvonGesundheitsför-derungundPrävention.Bern.HansHuber,137-156.
Studer,Hubert&Ackermann,Günter(2009):quint-essenz–PotenzialeinProjektenerken-nenundnutzen.SuchtMagazin,2009-2,26-30. Onlineverfügbarunter: http://www.quint-essenz.ch/de/files/Studer_Ackermann_Suchtmagazin_2009.pdf
http://www.quint-essenz.chhttp://www.quint-essenz-info.de
Ansprechpartner (Schweiz)
GesundheitsförderungSchweiz GünterAckermann: [email protected]
BürofürQualitätsentwicklung HubertStuder: [email protected]
pfiehltsich,wenndieseverfügbarsind(inderSchweizüberwww.quint-essenz.ch/de).
Vorallemdann,wennSiefürdieVerwaltungdesPro-jektsdieArbeitmitdemProjektmanagement-ToolinBetrachtziehen,könnensolcheSchulungenhilfreichsein.AlternativkannauchdieimInternetzurVerfügungstehendeSchritt-für-Schritt-Anleitunggenutztwerden.
SelbstbeieinerpunktuellenNutzungvonquint-essenzistessinnvoll,sichzunächsteinengrobenÜberblicküberdieverschiedenenKriterien,ThemenundInstru-mentezuverschaffen.
MitrelativgeringemAufwandkönneneinzelneInstru-mente,z.B.VorlagenfürSkizzenundKonzepteundChecklisten,verwendetoderabereinzelneFragenzurGesundheitsförderung,PräventionsowiezurQualitäts-entwicklungundzumProjektmanagementnachgeschla-genwerden.
Ackermann,Günter;Broesskamp-Stone,Ursel;Cloetta,Bernhard;Ruckstuhl,Brigitte;Spencer,Brenda(2005):EinWegweiserzurgutenPraxis.DasErgebnismodellvonGesundheitsförderungSchweiz.In:Focus,MagazinderGesundheits-förderungSchweiz,September2005,14-24.Verfügbarunter:
http://www.quint-essenz.ch/de/files/Focus24_ErgM.pdf
Ackermann,Günter;Studer,Hubert(2006):BessermitMethode.Qualitätsentwicklungmitwww.quint-essenz.ch.In:Focus,MagazinderStiftungGesundheitsförderungSchweiz,März2006,18-21.Verfügbarunter:
http://www.quint-essenz.ch/de/files/Focus26_QualK.pdf
Steckbriefe der Qualitätsinstrumente
Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung58
LIGA.NRW
IndemLeitfadenwirdjederdiesereinzelnenSchrittenähererläutertundenthältInformationenund/oderReflexionsfragenhinsichtlichderUmsetzung.Darüberhinauswirdaufgezeigt,wiedieeinzelnenSchritteinderPraxisaussehenkönnen.
Entwicklungskontext
DerAnsatzwurdespeziellfürdenBereichderSozialenArbeitentwickelt.DenHintergrundhierfürbildetedieNotwendigkeit,ProjektehinsichtlichihrerQualitätundEffizienzzubewerten–eineAnforderung,dieauchbeiProjektenderGesundheitsförderungundPräventiongegebenist.KönigveröffentlichtedenentwickeltenLeit-fadenzurSelbstevaluationbereitsimJahre1997,eineNeuauflageseinesBuches„EinführungindieSelbst-evaluation–EinLeitfadenzurBewertungderPraxisSozialerArbeit“erschien2007.DasichdieserLeitfadenauchgutfürProjektederGesundheitsförderungundPräventioneignet,wurdeerschließlichauchfürdieseBereichevorgestellt(siehehierzu:König2009).
DievorgeschlagenenArbeitsschrittedesLeitfadenssindalskontinuierlicherEntwicklungsprozesszuverstehen,sodassauchhierderPublicHealthActionCycle(sieheS.15)zugrundegelegtwerdenkann.DarüberhinausbeziehtsichKönigaufMethodenausderallgemeinenempirischenSozialforschung.
Zielgruppe
DerLeitfadenrichtetsichanPraktikerinnenundPrakti-ker,dieeinInteressedaranhaben,dieeigenenArbeitenselbstständigzuevaluieren.
Voraussetzungen für die Anwendung
WennSieeineSelbstevaluationanhanddereinzelnenSchrittevornehmenmöchten,sindGrundkenntnissederempirischenSozialforschungnotwendig.
DaderLeitfadenkeinevorgefertigtenMaterialienzurVerfügungstellt,solltenSiemotiviertsein,geeigneteMethodeneigenständigzuentwickeln.AnregungenfürErhebungsinstrumentefindenSieaberim3.TeildesBuchesundauchaufderSeitewww.evaluationstools.de(siehehierzu:SteckbriefEEvaluationstools,S.27ff.).JenachDatenmengekönnenggf.zusätzlichepersonelleRessourcenerforderlichsein.DarüberhinaussolltenSiesichIhrerDoppelrollealsForscherinundPraktikerbewusstseinundsichzusätzlichkritischmitdereigenenArbeitauseinandersetzenkönnen(König2009).Dazu
Selbstevaluation
Beschreibung
MitderSelbstevaluationwerdenausgewählteAspektedeseigenenberuflichenHandelnsundseinerAuswir-kungennachbestimmenKriterienbeschriebenundbewertet(König2009).König(2009)hatsichvorallemimRahmenderSozialenArbeitvertiefendmitdiesemVerfahrenauseinandergesetzt,weilindiesemZusam-menhanghäufigdieFragenachEvaluationundDoku-mentation–auchzurLegitimationgegenüberdenGeldgebern–aufgeworfenwird.ErhateinenLeitfa-denentwickelt,deranhandvonzehnArbeitsschrittenaufzeigt,wiedaseigeneProjektbzw.Angeboteigen-ständigevaluiertwerdenkann.DerLeitfadenistgutaufdieBereichederGesundheitsförderungundPräventionübertragbarundwieeineChecklistezuverstehen.SozeigendieeinzelnenArbeitsschritteauf,welcheAspekteSiewährendderPlanungundDurchführungsowieinderAbschlussphaseeinerEvaluationberücksichtigensollten.WährendSiedieeinzelnenSchrittedurchlau-fen,könnenunterschiedlicheMethodenderempirischenSozialforschungzumEinsatzkommen.Dokumentations-bögendienendereigenenArbeitsbeschreibung,Befra-gungs-undBeobachtungsmethodenderBewertungundMethodenzurKriterienentwicklungsolltensowohlfürdieBeschreibungalsauchfürdieBewertunghinzugezo-genwerden.DerLeitfadenumfasstdiefolgendenzehnArbeitsschritte:
Schlagworte
• Schritt-für-Schritt-Anleitung in Buchform• praxisnahe Beschreibung mit Schwerpunkt Er-
gebnisevaluation zur Bewertung des beruflichen Handelns
1. Schritt:ZielederEvaluationdefinieren2. Schritt:RessourcenundBedingungenklären3. Schritt:Forschungsgegenstandund-fragendefi-
nieren4. Schritt:Operationalisierung5. Schritt:Bewertungskriterienfestlegen6. Schritt:AuswahlderStichprobe7. Schritt:Methodenauswählen8. Schritt:Auswertungsmethodefestlegen9. Schritt:VerwertungderErgebnissediskutieren10. Schritt:Selbstevaluationbewerten
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● aufgrundder„Nähe“zureigenenArbeiteinenMangelanObjektivitätmitsichbringen.
Aufwand der Einarbeitung
DieAuseinandersetzungmitderempirischenSozial-forschung,dieAuswahlundAnpassungvonMetho-densowiedieAuswertungsindnichtzuunterschätzen.Siesolltenhierfürausreichendzeitlicheundggf.auchzusätzlichepersonelleRessourcenoderUnterstützungundBeratung„vonaußen“einplanen.
König,Joachim(2007):EinführungindieSelbst-evaluation.EinLeitfadenzurBewertungderPraxisSozialerArbeit.Freiburg:Lambertus.
König,Joachim(2009):SelbstevaluationinderGesundheitsförderung:PerspektivenundMe-thode.In:Kolip,Petra;Müller,VeronikaE.(Hg.):QualitätvonGesundheitsförderungundPräven-tion.Bern:HansHuber,295-311.
http://www.selbstevaluation.de
Ansprechpartner
EvangelischeFachhochschuleNürnberg/InstitutfürPraxisforschungundEvaluationimkirchlichen,sozialenundBildungsbereich JoachimKönig:[email protected]
werdenimLeitfadenauchKriterienfürdieBewertungdeseigenenEvaluierensvorgeschlagen(Schritt10).
Chancen
WasSiedurchdenLeitfadenzurSelbstevaluationgewinnenkönnen:
● SiekönnendasArbeitsinstrumentwieeineChecklistenutzenundFragenzurPlanungundDurchführungei-nerSelbstevaluationklären.
● InderAnwendungführtderLeitfadenzueinersyste-matischenReflexiondereigenenArbeitsowiezurPro-fessionalitätimArbeitsfeld.
● SiekönnenStärkenundSchwächenIhrerInterventi-onerkennenundineinemkontinuierlichenVerbesse-rungsprozessinnovativeAnpassungenvornehmen.
● InderschrittweisenAuseinandersetzungmitdemLeit-fadenkönnenSieneueKompetenzenimBereichderempirischenSozialforschungerwerben.
Vorteile und Stärken
DerLeitfadengibteinenumfassendenÜberblicküberdieeinzelnenSchrittederSelbstevaluationund
● beinhaltetChecklisten,mitderenHilfeSiedieUmset-zungdereinzelnenArbeitsschrittereflektierenkönnen,
● umfasstTippsundRatschlägefürdiepraktischeUm-setzung,
● zeigtmöglicheSchwierigkeitenundHindernissebeiderDurchführungauf,
● veranschaulichtdiejeweiligenArbeitsschritteanhandvonpraktischenBeispielen,
● enthältim3.TeildesBucheszusätzlichkonkreteAr-beitsmaterialien,diefürdiePlanungundDurchführunggenutztwerdenkönnen.
Nachteile und Schwächen
DerSchritt-für-SchrittLeitfadenistalsOrientierungshilfezuverstehen,sodassSie
● dieMethodenundInstrumenteselbstständigaus-wählenundentwickelnmüssenbzw.dievorgestelltenArbeitsmaterialienanIhreigenesEvaluationsprojektanpassenmüssen,
● dieeinzelnenSchrittemöglicherweisenichtsinnvollinihrerReihenfolgeeinhaltenkönnenundggf.Anpas-sungenvornehmenmüssen.
DieRollealsSelbstevaluierendebzw.alsSelbstevaluie-renderkann
● mitRollenkonflikteneinhergehenundzuVerwirrungenführen,
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Ackermann,Günter;Broesskamp-Stone,Ursel;Cloetta,Bern-hard;Ruckstuhl,Brigitte;Spencer,Brenda(2005):EinWegweiserzurgutenPraxis.DasErgebnismodellvonGesundheitsförderungSchweiz.In:Focus,MagazinderGesundheitsförderungSchweiz,September2005,14-24.Verfügbarunter: http://www.quint-essenz.ch/de/files/Focus24_ErgM.pdf
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Bortz,Jürgen;Döring,Nicola(2006):ForschungsmethodenundEvaluationfürHuman-undSozialwissenschaftler.4.über-arbeiteteAuflage.Berlin:Springer.
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