Einführung in die gesundheitsökonomische Evaluation
WS 08/09
PD Dr. Reinhold Kilian
Universität Ulm,
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II
am BKH Günzburg
Gliederung
1. Ökonomie und Gesundheitsversorgung
2. Grundbegriffe der gesundheitsökonomischen Evaluation
3. Formen gesundheitsökonomischer Evaluation
Was ist gesundheitsökonomische Evaluation?
„Die ökonomische Bewertung medizinischer Maßnahmen“
Schöffski 2003
„Die Analyse der wirtschaftlichen Aspekte des Gesundheitswesens unter Verwendung von Konzepten der ökonomischen Theorie“
v. d. Schulenburg 2003
„A method to evaluate the outcomes and costs of interventions designed to improve health“
Russel et al 1996
Bedarf an Gesundheitsleistungen
Verfügbare Ressourcen>
Ressourcenknappheit
Notwendigkeit zur Prioritätensetzung
Gesundheitsversorgung und Gesundheitsökonomie
Gesundheitsausgaben in % des Bruttoinlandproduktes 2003
Deutschland liegt mit ca. 11% des BiP bei den Gesundheitsausgaben weltweit an dritter Stelle
0
2
4
6
8
10
12
14
16
1980 1985 1990 1995 2000 2001 2002 2003
Finnland
Frankreich
Deutschland
Korea
Schweiz
Türkei
UK
USA
Entwicklung der Gesundheitsausgaben seit 1980
in % des Bruttoinlandsproduktes
6,00 8,00 10,00 12,00 14,00
Ausgaben
68,00
70,00
72,00
74,00
76,00
78,00
80,00
82,00
Le
be
ns
erw
art
un
g
Australi
Austria
Belgium
Canada
Czech Re
Denmark
Finland Germany
Greece
Hungary
Iceland
Ireland
Italy
Japan
Korea
Luxembou
Mexico
Netherla
Norway
Poland
Portugal
Slovak R
Spain Switzerl
Turkey
United K United S
Gesundheitsausgaben und Lebenserwartung im internationalen Vergleich (Daten für 2003)
Quelle: OECD 2005
6,00 8,00 10,00 12,00 14,00
Ausgaben
0,00
5,00
10,00
15,00
20,00
25,00
30,00
Sä
ug
lin
gs
ste
rbli
ch
ke
it
AustraliAustria
CanadaCzech Re Denmark
Finland
GermanyGreece
Hungary
Iceland
Japan
Mexico
New Zeal
Norway
Poland
Slovak R
Spain
SwedenSwitzerl
Turkey
United S
Gesundheitsausgaben und Säuglingssterblichkeit im internationalen Vergleich (Daten für 2003)
Quelle: OECD 2005
6,00 8,00 10,00 12,00 14,00
Ausgaben
20,00
40,00
60,00
80,00
100,00
120,00
140,00
DR
CV
D
AustraliAustria
Canada
Czech Re
DenmarkFinland
France
Germany
Greece
Hungary
Iceland
Ireland
Italy
Korea
Luxembou Norway
Poland
Portugal
Slovak R
Spain
Switzerl
United K
United S
Gesundheitsausgaben und Sterblichkeit an Kreislauferkrankungen im internationalen Vergleich (Daten
für 2003)
Quellen:
Zufriedenheit: Europäische Kommission, Citizen and health system: main results from a Eurobarometer survey, Luxembourg 1998;
Kosten: OECD Gesundheitsdaten 1999
Anteil der Befragten, die mit dem Gesundheitssystem ihres Landes sehr zufrieden oder zufrieden sind
Gesundheitsausgaben und Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem
Fazit : Kosten und Leistungen des Gesundheitswesens in Deutschland• Die Gesundheitsausgaben in Deutschland liegen weltweit an
dritter Stelle
• Die Ausgaben für Gesundheitsleistungen steigen überproportional im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt
• Die Leistungen des deutschen Gesundheitswesens liegen eher im Mittelfeld
• Die Höhe der Gesundheitsausgaben steht nicht im positiven Zusammenhang mit den Leistungen des Gesundheitswesens
• Viel hilft nicht notwendigerweise viel
§ 12 Wirtschaftlichkeitsgebot (erstattungsfähiger gesundheitlicher Leistungen)
(1) Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Leistungen, die nicht notwendig oder unwirtschaftlich sind, können Versicherte nicht beanspruchen, dürfen die Leistungserbringer nicht bewirken und die Krankenkassen nicht bewilligen.
SGB V
Gesetzliche Grundlage der Notwendigkeit der ökonomischen Evaluation medizinischer
Leistungen
Annahmen der gesundheitsökonomischen Theorie:
• Jeder Akteur ist eigennützig und verfolgt bestimmte Ziele
• Jeder Akteur verhält sich rational, d.h. er wählt die Alternative aus, die nach seinem Kenntnisstand seinen Nutzen bei gegebenen Kosten maximiert bzw. ein Ziel mit minimalen Kosten verwirklicht.
• Die Kosten einer Handlungsalternative sind der Nutzen einer anderen Handlungsalternative, die nun nicht gewählt werden kann (Opportunitätskostenprinzip)
• Jeder Akteur ist risikoavers d.h. er versucht seinen Nutzen zu maximieren und dabei das Verlustrisiko zu minimieren.
1. Krankheitskosten
2. Opportunitätskosten
3. Grenzkosten und inkrementelle Kosten
4. Indirekte Kosten
5. Diskontierung
6. Perspektiven gesundheitsökonomischer Evaluation
Grundbegriffe der gesundheitsökonomischen Evaluation
Krankheitskosten
Direkte Kosten Medikamentenkosten Personalkosten Laborkosten Verwaltungskosten Investitionskosten Fahrtkosten Unterkunftskosten Betreuungskosten
Indirekte Kosten Arbeitsausfall Reduzierung der
Arbeitsleistung Vorzeitiger Tod
Intangible Kosten Schmerz/Leid Verlust von
Lebensqualität
Das Prinzip der Opportunitätskosten
Wenn Ressourcen für die Herstellung der Verwendung einer Leistung benutzt werden, können diese nicht für einen alternativen Zweck eingesetzt oder in alternative Bereiche investiert werden. Deshalb spricht man von einem entgangenen Nutzen. Diese Kosten werden als Opportunitätskosten bezeichnet. Die Opportunitätskosten werden wie folgt definiert:
„Der wahre Wert einer Ressource ist der Wert der entgangenen alternativen Möglichkeiten“.
Option ACholesterin Behandlung
Option BRaucher Prävention
Opportunitäts-kosten von A = der Nutzen von Alternative B
Das Prinzip der Opportunitätskosten am Beispiel der Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen
Das Prinzip der Grenzkosten und der inkrementellen Kosten
Grenzkosten = Veränderung der Gesamtkosten durch Zunahme oder Abnahme einer Einheit
Ermöglicht Analyse innerhalb eines Programms
Inkrementelle Kosten = Zusätzliche Kosten eines Programms vs. eines alternativen Programms
ermöglicht einen Vergleich zwischen unterschiedlichen Programmen und Interventionen
Kosten
Zahl der Behandlungen
Grenzkosten Behandlung A
Behandlung B
Inkrementelle Kosten
Grenzkosten und inkrementelle Kosten
1 2 3
Indirekte Kosten
Definition
Unter indirekten Krankheitskosten versteht man den Verlust an gesellschaftlicher Produktivität der durch Krankheit verursacht
wird.
Weniger Leistung am Arbeitsplatz
Abwesenheit vom
Arbeitsplatz
Weniger Lebensarbeitszeit durch Invalidität oder vorzeitigen Tod
Krankheitsbedingte Produktivitätsverluste
Methoden zur Berechnung indirekter Krankheitskosten
Die Humankapitalmethode
Nach der Humankapitalmethode entsprechen die indirekten Kosten einer Erkrankung dem
durch die Erkrankung verursachten Verlust an Arbeitspotenzial
365
BEIK T
Z
IK = indirekte Krankheitskosten
T = verlorene Arbeitstage
BE = Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit
Z = Zahl der Erwerbstätigen
Berechnung der indirekten Kosten nach der Humankapitalmethode
Intangible Kosten verlorener Lebensjahre
Verlorene Lebensjahre x Wert eines verlorenen Lebensjahrs
Wert eines verlorenen Lebensjahrs
=
Zahlungsbereitschaft für die Vermeidung eines tödlichen Unfalls
oder
Einkommensdifferenz zwischen Berufen mit hoher und geringer Lebensgefahr
Beispiel
Arbeitnehmer akzeptieren eine jährliche Zusatzprämie von 500 € für Tätigkeiten bei denen das Risiko einen tödlichen Unfalls pro Jahr um 1/10.000 höher ist als bei den üblichen Tätigkeiten der gleichen Branche.
Bei 10.000 Arbeitnehmern würde sich durch die gefährlichere Arbeit 1 zusätzlicher Todesfall pro Jahr ereignen.
Die Gesamtkosten für ein verlorenes Lebensjahr würden sich dann auf 500 x 10000 = 5 Millionen € belaufen
Ergebnisse von Studien zur Bewertung eines menschlichen Lebens
Rice et al 1989
Die Schätzungen zur Bewertung des statistischen Wertes eines menschlichen
Lebens reichen von 1 Mio. bis zu 7 Mio. $
Diskontierung von zukünftigen Kosten und Nutzen
Annahme: Kosten oder Nutzen die in der Zukunft liegen, haben unabhängig von der Geldentwertung für die Aktuelle Präferenzordnung eine geringere Bedeutung, als Kosten die in der Gegenwart entstehen.
1
1N
n
nn
P rF
Diskontierungsformel
P = aktueller Wert
N = Diskontierungszeitraum in Jahren
n = Jahr
F = zukünftiger Wert
r = Diskontierungsrate
Beispiel
Vergleich der Kosten zweier Präventionsprogramme für 3 Jahre
Gesundheitsprogramm A
Kosten Jahr 1 = 5.000 €
Kosten Jahr 2 = 10.000 €
Kosten Jahr 3 = 15.000 €
Gesundheitsprogramm B
Kosten Jahr 1 = 15.000 €
Kosten Jahr 2 = 10.000 €
Kosten Jahr 3 = 4.000 €
Gesamtkosten ohne Diskontierung
Programm A = 30.000 € Programm B = 29.000 €
Diskontierung mit einer Diskontrate von 5 %
2 3
5000 10.000 15.00026.791
(1,05) (1,05) (1,05)A
2 3
15000 10.000 4.00026.813
(1,05) (1,05) (1,05)B
Patient Krankenversicherung Gesellschaft
Zuzahlung
Nebenkosten
Einkommens-verluste
Prävention
Medikamente
Stationäre Behandlung
Ambulante Behandlung
Medikamente
Stationäre Behandlung
Ambulante Behandlung
Produktivitätsverlust
Prävention
Kosten
Perspektiven gesundheitsökonomischer Evaluationsstudien
Methodische Differenzierung gesundheitsökonomischer
Evaluationsstudien
RCT‘s
Prospektive Natural.
Retrospektive Natural.
Prä-post „mirror“ Studien
Primärdaten Sekundärdaten
Reviews/Metaanalysen
Simulationsstudien
Typen gesundheitsökonomischer EvaluationsstudienKosten Ergebnis
Krankheitskostenanalyse
Cost-of-illness-study (COI)
monetär -
Kostenminimierungsanalyse
Cost-minimization-study (CM)
monetär -
Kosten-Effektivitäts-Analyse
Cost-effectiveness-analysis (CEA)
monetär Einheiten der Ergebnisvariable
Kosten-Nutzen-Analyse
Cost-benefit-analysis (CBA)
Cost-offset-analysis (COA)
monetär Monetär
Kosten-Nutzwert-Analyse
Cost-utility-analysis (CUA)
monetär Nutzwerte z.B. QALY
Krankheitskostenanalyse
Krankheitskostenanalysen untersuchen die Kosten und die Einflussfaktoren der Kosten einzelner Erkrankungen aus der gesamtgesellschaftlichen Perspektive. D.h. es werden sowohl die direkten als auch die indirekten Kosten bestimmt.
Economic Costs of Alcohol and Drug Abuse in the United States, 1992
(millions of dollars)
Economic Costs Total Alcohol Drugs
Health Care Expenditures
Alcohol and drug abuse services $9,973 $5,573 $4,400
Medical consequences $18,778 $13,247 $5,531
Total, Health Care Expenditures $28,751 $18,820 $9,931
Productivity Effects (Lost Earnings)
Premature death $45,902 $31,327 $14,575
Impaired productivity $82,201 $67,696 $14,205
Institutionalized populations $2,990 $1,513 $1,477
Incarceration $23,356 $5,449 $17,907
Crime careers $19,198 - $19,198
Victims of crime $3,071 $1,012 $2,059
Total, Productivity Effects $176,418 $106,997 $69,421
Other Effects on Society
Crime $24,282 $6,312 $17,970
Social welfare administration $1,020 $683 $337
Motor vehicle crashes $13,619 $13,619 -
Fire destruction $1,590 $1,590 -
Total, Other Effects on Society $40,511 $22,204 $18,307
Total $245,680 $148,021 $97,659
0 50 100 150 200
$ Billions
Alcohol
Alzheimer
Arthritis
Asthma
Atherosclerosis
Cancer
Stroke
Chronic liv er
Pulmonary disease
Diabetes
Digestiv e disease
Drug abuse
Heart disease
HIV/AIDS
Homicide
Costs of selected diseases
direct
indirect
Beispiel Krankheitskostenanalyse: Direkte und indirekte Kosten verschiedener Erkrankungen in den USA
Kosten-Minimierungs-Analysen
Die Kosten-Minimierungs-Analyse ist eine ökonomische Untersuchung, in welcher zwei oder mehr Alternativen mit gleicher Effektivität resp. Wirksamkeit anhand der Nettokosten verglichen werden, um die kostengünstigste Alternative zu ermitteln.
Beispiel
Ein Vergleich der Kosten einer Behandlung mit einem Markenpräparat und einem Generikum
Kosten/Nutzen-Analysen
Die Kosten/Nutzen-Analyse ist eine ökonomische Untersuchung, in welcher alle Kosten und Konsequenzen in monetäre Einheiten ausgedrückt werden.
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000
Herz-kreislauf
Krebs
Infektionen
Diabetes
Autounfälle
Mord
Suizid
Total
Frauen
Männer
Wert einer 10% Reduzierung der Mortalität durch verschiedene Krankheitsursachen in den USA 2004 (Bill. US $)
Murphy & Topel 2005
Kosten-Effektivitäts-Analysen
Die Kosten-Effektivitäts-Analyse ist eine ökonomische Untersuchung, in welcher die
Kosten in monetäre Einheiten und die Ergebnisse in nicht monetären Einheiten
ausgedrückt werden.
• Anzahl geretteter Menschenleben,
• gerettete Lebensjahre,
• erfolgreich behandelte oder verhinderte Krankheitsfälle,
• reduzierte Krankheitshäufigkeit und -dauer,
• gewonnene Arbeitstage,
• Anzahl Patienten, die ohne fremde Hilfe leben können sowie
• andere klinische Parameter (z. B. Blutdrucksenkung in mmHg oder Cholesterinsenkung in mmol).
• Subjektive Lebensqualität
Ergebnisvariablen der Kosten-Effektivitäts-Analyse
(Kosten Behandlung A) - (Kosten Behandlung B) Kostendifferenz
(Ergebnis Behandlung A) - (Ergebnis Behandlung B) Ergebnisdifferenz
Die inkrementelle Kosten-Effektivitätsrelation
A B
A B
CC CICER REE E
A B A B
A BA B
C C C C
E EE E
Wichtig!
Angenommen, die Behandlungseffektivität einer Erkrankung ließe sich durch ein neues Medikament A gegenüber einem hergebrachten Präparat B um 4 Punkte auf einer standardisierten Ergebnisskala steigern und die Kosten für eine Behandlung mit dem neuen Medikament A betrügen 1000 € pro Patient, die Kosten der Behandlung mit Medikament B dagegen 300 €, so ergäbe sich:
7004
med Bmed A
med A med B
- 175 €
- ICER 3001000
39 43
Die Verbesserung der Wirksamkeit um eine Einheit durch das neue Medikament A im Vergleich zu Medikament B kostet 175 Euro
Die Interpretation des ICER
Aussage 1:
Je niedriger der ICER desto effizienter die Alternativbehandlung im Vergleich
zur Standardbehandlung
Problem:
?
?
Alternative A wird akzeptiert
Alternative A wird nicht akzeptiert
+ΔC /+ΔE
ICER positiv
Alternativbehandlung teurer und effektiver
(-)
Koste
nd
iffere
nz(+
)
(- ) Effektdifferenz (+)
Die Kosten-Effektivitätsfläche als Grundlage der Interpretation des ICER
+ΔC /-ΔE
ICER negativ
Alternativbehandlung teurer und weniger
effektiv
-ΔC /-ΔE
ICER positiv
Alternativbehandlung billiger und weniger
effektiv
-ΔC /+ΔE
ICER negativ
Alternativbehandlung billiger und effektiver
(-)
Koste
nd
iffere
nz(+
)
(- ) Effektdifferenz (+)
Alternative A wird akzeptiert
Alternative A wird nicht akzeptiert
Die Kosten-Effektivitätsfläche als Grundlage der Interpretation des ICER
175 €
Alternative A wird nicht akzeptiert
Alternative A wird akzeptiert
Maximale Zahlungsbereitschaft
1. Zur Interpretation des ICER muss bekannt sein in welchem Quadranten der Kosten-Effektivitätsfläche dieser liegt
2. Zur Interpretation eines positiven ICER muss die maximale Zahlungsbereitschaft für einen Effektivitätszuwachs bekannt sein
Die Interpretation des ICER
Korrektur der Aussage 1:
Kosten-Nutzwert-Analysen
Die Kosten-Nutzwert-Analyse ist eine ökonomische Untersuchung, in welcher die Kosten monetär, die Konsequenzen jedoch als Nutzen resp. Nutzwert ausgedrückt werden.
Was ist ein Nutzwert?
Ein Nutzwert ist der subjektive Wert den Menschen einem beistimmten Gut, z.B. dem Ergebnis einer Gesundheitsleistung beimessen
Ein QALY ist ein mit einem bestimmten Nutzwert multipliziertes
Lebensjahr
QALY=
Quality Adjusted Life Year
Gewinn an Lebensjahren
Nutzwerte gewonnener Lebensjahre
Qualitätsadjustierte Lebensjahre als Ergebnis medizinischer Maßnahmen
Die Bestimmung der Nutzwerte als zentrales Problem der Kosten-Nutzwert-Analyse
Als Indikator für den Nutzwert einer Gesundheitsleistung wird gemessen, welche Präferenz das Ergebnis dieser Leistung für einen potenziellen Nutzer hat.
Das Ratingskalenverfahren
Beim Ratingskalenverfahren werden die Befragten aufgefordert definierte Gesundheitszustände auf einer mit 0 – 100 bezeichneten Skala einzuordnen wobei 0 den schlechtesten und 100 den besten denkbaren Gesundheitszustand repräsentiert.
GesundWahrscheinlichkeit p
TodWahrscheinlichkeit 1-p
Alternative 1
Alternative 2
Das Standard Gamble Verfahren
Beim Standard Gamble (SG) Verfahren werden die Probanden in eine Entscheidungssituation versetzt in der sie sich zwischen dem sicheren Eintreten eines definierten Gesundheitszustandes x und einer Lotterie zwischen der Wahrscheinlichkeit des Eintretens des besten bzw. der Wahrscheinlichkeit des Eintretens des schlechtesten (z.B. Tod) Gesundheitszustandes entscheiden muss.
definierter Gesundheitszustand
X
Wahrscheinlichkeit
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Risiko zu sterbenRisiko zu sterbenChance gesund zu Chance gesund zu
werdenwerden
Wenn es eine Therapie für Ihre Erkrankung gäbe, bei der die Chance gesund zu werden 100% und das Risiko zu sterben 0% wäre. Wie
würden Sie sich entscheiden?
Keine TherapieunentschiedenTherapie
<100 100 ?
Präferenzwerte /Utilities
Standard Gamble
Wahrscheinlichkeit
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Risiko zu sterbenRisiko zu sterbenChance gesund zu Chance gesund zu
werdenwerden
Wenn es eine Therapie für Ihre Erkrankung gäbe, bei der die Chance gesund zu werden 0% und das Risiko zu sterben 100% wäre. Wie
würden Sie sich entscheiden?
Keine TherapieunentschiedenTherapie
? 0 >0
Präferenzwerte /Utilities
Standard Gamble
Wahrscheinlichkeit
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Risiko zu sterbenRisiko zu sterbenChance gesund zu Chance gesund zu
werdenwerden
Wenn es eine Therapie für Ihre Erkrankung gäbe, bei der die Chance gesund zu werden 90% und das Risiko zu sterben 10% wäre. Wie
würden Sie sich entscheiden?
Keine TherapieunentschiedenTherapie
<90 90 95
Präferenzwerte /Utilities
Standard Gamble
Wahrscheinlichkeit
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Risiko zu sterbenRisiko zu sterbenChance gesund zu Chance gesund zu
werdenwerden
Wenn es eine Therapie für Ihre Erkrankung gäbe, bei der die Chance gesund zu werden 10% und das Risiko zu sterben 90% wäre. Wie
würden Sie sich entscheiden?
Keine TherapieunentschiedenTherapie
5 10 >10
Präferenzwerte /Utilities
Standard Gamble
Alternative 2
Alternative 1
Gesund 1,0
Zustand i
titr
Qi
r
ii
tQt
Das Time Trade-off Verfahren
Beim Time Trade-off (TTO) Verfahren werden zwei Gesundheitszustände gegenübergestellt, welche die folgenden Eigenschaften besitzen: dem Zustand i wird eine feste Dauer von ti zugeordnet. Dem Referenzzustand r, der grundsätzlich erstrebenswerter
ist als i, wird eine Dauer tr < ti zugeordnet. Der Wert für die Zeitdauer tx wird nun so lange
variiert, bis der Befragte die Kombinationen aus Gesundheitszustand und Zeitdauer als gleichwertig empfindet. Der Präferenzwert Qi für den Gesundheitszustand i ergibt sich aus dem Verhältnis tr / ti.
Zeittafel 1
Anzahl von Jahren
Leben A
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Leben in voller Leben in voller GesundheitGesundheit
keine Probleme sich zu bewegen
keine Probleme sich selbst zu versorgen
keine Probleme den Alltag zu bewältigen
keine körperlichen Schmerzen/Beschwerden
keine seelischen Probleme
Anzahl von Jahren
Leben B
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Leben in Ihrem Leben in Ihrem jetzigen jetzigen
Gesundheits-Gesundheits-zustandzustand
Frage 1
tr/ti = 1
Frage 2
tr/ti = 0
Frage 3
tr/ti = 0,9
Frage 5
tr/ti = 0,8
Frage 4
tr/ti = 0,1
Die Skalierung von Nutzwerten
Nutzwerte werden immer so skaliert, das ihr Wertebereich zwischen 0 und 1 liegt. 0 steht dabei für den geringsten Nutzwert (Tod) und 1 steht für den höchsten Nutzwert (vollständige Gesundheit)
Beispiele für Nutzwerte aus der Darmkrebsbehandlung
Beispiele für die QALY Berechnung
3 Lebensjahre x Nutzwert 1,0 = 3,0 QALY‘s
3 Lebensjahre x Nutzwert 0,8 = 2,4 QALY‘s
4 Lebensjahre x Nutzwert 0,6 = 2,4 QALY‘s
Intervention Costs/QALY
(1998 Euro’s)
Bluthochdruckbehandlung zur Schlaganfallprävention (45- 64-year olds) 1,700
Bypassoperation by schwerer Angina Pectoris 4,000
Intensivbehandlung bei Frühgeburt (1 to 1.5 kg) 7,500
Brustkrebsvorsorgeuntersuchung 10,300
Repair of artery dilatation inside the head without outward symptoms 17,400
Herztranplantation 36,400
künstliches Kniegelenk 46,500
Bypassoperation bei leichter Angina Pectoris 60,500
Tuberkoloseuntersuchung in Schulen 72,800
stationäre Dialyse 90,000
Operation eines Hirntumors 191,900
Primärpräventive Blutfettsenkung durch Medikamente 1,900,000
League Tabelle für den Vergleich von CUA Relationen
Beispiel: Prävention von Herz- Kreislauferkrankungen
Plans-Rubió 2004
Opportunitätskosten der HK Primärprävention mit Statinen bei Männern (Frauen) zwischen 50 und 59 Jahren
34410$(104100$)12,83(23,8)
2680$(4553$)
ICER Statinbehandlung
ICER Tabakprävention
Die Kosten für ein gewonnenes Lebensjahr durch die Statinbehandlung bei Männern (Frauen) entsprechen den Kosten für 12,8 (23,8) gewonnene Lebensjahre durch die
Tabakprävention
Qualitätskriterien gesundheitsökonomischer Evaluationsstudien
• Klare Fragestellung
• Vollständige Beschreibung der Behandlungsalternativen
• Evidenz der Wirksamkeit
• Vollständige Kostenerfassung
• Adäquate Erfassung der Kosten- und Ergebniseinheiten
• Adäquate monetäre Bewertung der Kosten- und Ergebniseinheiten
• Zeitlichen Relativität von Kosten und Ergebnisbewertungen
• Inkrementelle Analyse von Kosten und Ergebnissen
• Adäquate Behandlung von stochastischer Unsicherheit
• Adäquate Ergebnisdiskussion und –Interpretation
Drummond et al. 1997
Noch Fragen?