Transcript
Page 1: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

1

EMERGING INFECTIOUS DISEASES

Methodenseminar 14.4.2015

Angelika WagnerInstitut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin

MUW, Wien

Newly emergingre-emerging disease

Modifiziert nach Mohrens, Nature 2004

MERS CoV

H7N5

Ebola

Cholera

Chikungunya

Definition

Neu auftretende Infektionskrankheiten oder bereits beschriebene Infektionskrankheiten, die sich innerhalb der letzten 2 Jahrzehnte innerhalb einer Population (Vektor oder Wirt) oder innerhalb eines geographischen Gebietes ausbreiten.

• „emerging“neu identifizierte Pathogene

• „re-emerging“bekannte Krankheitserreger, Inzidenz steigend

Infektionskrankheiten weiterhin unterden führenden Todesursachen weltweit

Mohrens, Nature 2004

~57 Mio Todesfälle/Jahr

Definition

• Das beinhaltet:

– Pathogene die eine Infektion hervorrufen können

– Auftreten neuer Pathogene (v.a. Viren)

– bereits bekannte Pathogene, deren Inzidenz steigt (Epidemien, sinkende Durchimmunisierungsraten…)

– Mutationen (Influenza)

– Erkrankungen, die erst später mit Infektionserregern in Verbindung gebracht wurden (HIV)

– Überschreiten der Speziesbarriere (Tier zu Mensch) (H1N5, H7N5)

– Resistenzentwicklung gegen antimikrobielle Wirkstoffe (TB, HIV, MRSA)

• ~ 60% Zoonosen

• > 70% Ursprung von wildlebenden Tieren

Erreger + Wirt = Erkrankung

Immunstatus

UmweltfaktorenKlima

Erregermenge

asymptomatisch-

symptomatischVirulenz

Infektionsweg

Globalisierung…

Pathogenität

Empfänglichkeit

Resistenz

Surveillance

Page 2: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

2

Übertragungswege

• Direkt – Reservoir: Mensch– Mensch: Mensch

• Indirekt – Vektoren– Essen

Mensch als zufälliger Wirt meist „dead end host“

2013: 1087 Mio int. Arrivals2014: 1138 Mio.

Beeinflussende Faktoren

• Überbevölkerung in Großstädten mit schlechten Hygienebedingungen

• zunehmende Mobilität

• Exposition zu Erkrankungsvektoren und – reservoiren

Mohrens, Lancet 2008

Reisezeit von England nach Australien 1925-2000

Alirol; Lancet 2011

Beeinflußende Faktoren

Factors in the Emergence of Infectious Diseases, Morse S, EID, Volume 1, 1995

Faktoren Beispiele: Faktoren Beispiele: Krankheiten

Ökologie Landwirtschaft, Dämme, Waldrodung, Klimawandel

Schistosomiasis, Hantaan

DemographieVerhalten

Bevölkerungswachstum und MigrationSexuelles Verhalten

DengueHIV

Reise/ Handel MenschenWaren

V. cholerae O139 nach SAVerbreitung von Vektoren:„Flughafenmalaria“

Technologie/ Industrie Globalisierung – LebensmittelMedizintechnologie

E. coli; Creutzfeld-JakobErkrankung, HBV, HCV

Erregeradaptation Selektionsmechanismen„mikrobielle Evolution“

Antibiotikaresistente Bakterien,Influenzavirus (antigenic drift)

Wegfall von Gesundheits-maßnahmen

Inadequate SanitäranlagenKürzungen von Präventionsprogrammen

Cholera in Flüchtlingslagern; Diphterie in ehem. Sowjetstaaten

Page 3: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

3

Die medialen Elefanten aus den medizinischen Mücken…

Ausgewählte Erkrankungen

• Ebola

• Denguefieber

• Chikungunya

• MERS CoV

• West Nile Virus

Ebola

• 1976 Erstbeschreibung in zwei Ausbrüchen im Sudan und DCR

• Genus Ebolavirus; eines von 3 Filoviren (Marburg und Cueva); behülltes, nichtsegmentiertes ssRNA-Virus

• 5 Spezies:

– Ebolavirus (Zaire; ZEBOV) 1976

– Sudan Ebolavirus 1979

– Bundibugyo Ebolavirus 2007

– Tai Forest Ebolavirus (Côte d´Ivoire) (keine Epidemien, nur 1 Fall bekannt) 1994

– Reston Ebolavirus (Philippinen+China, nicht human-pathogen) 1989

www.cdc.gov

www.scienceblogs.com

Ebola – Epidemiologie

http://www.cdc.gov/vhf/ebola/outbreaks/history/distribution-map.html

Page 4: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

4

Ebolaausbruch Westafrika

Butler and Morello. Nature. 514:284-5, 2014.

Ebolaausbruch Westafrika – Stand 8.4.2015

Ebolavirus - Reservoir Ebola

• Reservoir:vermutl. Primaten, Fledermäuse; (Virusisolation) Mensch als Zufallswirt

• Übertragung: Schmierinfektion– Ausschließlich durch Kontakt mit

Blut und Körperflüssigkeiten klinisch Erkrankter (direkt oder indirekt)

– Rekonvaleszente könnten noch bis zu 2 Monate Virus in Samenflüssigkeit ausscheiden

– Traditionelle Begräbnisrituale ebenfalls potentieller Übertragungsweg

– Zubereitung/Verzehr von „Buschfleisch“

• R0 ist ungefähr 2www.cdc.gov

Page 5: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

5

Adapted from Butler and Morello. Nature. 514:284-5, 2014.

Wie ansteckend ist Ebola?

• Basisreproduktionszahl R0: 1-2

Lancet 2011 377, 849-862DOI: (10.1016/S0140-6736(10)60667-8)

Ebola - Pathophysiologie

Eintrittspforte: Hautläsionen, parenteral

Virusvermehrung in Monozyten, Makrophagen und DC´s

Lymphogene Ausbreitung – LN, Milz

Weitere Disseminierung in andere Organe

Breiter Zelltropismus, beeinflusst Expression von Genen die in Abwehr involviert sind, Apoptose von Lymphozyten

Schlechte Prognose bei überschiessender Produktion proinflammatorischer Zytokine (IL, IFN, TNF-a...)

Endothelaktivierung und erhöhte Gefäßpermeabilität

Thrombozytopenie (erhöhter Verbrauch) und disseminierte intravasale Gerinnung (DIC)

Schock: Translokation von Bakterien, DIC, Hämorrhagien

Ebola - Symptomatik

Inkubationszeit: 4-10 Tage (2-21)Klinik: plötzlicher Beginn: Fieber, Muskelschmerzen, ausgeprägtes

Schwächegefühl• starke Kopfschmerzen, • Erbrechen, Diarrhoe, Abdominalschmerzen, Appetitlosigkeit, • trockener Husten, Halsschmerzen, • ev. makulopapuläres Exanthem – Petechien, Ekchymose,

Schleimhautblutungen, Bluterbrechen, blutiger Durchfall; • neurologische Manifestation, Bewusstseinsveränderung• Schock, metabol. Syndrom, Koagulopathien, OrganversagenLetalität: bis 90% (Zaire-Ebolavirus)Langsame Rekonvaleszenz: Asthenie, Gewichtsverlust, Arthralgie, Haarausfall, Haut… lebenslange Immunität? soziale Stigmatisierung!!!

Ebola Falldefinition laut BMGhttp://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/1/5/2/CH1075/CMS1415288908560/enp-notfallplan_03-2015.pdf

Klinische Kriterien: Jede Person, die derzeit oder vor dem Ableben folgende Symptome hat/hatte: • Fieber ≥ 38,6° C UND zumindest eines der folgenden Symptome: • Starke Kopfschmerzen • Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen • Unerklärliche Blutungen • Multi-Organversagen ODER eine Person, die plötzlich und auf unerklärliche Weise verstarb.

Epidemiologische Kriterien: In den letzten 21 Tagen vor Beginn der Symptome: Aufenthalt in einem der betroffenen Gebiete (Guinea, Liberia, Sierra Leone)ODER Kontakt mit einem wahrscheinlichen oder bestätigten Ebola-Fall.

Verdachtsfall: Eine Person auf die, die klinischen und epidemiologischen Kriterien zutreffen ODER mit Hochrisikoexposition und zumindest einem der aufgelisteten Symptome

Page 6: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

6

Kriterien für Hochrisikoexposition: • Enger Kontakt (< 1 m) ohne entsprechende persönliche

Schutzausrüstung; • direkter Kontakt und/oder perkutane Verletzung

mit kontaminierten Gegenständen; • Schleimhautkontakt mit Körperflüssigkeiten,

Geweben oder Laborproben;

• Teilnahme an Begräbnisritualen; • Ungeschützter sexueller Kontakt mit einem zuvor

an Ebola Erkrankten bis drei Monate nach Genesung;

• direkter Kontakt mit Fledermäusen, Nagetieren, Primaten oder Busch-antilopen (lebend oder tot)in oder aus betroffenen Gebieten;

• Konsum von oder direkter Kontakt mit „Buschfleisch“ aus betroffenen Gebieten

Ebola Falldefinition laut BMGhttp://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/1/5/2/CH1075/CMS1415288908560/enp-notfallplan_03-2015.pdf

www.independent.co.uk

Ebola - Diagnostik

Differentialdiagnose: hochfieberhafte systemische Infektionen z.B. Malaria, Typhus, Sepsis, andere viral häm. Fiebererkr. …

Laborparameter: Leukopenie, Lymphopenie, Thrombopenie...

Diagnostik:• Antigen-capture ELISA, • RT-PCR (Bestätigungstest), • IgM später auch IgG ELISA, • Virusisolation

Biohazard level IV

Therapie: symptomatisch (keine kausale Therapie möglich)Flüssigkeitssubstitution!

web.mit.edu

Martinez et al, J Pathol 2015

Ebola - Ausblick

• Passive therapeutische Immunisierung (Plasma- bzw. Blutransfusion Überlebender – Priorität laut WHO

• ZMapp: 3 humanisierte MoAB‘s gerichtet gg. 3 Virusglykopeptid-Epitope exprimiert in Tabakpflanzen – sehr zeitaufwändige Produktion!

• Favipiravir: entwickelt zur Behandlung von Influenza – inhibiert virale RNA Polymerase. dzt. klin. Testung in Guinea - MSF

• TKM-Ebola Therapie mit small interfering RNA‘s gegen Virus RNA Polymerase L von ZEBOV (Tiermodell) als postexpositionelle Prophylaxe: dzt. Phase II in Sierra Leone

• Zahlreiche Impfstoffkandidaten in Entwicklung

– zumeist im Stadium der Tests in „non-human primates“

Choi et. Al, Clin and Exp Vacc Res, 2015

Ebola Vakzineentwicklung

Antikörperinduktion gegen Gykoproteine der Virusoberfläche

Vektor-Vakzine:

• Rek. Adenovirusvakzine (rAd3): 2 rekombinante, lebende, nicht vermehrungsfähige Schimpansen

Adenovirus3 Vektoren kodieren das Zaire bzw. Sudan Ebola Glykoprotein, monovalent oder bivalent eingesetzt – induziert humorale und zelluläre Immunität

• Rek. Vesikuläres Stomatitisvirus-Vakzine (rVSV-ZEBOV):rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges Vesicular Stomatitis Virus,

transiente Virämie, G-Protein (Pathogenitätsmarker) depletiert und durch G-Protein des ZEBOV

Page 7: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

7

rVSV chimerischer Impfstoff

Dengue - Virus

Flavivirus (Arbovirus)

• ss RNA-Virus

• 4 genetisch unterschiedliche Serotypen DENV 1-4

– seit 2013 DENV 5?

typenspezifischen Immunität nach durchgemachter Erkrankung

enge Verwandtschaft zu FSME-, YF-, JE-, West Nil-Virus Normile, Science 2013

Serotypenverteilung:

Dengue - Epidemiologie

1970

2004

http://www.nature.com/scitable/topicpage/dengue-viruses-22400925

Page 8: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

8

Dengue - Epidemiologie

steigende Fallzahlen seit 1955 Durchschnittl. Anzahl an Denguefällen in den 30 hochendemischen Ländern 2004-2010

Quelle: WHO

– ca. 2,5 Milliarden Menschen in Dengue-Risikogebieten

– mehr als 100 Länder betroffen

– ca. 50 -100 Mio. Dengue-Infektionenjährlich

– 500.000 Fälle/ Jahr von schweren Verläufen DHF/DSS (Letalität ca. 5%)

– mehr als 20.000 Todesfälle an DHF/DHS

– zweithäufigste Ursache für Fieber in Reiserückkehrern(Odolini et al., CMI 2011)

CDC Yellow Book 2014

Dengue - Epidemiologie

• 2010: erste autochtone Fälle in Frankreich, Kroatien

• Oktober 2012 - März 2013 Ausbruch in Madeira (2187 Fälle)

nach Europa (Festland) exportiert

• Immer wieder Denguefälle in

Reiserückkehrern

Dengue - Europa

Exportierte Dengue Fälle

Lourenco et al.; PLOS Negl Inf Dis 2014

– Meisten Fälle aus Süd-Ost Asien, Lateinamerika/ Karibik

– In Ö jährlich zw. 30-100 Fälle in Reiserückkehrern

– Risiko abhängig von Reiseziel aktueller epidemiologischer Situation ReisezeitReisedauer

Dengue in Reisenden

Massad et al., Epidemiol. Infect 2013

Risikoberechnung am Beispiel Thailand:

Page 9: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

9

Dengue - Übertragung

Stechmücken der Gattung Aedes (tagaktiv)

(A. aegypti)

Keine direkte Mensch zu Mensch Übertragung

- vollkommene Adaptation des Virus an den Menschen

- kein Tierreservoir erforderlich

- Zirkulation in Primaten möglich

Whitehead, Nature Reviews Microbiology, 2007

vectorbase.org

Dengue - Erkrankung

Engl.: „breakbone fever“

• Inkubationszeit: 4-7 Tage (3-14)

• 50-75% asymptomatisch

• Milder Verlauf mit Fieber und unspezifischen Symptomen

Symptome Denguefieber:Fieber: 2-7 Tage +Myalgie, Arthalgieretroorbitaler Kopfschmerz,+/- Blutungsanzeichen,Exanthem (makulopapulös)

• Thrombozytopenie, Leukopenie,erhöhte Transaminasen

Dengue-Exanthem:

Dengue - Krankheitsverlauf

Dengue Guidelines WHO 2009

Auf Warnsignale achten:z.B. Blutungen, Plasmaverlust („plasma leaquage“),Schock,Bewusstseinstrübung, Unruhe,abdominelle Abwehrspannung,persistierendes Erbrechen...

Ca. 1% der symptomatischen Patientenschwerer Krankheitsverlauf:

- DHF: Dengue hämorrhagisches Fieber - DSS: Dengue Schock Syndrom

Letalität: bis 10%

Fieber - krit. Phase - Genesung

Denguefieber - Falldefinition

Dengue Guidelines WHO 2009

Page 10: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

10

Dengue: Diagnostik und Therapie

Direkt: PCR (<5 Tage nach Fieberbeginn)

Indirekt: serologisch, Dengue-Schnelltest

Differentialdiagnose: Malaria, Influenza, Typhus...!

Symptomatische Therapie:

• Flüssigkeitssubstitution

• Paracetamol (keine Acetylsalicylsäure/NSAR)

• bei Warnsignalen und schweren Verlaufsformen: Hospitalisierung

Cave:Kreuzreaktivität mit anderen FlavivirenFSME, Gelbfieber, Japan. Enzephalitis

Dengue: Differentialdiagnosen

Dengue Guidelines WHO 2009

Malaria!

Dengue

Lebenslange typenspezifische Immunität jedochkeine kreuzprotektive Immunität

DHF-Risiko abhängig von:

– Virusstamm (DEN 2 > DEN 3 > DEN 4 > DEN 1)

– präformierte Dengue-Antikörper (vorangegangene Infektion, maternale Antikörper)

• immun-enhancement-Phänomen?

• Immunkomplexe?

• Stimulation von kreuzreaktiven CD4+/CD8+ T-Zellen und Zytokinfreisetzung?

– Wirtsfaktoren (z. B. Genetik, Grundkrankheiten)

– Alter

Rothmann, Nature Immunol Rev 2011

Dengue - Prävention

Individuell: Mückenstichprophylaxe!!!

WHO Ziele bis 2020:

Senkung der Morbidität und Mortalität durch:

- Diagnostik/Management

- Surveillance

- Vektorkontrolle

- Vakzineentwicklung

- Forschung

Page 11: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

11

Dengue – Impfung

Impfstoffe in klinischer Testung:

Rekombinant lebend attenuierter tetravalenter Dengueimpfstoff (CYD-TDV): Phase III Studien

www.kidnurse.org

Conference report, Vaccine 2014:

Guy et al., Rev Pan Am Saud, 2011

Dengue – Impfung

Ergebnisse Phase II: keine Sicherheitsbedenken

Resultate Phase III aus Asien: ChimeriVax-Dengue (CYD-TDV)– Indonesien, Malaysien, Phillipinen, Thailand, Vietnam

– Gesunde Kinder 2-14 Jahre

– 3 Impfungen: 0 – 6 – 12 Monate

– 67% der Kinder hatten bereits Antikörper gegen Dengue

56,5% Reduktion an Denguefällen in Geimpften (88,5% DHF)

Typ 1: 50%; Typ 2: 35%; Typ 3: 78,4%; Typ 4: 75,3%

– Höhere Wirksamkeit bei bereits seropositiven Probanden

– Geringere Wirksamkeit gegen Typ 2

Ähnliche Studienergebnisse von Lateinamerika

www.kidnurse.org

Dengue – Impfung

• Erklärungsversuche für geringe Wirksamkeit

• Dengue 2: antigenic mismatch des YF/Den2 construct mit natürlichen Stämmen in SO-Asien?

• Balancierte Virämien mit dem Impfvirus nicht gut erreicht?

• Qualität der Antikörper nicht entsprechend jenen nach natürlicher Infektion (hochspezifische neutralisierende Antwort gegen quartäre Struktur des Virus)

• Vorbestehende Flaviviruskontakte bedeutsam trotz immunogenerAntwort, Impfung bei Naiven deutlich schlechter wirksam

• Totvakzine ev. besser?

• Und: Impfung für Reisende in dieser Form sicher keine Option

• Impfung für Endemiegebiete?

www.kidnurse.org

Chikungunya

ChikungunyavirusChikungunya = „der gekrümmt gehende“ Arbovirus: Togaviridae (ss RNA-Virus)Erstisolation während einer Epidemie 1952/3 in TanzaniaVektor: Stechmücken v.a. AedesVertikale Transmission beschrieben

Sylvatischer Zyklus: „low level“ endemische Infektionen

Urbaner Zyklus: Epidemien, gehäuft in Regenzeit

Thiboutot, PLOS 2010

Page 12: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

12

Chikungunya – Endemiegebiete 2010

Schwartz, Nature 2010

Emerging Chikungunya

2005/2006 La Reunion (FR)

> 266 000 Fälle (Eurosurveillance); 237 Todesfälle

Autochthone Fälle in Europa

Juli 2007 in Italien (Emilia-Romagna)

• Erster Chikungunyaausbruch in gemäßigter Klimazone

• Indexfall: Reiserückkehrer aus Kerala (Indien)

• 254 Verdachtsfälle davon 78 laborbestätigte Fälle

Sept. 2010 Frankreich

• 2 bestätigte Fälle

Chikungunya – Vektor in Europa

2014

Voraussetzungen für einen Ausbruch

• Kompetenter Vektor für Virusreplikation vorhanden

• Suszeptible Bevölkerung (bisher nicht Exponierte)

• Infizierter mit Virämie „importiert“ Virus

(zunehmende Reisetätigkeit!)

• Ausreichende Viruslast des Infizierten für Infektion des Vektors

• Voraussetzungen (Umwelt und ökologische Faktoren) für Etablierung eines

natürlichen Infektionszyklus

Prävention: Vektor- und ViruskontrolleSurveillance

Page 13: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

13

Weaver S.C. Plos Neglected Tropical Diseases 2014

Aedes aegypti

Aedes albopictus

Chikungunya – Ausbrüche weltweit Chikungunya 2015

www.cdc.gov

Chikungunya - Pathophysiologie

nach Insektenstich Virusrepikation in der Haut

Befall von Fibroblasten

• Disseminierung über das Blut

• proinflammatorische Zytokine (Typ I Interferon, IL-6)

nach 4-7 Tagen Virusclearance

V.a. natürliche Immunität: Typ I IFN

Schwartz, Nature 2010 Schwartz, Nature 2010

Chikungunya

Inkubationszeit: 3-7 (12) Tage

Klinischer Verlauf: ~15% asymptomatische Fälle Aktue Phase: plötzlicher Beginn mit schweren Arthralgien, Fieber, Myalgie,

Kopfschmerzen, ev. Lymphadenopathie, Konjunktivitis, EnzephalitisBesserung nach ca 2-3 TagenMakulopapuläres Exanthem ev. Petechien, Zahnfleischbluten… DD: Dengue

schwerer Verlauf: Kindesalter, höheres Alter, Vorerkrankungen, Schwangerschaft

Chronische Phase: kein Virus mehr nachweisbar - immunmediiertPostinfektiös: 25% aller Patienten haben schwere Gelenkschmerzen undTendosynovitiden (davon 50% 1 Jahr, 12% bis 3 Jahre), Genese unklar (AK-Komplexablagerung?)Lange Rekonvaleszenzphase, 5-10% chronische Polyarthritis (Schmerzen, Schwellungen)

Page 14: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

14

Chikungunya

Lymphopenie in 80%

Diagnostik: Klinik – Anamnese!Serologisch (HHT, ELISA, Immunfluoreszenz), PCR

Therapie: symptomatisch: Antipyretika, Analgetika, Kortison (chron. Phase)…

Prävention: Expositionsprophylaxe

… derzeit Impfstoffentwicklung

z.B. Masern-Vektor basierte Lebend-Vakzine

Derzeit in Phase I/II, Dosisfindung und Sicherheit, PI bereits in LID 2015 publiziert, gute Immunogenität

Novel coronavirus - MERS CoV

Middle Eastern Respiratory Syndrome Coronavirus

erstmals berichtet Sept. 2012

Endemiegebiet: Mittlerer/ Naher Osten

Vermutlich tierische Infektionsquelle: Fledermäuse - Reservoir?, Dromedare (Nachweis im Nasensekret)

Mensch zu Mensch Übertragung möglichresp. Sekrete (enge Kontaktpersonen, Gesundheitspersonal)

www.sciencenews.org

MERS CoV - Epidemiologie

1 118 Fälle lt. ECDC (2.4.2015); 458 Todesfälle

MERS CoV - Klinik

Akuter Beginn: grippeähnlich (Fieber, Husten) Eventuell gefolgt von: Pneumonie, ARDSHäufiges Begleitsymptom: Diarrhoe Komplikation: NierenversagenLetalität bei 35%

Schwererer Verlauf bei Personen mit chronischen Grunderkrankungen (DM, Immunsuppr., Krebserkr.)

Falldefinition CDC (gekürzt):• Fieber > 38°C und• Pneumonie oder ARDS (basierend auf Klinik oder Bildgebung)und• Reiseanamnese Arab. Halbinsel bzw. Nachbarländer 14 Tage vor ersten

Symptomen oder• Enger Kontakt zu erkrankter Person mit Reiseanamnese

www.natureworldnews.com

Page 15: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

15

MERS CoV - Diagnostik

• Vorzugsweise Probe aus unterem Atemtrakt:Sputum, Trachealaspirat, bronchoalveoläre Lavage

(da falsch-neg. Resultate bei Material aus oberen Atemtrakt beobachtet wurden)

• Probe aus oberem Respirationstrakt (2 Proben)

PCR

oder

Antikörpernachweis - Serokonversion (2 Serumproben mind. 14d Abstand)

Therapie: symptomatisch - supportiv

MERS CoV - Präventionsmaßnahmen

Verdachtsfall:

• Erweiterte Basishygiene im Krankenhaus

• Atemschutzmaske

• Kontaktpersonen abklären (insbes. symptomatische Personen)

Wahrscheinliche/Bestätigte Fälle:

• Räumliche Isolierung

• Schutzkleidung und Atemschutzmasken für Personal

• Desinfektionspläne

Impfstoffentwicklung in Diskussion

3M

MERS CoV - Präventionsmaßnahmen

Reisende – arabische Halbinsel:

• Händewaschen mit Seife bzw. akoholische Händedesinfetionsmittel

• Augen, Nase und Mund nicht mitungewaschenen Händen berühren

• Engen Kontakt mit Erkrankten vermeiden

• Bei Symptomen Mundschutz

• Oberflächendesinfektion

• Keine Dromedarprodukte konsumieren/ Kontakt zu Dromedaren vermeiden

Cave: Reisende mit chron. Vorerkrankungen

Suppreme Council of Health, Quatarhttp://www.sch.gov.qa

www.promed.org

Page 16: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

16

• ss RNA Arbovirus (arthropod-borne)

• Flavivirus

• Vektor: Stechmücken (Culex spp.)

• Erstisolierung 1937 in Uganda

• Übertragung aber auch durch Blutprodukte, Transplantationen, über die

Plazenta, Stillen?

– Hauptwirt: verschiedene Vogelarten

– Zufallswirt: Mensch, Pferd

West Nil Virus West Nil Virus

• Verbreitungsgebiet:

– Ursprünglich endemisch in Afrika, Asien und Europa

– 1999 in die USA eingeschleppt

New York: epidemisches Auftreten

von Enzephalitis mit Todesfällen

May F J et al. J. Virol. 2011;85:2964-2974

West Nil Virus

• 1999 in die USA „importiert“… NY

West Nil Virus

• 2001

Page 17: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

17

West Nil Virus

• 2002

West Nil Virus

• 2003

West Nil Virus

• 2009

West Nil Virus

• 2014

xx

x

West Nile Virus Neuroinvasive Disease Incidence by Stat e –United States, 2014 (as of January 13, 2015)

http://www.cdc.gov/westnile/statsMaps/preliminaryMapsData/incidencestatedate.html

Page 18: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

18

West Nil Virus

• Warum konnte sich das Virus so schnell in den USA ausbreiten?

– Unterschiedliche Stechmücken = Vektoren

– Vögel = Reservoir

– Virusvermehrung in unterschiedlichen Vogelarten

– Internationale Reisetätigkeit

– Verbreitet durch virämische Vögel – Zugvögel

West Nil Virus - Europa

West Nil Virus - Infektion

• Inkubationszeit: 3-14 Tage

• >80% asymptomatisch

• Ca. 20% komplikationslose febrile Erkrankung, selbst limitierend

Plötzlicher Beginn, Fieber, makulo-papuläres Exanthem (Oberkörper, obere Extremitäten), Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Myalgie, Lymphadenopathie, gastrointestinale Symptome

West Nil Virus

• < 1% ZNS Beteiligung (neuroinvasiv)(5% der symtomatischen Fälle) Fieber, Kopfschmerzen, Photophobie, Verwirrtheit

Meningitis, Enzephalitis, akut schlaffe Paralyse (asym. Schwäche, Reflexe abw.)

in 70% bleibende neuronale Defizite

Letalität: 2-18%

Risikofaktoren für ZNS Beteiligung:– Alter - Diabetes mellitus

– Immunsuppression - Alkoholismus

– Männer

Page 19: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

19

West Nil Virus

Pathomechanismus:

• Virusreplikation in Langerhanszellen/DC´s der Haut

• Wandern in Lymphknoten aus

• Virusamplifikation – Virämie (Milz, Leber, Nieren)

• Invasion des Gehirns - direkt?

- Blut-Hirn-Schranke durchbrechen? (TLR3)

- Transport entlang periph. Neurone?

• Immunantworten: Typ-I IFN Produktion

B-Zellen: IgM (7d p.i. detektierbar) IgG (3-4 Tage später)

CD8+ ins Gehirn rektrutiert

West Nil Virus

• Krankheitsdauer <7 Tage

• Diagnostik: Anamnese!– IgM: Serum, Liquor

– PCR: Blut, Liquor (Screening, Surveillance)

– Liquorveränderungen (Pleozytose, Protein , Glucose )

– Nicht mittels bildgebender Verfahren

DD: Meningitis anderer Genese, Insult, Myopathie, Guillan-Barre-Syndrom

West Nil Virus

Therapie: symptomatisch

– Analgetika, Antiemetika, Antiepileptika, Rehabilitation

Spätfolgen:

– Müdigkeit, Schwäche– Myalgie, Arthralgie, Kopfschmerz, neurologische Kompl. (Depressio,

Tremor, Konzentrationsstörungen…)

West Nil Virus

Prävention:– Pferdeimpfung– Humane Vakzine: mehrere Kandidaten (inaktiviert, attenuiert)

kosteneffektiv?SurveillanceVektorkontrolle - Stechmücken

• Brutplätze eliminieren• Versprühen von Insektiziden

• Repellents• Kleidung, Mosquitonetze

Universelles Blut- und Organspenderscreening

Page 20: Emerging infectious diseases MS15 - meduniwien.ac.at · rekombinantes, lebendes, vermehrungsfähiges VesicularStomatitis Virus, transiente Virämie , G-Protein (Pathogenitätsmarker)

05.05.2015

20

Be prepared!


Recommended