EnPI-Connect – Einführungsplan: Energiekennzahlen für Erfassung, Monitoring und Benchmarking
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EnPI-Connect in der Praxis
Einführungsplan: Energiekennzahlen für
Erfassung, Monitoring und Benchmarking
ÖKOTEC DENEFF
Georg Ratjen (Projektleitung) Claire Range (Events und Kommunikation)
Knut Grabowski (Technische Leitung) Fraunhofer ISI
Derek Williams (Betreuung Help-Desk) Dr. Clemens Rohde (Review)
Stand: 30.09.2019
Nehmen Sie begleitend zur Anwendung auch „EnPI-Connect in der Praxis - Methodischer
Überblick: Entwicklung, Vernetzung und Anwendung von Energiekennzahlen“ zur Hand
Vorteile von EnPI-Connect
Erfassung des Energieflusses
Kosten, Primärenergie, CO2 entlang der Fertigungsschritte transparent machen Monitoring Benchmarking
Effizienz in Realtime überwachen und Frühwarnsysteme aufbauen
Einsparpotenziale mittels Benchmarking mit anderen Anlagen quantifizieren
Verbesserung der Energy Performance in Einklang mit ISO 50001:2018 nachweisen
Energieaufwand anderer Anlagen an eigenen Standortbedingungen simulieren
Anlagen vorausschauend und bedarfsab-hängig warten (Predictive Maintenance)
Einsparpotenziale mittels statistischer Tiefenanalyse aufdecken
Wirksamkeit von Effizienzmaßnahmen und Erfolge beim Klimaschutz auswerten
Die Effizienz von Anlagen im Vergleich mit Bestanlagen absolut einschätzen
Dieses Projekt wurde beauftragt durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
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Einführungsplan zu EnPI-Connect
EnPI-Connect einführen…
…und zum unternehmerischen Vorteil nutzen
Dieser Einführungsplan beschreibt, wie Sie EnPI-Connect auf Ihr Unternehmen anwenden
können. Am Ende der Einführungen können Sie anhand geeigneter Energiekennzahlen (EnPIs)
den Energiefluss in Ihrem Unternehmen erfassen und aussagekräftiges Monitoring
durchführen. Ferner können Sie EnPI-Connect für Benchmarking einsetzen.
Im Idealfall kann EnPI-Connect auf Ergebnisse einer ersten Analyse aufbauen, die Anlagen- und
Gebäudetechniken in Ihrem Unternehmen bereits in sinnvolle Systemgrenzen einteilt. Der
Einführungsplan zu EnPI-Connect startet mit der Konzeption. In den ersten drei Schritten legen
Sie die Systemgrenzen und die Zielsetzungen fest, entwickeln passende Messkonzepte und
planen die Formate der EnPIs. Der vierte und fünfte Schritt betrifft die Implementierung, bei
der Sie die Konzepte umsetzen und im Energieeffizienzcontrolling einsetzen.
Ihr Unternehmen kann mit EnPI-Connect vielfältige Vorteile erzielen. Beispiele sind die
Verfeinerung der Kostenträgerrechnung bei der Energie, die Umsetzung von
Frühwarnsystemen zu untypischen Energieaufwänden, die energetische Wartung von Anlagen
am Bedarf, der Nachweis zur fortlaufenden Verbesserung gemäß ISO 50001:2018 / ISO 50006
und die Prozessoptimierung anhand von Benchmarks.
Diesen Einführungsplan finden Sie als Präsentation und inkl. Anwendungsbeispiele unter:
https://www.energietage.de/details/veranstaltung/energietage-bmu-deneff-oekotech-fraunhofer-
208-enpi-connect-energiekennzahlen-energiemanagement.html
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Schritt 1: Festlegung der Systemgrenze und Zielsetzung
Überlegen Sie zu Beginn, was der Anwendungsbereich von EnPI-Connect sein soll. Für welches
System sollen Aussagen getroffen werden? Welche Art von Aussagen sollen getroffen werden?
Bilden Sie die Grenzen des Systems ab
Überlegen Sie, welche Anlagen-, Gebäude und Versorgungstechniken Sie gemeinsam als ein
System betrachten möchten.
Zu enge Systemgrenzen haben ggf. höhere Kosten für Messtechnik zur Folge. Zu weite
Systemgrenzen führen – bei den Anwendungsfällen Monitoring und Benchmarking – hingegen
schnell dazu, dass die Anzahl der relevanten externen Einflussgrößen unüberschaubar groß
wird, Baselines oft neu angelegt werden müssen und die Präzision insgesamt leidet. Ein
weiteres Problem bei zu großen Systemgrenzen ist, dass sie oft keinem eindeutigen
Verantwortlichen zugeordnet werden können.
Tipp: Legen Sie bei den Anwendungsfällen Monitoring und Benchmarking keine Systemgrenzen
fest, bei denen Sie schon jetzt absehen können, dass mehr als ein Nutzen auftritt oder die Zahl
der externen Einflussgrößen zu groß wird.
Beispiel für eine Systemgrenze „Kältestation“:
Legen Sie die Ziele im Bereich der Erfassung fest
Legen Sie Ziele in diesem Anwendungsfall fest, wenn Sie sich nur für die IST-Werte der EnPIs
interessieren.
Ziele im Bereich der Erfassung können z. B. sein, die Energiekosten den Kostenträgern
verursachergerecht zuzuordnen oder Stückkosten für Zwischenprodukte entlang der
Fertigungskette zu ermitteln. Ein weiteres Ziel kann sein, CO2-Emissionen für
Nachhaltigkeitsreports zu erfassen. Zudem wird in der ISO 50001:2018 in Kapitel 6.6b eine
Erfassung zum Energieverbrauch auf Ebene der Organisation gefordert.
Da bei der Erfassung keine Vergleiche mit Soll-Werten vorgenommen werden, müssen auch
keine externen Einflussgrößen beachtet werden.
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Legen Sie die Ziele im Bereich Monitoring fest
Legen Sie Ziele im Bereich Monitoring fest, wenn Sie einen Vergleich von IST-Werten mit
Vergleichswerten anstreben.
Für die Umsetzung von Zielen im Bereich Monitoring ist – gegenüber der Erfassung – ein
höherer Ressourcenaufwand nötig. Schließlich müssen zur Ermittlung von Vergleichswerten
externe Einflussgrößen messtechnisch quantifiziert werden und Ihre Software muss
statistische Analysefunktionalitäten (Regressionsanalyse) abdecken.
Typische Systeme, bei denen der Nutzen den Aufwand des Monitorings überwiegt, sind z. B.:
Systeme mit hohem Anteil an den Energiekosten
Mit Monitoring können Sie die Effizienz von Systemen, die hohe Energiekosten
verursachen, kontinuierlich überwachen und sofort Gegenmaßnahmen ergreifen, wenn der
Energieaufwand z. B. aufgrund fehlerhafter Anlagenbedienung höher ausfällt als erwartet.
Tipp: Im Audit-Bericht findet sich bestimmt ein Energiefluss (Sankey) oder Tortendiagramm.
Systeme mit kostenintensiver Wartung
Systeme, deren Wartung kostenintensiv ist und bei denen sich der Wartungsbedarf nicht
offensichtlich aus dem Anlagenverhalten zeigt (z. B. Wärmetauscher), können oft mittels
Effizienzüberwachung am tatsächlichen Bedarf gewartet werden (Predictive Maintenance).
Tipp: Aus Wartungsplänen geht hervor, welche Anlagen in der Wartung kostenintensiv sind.
Systeme, an denen Energieeffizienzsteigerungen erzielt werden sollen
Monitoring ermöglicht die Verifizierung der Einsparwirkung von Effizienzmaßnahmen am
System. Erfahrungen zur Einsparwirkung können in künftige Investitionsbewertungen
einfließen. Ferner können Einsparziele für das System definiert und ausgewertet werden.
Tipp: Aktionspläne aus dem Energiemanagement geben Aufschluss über Maßnahmen
Systeme, die im Energiemanagement als SEUs definiert wurden
Die ISO 50001:2018 fordert einen „Nachweis zur fortlaufenden Verbesserung der
energiebezogenen Leistung“. Dieser Nachweis ist auf Ebene sogenannter SEUs (wesentliche
Energieverbrauchsbereiche) im Vergleich zu einer Baseline zu erbringen.
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Legen Sie die Ziele im Bereich Benchmarking fest
Legen Sie Ziele im Bereich Benchmarking fest, wenn Sie das System mit anderen,
vergleichbaren Systemen vergleichen möchten.
Vergleichbare Systeme, die Sie an mehreren Stellen in Ihrem Unternehmen einsetzen
Mit Benchmarking vergleichbarer Anlagen in Ihrem Unternehmen können Sie ermitteln,
welche Anlagen besonders effizient arbeiten. Handelt es sich um Anlagen am selben
Standort, können Sie die effizienten Anlagen prioritär nutzen und Energie sparen.
Systeme, für die Ihnen Daten zu vergleichbaren Systemen von außerhalb vorliegen
Ist Ihnen das Betriebsverhalten (z. B. Teillastverhalten, Verhalten je nach Witterung) neuer
Anlagen bekannt, deren Anschaffung Sie erwägen, können Sie ermitteln, welche dieser
Anlagen die höchste Energieeffizienz an Ihrem Unternehmensstandort erreichen würde.
Bilden Sie die Verantwortlichkeiten ab und beziehen Sie die Personen mit ein
Identifizieren Sie die Personen, die für das System zuständig sind (Anlagenbediener einer
Heizzentrale, etc.) und sprechen Sie über die angestrebten Ziele im Bereich Erfassung,
Monitoring bzw. Benchmarking.
Planen Sie frühzeitig die Verantwortlichkeiten für die künftigen Auswertungen im Bereich
Erfassung, Monitoring bzw. Benchmarking und beziehen Sie die Personen bei den weiteren
Schritten mit ein.
Schritt 2: Konzeption der Datenerfassung und Messstellen
Fertigen Sie im nächsten Schritt ein geeignetes Daten- und Messkonzept an. Es dient als
Grundlage dafür, dass EnPIs kontinuierlich erfasst werden können. Ferner benötigen Sie es für
die Berechnung von Baselines und Benchmarks.
Fertigen Sie ein Stoff- und Energiestromschema für das System an
Das Stoff- und Energiestromschema beschreibt die Stoffe und die Energien, wie sie auf der
„physischen Feldebene“ in das System eingehen (Inputs) bzw. das System verlassen (Outputs).
Es hilft dabei, das System zu verstehen und ist die Grundlage für das Messkonzept.
Sammeln Sie vorhandene Dokumentationen zum System als Grundlage für das Schema.
Zeichnen Sie mit dem Anlagenverantwortlichen auf Basis der Dokumentation ein Stoff- und
Energiestromschema, aus dem hervorgeht, welche Stoffe und Energien in das System
eingehen und welche Stoffe und Energien das System verlassen.
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Fertigen Sie ein Nutzen-Aufwand-Schema an
Alle Stoffe und Energien zu messen, wäre nicht zielführend. Das Nutzen-Aufwand-Schema
verdichtet relevante Informationen aus dem Stoff- und Energiestromschema auf diejenigen
Aspekte, die für die Bildung von EnPIs und für die statistische Analyse wirklich benötigt
werden. Während das Stoff- und Energiestromschema die physische Feldebene beschreibt, ist
das Nutzen-Aufwand-Schema auf der Datenebene angesiedelt.
Überlegen Sie auf Basis des Stoff- und Energiestromschemas mit dem
Anlagenverantwortlichen, welchen Nutzen das System erzeugt und welche Aufwände es
aufweist.1
Stellt sich heraus, dass das System mehr als einen Nutzen erzeugt, passen Sie die
Systemgrenzen an. Durch eine Ausweitung der Systemgrenzen oder durch eine weitere
Eingrenzung der Systemgrenzen können in den meisten Fällen Systeme mit nur einem
Nutzen definiert werden.
Zeichnen Sie für das System ein Nutzen-Aufwand-Schema.
1 Erläuterungen zu den Begriffen Nutzen, Aufwand und externen Einflussgrößen finden Sie im Dokument
„EnPI-Connect – Methodischer Überblick“
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Wenn Sie Ziele im Bereich Monitoring oder Benchmarking festgelegt haben, ergänzen Sie
relevante externe Einflussgrößen
Möchten Sie kein Monitoring oder Benchmarking, sondern nur eine Erfassung umsetzen,
können Sie diesen Schritt überspringen
Überlegen Sie in einem Brainstorming mit dem Anlagenverantwortlichen auf Basis des
Stoff- und Energiestromschemas, ob der Aufwand des Systems nicht nur von der Erzeugung
des Nutzens, sondern erheblich von externen Einflussgrößen (der Systemumwelt) abhängt.
Priorisieren Sie die externen Einflussgrößen in einer Liste in der Reihenfolge der
Erheblichkeit. Beschließen Sie, ob bzw. welche dieser externen Einflussgrößen Sie später,
bei der Datenanalyse, auf ihre Relevanz testen möchten.
Kennzeichnen Sie diese externen Einflussgrößen im Nutzen-Aufwand-Schema
Tipp: Führen Sie einen Workshop durch, bei dem diejenigen Personen teilnehmen, die für die
Systeme technisch verantwortlich sind.
Dokumentieren Sie, wie Sie Nutzen, Aufwände und Einflussgrößen aus Messdaten
berechnen möchten.
Überlegen Sie, mit welchen Größen Sie den Nutzen quantifizieren möchten und auf welcher
messtechnischen Grundlage das erfolgen soll (z. B. Berechnung des Nutzens Kälte aus den
Stoffdaten der Inputs und Outputs von Kaltwasser).
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Überlegen Sie, wie Sie die Aufwände quantifizieren möchten (z. B. „kWh Strom“ über einen
Messintervall von einer Stunde) und auf welcher messtechnischen Grundlage das erfolgen
soll (z. B. direkte Messwertübernahme aus der Strommessung)
Wenn Sie Monitoring und/oder Benchmarking umsetzen möchten: Überlegen Sie, wie Sie
externe Einflussgrößen quantifizieren möchten (z. B. durchschnittliche Außentemperatur in
„Kelvin“ über einen Messintervall von einer Stunde).
Tipp: Überprüfen Sie die messtechnische Ausstattung des Systems. Gestalten Sie die
Berechnungsmethoden so aus, dass sie vorhandene Messtechnik bestmöglich nutzen können.
Leiten Sie aus den Überlegungen ein Messkonzept ab und dokumentieren Sie dieses im Stoff-
und Energiestromschema und in tabellarischer Form.
Zeichnen Sie die erforderlichen Messstellen im Stoff- und Energiestromschema ein und
markieren Sie, welche Messstellen bereits vorhanden sind.
Legen Sie eine Messstellenliste an, die auch Aufschluss über die Schnittstellen zur Software
gibt.
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Schritt 3: Planung der angestrebten Visualisierung und Design der EnPIs
In diesem Schritt spezifizieren Sie die EnPIs, anhand derer die Auswertungen erfolgen sollen.
Entscheiden Sie zunächst, welche Bewertungsart Sie auf die verschiedenen Aufwände
anwenden möchten, damit Sie diese gemeinsam betrachtet können: Kosten, Primärenergie,
und CO2-Emissionen stehen als Bewertungsarten zur Verfügung. Im Anschluss legen Sie fest,
ob die EnPIs als Effizienz, Intensität oder Absolutwerte ausgewertet werden sollen.
Wählen Sie die Bewertungsarten, mit denen Sie unterschiedliche Aufwände addieren
Wählen Sie die Bewertungsart "Kosten", wenn Sie sich für die Kosten interessieren. In
diesem Fall ziehen Sie Kostenfaktoren als Bewertungsfaktoren heran. Das kaufmännische
Controlling kann diese Zahlen für Aufwand liefern, die Sie am Markt einkaufen. Wenn Sie
Aufwände in die Betrachtung einbeziehen möchten, die Sie in vorgelagerten Systemen
selbst produzieren, können Sie die Kostenfaktoren mittels Vernetzungslogik2 berechnen.
Tipp: Bei der Bewertungsart "Kosten" können Sie ohne Weiteres auch andere Aufwände als
Energie in die Betrachtung einbeziehen und z. B. materialbezogene Stückkosten ermitteln
Wählen Sie die Bewertungsart "Primärenergie", wenn Sie Aussagen zur Primärenergie
treffen wollen. In diesem Fall heißt der Bewertungsfaktor "Primärenergiefaktor“.
Primärenergiefaktoren für typische Energieaufwände, die Sie am Markt beschaffen, finden
Sie auf der Rechnung des Energieversorgers. Möchten Sie Energieaufwände, die Sie in
vorgelagerten Systemen selbst produzieren, in die Betrachtung einbeziehen, können Sie die
Primärenergiefaktoren mittels Vernetzungslogik berechnen.
Wählen Sie die Bewertungsart "CO2-Emissionen", wenn Sie CO2-Emissionen betrachten
möchten. Der Bewertungsfaktor ist dann ein „CO2-Emissionsfaktor". Die Information
befindet sich in der Regel auf der Rechnung des Energieversorgers. Möchten Sie
Energieaufwände, die Sie in vorgelagerten Systemen selbst produzieren, in die Betrachtung
einbeziehen, können Sie die CO2-Emissionsfaktoren mittels Vernetzungslogik berechnen.
2 Ein Rechenbeispiel zur Vernetzungslogik finden Sie in „EnPI-Connect – Methodischer Überblick“
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Tipp: Interessieren Sie sich sowohl für die Kosten, Primärenergie und CO2-Emissionen, legen
Sie von vornherein alle 3 Bewertungsarten fest. Dann können Sie alles „in einem Rutsch“
erledigen.
Tipp: Fordern Sie von Ihren Lieferanten nicht nur Informationen zum Preis, sondern auch zu
CO2-Emissionsfaktoren und zu Primärenergiefaktoren der zugekauften Güter ein.
Legen Sie fest, in welchem Format sie die EnPIs auswerten und visualisieren möchten
Überlegen Sie, in welchem Format Sie die EnPIs auswerten möchten. EnPIs sollten so
ausgestaltet werden, dass sie den Bedarf der Zielgruppe der EnPIs treffen. EnPI-Connect
sieht als Formate Absolutwerte, Effizienzen und Intensitäten vor.
Hinweis: Für Aussagen im Monitoring spielt es bei EnPI-Connect keine Rolle, ob EnPIs als
Aufwand, Effizienz oder Intensität ausgewertet werden. Schließlich ergeben sich die
Aussagen zu Einsparungen nicht aus einem Zeitvergleich gemessener Werte, sondern aus
dem Vergleich gemessener Werte mit einer Baseline (statistisches Modell), wie die
folgende Abbildung beispielhaft zeigt.3
3 Nähere Informationen zur Vorgehensweise finden Sie in „EnPI-Connect – Methodischer Überblick“
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Schritt 4: Implementierung in das Energiecontrolling
Im vierten Schritt setzen die die Konzepte aus Schritt 1 bis 3 im Energieeffizienzcontrolling um.
Da das Energieeffizienzcontrolling ein Informationssystem ist, das neben Messstellen,
Schnittstellen, Software etc. auch aus Menschen besteht, ist es wichtig, die vorgesehenen
Nutzer der Energiecontrollings einzubeziehen.
Prüfen Sie, ob die verwendete Software den nötigen Leistungsumfang bietet
Für den operativen Betrieb des Energieeffizienzcontrollings benötigen Sie eine geeignete
Softwarelösung, mit der Sie auf Messdaten zugreifen, Formeln abbilden, Modellbildungen auf
Basis von Regressionsanalysen durchführen und Auswertungen umsetzen können.
Prüfen Sie, ob Ihre verwendete Softwarelösung die folgenden Merkmale aufweist:
Formeleditor, um Berechnungskonzepte für Nutzen, Aufwände, Einflussgrößen sowie
Kennzahlen hinterlegen zu können (im Optimalfall: integrierte Kennzahllogik, um
manuelle Eingabe der Formeln zu überspringen)
CSV-Import und idealerweise Einbindungsmöglichkeit für Gebäudeleittechnik, ERP-
Systeme, Direkteinbindung von Messstellen, etc.
Leistungsfähiges Statistik-Modul für Regressionsanalysen (für Monitoring und
Benchmarking benötigt)
Holen Sie, wenn Sie eine Software benötigen, frühzeitig Angebote ein und lassen Sie sich
die jeweilige Lösung vorstellen.
Tipp: Ist für das Effizienz-Monitoring noch keine geeignete Softwarelösung vorhanden,
können Sie einen Einsatz von Software mit Statistikfunktionen mit den Anforderungen an die
ISO 50001:2018 Zertifizierung begründen. Bei wesentlichen Energieverbrauchern muss der
Aufwand daraufhin untersucht werden, ob und wie er von relevanten Variablen (Nutzen und
externen Einflussgrößen) abhängt.
Setzen Sie das Messsystem, die Schnittstellen und die Softwarelösung um und
plausibilisieren Sie die Funktionsfähigkeit
Beschaffen Sie die erforderliche Messtechnik.
Setzen Sie die Schnittstellen um, damit Daten in die Software eingehen können.
Plausibilisieren Sie, dass die Messsysteme, Schnittstellen und die Software korrekt
funktionieren.
Bilden Sie die Systeme in der Software ab
Legen Sie in der verwendeten Software die einzelnen Systeme an.
Legen Sie Aufwände, Nutzen und externe Einflussgrößen als Datenpunkte an.
Hinterlegen Sie Formeln, mit denen Sie die Datenpunkte zu Aufwänden, Nutzen und
externen Einflussgrößen aus den Messpunkten zu Stoffen und Energien berechnen. Je nach
Art kann es sich dabei um eine einfache Messwertübernahme oder um einen rechnerischen
Zusammenhang handeln.
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Kennzahlen einpflegen
Pflegen Sie die Bewertungsfaktoren für Energieaufwände ein, wie in Schritt 3 konzipiert
o Bewertungsart Kosten: Pflegen Sie die Kostenfaktoren für die verschiedenen
Aufwände in die Energieeffizienzcontrolling-Software ein. Legen Sie Schnittstellen fest,
um regelmäßig an die aktuellsten Daten zu gelangen.
o Bewertungsart Primärenergie: Pflegen Sie die Primärenergiefaktoren für die
verschiedenen Aufwände in die Energieeffizienzcontrolling-Software ein. Legen Sie
Schnittstellen fest, um regelmäßig an die aktuellsten Daten zu gelangen.
o Bewertungsart CO2: Pflegen Sie die CO2-Emissionsfaktoren für die verschiedenen
Aufwände in die Energieeffizienzcontrolling-Software ein. Legen Sie Schnittstellen fest,
um regelmäßig an die aktuellsten Daten zu gelangen.
Pflegen Sie die Auswertungsformate der EnPIs in die Software ein
Schritt 5: Erfassung, Monitoring und Benchmarking
Jetzt können Sie die Kennzahlenmethodik für die Erfassung und – wenn Sie externe
Einflussgrößen berücksichtigen – für Monitoring und Bewertung anwenden.
Anwendung für Erfassung (IST-Wert Bestimmung)
Erstellen Sie Diagramme zur Visualisierung der verschiedenen EnPIs. Die Möglichkeiten
unterscheiden sich je nach Softwarelösung.
Anwendung für Effizienz-Monitoring (Kontinuierlicher Vergleich mit der Baseline)
Berechnen Sie die Baseline mittels statistischer Modellbildung
o Entwickeln Sie mit Ihrer Software für jeden Aufwand des Systems ein Regressionsmo-
dell, das den Aufwand anhand Nutzen und externer Einflussgrößen funktional erklärt.
Die Messintervalle sollten eine Auflösung von einer Stunde oder besser haben.
Tipp: Nehmen Sie, wenn Sie sich Hintergrundwissen zu Regressionsanalysen aneignen
möchten, eine Schulung in Anspruch.
o Decken Sie den ganzen Wertebereich des Nutzens und der externen Einflussgrößen ab.
Bei witterungsabhängigen Systemen sollte der Referenzzeitraum ein Jahr betragen.
o Prüfen Sie anhand statistischer Prüfwerte (MAPE, adjustiertes Bestimmtheitsmaß,
Signifikanz etc.) die Präzision der Modelle.
o Wenn Sie mit den Modellen zufrieden sind, legen Sie die Modelle als Baselines fest.
Am Ende sollte für jeden Aufwand eine Baseline zum Vergleich bereitstehen
Visualisierung beim Effizienz-Monitoring:
o Wenden Sie die Formeln, die Sie in Schritt 4 für das Einpflegen der EnPIs eingegeben
haben, entsprechend auf die Baseline an.
o Legen Sie Diagramme an, in denen Sie für die EnPIs entlang der Zeitachse die IST-
Werte gemäß Messungen und die Vergleichswerte gemäß Baseline abbilden möchten.
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Beispiel: Frühwarnsystem bei einer Kältestation
Anwendung für Effizienz-Benchmarking (Vergleich mit anderen, vergleichbaren Systemen)
Beschaffen bzw. ermitteln Sie Regressionsmodelle für andere, vergleichbare Systeme wie
für das Monitoring beschrieben.
Werten Sie aus, welche der Baselines der anderen, vergleichbaren Systeme bei den Nutzen
und externen Einflussgrößen des bestehenden Systems den besten EnPI-Wert erzielt.
Alternativ können Sie auch die Baseline eines bereits als effizient bekannten Systems
verwenden. Die Baseline des herangezogenen Vergleichssystems ist der Benchmark für Ihr
bestehendes System.
Wenden Sie die Formeln, die Sie in Schritt 4 für das Einpflegen der EnPIs eingegeben haben,
entsprechend auch auf die Vergleichsaufwände 𝑨𝑩𝒆𝒏𝒄𝒉𝒎𝒂𝒓𝒌 an, um für IST-Werte und
Vergleichswerte der EnPIs dasselbe Kennzahlenformat zu erhalten.
Legen Sie Diagramme an, in denen Sie entlang der Zeitachse die IST-Werte und die
Vergleichswerte der EnPIs abbilden werden.
Legen Sie Templates an, die Sie immer wieder verwenden können.
Beispiel: Benchmarking von zwei Kälteanlagen