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IMPRESSUM
Herausgeber: Qualifizierungsförderwerk Chemie GmbH 2008
Autoren: Bettina Wiener, Sabine Böttcher, Christina Buchwald
zsh Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. (an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
Druck: Druckerei Landsberg
Nachdruck und Vervielfältigung nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.
Das Projekt wurde gefördert durch:
Landkreis SaalekreisEigenbetrieb für Arbeit
Erste Fachkräftelücken in der Chemie
QFC Beiträge 1/2008
Bettina Wiener Sabine BöttcherChristina Buchwald
Ergebnisse einer Befragung an drei Chemiestandorten in Sachsen-Anhalt
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IMPRESSUM
Herausgeber: Qualifizierungsförderwerk Chemie GmbH 2008
Autoren: Bettina Wiener, Sabine Böttcher, Christina Buchwald
zsh Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. (an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
Druck: Druckerei Landsberg
Nachdruck und Vervielfältigung nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.
Das Projekt wurde gefördert durch:
Landkreis SaalekreisEigenbetrieb für Arbeit
Erste Fachkräftelücken in der Chemie
QFC Beiträge 1/2008
Bettina Wiener Sabine BöttcherChristina Buchwald
Ergebnisse einer Befragung an drei Chemiestandorten in Sachsen-Anhalt
Vorwort
Sachsen-Anhalts Wirtschaft hat in den letzten Jah-
ren deutlich an Dynamik gewonnen und große Fort-
schritte bei der Anpassung an wettbewerbsfähige
Strukturen gemacht. Überdurchschnittlich hat sich
auch die Investitionstätigkeit entwickelt, die Kapital-
ausstattung der Betriebe hat sich weitgehend an das
Niveau der westdeutschen Bundesländer angegli-
chen und bei der Arbeitsproduktivität hat Sachsen-
Anhalt in den letzten Jahren den stärksten Anstieg
aller Bundesländer zu verzeichnen.
Die positive wirtschaftliche Entwicklung hat erstmals
seit 1995 einen leichten Anstieg der Erwerbstätigkeit
bewirkt und damit zur Entlastung des Arbeitsmark-
tes in Sachsen-Anhalt beigetragen. Dieser Beschäfti-
gungsaufbau in Sachsen-Anhalt wird vor allem durch
die Wachstumsindustrien des verarbeitenden Ge-
werbes getragen. Hierzu zählt nicht zuletzt die Che-
mische Industrie, in der seit der Jahrtausendwende
ein Zuwachs an Arbeitsplätzen zu verzeichnen ist.
Die Annahme, eine fortgesetzte Dynamik der Wachs-
tumssektoren werde, fl ankiert durch das demogra-
fi sch bedingte Schrumpfen des Erwerbstätigenpo-
tenzials, automatisch Beschäftigungsperspektiven in
Größenordnungen eröffnen, die die Massenarbeitslo-
sigkeit weitgehend zum Verschwinden bringen wird,
wäre allzu optimistisch. Tatsächlich ist bereits jetzt zu
beobachten, dass der Arbeitsmarkt qualitativ die von
den Unternehmen entfaltete Personalnachfrage nur
unzureichend erfüllen kann. Trotz der hohen Arbeits-
losigkeit sehen sich die Unternehmen auf der per-
sonalpolitischen Seite zunehmend mit dem Problem
eines Fachkräftemangels konfrontiert.
Vor diesem Hintergrund wurde im Zeitraum April
2007 bis Juli 2008 in Trägerschaft des Landkreises
Saalekreis, Eigenbetrieb für Arbeit, das Pilotprojekt
„Synthese“ initiiert, das gezielt mit Mitteln der Tech-
nischen Hilfe des ESF das gesamte Spektrum der
Instrumentarien der Arbeitsförderung und sonstiger
arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen in den Chemie-
unternehmen an den Standorten in Sachsen-Anhalt
und angrenzender Zulieferer berücksichtigen und
anwenden sollte. Dabei wurde die Qualifi zierungs-
förderwerk Chemie GmbH Halle durch den Land-
kreis Saalekreis, Eigenbetrieb für Arbeit beauftragt,
die koordinierende Bearbeitungsstelle und das Pro-
jektmanagement für dieses Pilotprojekt „Synthese“
einzurichten und umzusetzen.
Mit Beginn der Projektaktivitäten wurde ein Projekt-
beirat gegründet, dessen Vertreter ihre Erfahrungen
zur Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Instru-
mentarien in den Projektverlauf durch eine Vielzahl
von Diskussionen und Treffen in das Projekt einge-
bracht haben. Insbesondere wurde eine Übertrag-
barkeit auf andere, ähnlich spezifi zierte Regionen
bzw. Branchen geprüft, um zur Entwicklung weite-
rer – dem Zielsystem für den Einsatz des ESF in
Sachsen-Anhalt 2007–2013 entsprechender – Maß-
nahmen bzw. Regelförderungen beizutragen. Die-
ses Gremium war mit Vertretern der Ministerien für
Wirtschaft und Arbeit, für Finanzen sowie der Sozi-
alpartner, des Verbandes der chemischen Industrie
e.V., der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie,
Energie und des Präsidenten des Statistischen Lan-
desamtes Sachsen-Anhalt besetzt.
Neben der Durchführung von Projekten zur Fach-
kräftesicherung war die Analyse des kurz- und mit-
telfristigen Personalbedarfs und die Unterstützung
der Unternehmen bei Prozessen der Personal- und
Organisationsentwicklung in den chemienahen und
Chemieunternehmen ein wesentlicher Projektbe-
standteil.
Mit der hier vorliegenden Broschüre „Erste Fach-
kräftelücken in der Chemie“, will die Qualifi zierungs-
förderwerk Chemie GmbH (QFC) dazu beitragen,
betriebliche Akteure für das Ausmaß der Fachkräfte-
entwicklung und die sich daraus ergebenden perso-
nalpolitischen Anforderungen, zu sensibilisieren.
Seite 1
Seite 2
Die QFC GmbH dankt dabei allen, die an dieser
Broschüre mitgewirkt und bei der Beschaffung von
Materialien und durch Interviews und Informatio-
nen behilfl ich waren. Unser besonderer Dank gilt
dem Zentrum für Sozialforschung Halle e.V., das mit
einem erfahrenen Team von Projektbearbeiterinnen
die Broschüre in unserem Auftrag erstellt hat.
Helmut Krodel
Geschäftsführer
Halle im August 2008
Seite 3
Zum Thema Fachkräfteentwicklung hat das Zentrum
für Sozialforschung Halle e. V. (zsh) im Mai 2008 eine
telefonische Umfrage an drei Chemiestandorten
(Bitterfeld-Wolfen, Leuna und Schkopau-Merseburg)
sowie umliegenden Unternehmen durchgeführt, an
der sich sehr viele Betriebe beteiligten. Wir möchten
uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Interview-
partnern für die Teilnahme und die aufgewendete
Zeit bedanken. Durch die rege Beteiligung konnten
wir innerhalb eines Monats zuverlässige Aussagen
für die Chemieregion Sachsen-Anhalt zusammen-
tragen. Wir verbinden unseren Dank mit einem Über-
blick über die Ergebnisse dieser Untersuchung.
Erste Fachkräftelücken in der ChemieErgebnisse einer Befragung an drei Chemiestandorten
in Sachsen-Anhalt
Mit der Untersuchung, die im Auftrag des Qualifi -
zierungsförderwerkes Chemie (QFC) durchgeführt
wurde, möchten wir den aktuellen betrieblichen
Fachkräftebedarf und Wege zur weiteren Fachkräf-
tesicherung in der ostdeutschen Chemieindustrie
anhand ausgewählter Chemiestandorte beispielhaft
aufzeigen. Auf diese Weise hoffen wir Anstöße für
weitere Verbesserungen in der Personalarbeit der
Unternehmen geben zu können.
Um die Ergebnisse der Befragung in die wirtschaft-
liche und arbeitsmarktpolitische Gesamtsitua-tion
einbinden zu können, nutzen wir an verschiedenen
Stellen den Vergleich zu einer ebenfalls in diesem
Jahr (Februar 2008) durchgeführten bundesweiten
Umfrage unter 1300 Unternehmen verschiedener
Branchen.1
In der repräsentativen Befragung wurden 71 Be-
triebe angesprochen. Drei Viertel der Unternehmen
beteiligten sich an der Befragung, so dass wir inner-
halb von vier Wochen Aussagen aus 55 Betrieben
für die Auswertung zur Verfügung hatten. Von den
befragten Betrieben haben 18 Unternehmen ihren
Sitz im Raum Bitterfeld-Wolfen, 14 Unternehmen
sind in Leuna ansässig, 10 Betriebe kamen aus der
Region Schkopau-Merseburg und die verbleibenden
13 Unternehmen aus anderen Städten im Umfeld
wie Halle, Tröglitz und Braunsbedra.
Welche Ziele haben wir uns gestelltund auf welche empirische Basis stützen wir uns?
1 Quelle: fi scherAppelt/manager magazin (Februar 2008). www.fi scherappelt.de/Fachkraefteumfrage.pdf (download Mai 2008)
Seite 4
Es wird deutlich, dass die Gesamteinschätzung der
befragten Unternehmen an den drei Chemiestandor-
ten etwas optimistischer ausfällt als in der deutsch-
landweiten Befragung. Allerdings sagt jeder vierte
Betrieb – und das ist deutlich mehr als im bundes-
weiten Durchschnitt – die Suche nach Fachkräften
gestalte sich sehr schwierig. Ein weiteres Viertel
Wie leicht oder schwer ist es bereits heute Fachkräfte zu fi nden?
der befragten Unternehmen (24 Prozent) schätzt
die Suche nach Fachkräften als schwierig ein. Nur
elf Prozent sind der Meinung, dass es leicht sei,
Fachkräfte zu fi nden. In keinem der befragten Unter-
nehmen ist man der Ansicht, dass es sehr leicht ist,
neue Fachkräfte zu rekrutieren.
Ca. jedes dritte Unternehmen zählt zum Wirtschafts-
bereich der „Chemischen Grundstoffe“ (17) und und
ca. jedes vierte Unternehmen zu den „Chemischen
Endprodukten“ (13). Neben den Chemieunterneh-
men ist ein Drittel der Unternehmen im Bereich der
„Industrienahen Dienstleistungen“ tätig (18) und
sieben Unternehmen gehören zu den sogenannten
„anderen Wirtschaftsbereichen“. Hierunter fallen vor
allem Unternehmen der Biotechnologie.
Um Zusammenhänge mit der Betriebsgröße darzu-
stellen, wurden die Unternehmen in zwei Größen-
gruppen unterteilt: „Klein“ bedeutet, dass hier weni-
ger als 50 Mitarbeiter beschäftigt werden und „groß“
sind all diejenigen Unternehmen, in denen 50 und
mehr Beschäftigte arbeiten. In unserer Befragung
gehörten 29 Prozent der Unternehmen zu den klei-
nen und 71 Prozent zu den großen Betrieben.
Abbildung 2: Wenn Sie Fachkräfte für Ihr Unternehmen suchen, wie leicht oder schwer ist es, diese zu fi nden?
54
2
25
40
11
0
34
3
7
24
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
sehr schwer
schwer
mittel
leicht
sehr leicht
Prozent
QFC-UmfrageDeutschlandweite Umfrage
Abbildung 1: Zahl der befragten Unternehmen nach Wirtschaftsbereichen
7
18
17
13
0 5 10 15 20
Andere
IndustrienaheDienstleistungen
Chemische Endprodukte
Chemische Grundstoffe
Seite 5
Nach den drei Regionen unterschieden, zeigt sich,
dass die Unternehmen in Leuna derzeit etwas sel-
tener Schwierigkeiten bei der Fachkräftegewinnung
ansprechen (29 Prozent antworteten mit schwer
oder sehr schwer).
Wenn wir die einzelnen Wirtschaftsbereiche betrach-
ten, sind es vor allem die Industrienahen Dienstleis-
tungen, die (sehr) schwer Fachkräfte fi nden (44 Pro-
zent).
Weiterhin ergab die Untersuchung, dass kleine Be-
triebe die Suche nach Fachkräften schwieriger ein-
schätzen (56 Prozent) als größere Unternehmen mit
mehr als 50 Mitarbeitern (46 Prozent).
Aufmerken lässt uns die Tatsache, dass etwas mehr
als ein Drittel (35 Prozent) der Befragten in den drei
Chemieregionen sagt, dass sie aufgrund des Fach-
kräftemangels bereits heute Stellen nicht besetzen
können. Größere Unternehmen sind davon etwas
häufi ger betroffen (36 Prozent) als kleinere Unter-
nehmen (31 Prozent).
Trotz aktuell weiterhin sehr hoher Arbeitslosenquo-
ten beklagen knapp drei Viertel der Unternehmen
in den befragten Chemieregionen (71 Prozent) wie
auch deutschlandweit über alle Branchen (70 Pro-
zent) bereits heute, dass zu wenig passfähige Fach-
kräfte auf dem Arbeitsmarkt zu fi nden seien. Hier
wird der seit Jahren bestehende Widerspruch zwi-
schen Arbeitskräfteüberschuss und gleichzeitigem
Fehlen qualifi zierter Fachkräfte sehr deutlich.
Zur Sicherung der Arbeitsanforderungen werden in
der Chemie wie auch in den darum befragten Berei-
chen besonders viel qualifi zierte Fachkräfte benötigt.
Qualifi zierungsdefi zite, die von den Unternehmen
deutlich häufi ger als im bundesweiten Durchschnitt
genannt werden, beinhalten, dass das Job- und Be-
werberprofi l nicht zusammenpassen (46 QFC vs.
37 Prozent) und dass die Fachkräfte falsch oder zu
wenig qualifi ziert sind (46 vs. 33 Prozent).
Was sind die größten Probleme bei der Fachkräftesuche?
Abbildung 3: Probleme bei der Fachkräftesuche für Unternehmen (Mehrfachnennungen)
22
70
15
46
46
71
33
37
23
24
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Unbekanntheit des Unternehmens
Unattraktiver Standort des Unternehmens
Fachkräfte sind falsch oder zu wenig qualifiziert
Job- und Bewerberprofil passen nicht zusammen
Es sind zu wenig Fachkräfte auf dem Markt
Prozent
QFC-UmfrageDeutschlandweite Umfrage
Qualifi zierungsprobleme werden derzeit besonders
stark von den Industrienahen Dienstleistungsunter-
nehmen beklagt. Das sind die Betriebe, die – wie be-
reits weiter oben erläutert – schon jetzt am stärksten
Fachkräfte suchen.
Seite 6
Bei den Unternehmen, in denen bereits Stellen unbe-
setzt bleiben, wird der Bereich „Produktion“ beson-
ders häufi g genannt, mehr als jedes zweite Unter-
nehmen erlebt hier bereits Engpässe (53 Prozent).
Für den Bereich „Forschung und Entwicklung“ gab
jedes vierte Unternehmen Probleme bei der Stellen-
besetzung an (26 Prozent). Dieser Wert ist ebenfalls
sehr hoch, wenn man bedenkt, dass sicher nicht in
jedem der befragten Unternehmen dieser Bereich
vorhanden ist. Besonders häufi g wurden hier von In-
dustrienahen Dienstleistern Probleme bei der Stel-
lenbesetzung genannt.
Im kaufmännischen Bereich, den man fast in jedem
Unternehmen fi ndet, wurde das Problem seltener
genannt. 21 Prozent der Unternehmen, die bereits
heute Stellen nicht besetzen können, suchten unter
anderem in diesem Bereich. Vor allem Unternehmen
aus dem Bereich chemische Endprodukte gaben im
kaufmännischen Bereiche unbesetzte Stellen an.
An den drei Chemiestandorten blieben in den be-
fragten Unternehmen im Mai 2008 90 Stellen un-
besetzt. In der Forschung und Entwicklung sowie
Konstruktion wurden in den Betrieben Fachkräfte für
durchschnittlich 2,4 Stellen gesucht. Der größte An-
teil dieser nicht besetzten Stellen ging auf die Region
Bitterfeld-Wolfen zurück. In der Produktion waren es
sogar durchschnittlich 5,5 Stellen je Unternehmen,
für die Fachkräfte gesucht wurden, zumeist in der
Region Schkopau-Merseburg. Im kaufmännischen
Bereich wurden durchschnittlich 1,5 offene Stellen
je Betrieb benannt, diese lagen vor allem in den
Randgebieten der befragten Chemieregionen (z.B.
Halle).
Die fehlende Attraktivität des Standortes (24 Prozent)
und vor allem die Unbekanntheit des Unternehmens
(15 Prozent) spielen in den befragten Chemieregi-
onen eine nachrangige Rolle. Nur in Bitterfeld-Wol-
fen werden diese Gründe deutlich häufi ger genannt
als im Bundesdurchschnitt. 39 Prozent der Unter-
nehmen sprechen dort von Attraktivitätsproblemen
des Standortes. Es sollte an Imagewerbung für die
sich bereits gut entwickelnde Region festgehalten
werden, um auch dadurch den Standort weiter wirt-
schaftlich zu stärken.
Zusätzlich zu den abgefragten Problemen bei der
Fachkräftesuche nannte die Hälfte der Unterneh-
men die nach wie vor anhaltende Abwanderung
von gut qualifi zierten Fachkräften aus den befragten
Chemieregionen. Auch dieses Problem wurde be-
sonders häufi g von den Unternehmen am Standort
Bitterfeld-Wolfen angesprochen (61 Prozent).
In welchen Bereichen der Unternehmen bleiben Stellen unbesetzt?
Seite 7
Im Durchschnitt ist jedes Unternehmen in zwei Be-
rufsgruppen auf Fachkräftesuche. Dabei zeigt sich
der Fachkräftemangel nicht in allen Berufen glei-
chermaßen. Gesucht werden vor allem folgende
Qualifi zierungen:
Im Bereich Chemische Grundstoffe sind es vor al-
lem Laborberufe (Chemielaboranten), bei den Che-
mischen Endprodukten Chemieproduktionsberufe
(Chemikanten) und Chemiker (Dipl.-Chemiker, Che-
mieingenieure und Ing. für Verfahrenstechnik), aber
auch Ausbilder und Industriemeister für Chemie. Bei
den Industrienahen Dienstleistungen sind es Me-
tall- und Elektroberufe (Industrie- und Anlagenme-
chaniker), ebenfalls Ausbilder und Industriemeister
für Elektrotechnik und Metall, Technikerberufe (Che-
mietechniker und Techniker des Elektro- und Metall-
fachs) sowie naturwissenschaftliche und technische
Ingenieure.
In welchen Berufen wird vorrangig gesucht?
Tabelle 1: Anteil der Betriebe, die in nachstehenden Berufen bereits Fachkräfte suchen
(Mehrfachnennungen)
Berufe Anteil der Betriebe in Prozent Chemie-Produktionsberufe 16 Laborberufe 26 Sonstige naturwissenschaftlich-technische Berufe 11 Metall- und Elektroberufe 26 Sonstige industrielle Dienstleistungsberufe 5 Kaufmännische und Büroberufe 8 Ausbilder und Industriemeister 24 Technikerberufe 24 Chemikerberufe 34 Andere Ingenieurberufe 55 Managerberufe 10 Andere Organisationsberufe 6
Ganz eindeutig zeigt sich, je höher die Qualifi kations-
erwartungen in den technischen Berufen sind, desto
schwieriger wird es mit der Fachkräftesuche. Das
mündet teilweise in der vergeblichen Suche nach
Ingenieuren, die unter anderem darin begründet
ist, dass sich trotz guter Berufsaussichten die Aus-
bildungszahlen für technische Berufe und Studien-
richtungen seit längerem rückläufi g entwickeln. Die
Unternehmen sollten gemeinsam mit den Kinderta-
gesstätten, den Schulen und Berufsschulen sowie
mit den Hochschulen daran arbeiten, dass Interesse
an Technik bei den Jugendlichen zu fördern.
Seite 8
Unternehmen sehen die Verantwortung zur Beseiti-
gung des Fachkräftemangels bei unterschiedlichen
Akteuren. Dabei wird die eigene Verantwortung weit
oben angestellt. Knapp drei Viertel der Unternehmen
(70 QFC vs. 71 Prozent deutschlandweit) sehen das
in beiden Befragungen so. Nur die Verantwortung
der Universitäten und Ausbildungsstätten wird mit
83 vs. 80 Prozent häufi ger genannt, was auf die ho-
hen Qualifi kationsanforderungen vieler Mitarbeiter
hinweist, die nur durch die Arbeit dieser Bildungs-
einrichtungen zu erfüllen sind.
Wer könnte den Fachkräftemangel am ehesten beheben?
Abbildung 4: Wer könnte den Fachkräftemangel am ehesten beheben? (Mehfachnennungen)
71
39
44
50
70
8380
26
8
29
58
41
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Arbeitnehmer durchEigeninitiative
Private Bildungseinrichtungen
Bundesagentur für Arbeit
Bund, Länder, Kommunen
Unternehmen selbstständig
Universitäten undAusbildungsstätten
Prozent
QFC-Umfrage
Deutschlandweite Umfrage
Am Standort Leuna wurde besonders häufi g auf
die eigene Verantwortung hingewiesen. 93 Prozent
der Unternehmen sagten dort, dass sie am ehesten
selbstständig den Fachkräftemangel beheben kön-
nen. An diesem Standort wurde auch die Eigeniniti-
ative der Arbeitnehmer häufi ger angeführt (43 Pro-
zent). Diese spielte im Durchschnitt der befragten
Chemiestandorte sonst eine deutlich geringere Rol-
le als im Bundesdurchschnitt (39 vs. 58 Prozent).
Bund, Länder und Kommunen (50 vs. 29 Prozent) so-
wie die Bundesagentur für Arbeit (44 vs. 8 Prozent)
sind für die Unternehmen in den Chemieregionen im
Vergleich zur gesamtdeutschen Erhebung deutlich
wichtiger. Hier wird sehr auf Zusammenarbeit und
Unterstützung gesetzt. Besonders positiv schätzen
Unternehmen der chemischen Grundstoffe (65 und
53 Prozent) den Einfl uss dieser Institutionen zur
Fachkräftesicherung ein. Diese Einschätzungen sind
sicherlich auf gute Erfahrungen2 zurückzuführen.
Qualifi zierte Tätigkeiten haben in der Chemie einen
hohen Stellenwert, somit werden auch weit häufi ger
als im Bundesdurchschnitt (41 vs. 26 Prozent) priva-
te Bildungseinrichtungen als Partner zur Beseitigung
des Fachkräftemangels gesehen.
2 Nicht zuletzt in solchen Projekten wie dem eben abgeschlossenen „Syntheseprojekt“ (Quelle: http://qfc.projekt-mia.de/main.php?lang=de&act=projects_detail&pid=34&subid=4, Download Juli 2008)
Seite 9
Es bleibt die Frage, mit welchen Maßnahmen der-
zeit auf den Fachkräftemangel reagiert wird. Es zeigt
sich vor allem, dass die Qualifi zierungsvereinbarung
in der Chemie sehr ernst genommen wird, die nach
übereinstimmender Auffassung von BAVC und IG
BCE zur Sicherung und Stärkung der Wettbewerbs-
fähigkeit der Chemie-Unternehmen sowie zum Er-
halt und der Verbesserung der Beschäftigungsfähig-
keit der Arbeitnehmer dient.
Mit welchen Maßnahmen reagieren Unternehmen auf den Fachkräftemangel?
Als wichtigste Aufgabe werden Qualifi zierungsakti-
vitäten gesehen. Für die Weiterbildung sagen das
neun von zehn Unternehmen (89 Prozent), für die
Ausbildung sind es mit 87 Prozent fast genauso
viele. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zur
deutschlandweiten Befragung (55 und 71 Prozent).
Abbildung 5: Qualifi zierungsmaßnahmen zur Beseitigung des Fachkräftemangels (Mehrfachnennungen)
55
87
71
89
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Eigene Ausbildung von neuenMitarbeitern zu Fachkräften
Mehr Weiterbildung fürbestehende Mitarbeiter
Prozent
QFC-UmfrageDeutschlandweite Umfrage
Neben der Qualifi zierung nutzen die Unternehmen
auch andere Möglichkeiten zur Rekrutierung neuer
Fachkräfte:
Am häufi gsten wurde bei den zusätzlichen Wegen
die Kontaktaufnahme und Bindung von Studenten
genannt (66 vs.72 Prozent).
Ergänzend wurde in der vorliegenden Studie danach
gefragt, ob die Betriebe eher passgenaue Fachkräfte
(62 Prozent) einstellen oder nach der Einstellung der
Fachkräfte Qualifi zierungsanpassungen vornehmen
(64 Prozent). Zu sehen ist, dass jeweils zwei Drittel
der Unternehmen diese Wege nutzen. Außerdem
wird von den Unternehmen häufi g auch überregio-
nal nach Fachkräften gesucht (62 Prozent).
Seite 10
Deutlich seltener wird eine personalwirtschaftliche
Anreizpolitik als Instrument der Fachkräftesicherung
angesehen. Ein Drittel der Unternehmen nennt fi nan-
zielle Anreize (36 Prozent in den befragten Chemie-
regionen vs. 20 Prozent bei der gesamtdeutschen
Untersuchung) oder die Erleichterung der Vereinbar-
keit von Beruf und Familie (29 vs. 33 Prozent).
62
64
66
72
62
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Überregionale Suche nachArbeitskräften
Einstellung passgenauerFachkräfte
Einstellung von Fachkräftenund deren
Qualifikationsanpassung
Kontaktaufnahme undBindung von Studenten
Prozent
QFC-UmfrageDeutschlandweite Umfrage
Abbildung 6: Rekrutierungsstrategien zur Beseitigung des Fachkräftemangels (Mehrfachnennungen)
Die Standortverlegung eines Unternehmens, das
seine Fachkräftesicherung nicht mehr realisieren
kann, ist eine Entscheidung von großer Tragweite.
Dieser Schritt wird auch nur von vier bzw. fünf Pro-
zent als Ausweg angesehen.
Wenn es dazu kommt, ist diese Entscheidung aller-
dings besonders schädlich für die wirtschaftliche
Entwicklung einer Region und kann sich auch auf die
Leistungsfähigkeit anderer Unternehmen am Stand-
ort (z. B. Zulieferer oder industrienahe Dienstleister)
negativ auswirken. Solche Regionen leiden häufi g
unter abnehmender Wirtschaftskraft und haben es
besonders schwer, neue Investoren zu gewinnen.
33
4
36
20
5
29
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Verlegung oder Erweiterungdes Standortes
Erleichterung derVereinbarkeit von Beruf und
Familie
Schaffung finanzieller Anreize
Prozent
QFC-UmfrageDeutschlandweite Umfrage
Abbildung 7: Weitere Strategien zur Beseitigung des Fachkräftemangels (Mehrfachnennungen)
Seite 11
Als nächstes interessiert der unternehmerische
Blick auf die Beschäftigung in der Zukunft. Fast alle
der befragten Betriebe erwarten eine gleichbleiben-
de (49 Prozent) bis steigende (47 Prozent) Entwick-
lung der Beschäftigtenzahlen in den nächsten drei
Jahren.
Unterscheiden wir nach den regionalen Verteilungen,
wird deutlich, dass Unternehmen aus dem Raum
Wie wird sich die Beschäftigtenzahl in den nächsten 3 Jahren entwickeln?
Schkopau-Merseburg am ehesten eine gleichblei-
bende Entwicklung ihrer Beschäftigtenzahl vermuten
(70 Prozent). Demgegenüber gehen Unternehmen
aus Leuna von einer überdurchschnittlichen Zunah-
me der Anzahl ihrer Beschäftigten aus (64 Prozent):
Knapp zwei Drittel der befragten, hier ansässigen
Unternehmen glaubt in der mittelfristigen Perspek-
tive an einen Beschäftigungszuwachs.
Tabelle 2: Mittelfristige Entwicklung der Beschäftigtenzahl nach Regionen (Angaben in Prozent)
mittelfristige Regionen Entwicklung
Beschäftigtenzahl Schkopau- Merseburg
Leuna Bitterfeld-Wolfen
Andere Gesamt
steigen 30 64 44 46 47
gleich bleiben 70 29 56 46 49
sinken 0 7 0 8 4
Diese optimistische Einschätzung der mittelfristigen
Entwicklung der Beschäftigtenzahl zeigen vor allem
Unternehmen der Wirtschaftsbereiche Chemische
Endprodukte und industrienahe Dienstleistungen.
Unternehmen der chemischen Grundstoffprodukti-
on erwarten hingegen kaum Veränderungen bei den
Beschäftigtenzahlen.
Im Vergleich zur mittelfristigen Perspektive fällt die
Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in der langfris-
tigen Perspektive für die kommenden zehn Jahre
noch einmal positiver aus. Hier erwarten 56 Prozent
Wie wird sich die Beschäftigtenzahl in den nächsten 10 Jahren entwickeln?
der Unternehmen eine Zunahme der Beschäftig-
tenzahl. 40 Prozent der Unternehmen schätzen ein,
dass sich die Anzahl der Beschäftigten in ihrem Un-
ternehmen nicht verändern wird.
Tabelle 3: Langfristige Entwicklung der Beschäftigtenzahl nach Regionen (Angaben in Prozent)
mittelfristige Regionen Entwicklung
Beschäftigtenzahl Schkopau- Merseburg
Leuna Bitterfeld-Wolfen
Andere Gesamt
steigen 60 57 50 58 56
gleich bleiben 40 36 43 42 40
sinken 0 7 7 0 4
Seite 12
Die Einschätzungen der langfristigen Perspektive der
Beschäftigtenentwicklung in den Unternehmen diffe-
riert zwischen den einzelnen Regionen nicht ganz
so stark. Langfristig beurteilen die Unternehmen der
Region Schkopau-Merseburg die Entwicklung am
positivsten (60 Prozent), die Unternehmen aus dem
Raum Bitterfeld-Wolfen erwarten eine leicht unter-
durchschnittliche Zunahme der Anzahl ihrer Mitar-
beiter (50 Prozent).
Deutliche Unterschiede in den Erwartungen zeigen
sich in Abhängigkeit von der Betriebsgröße der Un-
ternehmen. So erwarten 85 Prozent der Unterneh-
men mit weniger als 50 Mitarbeitern eine Zunahme
ihrer Beschäftigtenzahl. Bei den Unternehmen mit
mehr als 50 Mitarbeitern sind dies nur 44 Prozent.
Das heißt, gerade die kleineren Unternehmen, die
es bei der Fachkräftesuche häufi g noch schwerer
haben als die größeren, setzen in Zukunft auf quali-
fi zierte Verstärkung.
Beim Blick auf die Wirtschaftsbereiche bestätigt
sich auch in der langfristigen Perspektive der Trend,
der sich in den Einschätzungen zur mittelfristigen
Entwicklung schon abzeichnete: Unternehmen des
Wirtschaftsbereiches Chemische Grundstoffe er-
warten auch hier eher ein gleichbleibendes Niveau
oder sogar eine Abnahme der Beschäftigtenzahlen.
Unternehmen aus den Bereichen Chemische End-
produkte und industrienahe Dienstleistungen gehen
überdurchschnittlich häufi g von einer Zunahme ihrer
Beschäftigtenzahl aus. Diese Unternehmen zeich-
nen sich durch eine optimistische Zukunftssicht aus
und glauben sowohl in der mittel- als auch in der
langfristigen Entwicklung an eine Erhöhung ihrer
Beschäftigtenzahlen.
15
85
6
44
0
50
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
sinken
gleich bleiben
steigen
Prozent
Weniger als 50 Mitarbeiter 50 Mitarbeiter und mehr
Abbildung 8: Langfristige Perspektive der Beschäftigtenentwicklung
Ein Beitrag zur Sicherung der Fachkräfteentwick-
lung ist die Beteiligung an der Berufsausbildung. In
den drei Chemieregionen sind breite Ausbildungsak-
tivitäten zu fi nden, 89 Prozent aller befragten Unter-
nehmen bilden aus. Dabei fi nden sich interessante
Unterschiede:
Aktuelle Ausbildungsaktivitäten
Welche Unternehmen bilden aus?
In der regionalen Betrachtung zeigt sich, dass die
Beteiligung an der Ausbildung in den drei Chemiere-
gionen besonders stark ist. Im Raum Bitterfeld-Wol-
fen gaben das alle befragten Unternehmen an (100
Prozent). Außerhalb der drei Chemieregionen sind
es „nur“ drei Viertel der befragten Unternehmen, die
ausbilden (77 Prozent).
Seite 13
Wirtschaftsbereiche Bilden Sie
aus? Chemische Grundstoffe
Chemische Endprodukte
Industrienahe Dienstleistungen Andere Gesamt
Ja 100 92 89 57 89
Nein 0 8 11 43 11
Tabelle 4: Beteiligung an der Berufsausbildung nach Regionen (Angaben in Prozent)
mittelfristige Regionen Entwicklung
Beschäftigtenzahl Schkopau- Merseburg
Leuna Bitterfeld-Wolfen
Andere Gesamt
steigen 90 86 100 77 89
gleich bleiben 10 14 0 23 11
Auch zwischen den Wirtschaftsbereichen zeigen
sich Differenzen. Alle befragten Unternehmen aus
dem Bereich der Chemischen Grundstoffe beteiligen
sich aktiv an der Berufsausbildung (100 Prozent).
Von den Unternehmen der Bereiche Chemische
Endprodukte (92 Prozent) und industrienahe Dienst-
leistungen (89 Prozent) sind es neun von zehn, aus
den übrigen Wirtschaftsbereichen nur noch etwas
mehr als jedes zweite Unternehmen (57 Prozent).
Zu dem letztgenannten Bereich gehören vor allem
kleine Forschungseinrichtungen der Biotechnologie.
Tabelle 5: Beteiligung an der Berufsausbildung nach Wirtschaftsbereichen (Angaben in Prozent)
Die Ausbildungsquote der Unternehmen variiert sehr
stark: Bei mehr als einem Viertel der Unternehmen
liegt die Ausbildungsquote unter fünf Prozent, knapp
ein Fünftel weist eine Ausbildungsquote von über
Wie hoch ist die Ausbildungsquote?
zwölf Prozent auf. So liegt der Mittelwert bei neun
und damit über dem Durchschnitt der ostdeutschen
Chemie von sechs und über dem gesamtdeutschen
Durchschnitt von acht.
In 21 der befragten Unternehmen (fast 40 Prozent)
werden alle ausgebildeten Absolventen übernom-
men. Knapp ein Viertel der Unternehmen übernimmt
jeden zweiten, ein Fünftel noch jeden dritten Ausbil-
dungsabsolventen. Im Durchschnitt aller befragten
Unternehmen liegt die Übernahmequote bei 68 Pro-
zent. Bei den Auszubildenden, die nicht übernom-
men werden, muss man damit rechnen, dass ein
Großteil abwandert und somit auch später dem regi-
onalen Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung steht, denn
die Rückwanderungsneigung Jugendlicher, die erst
Wie ist das Übernahmeverhalten der ausbildenden Unternehmen?
einmal in einer anderen Region Fuß gefasst haben,
ist relativ gering.
Diejenigen Unternehmen, die alle Auszubildenden
übernehmen, sind überdurchschnittlich häufi g Un-
ternehmen mit 50 Mitarbeitern und mehr. Gut ein
Viertel der Unternehmen liegt am Standort in Bit-
terfeld-Wolfen (29 Prozent) und Leuna (24 Prozent).
Die meisten dieser Unternehmen (ein Drittel) sind
in der Region Schkopau-Merseburg ansässig. An
diesem Standort werden anteilig auch die meisten
Auszubildenden übernommen.
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Die Ausbildungsaktivitäten werden in den nächsten
Jahren eher leicht zunehmen. So wollen die meisten
Unternehmen mittelfristig, also in den nächsten drei
Jahren, ihre Ausbildung beibehalten oder erhöhen:
Mehr als drei Viertel aller befragten Unternehmen
planen für die nächsten drei Jahre keine Verände-
rung in ihrer Ausbildungsaktivität. Fünf Unternehmen
gehen von einer Erhöhung aus. Demgegenüber er-
warten nur zwei Unternehmen einen Rückgang ihrer
Ausbildungsquote.
Das heißt, durch die Erhöhung der Ausbildungsakti-
vitäten bei gleichzeitigem Rückgang der Bewerber-
Zukünftige Ausbildungsaktivitäten
Mittelfristige Entwicklung der Ausbildungsquote
zahlen müssen die Unternehmen folglich verstärkt
werben und rekrutieren, denn es wird noch schwieri-
ger werden, entsprechend gut qualifi zierte Jugendli-
che für industrielle Berufe zu gewinnen.
Vier der fünf Unternehmen, die ihre Ausbildungsquo-
te in den nächsten drei Jahren erhöhen wollen, ge-
hen sowohl in der mittelfristigen (nächste drei Jahre)
als auch in der langfristigen (nächste zehn Jahre)
Perspektive von einer Erhöhung ihrer Beschäftigten-
zahlen aus und sichern die Beschäftigtenzunahme
zumindest zum Teil durch eigene Ausbildung.
Unternehmen, die ihre Ausbildungsquote mittelfristig
erhöhen wollen, gaben außerdem überdurchschnitt-
lich häufi g an, in der eigenen Weiterbildung von Mit-
arbeitern (100 Prozent bei Ausbildungszunahme vs.
90 Prozent bei QFC-Befragung gesamt), in der über-
regionalen Suche nach Arbeitskräften (80 Prozent
vs. 68 Prozent), in fi nanziellen Anreizen (60 Prozent
vs. 36 Prozent) sowie in der Erleichterung der Ver-
einbarkeit von Familie und Beruf (40 Prozent vs. 29
Prozent) Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel
zu sehen.
Welche Unternehmen wollen die Ausbildungsquote mittelfristig erhöhen?
In der Frage, worin die Unternehmen, die mittelfristig
ihre Ausbildungsquote erhöhen wollen, die größten
Problemen sehen, betonen alle Unternehmen, dass
das Job- und Bewerberprofi l nicht zusammenpasst
(100 vs. 48 Prozent). Außerdem geben vier der fünf
Unternehmen an, dass gute Bewerber fehlen (80
vs. 68 Prozent) und jeweils drei von ihnen meinen,
dass zum Einen zu viele gute Bewerber abwandern
(60 vs. 55 Prozent) und zum Anderen zu wenig gute
Bewerber auf dem Markt zu fi nden sind (60 vs. 65
Prozent).
Weiter oben wurden bereits Rekrutierungsstrategi-
en der Unternehmen zur Fachkräftesicherung vor-
gestellt. Auf zwei Wege (Rekrutierung unterschiedli-
cher Altergruppen und Rekrutierung von Frauen) soll
im Weiteren noch einmal ausführlicher eingegangen
Arbeitskräfterekrutierung: Beachtung besonderer Zielgruppen
werden. Dazu sei eingangs darauf hingewiesen, dass
91 Prozent der befragten Unternehmen der Aussage
zustimmen, dass der demografi sche Wandel auf die
Personalbeschaffung der Zukunft negative Auswir-
kungen haben wird.
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Stellen bew usst auch Ältere ein.
Achten darauf, auch Jüngere einzustellen.
Alter spielt keine Rolle. Berufserfahrung ist w ichtiger.
Wandel führt in Regionen zu Problemen bei derPersonalbeschaffung.
Prozent
Abbildung 9: Rekrutierung von Jungen und Älteren (Mehrfachnennungen)
Um dem Problem der Personalbeschaffung zu be-
gegnen, sind verschiedene Maßnahmen und Stra-
tegien denkbar. Zum einen kann mehr in Aus- und
Weiterbildung der eigenen Beschäftigten investiert
(darauf wurde bereits in den vorhergehenden Ab-
schnitten eingegangen) und auf die Berufserfahrun-
gen Älterer zurückgegriffen werden. Zum anderen
kommen auch neue Zielgruppen, beispielsweise Ju-
gendliche und Frauen, wieder ins Blickfeld.
In der Umsetzung solcher Strategien treten zurzeit
Widersprüche auf, auf die im Weiteren eingegangen
werden soll.
So betonen zwar drei Viertel der Unternehmen (76
Prozent), dass das Alter bei der Rekrutierung von
Arbeitskräften keine Rolle spielen würde, da Be-
rufserfahrung wichtiger sei. Aber nur 49 Prozent der
Unternehmen geben an, bewusst auch Ältere einzu-
stellen, bei denen eher Berufserfahrung zu erwarten
ist. Hier offenbaren sich in der Praxis noch Potentiale
der zukünftigen Arbeitskräfterekrutierung.
Gleichzeitig sagen 87 Prozent der Unternehmen,
besonders darauf zu achten, jüngere Arbeitnehmer
einzustellen. Dies erklärt sich zum Teil aus der ak-
tuellen Situation vieler überalterter Unternehmen,
die versuchen müssen, eine Verjüngung der Beleg-
schaften zu gewährleisten.
Neben den unterschiedlichen Altersgruppen wurde
auch gesondert nach dem Rekrutierungsverhalten
der Betriebe im Bezug auf weibliche Fachkräfte ge-
fragt. Diese Zielgruppe rückt zwar zunehmend ins
Blickfeld vieler Unternehmen, hier offenbaren sich
jedoch in der Chemie noch viele ungenutzte Potenti-
ale für die Zukunft.
In den befragten Unternehmen werden Frauen bis-
her kaum als neue Zielgruppe gesehen. So bejahten
die Unternehmen die unterschiedlichen Argumente,
verstärkt Frauen einzustellen, nur mit zehn bis zwölf
Prozent. Bei den benannten Gründen – die berufl i-
chen Chancen der Frauen zu erhöhen, ihre sozialen
Kompetenzen zu nutzen, oder sie wegen fehlender
männlicher Fachkräfte einzusetzen – sind keine nen-
nenswerte Unterschiede zu erkennen.
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... w eil immer mehr männliche Fachkräfte fehlen.
... w eil Frauen bessere soziale Kompetenzen haben.
... um berufliche Chancen der Frauen zu erhöhen.
Wir stellen zunehmend Frauen in unser Unternehmen ein, ...
Wandel führt in Regionen zu Problemen bei derPersonalbeschaffung.
Prozent
Abbildung 10: Noch keine Zunahme bei Rekrutierung von Frauen
Es hat sich gezeigt, dass die Unternehmen in den
drei Chemieregionen selbstbewusst in die Zukunft
schauen. Fachkräfte sind für ihren wirtschaftlichen
Erfolg extrem wichtig. Vielen ist bereits bewusst,
dass sich Versorgungslücken auftun werden, ande-
re haben bereits erste Erfahrungen damit sammeln
müssen. Für alle die, die derzeit noch nicht über das
Thema der Fachkräftelücke nachdenken, kann es
in Kürze schwierig werden, auf ein sinkendes Fach-
kräfteangebot zu reagieren. Damit auch sie für die
Herausforderungen der Fachkräftesicherung sensi-
bilisiert werden und für alle, die mehr über „Wege
aus der demografi schen Falle“ erfahren wollen, wird
im Anschluss an diese Befragung im Auftrag des
QFC eine Expertise erstellt, die zum einen auf die
Gefahren der demografi schen Veränderungen hin-
weist und zum anderen Strategien und Ansätze für
eine langfristige und systematische Personalpolitik
in den Unternehmen vorstellt.