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Page 1: Fleet Magazine 2016-1 | Boris Grundl€¦ · ist alles anders, der Boden unter den Füßen wird einfach weggerissen. Seit 25 Jahren hat Boris Grundl keinen Boden mehr unter den Füßen:

Es gibt Momente, die das Leben verän-dern. Von einer Sekunde zur nächsten

ist alles anders, der Boden unter den Füßenwird einfach weggerissen. Seit 25 Jahrenhat Boris Grundl keinen Boden mehr unterden Füßen: Er sitzt im Rollstuhl. Dennochsteht er fester im Leben als je zuvor.

Während eines Urlaubs in Mexiko brachsich der damalige Sportstudent und erfolg-reiche Tennisspieler bei einem Klippen-sprung den Halswirbel. Seitdem sind 90Prozent seines Körpers gelähmt. Nach derschockierenden Erkenntnis, welche Mög-lichkeiten ihm damit genommen waren,ordnete er sein Leben neu und konzen-trierte sich auf die Möglichkeiten, die ernoch hatte: Sein Geist war ihm geblieben –und an dessen Entwicklung arbeitete ervon nun an kontinuierlich, fand seine Be-

rufung. Heute ist Grundl erfolgreicher Ma-nagementtrainer und lässt andere an sei-nen Erkenntnissen teilhaben. Den Unfallbetrachtet er als „Nachdenkhilfe“ und alslogische Konsequenz seiner persönlichenEntwicklung. „Krisen“, sagt Grundl, „sindnichts anderes als Probleme, die wachsenund sich verdichten, wenn wir uns ihnennicht stellen.“

Jede Krise definiert Grundl in vier Pha-sen – unabhängig davon, ob eine einzelnePerson oder ein ganzes Unternehmen be-troffen ist. Grundl spricht deshalb vom„Organismus“: Dieser befindet sich erst imZustand unbewusster Inkompetenz. Nochahnt er nicht, dass es ein Problem gibt. DerMoment, in dem die Krise zutage tritt, istder Augenblick der „bewussten Inkompe-tenz“. Er ist erschütternd, irritierend, be-

ängstigend. Aber er bietet die Chance füreinen Neuanfang. Wer jetzt den Reset-Knopf drückt und aufarbeitet, hat die bes-ten Aussichten, als Gewinner aus der Krisehervorzugehen. Ob es die eigene Persön-lichkeit ist, die überdacht wird, oder dieStruktur und Kultur eines Unternehmens:Der Prozess ist in beiden Fällen vergleich-bar. Grundl nennt das die „bewusste Kom-petenz“. Wer zuvor seine Schwächen er-kannt hat, kann sich nun seiner Stärkenbewusst werden und sie einsetzen. Wasdann folgt, ist die vierte Phase, die „unbe-wusste Kompetenz“. Der Organismus hatseine Lektion gelernt und sich transfor-miert. Boris Grundl ist der beste Beweis fürseine Thesen. Der Titel eines seiner Bü-cher lautet dementsprechend auch folge-richtig: „Steh auf!“. <

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MENSCHENENT WICK LER BORIS GRUNDL ÜBER DIE MACHT DES NEUSTARTS.

Vo n d e r K r i s e z u r C h a n c e

19Fleet Magazine 1|2016

<M A N A G E M E N T // B Ü R O

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