310 Buchbesprechungen

FOTT, BOHUSLAV, Algenkunde. 2. vollig umgearbeitete Aufl. 681 S., 303 Abb., 1 Titelbild. Verlag VEB GIJSTAV FISCHER. Jena, 1971. L 6. Ln. 68,- M. Die bereits seit ihrer ersten tschechischen Ausgabe 1966 als Hochschullehrbuch

bewiihrte FoTT'sche Algenkunde liegt nunmehr seit 1971 in ihrer zweiten deutschen Auflage vor (erste Auflage in deutscher Sprache 1969). Der Autor hat die Gliederung des Stoffes in vier Hauptkapitel (,,Die Algen im natiirlichen Pflanzensystem", ,,Die Taxonomie der einzelnen Algenstiimme", ,,Okologie und Vorkommen in der Natur", ,,Die Bedeutung der Algen fur den Menschen") beibehalten, sie wurden jedoch meist im Umfang erweitert und zum Teil grundlegend umgearbeitet. Die vorliegende Aus- gabe umfal3t anniihernd 100 Seiten mehr als die vorhergehende in deutscher Sprache. Die Zahl der Abbildungen wurde von 266 auf 303 erhoht, wobei neben charakteristi- schen Formtypen vor allem Arten dargestellt werden, ,,die hiiufig vorkommen und fur die Produktionsbiologie der Gewiisser Bedeutung haben". Relativ umfangreiche Literaturverzeichnisse nach den einzelnen Abschnitten geben eine ifbersicht uber wesentliche speziellere Publikationen, und die dem Buch angefiigten ausfuhrlichen Register (getrennt nach Autoren, Sippennamen und Sachwortern bzw. -begriffen) erleichtern die rasche Orientierung uber Details. Dieser recht griindlich bearbeitete bibliographische Teil wird von allen jenen begriiRt werden, die sich in kurzer Zeit iiber bestimmte Einzelheiten oder Zusammenhiinge der Algologie unterrichten wol- len, ferner ermoglicht er den Gebrauch des Buches d s Informationsquelle nicht nur fiir spezielle Interessenten, sondern auch fiir breite Kreise. Die reichhaltigen sippen- bezogenen Angaben und die Vielfalt der verarbeiteten Erkenntnisse zur Okologie und der Bedeutung der Algen fiir den Mensahen gestatten es ohne Zweifel, dem Buch diese Funktion zuzuerkennen. Druckqualitiit, Bildwiedergabe und Ausstattung sind - wie vom Verlag gewohnt - sehr gut.

Zum Inhalt der ersten beiden Hauptkapitel (,,Stellung der Algen im natiirlichen System" und ,,Taxonomic der Algenstiimme") wiire besonders hervorzuheben, daR FOTT seine Auffassungen uber die Evolution im Bereich der eukaryonten Algen da- hingehend veriinderte, daB er nunmehr die parallele Entwicklung von drei urspriing- lichen phototrophen aruppen annimmt, denen er die Kategorie von Stiimmen zu- billigt (Chromo-, Rhodo- und Chlorophyten) - gegenuber sechs in den vorhergehen- den Auflagen. Diesen Stiimmen sind die verschiedenen Klassen entsprechend zuge- ordnet, wobei einige Klassen ale , ,Flagellaten unsicherer Stellung" ausgesondert bleiben (Euglenophyceae, Cryptophyceae und Chloromonadophyceae). Von diesen 0. e. urspriinglichen drei Stiimmen sieht er die heterotrophen Gruppen abgeleitet, die allerdings ebenfalls den Rang von Stiimmen erhalten (Myxo-, Phycomyco-, Mycophyta). Die parallel in den einzelnen Stiimmen entstehenden Organisations- stufen dienen wie bisher zur Charakterisierung der taxonomischen Kategorie von Ordnungen innerhalb der Algen. Auf die sich BUS diesen Auffassungen ergebende phylogenetische Problematik wird leider nicht eingegangen, wiire dem Anliegen eines Lehrbuches jedoch zweifellos dienlich gewesen.

Die taxonomische Beschreibung einzelner Gruppen widerspiegelt weitgehend den zur Zeit der Drucklegung erreichten Erkenntnisstand, obgleich auch hier einige Wunsche offen bleiben - z. B. wurde auf die Ergebnisse submikroskopischer For- schung im Hinblick auf die BegeiRelung kaum eingegangen. Dies mindert jedoch nicht den Wert der umfassenden Neubearbeitung der taxonomischen Teile. Auch die restlichen beiden Hauptkapitel (,,C)kologie und Vorkommen in der Natur" und .,Bedeutung der Algen fur den Menschen") wurden unter Beriicksichtigung der neuen Literatur entsprechend erweitert und aktualisiert.

Insgesamt gesehen liegt mit der zweiten deutschen Auflage der ,,Algenkunde" ein nicht nur dem speziellen Interessenten Gewinn bringendes Werk vor, sondern es ist auch allen jenen zu empfehlen, die sich nur gelegentlich uber Fakten der Algologie orientieren wollen. H. SOHMIDT, Berlin