1
Sonntag, 01. AprilSonntag, 01. AprilSonntag, 01. AprilSonntag, 01. April 2012 (20:05 2012 (20:05 2012 (20:05 2012 (20:05----21:00 Uhr), KW 21:00 Uhr), KW 21:00 Uhr), KW 21:00 Uhr), KW 13131313
Deutschlandfunk / Abt. Musik und InformationDeutschlandfunk / Abt. Musik und InformationDeutschlandfunk / Abt. Musik und InformationDeutschlandfunk / Abt. Musik und Information
---- Wiederholung immer samstags 07:05 Wiederholung immer samstags 07:05 Wiederholung immer samstags 07:05 Wiederholung immer samstags 07:05----08:00 Uhr auf Dradio Wissen 08:00 Uhr auf Dradio Wissen 08:00 Uhr auf Dradio Wissen 08:00 Uhr auf Dradio Wissen ----
FREISTILFREISTILFREISTILFREISTIL
Anything Ghost Anything Ghost Anything Ghost Anything Ghost ----
Von PhantomVon PhantomVon PhantomVon Phantom---- und Auftragsschreibern und Auftragsschreibern und Auftragsschreibern und Auftragsschreibern
Von Von Von Von Nils BinnbergNils BinnbergNils BinnbergNils Binnberg
Redaktion: Redaktion: Redaktion: Redaktion: Klaus PilgerKlaus PilgerKlaus PilgerKlaus Pilger
[Produktion WDR 2010[Produktion WDR 2010[Produktion WDR 2010[Produktion WDR 2010]]]]
M a n u s k r i p tM a n u s k r i p tM a n u s k r i p tM a n u s k r i p t
Urheberrechtlicher Hinweis
Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden.
Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig.
©
- ggf. unkorrigiertes Exemplar -
2
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Für einen Einzelgänger, der die meiste Zeit zuhause eingesperrt vor seinem Rechner
verbringt, führe ich eigentlich ein ziemlich aufregendes Leben. Ich trinke jeden Abend
Champagner, meinen Sommerurlaub verbringe ich auf einer Privatyacht an der Cote d’Azur
und in meinem kurzen Leben bin ich schon über so gut wie jeden roten Teppich dieser
Welt geschritten. Ich bin ein Ghostwriter. Ich bin Angelo Flaccavento, der Impersonator.
Einer dieser gesichtslosen Schreiberlinge, die ihr Gehirn und ihren Stift gegen Bezahlung
ausleihen. Philosophen haben das bereits für römische Kaiser gemacht, Cyrano für
Cristiano. Und bei mir? Ist es ein weltbekannter Modedesigner – dessen Name unter
Verschluss bleiben muss, wie es in meinem Vertrag steht. Sollte ich auffliegen, würde ich
fristlos gefeuert – was meine Erzählungen, um das vorweg zu sagen, sehr riskant macht.
Sprecher CarloSprecher CarloSprecher CarloSprecher Carlo
Hi Angelo. Anbei die Fragen. Wie schnell kannst du sie zurückschicken? Gruß, Carlo.
Atmo (Email wird verschickt)
Sprecher AngeloSprecher AngeloSprecher AngeloSprecher Angelo
Kümmer’ mich sofort drum. Angelo
Atmo (Email wird verschickt)
Sprecher CarloSprecher CarloSprecher CarloSprecher Carlo
Angelo, Notfall! Kannst du dir bitte schnell Antworten ausdenken?! Das „i-D“-Magazin braucht sie
umgehend! Carlo
Atmo (Email geht ein)
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
(Murmelt) Beschreiben Sie einen typischen Tag auf Ihrer Yacht. (Denkt nach) Typisch? Was glaubst
3
du, was ein Modedesigner so auf seiner Yacht macht! (Liest während er tippt) Ein typischer Tag.
Fragezeichen. So etwas gibt es in meinem Leben nicht. Selbst im Urlaub nicht. Ich handele aus
dem Bauch heraus. Ich verabscheue Routine. (Kurze Pause) Besser: Ich handele, typisch Skorpion,
aus dem Bauch heraus. Er glaubt doch an Astrologie? Doch, doch. Das ist brillant!
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Ich erschaffe einen Traum, einen Lifestyle, eine Welt. Das Interessante und Faszinierende daran:
Ich erschaffe diese Welt mit Wörtern. Ich benutze Satzteile, Vorstellungen und Bilder, um einen
Lifestyle zu kreieren. Es geht um einen Traum. Eine Hyperrealität vielleicht? Ich weiß nicht, wie ich
es nennen soll. Ganz sicher handelt es sich dabei nicht um die Realität. Niemand will etwas über
die Realität lesen, wie sie ist.
[You create a dream, a lifestyle, so you create a world. The most interesting and intriguing thing for
me is that you are building a world and words were part of this. So you are helping with phrases,
with ideas, with images that you are turning into words to build a lifestyle. It's about a dream. A
hyper-reality? I don't know how to call it. For sure it's not reality as it is. Nobody wants to read or
imagine reality as it is.]
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
(Liest) Sie sind bekannt für Ihren luxuriösen Lebensstil. Wenn ich Sie bitte, unseren Lesern einen
Tipp zu geben, an welchem Ort man den exklusivsten Urlaub verbringen kann, welcher wäre das?
(Denkt) Da hat er doch einige! Aber ein Ort ist ja nur solange exklusiv, wie ihn niemand kennt. Das
ist die Logik des Begehrens. (Liest während er tippt) Einfach mit einer Yacht über das Meer
wandern! So habe ich eine kleine, unberührte Insel entdeckt. Den Namen verrate ich Ihnen aber
nicht. Das ist mein eigenes kleines Königreich. Wenn ich dort bin, fühle ich mich wie ein
Dschungelkönig. (Denkt) Das sollte die Fantasie beim Leser ankurbeln.
Sound (Klick)
Sprecher ComputerSprecher ComputerSprecher ComputerSprecher Computer
Sie haben für Ihre Nachricht keinen Betreff eingegeben. Möchten Sie die Nachricht wirklich
senden?
4
AnsageAnsageAnsageAnsage
(Sprechen als wenn geschrieben) Anything Ghost, von Nils Binnberg
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
In meinem Vertrag steht, dass ich als Berater für das Pressebüro eingestellt wurde, um Pressetexte
und Pressemitteilungen zu schreiben. Vom Ghostwriting steht da nichts. Das ist ein stilles
Abkommen. Mittlerweile besteht meine Haupttätigkeit darin, Email-Interviews für den Designer zu
beantworten. Viele, sehr viele Email-Interviews. Stylische, tratschige, trashige, das Übliche. Sex ist
allerdings tabu. Traurig, aber wahr: In der Öffentlichkeit gibt sich der dekadente Designer prüde...
Außerdem schreibe ich die obligatorischen Dankeskarten, Einladungen, Kündigungsschreiben,
sogar Briefings für Fernseh- und Radiointerviews. Wer weiß? Vielleicht ist der Einkaufszettel des
Designers meine nächste Aufgabe?
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Carlo, kann ich das so schreiben? Angelo
Atmo (Email wird verschickt)
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Ich habe angefangen im Namen dieses Designers zu schreiben, ohne wirklich zu wissen, wie es
geht. Ich erinnere mich noch, ich war in Mailand zur Möbelmesse als ich plötzlich einen Anruf
bekam von der Pressestelle des Designers. Ein Freund von mir arbeitete damals dort, so kamen sie
auf mich. Er fragte, ob ich für den Designer ein Statement für ein Buchprojekt schreiben könnte.
Ich dachte: Okay, tue ich ihm diesen Gefallen. Einen Monat später war der Designer dann in
Cannes, um Stars für das Filmfestival einzukleiden. In dieser Hektik kamen Fragen an ihn vom
britischen „i-D“ Magazin. Es stand außer Frage, dass sie den Designer dafür anrufen konnten. Also
sagten sie zu mir: Mach’ du das mal.
[I found myself writing in the name of this designer without even knowing. Actually I can
remember. I was in Milan for the furniture fair, and I got a call from the press office from the
designer. I got this call because I am friend with a guy who at that time used to work there asking
for a quote for a book they were writing about Milan. And so I came up with something and they
liked it. I thought, okay, I just made him a favor. Then one month later he was in Cannes for the
festival, he was dressing celebrities for the designer. And they got this interview, this questionnaire
5
for the back page of “i-D” magazine in England. And they could not deal with it at any rate, because
they were rushing between fittings and of course calling the designer for this kind of magazine was
out of the question. So they just told me: go ahead.]
Atmo (Email geht ein)
Sprecher CarloSprecher CarloSprecher CarloSprecher Carlo
Er trägt gerade lieber T-Shirts mit Dekoration. Carlo
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Also gut (Spricht während er tippt) Meine heißgeliebten schwarzen T-Shirts lasse ich
vorübergehend im Kleiderschrank – zugunsten von lässigeren Shirts mit kleinen Verzierungen oder
schlichten Teilen, bei denen ich einfach die Ärmel hochkrempele. (Denkt nach) Ein paar Klischees
sollte ich vielleicht noch bringen... (Liest) Dazu trage ich Jeans – natürlich – und eine Lederjacke,
die ich am Abend durch ein Smokingsakko ersetze. (Denkt) Das ist gut! Das ist sogar ziemlich gut.
(Liest) Im Sommer laufe ich gerne barfuss, da fühle ich mich ganz wild. Meine Loafer und
Stiefeletten aus Reptilienhaut sind aber immer in Reichweite – für den Fall der Fälle.
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Viel Zeit hatte ich nicht. Also habe ich mich einfach an meinen Schreibtisch gesetzt und bin in die
Person des berühmten Designers geschlüpft. Die Ideen sprudelten nur so aus mir heraus, das
können Sie sich gar nicht vorstellen! Ich war wie in Trance. Mit so albernen Fragen wie „was ist Ihr
Lieblingswein“ oder „wie sehen Ihre Gewohnheiten beim Sonnenbaden aus“ war es nicht
schwierig, mit Antworten aufzuwarten. Carlo fand sie großartig. Die Presse übrigens auch. Die
Geschichte wurde zur Titelstory. Ich hatte meine Ghostwriter-Taufe praktisch über Nacht.
Sprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin Klatschreporterin
Den Begriff Ghostwriter führte 1921 der amerikanische Journalist Christy Walsh ein. Walsh
kontrollierte damals den gesamten literarischen Output US-amerikanischer Sporthelden, die für
gewöhnlich Nachhilfe in Rhetorik benötigten. Er gründete dazu eine Agentur, die Ghostwriter an
Prominente vermittelte - und später sogar eine Schule für Ghostwriter. Für seine Tätigkeit stellte er
einen strikten Code auf.
6
SprecherSprecherSprecherSprecher
Regel Nummer 1: Jeder Ghostwriter muss in täglichem Austausch mit der Person stehen, die er
verkörpert.
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Ehrlich gesagt: Ich habe den Designer noch nie getroffen. In den ersten sechs Monaten habe ich
noch nicht ein Mal ein Wort mit ihm gesprochen. Er wusste überhaupt nichts von meiner Existenz.
Sprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin Klatschreporterin
Pamela Anderson hat das wohl wörtlich genommen? Sie soll von ihrem Ghostwriter verlangt
haben, High-Heels zu tragen, damit er sich besser in die weibliche Hauptfigur Ihres Buchs
einfühlen kann.
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Carlo, die GQ Italia, für die ich manchmal schreibe, möchte, dass ich ein Interview mit dem
Designer mache. Als Autor. Du kannst sicherlich verstehen, dass ich mir nicht die Fragen UND die
Antworten ausdenken werde. Angelo.
Atmo (Email wird verschickt)
SpSpSpSprecher Flaccaventorecher Flaccaventorecher Flaccaventorecher Flaccavento
Ich sollte ihn dann tatsächlich interviewen. Während des Gesprächs sagte er mir: Ihre Fragen
gefallen mir wirklich gut. Sie scheinen, mich sehr gut zu kennen. Und ich dachte nur: Oh ja, ich
kenne Sie wiiiiirklich gut. Nur konnte ich das ja nicht sagen. Ich würde übrigens sehr davon
profitieren, täglich mit dem Designer kommunizieren zu können. Auf diese Weise könnte ich dem
Image leichter entsprechen, das er vorgeben will. Aber es ist nicht leicht, mit ihm ihn Kontakt zu
treten, weil er einfach ein Star ist und so gut wie nie erreichbar. Also muss ich das als Ghostwriter
selbst in die Hand nehmen, mir Dinge ausdenken oder versuchen, den geringen Input, den ich
bekommen kann, einfließen zu lassen. Andererseits: Die Distanz gefällt mir auch. So bleibt der
Designer eine Idee für mich und ich kann über ihn phantasieren. Ich habe eine lebhafte Phantasie–
und ich kann meine Leser daran teilhaben lassen. Wenn man Dinge tatsächlich sieht, verfängt man
sich manchmal schnell in der Realität, während ich mich meiner Vorstellungskraft vollkommen
hingeben kann. Ich hatte eine großartige Vorstellung von dem Leben des Designers. Dann war ich
zufällig mal in Cannes und wurde auf seine Yacht eingeladen. Aber sie hatte rein gar nichts mit der
in meiner Fantasie zu tun. Und wenn ich jetzt an die Yacht denke, könnte ich über meinen Eindruck
gar nicht mehr schreiben. Und so ist es auch mit seinen Entwürfen. Wenn ich sie auf den
Kleiderständern oder an den Models sehe, gefallen sie mir oft überhaupt nicht, obwohl sie sich in
7
den Beschreibungen so gut anhörten. Aber nun hängen sie da und es ist nur irgendein Pink oder
Hellblau, das keine Seele hat. Manchmal ist es besser, Dinge nicht zu sehen.
[At that time, I interviewed him and at one point he told me, oh I really like your questions, it looks
like you know me very well. And I was thinking, of course I know you so well, but I couldn't tell
anything. I would have benefitted a lot from communication with the designer on a daily basis,
because that way you don't offend the intelligence of the reader. And also you will keep more loyal
to the image that the person wants to give of him or of herself. But that was not easy. For me I
think in fashion entertainment is not very easy to attain, because stars he's not there all the time,
so most of the time as a ghostwriter you're doing that on yourself where ever you are based on the
little things that you have in mind, the input that you can have and that's it. If I have a fantasy
myself, I can make readers fantasize with me. Sometimes if you see things you just get trapped in
reality, in details and stuff whereas I can just imagine. Like the designer's job. I had a huge fantasy
about this. Believe me I was on the yacht once, because I was in Cannes for chance. But it had
nothing to with my fantasy. And now if I think of the yacht and what I actually saw, I could not write
about that anymore. All the time I have seen the clothing on the racks or on the models it was a
nightmare, because actually I never really liked them, you know, maybe they talk to you about a
tone of color, you think, great we can do this line and this. And then you see it and it's just a pink or
a light blue with no soul, so it's better not to see things.]
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
(Liest) Was ist das ultimativste Kleid, das Sie jemals entworfen haben? (Denkt) Schwierige Frage.
Als Journalist hat mir eigentlich nie gefallen, was er macht. Die Sachen sind einfach „over-the-top“.
Da passiert zu viel. Zu viel Drapierungen. Zu viel Farbe. Zu viel Animal-Print! Aber das kann ich ja
nett verpacken. (Spricht während der tippt) In jedem Stück, das ich mache, ist immer etwas von
mir, daher fällt es mir schwer, mich für ein Teil zu entscheiden. Nichtsdestotrotz: Das bodenlange
Kleid mit Tigerprint aus meiner Frühjahr/Sommerkollektion 2007 bringt meinen Spirit sehr gut auf
den Punkt.
Atmo (Email geht ein)
SprecherSprecherSprecherSprecher Carlo Carlo Carlo Carlo
Und immer dran denken Angelo: Alles in seiner Welt soll gesund und positiv sein. Niemals
konzeptuell, niemals dunkel oder smart, sondern energiegeladen. „Positiv“ ist das wichtigste
Adjektiv! Carlo
8
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Carlo ist der Regisseur. Ich bin nur, nicht sein Assistent, eher sein Drehbuchautor, der im Tandem
mit ihm arbeitet. Ich habe nie die finale Entscheidungsgewalt. Ich bin dafür da, alles in schöne
Worte zu verpacken. Aber ich führe ganz bestimmt nicht Regie in diesem Stück.
SprecherSprecherSprecherSprecher
Regel Nummer 2: Ein Ghostwriter muss seinen Schreibstil trainieren. Viele denken, sie müssten so
schreiben wie der Prominente spricht. Das ist ein Irrtum. Ein Ghostwriter muss so schreiben wie
die Öffentlichkeit glaubt, dass der Prominente spricht.
Sprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin Klatschreporterin
Ivana Trump hat ihrer Ghostwriterin nach eigenen Angaben 350,000 US-Dollar gezahlt, um mit
ihrem Roman „For Love Alone” ihr Image einer geld- und vergnügungssüchtigen Geschäftsfrau
korrigieren zu lassen. Das Buch wurde 1992 veröffentlicht und ein Bestseller. Und trotzdem denkt
bis heute jeder bei ihrem Namen an eine frivole Businessfrau.
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Der Job hat mir gezeigt, dass es eine Balance gibt zwischen dem, was man schreiben kann und den
Erwartungshaltungen der Leser an bestimmte Persönlichkeiten. Ich muss immer etwas einbinden,
das übertrieben ist. Besonders wenn es um sein Leben im Sommerurlaub geht, auf seiner Yacht,
wenn er schwimmen geht und mit dem Boot aufs Meer fährt. Es soll immer etwas Glanz haben –
andernfalls ist es nicht wert, gedruckt zu werden.
[The thing is, it showed me that there is a balance between what you can actually say, and the
expectations of the readers about certain personalities. I had always to put something over the top.
Especially about his life in the summer, because he has a yacht, and he likes swimming and he likes
boats and everything. Because there always has to be an element of shiny hyper-reality, otherwise
it's not worth the printed page.]
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Was soll ich denn dazu schreiben? (Liest) In keiner Ihrer Kollektionen darf der Leoparden-Print
fehlen. Woher kommt Ihre Faszination für die Raubkatze? (Denkt nach). Leo-Prints sind so
geschmacklos. Irgendwie vulgär. Aber mir war ja schon bevor ich den Job angenommen habe klar,
dass sich sein Geschmack komplett von meinem unterscheidet. Wir sind total gegensätzlich. Ich
bin schüchtern, er ist leichtlebig. Dieser Mann hat noch nie eine Universität von Innen gesehen, er
hat vielleicht „ein“ Buch gelesen. Ob er überhaupt liest? Er interessiert sich wohl eher für Frauen
9
mit großen Brüsten. Und für seine Yacht. (Pause) Da habe ich ja schon die passende Antwort:
(Tippt beim sprechen) Die gepunktete Katze ist wie eine Frau: wild, sinnlich und elegant. Sie
verführt mit ihren Augen. Wenn man ihr zu nahe kommt, kratzt sie und hinterlässt eine Narbe auf
der Haut. Das ist ein gutes Sinnbild, für den Typ Frau, von dem ich mich angezogen fühle.
SprecherSprecherSprecherSprecher Flaccavento Flaccavento Flaccavento Flaccavento
Für den Designer muss alles sehr einfach und direkt formuliert sein. Es sollen auf keinen Fall
Missverständnisse entstehen. Ein Mal sollte ich beispielsweise die Frage nach seinem
Lieblingscocktail beantworten. Da habe ich mir etwas ausgedacht, das sein einfaches Gemüt
widerspiegelt. Ich schrieb in etwa so was wie „Ich bevorzuge Champagner. Er ist einfach und
luxuriös zugleich – wie ich“. Obwohl es die Person des Designers meiner Meinung nach zu 100%
trifft, würde er es wahrscheinlich nicht so formulieren. Diese Leute haben ja kein Gefühl für
Sprache. Sie wurden ausgebildet, als Designer zu arbeiten und alles was sie machen wollen, ist zu
entwerfen. Mit Sprache zu arbeiten ist etwas vollkommen anderes. Da muss man sehr vorsichtig
sein, Sprache ist eine sehr delikate Angelegenheit. Deshalb haben Politiker ja auch oft Ghostwriter,
die die Reden für sie schreiben.
[For the designer it was all about saying it in the simplest way, in the most direct way, not giving
space to any misunderstanding. And that was it… Often they're not very good with words. After all
they were not trained to speak or to write, they were trained to design, what they want to do is
designing. I mean there is space for everybody in this world. Working with words is a completely
different thing, you have to be careful about everything. Speaking is so delicate. Even politicians
sometimes have ghostwriters writing speeches for them.]
OOOO----Ton MorelTon MorelTon MorelTon Morel
Es ist eine wahre Kunst, jemanden authentisch klingen zu lassen! Das kann nicht jeder.
[The art of capturing somebody else’s voice, it’s a real art. Not everybody can do it.]
OOOO----Ton MorelTon MorelTon MorelTon Morel
Ich bin eine Verkupplerin. Eine literarische Verkupplerin.
[I’m a matchmaker. I’m a literary matchmaker.]
Sound
OOOO----Ton MorelTon MorelTon MorelTon Morel
10
Ich heiße Madeleine Morel und arbeite als Agentin in New York. Das einzige, was ich repräsentiere,
sind Ghostwriter. Ich werde von vielen Lektoren von Verlagshäusern kontaktiert. Oft haben sie
einen Autoren, der eine Grundkenntnis vom Schreiben hat, aber sie brauchen jemanden, der richtig
gut schreiben kann. Ich habe in meiner Agentur über hundert Autoren, wahrscheinlich habe ich
zwischen hundert und hundertfünfzig, auf die ich jederzeit zurückgreifen kann. Wenn jemand auf
mich zukommt, biete ich ihm zwischen vierzig bis sechzig Autoren an, zwischen denen er wählen
kann. Man sollte sich wirklich wohlfühlen mit der ausgewählten Person. Der Ghostwriting-Prozess
ist ein bisschen wie eine Ehe. Man ist für viele Monate eng aneinander gebunden. Da sollte die
Chemie besser stimmen.
[I’m Madeleine Morel and I am an agent in New York City, and the only thing I do is represent
ghostwriters, to the exclusion of all other writers. I’m the go-to-go girl now in ghostwriting.
Sometimes I’m approached by the editor of the publishing house who has already signed up
someone who has some form of know-how to write it and they need somebody to write it. I have
well over a hundred authors, I probably have between a hundred and hundred and fifty authors that
I can access at any time. When somebody approaches me I always give him a choice of 40, 60
different writers from whom to choose. And once they found the person with whom they feel the
most comfortable, and ghostwriting is a bit like a marriage, you’re stuck together for many months.
So it’d better work out.]
Sprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin Klatschreporterin
Der amerikanische Fernseh-Entertainer Milton Berle hat 1950 seine Ghostwriterin verklagt. Das
Problem: Ihm gefiel der Titel nicht, unter dem der Verlag das Buch veröffentlichen wollte – obwohl
er ihm einst zustimmte. Das Buch wurde nie veröffentlicht.
OOOO----Ton MorelTon MorelTon MorelTon Morel
Wenn es Streit gibt, geht es meistens darum, dass ein Ego gekränkt wurde. Es gibt viele
Auftraggeber, die sich beschweren, dass der Ghostwriter sie nicht richtig wiedergibt. Oder sie
haben einfach vergessen, was sie zu Protokoll gegeben haben und erwarten dann, dass alles
umgeschrieben wird. Wer ein Ghostwriter sein möchte, muss eine Faust in der Tasche machen
können. Er sollte kein Ego haben, darf kein Ego haben. Er muss sich sagen: Ich mache das für das
Geld.
[Ultimately they’re always about somebody’s ego. But disputes are normally about the fact that the
writer didn’t capture what the person was saying. Or maybe the celebrity forgot what they said and
they changed, they completely changed it, so then the writer has to go back and rework the
manuscript. In order to be a decent ghostwriter you have to be prepared to put up with a little bit of
shit, and also, you can’t have an ego. Cannot have an ego. You just have to, you know, say, I’m
11
working for my paycheck.]
SpSpSpSprecherin Klatschreporterinrecherin Klatschreporterinrecherin Klatschreporterinrecherin Klatschreporterin
Der amerikanische Politiker Bob Barr wurde von seinem Ghostwriter verklagt. Er soll das Honorar
von 47,000 US-Dollar für sein Buch „Lessons In Liberty“ nie bezahlt haben.
OOOO----Ton MorelTon MorelTon MorelTon Morel
Ich konnte in meinem Job als Agentin beobachten, wie das Verlagswesen immer stärker zu einem
Geschäftsmodell wurde, das eher Werke von Autoren veröffentlicht, die eine so genannte Plattform
haben. In anderen Worten: Leute, die bereits über eine Öffentlichkeit verfügen, bevor sie ein Buch
schreiben. Diese Leute kommen aus der Business-Welt, aus der Medienwelt, Medizinwelt. Die
Verlagsindustrie ist in den USA ein bisschen wie die hiesige Filmindustrie, in der jeder einen
großen Namen haben muss, um ein großes Publikum anziehen zu können. Das liegt teilweise
daran, dass unsere Gesellschaft – und das ist nicht nur in den USA so – dass unsere Gesellschaft
fasziniert ist von Prominenten, egal ob groß oder klein oder ob sie etwas zu sagen haben oder
nicht. Diese Leute können aber nicht schreiben. Daher ist Ghostwriting inzwischen ein
bedeutsames Sub-Genre im Verlagswesen.
[I could see that publishing was becoming more and more of a merchandisable, franchiseable type
of business, where the people getting the books published were the people who have quote
unquote platform. Are they either known in the media, or they travel constantly around the country
giving talks and seminars, in other words: People who can bring a pre-existing audience to their
book. And most of these people aren’t writers. They come out of the business world, they come out
of the media world, out of the medical world, and they all need writers to put their books together
for them. And publishing in America has become a bit like the movie industry where everything has
to have a big banner name in order to, you know, attract a large audience. All these people have a
pre-existing audience, but they’re not writers and that has given the rise, the birth of the ghostwriter
and ghostwriting as a whole sub-genre of publishing.]
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Als ich mit dem Job angefangen habe, hatte ich einige Bedenken, ob ich dem gerecht werden
würde. Wissen Sie, ich neige eigentlich dazu, Dinge zu überintellektualisieren, während der
Designer jemanden brauchte, der sehr direkt sein konnte. Er handelt eher aus dem Bauch heraus,
ist nicht sehr reflektiert, einfach ein Mann aus einer anderen Zeit. Ich habe das Ghostwriting dann
aber als eine gute Übung gesehen, an meinem Stil zu arbeiten. Außerdem bin ich als Journalist
immer sehr kritisch mit meinen eigenen Texten, immerhin veröffentliche ich sie unter meinem
eigenen Namen. Dass ich diesen jetzt plötzlich nicht mehr unter meine Beiträge setzen musste,
war sehr befreiend.
12
OOOO----Ton MorelTon MorelTon MorelTon Morel
Ich würde sagen, dass bestimmt 30 Prozent aller Sachbücher von Ghostwritern geschrieben sind.
Bei Büchern, die von Fernseh-Promis geschrieben sind, kann man eigentlich davon ausgehen, dass
da Ghostwriter am Werk waren. Es gibt übrigens ganz unterschiedliche Auffassungen von
„Ghostwriting“. Man spricht zum Beispiel auch von Kollaboration, Co-Autorenschaft oder „Book-
Doctoring“. Der Begriff „Ghostwriting“ deckt viele unterschiedliche Felder ab. Ein Co-Autor wird
allerdings in der Regel namentlich im Werk erwähnt, während der Ghostwriter strenge
Verschwiegenheitsklauseln unterschreiben muss, dass er niemals ein Wort darüber verlieren wird,
dass er das Werk für eine andere Person geschrieben hat.
[I would say that probably 30 % of all non-fiction books are written by ghosts nowadays. And you
can assume that any book that’s written by a TV personality you can assume that their books been
ghosted. Now, there are different definitions of ghosting. There is ghosting, there is collaborating,
there’s co-authoring, there is book-doctoring, the word ghosting sort of covers a lot of different
areas. But the primary difference between ghosting and co-authoring is that the author will get or
the writer gets cover credit. Whereas the ghost, they mostly get an acknowledgement. And they
have to sign these very strong confidentiality clauses that they’ll never breathe a word to anyone
that they have written somebody’s book.]
Sprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin Klatschreporterin
Virginia Andrews, Autorin des Romans „Blumen der Nacht“, ist 1986 verstorben. Über ihren Tod
hinaus erschienen trotzdem weiter neue Titel von ihr – bis irgendwann aufflog, dass ein
Ghostwriter dafür beschäftigt wurde.
SprecherSprecherSprecherSprecher
Regel Nummer 3: Beleidige niemals die Intelligenz der Öffentlichkeit, indem du behauptest, diese
Personen schrieben ihre Geschichten selbst.
Musik
OOOO----Ton von der LeyenTon von der LeyenTon von der LeyenTon von der Leyen
Wir haben keine Idole mehr, wir haben Stars stattdessen. Das stammt leider nicht von mir, sondern von
Sloterdijk.
Sprecherin (Klatschreporterin)Sprecherin (Klatschreporterin)Sprecherin (Klatschreporterin)Sprecherin (Klatschreporterin)
Ich bin Katharina von der Leyen. Journalistin und Ghostwriterin aus Berlin.
13
OOOO----Ton von der LeyenTon von der LeyenTon von der LeyenTon von der Leyen
Wir erwarten in den Medien, zumindest wird so stark erwartet, dass die Leute alles können. Also, sie
müssen sowohl in der Lage sein, ihr Haus phänomenal einzurichten – und zwar alleine. Sie müssen
sich komplett stilsicher kleiden. Sie müssen einen hervorragenden Musikgeschmack haben, etc. pp.
Also wir setzen dieses Tausendsassatum irgendwie voraus und neigen inzwischen auch dazu, Leute für
ihre Fehlbarkeiten zu vernichten, also können sie sich das momentan eigentlich nicht leisten,
zuzugeben, dass sie irgendetwas nicht können. Ich persönlich wäre auch für mehr Transparenz, aber
ich habe natürlich gut Reden, ich kann das ja.
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Also ich bevorzuge... nicht den Schatten, aber ich bin gerne für mich. Das letzte, was ich möchte,
ist mit einem Designer in Verbindung gebracht zu werden. Selbst wenn es jemand wie Miuccia
Prada wäre, würde ich nicht gerne als ihr Ghostwriter wahrgenommen werden. Ich möchte mit
niemandem als Ghostwriter in Verbindung gebracht werden.
[In general I prefer, not the shadow, but to be on my own. Personally I've been approached in the
last month from a label and they want to dress me, because they like my style. The last thing that I
want to imagine is not being associated, even if the designer is Miuccia Prada, I don't want to be
recognized as her ghostwriter. If I'm recognized as a right hand creative person is another thing,
but I don't want to be associated with anyone as a ghostwriter.]
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
(Liest während er schreibt) Carlo, eine Freundin von mir, die bei der „La Repubblica“ arbeitet, hat
Verdacht geschöpft, dass der Designer einen Ghostwriter hat! Sie erzählte, dass sie für eine Beilage
der Zeitung ein Zitat des Designers angefragt habe. Sie war verwundert, wie schnell sie es
zugeschickt bekommen habe. Daher fragte sie mich, ob unser Pressebüro einen Ghostwriter
beschäftige. Wir müssen unbedingt vorsichtiger sein! Bitte schickt meine Antworten nicht zu
schnell. Das wirkt nicht authentisch. Angelo.
Atmo (Entourage, Email wird versandt)
OOOO----Ton von der LeyenTon von der LeyenTon von der LeyenTon von der Leyen
Wenn man eine Kunstfigur erschafft, ohne Kunst zu sein, muss es transparent sein, dass es diese Figur
nicht gibt. Das ist wie mit dieser Auseinandersetzung mit Rembrandt und seinen Schülern und der
Frage: Wer hat welches Bild letztendlich gemalt und so weiter. Doch, das finde ich problematisch,
14
glaube ich. Weil das hat was mit einer Lüge zu tun. Wenn man das natürlich so aufrollt, ist das, was ich
da mache theoretisch auch, wenn man das so streng bewertet... Nein, es ist schon etwas anderes. Ich
sitze hier irgendwie nicht im Elfenbeinturm und denke mir den komplett alleine aus, den Kram.
Ghostwriting, das ist so, als wenn man die Sprache ein wenig glättet. So glätte ich auch zum Teil, wenn
die Leute dazu neigen in unfassbaren Schachtelsätzen zu sprechen – und das ist auch etwas, das oft
passiert. Es gibt eine amerikanische Schauspielerin, für die ich sehr viele Texte schreibe, Lauren Hutt..
Das musst du rausnehmen. Das müssen wir anders formulieren.
Sprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin Klatschreporterin
(Flüstert) Es ist die Schauspielerin Lauren Hutton.
OOOO----Ton von der LeyenTon von der LeyenTon von der LeyenTon von der Leyen
Der Punkt ist einfach: Ich spreche mit ihr vorher und sie blubbert dann so los, was sie meint. Aber die
redet zum Beispiel, das ist wirklich Chaos wie die spricht, wenn die etwas schreiben soll, versteht kein
Mensch irgendwas. Ich würde aber nie einen Text schreiben, ohne mit ihr zu sprechen vorher. Wobei
ich das sogar dürfte, das wäre ihr ganz egal, ob ich das mache oder nicht. Aber das würde ich nicht tun.
Das wäre Betrug.
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Ich glaube, es gibt so etwas wie ein natürliches Vertrauensverhältnis zwischen dem Leser und
demjenigen, der schreibt. Finden Sie nicht? Wenn man eine Zeitschrift kauft, erwartet man doch,
dass die Worte vom Interviewten tatsächlich aus dessen Mund stammen? Ansonsten ist dieses
Vertrauensverhältnis nicht mehr gültig. Daher mag ich den Begriff Ghostwriter auch so, weil man
komplett unsichtbar ist und nur dafür sorgt, dass das, was die Person zu sagen hat, in der besten
Art und Weise formuliert wird. Du bist nicht da. Deine Worte sind seine Worte.
[There is a kind of trust between the reader and the one who writes, I mean, if they buy a magazine
they expect, if someone is interviewed that he's actually saying these words. Otherwise it's not
validated anymore. That's the point maybe. So it's like, I like the definition ghostwriter, because
actually it's like you completely disappear. You just make sure that what he has to say, is said in the
best and most effective way. You're not there, these words are his words.]
OOOO----Ton StephensTon StephensTon StephensTon Stephens
Man würde es natürlich bevorzugen in einer Welt zu leben, in der die Leute wirklich selber
sprechen. Aber es scheint nicht möglich zu sein. Barack Obama zum Beispiel hat so viele
15
Verpflichtungen und gar keine Zeit, seine Reden selbst zu schreiben. Außerdem haben wir hohe
Erwartungen an diese Leute. Ständig sind irgendwelche Kameras auf sie gerichtet. Klar, brauchen
sie da die Hilfe von Öffentlichkeitsarbeitern.
[One would prefer to live in a world where people spoke for themselves, but it seems, it’s not
possible. I mean, you know, Barack Obama has so many responsibilities but he doesn’t have time
to write all these speeches. We kinda create expectations of these people. We have so many
cameras aimed at these people, we have so many people interviewing them, so it’s understandable
that they require public relations help.]
Sprecher ComputerSprecher ComputerSprecher ComputerSprecher Computer
Barack obama dot com slash page slash s slash socnetsmanager: Stellenausschreibung. Die
Landesgruppe der Demokraten und „Organizing for America“ stellt einen Social Media Manager
ein. Der Social Media Manager ist für die Pflege unserer sozialen Netzwerke verantwortlich, wie
Facebook, Twitter, Myspace, etc. Voraussetzungen: 1. Bereit, hart zu arbeiten; dies ist kein Nine-to-
Five Job. 2. Sie sind motiviert, Millionen von Amerikanern davon zu überzeugen, die Agenda des
Präsidenten voran zu bringen und damit unser Land zu verändern. 3. Bewerber müssen nach
Washington D.C. ziehen.
OOOO----Ton StephensTon StephensTon StephensTon Stephens
Das Weiße Haus kann natürlich seine eigenen Propagandavideos auf Youtube stellen und
jemanden einstellen, der für sie twittert und Dinge auf Facebook postet. Aber was davon im Netz
viral wird, kann es ganz sicher nicht kontrollieren. Auch nicht das, was ich als User an anderen
Meinungen finde, wenn ich durch’s Netz surfe.
[The White House can put out its own propaganda video on youtube and have somebody do
Twitter, and have somebody do Facebook. But they really can’t control what’s gonna go viral and
they certainly can’t control what I’m gonna see when I just go wandering on my own and try to find
opinion.]
SSSSprecher Computerprecher Computerprecher Computerprecher Computer
Doubleyoudoubleyoudoubleyou dot community dot new york times dot com slash comments slash
internet slash (Pause) ghost-twitterer
SprecSprecSprecSprecherherherher
Obama hat also einen Social-Media-Manager, der sein Twitterkonto zum zwitschern bringt? Man
würde doch denken, dass er seit der Wahl mehr als drei Tweets zusammenkriegen sollte... Er sollte
16
ihn feuern und dafür seinen Teleprompter den Job machen lassen.
Shawn, Berkeley Heights, New Jersey.
Sprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin Klatschreporterin
Der Rapper 50 Cent hat kürzlich bekannt gegeben, dass nicht er persönlich twittert. Der Redakteur
seiner Webseite generiert für ihn Tweets aus seinen Interviews.
SprecherSprecherSprecherSprecher
Habt ihr wirklich gedacht, die Promis nehmen sich die Zeit und posten ihre Tweets selbst? Für die
ist das doch Marketing.
Jonathan T, Portland, Maine
SprecherinSprecherinSprecherinSprecherin
@ Jonathan: Was für eine vertane Chance von den Promis, einen Ghost-Twitterer einzusetzen.
Twitter ist eine beispiellose Möglichkeit, mal ungefiltert mit Fans und der Öffentlichkeit zu
kommunizieren.
SavvyAuntie, New York
OOOO----Ton MorelTon MorelTon MorelTon Morel
Diese ganze Social-Media-Sache ist enorm wichtig geworden. Wer also selbst keine Zeit hat, sich
darum zu kümmern, muss jemanden dafür bezahlen, dass er dies übernimmt. Und diese
Investition lohnt sich. Denn, wer nicht schon eine eigene Webseite hat oder viele „Follower“ bei
Twitter oder Freunde bei Facebook, wird es schwieriger haben, ein Buch zu verkaufen. Ich glaube,
die Welt, in der wir leben, ist mehr und mehr bestimmt von Promis, Pop und eben den neuen
Medien.
[This whole social media stuff has become critical, so you know, if you can’t do it yourself, you have
to pay someone to do it for you. And it’s a good investment. If you don’t already have a website,
and if you don’t already have a big following on Facebook or on Twitter or whatever else, it’s harder
to get a book going. I think more and more the world in which we live, is a celebrity driven, pop
driven, media driven, instant gratification driven world.]
SprecherinSprecherinSprecherinSprecherin
Ich wünschte, ich wäre ein Star. Wäre großartig einen Ghost-Twitterer zu haben. Es ist hart, sich
gleichzeitig auf all den Kanälen, die wie Pilze aus dem Boden schießen, selbst zu vermarkten.
Vielleicht sollte mal jemand diesen Dienst für Nicht-Stars anbieten?
Inna, New York
17
SprecherSprecherSprecherSprecher
Wie komme ich an so einen Job?
OOOO----Ton StepTon StepTon StepTon Stephenshenshenshens
Sobald ein neues Medium auftaucht, eine neue Technologie, versuchen wir immer herauszufinden,
welche schrecklichen Dinge sie mit uns anstellen wird. Und meistens liegen wir falsch.
Sprecher StephensSprecher StephensSprecher StephensSprecher Stephens
Ich heiße Mitchell Stephens und bin Professor für Journalistik am Arthur Carter Institute der New
York University.
OOOO----Ton StephensTon StephensTon StephensTon Stephens
Meistens liegen wir falsch. Es gibt immer zwei Möglichkeiten einer neuen Technologie zu
begegnen. Ein Mal, wie man sie missbraucht und dann aber auch wie sie sinnvoll genutzt werden
kann. Twitter ist ein gutes Beispiel. Klar wurde dieser Dienst inzwischen von der PR missbraucht
und beliefert das Publikum mit Nachrichten über Film- und Popstars. Aber trotzdem werden über
Twitter immer noch sehr wichtige Informationen ausgetauscht.
[When a new medium comes along and when any new technology comes along we always try to
figure it out what terrible thing it gonna do to us. And we’re usually wrong. // There are two ways
of looking at any new technology. One is how it is being used badly, and the other is how it is being
used well. And Twitter is an example of that. It has been taken over by business, and pr, and the
biggest audiences go to the sports stars and the movie stars and the pop music stars. But on the
other hand there is still a lot of information being exchanged fast, really interesting information on
Twitter.]
Sprecher Sprecher Sprecher Sprecher
Regel Nummer 4: Ein guter Ghostwriter arbeitet wie ein Journalist und bleibt bei den Fakten.
Atmo (Email geht ein)
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
(Liest gelangweilt) Ihre Entwürfe stehen stellvertretend für Glamour. Was macht einen guten Stil bei
einer Frau aus?
18
Atmo (Email geht ein)
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Was gefällt Ihnen an dem Stil von Victoria Beckham?
Atmo (Email geht ein)
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Ist Shakira Ihre Traumfrau? Verkörpert sie den perfekten Stil?
Atmo (Email geht ein)
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Ist der Stil von Kate Moss für Sie inspirierend?
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Irgendwann habe ich mich wirklich darüber geärgert, dass immer dieselben albernen Fragen gestellt
wurden. Ich habe meine Antworten dann einfach kopiert und ein wenig optimiert.
[At one point I got really upset for the repeating. At one point the sillier the questions, the more
identical the question I just started cut & paste all answers and tweaking them a little bit.]
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
(Tippt und liest gelangweilt) Es ist ihre Persönlichkeit. Stilsichere, glamouröse Frauen sind immer
starke Menschen – und sie sehen immer perfekt aus, als hätten sie alles unter Kontrolle.
Sprecher FlaccavenSprecher FlaccavenSprecher FlaccavenSprecher Flaccaventotototo
In meinem ersten Sommer sollte ich hauptsächlich die Pressemitteilungen für die Modenschau
schreiben. Der Designer machte gerade einen großen Imagewechsel durch. Eigentlich war er
bekannt für eine sehr freche Mode für Starlets, auf italienisch sagen wir „vallina“. Doch dieses Mal
19
ging es genau in die andere Richtung: Alles war sehr leicht, sehr romantisch. Ich sollte dazu ein
Statement schreiben. Ich muss dazu sagen, dass ich als Journalist nie mochte, was der Designer
entworfen hat. Aber diese Kollektion gefiel mir wirklich. Also schrieb ich dieses Statement. Es
wurde von allen kopiert, sogar die angesehene Modekritikerin Suzy Menkes hat es für ihren Bericht
in der „International Herald Tribune“ verwendet.
[That summer it was mainly about writing the press release for the show. The designer was making
a huge change in his image, because he was used to be known for a very bold, brush, very starlet,
“vallina” in Italian, clothing, and that season it went the other way around. It was super soft,
romantic, and they needed a quote. I have to say, as a journalist I never liked what the designer was
doing. But this collection I really liked. It was fresh, it was romantic, but not in a very fussy way. So I
just wrote the quote and that quote got cut and paste by everyone, and also Suzy Menkes in the
International Herald Tribune reported it as it was and gave a very good review to the show.]
OOOO----Ton StephensTon StephensTon StephensTon Stephens
Aus einer philosophischen Perspektive ist der gesamte Journalismus eine Neuordnung und
Änderung des Lebens. Aber als Professor für Journalismus beharre ich auf der Trennlinie von
„wahr“ und „falsch“. Als Journalist bin ich nicht so philosophisch und stelle diese Einteilung nicht
in Frage. Sobald wir sicherstellen, dass Redakteure Fakten überprüfen und wir uns gegen den
Etikettenschwindel schützen, bringt uns das voran.
[From a philosophical perspective the whole journalism is a rearrangement and a change of life.
But I think, you know, as a journalism professor I certainly insist on the line between true and false.
For example I am not that philosophical that as a journalist I’m really going to question those
distinctions. So I think once we make sure that editors are going to check, we gonna be careful and
we’re gonna guard against this happening, and then we move on.]
SprecherSprecherSprecherSprecher
Beyoncé, angeblich muss Ihnen Jay-Z im Fall einer Trennung nach zwei Jahren Ehe 10 Millionen Dollar
zahlen, für jedes weitere zusätzliche Ehejahr kommt 1 Million hinzu.
Sprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin Klatschreporterin
Wer denkt sich denn so was aus? Ich bestreite nicht, dass es einen Ehevertrag gibt. Ich möchte jede
heiratswillige Frau ermutigen, einen solchen Vertrag aufzusetzen, sie wird dadurch an Einfluss, an
Selbstwertgefühl gewinnen. Zu Einzelheiten äußere ich mich aber nicht. Ich stehe hier nicht vor Gericht.
20
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Es gab eine Zeit als der Designer nicht mit seiner Frau zusammenwohnte. Ich wusste das, jeder
wusste das. Natürlich kamen ständig Fragen über seine Familie und über seine Frau. Irgendwann
mussten wir schreiben, meine Frau ist der Mittelpunkt meines Lebens und bla, bla, bla. Es fühlte
sich total erzwungen an, aber es war das, was die Leute lesen wollten.
[There was a time he was not living together with his wife, and I knew that and everybody knew
that, but all the time, because there were always questions about his family and the wife and
everything. At one point of course we had to write, ha, my wife is the center of my universe, and bla,
bla, bla, bla, bla. And it felt completely forced to me, but of course it's what readers want to read.]
OOOO----Ton StephensTon StephensTon StephensTon Stephens
In der ganzen Welt geht es immer mehr um Unterhaltung. Das ist etwas, was wir wirklich verstehen
müssen. Der Anteil an Unterhaltung, der für unsere Großeltern und Urgroßeltern verfügbar war,
war um einiges kleiner als heute. Wir sind auf gewisse Weise „über-entertaint“. Das hat
weitreichende Implikationen, weil es jetzt eine Art Wettbewerb gibt.
[The whole world is filled with more and more entertainment. I mean that is something we really
have to understand. The amount of entertainment available to our grandparents and great-
grandparents were so much less than it is today you know, we’re all kind of over-entertained. From
most of human history most people were under-entertained. This is a big change, and this has
tremendous implications, and it means there is some kind of competition now.]
Sprecher Sprecher Sprecher Sprecher
Beyoncé, wissen Sie eigentlich noch, was ein Päckchen Butter kostet?
Sprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin Klatschreporterin
Butter ist in meinem Leben nicht unbedingt von zentraler Bedeutung. Aber ich kann Ihnen sagen, was
der Preis für ein T-Shirt in der „Latina Boutique“ in Leederville in Australien ist. Ich habe erst vor ein
paar Wochen eines gekauft, ein einfaches weißes T-Shirt. Warten Sie. Es hat etwa 15 Dollar gekostet.
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Inzwischen bin ich mir sicher, dass nichts wirklich so ist, wie es scheint. Es ist alles erfunden.
Vielleicht nicht alles, aber das meiste. Besonders im Unterhaltungsbereich, in der Literatur, der
Mode, ist die Grenze, die die Wahrheit vom Etikettenschwindel trennt schwindend gering,
vergänglich.
21
[Now I'm sure that nothing is at it seems or as you read. It's all made up. It's not all made up, but
most of it. In particular entertainment, reading, fashion there is, the line that separates truth from
mock-up is like so thin, so fading.]
OOOO----Ton StephensTon StephensTon StephensTon Stephens
Es gibt inzwischen mehr Wettbewerb im Unterhaltungsbereich, es gibt mehr Orte, an denen wir
unterhalten werden können, also müssen wir auch unterhaltsamer sein. Ist das etwas Schlechtes?
Ich weiß nicht, ob ich das zwangsläufig schlecht finden soll. Vielleicht hat es etwas Gutes. Die
Leute schreiben besser, sie sind ehrlicher. Vielleicht sollten Journalisten nicht nur über Britney
Spears berichten und wie sie endlich ihr Leben in den Griff bekommt. Aber wenn die
Berichterstattung unterhaltsamer oder ehrlicher ist, dann ist das eine gute Sache.
[There is more competition in entertainment, there is more things coming into the house, a lot
more things, there are a lot more places people can be stimulated, so you have to be more
stimulating. Is this a bad thing? I’m not sure I’d say it’s a bad thing, but maybe a good thing.
People are writing better, they’re less phony, they’re less...They shouldn’t just be talking about
whether Brittney Spears is finally gotten her life together, but if they do it in a more entertaining or
real, more honest, more thought out manner, then that’s a good thing.]
SprecherSprecherSprecherSprecher
Ist Ihr Leben wirklich nicht einfacher geworden, seit Sie Multimillionärin sind?
Sprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin Klatschreporterin
Die Angst der Studentin, keine Zukunft zu haben, abhängig zu sein von ihrem Freund, wiegt objektiv
schwerer als die Ängste, die mich plagen. Nur entsteht Musik aus subjektivem Empfinden – und
subjektiv haben viele Musikerinnen Verlustängste. Wir empfinden Schmerz und Depressionen, genau
wie andere Menschen. Was uns trennt, ist vielleicht der Butterpreis.
SprecherSprecherSprecherSprecher Flaccavento Flaccavento Flaccavento Flaccavento
Ich bin mir darüber im Klaren, dass das, was ich mache, hyperreal ist. Ich werde angewiesen, das
hyperreale Image des Designers mit seinem wahren Image in Deckung bringen. Ich soll etwas
Überraschendes hinzufügen, zeigen, dass er auch anders denken kann, eine Seele hat und es bei
ihm nicht nur um Schotter, Kohle und Bling-Bling geht. Dass er ein echter Mensch ist. Ich soll ihn
als Pop-Persönlichkeit inszenieren, aber als eine, die Substanz hat. In gewisser Weise lassen wir ihn
wie einen echten Menschen aussehen, der zufällig ein erfolgreicher Designer ist.
22
[It's hyper-real. Actually the briefs of my friend wanted me in a way match the hyper-real image of
the designer. Adding a little twist, showing that he had some different thinking behind it, that he
has a soul, that he is not about brash and cash and flash. That he is a real man. That is what he
wanted me to add. His briefings were very good because he was very keen on presenting him both
as a pop-personality, but he didn't want, or I didn't want him to appear like a pop-personality with
nothing behind it. In a way we made him look like a real man, who happens to be a very successful
designer.]
OOOO----Ton vTon vTon vTon von der Leyenon der Leyenon der Leyenon der Leyen
Es ist fragwürdig, wenn das wirklich als Journalismus verkauft wird. Das ist in Wirklichkeit eine
Kunstform. Es gab ja auch in Deutschland jemand, der das gemacht hat, Tom Kummer, der ja auch
sozusagen, der sich irgendwie gerechtfertigt hat darüber, dass es sozusagen eine Kunstform sei, die er
da erfunden hat. Tatsache aber ist, den fasst kein seriöser Verlag mehr an.
Sprecher Sprecher Sprecher Sprecher
Immer noch Kummer mit Kummer?
Sprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin Klatschreporterin
Immerhin hat der Schweizer Journalist mit seinem Borderline-Journalismus über Jahre die
Redaktion und die Leser des SZ-Magazins geprellt! Wie ein wild gewordener Computervirus hat er
die Realitäten von Hollywood-Celebrities neu montiert und ihnen in seinen Interviews Worte in den
Mund getextet. Ingo Mocek vom Magazin „Neon“ ist jetzt durch sein Butter-Interview ebenfalls
aufgeflogen. Durch ihn war Kummer kurzzeitig mal wieder Thema. Der einstige „Global Player“
unterrichtet mittlerweile übrigens „Tennis-Player“ - in der Traumfabrik L.A.
OOOO----Ton EngelmannTon EngelmannTon EngelmannTon Engelmann
Wir erwarten vom Journalismus eine gewisse Form von Faktentreue, allenfalls im Bereich der
Reportage oder angeschlossenen Genres, im Bereich des „New Journalism“, das sich in den USA
etabliert hatte irgendwie in den 60er Jahren gestatten wir uns einen stärkeren Moment der
Subjektivität und so weiter und so fort.
23
SprecherSprecherSprecherSprecher
Jan Engelmann, Referent für Kunst und Kultur bei der Heinrich-Böll Stiftung in Berlin.
OOOO----Ton EngelmannTon EngelmannTon EngelmannTon Engelmann
Der Fall Mocek hatte den Vorläufer von Tom Kummer und bei einem Interview, dass da zwei
Urheber vereint auftreten, der Fragesteller und der Befragte. Zumeist werden diese Dinge
autorisiert, im angelsächsischen Journalismus nicht unbedingt und so gibt es immer einen
Restbestand an Zweifel, ob das Interview so in dieser Form stattgefunden hat. Journalisten müssen
in ihrer täglichen Praxis Interviews sehr stark redigieren, das heißt von einem authentischen Abbild
können wir sowieso nicht sprechen, in dem Sinne, dass jetzt bekannten Persönlichkeiten Worte in
den Mund gelegt worden sind, ist natürlich eine Grenze überschritten worden, das Ganze wurde
skandalisiert und die beteiligten Personen, sowohl Kummer als auch Mocek wurden von ihren
Arbeitgebern entlassen.
SprecherSprecherSprecherSprecher
Politik, so scheint es, lassen Sie lieber außen vor, Beyoncé. Haben Sie das auch von einem
Interviewtrainer gelernt?
Sprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin Klatschreporterin
Eigentlich war es eine Trainerin, und zu unserem jetzigen Präsidenten habe ich mich schon oft
geäußert. Ich war sehr gerührt, als ich sah, wie Barack Obama zu „Single Ladies“ tanzte; er hatte sogar
ein paar Schritte aus dem Video einstudiert. Dabei geht es gar nicht so sehr darum, dass es mein Lied
ist. Ich finde es einfach gut, dass wir einen Präsidenten haben, der überhaupt wahrnimmt, was junge
Menschen um ihn für Musik hören. Was für ein Leben sie führen.
OOOO----Ton StephensTon StephensTon StephensTon Stephens
Ich bin überzeugt, dass es im Allgemeinen eine große Ehrlichkeit im Journalismus gibt. Und
einiges daran haben wir dem „Gonzo-Journalismus“ zu verdanken. Diese Autoren waren teilweise
vom Stil der Literatur und dem Roman beeinflusst und sie waren gewillt, grenzüberschreitend zu
denken, zu spekulieren. Der Begründer dieses Genres, Hunter S. Thompson, hat Anfang der 70er
die wildesten Übertreibungen in seine Reportagen eingebunden. Es ist schwierig das Wort
Wahrheit im Zusammenhang mit seinen Reportage zu benutzen, aber es gab eine subjektive
Wahrheit, die auch den Mainstream-Journalismus beeinflusst hat.
24
[I do think there is a great honesty in global culture, in the world presented through journalism, and
some of that we owe to gonzo-journalism, because, you know, these writers in part influenced by
literature and by the novel, by deliberates that fiction has always taken, were much more willing to
blur things out and to speculate. The original gonzo-journalist Hunter Thompson would include
wild exaggerations in his stories, so it’s hard to use the word truth in connection with his writings,
but I think there was a truth in Hunter Thompsons gonzo-journalism, and I think that truth has
filtered down into mainstream journalism.]
OOOO----TTTTon Stephenson Stephenson Stephenson Stephens
Man könnte sagen, dass Gonzo-Journalismus Rock and Roll-Journalismus ist. Es gab diese Art von
Dringlichkeit und Ehrlichkeit im Rock and Roll, die durch Gonzo auch in den Journalismus
geflossen ist. Aber es gab auch Andy Warhol, Liechtenstein, Pop-Kultur, auch sie haben
interessante Aspekte einfließen lassen, vielleicht sogar postmoderne Aspekte.
[You could say that gonzo-journalism is rock’n roll journalism, there was some kind of urgency to
rock’n roll music, loudness to rock’n roll music, and I would say an emotional honesty to rock’n roll
music that made its way into journalism in part through gonzo. But there’s also a kind of Andy
Warhol, Liechtenstein, pop culture that I think has filtrated things in interesting ways, maybe even
post-modern ways.]
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Ich weiß jetzt, dass im Pop-Journalismus ein großer Etikettenschwindel praktiziert wird. Man
existiert nur, wenn man ein Publikum hat, selbst für die banalsten Dinge. Dabei geht es nicht um
Wahrheit, sondern um Aufmerksamkeit. Ich weiß nicht, wie lange ich dieses Theater noch
mitspielen soll? In letzter Zeit frage ich mich immer häufiger, wofür ich es mache. Die Bezahlung
ist miserabel. Aber es ist zumindest ein geregeltes Einkommen. Aber ist es das wert? Die
Arbeitszeiten sind unmöglich! Carlo ruft mich auch schon mal um zwei Uhr morgens mit einer Idee
an. Als er anrief, habe ich gezögert, bin dann aber doch ans Telefon gegangen. Es war eine Falle.
Jetzt arbeite ich nonstop. Die Anfragen werden täglich mehr, schneller und überhaupt: Rund um
die Uhr. Ich habe ein Angebot für einen Roman bekommen, den ich ghostschreiben soll. Die
Autorin ist eine bekannte Journalistin bei einer angesehenen italienischen Tageszeitung. Vielleicht
sollte ich bei dem Modehaus kündigen und dieses Buch schreiben? Vielleicht ist es weniger
unehrlich, Literatur für jemand anderes zu schreiben? Weil es dort nicht um Faktentreue geht?
[It's a big swindle the pop journalism. You just exist if someone sees what you're doing, you need
an audience even for the most basic thing that you're doing. You just exist to the public side
otherwise you're not there. So the truth is not important anymore. It's important as long as it's
there. The working hours were impossible. Because it was like crazy working all the time, having
25
ideas at two in the morning. And I was like, I was always very scrupulous. Should I answer a phone
call at two am? Maybe not. But I did, which was a trap in a way. Because I found myself trapped in
a (?) of absolute request on Saturdays and Sundays. At one point I got really upset, because the
requests were so many and so fast and so all the time that I didn't have any kind of time for me.]
SprecherSprecherSprecherSprecher
Regel Nummer 5: Überschreite niemals den schmalen Grat zwischen Kunst und Plagiat.
Sprecherin KlatsSprecherin KlatsSprecherin KlatsSprecherin Klatschreporterinchreporterinchreporterinchreporterin
Der Literaturnobelpreisträger Camilo Jose Cela wurde im Jahr 2001 beschuldigt, die meisten seiner
Werke mit Hilfe von Ghostwritern geschrieben zu haben. Bei mindestens zwei seiner Romane
sollen ihm Autoren Handlungsstränge und Figuren geschrieben haben. Außerdem soll er sich bei
anderen Autoren bedient haben. Cela haben diese Vorwürfe nicht geschadet. Von seinen
Hilfsautoren hat man nie wieder etwas gehört.
OOOO----Ton EngelmannTon EngelmannTon EngelmannTon Engelmann
Es gibt eine Renaissance des Starsystems, also diese sozusagen sehr populären, von vielen Leuten
gelesenen Autoren, ein Text verknüpft sich sozusagen mit einer Marke, mit einem Brand. Das ist
momentan der starke Trend sozusagen. Vielleicht gibt es wirklich für den zeitgenössischen
Menschen immer noch so eine Sehnsucht nach Verfügungsgewalt und Souveränität, die uns ja
sozusagen im Alltag etwas entgleitet. Sozusagen das Gefühl der Komplexitätssteigerung der
Überforderung ist allgegenwärtig und wir wünschen uns eigentlich in unseren Vollzügen so was wie
eine Grundautonomie und Souveränität. Obwohl man ja sagen muss, dass jüngere Menschen in
gewisser Weise mit diesen Imperativen des Authentischen, Originalen, Eigenschöpferischen,
Individuellen, im Grunde genommen nichts mehr anfangen können. Sie sind vernetzt über soziale
Netzwerke, sie schreiben eventuell mit an Online-Enzyklopädien, wie Wikipedia, das heißt, sie
haben eine Form der Kenntnis über kollaborative Zusammenhänge, die auf diese Vereinzelung weit
weniger abstellen und daran schlicht nicht mehr glauben.
SprecherSprecherSprecherSprecher
„Copy & Paste Gives It Some Taste!“
26
Sprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin KlatschreporterinSprecherin Klatschreporterin
Als Untermieterin im eigenen Kopf hat die „Digital Native“ Helene Hegemann ganze Textpassagen
aus einem Blog in ihren Debütroman kopiert. Axolotl Roadkill killed the copyright – und den Autor
als Schöpfer seines eigenen Universums.
OOOO----Ton von der LeyenTon von der LeyenTon von der LeyenTon von der Leyen
Im Fall von Frau Hegemann sehe ich das ein bisschen anders, weil dieses Buch war unter anderem so
eindrucksvoll, weil man dachte, wow, eine 17jährige, wie wenig Erfahrung kann die eigentlich nur haben,
und was für einen Sprachgebrauch schafft sie tatsächlich. Mittlerweile weiß man dann eben, also die
Kunstform ist einfach, die Kunst ist geschmälert dadurch, dass sie a) die Erfahrung nicht gemacht hat,
b) die sowieso durch das Buch durchweg relativ uneinheitliche Sprache ganz offensichtlich nicht auf
ihren Mist gewachsen ist. Hätte sie es raus gebracht als Kunstform, als Copy & Paste Buch hätte man
gedacht, gute Idee, oder auch nicht, je nachdem. Aber so sozusagen kam es zu Lorbeeren, die nicht
angebracht waren, weil es weder ihre Sprache war noch ihre Erfahrung und was bleibt denn da noch
eigentlich?
OOOO----Ton EngelmannTon EngelmannTon EngelmannTon Engelmann
In dem Moment, wo sie Textquellen kenntlich gemacht hätte beziehungsweise auch eine
Nachdruckgenehmigung erwirkt hätte von dem Blogger „Airen“, da wäre eine Ebene der
Skandalisierung weggefallen. Interessant war einfach, dass es sehr schnell diesen Link gab zur
Urheberrechtsdebatte und Helene Hegemann in diesem fast schon legendären Statement natürlich
dazu aufgerufen hat, mit diesem ganzen Müll aufzuhören. An der Stelle spätestens gehen viele
Leute nicht mit, die das Urheberrecht als etwas ansehen wie eine Kohärenz und wie eine
Unversehrtheit eines Werkes aufrechtzuerhalten, um sich damit rechtlich abzusichern. Die
Vermischung zwischen dem, was justiziabel erscheint und die Vermischung, was ästhetisch
zulässig ist, da gab es eine sehr unzulässige Vermischung. Denn Prinzipien der Bricollage, des
Pastiche, des offenen Zitierens sind tatsächlich Standards in der modernen Literatur. Insofern sage
ich, sind das Dinge, die einer postmodernen Ästhetik gehorchen und die sollten möglichst auch im
Roman zugelassen werden. Man sollte jetzt wirklich genau darauf achten, inwieweit es wirklich um
die konkrete Verletzung von Urheberrechten geht, was noch mal was anderes ist als im Grunde
genommen mit einer offenen Referenz so was wie Respekt auch vor einem anderen Künstler
auszudrücken.
OOOO----Ton StephensTon StephensTon StephensTon Stephens
Dieser Gedanke, dass der Autor das Recht an seinem Werk hat, lässt sich in der Geschichte bis zur
27
Erfindung der Druckerpresse zurückverfolgen. Es gibt nun Stimmen, die von einer Rückkehr zu der
Zeit davor sprechen. Das geht mir allerdings einen Schritt zu weit in Richtung Postmoderne.
[This whole notion that the author owns her work is one that we can trace in history in a more or
less to the arrival of the printing press. So in some ways we’re kind of, you know, they’re talking
about the return of that, but no, that’s one step in post-modernism that I’m not willing to take.]
OOOO----Ton EngelmanTon EngelmanTon EngelmanTon Engelman
Anknüpfend an Barthes hat Michel Focault auch die Frage gestellt, was ist ein Autor? Hat ein Zitat
von Becket benutzt, wen kümmert’s wer spricht. Und hat sozusagen die Analyse, nicht nur der
Literaturgeschichte, sondern der Zeitgeschichte einfach an Diskursformationen geknüpft, die dann
immer vielleicht von Einzelpersonen losgetriggert sind, aber an denen ja im Prinzip sehr viele Leute
beteiligt sind. Und dieser Form einer interaktiven Kommunikation haben sich bestimmte Autoren
zu eigen gemacht. Natürlich die so genannte Popliteratur, natürlich aber auch hochkomplexe,
literarische Oeuvres, die sozusagen über eine fast Totalitätsbeschreibung der gesamten
Gesellschaft ausufernd mit Referenzen arbeiten und dem steht vielleicht noch eben auch die
Vorstellung eines geschlossenen Systems gegenüber, das heißt der Autor als Originalgenie, der
sozusagen autonom tätig ist. Aber das ist, glaube ich, eine Vorstellung, die in der Form nur noch
von sehr, sehr wenigen Autoren aufrechterhalten wird, die im Grunde genommen auch antiquiert
ist.
OOOO----ToToToTon Stephensn Stephensn Stephensn Stephens
So weit würde ich nicht gehen. Wenn ich etwas schreibe, möchte ich nicht, das jemand anderes
vorgibt, dies geschrieben zu haben. Aber kann jemand anderes etwas nehmen, das ich geschrieben
habe und dann interessante Dinge damit machen, in einer ehrlichen Weise, die meine Arbeit
respektiert? Das wäre großartig. Muss ich dafür bezahlt werden? Ich bin mir nicht sicher, ob ich
dafür Geld bekommen sollte, wenn jemand nur Sätze oder Absätze von mir benutzt. Aber er sollte
nicht vorgeben, dass meine Arbeit seine Arbeit ist.
[I’m not willing to go that far. If I write something, I don’t want somebody else to pretend they
wrote it. But can somebody else take what I wrote and do interesting things with it, in an honest
way, where my work would be acknowledged? That would be fantastic. That would be great. Do they
have to pay me for that? I’m not sure they have to pay me if they’re just taking, you know,
sentences, even a paragraph, I don’t need money for that, just don’t pretend that my work is your
work.]
28
SpSpSpSprecher Flaccaventorecher Flaccaventorecher Flaccaventorecher Flaccavento
In gewisser Weise ist es nicht ethisch, wenn sich ein Ghostwriter alles ausdenkt – was heute aber
üblich ist. Es wäre ethischer für mich, wenn ein Designer oder Politiker einen Autor an ihrer Seite
hätten, dem sie Dinge diktierten, die er dann in eine verständliche Form brächte. Das wäre ein
ethisches Ghostwriting. Aber das passiert so nicht. Ich bin wenig überrascht, dass der Designer
nicht in der Lage war, Email-Interviews zu beantworten. Ich würde mir wünschen, dass er sie selbst
beantwortet. Aber was erwartet man von einem Mann, der sechs Monate lang gar nicht wusste,
dass ich für ihn als Ghostwriter gearbeitet habe und er noch nicht Mal mein Gesicht kannte?
[In a way it is unethical when the ghostwriter makes everything up, that what happens today. For
me it would be ethical to have a writer at your side if you're a designer, a politician that just, you
know, he dictates things and you put it in a very nice, elegant, understandable form. That would not
be an unethical ghostwriting. But that would never happen. I am not surprised that the designer is
not able to answer an email-interview. I would hope that he actually answers the questions. It's not
that he, like for me it was a little bit of a shock that for six months the designer, I was writing for
him and he didn't see my face. That's the point.]
OOOO----Ton MorelTon MorelTon MorelTon Morel
Ich finde nicht, dass hier ein Etikettenschwindel betrieben wird. Nein. Es ist nur eine andere
Medienform. Es ist ein weiterer Weg, den Büchermarkt zu bedienen. Es ist einfach eine Erweiterung
des Verlagsgeschäfts.
[I don’t think it’s a media fake. No. I think it’s just another form of media. It’s another way to
deliver. It’s a media enhancement. It’s a publishing enhancement.]
OOOO----Ton Ton Ton Ton von der Leyenvon der Leyenvon der Leyenvon der Leyen
Ich bewege mich ja hier nun sehr stark in diesem Lifestylebereich, da habe ich jetzt nicht so ein
Auffassungsproblem. Ich hätte ein großes Problem mit Politikern. Für die könnte ich das einfach nicht
machen. Aber in der, in dem, da befinde ich mich ja nicht an dem Punkt. Ich sage sonst auch, das ist
totaler Quatsch, das kann man so nicht sagen, da stehe ich nicht dahinter, ist nicht. Aber das ist ja nun
kein gefährdeter Bereich, in dem ich mich da bewege.
Sprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher FlaccaventoSprecher Flaccavento
Ich bin übrigens bis heute nicht aufgeflogen. Macht mich mein Versteckspiel zum Feigling? Ich
weiß es nicht. ich sage mir immer selber: Es ist nur Mode. Ich rette nicht die Welt. Und vielleicht
kann ich den Designer zumindest ein paar kluge Dinge sagen lassen. Außerdem – das ist vielleicht
29
keine Entschuldigung, aber – wenn ich den Job nicht gemacht hätte, hätte ihn jemand anderes
gemacht. Ich werde dieses System nicht verändern. Immerhin habe ich mein bestes getan, den
Designer wie einen echten Menschen klingen zu lassen, mit seinen ganzen Schwächen. Nicht wie
einen Superhelden. Ich betrachte mich als Make-up-Artist. Anstelle von Puder und Lippenstift
arbeite ich eben mit Wörtern. Eigentlich bin ich Relativist. So sehr, dass auch meine Erzählungen
hier in Wirklichkeit eine reine Erfindung sein könnten.
AbspannAbspannAbspannAbspann
Anything Ghost. Von Nils Binnberg.
Mit dem Ghostwriter Angelo Flaccavento
Der Agentin Madeleine Morel
Der Journalistin Katharina von der Leyen
Dem Professor für Journalismus Mitchell Stephens
Und dem Kulturreferenten Jan Engelmann
Regieassistenz: Sven Töniges
Regie Thomas Wolfertz.
Redaktion Leslie Rosin.
Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks 2010.
ENDE
Mitwirkende im OMitwirkende im OMitwirkende im OMitwirkende im O----TonTonTonTon
Angelo Flaccavento, Ghostwriter aus Ragusa, Italien
Katharina von der Leyen, Ghostwriterin aus Berlin
Madeleine Morel, Agentin für Ghostwriter in New York
Mitchell Stephens, Professor für Journalismus an der NYU in New York
Jan Engelmann, Kulturreferent der Heinrich Böll-Stiftung in Berlin