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14 Freitag, 31. Januar 2020MEIN WALDECK

„De Belgischen Strijdkrachten in Duitsland“NATO-Verbündete stehen im Kalten Krieg an der Seite der Bundeswehr

.die 1. Spezialaufklärungs-kompanie in Troisdorf.

VerwaltungsgliederungDie Belgier teilten ihren

„Gefechtsstreifen“ in Verwal-tungseinheiten auf. Die „Ter-ritorialgliederung“ ab 1983:. Es gab zwei „Sektoren“: im

Westen den Secteur Ouest/Sector West mit dem Kom-mandeur in Köln, im Ostenden Secteur Est/Sector Oostin Neheim.. Jeder Sektor hatte jeweilsdrei „Untersektoren“ – imOsten gab es den Sous-Secteur/Ondersector Arol-sen, Siegen sowie Soest.. In jedem Untersektor gabes „Plätze“ und „Garniso-nen“ mit Kasernen – im Un-tersektor Arolsen waren esder Place/Plaats in Arolsen,in Brakel und Essentho so-wie die Garnison/Garnizo-en in Korbach. In Arolsenwaren bis zu 1600 Mannstationiert.

Die LuftverteidigungEntlang der Grenze der Mi-

litärblöcke verlief auch dieLuftverteidigung der NATO.Von der dänischen Grenze biszur Grenze nach Österreichgab es längs durch Deutsch-land sogenannte Gürtel mitRaketenstellungen. Ab Mitteder 1960er-Jahre verfügtendie Bundesluftwaffe und dieBelgier über die taktischeFlugabwehrrakete „Hawk“und über die größere, gegenhoch fliegende Bomber ein-setzbare „Nike“.

Die Belgier deckten in ih-ren Sektoren jeweils zwei Ab-schnitte im „Nike“- und im„Hawk-Gürtel“ ab. Ihre Hawk-Verbände mit rund 290 Waf-fensystemen gehörten wiebei den US-Amerikanern zuden Landstreitkräften, nichtwie in der Bundesrepublikzur Luftwaffe. Sie waren derKorps-Artillerie zugeteilt.

In der Region war das 62.belgische Artillerie-Bataillonstationiert, französisch das„62e Bataillon d’Artillerie“.Es hatte zwei Standorte, diefranzösisch Quartier oder flä-misch Kwartier hießen:.Am Rande Essenthos lag

das „Quartier Jonet“, indem auch das Operations-zentrum des Bataillons un-tergebracht war,.In Korbach bestand die um1967 neu gebaute „ClaesKazerne“, benannt nachdem am 13. November1917 bei Adinkerke in Flan-dern gefallenen CapitainePaul-Eugène Claes.Von beiden Kasernen aus

bemannte das Bataillon vier„Hawk“-Raketenstellungen:.Batterie A die Stellung auf

dem Quast bei Rhoden,.Batterie B lag bei Oesdorf,.Batterie C bei Flechtdorf,.Batterie D bei Freienhagen.Nach 1976 sank der Perso-

nalbestand des belgischenKorps, in den frühen 1980er-Jahren galt es als dasschwächste in Westdeutsch-land. Es umfasste nur nochrund 25 000 Mann.

Nach dem Ende des KaltenKrieges zogen die Belgier1993 aus Waldeck ab, 2002verließen ihre letzten Trup-pen Deutschland. -sg-

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„Mein Waldeck“ ist die Heimatbei-lage der Waldeckischen Landes-zeitung. Verantwortlicher Redak-teur: Dr. Karl Schilling. Nachdruck,auch auszugsweise, nur mit Geneh-migung des Verlages Wilhelm Bing.

mand Reconnaissance. Ihmzugeteilt waren:.die Stabskompanie,.der Panzeraufklärungsver-band des 1. Regiments „Ja-gers te Paard“ mit je 24Späh- und Infanterieunter-stützungspanzern vom bri-tischen Typ Scimitar undScorpion, 12 JagdpanzernStriker, 12 Schützentrans-portpanzern Spartan, 4 Be-fehlsstand- und Führungs-panzern Sultan, 4 Sanitäts-panzern Samaritan und ei-nem Samson-Panzer,.die 14. Kompanie der Pio-niere mit zehn Transport-panzern M113.

..ab 1983 die 210. Nach-schubkompanie.Außerdem unterstanden

dem Kommando der Aufklä-rungsbrigade:.das 2. Regiment „Jagers te

Paard“ in Lüdenscheid mit37 Leopard-1-Panzern,.das wie die Arolser ausge-stattete 4. Panzerjägerregi-ment in Arnsberg, franzö-sisch: 4e Chasseurs à Che-val – sie wurden wie die „Ja-gers te Paard“ ursprünglichals Kavallerie-Verband auf-gestellt, deshalb gab es imRegiment keine Kompa-nien, sondern Eskadronen.

„Dritten Reich“ für das 2. Ba-taillon der SS-Verfügungs-truppe „Germania“ erweiter-te Kaserne an der Großen Al-lee. Im November 1952 wardort zunächst der walloni-sche Infanterieverband „2eRégiment de Carabiniers-Cyc-listes“ aus Eupen eingezogen,also Schützen zu Fahrrad. Siegaben ihr den Namen der al-ten Kaserne in ihrer Heimat:„Sous-Lieutenant Antoine“.

Im März 1961 kamen dieAufklärer. Stationiert warenseitdem unter anderem:.das Korps-Kommando Auf-

klärung, englisch Com-

gen Fernmelder bildetendie Signal Group in Regi-ment-Stärke..Die 1. leichte Heeresflieger-gruppe, englisch 1st LightAviation Group, war amRhein stationiert..Die Pioniere stellten zu-sammen ein Regiment..Hinzu kamen die Logisti-ker für den Nachschub, dieMilitärpolizei und der Sani-tätsdienst.

Die Arolser KaserneDas Kommando der Korps-

Aufklärung bezog die in derKaiserzeit gebaute und im

magne und flämisch Belgi-sche Strijdkrachten in Duits-land, abgekürzt FBA/BSD.

Sie bekamen den südlichs-ten Gefechtsstreifen vonNORTHAG zugewiesen. Er lagetwa zwischen dem Harz imNorden und Kassel im Süden.Der Schwerpunkt lag im„Streifen von Göttingen“. DieHauptaufgabe war es, Panzer-angriffe des Warschauer Pak-tes abzuwehren und zumStillstand zu bringen.

Die Belgier setzten inDeutschland ihr I. Corps ein,das etwa 33 000 Mann um-fasste, das Hauptquartier lagin Köln. Gliederung ab 1956:.eine Division in Belgien

mit je einer Brigade im flä-mischen Leopoldsburg undim wallonischen Marche-en-Famenne,.eine vorgeschobene Divisi-on mit Hauptquartier in Ne-heim mit einer Brigade inSoest und einer in Siegen.. Die „Speerspitze“ bildetedie Brigade der Korps-Auf-klärung, deren Kommandoihr Hauptquartier in Arol-sen hatte..Die Korps-Artillerie bildeteebenfalls eine Brigade..Die für die Kommunikati-onsverbindungen zuständi-

Im „Kalten Krieg“ standensich von 1947 bis etwa1990 die in der NATO zu-

sammengeschlossenen de-mokratischen Staaten imWesten und die im War-schauer Pakt verbündeten an-geblich kommunistischenDiktaturen im Osten gegen-über. Längs durch Europaverlief eine kaum durchlässi-ge Grenze – der britische Pre-mierminister Winston Chur-chill prägte den Begriff „Ei-serner Vorhang“. Dort belau-erten sich die beiden hoch ge-rüsteten Militärblöcke.

Die NATOAm 4. April 1949 gründe-

ten Vertreter der Staaten Bel-gien, Dänemark, Frankreich,Großbritannien, Island, Ita-lien, Kanada, Luxemburg,den Niederlanden, Norwe-gen, Portugal und der USA die„Organisation des Nordatlan-tikvertrags“, englisch NorthAtlantic Treaty Organization,abgekürzt NATO. Sie ver-pflichteten sich zur friedli-chen Konfliktlösung und ver-sprachen sich im Falle einesAngriffs gegenseitigen militä-rischen Beistand.

1952 wurden Griechenlandund die Türkei aufgenom-men, 1955 folgte die erst 1949gegründete BundesrepublikDeutschland – die Wiederbe-waffnung war im Land hochumstritten. Die Bundeswehrwurde in die NATO-Struktu-ren eingegliedert.

Der Beitritt der Bundesre-publik führte 1955 zur Grün-dung des Warschauer Paktes.Der Osten hatte mehr Panzerund Soldaten, der Westenteilweise die bessere Technik.

„Vorneverteidigung“Bundeskanzler Konrad

Adenauer legte Wert auf dieschon 1952 in der NATO be-schlossene „Vorneverteidi-gung“: Angriffe aus dem Os-ten sollten möglichst schonan der innerdeutschen Gren-ze abgewehrt werden.

Die NATO-GliederungDie Bundesrepublik war ge-

mäß dieser Strategie in neunSektoren aufgeteilt, jedenSektor sollte jeweils einNATO-Korps verteidigen. Ei-gene Korps stellten die Bun-deswehr, die USA, die briti-sche Rhein-Armee, die Nie-derländer und die Belgier.Hinzu kam ein deutsch-däni-sches Korps. Diese neunKorps waren in zwei Heeres-gruppen zusammengefasst:.Die Heeresgruppe Nord,

englisch Northern ArmyGroup, abgekürzt NORTH-AG, deckte mit fünf Korpsdas Gebiet zwischen Ham-burg und Kassel ab,

..die Heeresgruppe Mitte,die Central Army Group,kurz CENTAG, verteidigtemit zwei deutschen undzwei amerikanischenKorps die südliche Hälfte.Beide Heeresgruppen bil-

deten die Alliierten Streit-kräfte in Mitteleuropa, eng-lisch: Allied Forces CentralEurope. Hinzu kamen die Al-liierten Streitkräfte in Nord-europa und die in Südeuropa.

Sie alle unterstanden demAlliierten Oberkommandofür Europa, dem SupremeHeadquarters Allied PowersEurope, kurz SHAPE.

Das belgische KorpsDie Belgischen Streitkräfte

in Deutschland hießen fran-zösisch Forces Belges en Alle-

Gegner im „Kalten Krieg“: blau die NATO und rot der Warschauer Pakt. Die beiden Militärblöcke standen sich von 1947 bisetwa 1990 gegenüber, es war eine Zeit des Wettrüstens – bis der Ostblock 1989/90 zusammenbrach. KARTE: JULIAN OSTER

Die NATO-Gefechtsstreifen der Alliierten Streitkräfte inMitteleuropa in den 1980er-Jahren. Neun Korps in zweiHeeresgruppen verteidigten die jeweiligen Sektoren.

Ein Samaritan-Sanitätspanzer der „4e Chasseurs à Cheval“1988 beim Großmanöver „Golden Crown“. FOTOS: PR

Fahrzeugtyp der Arolser „Jagers te Paard“: ein leichter Auf-klärungspanzer „Scorpion“, gebaut in Großbritannien.

Das Waffensystem der Artilleristen in Korbach: die takti-sche Flugabwehrrakete „Hawk“, gebaut in den USA.

Ein belgischer Jagdpanzer „Striker“ aus britischer Produkti-on mit einem Anti-Panzer-Raketenwerfer als Aufsatz.

Aus der Anfangszeit: ein ab 1952 in den USA gebauterKampfpanzer M47 Patton im Dienste der Belgier.

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