Initiative Soziale Integration
für ein gemeinsames Leben von Menschen mit und ohne Behinderung
Die Zeitschrift
„ISI Integrations News“
wird herausgegeben von
ISI – Initiative Soziale Integration
Keplerstraße 95, 3. OG
8020 Graz
Online Ausgabe
01/12 www.isi-graz.at
„Heilpädagogisches
Reiten und Voltigieren“
„Barrierefreiheit für
MmB“
„Schwimmstunden -
Unionhalle“
„Schule in Bewegung“
IISSII
NNEEWWSS „„PPAAAA uunndd
GGeessuunnddhheeiittssfföörrddeerruunngg““
Initiative Soziale Integration
Seite 2
Inhalt
3 Vorwort von Mag.a Roswitha Schmalhofer, Gf
4 Neu im Team
5 Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz und
Gesundheitsförderung
6 Familienberatung bei ISI
7 Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren
- eine ganzheitliche Therapieform, die auch noch Spaß macht
10 Schule in Bewegung
ein Plädoyer für mehr schulische Autonomie
11 Familienentlastungsdienst bei ISI
12 Schwimmstunde in der Unionhalle
13 Lesermeinung zum Thema Inklusion und Schule
14 Stellungnahme des Vereines ISI-Initiative Soziale Integration
zum Entwurf eines Bundesgesetzes Organisation & Beihilfen Schule
16 Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung
19 Besuch in der Grazer Oper
20 Lucas stellt sich vor
ISI
PAA
FB
LWS
FED
ÖA
Schule
Initiative Soziale Integration
Seite 3
Vorwort
Es gibt wieder eine ISI-News – diesmal unter
neuer Leitung!
Nun habe ich Ihnen in einem Rundbrief eine
ausführliche Vorstellung versprochen, jetzt,
wo ich vor dem leeren Dokument sitze, frage
ich mich aber: Interessiert Sie das in dieser
Form?
Interessiert Sie, dass ich vor Kurzem 45 Jahre
alt wurde, nach meiner Ausbildung zur
diplomierten Gesundheits-und
Krankenschwester die Matura neben meinem
Job nachgeholt habe, ein Studium der
Pädagogik mit Schwerpunkt Heil- und
Sonderpädagogik und Fächerkombination
Kinderheilkunde angeschlossen habe, danach
und währenddessen immer mit und für
Menschen mit Behinderungen gearbeitet
habe, eine 2-jährige Ausbildung zur Beratung
von Menschen mit Behinderungen gemacht
habe und seit vielen Jahren schon Erfahrung in
der Arbeit mit Menschen mit und ohne
Behinderungen sammeln konnte?
Wäre ein persönliches Gespräch, sei es am
Telefon oder eventuell, wenn möglich, bei mir
im ISI-Büro, nicht viel besser?
Wenn Sie eine ausführlichere Vorstellung
wünschen: Lassen Sie doch von sich hören!
Nehmen Sie Kontakt zu mir auf und teilen Sie
mir Ihre Gedanken mit – ich lade Sie herzlich
dazu ein!
Das ist Ihr UND mein Verein, Ihr UND mein
Herzblut, Ihr UND mein Thema, mit dem wir
tagtäglich konfrontiert sind – lassen Sie mich
teilhaben an Ihren Gedanken und lassen Sie
sich überzeugen, dass wir letztlich ein
gemeinsames Ziel haben: Maximal mögliche
Unterstützung für Sie in allen Lebenslagen und
das mit einer gehörigen Portion
Enthusiasmus!
Mit lieben und herzlichen Grüßen
Mag.a Roswitha Schmalhofer –
Obfrau Verein ISI
Initiative Soziale Integration
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Neu im Team
Mein Name ist Martina Pavel, ich lebe in
Leibnitz, bin verheiratet und habe einen
vierjährigen Sohn, der gerade einen großen
Schritt in die Selbständigkeit macht. Mutig
und ängstlich zugleich sammelt er seine ersten
Erfahrungen im Kindergarten und damit tut
sich auch für mich wieder ein Raum auf, in
dem ich meine ganz persönlichen Schritte
gehen kann…
Dazu zählt für mich auch, mich beruflich einer
Aufgabe zu widmen, die mich begeistert, mich
wachsen lässt und mir vor allem die
Gelegenheit gibt, Lebenswege zu begleiten,
die unvergleichbar sind.
„Integration soll nicht als ein
mühsames hineinzwängen
in bestehende Strukturen
verstanden werden, sondern als
Bereicherung“
Seit dem Abschluss meines Lehramtsstudiums
in den Fächern „Deutsch und Russisch“ war
ich immer in der Beratung, Qualifizierung und
Begleitung von Menschen mit besonderen
Bedürfnissen tätig. Dabei habe ich jene
Aufgaben am meisten geliebt, bei denen ich
pädagogische Anforderungen mit sozialen
verknüpfen konnte, bei denen „Lernen“ etwas
mit „Entfaltung“ zu tun hatte und wo
„Integration“ nicht als ein mühsames
„Hineinzwängen in Bestehendes“ verstanden
wurde, sondern als Bereicherung und
Erweiterung.
Meine neue Aufgabe bei ISI ist nun die
Mitarbeit in der Koordination des Projektes
„Integration in Fachschulen für Land- &
Ernährungs- bzw. Forstwirtschaft“. Was ich an
diesem Projekt besonders spannend finde, ist
der „Bewegungsspielraum“, der sich aus der
Projektbasis dieses Integrationsmodells für die
Schulen ergibt. Ich habe das Gefühl, dass auf
diese Weise sehr individuelle Varianten an den
Schulen „ausprobiert“ werden können, die
wichtige neue Erfahrungen im Bereich der
schulischen Integration ermöglichen. Die
Herausforderung besteht nun für mich vor
allem darin, daran mitzuwirken, dass dieses
Modell langfristig auch eine gesetzliche
Verankerung erfährt.
Mag.a
Martina Pavel
Integration Landwirtschaftliche Schulen
LW
S
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Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz PAA und Gesundheitsförderung
Der Förderung
von physischer
und psychischer
Gesundheit
kommt in der
PAA ein sehr
großer
Stellenwert zu.
Das mag auf den ersten Blick nicht sofort
vermutet werden, da die Teilhabe am
Erwerbsleben dies nicht vordergründig zum
Thema hat.
In der Praxis von Menschen mit Behinderung
am Arbeitsplatz zeigt sich jedoch immer
wieder die Bedeutung von guter
Arbeitsplatzadaptierung, die der/dem
Erwerbstätigen mit körperlicher Behinderung
die Durchführung ihrer/seiner Arbeit
wesentlich erleichtert oder überhaupt erst
möglich macht.
Auf jeden Fall wird durch eine individuell
angepasste Adaptierung des Arbeitsplatzes
eine möglichst ergonomische, und damit
größtmöglich schonende und
gesundheitsfördernde Arbeitshaltung erzielt.
Da ein großer Teil der Lebenszeit am
Arbeitsplatz verbracht wird, ist die
Vermeidung von Folgeschäden durch
schlechte Arbeitsbedingungen nicht nur für
das Wohlbefinden des Betroffenen selbst,
sondern auch volkswirtschaftlich von größter
Relevanz.
„Nicht zu unterschätzen ist der
Anteil des psychischen
Wohlbefindens durch die Teilhabe
am Erwerbsleben, die PAA
unterstützt dabei“
Die PAA bietet nun den Betroffenen zusätzlich
noch die Möglichkeit, ungünstige
Arbeitsplatzbedingungen, die nicht durch
Arbeitsplatzadaption oder sonstige technische
Hilfsmittel ausgeglichen werden können,
durch persönliche Assistenz auszugleichen.
Nicht zu unterschätzen ist auch der Anteil des
psychischen Wohlbefindens durch die
Teilhabe am Erwerbsleben. Es wird von den
meisten Menschen als sinnstiftend und
psychisch stärkend erlebt, ihren
Lebensunterhalt selbstbestimmt und
eigenverantwortlich bestreiten zu können.
Es nützen derzeit 27 AssistenznehmerInnen
die PAA als Unterstützung beim Berufserwerb
(Studium, Lehre und
Berufsschule) und 27
AssistenznehmerInnen
im aktiven Berufsleben.
PA
A
Anita Steffan
Persönliche Assistenz am
Arbeitsplatz
Integration
Initiative Soziale Integration
Seite 6
.….und genau zum Thema passend kann aus dem Projekt PAA im Arbeitsjahr 2011 wiederum eine
äußerst erfreuliche Mitteilung gemacht werden:
Nach Frau Mag.a Christine Bizard im Vorjahr,
haben heuerFrau Karin Ofenbeck und
Herr Thomas Schweiger das Studium an der
KFU-Graz beendet. Sowohl Frau Mag.a Karin
Ofenbeck als auch Herr Mag. Thomas
Schweiger haben auf Grund ihrer Behinderung
das Studium mit Unterstützung durch PAA
selbstbestimmt und erfolgreich absolviert und
mit der Verleihung des akademischen Titels
Mag.(a)
abgeschlossen.
Frau Mag.a Karin Ofenbeck!
Herr Mag. Thomas Schweiger!
Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg im weiteren Berufsleben……
Anita Steffan
Familienberatung bei ISI Leitung: Mag.
a Roswitha Schmalhofer
Der Verein ISI führt seit vielen Jahren eine
Familienberatungsstelle mit dem Schwerpunkt
der Beratung von Menschen mit Behinderung
und deren Angehörigen.
Die Arbeit in der Familienberatungsstelle
basiert auf dem Leitbild einer möglichst
umfassenden Teilhabe behinderter Menschen
an allen Bereichen der Gesellschaft sowie auf
dem Wert eines möglichst selbstständigen
und selbstbestimmten Lebens.
Die Beraterinnen und Berater kommen aus
den verschiedensten pädagogischen
Bereichen sowie aus den Bereichen
Sozialarbeit und Psychologie.
Unsere Beratungsstelle ist eine vom Bund
geförderten Familienberatungsstelle mit
grundlegenden Prinzipien:
•••• ein multiprofessionelles Team •••• die Beratung erfolgt anonym und
unterliegt dem Datenschutz •••• die Beratung ist kostenlos
Fam
ilien
bera
tung
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Seite 7
Reiten & Voltigieren
Das Motto der aktuellen Ausgabe der ISI-
News beschäftigt sich mit dem Thema
„Bewegung und Gesundheit“-dieses Thema ist
für mich Anlass, Ihnen von einer Therapie zu
berichten, die einerseits relativ kostengünstig,
gleichzeitig auch sehr effektiv ist und die bei
vielen Kindern vielversprechende Fortschritte
in ihrer Entwicklung bewirkt. Bei erwachsenen
Menschen mit Behinderung ist sie ebenso
wichtig, da hier durchaus Fortschritte zu
verzeichnen sind, aber noch wichtiger: ein
Status Quo erhalten werden muss:
„Heilpädagogisches Reiten und
Voltigieren - eine ganzheitliche
Therapieform, die auch noch Spaß
macht“
Das Heilpädagogische Voltigieren ist eine
therapeutische Maßnahme, in der ein speziell
ausgebildetes Pferd als „Co-Therapeut“ die
Arbeit der Therapeutin/des Therapeuten
unterstützt.
Bei dieser Methode bieten sich durch
fortwährende Sinneseindrücke,
Bewegungsangebote und –erfahrungen und
die ständigen Interaktionen, die sich zwischen
den Beteiligten ergeben, viele Möglichkeiten
des Lernens und der Verhaltensänderung.
Ziele sind neben den sozial-emotionalen
Komponenten wie Aufbau von Vertrauen und
Selbstwertgefühl, Frustrationstoleranz, Abbau
von Ängsten, kooperatives Verhalten,
Verantwortungsbewusstsein, selbständiges
Arbeiten, den kognitiven Komponenten wie
Förderung der Konzentrationsfähigkeit, der
räumlichen Wahrnehmung, der
propriozeptiven Wahrnehmung auch die
sensomotorischen Fähigkeiten und die
Entwicklung von Gleichgewicht und
Körperbeherrschung: zusammengefasst hat
HPV/R das Ziel, ganzheitlich und vor allem
spielerisch die Fähigkeiten im
sensomotorischen, emotional-sozialen und
kognitiven Bereich zu fördern.
Bew
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Zielgruppen sind Menschen mit intellektueller
Behinderung, tiefgreifender
Entwicklungsstörung (Autismus),
Verhaltensauffälligkeiten, ADHS,
Sinnesbehinderungen, Teilleistungs- und
Lernschwächen sowie Wahrnehmungs- und
Sprachstörungen.
Das Heilpädagogische Voltigieren ist, wie
bereits erwähnt, eine Fördermöglichkeit, die
die Kinder nicht als Therapie empfinden: sie
haben Spaß am gemeinsamen Spiel, am
Turnen und selbstverständlich am Umgang mit
dem Pferd und am Reiten.
3. Steirisches Reit- und Voltigierturnier nach den Richtlinien von Special Olympics:
Das Ergebnis dieser Voltigiereinheiten, die
das ganze Jahr über kontinuierlich besucht
werden, dürfen die Kinder, Jugendlichen und erwachsenen Menschen mit Behinderung bei
den Special Olympics Reit- und
Voltigierturnieren präsentieren.
Die Turnerinnen und Turner sind mit vollem
Einsatz dabei, Mamas, Papas, Omas, Opas,
Tanten und Onkel zittern und bangen mit, sind
stolz und glücklich, denn ihre Kinder zeigen
auf dem Pferd Kunststücke, die sie sich selbst
nicht trauen würden…
Am 1.Oktober, einem herrlich sonnigen
Spätsommertag mit Temperaturen um die 25
Grad, fand auf der Anlage der Familie Holzer
in Frohnleiten das dritte steirische Reit- und
Voltigierturnier statt.
Ein besonderes Ereignis an diesem Tag muss noch erwähnt werden
Im Rahmen der Siegerehrung wurde
ein ganz besonderer Sportler geehrt:
Werner Gruber (Lebenshilfe
Kindberg) feierte am 29.September
seinen 70. Geburtstag und zwei Tage
später sein Come-Back nach einer
schweren Verletzung- mit dem
ersten Platz in seiner Klasse im
Bewerb E.
COME – BACK mit 70
Initiative Soziale Integration
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Zu zeigen waren Grundsitz, Fahne und Mühle
auf dem schreitenden Pferd und im Anschluss
eine Holzpferdkür, abgestimmt auf seine
Musik: “Nimm’s mit Gemütlichkeit!“ Den
Pokal überreichte Richterin Eva Maria Kreiner,
die Rosette wurde Herrn Gruber von
Hausherrin Steffi Holzer angesteckt. WIR
GRATULIEREN SEHR HERZLICH ZU DIESER
UNGLAUBLICHEN LEISTUNG!!
Richterin Eva-Maria Krainer bemühte sich sehr
um ein gerechtes „Urteil“ und so war auch die
Siegerehrung als krönender Abschluss von
vielen Freudenausbrüchen begleitet.
Die Freude über Medaillen, Urkunden und
eine Rosette des Reitstalls Holzer war groß,
und alle Sportlerinnen und Sportler winkten
beim Umzug zur Special Olympics Hymne
„10.000 People“
freudig ihrem
jubelnden Publikum
zu.
Mag.a
Doris
Schopper- Lintner
Integration Schule
! Tipp: Das 4. Steirische Reit- und Voltigierturnier nach den Richtlinien von Special
Olympics findet am Samstag, dem 16. Juni 2012 auf der Anlage des HRSV Frohnleiten-Süd in
Schrauding statt.
Beginn: 9:00
Startberechtigt sind Menschen mit besonderen Bedürfnissen, die mit einer / einem Trainer / in
kommen, die / der diplomierte / r Reit- oder Voltigierwart bzw. Behindertenreitwart ist.
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Schule in Bewegung
Ein Plädoyer für mehr schulische Autonomie
Leben ist Bewegung. Auch eine Schule
erlangt Lebendigkeit nur dann, wenn sie einen
entsprechenden Bewegungsspielraum hat -
und wenn in ihr Menschen arbeiten, die den
Mut und die Möglichkeit haben, etwas zu
bewegen.
In Österreich hat es Tradition, das bestehende
Schulsystem und die Qualität des Unterrichts
immer dann für kurze Zeit in den Mittelpunkt
des medialen und gesellschaftlichen Interesses
zu rücken, wenn wieder einmal enttäuschende
Ergebnisse einer Pisa-Studie am Selbstwert
der Nation rütteln und vorübergehend der
Ehrgeiz erwacht, wenn schon nicht im Fußball,
so doch in Bildungsangelegenheiten zu den
Besten zu gehören.
Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei
weniger die bestmögliche Förderung der
kognitiven, persönlichen und sozialen
Entwicklung jeder/s einzelnen Schülerin/s,
sondern vielmehr das Niveau der erbrachten
Leistungen im internationalen Vergleich.
Bildungsstandards sind natürlich eine wichtige
Orientierungshilfe, und dennoch erschöpft
sich die Qualität des Unterrichts keineswegs
im Erreichen von vorgegebenen Standards.
Ein qualitativ hochwertiger Unterricht
entfaltet sich vielmehr in der Berücksichtigung
individueller Ressourcen, in der Ausrichtung
auf das soziale Geschehen in der Klasse und in
der Bereitschaft, der Entwicklung jedes
Einzelnen jenen persönlichen
Entfaltungsfreiraum zuzugestehen, der nicht
vergleichbar ist.
„Ein qualitativ hochwertiger
Unterricht entfaltet sich vielmehr in
der Berücksichtigung individueller
Ressourcen“
Dies gilt für alle SchülerInnen, aber noch viel
mehr für jene mit besonderen Bedürfnissen.
LehrerInnen, die sich auf ein solches
Unterrichtsmodell einlassen, brauchen einen
„Bewegungsspielraum“ innerhalb bestehender
Bildungsvorgaben, der es ermöglicht, Ziele an
vorhandene Potentiale und wahrgenommene
Interessen anzupassen. Sie brauchen die
Möglichkeit, neue Wege auszuprobieren und
mit neuen Unterrichtskonzepten zu
experimentieren. Gibt es diesen Spielraum
und wird er genutzt, dann gewinnt jeder
Unterricht automatisch an Lebendigkeit und
setzt Impulse für Reformen.
Leider endet in Österreich an diesem Punkt
meist der Handlungsspielraum von Schulen,
denn Schulreformen werden hier meist fern
dieser schulischen Erfahrungen gemacht.
Dass ein gewisses Maß an schulischer
Autonomie ein wesentlicher Impuls für
qualitativ hochwertige Unterrichtskonzepte
ist, zeigen unsere Erfahrungen, die wir seit
nunmehr fast 10 Jahren im Rahmen unseres
Integrationsprojektes an Land-, Ernährungs-
bzw. Forstwirtschaftlichen Fachschulen der
Steiermark sammeln. Aktuell nehmen an
diesen Schulen 70 SchülerInnen mit
besonderen Bedürfnissen an einem
integrativen Unterricht teil.
LW
S
Initiative Soziale Integration
Seite 11
Aufgrund der nach wie vor fehlenden
gesetzlichen Regelung der Integration nach
der Pflichtschule erfolgt die Abwicklung auf
Projektbasis. Diese an sich kaum verständliche
rechtliche Situation hat dennoch zumindest
einen interessanten Aspekt:
Die Betreuung der Integrationsschüler erfolgt
an den beteiligten Fachschulen in höchst
individueller und engagierter Weise. Immer
wieder erleben wir die Bereitschaft zu
mutigen und neuen Lösungen, die wohl
gerade deshalb möglich sind, weil die Schulen
und die LehrerInnen einen etwas größeren
Handlungsspielraum haben.
Gleichzeitig führen diese „mutigen“ Lösungen
oft zu einer enormen Entlastung und
Verbesserung der jeweiligen
„Problemsituation“, was zur Folge hat, dass
Integration für die Schule zu einer sehr
positiven Erfahrung wird. So entstehen
automatisch Schulen, die verstärkt und
besonders kompetent Integration ermöglichen
und solche, die sich in diesem Bereich eher
zurücknehmen. Und so entwickelt auch jede
Schule ihr besonderes Profil, das im besten
Fall nicht vergleichbar ist.
FAMILIENENTLASTUNGSDIENST
Leitung: Mag.a Dagmar Culleton
Der Familienentlastungsdienst bietet
familiennahe, qualifizierte und auf den
Wünschen der KundInnen basierende
Betreuung.
Das Angebot richtet sich an Menschen mit
Behinderungen von 0 - 60 Jahren mit Körper-,
Sinnes-, und oder Mehrfachbehinderungen,
die in der Familie leben.
Die Leistung beinhaltet:
•••• Unterstützung bei Körperpflege
•••• Unterstützung bei Ernährung
•••• Medizinisch-therapeutische Unterstützung
•••• Gestaltung des Tagesablaufes
Dafür stellen wir geschultes Personal zur
Verfügung.
KundInnen werden auf Wunsch bei der
Antragstellung, bei der Personalauswahl und
bei der Planung
der Dienstleistung
unterstützt.
Mag.a
Martina Pavel
Integration
Landwirtschaftliche Schulen
FE
D
Mag.a
Dagmar Culleton
Familienentlastungsdienst
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Schwimmstunde in der Unionhalle
Der Stundenplan könnte besser nicht sein.
Immer Freitags sind die letzten beiden
Stunden der Schülerinnen und Schüler der
Fachschule im Odilien Institut fürs Schwimmen
reserviert.
Bevor es für alle ins Wochenende geht, wird
noch gemeinsam das Wasser genossen und
der Schulalltag vergessen. Alle freuen sich die
ganze Woche auf diesen Abschluss und schon
vor dem Läuten werden die Sachen gepackt,
um ja nichts zurückzulassen und es pünktlich
bis 10:30 Uhr zum Treffpunkt am Parkplatz zu
schaffen.
Wenn auch die letzte Jacke noch schnell aus
der Garderobe geholt wurde, startet der
Spaziergang zum Hallenbad der Sportunion
Steiermark. Die Aufregung steigt je näher wir
unserem Ziel kommen, gilt es doch als Erstes
im Schwimmbecken zu sein.
Denn bis alle im Wasser sind kann sich jeder
selbst vergnügen. In der einen Ecke tauchen
die Sportlichen sich gegenseitig schon um die
Wette, in der anderen werden erst einmal die
Zehen vorsichtig hineingehalten. Der
Bademeister schaut vorbei, vergessene
Badehauben werden ausgeliehen und auch
die Letzten kommen nun ins Wasser.
Die Jugendlichen sind in zwei Gruppen
aufgeteilt. Die erfahreneren SchwimmerInnen
treffen sich im tiefen Becken und im Kleineren
helfen wir jedem individuell ins Nass. Vier
LehrerInnen und sechs Schulassistenten haben
immer ein Auge auf die Schwimmenden.
Im kleineren Becken holt Herr Pressnitz, der
beliebte Turnlehrer, alle zum ersten Spiel in
die Mitte zusammen. Fürs Aufwärmen
überlegt er sich jedes Mal ein Neues, welches
von den SchülerInnen auf Anhieb mit
Begeisterung angenommen wird.
Die LehrerInnen und SchulassistentInnen
unterstützen jede Schülerin und jeden Schüler
in ihren Möglichkeiten und so entwickelt sich
aus dem Aufwärmspiel bald ein individuelles
Hinführen zu mehr selbstständiger Bewegung
im Wasser und zu mehr Spaß am Umgang mit
dem Element.
Mit den verschiedensten Utensilien, wie
Wasserbällen, Schwimmbrett, Ringen und
Tauchgewichten wird mit allen an ihrer
Kondition gearbeitet. Mit Spiel, Spaß und
ohne Leistungsdruck wird die freiere
Bewegungsmöglichkeit im Wasser genutzt um
die Muskeln zu trainieren und die eigene
Schwimmtechnik zu verbessern.
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Initiative Soziale Integration
Seite 13
Richard Hartner
Schulassistent FS Odilien Institut
Doch viel Zeit bleibt dafür nicht, denn um
11.45 Uhr, machen sich die Ersten schon
wieder auf den Weg in die Umkleidekabinen.
Der letzte Bus diese Woche darf nicht verpasst
werden.
Die ganze Schulwoche über und besonders
nach dem Schwimmen fällt auf mit
welcher Selbstverständlichkeit die
Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig
unter die Arme greifen und in ihren
Alltagsaufgaben unterstützen.
Alle helfen zusammen, dass niemand mit
nassen Haaren das Schwimmbad verlässt oder
gar seine Schwimmsachen vergisst.
Nachdem sich alle wieder im Eingangsbereich
des Bades eingefunden haben
beginnt der Spaziergang zurück zur Schule.
Glücklich und geschafft fahren sie dann von
dort weiter mit dem Bus Richtung
Wochenende.
Eine Lesermeinung zum Thema Inklusion & Schule
Originaltext einer Lesermeinung zum Thema Inklusion:
Schon so oft hab ich mich zu diesem Thema gemeldet - immer das gleiche es gibt entweder die einen
Ganz rechts die einen ganz links! Jeder Mensch ob mit Beeinträchtigung oder auch Ohne hat eigene
Bedürfnisse. Inklusion kann nur geschaffen werden wenn die Grundvorraussetzungen gegeben sind
& da happert es Schritt auf Schritt! Zuwenig fachgerechte leistbares Personal, schon jetzt jammern
Bund, Länder & Gemeinden, dass zu wenig Gelder vorhanden sind. Menschenrechtskonventionen
sind eine TOLLE Sache aber erstens sind Sie nicht das Ei des Columbus, zweitens hat jeder dafür
einen eigenen Blickwinkel, drittens was ist mit den Betroffenen deren VERSCHIEDENHEIT keine wie
immer geplannte Abläufe zulässt, usw.
Es graut & schaudert mich wenn Moralaposteln die vielleicht vor langer Zeit einmal eine Sonderschule besuchen mußten, jetzt unbedingt glauben eine Schule schlecht reden zu müssen!
Ich war 8 Jahre Elternvereinsobmann in der Schule für Alle in Linz dort ist auf die jungen Menschen
eingegangen worden jeder wurde nach seinen Bedürfnissen gefördert. Es bestand auch dort die
Möglichkeit Hauptschulabschlüsse zu machen usw. - Die Verschiedenheit der Behinderungen trägt dazu bei mehrere Formen von verschiedenen Schulen zuzulassen. MANCHE Kinder müssen Integriert
werden - Manche Kinder können bzw. sollten nicht Integriert werden. Aber vor allem eins schafft
einmal die Grundvoraussetzungen dafür & dann reden wir gerne weiter! Auch ich hab meinen Sohn
nicht in eine I-Klasse (HS)gesteckt! Eine Aussprache mit den zur Verfügung gestandenen HS machte
mir das UNMÖGLICH -
Hermann Schmid, 23. März 2012
Initiative Soziale Integration
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Integration in der 9. Schulstufe
Stellungnahme des Vereines ISI-Initiative Soziale Integration zum
Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Schulorganisationsgesetz, das Land- und
forstwirtschaftliche Bundesschulgesetz, das Schulpflichtgesetz 1985, das Schulunterrichtsgesetz, das
Schulunterrichtsgesetz für Berufstätige, das Bundesreifeprüfungsgesetz und das
Schülerbeihilfengesetz 1983 geändert werden soll.
An das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
z.H. Frau Bundesministerin Dr.in
Claudia Schmied
Sehr geehrte Frau Bundesministerin Dr.in
Schmied, Graz, am 01.02.2012
Seit Beginn der Integrationsbewegung setzt sich der Verein ISI-Initiative Soziale Integration für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung und vor allem für integrative Ausbildungsmöglichkeiten ein. Als Träger des Projektes der schulischen Integration in Fachschulen für Land-, Ernährungs- & Forstwirtschaft in der Steiermark wissen wir von Betroffenen, dass weiterführende schulische Angebote erwünscht und notwendig sind. In den Beratungsgesprächen werden wir häufig mit der Thematik der eingeschränkten Wahlmöglichkeiten bei der Absolvierung des 9. Pflichtschuljahres für Jugendliche mit Integrationsbedarf konfrontiert. Als grotesk mutet sich nun in diesem Zusammenhang d er halbherzige und wenig nachhaltige Gesetzesentwurf über die seit Jah ren ausständigen rechtlichen Rahmenbedingungen für den integrativen Unterricht im 9. Pflichtschuljahr an! Die Novellierung des Schulpflichtgesetzes sieht für Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf lediglich den Besuch von Polytechnischen Schulen im Rahmen des Regelschulwesens sowie von 1jährigen Haushaltungsschulen vor.
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Obwohl die UN-Behindertenrechtskonvention bestimmt,“ dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem integrativen, hochwertigen und unentgeltli chen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schu len haben sollen“ (Artikel 24, Abs. 2b) , schafft es die Politik offensichtlich nicht, die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen aufzubereiten bzw. Einigung in der Zuständigkeit der Ministerien herbeizuführen. Österreich hat sich in der 2008 ratifizierten Konvention verpflichtet, ein inklusives Bildungssystem zu initiieren, doch in der Praxis ist davon noch nichts zu spüren. Dort wo Integration bereits stattfindet, sind leider die qualitativen Voraussetzungen nicht immer gegeben, da es beispielsweise an personellen Ressourcen, Fortbildungen für IntegrationspädagogInnen, klaren Richtlinien im Lehrplan, Leistungsbeurteilungsgrundlagen, baulichen Gegebenheiten und Assistenzleistungen/Pflegehilfe für Kinder mit erhöhtem Betreuungsaufwand mangelt. Außerdem ist ein anerkannter, ordnungsgemäßer Abschluss nicht möglich. Seit Jahren gibt es Zusammentreffen zwischen Fachleuten aus dem schulischen Bereich, es werden Vorschläge gesammelt, es gibt beispielhafte Schulversuche (Steiermark) und das für die Jugendlichen mit Behinderung unbefriedigende Ergebnis ist, dass die von vielen angestrebten mehrjährigen mittleren (und höheren) Schulen von der Novellierung wieder ausgeschlossen werden. Es fehlt somit an einem gleichberechtigen Zugang zu weiterführenden Ausbildungsmöglichkeiten, Berufsabschlüssen bzw. Arbeitsplätzen. Es muss eine befriedigende nachhaltige Lösung stattfinden, dafür ist jedoch politischer Wille alleine nicht genug!!! Abschließend ein Appell an die Entscheidungsträger: Trauen Sie doch bitte den Betroffenen zu, dass diese auch in der Lage sind ihren Beitrag an der Gesellschaft zu leisten und geben Sie ihnen lediglich die Werkzeuge dazu. Räumen Sie ihnen endlich die Stolpersteine aus dem Weg und bringen Sie sie somit aus einer abhängigen Position in ein selbstbestimmtes und aktives Leben. Für ein persönliches Gespräch stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen Mag.a Roswitha Schmalhofer (Geschäftsführende Obfrau) Die vorliegende Stellungnahme ergeht auch in Kopie an die BehindertensprecherInnen der Bundesparteien sowie an die Vorsitzende des Unabhängigen Monitoringausschusses zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.
Initiative Soziale Integration
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Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung ein Bericht von Thomas Damberger & Lucas Reisinger
An vielen Beispielen kann man sehen,
welche Strapazen Menschen mit Behinderung
oft auf sich nehmen müssen. Kleinigkeiten aus
der Sicht eines Nichtbehinderten sind für
einen behinderten Menschen schon ein
großes Problem. Obwohl man annehmen
könnte, dass in unserer heutigen Gesellschaft
der Umgang mit Menschen mit Behinderung
nichts Befremdliches mehr ist, zeigen Zahlen
und Fakten immer wieder Gegenteiliges auf.
"Niemand darf wegen seiner Behinderung
benachteiligt werden. Die Republik (Bund,
Länder und Gemeinden) bekennt sich dazu,
die Gleichbehandlung von behinderten und
nichtbehinderten Menschen in allen
Bereichen des täglichen Lebens zu
gewährleisten." (Bundesverfassungsgesetz Artikel 7
Abs.1 2006)
Diese Antidiskriminierungsklausel ist in der
Bundesverfassung verankert, weiters gibt es
noch andere Gesetzte, die Menschen mit
Behinderung vor Diskriminierung schützen
sollen.
Was nützen Vorschriften und Gesetze, wenn
die Einsicht, dass Menschen mit Behinderung
gleich wie alle anderen sind, noch nicht
stattgefunden hat. Allein die Tatsache, dass es
diese Gesetze gibt, zeigt schon wie wir
zwischen den Menschen differenzieren. Die
Hauptfrage dieser Arbeit ist: Warum
Menschen mit Behinderung immer wieder
Barrieren ausgeliefert sind und wie sich dies
ändern könnte?
Um die Verfassungsbestimmung des Art. 7
Abs. 1 B-VG zu Konkretisieren gibt es das
Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz
Ziel dieses Bundesgesetzes ist es, die
Diskriminierung von Menschen mit
Behinderungen zu beseitigen oder zu
verhindern und damit die gleichberechtigte
Teilhabe von Menschen mit Behinderungen
am Leben in der Gesellschaft zu gewährleisten
und ihnen eine selbstbestimmte
Lebensführung zu ermöglichen. (vgl.
Behindertengleichstellungsgesetz § 1)
Auf Grund einer Behinderung darf niemand
unmittelbar oder mittelbar diskriminiert
werden.
Eine Diskriminierung liegt auch vor, wenn eine
Person auf Grund ihres Naheverhältnisses zu
einer Person wegen deren Behinderung
diskriminiert wird. (vgl. Behinderten-
gleichstellungsgesetz § 2)
Eine unmittelbare Diskriminierung liegt vor,
wenn eine Person auf Grund einer
Behinderung in einer vergleichbaren Situation
eine weniger günstige Behandlung erfährt, als
eine andere Person erfährt, erfahren hat oder
erfahren würde. (vgl. Behinderten-
gleichstellungsgesetz § 5)
Im Fall einer Diskriminierung hat der
Betroffene einen Anspruch auf ein
Schlichtungsverfahren. (vgl. Behinderten-
gleichstellungsgesetz § 10)
Öffe
ntlic
hkei
tsar
beit Behindertengleichstellungsgesetz
Initiative Soziale Integration
Seite 17
Um Selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen
gibt es Interessenvertretung behinderter
Menschen in Politik, Öffentlichkeit und
Gesellschaft.
Es gibt verschiedene Erscheinungsformen der
Diskriminierung behinderter Menschen:
• kulturelle Diskriminierung (z. B.
Körpernormen in den Medien),
• institutionelle Diskriminierung (z. B.
Architektur oder Verkehrsmittel),
• zwischenmenschliche Diskriminierung
(z.B.: mitleidige Blicke, abfällige
Bemerkungen)
• verinnerlichte Diskriminierung (z. B.
Bilder von „Höher- und
Minderwertigkeit“)
• wirtschaftliche Diskriminierung (z. B.
bei Versicherungen gegen
Lebensrisiken)
(vgl. Wikipedia: Behindertenfeindlichkeit 2011)
Vorurteile sind ein Bestandteil unserer
Gesellschaft und werden von uns im Laufe
des Hineinwachsens in die Gesellschaft
erlernt. Verdeutlicht wird dieser Lernprozess
zum Beispiel bei der Betrachtung unserer
Kinofilme und Märchen. Hier wird das Böse
über die körperliche Abweichung dargestellt
(z.B.: Hänsel und Gretel). Behinderte
Menschen widersprechen der Normalität. Wer
eine
Behinderung hat ist ein(e) Exot(in). In unserer
Gesellschaft gilt es; wichtig, mutig, stark und
schön zu sein. (vgl. Pracher 2008, S.16).
In den Nachkriegsjahren wurden Menschen
mit Behinderung, welche diese Werte nicht
verkörpern konnten, oft in speziellen
Anstalten untergebracht. Nach den
Grausamkeiten des Nationalsozialismus wurde
zwar für Betreuung, Fürsorge und Förderung
gesorgt, von einer autonomen und
selbstbestimmten Lebensführung konnte man
aber nicht sprechen. Sie wurden vor der
Öffentlichkeit versteckt.
Erst in den 70er Jahren entstanden
Selbstbestimmt Leben Bewegungen, welche
einiges bewirkt haben bis jetzt. (vgl. Zach 2009,
S.21-23).
Mein Betreuer Thomas besuchte im April ein
Seminar an der KF Universität Graz, wo es
primär um den Umgang mit Menschen mit
Behinderungen ging. Er bekam die Möglichkeit
sich in die Lage eines/einer RollstuhlfahrerIn
hineinzuversetzen.
Erst durch die Erfahrung selbst im Rollstuhl zu
sitzen, wurde er darauf aufmerksam, welche
Schwierigkeiten sich für diese Menschen im
Alltag ergeben. Eine Tür zu öffnen, eine
Anhöhe hinaufzufahren, einen Einkauf zu
erledigen oder den Bankautomaten zu
bedienen erwies sich als sehr schwierig bzw.
unmöglich. Ein kleines Hindernis, zum Beispiel
ein am Gehsteig liegender kleiner Ast, bei dem
er sonst einfach darübersteigen würde, stellte
ein Problem dar. Auch, dass das
Zeitmanagement im Alltag eine viel größere
Rolle spielt, wurde ihm so vor Augen geführt.
Am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben
teilzunehmen ist für jeden Menschen wichtig.
Um Menschen mit Behinderung ein
selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, sind
mehrere Voraussetzungen nötig z.B.: ist
Persönliche Assistenz notwendig um
gesellschaftliche Teilnahme und eigenständige
Lebensgestaltung zu ermöglichen.
Hindernisse für ein Selbstbestimmtes Leben
Barrierefreiheit und gesellschaftliche Teilhabe
Gesellschaftliche Vorurteile
Initiative Soziale Integration
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Wie sollte Integration in die Gesellschaft
stattfinden, wenn der Aktionsradius vor der
Haustüre endet? (Spörke 2008,S.52-53).
Es gibt eine große Anzahl von Vorschriften,
Normen und Richtlinien, die gegen
Diskriminierung wirken sollen. Das Ganze
schaut am Papier zwar schön aus, aber an der
Umsetzung scheitert es oft.
Eine Bewusstseinsveränderung des Umfelds
spielt bei Inklusion immer eine große Rolle.
Sensibilisierungsprogramme und Kurse, die
sich mit dem Umgang mit behinderten
Menschen beschäftigen, gibt es selten und
meist nicht kostenfrei. Vermutlich würde man
solche Kurse und Seminare gar nicht
benötigen und es würde wahrscheinlich Hand
in Hand funktionieren, wenn man mit
behinderte Menschen mehr in der
Gesellschaft, Beruf und im Alltag zu tun hat,
dann wären sie keine „ExotInnen“ mehr und
auch der Umgang mit ihnen wäre
selbstverständlicher.
Literaturverzeichnis:
Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS): Bundes-Verfassungsgesetz:
http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000138 [20.11.2011]
Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (BMSK): Behindertengleichstellungsgesetz:
http://www.bmask.gv.at/cms/site/attachments/9/3/1/CH2212/CMS1316445575933/bgbl_82_2005.pdf [20.11.2011]
Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS): Behinderteneinstellungsgesetz:
http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008253 [15.11.2011]
WIKI: Behindertenfeindlichkeit: http://de.wikipedia.org/wiki/Behindertenfeindlichkeit [20.11.2011]
Pracher ,G.M. (2008): Einfach nur leben: Behindert- ein Leben am Rand der Gesellschaft?
Zach, B (2009): Rolle und Bedeutung der Medien für Menschen mit Behinderung.
In: http://othes.univie.ac.at/6687/1/2009-07-10_9808721.pdf S.21-23 [20.11.2011]
Spörke, M. (2009): Behindertenpolitik im aktivierenden Staat. Kassel: university press GmbH.
Zusammenfassung
Thomas Damberger & Lucas Reisinger
Initiative Soziale Integration
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D
Die Grazer Oper unter dem Blickwinkel der Barrierefreiheit
Das Bauwerk, das wir heute als Opernhaus
kennen, wurde im Jahre 1899 fertiggestellt
und am 16. September des gleichen Jahres
erstmals mit dem Stück „Wilhelm Tell“ von
Friedrich Schiller bespielt. Ende des Zweiten
Weltkriegs wurde das Haus von einer
Fliegerbombe getroffen, welche das Dach und
den Säulenportikus im Bereich des
Haupteingangs beschädigte. Schwerere
Beschädigungen blieben zum Glück aus. So
blieb auch der in Gold, Rot und Weiß
gehaltene, im neobarocken Stil gestaltete
Innenraum unversehrt, der auch heute noch
über knapp 1200 Sitzplätze und 200
Stehplätze verfügt. Somit ist die Oper Graz das
zweitgrößte Opernhaus Österreichs.
Am 06. Oktober 2010 besuchte ich mit einem
Betreuer das Opernhaus Graz. Frau Bucht,
ihres Zeichens Verantwortliche für den
Bereich Marketing und PR, begrüßte uns recht
herzlich. Hier ein Resümee des Besuchs.
Es gibt zwei rollstuhlgerechte Eingänge in das
Opernhaus. Der erste ist der Haupteingang auf
der Vorderseite, der mit einem Treppenlift
ausgestattet ist, welcher notwendig ist, um die
paar Stufen zu überwinden. Der Lift kann ohne
eigenen Euro-Schlüssel betätigt werden.
Der zweite Eingang befindet sich auf der
rechten, dem Next Liberty zugewendeten
Seite.
Diese Türe öffnet sich automatisch und
dahinter verbirgt sich ein Lift, der leicht
zugänglich und ausreichend breit ist. Dieser
Lift wurde im Jahr 1998 gebaut, zeitgleich mit
der Opern-Tiefgarage, in die er auch führt.
Das Grazer Opernhaus ist denkmalgeschützt.
Aus diesem Grund ist ein vollständiger
barrierefreier Umbau nicht möglich. Die
Behindertenplätze befinden sich in den
hinteren Reihen des Parketts und sind im
Saalplan vermerkt. Auch Blindenhunde dürfen
an ausgewiesenen Randplätzen mit in den
Saal. Die behindertengerechten WCs befinden
sich im Parterre und sind problemlos
erreichbar.
Auf den Damen- und Herrentoiletten befinden
sich dabei je zwei Kabinen, wobei die Kabinen
der Damen aufgrund der architektonischen
Umstände etwas größer sind. Auch das
Spiegelfoyer und das Theaterfoyer kann man
per Lift leicht erreichen.
Insgesamt besuchen
circa 750 Rollstuhl-
fahrerInnen die Oper
Graz pro Saison (ca. 3
pro Vorstellung).
Öffe
ntlic
hkei
tsar
beit
Lucas Reisinger
Öffentlichkeitsarbeit
Initiative Soziale Integration
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Lucas stellt sich vor
Mein Name ist Lucas Reisinger und ich
bin am 27. Jänner 1988 in Graz geboren. Mit
vier Jahren erfuhr meine Familie zufällig, dass
ich eine Erbkrankheit habe, nämlich
„Muskeldystrophie Duchenne“. Diese
Krankheit führt zu einem progressiven
Muskelabbau. Ich konnte bis zum 7.
Lebensjahr gehen, laufen und mit Hilfe des
Geländers Stiegen steigen. Nach diesen
schönen Jahren bekam ich auf dem rechten
Fuß einen „Spitzfuß“. Der Grund dafür war,
dass sich meine Sehnen langsam verkürzten.
Da ich am Schluss nur noch Krabbeln konnte,
beschloss meine Mutter mit mir zum
Chirurgen der Kinderklinik zu gehen. Der Arzt
sagte, dass sich meine Sehnen immer
schneller verkürzten und er mich deshalb
operieren muss.
Nach der OP bekam ich an beiden Beinen
Schienen (Orthesen) bis zum Oberschenkel,
damit ich mich noch mit gestreckten Beinen
bewegen konnte. Ich marschierte mit den
Schienen noch ca. sechs Jahre und war zu Fuß
gut unterwegs.
Das hat mir auch sehr geholfen, denn ohne
diesen Eingriff und dem selbstständigen
Bewegen wäre ich heute wahrscheinlich in
einer viel schlechteren Lage. Seit ungefähr
sechs Jahren sitze ich im Rollstuhl, derzeit
besitze ich einen E-Rollstuhl, mit dem ich
versuche, sehr viel unterwegs zu sein. Leider
kann ich mit dem E-Rollstuhl nicht mehr so
weit alleine fahren, aber ich habe nette
Betreuer/innen, die mir helfen, wo es nur
geht.
Im Jahr 2006 schloss ich die Schule mit der
Matura ab. Dann studierte ich fünf Semester
lang Geschichte und ein Semester Spanisch.
Zuletzt studierte ich vier Semester lang
Geografie.
Derzeit bin ich Obmann vom Verein „The
Movie Club – Verein zur Förderung von
sozialer Integration von Menschen mit
Behinderung durch das Medium Film“. Der
Verein hat seinen derzeitigen Sitz in Graz und
agiert steiermarkweit. Vorrangige Motivation
des Vereins ist die gemeinsame Beschäftigung
der Mitglieder mit dem Thema Film. Das
gemeinsame Interesse der Mitglieder ist die
Produktion, Vorführung und Diskussion von
Filmen aller Art. Dem Leitbild des Vereins
entspricht es insbesondere, die soziale
Integration von Menschen mit Behinderung zu
unterstützen. Maßgeblich im Verein
behandelte Themen sind Barrierefreiheit und
Vorurteile gegen Menschen mit Behinderung.
Seit 1. April arbeite ich als freier Mitarbeiter
bei ISI, wo ich für die Öffentlichkeitsarbeit
zuständig bin.
Öffe
ntlic
hkei
tsar
beit
Lucas Reisinger
Öffentlichkeitsarbeit
Initiative Soziale Integration
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F ür jede
Spende
danken w ir sehr herzlich !
Spendenkonto:
Die Steiermärkische Sparkasse, Kto.: 02600803627, BLZ 20815
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