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hier sind Lehrmaterialien abgelegt
Arzt-Patienten-Beziehung und Arzt-Patienten-Gespräch
Arzt-Patienten-Beziehung
Arztrolle und Patientenrolle
Arzt-Patienten-GesprächFunktion des ärztlichen Gesprächs,Fragetypen, Gesprächs-, Interviewformen
Gesundheits- und KrankheitsverhaltenKrankheitsmodelle, Prävention, Coping, Compliance
Zusammenfassung
Arzt-Patienten-Beziehung und Arzt-Patienten-Gespräch
Arzt-Patienten-Beziehung
Asymmetrische Beziehung
Soziale Distanz
Iatrogene Fixierung
Übertragung / Gegenübertragung
Verbale AsymmetrieSprachcode
Soziale AsymmetrieBildungsstand, Wohlstand
Situative AsymmetrieRaumsituation, Gesprächsführung, Berufskleidung
Arzt-Patienten-BeziehungAsymmetrie
Ärztliche Führung- Arzt/Ärztin führt Gespräch und Untersuchung- Arzt/Ärztin hat Kompetenzvorsprung
Patientenautonomie- Patient/in delegiert Verantwortung (Lebensführung bzgl. Risikofaktoren)
Arzt-Patienten-BeziehungIatrogene Fixierung
ÜbertragungUnverarbeitete affektive Einstellungen zu Schlüsselfigurender eigenen Entwicklung werden vom Patienten auf den Arztübertragen ("projiziert").
GegenübertragungEvtl. Reaktion des Arztes auf die Übertragung durch den Patienten (z.B. Ablehnung, Beschützung etc.)
Übertragung und Gegenübertragung in der Arzt-Patienten-Interaktion müssen erkannt und möglichst kontrolliert werden.Selbsterfahrungs- bzw. Balint-Gruppen können dafür ein Hilfsmittel sein.
Arzt-Patienten-BeziehungÜbertragung und Gegenübertragung
ArztrolleRollenkonzept nach Parsons
Affektive NeutralitätHilfeleistung für den Patienten unbeeinflußt von Affekten
Uneingeschränkte Hilfsbereitschaftalle Patienten gleich behandeln (ungeachtet persönlicher Eigenarten, sozialer Position)
Funktionelle SpezifitätGültigkeit der Arztrolle nur während Interaktion mit Kranken
Altruismus / uneigennützige EinstellungNotlage des Patienten nicht zu eigenen Gunsten ausnutzen
Technische bzw. fachliche Kompetenz
Patientenrolle
Rollenverhalten- Entbindung von üblichen Rollenverpflichtungen (Beruf, Familie)- Aufnahme der Rollenverpflichtungen bei erfolgreicher Behandlung
Verantwortlichkeit- Keine Verantwortlichkeit für die Krankheitssituation- Verpflichtung, gesund werden zu wollen
Gesundheitssystem- Patient sucht zunächst Rat im Laiensystem- Kontakt mit dem medizinischen Versorgungssystem- Symptome werden adäquat wahrgenommen und beschrieben- Kontakt zu und Kooperation mit medizinisch Fachkundigen
1.50%
9.90%
10.30%
17.60%
22.10%
51.30%
55.70%
75.50%
0% 50% 100%
Einw. Krankenhaus
Überw. Facharzt
Kurverfahren
Massagen, Bäder etc.
AU-Bescheinigung
Medikamente
Untersuchung
Information
Arzt-Patienten-GesprächPatientenwünsche
Arzt-Patienten-GesprächFunktionen
Vertrauensbasis zwischen Arzt und PatientVoraussetzung dafür, auch von persönlichen Detailszu sprechen bzw. Voraussetzung für emotionalen Beistand.
Aufklärung und Entlastung des PatientenInformationen über Ursachen, prognostische Erwartungen und therapeutische Möglichkeiten
Errichtung eines ArbeitsbündnissesPatient soll sich als Partner des Arztes fühlen. Dies wirkt sich meist günstig auf den Behandlungserfolg aus.
Informationsgewinnung für den Arzt
Offene Fragen„Wie geht es Ihnen?“„Was können wir für Sie tun?“
Geschlossene Fragen„Seit wann genau haben Sie die Kopfschmerzen?“„Traten die Kopfschmerzen plötzlich auf?“
Sondierungsfragen„Haben Sie noch andere Beschwerden, z.B.
Bewegungseinschränkungen?“
Suggestivfragen„Geht es Ihnen immer noch nicht besser?“
Arzt-Patienten-GesprächFragetechniken
Arzt-Patienten-GesprächFormen des Gesprächs
Nicht-direktives GesprächVerwendung offener FragenPatient kann Art und Inhalt des Gespräches mitbestimmen
Direktives GesprächDetailfragenArzt bemüht sich um relevante Informationen
Suggestive GesprächsführungRatschläge, Ermunterung, Überreden, Verharmlosen, Ignorieren
Interviewmündlich/persönlich
Befragungschriftlich/standardisiert
Anamneseerhebung und Exploration
Arzt-Patienten-GesprächInterview/Befragung
Verhaltens- und Selbstbeobachtung
Selbstbeurteilung (Introspektion)verbale MitteilungBeurteilung über Fragebögen
Fremdbeurteilung (Verhaltensbeobachtung)teilnehmende Beobachtungnicht teilnehmende Beobachtung
Psychologische Testverfahren
LeistungstestsKognitive (Teil-)Leistungen(z.B. Intelligenz, Arbeitsgedächtnis, Konzentration)
PersönlichkeitstestsPersönlichkeitsfragebögenprojektive Tests
Arzt-Patienten-Kooperation- Regelfall bei einwilligungsfähigen Patienten (z.B. Medikamenteneinnahme bei akuter Erkrankung)- arbeitsteilige Partnerschaft bei chronischen Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus)
Uneingeschränkte ärztliche Führung- akute Erkrankungen- fehlender Realitätsbezug- eingeschränkte Einwilligungsfähigkeit
Arzt-Patienten-GesprächTypen ärztlicher Führung
Zuhören könnenPatient und dessen Problem stehen im Mittelpunkt
Sicheres Auftretenvermittelt Kompetenz
Kooperationmit Ko-Therapeuten(z.B. andere Berufsgruppen, Angehörige)
Arzt-Patienten-GesprächGrundregeln
„Gesundheit“
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert
Gesundheit
als vollkommenesphysisches, psychisches und soziales Wohlbefinden.
Krankheitsmodelle
Biomedizinisches ModellKrankheit ist Ausdruck bzw. Folge pathologischer Struktur- bzw. Funktionsveränderungen des Organismus
Psychoanalytisches ModellKrankheit ist Ausdruck intrapsychischer Konflikte und daraus folgender Abwehrmechanismen
Lerntheoretisches ModellKrankheit ist Ausdruck erlernter Verhaltensweisen (Modell-Lernen, operantes Konditionieren)
Soziologisches ModellKrankheit ist Ausdruck sozialer Faktoren (z.B. soziale Schicht, Migration, Rollenerwartungen,gesellschaftlicher Benachteiligung)
Prävention ist die Verhütung von Krankheitbzw. die Aufrechterhaltung der Gesundheit.
• Die primäre Prävention soll das Auftreten der Erkrankung verhindern
• Die sekundäre Prävention richtet sich gegen Weiter-entwicklung und Chronifizierung einer bestehendenErkrankung
• Die tertiäre Prävention hat das Ziel, Folgeschädenchronischer Erkrankungen zu reduzieren (Rehabilition)
Gesundheits- und KrankheitsverhaltenPrävention (primär, sekundär, tertiär)
(Caplan 1964)
Prävention ist die Verhütung von Krankheitbzw. die Aufrechterhaltung der Gesundheit.
• Die universale Prävention richtet sich auf alle Personen einer Grundgesamtheit
• Die selektive Prävention richtet sich auf (noch) nicht erkrankte Personen mit höherem Risikoprofil(„Risikopersonen“) einer Grundgesamtheit
• Die indikative Prävention richtet sich auf Früh- undVorstadien einer Erkrankung bzw. prodromal Erkrankte einer Grundgesamtheit
Gesundheits- und KrankheitsverhaltenPrävention (universell, selektiv, indikativ)
(Gordon 1983; Mrazek & Haggerty 1994)
Gesundheits- und KrankheitsverhaltenPrävention (Health Belief Modell)
Die Bereitschaft präventive Maßnahmen einzuhalten,hängt nach dem Health-Belief-Modell von folgendenFaktoren ab:
• Einschätzung der eigenen Anfälligkeit für eine Krankheit
• Wahrgenommene Gefährlichkeit der Erkrankung
• Glauben an Effektivität und Nutzen präventiver Maßnahmen
• Kosten der präventiven Maßnahmen
Gesundheits- und KrankheitsverhaltenPrävention (Health Belief Modell)
Die Wahrscheinlichkeit, daß Raucher mit demRauchen aufhören, erhöht sich, wenn sie der Überzeugung sind, daß:
• auch sie durch Rauchen Krebs bekommen können
• Krebs schwer heilbar ist und häufig tödlich verläuft
• sie eine Krebsentstehung durch Beenden des Rauchensvermeiden können
• sie auch als Nichtraucher das Leben meistern könnensind.
• InformationssucheDer Patient konsultiert einen Arzt, um sich über dieBehandlungsmöglichkeiten zu informieren
• direkte Aktionen (Handeln)Der Patient sucht Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe,um sich dort unterstützen zu lassen
• AktionshemmungDer Patient zieht sich zurück (z.B. geht nicht mehr zur Arbeit,ißt wenig, geht weniger soziale Kontakte ein etc.)und spricht nicht über seine Krankheit
• Intrapsychische und kognitive ProzesseDer Patient ignoriert die Gefahr und lebt nach dem Motto:"Ich war schon immer ein Glückskind und die Krankheit wirdverschwinden".
Gesundheits- und KrankheitsverhaltenCoping-Strategien
Vorteil oder Begünstigung, die durch Krankheit oder Krankheitsverhaltens erreicht wird
• Primärer Krankheitsgewinn ist die innere Entlastungdurch die Krankheit im Sinne einer neurotischenScheinlösung für einen bestehenden Konflikt.
• Sekundärer Krankheitsgewinn beschreibt Vorteile oderVergünstigungen, die ein Kranker als Folge derKrankheit erhält.
• Krankheitsgewinn kann als (positiver oder negativer)Verstärker zu einer Wiederholung oder Chronifizierungder Erkrankung beitragen.
Gesundheits- und KrankheitsverhaltenKrankheitsgewinn
• Förderung von Problembewußtsein
• Förderung von Motivation
• Förderung der Verhaltensänderung
• Förderung der Stabilisierungund Rückfallprophylaxe
Gesundheits- und KrankheitsverhaltenGesundheitsberatung
Compliance
Bereitschaft des Patienten, ärztliche Maßnahmenund Empfehlungen einzuhalten
• Stabilität der Familie• Krankheitsbedinge
Leistungseinschränkung• Überzeugungen des Patienten
(health belief model)• Individuelle Terminvereinbarung• Überwachung des Patienten
durch den Arzt möglich• Zufriedenheit des Patienten mit
medizinischer Betreuung• Eingehen auf Erwartungen und
Bedürfnisse des Patienten
Förderlich
• Psychische Erkrankung• Viele Krankheitssymptome• Hohe Komplexität des
Therapieplans• Umfangreiche Verhaltensänderung
notwendig• Lange Behandlungsdauer• Lange Wartezeit vor Arztkontakt• Große Zeitspanne zwischen
Überweisung und Arzttermin
Schädlich
Placeboeffekt
Die Gabe von wirkstofffreien Präparaten führt zu therapeutischen Effekten.
Ein Placebo-Präparat ist ein wirkstofffreies Präparat, das das gleicheAussehen hat wie ein einen Wirkstoff enthaltendes Medikament.
Der Placebo-Effekt beruht auf Hetero- und Autosuggestion.
Ein Placebo kann auch Nebenwirkungen zeigen.
Der Placeboeffekt hängt ab von der Suggestivität des Arztes, der Beeinflussbarkeit des Patienten und von der Art und der Schwereder Störung.
Arzt-Patienten-BeziehungAsymmetrie (sprachlich, sozial, situativ)
Arztrolle Affektive Neutralität, Hilfsbereitschaft, Funktionelle Spezifität, Uneigennützigkeit, Kompetenz
PatientenrolleRollenverhalten, Eigenverantwortlichkeit, Kooperation
Arzt-Patienten-GesprächFunktionen: Beziehung (Vertrauen, Bündnis), Aufklärung, Information Gesprächsführung: „Zuhören“, Kompetenz, Kooperation
Zusammenfassung I
GesundheitVollkommenes physisches, psychisches und soziales Wohlbefinden
KrankheitsmodelleBiomedizinisches, psychoanalytisches, lerntheoretisches, soziologisches Modell
PräventionVerhütung von Krankheit bzw. Aufrechterhaltung der Gesundheit
Health-Belief-Modell: eigene Krankheitsanfälligkeit, Gefährlichkeit der Erkrankung, Überzeugung des Nutzens präventiver Maßnahmen, Kosten der präventiven Maßnahmen
ComplianceBereitschaft des Patienten, ärztliche Maßnahmen und Empfehlungen einzuhalten
Zusammenfassung II