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158 t Z L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . II . J A H R G A N G . N r . 4 23. JANUAR I93z

KANN DIE L E H R E VON D E R T H I X O T R O P I E FO R DIE E R K L A R U N G R A T S E L H A F T E R VORGANGE BEIM

N A G E L W A C H S T U M V E R W E R T E T W E R D E N ? Bemerkungen zu dem gleichnamigenAufsatz yon J. Heller in Jg. I931 ,

S. 2o42 dieser Wochenschrift. Von

Dr. F. HALLA, Wien.

Die Tatsache, dab durch das Weiterschieben des Nagels in- folge Wachstums, der yon der Unterlage nur mit groBen Schmer- zen loszureiBen ist, keinerlei unangenehme Sensationen entstehen, wird durch ,,Thixotropie" erkl~rt: Umwandlung des Gelzustandes der dem Nagel benachbarten Zellen in dell Solzustand ulld verkebrt gelegentlich der Neuapposition yon Hornsubstanz in der Matrix. Die sehr geistreiche Erkl~rung m~13te wohl erst bewiesen werden und es erscheint etwas fraglich, ob die Zellwand ebenso thixotrop ist wie alas Protoplasma! Bis dahin sind vielleicht einfachere lJber- legungen beachtlich. Wie Referent mitteilt, werden Blutimbibi- tionen usw. allm~hlich vorgeschoben. Kann mall sich nicht vor- stellen, dab bet harmonischer trophischer zentraler Regulation gleichzeitig mit der Apposition yon Hornsubstanz such Zellteilungen in der Nagelunterlage stattfinden, also Interpositionen, die die Ver- l~ngerung des Nagels ausgleichen ? Kleine Wachstumsunterschiede werden yon dem Dehnungsfaktor des Gewebes egalisiert. F~r diese

Meinung spricht auch folgendes : Ich habe gelegentlich der kosmeti- schen Verschm~.lerung eines Daumennagels auch eine Naht ge- setzt, die dutch den Nagel gegangen ist. Aus ~uBeren Grfinden konnte die Naht erst nach 3 Wochen entfernt werden. Nach Berech- Hung HELLERS ist der Nagel in dieser Zeit um 2Imal 0,I mm, d. s. 2,I mm gewachsen. Die Naht war such deutlich gegen das Ende des Nagels verrfickt, das Durchtrit tsloch war nicht der L~inge nach gespalten und die Naht machte keinerlei Beschwerden. Der Faden war also einfach nicht bloB mit dem Nagel, SOlldern mit der ganzen Unterlage weitergerfickt. Eine weitere St~tze far meine Annahme : Der verdickte und daher eingewachsene Zehennagel. Es erschien immer r~itselhaft, wieso es bei kurzen Schuhen zur Verdickung kommt. Ob denn durch den Druck yon vorn nur die Matrix zur Erzeugung gr6Berer Hornmassen angeregt wird. TatsXchlich scheint aber die Verhornung auch yon dem Nagelbett auszugehen. Exstirpiert man n~imlich einen solchen Nagel, dann w~ichst er in der ersten Zeit ganz ,,normal" nach und verdickt sich in dem Augenblick, wo der frets Zehenrand erreicht wird und der Druck des Schuhes neuerlich zur Wirkung gelangt.

Wir finden bekanntlich oft riesige Mengen call6sen Gewebes unter derartigen N~igeln, das sich dauernd aus dem Nagelbett bildet und ,,vorgeschoben" wird (dessert Wachstum iibrigens gleichfalls sofort aufh6rt, wenn der Partialdruck auf die Nageiunterlage be- kXmpft wird durch papierdiXnnes Abfeilen der Nagelplatte).

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N . DIE IMMUNOLOGISCHE D I F F E R E N Z I E R U N G DES NORMALEN UND B E S T R A H L T E N ERGOS TER IN S .

Won ]~. BERGER und H. SCttOLER.

Wie SACHS und KLOPSTOCK gezeigt haben, ist es m6glich, k o m p l e m e n t b i n d e n d e Ant ik6rpe r gegen Cholester in und gegen das Lec i th in yon ~/~ERCK und y o n ~OEHRINGER ZU gewinnen, w e n n m a n die ffir die Immunis ie rUng v e r w a n d t e n Subs t anzen nach d e m Vorgange von K. LANDSTEINER mi t a r t f r e m d e m Blu t se rum (Schweineserum) mischt . Diese Ang ab en w u rd en in j f ingster Zeit durch WEIL und BESSER bestXtigt und er- weitert , welche ber ichten , dab sich s u c h mi t D i -Hydro- choles ter in sowie m i t d e m s y n t h e t i s c h e n Lec i th in yon GROx "und LIMPKCHER Ant ik6rpe r erzeugen lassen. Wi t se lbs t ha t t en , bevor die Arbe i t von WEIL und BESSER erschien, Versuche in Angriff genommen , An t ik6rpe r gegen Ergos te r in zu e rha l t en zum Zwecke der immunolog i schen Differenzie- rung des n a t i v e n und b e s t r a h l t e n Ergos te r ins ; dabei h a b e n wir n u n m e h r folgende t3efunde e rhoben :

I. Es gel ingt d u t c h Vorbehand lung yon K a n i n c h e n mi t E rgos te r in + Schweinese rum Immunseren gegen Ergosterin zu erzeugen.

2. Derartige Seren reagieren nicht mit Ergosterin, welches der Bestrahlung mi t einer Quecks i lbe rdampf lampe ohne Fi l te r ausgesetzt war und aus we lchem das bet der Bes t r ah lung n i ch t ve rwande l t e P r o d u k t zum gr6Bten Teil e n t f e r n t wurde*.

3. Anticholesterinseren geben mi t Ergosterin, vor allem aber m i t d e m durch die Bestrahlung ver~inderten (und weitgehend gereinlgten) Ergosterin eine Komplcmentbindung, die schw~cher ausf~ll t als die der An t i -E rgos t e r in se ren mi t Ergoster in .

Versuche der An t ikSrpe rgewinnung gegen Ergos te r in - prAparate, welche auf versch iedene Weise be s t r ah l t wurden , s ind in die Wege gelei te t ; es wird ferner geprt i f t werden, oh die I m m u n i t ~ t s r e a k t i o n e n zum Nachweis des V i t a m i n D ge- e ignet s ind. (Aus dem Hygienischen Institut der Universit~it Basel [Vorsteher: Pro/. Dr. R. Doerr].)

U N T E R S U C H U N G E N 0 B E R DEN EINFLUSS VON H E P A R I N A U F DAS W A C H S T U M VON S A R K O M Z E L L E N IN VITRO.

Won Z. ZAKRZEWSK1.

In S/imtlichen bis j e t z t an T u m o r m a t e r i a l in v i t ro an- ges te l l ten Versuchen konn t e fes tges te l l t werden, dab Ge- * Es standen 2 bestrahlte Pr~iparate zur Verfiigung, die wit dem National Institute for Medical Research in London-Hampstead und der Gesellschaft Itir Chemische In- dustrie in Basel verdanken; beige Produkte verhielten sieh in unseren Versuchen gleich.

schwuls tze l len s ich in keiner H i n s i eh t yon Normalze l len grunds~tz l ich un te r sche iden . W e n n Dif fe renzen f ibe rhaup t v o r k o m m e n , so s ind sie q u a n t i t a t i v e r , n ich t qua l i t a t ive r Art . Keine einzige Charak te re igenscha f t yon Tumorze l len war zu f inden , die n ich t auch gewissen Normalzel len eigen wXre.

U n t e r s u c h u n g e n fiber die Biologic yon Geschwuls tze l len wurden jedoch bis dah in s te t s an K u l t u r e n v o r g e n o m m e n , welche in m6gl ichs t op t ima len W a c h s t u m s b e d i n g u n g e n ge- z t ichte t wurden . Es lag somi t nahe, zu prtifen, ob sich n ich t wesent l iche Un te r sch iede in tier Biologie yon Tumor- und Normalze l len dars te l len lassen, w e n n m a n beide Gewebear ten , bet gent igender Zufuhr von N~thrstoffen, der Wi rkung y o n w a e h s t u m s h e m m e n d e n F a k t o r e n ausse tz t . Dadu rch we rden n~tmlich Bed ingungen geschaffen, in welchen aul3er d e m W a c h s t u m noch andere Zel l funkt ionen in E r sche inung t r e t e n k6nnen .

Re inku l tu r en yon Jensen-Sarkomze l l en (eines bis j e t z t t iber 17 Monate a l t en S tammes) w u r d e n nach der Me thods yon A. FISCHER und PARKER in Carre l f laschen m i t Zusatz yon H e p a r i n p l a s m a als NS.hrboden gezt ichtet . W~hrend die Zellen dieses Sa rkoms bet Zusa tz yon 131utserum allein daue rnd wachsen, s te l len sic bet Zusatz yon H e p a r i n p l a s m a ihr V~'achs - turn b innen weniger Tage ein und i iberleben ohne zu prolife- r ieren mona te l ang . I m Gegensa tz zu Normalzel len, welche s ich in solchen Z i i ch tungsbed ingungen regelm~13ig di f feren- zieren, d i f ferenzieren sich die Sarkomzel len w~hrend dieser Zeit, t ro tz W a c h s t u m s s t i l l s t a n d , f ibe rhaup t nicht . V~Terden Kul turen , welche schon m e h r als 2 Monate lang kein \ u turn aufweisen, in op t imale W a c h s t u m s b e d i n g u n g e n verse tz t , so prol i fer ieren sie wieder i n t ens iv und weisen gegenfiber Kont ro l lku l tu ren , welche d au e rn d mi t Zusa tz y o n t31utserum gezt iehte t werden, keinerlei Di f fe renzen auf. Auch wird d u r c h den W a c h s t u m s s t i l l s t a n d die Mal igni t~t der Zellen n i ch t im ger ings ten beeinflul3t. Auf l~a t ten geimpft , e rgeben solche K u l t u r en typ ische , schnell wachsende Jensen-Sarkome. Die W a e h s t u m s h e m m u n g wird yon uns auf die Wi rkung des Hepa r ins zurt ickgeffihrt .

Das H e p a r i n w i rk t w a c h s t u m s h e m m e n d n ich t nu t bet Zu- sa tz zum P lasma , sondern aueh bet Zusa tz zum Serum. F ine W a c h s t u m s h e m m u n g d u t c h H e p a r i n s e r u m gel ingt jedoch, e n t s p r e c h e n d d e m h6he ren Geha l t des Se rums an i re iem P r o t h r o m b i n und Cytozym, ers t bet einer e n t s p r e c h e n d h6heren K o n z e n t r a t i o n des Hepa r ins im Medium. Auch is t ein vo l lkommenes Sis t ieren tier Pro l i fe ra t ion nur schwer er- re iehbar , da h ierzu H e p a r i n m e n g e n n6t ig sind, welche sehon tox i sch wirken.

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