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Dieser letztere Wert durfte den1 wirklichen Pvlol.-Gew. naher liegen als die ersten. Auch der Siedepunkt des Perhydro-lycopins entspricht ungefahr dem von einem Kohlenwasserstoff mit 40 C-Atomen zu er- wartenden.

Dass wir Lycopin und Carotin fur Verwandte des Safranfarb- stoffes und des Bixins halten, haben wir schon fruherl) ausgesprochen.

Herrn Prof. Dr. Gh. Griinacher sind wir fur Beihilfe bei der Analyse des Perhydro- lycopins zu Dank verbunden.

Ziirich, Chemisches Institut der Universitat.

Krystallisierte Casotinoide aus Bluten des Wiesenranunkels und aus Hagebutten

von H. H. Escher. (15. VI. 28.)

Nachdem in der letzten Zeit Untersuchungen von P. Karier und L. Salomon uber Safranfarbstoffe2), von R. Kuhn und A. Winterstein uber konjugierte D~ppelbindungen~) erschienen sind, und L. Zechrneister und L. n. Cholnoky die Isolierung des Paprikafarb~toffes~) und mit V . Vrabkli die Hydrierung des Carotins5) gegluckt ist, mochte ich Uber zwei kleine orientierende Versuche aus den Jahren 1921-22 berichten.

I. X a n t h o p h y 11 a u s R a n u n c u 1 u s - B 1 u t en. Auf einem mit Tull bespannten Rahmen wurde eine grossere Zahl

ganzer Bluten einer in den Wiesen um Zurich im Mai massenhaft bluhen- den Ranunkelart (wohl vorwiegend Ranunculus Steveni Andrz.) an der Sonne getrocknet. Die erhaltenen 64 g trockenes Material farbten 1 Liter leichten Petrolather nach 12-stundigem Stehen bei Zimmer- temperatur nur sehr wenig an. Durch dreimaliges Ansetzen mit zusam- men 2 Liter 90-proz. Athylalkohol konnte den Bluten jedoch nach weni- gen Stunden fast aller Farbstoff entzogen werden. Nach Vermischen des Alkohol- und Petrolatherextraktes wurde durch Zugabe von 100 cn13 destilliertem Wasser eine Ober- und Unterschicht erzeugt, welche beide ungefahr gleich stark gelb gefarbt waren.

Aus der petrolatherischen O b e r s c h i c h t wurden etwa 2 g braunes Wachs erhalten, das durch Losen in wenig Schwefelkohlenstoff und Fallen mit absolutem Alkohol in der Kalte reichlich farbloses Wachs, nber aucli nach mehrtagigern Stehen bei - 4 O kein Carotin abschied.

4) A. 454, 54 und 455, 70 (1927). 5, B. 61, 566 (1927).

l) Helv. II, 517 (1928). 2 , Helv. 10, 397 (1927) und I I , 513 (1928). 3, Helv. I I, 87 u. ff. und 427 (1928).

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Die 811s 2 Liter ca. 85-proz. Sprit bestelientle U n t e r s c h i c h t wurde mit 100 em3 leirhtem Petroltither geschuttclt untl rnit 2 Liter destilliertem Wasser versetzt. Es ging nur sehr wenig Farbstoff in den Petroliither. Nach 12-stuntligeni Stehen bei - 4 O hatte sich an der Grenzschicht ein braungelber, k r y s t a l l i n i sche r Niederschlag gebildet, ahnlich wie sich ein solcher bei der Darstellung des Eidotter-Luteinsl) maiichmal abscheitlet. Die niir noch blass gefarbte Unterschicht wurde abgehebert, der Petrolather durch Baumwollbatist filtriert und der hraune Fark)stoffsclilanim im Calciumchloridevsikkator getrocknet. Reiiii Auskochen niit wenig Methylalkohol blieb vie1 Farbloses ungelost und am dem schiin rotbraunen Filtrat fiel nach rnehrstundigem Stehen ein heller Krystallfilz am. Unter dem Ptlikroskop waren es feine braun- gelbe, zu Sternchen vereinigte Niidelclien ganz ahnlich dein Rohproclukt von Dotter-Lutein. Durch Umkrystallisieren ans wenig Methylalkohol und Stehen bei Zimmertemperatur entstanden his zu 1 mm grosse Krystalle yon typischer F o r m urid F a r b e des X a n t h o p h y l l s und D o t t e r - L u t e i n s , wie sie von R. Willstatter und W. M i e g beim Xantho- phyll aus Rlattern2) und von R. Willsttitter untl H . H . Escher beim Lutein des Hiihnereid~tters~) beschrieben worden sind. Es waren , ,Prismen, die mitunter schwalhenschwanzformige Einkerhungen zeigten" auch ,,Wetzsteinformen" und ,,unscharf vierseitige Tafelchen". Die Farbe im hlikroskop in der Durchsicht b r a u n l i c h g e l b - im Gegensatz zum i.otorangen Carotin - id ,,(la wo zwei Krystalle sich kreuzen, orangerot und brann". Die erhaltene Mengc war jedoeli zii gering und zu wenig rein, um damit eine Analyse oder aixcfi nur einr 8chmelz- punktbestimmung auszufhhren.

11. L y c o p i n ails I l a g e b n t t e n . 700 g schon clunkelrote und bereits ein weriig eingetrocknete Ilage-

hutten einer Gartenrose wurden samt den Kernen4) durch das feinste Ilesser einer Fleischhackmaschine getrieben, mit 600 em3 Aceton geschuttelt, nach eiriigern Stehen abgepresst und auf einem Tullrahmen bei ea. 40° getrocknet. Das mittelst einer Kaffeemuhle hergestellte Pulver wurde 4 Ma1 mit je ca. 250 em3 Petrolather (30-70O) bei Zim- nierternperatur extrahiert, der schiin rotgelbc Extrakt 4 Ma1 mit Wasser gewaschen, mit Natriumsulfat geschuttelt, filtriert, im Vakuum bei 3 5 O auf ca. 30 em3 eingeengt und mit 60 em3 Schwefelkohlenstoff, clann mit 200 em3 absolutem Alkohol versetzt. Es fiel zuerst wenig Farbloses, dann reichlich sclione E'arbstoffnadelchen. Nach 12-stun-

1) R. FVtIIsfatter und H . H . Esrhw, %. physiol. Ch. 76, 218 (1912). 2 , A. 355, 1 (1907). J) 1. c. s. 222. *) Bei kunftigen Arbeiten ware zu versuchen, ob man nicht die Kerne vom Frucht-

fleisch durch Sedimentierung in Losungen von passendem spezifischem Gewicht, z. Be Wasser-Sprit oder Wasser-Kochsalz-Bicarbonat, trennen kann.

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- 754 - digem Stehen bei Oo wurde durch Baumwollbatist filtriert und das reich- lich abgeschiedene 0 1 (das wohl aus den Hagehuttenkernen stammte) durch Waschen mit Petrolather entfernt. Der rotbraune Krystallbrei dieses Kohproduktes zeigte unter dem Mikroskop derbe Sadeln, welche besonders an den Enden zerkluftet waren. Durch Umfallen am Schwefel- kohlenst>off-Alkohol enstand rasch ein Filz haarfeiner, sehr langer Nadeln. Aus Scliwerbenzin umkrystallisiert waren es unter dem Mikroskop nach Form und Farbe t y p i s c h e Krystalle von L y c o p i n , wie sie von R. Willstiitter und H.H. Esdter beim Tomatenfarbstoff l) beschrieben wiirdeu, namlich ,,br&unlich-rosa bis karminrot und da wo die Prisnien sich kreuzen, stark blausticliig rot". Auch die gegenuber Carotiri inerklich geringere Loslichkeit in Petrolather und die Fallungsverhaltnisse in Schwefelkolilenstoff durch Alkohol waren eharakteristisch fur Lympin.

Inzwischen ist in den letzten Wochen (1 928) im Laboratorium von Prof. P. Rawer aus eiiiem Handelspraparat von Hztgebutten das- selbe Pigment isoliert worden, und die von Frl. Dr. R. Widmer. ausge- fiihrte Elementaranalyse und Mischschmelzpunktsl~estimmung mit Lycopin ails Tomaten ergaben aiif tliesen liolilenwasserstoff wharf stirnmrnde Werte.

Ziirich, Pharmakologisches Institut d e y Tinirersitiit, Dir. Prof. Dr. M . Cloefta.

Uber Mercuri-tetrammin-persulfat von Fr. Fiehter und Salomon Stern ".

(I. v1. 28.)

Gut charakterisiei+e, schwer losliche Salze der Perschwefelsaure, oder gar solche der Sulfornonopersaure Rind nicht zahlreich. Nun findet sich in cler Literatur eine Angabe voii N . 7'arugi3), wonach die Rehandlung von Quecksilbcrmetall oder von Mercurochlorid mit hminoniurn-persulfat bei Gegenwart von konz. Ammoniak unter leb- hafter Reaktion zu einern krystallisierten, schwer loslichen Queck- silber-Ammoriiak-Komplexsalz der Perschwefelsaure fuhrt. Turugi riimmt an, class ein Doppelsitlz mit den Kationen Ammonium und Mercuro vorliegt, das auf ein Quecksilberatom rioch ausserdern zwei Molekelii Ammoiiiak addiert hat, und wofur er die Formel

auf st ellt . Hg' I NH, S,O, + 2 NH,

I) Z. physiol. Ch. 64,52 (1910). Vergleiche auch die dort beigegebene farbige Tafel. z, Auszug &us der handschriftl. Diss. Salomon Stern, Basel 1928. 3, G. 33, I, 127 (1905); GmPlin-Kraut-Friedheznz, Hdb. d. Anorg. Ch. V, 11, 619,

614; M. R. Hofmnnm, Lex. d. Anorg. Verb. I, 2, 988, Nr. 14b.


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