Knstliche Befruchtung
DoppeltesKinderglck:
Angela undMarkusRoos
haben derNatur auf die
Sprnge geholfen Seite 10
MM21, 23.5.2016 | www.migrosmagazin.ch
Verrckt
nach Fussball:
Moderator
Sascha Ruefer
im Interview
Seite 32
Minihuser:
Der Reiz des
Wohnens
auf engstem
Raum Seite 26
BitteWohnungswechsel der Postmelden oder dem regionalenMitgliederdienst: Tel. 0041(0)71 493 24 51, E-Mail: [email protected]
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DEditorial
Doppelt und
dreifach
DieAusgangslage ist eigentlich klar: Im
vergangenen Sommer habendie Schweizer
StimmbrgerinnenundStimmbrger einer
Verfassungsnderung ber denUmgangmit
Embryonen zugestimmt.DieserEntscheidwar
dieVoraussetzung fr dieRevision desGeset
zes zur Fortpflanzungsmedizin, ber daswir
am5. Juni abstimmen.DasGesetzwurde ent
sprechend denVorstellungen einerMehrheit
umgesetzt und bestimmt,wieEmbryonen
untersuchtwerden drfen, bevor sie einer Frau
in dieGebrmutter eingepflanztwerden.
Der Gesetzesartikel wurde von fast allen
politischen Parteien angenommen. Trotzdem
habenEVP, kirchliche und Behinderten
organisationen und derHebammenverband
das Referendum ergriffen. Sie wollen in erster
Linie verhindern, dassmit Tests frhzeitig
ber wertes und unwertes Leben entschieden
wird. Die Befrworter halten fest, dass die
Schweiz bereits heute eines der strengsten
Gesetze in Europa hat.
DasMigros-Magazin hat sich aber nicht
diesem politischen, sondern einem anderen,
interessanten Aspekt der Fortpflanzungs
medizin gewidmet: Seit immermehr Paare der
Natur auf die Sprnge helfen, wchst die Zahl
der Zwillings undDrillingsgeburten deutlich.
2014waren 1,84 Prozent aller Geburten in der
SchweizMehrlingsgeburten. Bei denGebur
ten nach einer knstlichen Befruchtung
betrug der Anteil 16,7 Prozent oder
gut achtMalmehr. Astrid Fuchs
undMarcoWeiss aus Niederhasli
ZH etwa haben drei Kinder
dank knstlicher Befruchtung
erhalten, zwei davon, Rouven
und Lina, sind Zwillinge.
Und Ali Coktasar und seine
Frau Zeynep sind nach einer
abenteuerlichen Zeugungs
geschichte gar Eltern von
Drillingen geworden.
Weshalb In-vitro-Fertilisa-
tionmehrDoppelgeburten
bringt undwas Eltern heute
auf sich nehmen, umKinder zu
erhalten, beschreibtmeine Kol
leginMonicaMller ab Seite 10.
Hans Schneeberger, Chefredaktor
118
53
4 | MM21, 23.5.2016
32
26
DerVergleich
mit Beni Thurnheer
ist unfair.
SaschaRuefer,Sportmoderator
Menschen
8DieseWoche
Die Schweizer Bevlkerung
wchst immens undwird
immer lter.Wie Frauen anfan-
gen, sich zu organisieren
10Mehrlingsgeburten
Die Fortpflanzungsmedizin ist
ein Segen fr kinderlose Paare.
DerWeg zu eigenen Kindern
ist aber oftmit vielMhe und
Sorge gepflastert
16 Internetkriminalitt
Shira Kaplan hilft Schweizer
Unternehmen, sich gegen
Cyberangriffe zuwappnen
18 Laienrichter
Drei Laienrichter sagen,
warumNichtjuristen am
Gericht sowichtig sind
25Bnz Friedli
26Wohnen imMini-Haus
Leben aufwenigenQuadrat-
metern ist fr immermehr
Schweizer eine Bereicherung
32Bald ist Fussball-EM
Sportreporter Sascha Ruefer
ber das Kribbeln vor dem
Anpfiff, die EM-Favoriten und
vorwitzigeHobbyfussballer
Migros-Welt
42Fotowettbewerb
Gesuchtwird das schnste
Schweizer Bauernbild
44Biopoulet
DieHhner vonYves
Quartenoud haben freien
Auslauf und hren Radio
48Schweizer Erdbeeren
51VielseitigeKompotte
53 Saisonkche:Gurke
68Veganpicknicken
74Leichter geniessen
77Migros-Hochzeitstorte
79SopepptmanCakes auf
81RegionalesGebck
82Bereit fr die Badesaison?
87Neues aus derRegion
AktionenundReportagen
Leben
93 Knigge reloaded
Darfman Intimesmailen?
95Familie
Gtti seinmit Engagement
96Gesundheit
FalscherHerz-Alarm
99Beauty
Sonnenteint aus der Tube
100Digital
So surfen Sie im ganzenHaus
102Kinder
Wieman starke Pflanzen
imitieren kann
105Glcksgriff
Ferien in Scuol
106Reisen
Mit demZug durch daswilde
und romantischeUsbekistan
111 Rtsel/Impressum
116Cumulus
118MeineWelt
Daniel ZbindenwarHip-Hop-
Weltmeister, tanzte in Las
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Michael-Jackson-Imitator
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MM21, 23.5.2016 | 5
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Kunstturnelite vom 25.Mai bis
5. Juni in Bern aufeinandertrifft.
AkramZaatarisFotografien
undVideos beschftigen sichmit
den Folgen des Kriegs imNahen
Osten. Bis zum 31. Juli ist seinWerk
imZrcher Kunsthaus zu sehen.
UnntzesWissen
Tierischer
Sex
DieWeibchen der
Adeliepinguine
tauschenSex ge-
genKieselsteine,
mit denen sie ihr
Nest bauen. Be
schafftder Partner
nicht genugSteine,
suchen sie sich
einen anderen.
Weibliche Schwei
ne finden Trffel
imBoden schnel
ler, weildie Trffel
fr siewie
paarungswillige
Eber riechen.
DieWeibchen der
Igelwurmgattung
Grne Bonellia
werdenmehrere
Zentimeter lang,
Mnnchen nur
zwei bis dreiMilli
meter. Fr die
Befruchtung
verschluckendie
Weibchenmeh-
rereMnnchen.
Eine Schimpansin
hat etwa 135Mal
mit verschie-
denenPartnern
Sex,bevor sie
befruchtet ist.
Quelle: Neon/Stern
Menschen
MM21
Mein Bild derWoche Es gibt in diesen Tagen nichts Erfrischenderes, als durch einen
Wald zu gehen. Klar, die Pfingstrosen in den Grten, der Flieder an den Husern,
die Glyzinien an den Balkonen sind auch nicht ohne. Aber derWald, oho! Zu
sehen, wie er einem natrlichen Programm folgend von der kargen Jahreszeit nun
zu tausend Schattierungen vonGrnwechselt, ist sondergleichen. Zu hren,
wie das Leben raschelt und summt. Und dann erst dieser Geruch! Ein multi
sensorisches Spektakel, das Sie sich nicht entgehen lassen drfen. Es ist eine
schweizweite Tournee. Sie kostet nichts. Eintritt ist jederzeit. Und die Show luft
jetzt. Geben Sie sich einen Ruck, Sie werden erquickt und erlabt heimkehren.
Leseprobe
Entschuldigung, was lesen Sie gerade?
ErasmoLeccese (59), Italienischlehrer, Basel
a) LaDivinaCommedia vonDante
b) Il nomedella rosa vonUmberto Eco
c) La Letteratura vonMaria Angela Cernigliaro
Antwortc):DieitalienischeLiteraturliegtmiramHerzen,
dasBuchhilftmirbeimUnterrichten.
RegulaBhrer
Fecker (38) ist
Mitinhaberin der
Werbeagentur
RodKommuni
kation und zwei
facheMutter.
Bilder:JasminSchneebeli/EMKunstturnenBer,zVg,SalvatoreVinci
DieseWoche
Die Senioren-WG ist die
Wohnform der Zukunft
In vielen Kantonen wird sich die Zahl der Rentnerinnen und Rentner bis 2045 mehr als
verdoppeln. Das prgt auch den Lebensstil: Insbesondere Frauen werden ihren
Lebensabend vermehrt inWohngemeinschaften oder Generationenhusern verbringen.
Text:Monica Mller
D
die Zahl der Einwohner
in der Schweiz wird
bis 2045 um 22 Prozent
ansteigen, wobei die
einzelnen Altersklassen sich sehr
unterschiedlich entwickeln wer-
den. Das geht aus Szenarien des
Bundesamts fr Statistik hervor,
das die Bevlkerungsentwicklung
bis 2045 durchspielt.
Die Unter-20-Jhrigen legen
gesamtschweizerisch 13 Prozent
zu, die 20- bis 64-Jhrigen hinge-
gen nur 8 Prozent. Viel strker fllt
dagegen der Zuwachs bei den Per-
sonen ab 65 Jahren aus: Sie ver-
zeichnen ein Plus von 79 Prozent.
Denn die Babyboom-Jahrgnge
erreichen bald das Rentenalter.
Gleichzeitig steigt die Lebens-
erwartung,was den Anteil der
Rentner ebenfalls ansteigen lsst.
Am strkstenwchst die Zahl
der Personen ber 65 imKanton
Schwyz ummehr als 115 Prozent.
Aber auch in Freiburg, imThurgau,
in Obwalden und imAargau drfte
sich ihre Zahlmehr als verdoppeln.
Fr die Generationenforscherin
Pasqualina Perrig-Chiello (siehe
Interview) verbindenMnner und
Frauen unterschiedliche Vorstel-
lungenmit demAlter: Mnner
lebenmeist bis ans Lebensende
in einer Partnerschaft und sind
umsorgt. Betagte Frauen dagegen
sindmeist alleinstehend, verwitwet
oder geschieden. Sie seien ge-
sundheitlich strker eingeschrnkt
und finanziell schlechter gestellt
und dahermeist auf Hilfe ange-
wiesen.
Deshalb sorgen ltere Frauen
laut Perrig-Chiello bereits heute
vor: Sie grndenWohngemein-
schaften, ziehen inGenerationen-
huser oder entscheiden sich fr
betreutesWohnen. MM
Zahlen und Fakten
10,2
Millionen Menschen
werden bis 2045 in
der Schweiz leben.
25
ProzentmehrMen-
schenwird es bis 2045
in den KantonenAargau,
Thurgau, Freiburg,
Waadt,Wallis und
Zrich geben.
100
Jahre alt oder lter
sindheuteweniger als
2000Frauenund
Mnner. 2045werden
inderSchweiz fast 13000
Menschen 100-jhrig
oder lter sein.
56
Prozent der heute
65- bis 79-Jhrigen sind
weiblich. In 30 Jahren
werden es nur noch
52Prozent Frauen sein.
63
Prozent der heute
80-Jhrigenoderlteren
sindFrauen. In 30 Jahren
wird ihr Anteil auf 55
Prozent gesunken sein.
Quelle: Bundesamt fr Statistik
Statt im Seniorenheimwerden viele Rentner knftig in einerWohngemeinschaft leben.
Bilder:MartinRuetschi/Keystone,zVg
8 | MM21, 23.5.2016 | MENSCHEN
Woran denken
Sie beimWort
Pensionierung?
www.migmag.ch/
umfrage
Pasqualina Perrig-Chiello
Allewollen lange leben,
aber niemandmchte
als alt bezeichnetwerden
Strassenumfrage
Freuen Sie sich auf
das lterwerden?
AndreasWidler (48), IT-Fachmann,
Zrich: Auchwenndas eine oder
andere Zimperlein zumAlter gehrt,
freue ichmich aufmehr Zeit frmich.
Sorgen bereitetmir einzig derUnter
halt unseres Rentensystems.
Christina Lendi (32), Fachfrau
Betreuung,Dielsdorf ZH: Meine
Eltern sindpensioniert und tuckern
mit demWohnmobil durchEuropa. So
alt zuwerden, stelle ichmir schnvor.
IchhabekeineAngst vordemAlter.
ThomasGubler (53), Direktion
Chocolat Frey, Beinwil amSeeAG:
Nachder Pensionierunghabe ich
noch 20 spannende Jahre vormir.Wie
bei allen Lebensphasenwerde ich
auch ausdieser Zeit dasBeste ziehen.
Die neue Bevlkerungsstatistik
zeigt, dass der Anteil der ber-65-
Jhrigen stark ansteigen wird. Ist
die Schweiz darauf vorbereitet?
Diese Zunahmehatman erwartet,
es besteht keinGrund zur Panik. Es
wird anLsungsanstzen gearbeitet
etwa an derReformderAHV, an der
beruflichenVorsorge und an einer
nationalen Strategie zur Prvention
nichtbertragbarerKrankheiten. Aber
es besteht nochHandlungsbedarf.
In welchen Bereichen?
Man vergisst gern, dass insbesondere
die Familien herausgefordert sind.
BetagteMenschenmchten vermehrt
bis ans Lebensende in ihren vier
Wnden leben. Ohne dieHilfe von
Familienangehrigen zumeist der
Tchter geht das nicht. DieseHilfe,
die fr die Gesellschaft eine enorme
Einsparung an Pflegekosten bedeutet,
ist wiederummit anderenKosten
verbunden.
Inwiefern?
Frauen, die betagte Verwandte pfle
gen, verdienenweniger und haben
eine schlechtere berufliche Vorsorge.
Sie fehlen in der Arbeitswelt, und
damit fehlen ihre Sozialleistungen
der Gesellschaft. Somit ist Hilfe und
Pflege von Angehrigen keine rein
familire, sondern auch eine gesell
schaftliche Angelegenheit, zumal
viele dieser Frauen in einen Verein
barkeitskonflikt zwischen Beruf und
Familie geraten, weil sie zunehmend
berufsorientiert, besser gebildet
und hufiger alleinstehend sind.
Was erwarten Sie von den Arbeit-
gebern, was von den Politikern?
Es braucht flexible Arbeitsmodelle,
Betreuungszulagen, Entlastungs
mglichkeiten. Der politischeWille,
das Engagement fr die Familie zu
untersttzen, ist zwingend. Dennwas
sind die Alternativen?Noch hhere
Kosten fr die Gesellschaft.
DieKosten strapazieren die Solidari-
tt zwischen denGenerationen.Wie
lsst sich dieses Problem lsen?
Hufig ist die Rede von den Jungen
die fr die Alten zahlen. Das ist
schlichtweg falsch. Die Jungenwer
den immer lter, bevor sie zahlen.
Ihre Ausbildung dauert lnger, sie
brauchen lange, bis sie sich beruflich
und familial verankern. Es ist die
mittlere Generation, die ammeisten
unter Druck steht.
Wie knnteman sie entlasten?
Wirmssen die bisher gltige
Phasengestaltung des Lebens
Ausbildung, Arbeit, Ruhestand
berdenken. Die Jungen sollten etwa
schon frher Verantwortung ber
nehmen und nicht erst Ende 20 in
der Arbeitswelt Fuss fassen. ltere
sollten weiterarbeiten knnen, wenn
sie das knnen undwollen. Genauso
selbstverstndlich wie lebenslange
Weiterbildung sollten lebenslanges
Arbeiten und lebenslangeMusse wer
den.Wirmssen diese Phasen ber
das ganze Leben besser verteilen.
Wer ber 50 ist, hat oftMhe,
eine neue Stelle zu finden.
Das ist ein ungelsterWiderspruch
auch hier braucht es ein Umdenken.
Kontinuitt, Erfahrung undKompe
tenz sind ebensowertvoll wie Dyna
mik, Jugendlichkeit und Flexibilitt.
Warum ist Alter so negativ besetzt?
DerMensch hatte schon immer ein
zwiespltiges Verhltnis zumAlter.
Alle wollen lange leben, aber niemand
mchte als alt bezeichnet werden.
Das hatmit Angst vor altersspezifi
schen Verlusten zu tun: Verlust von
Gesundheit, Autonomie, Einfluss und
Schnheit.
Wie geht es den Leuten nach
der Pensionierung?
ImGegensatz zur landlufigenMei
nung gut. Die Jahre zwischen 60 und
80 sind in der Regel gute Jahre. Das
zeigen die Befindlichkeitskurven
rund umdenGlobus. Nach der
Pensionierung nimmt der Druck ab
viele empfinden die neue Lebens
phase als Befreiung. Sie sagen sogar:
Das Alter istmeine beste Zeit. MM
Pasqualina
Perrig-Chiello(63)
ist Psychologie
professorin und
Generationen
forscherin.
MENSCHEN | MM21, 23.5.2016 | 9
Knstlichbefruchtet
2
Prozent aller
Kinder, die inder
Schweiz auf die
Welt kommen,
wurden imRea
genzglas gezeugt.
6269
Frauen liessen
sich 2014 knstlich
befruchten.
36
Jahre alt waren
durchschnittlich
die Frauen und
40jhrig die
Mnner, die sich
einer knstlichen
Befruchtung
unterzogen.
37
Prozent der be
handelten Frauen
wurden 2014
schwanger.
41
Prozent: Bei so
vielen Paaren liegt
derGrund fr
eine knstliche
Befruchtung in der
Sterilitt desMan
nes. Bei 17Prozent
ist dieUnfrucht
barkeit der Frau
dieUrsache.
Bei 30Prozent
der Paare sind
beide Partner
unfruchtbar.
Quelle: Bundesamt
fr Statistik (BfS), 2014
Die In-vitro-Fertilisation
belastete die Beziehung:
Astrid Fuchs und
MarcoWeissmit Ian (5)
und den zweijhrigen
Zwillingen Rouven
und Lina.
10 | MM21, 23.5.2016 | MENSCHEN
Familienglck
imMultipack
Die Zahl derMehrlingsgeburten steigt markant an
auch, weil immer mehr Paare auf knstliche Befruchtung
setzen. Ein mhevoller Weg, wie drei Beispiele zeigen.
Text:Monica Mller Bilder: Sophie Stieger
S
ind das Zwillinge?DaswirdAstrid Fuchs (34)
oft gefragt, wenn siemit ihremDoppelkinder
wagen inNiederhasliZHunterwegs ist. Auf die
rhetorischeFrage folgtmanchmal eine indis
krete: Sind sie denn auf natrlichemWeg entstan
den?Nein, ihre dreiKinder seien alle dank knst
licher Befruchtung zurWelt gekommen, antwortet sie
dann jeweils. Die Passantenwerden verlegen, viele ver
stummen. Ichweiss, die Frage ist nicht bse gemeint,
sagt Fuchs. Aber sie nervt trotzdem.
Astrid Fuchs hatteMitte 20 zwei Eileiterschwan
gerschaften, der Befundwar eindeutig: Ihr Kinder
wunschwrde sich nur dank einer InvitroFertili
sation (IVF) verwirklichen lassen. Sie sei eine dank
bare Patientin gewesen, erzhlt Fuchs. Ichwar erst
Ende 20, undmanwusste genau, was zu tunwar.
Dennoch empfanden sie und ihrMannMarcoWeiss
(39) die Prozedur als Belastung fr die Beziehung.
EmotionalesAuf undAb
DieHormone, die Astrid Fuchs einnahm,machten sie
dnnhutig. Die Punktion, bei der ihr Eizellen ent
nommenwurden, schmerzte. Die Unsicherheit, wie
sich die Eizellen entwickeln wrden,machten sie und
ihrenMann nervs. Und die Ungewissheit nach dem
Transfer zweier befruchteter Eizellen in die Gebr
mutter war kaum auszuhalten. Astrid Fuchs und
MarcoWeiss hatten Glck: Gleich beim ersten Ver
such kam es zu einer Schwangerschaft.
Zwei Jahre nach Ians (5) Geburt wagten sie einen
zweiten Anlauf. Astrid Fuchs wurde erneut gleich
schwangermit einer nach der ersten Punktion gefro
renen Eizelle. In der neuntenWoche verlor sie das
Kind dann allerdings. Zurck auf Feld eins: Hormon
behandlung, Punktion, Transfer. Es war, wie wenn
nur drei Stcke eines 10000erPuzzles fehlen, und
dann fllt alles zu Boden. Fuchs brauchte ein Jahr
Pause, bis sie wiederMummaufbrachte. Diesmal
wurde sie gleichmit Zwillingen schwanger: Rouven
und Lina (2).
16000Franken frsKinderglck
Einenweiteren Versuch htten Astrid Fuchs und
MarcoWeiss nicht gewagt. Nebst dem emotionalen
Auf und Ab belasteten sie auch die Kosten. Er ist
Lastwagenfhrer, sie putzt im Schulhaus und arbeitet
am Samstag imVerkauf. Das Paar hat lange gespart
fr die 16000Franken, die die knstlichen Be
fruchtungen in etwa gekostet haben. Wir haderten
nie damit, dass wir diesenWeg gehenmussten,
sagtMarco. Dass aber die Krankenkasse eine
Abtreibung finanziert, bei einer knstlichen
Befruchtung aber rein gar nichts bernimmt,
das finde ich nicht richtig.
Fast jeder hat heutzutage Bekannte oder Verwand
te, die Nachwuchs imDoppel oder garMehrfachpack
bekommen haben. Ein Blick in die Statistik besttigt
den Eindruck, dass hierzulande noch nie so viele
Zwillinge zurWelt gekommen sind. Gab es in der
Schweiz 2002 bloss 1098 Zwillingsgeburten, waren
es 2010 schon 1456 und 2014 bereits 1517.
Reproduktionsmediziner Bruno Imthurn vom
Universittsspital Zrich sieht vier Grnde fr den
Zwillingsboom. Frauen bekommen heute spter
Kinder, und ltereMtter haben hufiger einen dop
pelten Eisprung. Die Einnahme vonHormonen zur
Steigerung der Fruchtbarkeit begnstigt Zwillings
schwangerschaften. Kinderwunschbehandlungen
Fortpflanzungsmedizin
MENSCHEN | MM21, 23.5.2016 | 11
Der turbulente
Alltag der
Familie
Fuchs-Weiss
www.migmag.ch/
mehrlinge
im Ausland, woweniger strenge Gesetze gelten,
fhren sehr hufig zuMehrlingen. Und immermehr
Paare entscheiden sich heute fr eine In-vitro-Fertili-
sation, eine Befruchtung imReagenzglas: Rund jede
fnfte Schwangerschaft nach IVF fhrt zu Zwillingen
oder Drillingen.
Der Grund dafr: Bei der Punktionwerden einer
Frau durchschnittlich zehn Eizellen entnommen.
Davon lassen sich natrlicherweise sechs Eizellen
befruchten. Noch bevor sich diese geteilt haben,muss
die Frau nach heutiger Gesetzeslage entscheiden, ob
sie eine, zwei oder drei Eizellen weiterentwickeln
lassenwill. Die brigen, noch ungeteilten Eizellen,
werden tiefgefroren. Ob Tage spter eine, zwei oder
drei Embryonen noch leben, lsst sich sehr schwer
voraussagen. Alle entwicklungsfhigen Embryonen
mssen in die Gebrmutter bertragenwerden
dasmomentan gltige Fortpflanzungsmedizingesetz
will es so. Umdie Chance auf eine Schwangerschaft zu
erhhen, setzen viele Paare auf dieWeiterentwick-
lung von zwei oder gar drei befruchteten Eizellen.
Zwillinge imBauchundmit denNervenamEnde
So auch Angela (41) undMarkus Roos (40) aus Zo-
fingenAG. Die rzte hatten ihm eine unzureichende
Spermienqualitt beschieden, und so entschied
sich das Paar nach langemHin undHer fr eine
In-vitro-Befruchtung. Nach einem ersten gescheiter-
ten Versuch liessen sie drei Eizellen sich weiterent-
wickeln. Immer dieser Gedanke, ob es klappt oder
nicht, erzhltMarkus Roos, dasmacht dich fertig.
DieHormone htten sie aufgedunsenwie einen
Hefeteig, sagt Angela. Undmit 39 habe sie sich nur
noch ein Jahr gegeben, um schwanger zuwerden.
Nach zwei langenWochen kamdann die freudige
Nachricht: Zwillinge!
Das hatte sich dieMutter von drei bereits erwach-
senenKindern aus erster Ehe gewnscht: Die Nach-
zgler sollten nicht allein aufwachsenmssen. Doch
bereits in der 16. Schwangerschaftswochemusste das
Ehepaar Roos wieder zittern. Angela wurdewegen
akuter Atemnot ins Spital Zofingen eingewiesen und
dannmit Verdacht auf eine Lungenemboliemit der
Rega ins Universittsspital Basel geflogen.
Drei Tage lang war nicht klar, obMutter undKin-
der berlebenwrden. Nach unzhligenUntersu-
chungen konnte eine Lungenembolie schliesslich
ausgeschlossenwerden.Weil Angela Roos nun aber
frhzeitigeWehen hatte, musste sie imKantonsspital
Basel liegen bleiben. Bis in die 24.Woche bangten An-
gela undMarkus Roos umdie Zwillinge. Sie diskutier-
ten viel, welche lebenserhaltendenMassnahmen sie
ergreifen wrden, sollten dasMdchen und der Junge
viel zu frh zurWelt kommen. Sie waren sich uneins:
Sie wollte die Kleinen gehen lassen, er nicht.
Markus Roos arbeitete tagsber als Bohrmeister im
Leitungsbau, abends fuhr er jeweils zu seiner Frau ins
Spital. In der Zeit vergass ich sogar zu essen, ich war
nervlich amEnde, erzhlt er. Am 27. April wurden
Amelie undMattia (1) schliesslich zehnWochen zu
Fortpflanzungsmedizin
Darum gehts
bei der PID-
Abstimmung
Am5. Juni stimmen
wirerneutber
dieFortpflanzungs-
medizinab.61,9 Pro-
zentderSchweizer
haben imvergange-
nenSommer Ja gesagt
zueinerVerfassungs-
nderung. Siebildete
dieVoraussetzung fr
dieRevisiondesFort-
pflanzungsmedizin-
gesetzes.Dieses sollte
unter anderemdahin-
gehendgendert
werden, dassEmbryo-
nenuntersuchtwer-
dendrfen, bevor
sie einer Fraueinge-
pflanztwerden
(Primplantations-
diagnostik;PID).
Paare,dieeine
schwereKrankheit
in der Familie haben
oderungewollt kin-
derlosbleiben,wr-
denvonderneuen
Regelungprofitieren.
DochdieEVPund
18Organisationen
wie Insiemeoder
derSchweizerische
Hebammenverband
habendasReferen-
dumgegendasFort-
pflanzungsmedizin-
gesetz ergriffen.
Eshlt fest,wann
undwiegenetische
Untersuchungen
anEmbryonen im
Reagenzglas erfolgen
drfen.Wirddasneue
Gesetz angenommen,
knntediePID ab 2018
in der Schweizprakti-
ziertwerden.Wirdes
abgelehnt,mussdas
Parlament esnoch-
mals berarbeiten.
frh per Kaiserschnitt auf dieWelt geholt. DasMd-
chenwog 1150, der Bub 1540Gramm. Als Angela Roos
ihre Kinder zum erstenMal sah, waren ihre rmchen
und Beinchen blau und die Gesichter steckten hinter
Atemmasken.
EinenMonat lang blieben Amelie undMattia auf
der Neonatologie, einenweiteren auf der Station. Das
Warten, bisman sie heimnehmen durfte, habe an den
Krften gezehrt, erzhlen die Eltern.Mit ihren ngs-
ten fhlten sie sich allein gelassen. Oft htten sie den
Vorwurf gehrt: Ihr habt das so gewollt. Knstliche
Befruchtung sei leider noch immer ein Tabuthema.
Heute sind die Zwillinge ein Jahr alt, krabbeln
interessiert herumund klettern von Schoss zu Schoss.
Es habe lange gedauert, bis der Alltag eingekehrt sei,
erzhlt das Paar. Nochwissen sie nicht, was die drei
Hirnblutungen bedeuten, dieMattia auf der Neonato-
logie erlitten hat.
Gesundheitliche Probleme sind beiMehrlingen
hufig, weil Zwillinge imDurchschnitt vierWochen,
Drillinge siebenWochen zu frh zurWelt kommen,
sagt Hans Ulrich Bucher, ehemaliger Leiter der
Neonatologie amUniversittsspital Zrich. Zu den
Komplikationen in den ersten Lebenswochen
gehrten unreife Lungen, die Atemuntersttzung
notwendigmachen, Unterkhlung, die eine Pflege im
Brutkasten erfordert, und ein unreifer Darm, der
die Anflligkeit auf Infektionen erhht und eine
knstliche Ernhrung ntigmacht.
WenigerMehrlingsgeburtendankPID
Statistiken zeigen:Mehrlingemssen zehnmal hu-
figer in einer Station fr krankeNeugeborene behan-
delt werden als Einlinge. Siemachen zwar nur knapp
zwei Prozent aller Neugeborenen aus, belegen aber
rund 20 Prozent aller Intensivbetten fr Neugebo-
rene in der Schweiz. Experten glauben, dass es vier-
bis fnfmal weniger Zwillinge nach Fruchtbarkeits-
behandlungen gebenwrde, wenn eineMehrheit der
Abstimmenden am 5.Juni ein Ja zur nderung des
Fortpflanzungsmedizingesetzes einlegenwrde.
In Schwedenwar dies der Fall.
Laut Gesetzesnderung drftenmaximal zwlf
befruchtete Eizellen weiterentwickelt werden. Fnf
Tage knnteman dann die Entwicklung der befruch-
teten Eizellen beobachten; in dieser Zeit enden zwei
Drittel der Eizellen natrlicherweise in einer Fehl-
geburt. Durchschnittlich wren zu diesemZeitpunkt
noch zwei brig. Bloss eine von ihnenwrde in die
Gebrmutter bertragen. Der verbleibende Embryo
knnte fr sptere Transfers eingefrorenwerden. Die
Schwangerschaftschance wre gleich hoch,mgli-
cherweise sogar hher alsmit der heutigen Regelung,
dasMehrlingsrisiko wre abermassiv kleiner.
Es ist AnfangMai, Zeynep und Ali Coktasar (beide
42) stehen in der Abteilung 3 C/D der Neonatologie
im Luzerner Kantonsspital, den Blick auf drei
Wrmebettchen gerichtet. Darin liegen ihre Drillinge
Arjen (1520Gramm), Alena (1660) und Rojen (1775),
alle sind verkabelt. Puls, Sauerstoffsttigung und
12 | MM21, 23.5.2016 | MENSCHEN
2014
Entbindungen
Alle Geburten in der Schweiz Geburten nach knstlicher Befruchtung
Total Mehrlings-
geburten
Anteil Mehrlings-
geburten
Total Mehrlings-
geburten
Anteil Mehrlings-
geburten
84073 1549 1,84% 1675 280 16,72% (Quelle: BfS)
Die Entstehungsgeschichte
der Kinderwar einwahrer
Krimi: Ali Coktasarmit seiner
Frau Zeynep undArjen,
Alena und Rojen.
MENSCHEN | MM21, 23.5.2016 | 13
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Reisehit 52 vom 2. - 5. September 2016
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Gondelfest in Venedig
Atmungwerden konstant berwacht und flimmern
als farbige Linien ber einenMonitor. Fnf Jahre,
sagt Ali Coktasar, fnf Jahre hat es gedauert
und jetzt sind sie da. Er lchelt, seufzt, seine Augen
sind feucht.
Die Zeugungsgeschichte liest sichwie einKrimi.
Coktasar istKurde und ein politischer Flchtling.
Als der Plattenleger in Zypern lebte, lernte er Zeynep
kennen, die dort ihre Ferien verbrachte. DieKurdin
arbeitete aufKursschiffen auf demLuzerner See als
Serviceangestellte. Bald heirateten sie undwnschten
sich sehnlichstKinder. Da die beiden schon 37 Jahre alt
waren, tickte dieUhr sie standenunter Zeitdruck.
In der Schweiz klappte es nicht dafr auf Zypern
Eswollte nicht klappen, und diemedizinischen Ab
klrungen kamen zu keinem klaren Befund. Deshalb
entschieden sie sich, nachzuhelfen. Drei Insemina
tionen und zwei InvitroBefruchtungen in der
Schweiz scheiterten. Als sie von einer zypriotischen
Fruchtbarkeitsklinikmit guter Erfolgsquote hrten,
wollten sie einenweiteren Versuchwagen. Das
Verfahren kostet dort etwa 2700Franken, in der
Schweiz bewegen sich die Kosten zwischen 4000 und
10000Franken, je nachKlinik und notwendigen
Medikamenten.
Weil Ali Coktasar als politischer Flchtling nicht
nachNordzypern reisen konnte, wurden seine Sper
mien in Deutschland eingefroren, verpackt undmit
einer Transportfirma via Frankreich undGriechen
land nach Zypern spediert. Dort schmuggelte sie ein
Freund der Familie ber die Grenze in den trkisch
besetzten nrdlichen Teil der Insel.
Der erste Versuchmisslang. Beim zweiten Ver-
such empfahl der zustndige Arzt, drei Eizellen
weiterzuentwickeln. Vielleicht verlieren wir eine
oder zwei, meinte er.Und so kam es dazu, dass
Zeynep und Ali auf Zypern, wo sie sich verliebt hatten,
getrennt voneinander Eltern vonDrillingenwurden.
Inder Schweiz verbrachte die schwangereZeynep
zweiMonate imSpital, wegen starkerbelkeit und
frhzeitigenWehen. Inder 34.WochekamenArjen,
AlenaundRojenperNotkaiserschnitt zurWelt. Rojen
musste einenTagbeatmetwerden.Ansonsten sinddie
Drillingewohlauf. SiewerdendieNeonatologie des
LuzernerKantonsspitalswohl bald verlassenknnen.
ZuHause ist alles vorbereitet, baldwird auchder
Drillingswagen geliefert. MM
Pro und Kontra
Umstrittenes
neues Gesetz
Kontra:Gegen
Designerkinder
Das berparteiliche
Nein-Komitee lehnt
eine Selektion von
lebenswerten und
lebensunwerten
Menschen grundstzlich
ab. DieGegner der
Primplantations-
Diagnostik (PID) frch-
ten, diese sei ein
erster Schritt Richtung
Designerkind. Und
sie glauben, dass die
Zulassung derPID
werdende Eltern unter
Druck setzenwrde,
behindertes Leben
zu verhindern.
Pro: Zu strenge
Gesetze inder Schweiz
Die Befrworter der
PID argumentieren,
dass die in Europa fast
einzigartig strengen
SchweizerGesetze die
Behandlungen fr
Betroffene unntig
verlngere und diese
stark belaste. Es sei ein
Widerspruch, dass
heute ein Schwanger-
schaftsabbruch bis
zur zwlftenWoche
zulssig, es aber verbo-
ten sei, einen fnf Tage
alten Embryo zu unter-
suchen und allenfalls
nicht einzupflanzen.
Mit demneuen Fort-
pflanzungsgesetz gbe
es zudemweniger
risikoreicheMehrlings-
schwangerschaften.
Angela undMarkus
Roosmit Amelie und
Mattia (1). Eswar
ihrWunsch, Zwillinge
zu bekommen. Zuflli-
gerweise klappte es.
MENSCHEN | MM21, 23.5.2016 | 15
Fr ShiraKaplan (32) ist klar: Die
zuknftige FormdesTerrorismus
findet imNetz statt. Sowerde es
Cyberterroristen etwa auchmglich
sein, aus der FerneAnschlge auf Atomkraft
werke zu planen.DieGeheimdienste der
meistenLnderwrden der technologischen
Entwicklung hinterherhinken,wie die
Anschlge in Paris im vergangenenNovember
gezeigt htten. Firmen undRegierungen in
ganz Europamssen darber nachdenken,
wie sie kritische Infrastrukturen und die
Bevlkerung vor Cyberattacken schtzen
wollen, sagt Kaplan und fhrt ein Beispiel
an: Nehmenwir an, eine Terrororgani
sationweiss, dass einmchtiger Politiker
mit einemHerzschrittmacher lebt: Die
Terroristen knnten das Gert hacken,
esmanipulieren.
Bevor ShiraKaplan inHarvard an der
Ostkste derUSAund in St.Gallen studierte,
leistete siewie fast alle israelischenFrauen
Dienst bei den Streitkrften als Analystin
in einer Elitetechnologieeinheit des israe
lischenArmeegeheimdienstes. In dieser
Zeit erwarb sie ihrWissen fr ihr knftiges
Geschftsmodell:Mitte 2014 grndete sie
mitGeschftspartnern das StartupUnter
nehmenCyversemit Sitz inKsnachtZH
undHerzlia imNorden vonTel Aviv.
Cyverse bietet Sicherheitslsungen imNetz
anundwill Schweizer Firmen, die in den
BereichenEnergie, Versicherung, Pharma
undFinanzwesen ttig sind, die israelische
Technologie verkaufen.Diese kostet je nach
Grsse desUnternehmens rasch einmal
mehrere 100000Franken. DerTrend in
der Cybersicherheit geht von der reinen
Abwehr hin zumvorzeitigenAufspren
vonBedrohungen, sagtKaplan. Sie istmit
ihremGeschftsmodell der Politik voraus.
Auf Bundesebene gibt es zwar eineCyber
strategiemit entsprechenden Stellen im
Departement frVerteidigung, Bevlke
rungsschutz und Sport und beimBundesamt
fr Polizei. Auf kantonaler Ebene verfgt
aber nur Zrich ber einCybercrimeTeam,
obwohl die Internetkriminalitt immer
bedrohlicherwird.
Digitalisierungmacht verwundbar
Erst vor ein paar Tagenwurde publik,
dass die Computer des schweizerischen
Technologie und Rstungskonzerns Ruag
mit einer russischen Spionagesoftware
infiziert worden sind.MitteMrz erfolgten
Angriffe auf Onlineshops von SBB und der
MigrosTochter Digitec. Es sollen die
heftigsten gewesen sein, die die Schweiz je
erlebt hat. Experten schtzen die Umsatz
einbussen durch den Zusammenbruch
der Server auf fnfMillionen Franken.
Gleichzeitig gingen anonyme Lsegeldfor
derungen vonmehreren 10000Franken ein.
Genau davor will Cyverse Firmen schtzen.
Israel lebtmit der stndigenBedrohung
und leidet unterMillionen vonCyberangrif
fen unddas jedenTag.Deshalb habe das
Land gute Lsungen zurHand. Israel
hat schlicht keine andereWahl, sagt die
Unternehmerin, die immerwieder in ihr
Heimatland reist, um sich ber neue
Technologien zu informieren.
Die Schweiz: einutopisches Land
Shira Kaplan lebt seit sechs Jahren in der
Schweiz. Ihr israelischerMann, der im
Finanzsektor arbeitet, hatte ein Jobangebot
erhalten. Sie folgte ihm. Hier steht Qua
litt ber allem. Von ihremHeimatland
vermisse sie die Sonne, den Strand und
manchmal die Unsicherheit, weil ich damit
aufgewachsen bin. Ich bin sehr spontan.
Dasmachtmich kreativ. In Israelweissman
nie, wasmorgen ist. An der Schweiz dagegen
schtze sie, wie gut organisiert undwie
sauber das Land sei. Die Schweiz erinnert
mit ihrenNaturschnheiten und ihren
Volksrechten an ein utopisches Land, von
dem andere Staaten nur
trumen knnen.
Noch etwas schtzt dieUnternehmerin
an der Schweiz: VomBildungssystemwerde
ihre zweijhrigeTochter profitieren. Shira
Kaplan trumt trotzKarriere davon,meh
rereKinder, am liebsten gleich fnf, gross
zuziehen. Sie bedauere es, dass es immer
weniger grosse Familien gebe. Inzwischen
ist dieGeschftsfrau erneut schwanger, im
siebtenMonat. Voller Energie eilt sie zum
nchstenTermin, umgegen dieCyber
kriminalitt zu kmpfen. MM
Shira Kaplan
Cyberkriegerin auf
Schweiz-Mission
Shira Kaplan macht hiesige Unternehmen fit im Kampf gegen die
Internetkriminalitt. Ihr Knnen hat die in Zrich wohnhafte
Datenschutzspezialistin beim israelischen Geheimdienst erworben.
Text: Reto E. Wild Bild: Gian-Marco Castelberg
16 | MM21, 23.5.2016 | MENSCHEN
So schtzen
Sie sich
vor Cyber-
attacken
www.migmag.ch/
cyberangriff
ShiraKaplan:
FirmenundBehrden
mssendarber
nachdenken,wie sie
dieBevlkerung
vorCyberattacken
schtzenwollen.
MENSCHEN | MM21, 23.5.2016 | 17
Laienrichter
Garanten fr
lebensnahe
Urteile
Fr gerechte Urteile brauche es kein Studium, sondern viel
Einfhlungsvermgen und Bodenhaftung, sagen Laienrichter
wieMartin Blaser, Katharina Schafroth und Fabienne Angst.
Trotzdem droht dem Laienrichteramt mancherorts das Aus.
Text: Karin Aeschlimann Bilder: Gabi Vogt
Will zwischen Volk und
Profijuristen vermitteln:
Martin Blaser, pensionierter
Berufsoffizier
D
ie klassische Frage zum
Thema Laienrichter ja oder
nein lautet: Wenn Sie einen
Beinbruch htten,mchten
Sie lieber von einemChirurgen oder
von einemLehrer operiert werden?
Laien oder Profis wermachts
besser? Am5.Juni wird imKanton
Zrich darber abgestimmt, ob knftig
nur noch an der Universitt ausge
bildete Juristinnen und Juristen an
den Bezirksgerichten ber andere
richten drfen.
Inmanchen Schweizer Kantonenwie
etwa in Zug und Luzern ist dies schon
lnger der Fall, in anderen (Schwyz,
Aargau, Bern) richten die Laien zu dritt
oder zu viert unter der Leitung eines
Juristen. In Zrich ist die Situation
insofern speziell, als die heute noch
17TeilzeitLaienrichter hauptschlich
als Einzelrichter arbeiten alsomit
alleiniger Verantwortung fr einen Fall.
Dennoch: Der Beinbruchvergleich ist
unsinnig, rgert sich die Zrcher
Laienrichterin Katharina Schafroth
(siehe Seite 21). Natrlich braucht es
fr eine Operation einen Chirurgen und
fr komplexe RechtsflleMenschenmit
JusStudium.Laien kmen dort zum
Zug, wo es sinnvoll und die Gerichts
praxis nicht zu kompliziert sei etwa
amFamiliengericht.
DasVolkwhlt seinesgleichen
Whlerinnen undWhler lieben die
nicht juristisch gebildeten Richter
mit dem gesundenMenschenver
stand und entscheiden sich bei Kampf
wahlen regelmssig fr Lokfhrer,
Steuerexperten, Primarlehrerinnen,
Kulturmanager oder Rentnerinnen
und gegen die Vollblutjuristen,
bei denenman das Gefhl zu haben
18 | MM21, 23.5.2016 | MENSCHEN
Martin Blaser
Recht und Gerechtigkeit
sind manchmal zwei
verschiedene Dinge
Martin Blaser (66) stecktmitten
in seiner dritten Amtsperiode als
Laienrichter an der zivilrechtlichen
Abteilung des Urner Obergerichts.
Die Flle, unter anderem aus dem
Ehe- oder Erwachsenenschutzrecht,
werden imVierergremium beurteilt,
wobei der Gerichtsprsident den
Stichentscheid hat und der juristisch
ausgebildete Sekretr das Urteil ge-
meinsammit den Laien vorbert.
Der Sekretr ist fr das Recht
verantwortlich, sagt der pensio-
nierte Berufsoffizier Blaser, sein
Partner, der Laie, schaue primr auf
die Gerechtigkeit. Siewissen ja
das sindmanchmal zwei verschiedene
Dinge. Blaser liess sich von derCVP
fr dieWahl aufstellen, weil er zwi-
schenVolk und Juristen vermitteln
wollte und er sichmit 58 zu jung fhlte,
umdieHnde in den Schoss zu legen.
DenFall IgnazWalker prfte er auch
Uri ist ein kleiner Kantonmit rund
34000Einwohnern.Martin Blaser
wohntmit seiner Frau in Schattdorf.
Offenheit und Lebenserfahrung seien
ganzwichtig fr einen Richter, sagt
der ehemalige Berufsoffizier.
Mankennt ihn und auch dieGe-
schichte seiner Familie. Einer der
beidenAdoptivshne, der zerebral be-
hindertwar, ist im vergangenenHerbst
imAlter von 35Jahren verstorben.
Ein schwerer Schlag fr die Blasers.
Das ganzeDorf nahmAnteil, sagt
MartinBlaser. Es tat ihmgut.
Und jetztwill das halbeDorfwissen,
was er zumFall desUrnerBarbetrei-
bers IgnazWalker zu sagenhat. Das
Obergericht sprachWalker imApril
2016 vomVorwurf frei, einenAuftrags-
killermit derErmordung seiner
Ex-Ehefrau beauftragt zu haben.Mar-
tinBlaser, der auch als Einzelrichter an
der strafprozessualenBeschwerdeins-
tanz desKantons ttig ist, hatte vor
fnf JahrenmehrereHaftentlassungs-
gesucheWalkers zu prfen, die er alle-
samtwegenFlucht- undVerdunke-
lungsgefahr ablehnte.
DasBundesgericht sttzte damals
Blasers Entscheide.Nach demFrei-
spruchwird nundiskutiert, obWalker
eineEntschdigung fr eine zu lange
Untersuchungshaft einfordern kann.
Das alles ist, wie der Jurist sagt, noch
nicht rechtskrftig.
MENSCHEN | MM21, 23.5.2016 | 19
Es gibt keinenGrund, die
Laienrichter abzuschaffen:
Katharina Schafroth
scheint, dass ihnenmit dem
Studium die Bodenhaftung
abhanden gekommen ist.
Auch viele Juristen schtzen
ihre berufsfremdenKollegen.
FrsprecherRolfDittli, Prsident
desObergerichts desKantons
Uri, sagt: Nichtjuristenwerden
dort eingesetzt, wo dasGesetz
demGericht einenErmessens
spielraumeinrumt oder bei der
Wrdigung eines Sachverhalts;
dort sindwir froh um ihre
Lebensnhe undErfahrung.
Jurist Lorenz Schreiber, der
amBezirksgericht Andelfingen
(ZH) in einemTeammit vier
Laien zusammenarbeitet, ergnzt:
Das Zusammenwirkenmit ihnen
schtzt uns in vielenFllen vor
einemAbschweifen in allzu juris
tischeGefilde.Undnatrlich hat
dasGanze auch eine politische
Komponente: Die SVP, die in
erster Linie dafr gesorgt hat,
dass die Laienfrage in Zrich an
dieUrne kommt, spricht von einer
schleichendenEntmachtung und
Bevormundung desVolks, sollten
nur noch Juristen ansGericht
gewhltwerden drfen.
Viel Einfluss,wenig Lebensnhe
Entstanden ist das Laienrichter
tum vor bald 200 Jahren imZug
der politischen Aufklrung.
Bevor Laien vomVolk auf den
Richterstuhl berufenwerden
konnten in Zrich ab 1831 ,
waren dieMitglieder der Regie
rungmeistens gleichzeitig auch
Richter: hoheHerrenmit viel
Einfluss und zuwenig Lebens
nhe.Dank der heutigen Ge-
waltenteilung ist das allerdings
kein Argumentmehr pro
Laienrichter, zumal jeder,
der esmchte und dazu fhig
ist, Jurist werden kann.
Die Zrcher Regierung emp
fiehlt, Laienrichter abzuschaf
fen. Professionell und effizient
knnten heute nur noch Richter
arbeiten, die Jus studiert haben:
Allen anderen fehle schlicht die
erforderliche Berufsausbildung,
siemssten aufwendig ein
gearbeitet werden, bentigen
manchmal eine Fachperson, die
ihnen zu Beginn beisteht.
Ineffizient, berfordert, un
zeitgemss oder eine wertvolle
Ergnzung des Gerichts
betriebs? Das Zrcher Volk
wirdan der Urne richten. MM
20 | MM21, 23.5.2016 | MENSCHEN
Katharina Schafroth
Es braucht viel
Sozialkompetenz und
Lebenserfahrung
Sie ist ausgebildete Psychiatrie-
Krankenschwester, hat ein Pda
gogikstudium abgeschlossen, als Leh
rerin, in der Alterspflege undmit
Drogenschtigen gearbeitet, war in
der Schulpflege und steuerte Segel
flugzeuge: Katharina Schafroth (52),
verheiratetmit einem Ingenieur und
Mutter zweier erwachsener Kinder,
tritt nicht gern anOrt. Ich brauche
regelmssig Neues, sagt sie. Laien
richterin ist sie seit bereits zehn Jah
ren: Diese Arbeit bewegt sich im
DreieckMenschGesellschaftRecht,
das gefllt mir.
2006wurde sie von derEVP fr die
35ProzentStelle amBezirksgericht
Dielsdorf ZH aufgestellt und setzte
sich gegen einen Juristen durch, 2008
und 2014 gelang ihr dieWiederwahl.
Kompetent in Familienfragen
ImKantonZrich sindLaienmeist
Einzelrichter und demBereichFami
lienrecht zugeteilt, beschftigen sich
alsomit Scheidungen,Unterhalts
fragen, Vaterschaftsprozessen.Dort
knnen auchNichtjuristen kompetent
richten, ist Schafroth berzeugt:
Genau bei solchenThemenbrauche es
viel Sozialkompetenz, Verhandlungs
geschick undLebenserfahrung.
Wer argumentiert, die neuen Straf-
undZivilprozessordnungen von 2011
seien fr uns Laien zu kompliziert,
vergisst, dass alle Richter die neuen
Regeln lernenmussten. Auch die
Juristen.Und als Einzelrichter, also
mit alleinigerVerantwortung fr den
Fall, wrden bereits seit 1996Laien
imScheidungsrecht arbeiten: Das ist
fr uns nichtsNeues.
Die Konferenz der nicht vollamt
lichen Bezirksrichter imKanton
Zrich, deren Prsidentin Schafroth
ist, organisiert regelmssigWeiter
bildungsseminare. Sie liebt ihren Job.
Auchwenn es um Strafrechtsflle
geht, etwa um sexuellenMissbrauch
vonKindern, wo sich Beratungen oft
ber Stunden hinziehen und belas
tend sind. Hier urteilt die Laiin zu
sammenmit zwei Juristen.
Die Aussicht, mglicherweise
abgeschafft zuwerden, findet sie
demotivierend. Es gibt keinen
Grund, die Laien abzuschaffen; auf
Stufe Bezirksgericht bentigtman
keine Spezialisten.
MENSCHEN | MM21, 23.5.2016 | 21
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Laienrichter:Richter ohne
juristischeAusbildung, gewhlt
vomVolk. Urteilt allein (als Einzel
richter) oder imGremium, also
gemeinsammit anderen Richtern.
Tatschlichwird der Laie oft vom
Gerichtsschreiber eng gecoacht.
In der Schweiz ist das Laienrich
tertum teils abgeschafftworden
oderwichtiger Bestandteil des
Gerichtsbetriebs.
Gerichtsschreiber, juristischer
Sekretr:Ausgebildeter Jurist,
der dieUrteilsberatung der
(Laien)Richter vorbereitet.
Geschworenengericht:Nicht
juristen entscheiden bei Straf
prozessen durchAbstimmung
ber Schuld oderUnschuld des
Angeklagten. ber das Strafmass
entscheidetmeist der Richter. In
denUSAbei Strafverfahren von
der Verfassung vorgeschrieben.
In der Schweiz 2011 abgeschafft.
Jury:DieGeschworenen in
Strafprozessen, zumBeispiel
in denUSA undKanada.
Friedensrichter:Fhrt das
teils obligatorische Schlichtungs
verfahren durch und versucht,
zwischen den Parteien eine Eini
gung zu erzielen, sodass es gar
nicht zumGerichtsprozess kommt.
Meist ohne juristischeAusbildung.
Richteramt
Wermacht was bei Gericht?
LaienurteilenberSchuldundUnschuld: InderSchweiz
wurdendieGeschworenengerichte2011 abgeschafft. Bild:GettyImages
22 | MM21, 23.5.2016 | MENSCHEN
Wo Laien
noch immer
gefragt sind
www.migmag.ch/
laien
Diemenschlichen
Schicksale gehenmir
nahe: Fabienne Angst
Fabienne Angst
Wir sind motiviert und
immer seris vorbereitet
Das Nesthkchen unter Bezirks-
richtern in ZurzachAG hat schon
frh Verantwortung bernommen.
Werwie ich auf einemWeingut auf-
wchst, erkennt, was zu tun ist, und
lernt anzupacken, sagt Fabienne
Angst (35). Sie erinnert sich, wie sie
als junge Kantischlerin zurWein-
prinzessin der Region gewhlt wurde
und denKanton Zrich an einer
internationalenMesse in Berlin ver-
trat, samt Reprsentationspflicht
beimBrgermeister. Sie schmunzelt.
Heute ist sieMutter einer sechs-
jhrigenTochter, leidenschaftliche
Jazztnzerin und beurteilt als Re-
gress-Spezialistin komplexe Scha-
densflle. 2011wurde die Parteilose
zur Bezirksrichterin gewhlt, wo sie
im sogenanntenGesamtgericht
zusammenmit drei weiteren Laien-
richtern unter demVorsitz des
Gerichtsprsidenten Strafrechts-
und Zivilrechtsflle beurteilt.
Wildschweine undder Saal ist voll
Da das Gesamtgericht nur die gros-
sen Fllemit hherem Streitwert
oder drohender lngerer Gefngnis-
strafe verhandelt, setzt sich Fabienne
Angst unter anderemmit Kampf-
scheidungen, sexuellemMissbrauch,
Raub undDiebstahl auseinander.
Odermit einemTter, derWild-
schweine auf seinemFeld totfuhr:
Dawar der halbe Gerichtssaal von
denMedien belegt.
Das Team amBezirksgericht sei
toll, sagt sie, menschlich und pro-
fessionell funktioniere die Zusam-
menarbeit hervorragend: Wir sind
sehrmotiviert und immer seris
vorbereitet. Der erfahrene Gerichts-
prsident fhrt durch den Fall und
befragt die Parteien oder die Be-
schuldigten, in der anschliessenden
Urteilsberatung diskutieren alle
Laienrichtermit. Den Fall kennen sie
aus den Akten, die der juristische
Sekretr vorbereitet und zumSelbst-
studium verschickt hat.
Meine Kollegen fragenmich
manchmal: Ui, all das Schlimme,
kannst du immer gut schlafen?
Dann sage ich: Ja, absolut. Die
menschlichen Schicksale gehenmir
nahe, gewiss. Aber wir arbeiten so
gut zusammen, dass ich sicher bin,
dass unsere Entscheide demFall
gerecht werden.
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Bnz Friedli
WennEselinnen torkeln
Mich frstelt, ich binmde, und eigentlich
will ich nur noch nachHause, nachts um
einUhr halte ichmich ungern amHaupt
bahnhof auf. Doch dannumringenmich
alswrs einFilm, kein besonders guter
unversehensmehrereGestalten inHasen
kostmen. EineArt Tanz fhren sie auf,
torkelnd und taumelnd.DieKostmierten,
werde ich gewahr, sind allesamtFrauen.
Wir sindEsel!, lallt eine von ihnen rot
wangig aus der ovalenffnung hervor, die
ihr Fellkostm frsGesicht freihlt. Ach so,
EselinnenkeineHschen, ichmuss die
Ohren falsch gedeutet haben.Als ichderAuf
forderung,mit ihnen zu trinken, nicht nach
komme, gehen sie lrmend ihresWegs, hin
ter sich einenLeiterwagenmit einemFass
Wodkaherziehend, hinaus indieNacht
Darf ich, bitte, Polterabende doof finden?
Offensichtlich handelte es sich hier um
einen.DerBrauchwird ja nun fter auch von
Bruten und ihren bestenFreundinnen ge
pflegt, und ichweiss nicht recht, ob ich dies
als Akt derEmanzipationwertenmuss.
Denndawird doch ein altbackenesMnner
ding nachgeahmt: nochmal so richtig die
Sau rauslassen! EinFreund vonmirwar
letzthin an einenPolterabend geladen, und
der ging so: Wir flogen amFreitag nach
Mallorca und kehrten amSonntag heim.
Hotel hattenwir keines Sprich: Sie soffen
dieNchte amBallermanndurch.
WenigeTage nach denEselinnen kreuzt in
der Altstadt eineHordeKerlemeinenWeg,
einer davon, bestimmtderBrutigam, steckt
in einem rosafarbenenTt, und seineAuf
gabe ist es offenbar, jungeFrauen anzuquat
schen sehr junge , ob er sie auf denBauch
kssen drfe. ZumeinemMisslieben lupfen
mehrere derAngequatschten ihr Shirt und
lassen ihn gewhren, unter demGejohle
seinerKumpanen, undmanmag sich nicht
ausmalen, wie dieNacht noch endenwird.
WelchesVerstndnis der Ehe steckt
hinter der Idee,manmsse es nochmal,
und zwar ein letztesMal, so richtig krachen
lassen?DieVorstellung, dass verheiratete
Mnner, wie unlngst in einer tumben
Plakatkampagne desBauernverbands
kolportiert, keinenAuslauf htten?
DerVorwurf, jedeEhefrau sei ein lustfeind
liches Biest, die Ehe gleichsameinKfig?
Der Polterabend als Abschluss der Jugend,
als Ende jeden Spasses?
Echt jetzt, ich hab nichts gegen Lustigkeit.
Und zubehaupten,meineFCKameraden
und ichhttenunswhrenddesTrainings
lagers neulich inFrankfurt nur imFussball
spiel gebt,wre gelogen. Aberwenn ichwie
dermal Lust habe, so richtig ber denDurst
zu trinkenunddummesZeugs zu schwatzen,
dann tue ich das, ehrlich gesagt, am liebsten
zusammenmitmeinerFrau. MM
Bnz Friedli (51)
ist keine Spass-
bremse, aber
MENSCHEN | MM21, 23.5.2016 | 25
Bei Tanja Schindler war
es derWunsch nach
mehr kologie und
weniger Ballast. Bei
Andrea Kradolfer die Liebe und
das Bedrfnis nachMobilitt.
Und fr NadyaMichel war es
einfach die beste Option.Was
die drei Frauen eint: Sie leben
in einem kleinenHaus wobei
dasHaus im einen Fall eine Box,
im anderen einWohnwagen und
im dritten ein Fertighaus ist.
In der Schweiz gibt es erst
wenigeMenschen, die sich ex
plizit fr ein Leben imMinihaus
entscheiden. In denUSA hin
gegen ist die Vorliebe frs Kleine
in SachenWohnen bereits zu
einer regelrechten Bewegung
geworden: The Small House
Movement geht zurck auf
die Architektin Sarah Susanka,
siemachte das Thema 1997mit
ihremBuch TheNot So Big
House salonfhig. Heute
informieren sich Liebhaber
vonMinihusern aufWebsites
wie Smallhousesociety.net oder
Thetinylife.com. Im deutsch
sprachigen Raum gibt es
seit fnf Jahren das Pendant
Tinyhouses.de.
Die Bewegung propagiert das
Downsizing:Durch Gesund-
schrumpfen soll das Eigen-
heim finanzierbar und auch
umweltvertrglich werden.
Wie gross ein kleinesHaus
maximal sein darf, damit es noch
als klein gilt, ist nicht genau
definiert. DiemeistenObjekte
auf unseremPortal sind 40 bis
90Quadratmeter gross, wobei
viele davon fr zwei Personen
designt wurden, sagt Isabella
Bosler von Tinyhouses.de. In
denUSAwrdenObjekte dieser
Grsse als small homes ange
boten; tiny seien in der Regel
Behausungenmit weniger als
35QuadratmeternWohnflche.
Weniger Raum, mehr Autonomie
DieMeinungen darber, was
bei dieserWohnform genau ko
logisch ist, gehen auseinander.
In der Schweiz, im Land des
Dichtestresses, gelten bereits
Einfamilienhuser als ko
snde, weil sie imVergleich zu
mehrstckigen Siedlungen
mehr Quadratmeter Bauland
pro Person verbrauchen.
Zersiedeln kleineHuser das
Landnicht nochmehr?Nein,
sagen die Fans vonMinihusern.
IhreArgumente: KleineHuser
knnendort gebautwerden,
wo fr grosse keinPlatz ist und
die Parzelle folglich ungenutzt
bliebe. Sogar auf Flachdchern
wren sie denkbar. Zudem
sind kleineHuser oftmobil,
daher lassen sich auchBrachen
temporr nutzen.Und:Kleine
Husermssennicht zwingend
an dieKanalisation angeschlos
senwerden.
Allerdings sind die temporre
Nutzung und autarkeAbwasser
lsungen in der Schweiz ein
Problem es gibt Vorschriften.
ObWohnwagen, Container oder
eine hnliche Behausung:Wer in
einemDownsizeObjekt wohnen
will, muss eine Bewilligung ein
holen; das Baurecht ist nicht auf
Sonderflle wiemobile oder
autarkeMinihuser vorbereitet.
ZudemknnenBund, Kanton
undGemeindemitreden. Bewil
ligungen sind alsomit einem
Gang vonBehrde zuBehrde
verbunden. Doch zuweilen lohnt
sich der Aufwand wie die
Beispiele vonTanja Schindler,
AndreaKradolfer undNadya
Michel zeigen. MM
Minihuser
Der Reiz
der Reduktion
Wohnen auf kleiner Flche ist salonfhig geworden:
Die Anhnger der Downsize-Bewegung verbinden damit
mehr kologie, mehr Mobilitt, mehr Lebensqualitt.
Text: Andrea Freiermuth Bilder: Daniel Winkler
26 | MM21, 23.5.2016 | MENSCHEN
Klein und doch
gerumig:
Tanja Schindlers
kowohnbox
Die kobox
Praktisches Heim imQuader
Tanja Schindler (48)wohnt in
einer Box inUsterZH. Die Bau
biologin hat ihr kleinesReich
selbst entworfen. Sie lebt auf
35Quadratmetern, produziert
dank 18QuadratmeternFoto
voltaik ihren eigenen Stromund
hat gemss einer Schtzung der
Fachstelle 2000WattGesell
schaft einen Stromverbrauch von
bloss 470Kilowattstundenpro
Jahr fnfMalweniger als der
Durchschnittsschweizer. Zudem
ist ihre kowohnbox haupt
schlich ausNaturmaterialien
gefertigt.
Der kologische Fokus hat
sich nicht etwa negativ auf die
sthetik ausgewirkt ganz
imGegenteil: DerRaumstrahlt
WrmeundBehaglichkeit aus.
Dafr sorgen diemit Lehm
verputztenWnde, der Schwe
denofen unddas Parkett aus
geltemEichenholz. Dank
mannshoher Fenster an der Sd
seite und clevererMblierung
wirkt die inWohn, Schlaf und
Badezimmer aufgeteilte Box
erstaunlichweitrumig.
Kreatives Platzsparen
DieTrennwnde dienen gleich
zeitig als Schrank undBcher
regal in das ein ausziehbarer
Brotisch integriert ist. Auch der
Esstisch lsst sich ausziehen; bei
Nichtgebrauch verdeckt er den
Gasherd.Die Schubladen in der
Kche sind extratief, damit sich
besonders viel verstauen lsst.
Auch fr dieToilette hat
Tanja Schindler eine spezielle
Lsung gefunden: einTrocken
WC, das Fest undFlssigstoffe
trennt. Die Fkalien fallen in
einenmit einemPlastiksack
ausgekleidetenBehlter, den sie
alle fnfWochenmit demnor
malenHauskehricht entsorgt.
Noch lieberwrde sie die Ex
kremente kompostieren, aber
das ist verboten.Dank einer
Lftung, die stndig etwas Luft
durch dasWC absaugt, riecht
dasmodernePlumpsklo kein
bisschen.Wie auch dasGrau
wasser ausDusche undKche
fliesst derUrin in dieKanalisa
tion,wobei es laut Tanja Schind
ler theoretischmglichwre,
dasWasser auf demDachmittels
Miniklranlage zu reinigen.
Mit Fundament, Anschluss an
dieKanalisation undTransport
kostet die kowohnbox um
die 250000Franken. Trotz des
stolzenQuadratmeterpreises von
7000FrankenhatTanja Schind
ler inzwischen zehn Interessen
ten, die bei ihr eineBox inAuf
trag gebenwollen. Sie alle suchen
aber noch einenBauplatz bezie
hungsweise einGrundstck zum
Pachten.
www.oekowohnbox.ch
MENSCHEN | MM21, 23.5.2016 | 27
DerWohnwagen
Viel Freiraum auf vier Rdern
Andrea Kradolfer (27) hat in
den vergangenen acht Jahren
an vier verschiedenenOrten
gelebt, aber immer in denselben
Wnden: in einemWohnwagen.
Aber nicht etwa in einer kom
munen Plastikschssel, sondern
in einer hbschenHolzkon
struktion. Sie hat ihr Zuhause
gemeinsammit ihremFreund
Ren Sarge (39) gebaut, der als
gelernter Zimmermann aufmo
bile Holzhuser spezialisiert ist.
Andrea Kradolfer, die als
Korbflechterin ebenfalls hand
werkliche Fhigkeitenmit
bringt, ist amGeschft ihres
Freundes beteiligt. Das Paar
hat gemeinsammit anderen
Handwerkern seit 2008 rund
ein DutzendWohnwagen
hergestellt, manchemit aus
ziehbaren Erkern fr Kche,
Dusche undWC, andere in
relativ einfacher Ausfhrung.
Das teuersteModell war 32Qua
dratmeter gross und verkaufte
sich fr 150000Franken.Unter
ihren Kunden sollen sich ein
Webdesigner, eineMathema
tikerin und eine Treuhnderin
befinden.Diese Klientenwollen
ihrenNamen allerdings nicht
in der Zeitung lesen.Wagen
bewohner sind tendenziell
medienscheu, weil sie nicht in
ihremWohntraum gestrt wer
denwollen oder weil siemit
einemFuss in der Illegalitt
leben, da es offiziell nicht aner
kannt ist, imWagen zuwohnen.
Lebenauf elfQuadratmetern
Bei Andrea Kradolfer ist alles
im legalen Rahmen: Sie hat
sichmit ihrem rund elf Quadrat
meter grossenWagen der
KulturfabrikWetzikon ZH
angeschlossen, die eine Bewilli
gung fr neunWagenpltze hat.
Ihr Zimmer auf Rdern bietet
einenHolzofen, einen Sessel,
einen Stuhl, ein Tischchen,
einen altenKchenschrank und
einHochbett, unter dem sich
viel fr Stauraum fr all ihren
Krimskrams befindet. An ihren
Standpltzen hatte dieWagen
bauerin bisher immer Zugang
zu sanitren Anlagen. InWetzi
kon kann sie auch die Kche
mitbenutzen.Wo dies bisher
nichtmglichwar, kochte sie
auf zweiHerdplatten, die sich
schnell auf und abbauen liessen.
Teilen und sich auf kleinem
Raumorganisierenwar fr
Andrea Kradolfer noch nie ein
Problem: Ich besitze nicht viel
und hatte schon in denWGs
immer das kleinste Zimmer.
Zudem knne sie sich schon
lange nichtmehr vorstellen, in
einer 08/15Wohnung zu leben
zumalman sie bei einemUmzug
nicht einfach an einen Traktor
hngen knne.
www.wagenschmiede.ch
Fastwie eine ganz normale
Einzimmerwohnung: das
Fertighaus in Arboldswil BL,
dasNadyaMichel bewohnt
Andrea Kradolfer
und ihrWohnmobil
ausHolz. ImGegen-
satz zu vielen anderen
Wagenbewohnern
bewegt sie sich zwar
im legalen Rahmen,
dennochmchte sie
unerkannt bleiben.
28 | MM21, 23.5.2016 | MENSCHEN
ko- und
Minihuser
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in Bildern
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Das Fertighaus
Minidomizil ab Stange
NadyaMichel (28) ist ber ein
normales Inserat zu ihrem
Huschen inArboldswilBL ge-
kommen. Sie suchte fr sich
und ihreKatzen undMeer-
schweinchen eine hbsche,
bezahlbareMietwohnung im
GrossraumBasel undwar schon
fast amVerzweifeln, als sie ein
45-Quadratmeter-Haus im In-
ternet entdeckte: 1400Fran-
ken proMonat fr einHaus
mit Garten! Erst dachte ich,
das Ganze sei einWitz,
sagt die Verkaufsassistentin.
DasHuschen gehrtHans-
peterRudin (71), der imDorf
aufgewachsen ist undhier ein
StckLand geerbt hat. Fr die
Strasse, die an seinemGrund-
stck vorbeifhrt,musste er
derGemeinde 40000Franken
zahlen, obwohl er sie gar nicht
nutzte. Das nervte denRentner.
Statt nurAusgabenwollte er
auchEinnahmen. Also be-
schloss er, das Land zu bebauen.
Da er kein zu grosses finan-
zielles Risiko eingehenwollte,
entschied sich Bauherr Rudin
fr ein kleines Objekt des
Fabrikats SchwrerHaus. Der
DeutscheHersteller ist auf
Fertighuser spezialisiert und
lieferte Rudin dasHuschen
fr 180000Franken inklusive
Wrmepumpe. Eine Baubewil-
ligung zu erhalten, war kein
Problem, da dasModulhaus
wie ein normales Einfamilien-
haus funktioniert. Allerdings
verdoppelte sich der Betrag
dann fast auf insgesamt
340000Franken wegen des
Fundaments, des von der
Gemeinde geforderten Giebel-
dachs und derWasser-, Strom-
undKanalisationsanschlsse.
In kurzer Zeit viele Interessierte
Von seiner Idee liess sich
Rudin aber trotz der Gesamt-
rechnung nicht abbringen: Ich
warmir ziemlich sicher, dass
ich dasHauswrde vermieten
knnen. Schliesslich gebe es
in der Schweizmehr als eine
Million Singlehaushalte. Und
tatschlich: Als Rentner Rudin
dasHuschen im vergangenen
Sommer auf denMietmarkt
stellte, meldeten sich innerhalb
weniger Tagemehrere ernst-
haft Interessierte.
NadyaMichel bewohnt das
Huschen nun seit bald einem
Jahr und ist immer noch ber-
glcklich. Zwarmutet das
Fertighaus im Innern eher wie
eine normale Singlewohnung
an nur ohne direkte Nach-
barn, abermit viel Umschwung
und eigenerHausnummer.
www.schwoererhaus.de
MENSCHEN | MM21, 23.5.2016 | 29
Leserforum
MM20:Asperger-SyndromPltzlichwird dieWelt zu viel
Eltern und Lehrer, bitte genau hinschauen!
Wir haben zwei betroffene
Kinder. ImKanton Bern bekom-
menwir gerademal vier IF-
Lektionen proWoche zugespro-
chen. Grosse Klassen und viele
unterrichtende Lehrpersonen
mit verschiedenen Ansprchen
an die Kinder sind eine grosse
Herausforderung. Oft bleibt
kaumnoch genugKraft, um sich
mit dem Schulstoff auseinander-
zusetzen. Aufmeine Frage nach
einer fr Autisten geeignete
Schulformwurdemirmitgeteilt,
dass eine solche nicht existiere.
Fazit: das eine Kind imHome-
schooling, das andere Kind an
der ffentlichen Schule total
berfordert!
Franziska Imhof,
via www.migrosmagazin.ch
ImArtikel ber Kindermit
Asperger-Autismus zeigt der
Kinder- und Jugendpsychologe
Thomas Girsberger auf, dass
betroffeneKinder viel frher
auffllig werden, da die Schule
zunehmendmehr Selbst- und
Sozialkompetenz verlangt.
Gerademit der Einfhrung des
Lehrplans 21wird diese Eigen-
verantwortung nochmehr und
bestimmender in den Vorder-
grund gestellt. Die Schulen sind
nicht auf diese Kindermit be-
sonderen Bedrfnissen aus-
gerichtet. So bleibt zu hoffen,
dass die Schulreform nicht dazu
fhrt, dassmehr von Asperger-
Autismus betroffeneKinder als
bisher vomnormalenUnterricht
ausgegrenzt werden und dass
unsere Krankenkassen und
die Invalidenversicherung die
Mehrkosten infolge einer um-
strittenen Schulreform nicht
tragenmssen.
Anja Baroke, GrnichenAG
Mit grossem Interesse habe
ich den Artikel von Thomas
Girsberger zumThemaAsper-
ger-Syndrom gelesen. Der Titel,
Lehrer wissen oft nicht, was
zu tun ist, ist eigentlich gerade
GrundlagemeinerMasterarbeit.
Darummchte ich denHinweis
geben, dass imKirja-Verlag
die Broschre Asperger-
Syndrom Aufklrung und
Sensibilisierung derMitschler
undMitschlerinnen, verfasst
vonKathrin Kaufmann, erhlt-
lich ist. Diese hilft ausgezeichnet
und lsst Lehrern die ntigen
Informationen zumThema
zukommen.
Kathrin Kaufmann,
via www.migrosmagazin.ch
MM19:DieseWoche Schwimm-
bder sparen beimBadmeister
Ein Freibad
sollte keinesfalls
auf den Badmeister
verzichten
Badmeistermit Rettungs-
schwimmerbrevet sind ein
wichtiger Bestandteil einer Badi,
weil sie fr Sicherheit sorgen.
In Freibdern und vor allem in
Badis an Seen und Flssen
kommt es schnell zu Gefahren,
bei denen er sofort helfen kann.
Ich fhlemich auf jeden Fall
sicherer, wenn ich neben dem
Schwimmbecken einen Bad-
meister stehen sehe. Zudem
sorgt er fr dieHygiene und die
Wasseraufbereitung in der Badi.
Ein Freibad sollte deshalb wenn
irgendwiemglich keinesfalls
auf den Badmeister verzichten.
SvenjaMischler,UnterkulmAG
MM20: SonderausgabeTessin
KolumneBnz Friedli
MeinHerz schlgt
fr das Tessin
und die Tessiner
Na ja ...ObLaraGutwirklichdas
richtigeAushngeschild frdas
Tessin ist?Brauchtesberhaupt
einAushngeschild? Inden
80ernhabe ich inLuganogear-
beitet,davorwar ichetwazehn
Jahre lang imTessin inden
Ferien. IchhabemeineMeinung
berdieTessinergrndlichrevi-
diert.DortFerienzumachenund
dortzuarbeiten,waren/sind
komplettunterschiedlicheDin-
ge:DieTessinerhabenofthrter
undprzisergearbeitetalswir
Deutschschweizer.MeinHerz
Danke fr diesen aufschlussreichen
Artikel! Bei meinem Sohn wurde
das Asperger-Syndrom im Alter
von 18 Jahren diagnostiziert nach
einer langen Odyssee whrend
der Schulzeit. Als Mutter sprte ich,
dass etwas mit ihm passsierte, das
anders war als bei den anderen.
Mein Beitrag in seinem Leben:
alles abfedern, was nicht mit seiner
Struktur einherging. Mit der
Abklrung konnte er eine Lehre
abschliessen und denWeg gehen,
der gangbar ist. Eltern und Lehrer,
bitte genau hinschauen! Danke fr
diesen Artikel, der anderen Betrof-
fenen sicher die Augen ffnet!
Brigitte Wolff, via www.migrosmagazin.ch
Bilder:AnnetteBoutellier,LukasLehmann/Keystone,AlmutBerger
30 | MM21, 23.5.2016 | MENSCHEN
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TessinerWerbe-Ikone Christa
Rigozzi. Das unnatrliche
Dauergrinsen, das uns berall
verfolgt und bei denWerbe-
undTV-Gewaltigenwohl
Eindruckmacht, finde ich
geradezu lstig. Ich bin nicht
eiferschtig (da 75-jhrig!),
aber neue Tessiner Gesich-
ter wie Lara Gut und hof-
fentlich noch kommende
frische Gesichter tten
unserem sdlichenNachbarn
alsWerbetrger gut. Christa
Rigozzi wird sicher noch als
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OmaGisler,
via www.migrosmagazin.ch
MM20: SonderausgabeTessin
allgemein
Es hat mir Spass
gemacht, das
Magazin zu lesen
Ich danke und gratuliere zu
dieser Ausgabe desMMmit
den sehr gutenBeitrgen ber
denGotthard, das Tessin,
Mario Botta undAdolf Ogi.
Sehr gelungen. Es hatmir Spass
gemacht, dasMagazin zu lesen.
Franziska Peterhans,
via E-Mail
Ein gut gemachtes Heft. Ein
Wermutstropfen: Die SBB-
Mitarbeiter in Erstfeld sind
nicht zu denFeierlichkeiten
zurNeat-Erffnung eingeladen.
Beatrice Gross,
via www.migrosmagazin.ch
Online
Unterwegsmit Diplo und RaptiDas Saurier
museum im Zrcher Aathal hat zwei neue Maskott
chen: Die ComicDinos Diplo und Rapti fhren Kinder
knftig ber 14 teilweise animierte Stationen durch
das Museum. Ergnzt wird der neue Rundgang mit
der Sonderausstellung Dinocomics & Cartoons.
www.migmag.ch/sauriermuseum
MENSCHEN | MM21, 23.5.2016 | 31
Sascha Ruefer
Ichmuss
nicht das sagen,
was Zuschauer
gern hren
Bei Sportreporter Sascha Ruefer beginnt das Kribbeln: Bereits zum viertenMal
wird er die Spiele der Schweizer Nationalmannschaft an der Fussball-EM
kommentieren. Der TV-Mann ber potenzielle Champions, sein Selbstverstndnis
alsModerator und die zwiespltigen Gefhle, wenn er selber kickt.
Text:Reto E.Wild, RetoMeisser Bilder:Herbert Zimmermann
32 | MM21, 23.5.2016 | MENSCHEN
Ich bin relativ emotional
und bringe auchmal
meinen rger zum
Ausdruck:Moderator
Sascha Ruefer
MENSCHEN | MM21, 23.5.2016 | 33
Sascha Ruefer, am 10. Juni fllt der Start-
schuss zur Fussball-EM in Frankreich.
Freuen Sie sich darauf?
Ja, klar, das ist eineRiesenfreude, denn eine
Europameisterschaft ist eine emotionale
Geschichtemit Tausenden vonFans im
Stadion und in den Strassencafs. Niemand
weiss recht, wie das Fest ausgehenwird. Dar-
umbeginnt beimir so langsamdasKribbeln.
Haben Sie als Sportreporter vor Ort
berhaupt Zeit, Cafs zu besuchen?
Wenn Sie ein Spiel kommentieren,mssen
Sie nach dem Schlusspfiff vom Stadion ins
Hotel gehen. Da kehren Sie unterwegs
auchmal in einemCaf ein, um denKopf
ein wenig zu lften. Sie knnen nicht vier
Wochen lang stndig im stillen Kmmer-
chen hocken. Aber fr Sightseeing fehlt
die Zeit.Wir sehen vor allem dasHotel,
das Stadion und das Pressezentrum.
Sie sind auch privat Fussballfan.Wrden
Siemanchmal nicht lieber ein Spiel
mit Freunden in einer Beiz verfolgen?
Tatschlich: Das ist etwas vom Schnsten!
Doch das letzte Spiel, das ichmit Freunden
sah und ber das wir philosophierten,
war der Champions-League-Final 2001.
Lernen Sie an einer EMdie Schweizer
Spieler besser kennen?
Mir stellt sich die Frage, wie viel Nhe ich
berhaupt will, wenn ich objektiv berichte.
Der Kontakt zur Nati besteht, aber ich
wohne bewusst nicht in ihremQuartier.
Es sind jedoch zustzliche Journalisten im
Einsatz, die die Natispieler treffen und ihre
Erfahrungenmitmir austauschen. Zu viel
Nhe birgt die Gefahr, nichtmehr aus einer
gesunden Perspektive kommentieren zu
knnen. Und das wre unglaubwrdig.
Was erwarten Sie von der Schweizer
Auswahl an der EM?
Es ist unglaublich schwierig, das einzu-
schtzen.Der Eindruck, den die National-
mannschaft imVorfeld der EM abgibt,
fllt nicht unbedingt positiv aus.Anderer-
seits sind Vorbereitungsspiele immermit
Vorsicht zu geniessen. Grundstzlich haben
die Schweizermehr Potenzial als Gruppen-
gegner wie Rumnien oder Albanien. Fr
mich zhlen die Schweizer Fussballer zu
den besten in Europa. Das erste Spiel gegen
Albanienwird wegweisend sein und zeigen,
wie weit sie imTurnier kommen.
Welches sind die Schwchen des Teams?
(berlegt)DieMannschaft ist auf der Suche
nach ein
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