M. Jannan – Das Anti-Mobbing-Buch
Mobbing an Schulen
Hintergründe undHandlungsmöglichkeiten
Quelle: Pressefoto Michael Seifert
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Gliederung
Schulische Gewalt Der Einfluss der Medien Mobbing – Definition, Kennzeichen, Ursachen und Hintergründe Mobbing-Täter Mobbing-Opfer Schlussfolgerungen für die schulische Praxis Maßnahmen auf Schulebene Maßnahmen auf Klassenebene Maßnahmen auf persönlicher Ebene Literatur und Quellen
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Beispiele für Formen schulischer Gewalt
Gewaltform Beispiele
verbal beschimpfen, beleidigen, kritisieren, übertriebenes nachäffen, auslachen, verbreiten von Gerüchten, anschreien, bedrohen (alle Formen auch über Medien möglich wie z.B. SMS, ICQ!)
ablehnend Zusammenarbeit verweigern, wegschauen, abwenden, Ausschluss bei Spielen
körperlich schubsen, schlagen, sexuelle Belästigungen oder Übergriffe
sachlich Sachen werden versteckt, Sachen werden zerstört
erniedrigend/ entwürdigend
Erpressung, Hausaufgaben abverlangen, erniedrigende Handlungen, Aufnahme von Attacken auf Video
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Gewalthäufigkeit am Beispiel „Mobbing“
Abb. 1: Schüler und Schülerinnen, die ein- bis mehrmals pro Woche gemobbt wurden (aus: K. Klett, 2005)
13,312
8,9
4,9
11,3
0
2
4
6
8
10
12
14
16
Grundschule Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule
Prozent
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Opferrisiko
Abb. 2: Schüler und Schülerinnen unterschiedlicher Klassen, die nach eigenen Angaben gemobbt werden (aus: Dr. Karl Landscheidt: Gewalt und aggres- sives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen – eine kritische Diskussion und ein alternatives Erklärungsmodell)
02468
101214161820
2 3 4 5 6 7 8 9
Prozent
Klasse
= Schüler = Schülerinnen
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6
Täterrisiko
Abb. 3: Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Klassen, die angeben andere schikaniert zu haben (aus: Dr. Karl Landscheidt: Gewalt und aggressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen – eine kritische Diskussion und ein alternatives Erklärungsmodell)
02468
101214
2 3 4 5 6 7 8 9
Prozent
Klasse
= Schüler = Schülerinnen
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Gewaltpyramide
Abb. 5: Die Gewaltpyramide im Kontext medialer Berichterstattung
Mobbing („kleine Gewalt“)
schwere Gewaltzunehmendes Medieninteresse
zunehmende Häufigkeit
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Unfälle als Maßstab für physische Gewalt
Abb. 6: Pausenunfälle1994–2004 (nach: www.bka.de/pks/zeitreihen_2003/pdf/t20_tv.pdf Bundesverband der
Unfallkassen)
0
100000
200000
300000
400000
500000
600000
1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
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Kennzeichen von Mobbing
Mobbing liegt immer vor, wenn vier Bedingungen gleichzeitig gegeben sind:
Kräfteungleichgewicht (Opfer ist alleine) Häufigkeit (mindestens einmal pro Woche) Dauer (Übergriffe erfolgen über Wochen oder Monate) Konfliktlösung ist aus eigener Kraft nicht möglich
In Einzelfällen zusätzliches Merkmal : Das Opfer soll (eventuell um jeden Preis) aus der Lerngruppe
verschwinden.
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Mobbing-Struktur in Lerngruppen
Abb. 7: Die typische Mobbing-Struktur in Lerngruppen und Möglichkeiten der gegen- seitigen Beobachtung ( ) bzw. Interaktion ( )
restliche Lerngruppe
Opfer
Mobber
Mitläufer
Lehrkraft
Anonymität der Mobber-Opfer-
Beziehung
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Kennzeichen der Täter
Häufig impulsives Verhalten und geringe Selbstkontrolle. Die aggressive Durchsetzung eigener Ziele steht im Vordergrund. Machtausübung als wichtigstes Verhaltensmotiv. Mobber können potenzielle Schwächen beim Opfer leicht erkennen,
haben jedoch wenig Empathie. Im Mittel körperlich kräftiger als der Durchschnitt (Olweus 2002, S. 65). Fühlen sich fälschlicherweise durch das Opfer provoziert. Häufig geringes Selbstwertgefühl. Wenige und unangemessene Konfliktlösungsstrategien. Instrumenteller Gewinn ist möglich. Höhere Gefährdung für sozialfeindliches, kriminelles Verhalten und
Alkoholismus.
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Kennzeichen der Opfer
Passive Opfer– Häufigster Opfertyp. – Körperlich eher schwächer als der Durchschnitt.– Tendenziell sensibel und vorsichtig. – Häufig mit schwachem Selbstwertgefühl, ängstlich, unsicher. – In der Klasse oft still.– Häufig Weinen und/oder Rückzug als Reaktion auf Angriffe.– Manchmal aus überbehütenden Familienstrukturen mit betont
starker Mutter-Kind-Beziehung.
Provozierende Opfer– Ängstlich und aggressiv.– Konzentrationsprobleme, wirken „hyperaktiv“.– Leicht reizbar.– Spielen sich häufiger in den Vordergrund.– Werden von einem Großteil der Klasse abgelehnt.
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Schlussfolgerungen für die Praxis
In unteren Klassen beginnen. Mit kleinen Schritten beginnen (Gewaltverminderung statt
Gewaltverhinderung). Gegen häufigere Gewaltformen wie Mobbing vorgehen. Bewusstsein und Betroffenheit für die Problematik schaffen. Valide Daten gewinnen. Einfaches Regelwerk mit Folgenkatalog erstellen. Zeitnahe und konsequente Umsetzung der Vereinbarungen. Intervention nach dem Grundsatz „Helfen statt strafen“. Anonymität der Täter-Opfer-Beziehung aufheben. Opferschutz hat immer Vorrang. Lehrer als wichtige Rollen-Vorbilder und Vermittler. Die Lerngruppe soweit wie möglich mit beteiligen. Die Eltern über die vereinbarten Maßnahmen informieren.
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Maßnahmen auf Schulebene
Fragebogenaktion bei den Schülern. Anti-Mobbing-Vereinbarung verfassen. Vermehrte Pausenaufsicht. Kein wöchentlicher Einzelstundenunterricht. Kennenlernaktionen in neu zusammengestellten Klassen. Soziales Kompetenztraining durchführen. Selbstbehauptungstraining möglichst geschlechtergetrennt. Gut ausgestattete und attraktive Umgebung im Freien und im
Schulgebäude. Einrichtung eines Beratungsraums. Einrichtung einer E-Mail-Adresse für Notfälle.
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Maßnahmen auf Klassenebene
Fragebogenaktion mit anschließendem Elternabend zum Thema. Klassenregeln und Folgekatalog zusammen mit den Schülern
aufstellen. Regelmäßige Klassengespräche. Einsatz kooperativer Lerntechniken. Opfer und Täter (vorsichtig) in Lerngruppen zusammenbringen. Bei außerschulischen Maßnahmen den Opfern die Möglichkeit zur
Mitwirkung geben. Einsetzen von „Trainern/Coaches“ für Opfer und Täter. Kummerkasten oder E-Mail-Adresse für Notfälle einrichten. Alle Fachlehrer einbeziehen und informieren. Schuldzuweisungen vermeiden, lösungs-, verbesserungs- und
zukunftsorientiert arbeiten.
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Maßnahmen auf persönlicher Ebene
Einzelgespräche mit den Tätern in rascher Reihenfolge. Gespräche zwischen Täter und Opfer verhindern. Beim Aufklärungsvorgang auf Opferschutz achten. Mit den Eltern der Täter verbindliche Absprachen treffen, möglichst in
schriftlicher Form, zusätzlich eventuell Kopie der schriftlichen Einlassungen mit Sichtvermerk.
Kopien eventuell in das Schülerstammblatt übernehmen. Den Eltern der Opfer Empfehlungen aussprechen. Alle Maßnahmen für die Beteiligten transparent machen.
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Literatur und Quellen
Bundesverband der Unfallkassen (Hrsg.), Statistik-Info zum Schülerunfallgeschehen 2004, 2005, Download unter: www.bka.de/pks/zeitreihen_2003/pdf/t20_tv.pdf
Feltes, Thomas, Gewalt in der Schule, in: Zeitschrift „Sicherheit und Kriminalität“, Heft 1/2003, kostenloser Download unter: www.buergerimstaat.de/1_03/sicher_krimi.htm
Klett, Kristian, Gewalt an Schulen – eine deutschlandweite Online-Schülerbefragung, zur Gewaltsituation an Schulen, Inaugural-Dissertation, Universität zu Köln, September 2005
Landscheidt, Dr. Karl, Gewalt und aggressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen, 1997 veröffentlicht als Heft 43 der Informationen für Schulpsychologinnen und Schulpsychologen Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, Soest, Download unter: www.schulpsychologie.de
Olweus, Dan, Gewalt in der Schule, Verlag Hans Huber, 2002
Perrig-Chiello, Prof. Dr. Pasqualina, Antisoziales Verhalten im Kindes- und Jugendalter, aus: http://www.skjp.ch/media/Locarno_Perrig.pdf