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Einzelteile in metertiefemTrichter gefunden

In Schifferstadt konnte Benkel auf Pe-ter Berkel und Dietmar Kneschk zurück-greifen. Beide unterstützten bei den Gra-bungen, die viel Einsatz erforderten.Fünf Meter tief wurde ein Trichter aufder Wiese an der Gemarkungsgrenze zuBöhl-Iggelheim ausgehoben; dann stießdas Team auf erste Indizien, die den Ab-sturz des Luftwaffen-Piloten bestätigten.Flugzeugtrümmer, aber auch Gerätetei-le, die mit Nummern versehen waren,förderte Benkel zu Tage. Berkel hattedas Gelände zuvor mittels Metalldetek-toren untersucht.

In seinen Ausführungen auf einerFachforums-Plattform ergänzte er: „DieHülse wurde mit weiteren in zirka vierMetern Tiefe mitten in den Flugzeugtei-len gefunden. Die Stempelungen stam-men aus den Jahren 1941, 1936 und1938. Vom Kaliber, 7,92 Millimeter,kommt ein MG 17 in Frage, welches un-ter anderem in den älteren Me Bf 109-Versionen zum Einsatz kam. Ein gefun-denes Typenschild sagt uns, dass es sichum eine F-Version, vermutlich einSchulflugzeug, handelte.“

Dass die Trümmer so tief in der Erdevergraben waren, deutet auf ein enormesTempo hin, mit dem das deutsche Mi-litärflugzeug zu Boden gegangen seinmuss, merkte Benkel bei seinem Besuchin Schifferstadt an. Teilweise musstenRelikte eines Flugzeugmotors mit Hilfeeines Schifferstadter Baggerunterneh-mers aufgrund ihres enormen Gewichtsans Tageslicht befördert werden.

Noch weit schwieriger war das He-rausfinden der Identität des Piloten, wieaus den Schilderungen Benkels im Al-ten Rathaus herauszuhören war. Ledig-lich eine Gedenktafel, 1953 von einerkatholischen Jugendgruppe, St. Chris-tophorus, unter einer Pappel aufgestellt,erinnert an den abgestürzten Piloten.Beim Anbringen damals war auch derSchifferstadter Klaus Stahl dabei gewe-sen. „Allen unbekannt, außer Gott“,steht auf dem Erinnerungssymbol ge-schrieben. Benkel ist allerdings einenSchritt weiter gekommen seit dem ers-

GUTEN MORGEN SCHIFFERSTADT

2005: Gewalttätige Protestein Paris

Als am 27. Oktober 2005 zwei Ju-gendliche auf der Flucht vor Poli-zisten im Pariser Vorort Clichy-sous-Bois sterben, kommt es in ganzFrankreich zu gewalttätigen Unru-hen.

1998: Schröder wurde Bun-deskanzler

Gerhard Schröder wurde vom Bun-destag zum siebten deutschen Bun-deskanzler gewählt. Am Nachmit-tag wurde das neue Kabinett der rot-grünen Koalition vereidigt. Vize-kanzler und Außenminister wurdeJoschka Fischer (Grüne). Schrödertrat die Nachfolge von Helmut Kohlan, der als dienstältester Kanzler derRepublik 16 Jahre an der Machtwar. Erstmals in der deutschenNachkriegsgeschichte gelang es ei-ner Partei, bei einer Wahl aus derOpposition heraus in die Regierungzu kommen. Die SPD knüpfte mitüber 40 Prozent der abgegebenenStimmen wieder an die Spitzener-gebnisse der 1970er-Jahre an. DieUnion verzeichnete mit 35,1 Pro-zent das mit Abstand schlechtesteErgebnis seit 1953. 2002 trat er seinezweite Amtszeit an, die mit vorge-zogenen Neuwahlen 2005 endete.Seine Nachfogerin war Angela Mer-kel (CDU).

1966: CDU/CSU/FDP-Koaliti-on zerbrochen

Mit dem Rücktritt der vier FDP-Mi-nister Erich Mende, Walter Scheel,Rolf Dahlgrün und Ewald Bucherzerbrach die Regierungskoalitionvon CDU/CSU und FDP. Am 30.November trat Bundeskanzler Lud-wig Erhard zurück. WirtschaftlicheSchwierigkeiten und Auseinander-setzungen über den Bundeshaus-halt entzweiten die Koalition. DieBundestagsfraktionen vonCDU/CSU und SPD einigten sichsehr schnell auf die Bildung einerGroßen Koalition. Die Liberalenwurden zur Oppositionspartei. Am1. Dezember wurde Kurt Georg Kie-singer (CDU) neuer Bundeskanzler.Dem neuen Kabinett gehörten zehnMinister der CDU/CSU und neunSPD-Minister an. Die Ausarbeitungeiner Notstandsgesetzgebung unddie schnelle Überwindung der Re-zession waren vorrangiges Ziel derKoalition.

1948: Oberkommando derWehrmacht verurteilt

Im Nürnberger Prozess gegen dasOberkommando der Wehrmacht er-gingen die Urteile. Von den 13 An-geklagten wurden Generalfeldmar-schall Hugo Sperrle und General-admiral Otto Schniewind freige-sprochen, die restlichen elf Ange-klagten erhielten Gefängnisstrafenzwischen drei Jahren und lebens-länglich. Alle Angeklagten, an derSpitze Generalfeldmarschall Wil-helm von Leeb, wurden beschul-digt, Angriffskriege geplant und ge-führt zu haben.

Lokal-RundschauMontag, 27. Oktober 2014 - Nr. 249 - 110. Jahrgang Nachrichten aus Schifferstadt und der Region

SCHIFFERSTADT (kai). Als Uwe Benkelkurz vor Jahresende 2013 mit einer Gra-bung auf dem Wiesengelände zwischenSchifferstadt und Böhl-Iggelheim be-gann, war noch nicht bekannt, wie dieenden würde. Eine Militärmaschine solldort im November 1944 abgestürzt, derPilot in den Trümmern begraben sein,hieß es gegenüber dem Vermisstenfor-scher aus Heltersberg. Inwieweit sich dieErkenntnisse mit den Ergebnissen derGrabung decken berichtete Benkel amDonnerstagabend im Alten Rathaus.Fest steht: Beim Flugzeug handelt es sichum eine Messerschmidt, Typ Me Bf 109F. Und: Der Pilot muss ein Mainzer ge-wesen sein, damals um die 20 Jahre jung.

Das Interesse an der Aufdeckung derGeschichte ist groß. Das zeigte der Zu-spruch auf die vom Verein für Heimat-pflege organisierte Veranstaltung, dervor allem von der älteren Generationausging. Die, die die Kriegswirren mit-erlebten, konnten Benkel zusätzliche In-formationen zur Sache geben. Einige Er-innerungen kamen ins Gedächtnis, spe-ziell auf den Vorfall bezogen, der sicham 19. November 1944 ereignet habensoll und – so die Bestätigung durch Re-cherchen – auch hat.

Benkel, von Berufswegen auf dem Feldder Krankenversicherung beheimatet,widmet sich seit Langem dem Ziel, bis-her nicht nachgewiesene Ereignisfolgendes Krieges mit Inhalt zu füllen. Vor al-lem eines ist dem Mann, der 1989 in Fol-ge der Flugzeugkatastrophe von Ram-stein eine Arbeitsgruppe für Vermissten-forschung gründete, wichtig, wie er amDonnerstag betonte: „Ich möchte denToten einen Namen und den Angehöri-gen einen Ort der Trauer geben.“

Schicksale der Vermissten klären undden Hinterbliebenen endlich Gewissheitgeben – die vorrangigsten Ziele der Ar-beitsgruppe werden also seit nunmehr25 Jahren mit gleichbleibendem Eiferverfolgt. Keine Nachforschung ist Ben-kel und seinen Mitstreitern zu viel, keineGrabung zu aufwändig. Verlassen kanner sich stets darauf, vor Ort nicht nurZeitzeugen zu finden, die wertvolle Hin-weise geben, sondern auch Helfer in derPraxis, die dem 53-Jährigen tatkräftig zurHand gehen.

Absturz und Identität auf der SpurVERMISSTENFORSCHUNG Uwe Benkel berichtet über Erkenntnisse bei Grabung in Schifferstadt

ten Einsatz im vergangenen Jahr.Beim Durchblättern der Mainzer Zei-

tung aus dem Jahr 1944 stieß DietmarKneschk auf eine Todesanzeige, die denAnwesenden am Donnerstag wiederge-geben wurde. Von einem Fahnenjunkernamens Helmut Mayer ist darin dieRede, der am 19. November 1944 einem„tragischen Geschick zum Opfer gefal-len“ sei. An besagten Sonntag erinnertsich Albert Regenauer, der am Donners-tag vom Absturz des Flugzeugs berich-tete. „Ich war gerade mit dem Fahrradunterwegs gewesen“, erklärte er. Rumpfund Blechteile der Maschine seien inden Bäumen verteilt gewesen, ebensoKörperteile des Piloten.

Viele sterbliche Überreste fielen Ben-kel allerdings bei seinen Ausgrabungennicht in die Hände. Teile des Oberschen-kelknochens, des Beckens und desSchienbeins habe er gefunden. Wäh-

Vermisstenforscher Uwe Benkel (5. v. l.) stellte beim Verein für Heimatpflege die Ergebnisse seiner Recherchen vor. Foto: Grothe

WIR GRATULIEREN

Frau Inge Reichert, Sebastian-Kneipp-Straße 6, zum 84. Geburts-tag.Herrn Jakob Schehlmann, ImHellwich 1, zum 81. Geburtstag.Dem Ehepaar Ingeborg und Wer-ner Mayer, Sturmstraße 13, zurGoldenen Hochzeit.

rend die zu den bereits bestatteten Über-resten überführt werden sollen, hat derVermisstenforscher die geborgenenWrackteile dem Verein für Heimatpflegeals Dauerleihgabe für das Museum zurVerfügung gestellt.

Wenngleich Benkel und seine Arbeits-gruppe auch im Falle des auf der Wieseabgestürzten Fliegers einige klärendeFakten hervorbringen konnten: Die Ar-beit der Forscher ist noch nicht zu Ende.Über das Standesamt in Mainz, demHerkunftsort des Soldaten, soll nochmehr darüber herausgefunden werden,wie er letztendlich zu Tode und wie eszum Absturz gekommen ist. Das stehtnämlich nach wie vor noch in derSchwebe.

Weitere Informationen von Zeitzeu-gen nimmt Uwe Benkel gerne entgegen:Telefon 06333/602570, E-Mail: [email protected].

Spanisch für AnfängerSCHIFFERSTADT. Im Programm der

Volkshochschule ist ab Mittwoch, 5. No-vember 2014 der Sprachkurs Spanischfür Anfänger. Der Kurs läuft über zehnAbende und findet jeweils von 18.30 Uhrbis 20.45 Uhr, im Paul-von-Denis-Schulzentrum -Gymnasium- statt. An-meldungen sind bei der StadtverwaltungSchifferstadt unter den Telefonnummern06235 44-320 oder –44-302 möglich.

Vollsperrung der Ludwigstraße

SCHIFFERSTADT. Die StadtverwaltungSchifferstadt weist darauf hin, dass am27.10.14 die Ludwigstraße in Höhe desAnwesens 21( zwischen Bäckergasseund Großer Kapellenstraße) wegen derAufstellung eines Autokrans für denStraßenver-kehr voll gesperrt werdenmuss. Für die Dauer der Sperrung wirddie Ein-bahnstraßenregelung vorüber-gehend aufgehoben. Die Stadtverwal-tung bittet alle Verkehrsteilnehmer, ins-besondere die Anwohner, um Beach-tung sowie Verständnis für die getroffe-nen Maßnahmen.

Tedesco kehrt SPDden Rücken

Austritt: Gründe unbekannt - Thema im nächsten Stadtrat

SCHIFFERSTADT (kai). Die Gerüchtekursieren bereits seit einigen Wochenin der Stadt, eine Bestätigung erfolgtenun auf Tagblatt-Nachfrage: StefanoTedesco hat der SPD den Rücken ge-kehrt. Im August soll er nach Infor-mationen unserer Zeitung bereitsbeim Ortsverband seinen Austritt ausder Partei erklärt haben.

Die Beweggründe dazu sind nichtbekannt. Dass die Sache in der nächs-ten Stadtratssitzung am 6. Novemberauf der Tagesordnung steht, wurdedem Tagblatt gegenüber aus dem Kreisder Involvierten angemerkt. Dannwird wohl auch die Antwort auf einebislang offen gebliebene Frage folgen:Was passiert mit Tedescos Stadtrats-Mandat?

Der 34-jährige ratserprobte Verwal-tungsfachangestellte holte bei derKommunalwahl im Mai dieses Jahresdie meisten Stimmen in der Reihe derSPD-Bewerber.

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