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68. nard.] Jull 1934.J W. L e i t h e, Fettb estimmungsmethoden. 33

f~Ischen wiirde. Vor einer iibermiil~igen Vermehrung der Salpeters~ure in diesem Falle mSchte ich wegen tier Gefahr der Knallsilberbildung warn~n.

Die Vorzage der jodometrischen lViethode gegentiber der Silbermethode bestehen 1. in der Unempfindlichkeit gegen Phosphorwasserstoff and auch gegen Schwefel-

wasserstoff, der j a a u s Sulfaten durch Reduktion mit Jodwasserstoff entstehea kann. 9. in einer wesentlich gr61~eren Genauigkeit der Messung, da bei der Silbermethode

1 Mol Glycerin einem Mol Silberjodid entspricht, w~hrend bei der jodometrischen Methode 1 Mol Glycerin 6 Jod-Atomen aquivalent ist.

Zur Ausfahrung der Methode benutzten wir den Mikromethoxylapparat nach P r e g l . Als Waschflttssigkeit diente tells eine Aufschwemmung yon rotem Phosphor, tells wurde eine L6sung, die 3% Natriumthiosulfat and 1% Iqatriumcarbonat enthielt, verwendet. Letztere hat uns jedoch nicht befriedigt. In das Zersetzungsk61bchen wnrden 1,5 ccm Jodwasserstoffsaure yon der Dichfe 1,7 gegeben, dazu noch 0,2 g Jod and unter Ktihlung 0,1 g roter Phosphor. Sodann wurden 0,3--0,5 g der etwa l%-igen GlycerinlOsung eingewogen und das Ganze unter Durchleiten eines schwachen Kohlensaure- stromes (2 Blasen in der Sekunde) etwa 1~ Stunden lang in schwachem Sieden gehalten. Das entstehende Isopropyljodid wird in etwa 4 ecm einer Lbsung yon 20% I~atrium- acetat in Eisessig, der 3 Tropfen Brom zugesetzt sind, eingeleitet. Nach dieser Zeit wird der Inhalt der Vorlage in einen S e n d t n e r - K o l b e n gegeben, der 0,3 g Natrium- acetat in etwas Wasser gelSst enthhlt (auf vollsthndig e Lbsung des Natriumacetats ist nnbedingt zn achten), und der Bromiiberschul~ durch einige Tropfen Ameisensaure entfernt. Nachdem man sich yon der vollst~ndigen ZerstOrung des Broms, auch in der Dampf- phase, tiberzeugt hat, gibt man 0,3 g Kaliumjodid und 1 ccm 25%-ige Schwefels~ure hinzu and titriert das ausgeschiedene Jod mit 1/s o N.-NatriumthiosulfatlOsung nnter Zusatz yon St~rkel6sung als Indicator.

1 ecru 1]a o N.-Thiosulfatl6sung entspricht 0,51 mg Glycerin. Die Reinheit der Reagenzien der Vor]age kontrolliert man am besten dutch einen

Leerversuch. Die Resultate sind vollauf befriedigend:

Glycerin Thiosulfatl6sung Glycerin gefunden angewendet verbraucht mg ----- %

3,45 nag 6,57 ccm 3,37 97,5 3,38 ,, 6,38 , 3,26 96,5 3,44 , 6,51 ,, 3,33 96,5

Herrn Dr. F e l d h a u s danke ich far die Ansfiihrung der Mikroanalysen.

Als niichster Vortragender sprach Dr. L ei the-Wien.

Neue Fettbestimmungsmethoden auf pyknometriseher und refraktometriseher Grundlage.

Yon

Wol fgang Leithe-Wien.

Die Untersuchungen, abet die ich zusammenfassend berichten mOchte und die bereits in der Zeitschrift far Untersuchung der Lebensmittel ver~ffentlicht sind (be- ziiglich der Einzelheiten mul~ dorthin verwiesen werden), habe ich im vergangenen Iterbst mit dem Ziel begonnen, far physikalische Methoden, die mir yon fraheren wissen-

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schaftlichen Arbeiten her vertraut waren, auf dem Gebiete der Lebensmittelanalyse neue praktisehe Anwendungen zu suchen.

Physikalische Methoden dienen in der Lebensmittelanalyse entweder zur Trennung und Identifizierung yon Stoffen oder aber zur quantitativen Analyse yon Stoffgemischen (z. B. ,con LSsungen) durch Messung einer geeigneten physikalischen Gr/)l]e. Diese Art der physikalischen Konzentrationsbestimmung hat den Vorteil, daft man sich die oft mahsame Trennung des gesuchten Stoffes yore LSsungsmittel~ seine Isolierung und Whgung ersparen kann; sie ist daher bei w ~ s s e r i g e n L~sungen sehr gebr~uchlich (pyknometrische oder refraktometrische Bestimmung whsseriger Extrakte). Zur Konzen- trationsbestimmung in n i c h t w ~ s s e r i g e n L6sungen~ z.B. zur Fettbestimmung in Fett- l~sungen~ schienen mir dagegen diese Vorteile noch nicht so allgemein verwertet zu sein. Wohl gibt es auch hier indirekte physikalische Verfahren wie die alte arhome- trische Milchfettbestimmung nach S o x hl e t , eine neuere arhometrische Fettbestimmung in K~se nach H a e k m a n n , an refraktometrischen Methoden die Milchfettbestimmung nach W o l l n y - N a u m a n n , ferner zwei Kakaofettbestimmnngen yon M ~ l l e r sowie H a s s e und B a k e mit Athergemischen. Im allgemeinen aber wird noch immer das Fett auf recht langwierige Weise isoliert und gewogen, wofern es nicht~ wie z. B. nach G e rb e r, volumetriseh bestimmt wird.

Meine ersten u hatten zun~chst die Fettbestimmung in Molkereiprodukten dutch pyknometrische Dichtemessung der entsprechend gewonnenen Fettl6sung zum Ziel. Sie bauten zunachst auf der gebrauchlichen Blo61egung des Fettes mit Salzshure nach S e h m i d - B o n d z y n s k i auf. Das aus Mih~h, Rahm, Butter oder K~se nach dem Auf- schluI] mit Salzsgnre in Freiheit gesetzte Fett wird mit genau 30 ccm Tetrachlorkohlen- stoff aufgenommen. Tetra eignet sich hierzu wegen seiner hohen Dichte, soda6 schon bei der Aufnahme kleiner Fettmengen eine deutlich mel]bare Abnahme der Dichte eintritt. Das Aufnehmen des Fettes mit Tetra ohne Kontaktflt~ssigkeit gelingt, wie sich gezeigt hat, nur dann, wenn man durch Emulsionsbildung die Phasengrenzflhche stark vergr6t~ert; diese Emulsionsbildung kann man, sofern sie beim Scht~tteln nicht yon selbst einsetzt, auf sehr einfache Weise durch Zugabe einiger Schnitzel Filtrier- papier einleiten. Znr raschen Trennung des entstandenen Schaumes setzt man zweck- mg6ig eine kleine Menge Chlorzink zu. Die ganze Operation: Aufschlu6, Ausschfitteln nnd Klhren wird rasch und bequem im ,,Kochscheidetrichter" ausgeffihrt. Die Tetra- FettlSsung wird aber einen Wattebausch im Stiel filtriert und in ein 25 ccm-Pyknometer abgezogen, dieses auf gebr~uchliche Weise temperiert und auf die Marke eingestellt.

Auf eine praktische Art der W g gun g und B e r e c h n u n g des Fettgehaltes whre noch hinzuweisen. Statt alas Pyknometer auszuwggen und die Dichte tier FettlOsung zu be- rechnen, stellt man sich ein Tarafl~schchen her, dessert Gewicht dem mit reinem Tetra gefallten Pyknometer entspricht. Bei der Analyse whgt man dann wesentlich bequemer nur die ,,Pyknometerdifferenz", die Gewichtsabnahme des Tetra durch Aufnahme des spezifisch leichteren Fettes. Diese Pyknometerdifferenz ist nach tier Mischungsregel keine lineare Funktion des Fettgehaltes, doch habe ich den variabetn Faktor im voruus berechnet und in einer kleinen Tabelle angegeben. Eine einfache Multiplikation ergibt sofort den Fettgehalt in Gramm. Die Methode ist den gebrhuchlichen Verfahren der Isolierung und Wggung des Fettes, z. B. bei Khse, an Geschwindigkeit und Handlichkeit durchaus aber- legen; sie ist dabei sehr genau, da die Dichte des Butterfettes einen ziemlich konstanten Wert hat und infolge des gro6en Dichtenunterschiedes zwischen Fett und Tetra sich experimentelle Fehler bei der Dichtebestimmung ira Ergebnis nur wenig auswirken.

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Wenn aueh diese erste pyknometrisehe Methode far die Praxis in vielen F~llen schon recht brauchbar sein darfte, so erwiesen sich einige dabei gemaehte Beobachtungen als besonders wertvotI und ausb~uf~hig, namentlich die Erfahrung, dab man d~s Fett einer Suspension in Wasser sehon in der KMte mit Tetra ohne Kontaktfl~ssigkeit quantitativ aufnehmen kann, und zwar dann, wenn man die Phasengrenzfl~ehe durch Emulsionsbildung vergrOgert. Der wesentliche Vorteil dieser kalten Extraktion mit einem in Wasser nieht 16sliehen FettlOsungsmittel liegt n~mlieh darin, dab man gleich- zeitig mit der Extraktion des Fettes auch die wasserlOsliehen Bestandteile bloglegt und somit g]eichzeitig mit der Fettbestimmung auch eine quantitative Extraktion and Bestimmung der wasserl0slichen Stoffe verbinden kann. Ein ansehauliches Beispiel hierfar ist die pyknometrisehe Fettbestimmung in Schokolade, kombiniert mit der polari- metrischen Zuckerbestimmung:

Man schattelt 5 g zerriebene Schokolade gleichzeitig mit 30 ccm verd. Bleiessig (1:10) und 30 ccm Tetra 2 Minuten lang. Es bildet sich eine Emulsion, und dank der grogen Phasengrenzflache findet eine rasche und vollst~ndige Extraktion in dem Sinne statt, dag das Fett yore Tetra, der Zucker yon der w~sserigen Phase quantitativ aufgenommen wird. Zur Trennung der Phasen braucht man nur kurz zu zentrifugieren; man erh~lt dabei zuoberst die v/)llig Mare Zuckerl~sung, die man unmittelbar in ein 200 mm-Polarisationsrohr abgiel~en kann, dazwischen, zu einer dannen Scheibe zusammen- gepregt, die unl0slichen Bestandteile und zuunterst die ebenfalls klare Tetra-FettlSsung, die mit Hilfe einer ,,Seheidepipette" in das Pyknometer ~bergef~thrt wird. Die Pykno- metrierung der Fettl6sung erfolgt wie frtther naeh dem vereinfachten W~ge- und Be- rechnungsverfahren, wobei wieder eine far Kakaofettt6sungen bereehnete Tabelle zur Verfagung steht.

Bei der Berechnung des Saccharosegehaltes aus der Polarisation ist zu beaehten, dag wir nicht auf Bin bestimmtes Volumen aufgefallt, sondern ein bestimmtes Yolumen Bleiessigl0sung zugesetz~haben. Das in dieKonzentrationsberechnung eingehende u der w~sserigen Phase ist daher gegeben aus 30 cem, vermehrt um das u des in LOsung gegangenen Zuekers. Die aus der Mischungsregel abgeleitete Bereehnung wurde wieder so vereinf~cht, dab aus einer kleinen Tabelle die Faktoren, mit denen die Polarisation zu multiplizieren sind, um sogleieh den Zuekergehalt zu ergeben, ent- nommen werden kOnnen. Die Resultate sind mit den nach W oy~ noeh besser abet nach t t a s s e und B a k e erhaltenen polarimetrisehen Saccharosewerten in guter Uber- einstimmung. Ebenso wurden die pyknometrischen Fettwerte mit herk6mm]ichen Ex- traktionsmethoden vergliehen und gut besthtigt.

Dieses kombinierte Fett- und Zuckerbestimmungsverfahren erlaubt bei durchaus gleiehwertigen Ergebnissen zweifellos eine sehr bedeutende Abkt~rzung und Vereinfachung gegenaber den bisherigen Analysenmethoden. Die ganze Bestimmung ~on Fett und Zueker kann in etwa 20- -30 Minuten erledigt sein.

Ein weiterer Fortschritt konnte neuestens dutch Einfahrung der r e fr a k t o m e t r i s c h e n Fettbestimmung mit B e n z i n an Stelle des immerhin noch etwas umsthndlichen pykno- metrisehen Verfahrens erzielt werd~n. Auf dieser Grundtage konnte ich einige Methoden ausm'beiten und erproben, die sich, wie ich glaube, durch besonders rasche und handliche Ausftihrbarkeit auszeichnen. Zur refraktometrischen Analyse yon Fettl5sungen mug man ein Fettl6sungsmittel whhlen, dessert Brechungsindex yon dem des Fettes, nD ~ etwa 1,46, mOglichst verschieden ist. Da ich im Megbereich des Zei$ 'sehen Eintauch- refraktometers bleiben wollte, kamen nur die schwach lichtbrechenden L6sungsmittel

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88 31. Hauptvers&mmlung Deutseher Lebensmittelchemiker. [Zeitschr. f. Unterstlchang I. der Lebensmi t te l .

in Betracht. Yon diesen schieden ~vieder J~ther und Essigester aus, da sie in der Zuckerl~sung raerldich 15Slich sind, augerdem auch durch ihre Flf~chtigkeit Bin sehr heildes Arbeiten erfordern. Dagegen hat sieh reines Petroleumbenzin (S c h e r i n g - K a h l b a u m - P r h p a r a t Fraktion 90--100~ ' sehr gut bew~hrt; ich hoffe dab eine speziell far diese Zwecke hergestellte Benzinsorte bald im Handel erscheinen wird. Durch Auf- nahme des Kakaofettes bei der Analyse ergibt sich eine Refraktionszunahme yon 30 bis 50 Teilstrichen, ein Fehler ~on 0,2 Einheiten entspricht einer Abweichung yon etwa 0,1% Fett. Da man leieht auf 0 ,2--0,3 Einheiten genau messen kann, erkennt man, daft die Brechungsdifferenz Fett-Benzin ausreichend ist. Der groSe VorteiI dieser Benzin-FettlSsungen liegt infolge der geringen Flfiehtigkeit des Benzins in der einfachen Handhabung im Eintauchrefraktometer; die Temperierung und Messung kann sehr bequem und genan , fast wie bei w~sserigen LSsungen durchgeft~l~rt werden.

Aueh eine andere Voraussetzung far die Yerwendung yon Benzin, die quantitative und rasehe Extraktion des Kakaofettes in der Kglte, hat sich vollaut best~tigt. Uber- giegt man 3 g Kakaopulver oder-Sehokoladegrie$ mit 5 ecru Benzin, sehfittelt 2 Minuten, zentrifugiert, gielgt die klare FettlSsung in ein Refraktometergl~schen, temperiert und refraktometriert, so erhhlt man Zahlen, die sehr genau der quantitativen Aufnahme des Kakaofettes entspreehen. Auf diese einfache and rasehe Weise kann man nun- mehr das Kakaofett in Kakao und Schokolade bestimmen, wenn keine Zuckerbestimmung gefordert ist.

Wird eine gleichzei[ige Zuekerbestimmung gewanscht, so steht zun~chst analog dem pyknometrisehen Yerfahren die kombinierte refraktometrische Fett- nnd polari- metrische Zuckerbestimmung znr Yerffigung. An Stelle des Tetra tritt dann das Benzin; die Aufteilung yon Fett and Zucker beim Emulgieren ist auch bier wieder quantitativ. Man refraktometriert wie oben die FettlSsung und fahrt mit der Scheidepipette die klare ZuckerlSsung in ein Polarisationsrohr fiber; die Drehungswinkel sind rait den anschliefiend an die pyknometrische Methode gefundenen Werten identiseh.

Sehlieglich babe ieh noeh eine weitere Kombination ausgearbeitet: die refrakto- metrische Fettbestimmung in Yerbindung mit der refraktometrischen Zuckerbestimmung. Hier besteht zungchst folgende Schwierigkeit: Sehattelt man Schokolade mit Benzin und W a s s e r , so gehen auger dem Zucker noch andere Snbstanzen in die wgsserig.e Phase fiber und erht~hen die Refraktion; man erh~lt viel zu hohe We~r Sehattelt man dagegen mit Benzin and B l e i e s s i g ~ so verursacht wieder das teilweise in den Niederschlag tretende Bleiaeetat eine Ungenauigkeit Arbeitet man mit 10 ccm Blei- essig 1:10, so kompensieren sich die Fehler annhhernd. Man subtrahiert yon der Refraktion der Zncker-BleiessiglSsung die Refraktion des nrspranglich vorhandenen Blei- acetats, d.i. RBle~essig--Rwasser. Mit dieser Differenz~ die dem vorhandenen Zucker, in 10 cem L6sungsmittel gel0st, entsprichL geht man in eine Tabelle ein, die ich durch Umrechnung der W a gn e r'schen Konzentrationstabelle anf g Saccharose + 10 ccm Wasser ausgerechnet habe, and entnimmt ihr die vorhandene Menge Zueker. Die Methode ist naturgem~t~ nicht ganz exakt; ihre Werte liegen regelm~l]ig um etwa 1 - -2% hSher als die polarimetrischen. Eine Korrektur in diesem Ausmal3e erscheint daher als zul~ssig. Ihr u liegt in der besonders einfachen und raschen Durehft~hrung namentlieh bei Keihenanalysen, wo die Polarimetrierung recht umstandlich ist. Sie kann deshalb far technische Zwecke, wo die Genauigkeit der Zuckerbestimmung aus- reichen dgrfte, empfohlen ~'erden.

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Die Berechnung des F e t t g e ha l t e s a u s den Refraktometeranzeigen erfolgt ent. weder nach der Mischungsregel auf Grund der Gleichung:

~lL~sung ~ nBenzin I I F e ~ - YIL~sung

nFett (in Benzin) habe ich ftir Kakaofett in verschiedenen Konzentrationen bestimmt. Es ist wichtig, da~ das BrechungsvermSgen des Kakaofettes nach Angaben der Literatur nur geringen Schwankungen unterworfen ist. Bei Vorhandensein eines Standard-Benzins

�9 wird auch hier die Aufstellung einer Berechnungstabelle m6glich sein. Noch einfacher kann man sich einstweilen selbst far eine geeignete Benzinsorte eine M e S k u r v e empirisch herstellen, und zwar dutch Einwi~gen verschiedener Mengen Kakaofett in die der Pipette entsprechenden Mengen Benzin und Refraktometrieren der LOsungen. Diese MeBkurve kann dana unmittelbar zur Umwertung der Refraktometeranzeigen in den Fettgehalt dienen.

Die gtinstigen Resultate derartiger kombinierter Methoden bei Schokolade er- mutigten dazu, sie auch auf eine Substanz anzuwenden, an der ebenfalls neben der Fettbestimmung eine optische Konzentrationsbestimmungen der wasserl5slichen Sub- stanzen durchznftihren ist, auf die Milch , also eine Kombination yon Fett- und Milch- serumbestimmung. Da nur ein kaltes Serum in Betraeht kam, babe ich das Blei- essigserum nach R o t h e n f u l ~ e r gewahlt und dessen Herstellung zuni~chst mit einer pyknometrischen Fettbestimmung mit Tetra, dann aber mit einer refraktometrischen Fettbestimmung mit Benzin verkniipft.

Wenn man die Milch mit entsprechenden Mengen Bleiessig und Tetra 2 Minuten schiittelt und zentrifugiert, so erhMt man wieder zwei klare Fliissigkeiten. Das Blei- serum ist, wie sich gezeigt hat, mit dem Serum nach R o t h e n f u l ~ e r v~)llig identisch; die TetralSsm{g hat das Mflchfett quantitativ aufgenommen, die pyknometrische Bestim- mung ergibt wie frtiher sehr genaue Werte ffir den Fettgehalt. Die Methode ist besonders geeignet zur kombinierten Fett- und Zuckerbestimmung in gezuckerter Kondens- milch, wo das Gerbe r -Ver fah ren auf Schwierigkeiten st(~$t. Abet auch zur Fett- bestimmung in gew6hnlicher Milch dtirfte ihre Anwendung in einzelnen Fallen am Platze sein.

N o c h vorteilhafter ist es, wenn man start der pyknometrischen aueh hier wieder eine r e f r a k t o m e t r i s c h e Fettbestimmung mit Benzin anwendet. Das Yerfahren wird dann folgenderma~en gehandhabt: Man versetzt in einem Zentrifugenrohr 10 ccm Milch mit 0~5 ccm Bleiessig~ 4 ccm Benzin und zur u der Durchmischung mit kleinen Glaskugeln, schtittelt, seriefiweise in einer Schatulle eingelegt, 2 Minuten sehr kraftig, zentrifugiert 5 Minuten, gie~t dann beide Flassigkeiten tibereinander klar in ein Glaschen ab, temperierL mifit mit Prisma II I die FettlSsungen durch~ setzt hierauf Prisma I ein und refraktometriert das Serum, ohne die Fettl0sung abgiefien zu mtissen. Fehler in den Fettrefraktionen yon 0,3 ~ rufen einen Fehler yon 0~05% Milchfett hervor. Leider gibt es noch eine andere Fehlerquelle, namlich die lokalen und jahreszeitlichen Schwankungen der Refraktion des Milclffettes, die nach der Literatur yon n (40 ~ ~ 1,452--1:457~ das sind 40- -47 Butterrefraktometergrade betragen. Es sind dadureh in extremen Fallen Fehler yon ~ 0,15% mSglich. In den praktischen Fallen, namentlich bei Mischmilch, scheint diese Konstanz allerdings in viel engeren Grenzen zu liegen, soda~ die Sicherheit der Methode praktisch doch innerhalb ~ 0,1% Milchfett liegen dtirfte. Dies geht auch aus den Beleganalysen hervor. Die dutch- schnittlichen lokalen Eigenheiten und zeitlichen Schwankungen kann man zudem auch

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38 31. Itauptversammlung Deutscher Lebensmittelehemiker. [zei~schr. f. Un~;ersuchung [ der Lebensmittel.

so erfassen~ dal~ man die empirische Mefikurve mit einem Miichfett herstellt, das man aus einem Gemisch mehrerer den lokalen und jahreszeitlichen Verhi~ltnissen ent- sprechenden Milchproben gewonnen hat.

Die refraktometrische Doppelbestimmung yon Fett und Bleiserum dtirfte experi- mentell gegentlber der getrennten Bestimmung yon Fett und Chlorcalciumserum zweifel- los yon u sein. Es w~re daher sehr dankenswert, wenn die milchanalytischen Institute Erfahrungen dartiber sammeln und ver6ffentlichen warden, um die Grenzen und die Sicherheit der neuen Methode unter den versehiedensten Bedingungen kennen zu lernen.

Die pyknometrische und refraktometrische Fettbestimmung ist, Sei es allein oder in Kombination mit der Bestimmung wasserlSslicher Substanzen, sicherlich fiber die beschriebenen Substanzen hinaus noeh bei weiteren Materialien anwendbar; es muff nut die Verteilung des Fettes in der Probe eine quantitative Extraktion durch Emulgieren in der Khlte zulassen, z. B. bei pastenfOrmigen oder mehligen Produkten. Die refrakto- metrisehe Analyse verdient hierbei wegen ihrer raschen und bequemen Ausfiihrbar- keit gegeniiber der pyknometrischen den Vorzug, andererseits wieder hat die pykno- metrischeMethode zumal bei tierischen Fetten den Vorteil voraus, daI~ die Schwan- kungen der Fette beztiglich der Dichte sieh bier weniger stSrend auswirken. Die Unkonstanz der tierischen Fette beziiglieh der Brechung kann nhmlich zumal bei h(~herem Fettgehalt die Sicherheit des refraktometrischen Verfahrens empfindlich beein- tri~chtigten. Es wird daher die pyknometrische Methode~ trotzdem sie experimentell namentlich bei Reihenbestimmungen im Nachteil ist, in vielen Fallen doch ihren Platz behaupten kbnnen.

Diese Ausftihrungen sollten zeigen, daft die Anwendung physikalisch-chemischer Methoden in tier Lebensmittela~/alyse noch immer welter entwicklungsfhhig ist. Ich hoffe, dat] dies auch noch in meinen folgenden Untersuchungen dieser Art zum Ausdruck kommen wird.

Der u dankt dem u im Namen aller HSrer far seine wert- vollen Anregungen und bitter, den deutschen Kollegen in 0sterreich unsere treuen Grtil~e zu tibermitteln.

Das Wort erhielt sodann Prof. Dr. K. H. B a u e r .

Die gehiirteten Fette in der Lebensmittelehemie. Von

K. H. Bauer-Leipzig.

Die nach dem Verfahren yon W, N o r m a n n durch katalytische Hydrierung fltissiger 01e hergestellten ,,gehi~rteten Fette" finden heute auch weitgehende Verwendung als Speisefette meist in Mischungen mit anderen festen Naturfetten. Es wird 0fters far den Nahrungsmittelchemiker die Aufgabe entstehen, nachzuweisen, ob hochwertige Naturfette rait gehi~rteten Fetten verschnitten sind. Hierzu hat man zuerst den Nachweis der geringen Mengen des Katalysators, die im geh~rteten Fett zurtickgeblieben sind, Yerwendet. Es sind aber mit der Zeit Raffinationsmethoden ausgearbeitet worden, durch die der Katalysator soweit entfernt wird. da~ er nach den iiblichen Methoden nicht mehr nachweisbar ist.


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