Transcript
Page 1: Next-Generation Genome Sequencing. Von Michal Janitz (Hrsg.)

N EU E B Ü C H E R |

380 | Pharm. Unserer Zeit | 4/2009 (38) www.pharmuz.de © 2009 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

munologiesche Selbsttoleranz ent-steht. Im zusammenfassenden 14. Kapitel werden die Funktionennochmals rekapituliert.

Der zweite, deutlich kleinere Teilbringt einen Einblick in immunologi-sche Arbeitstechniken, die nach In-vitro- und In-vivo-Methoden auf-geteilt werden und so wichtige Ver-fahren wie die Agglutinationstests,die Herstellung Monoklonaler Anti-körper Western Blot, ELISA,WesternBlot, Durchflusszytometrie, Zelltests,aber auch Hybridisierungstechnolo-gien wie PCR oder Restriktionsanaly-sen und siRNAs erklärt werden. Hierwird auch kurz auf die rekombinanteDNA-Technologie eingegangen.

Bei den In-vivo-Methoden wer-den die Prinzipien von Hauttests unddem adoptiven Zelltransfer sowie dertransgenen und gendefizienten Tiereerklärt.

Im dritten Abschnitt werden Fra-gen zum defekten Immunsystem be-antwortet und einzelne Krankheits-bilder konkret besprochen, bevordann im vierten Teil die Interven-tionsmöglichkeiten von der Immun-stimulation über Immunsuppressionhin zur Substitution behandelt wer-den. Ein Anhang zu „Fakten und Zah-len“ bietet einen Überblick überwichtige Moleküle des Immunsys-tems.

Insgesamt liest sich das Buch aus-gesprochen gut, ist kompakt und klarstrukturiert geschrieben und bietetmit den Memo-Kästen zu den behan-delten Themen gute Wiederholungs-möglichkeiten. Die Abbildungen sindso einfach wie möglich und so um-fassend wie nötig gehalten und illus-trieren sehr gut die gebrachten Zu-sammenhänge.

Fazit: Ein durchaus empfehlens-wertes Buch für all diejenigen, die ei-nen schnellen Einblick in das Immun-system bekommen wollen.

Ilse Zündorf, Frankfurt

Next-GenerationGenome Sequencing

Als Frederick Sanger im Jahr 1978 die„Genomsequenz“ des Bakteriopha-gen ΦX174 veröffentlichte, wurdedas Potential der „DNA-Sequenzie-rung nach Sanger“ praktisch überNacht zum Standard für die Ent-schlüsselung von Gen- und Genomse-quenzen. Sanger bekam für diese In-novation den Nobelpreis, dabei hattedas entschlüsselte ΦX174-Genom ge-rade einmal 5.386 Basen und kodier-te für elf Gene! Sanger hätte sich si-cher nicht träumen lassen, dass ca. 30Jahre später das menschliche Genom(3.000.000.000 Basen!) mit eben sei-ner Methode entschlüsselt wurde.Das dauerte allerdings zehn Jahreund hat ca. $ 3 Mrd. gekostet.

Das vorliegende Buch beschäftigtsich mit Methoden zur Genom-Se-quenzierung, die jenseits der Sanger-Genomik liegen und deshalb als dienächste Generation des DNA-Sequen-zierens bezeichnet werden können.Damit sind Methoden gemeint, die inkürzerer Zeit mehr Sequenzinforma-tion bei weniger Kosten liefern alsmit der Sanger-Methode.

Das Buch ist in fünf Teile unter-gliedert. Zunächst wird die „gute alte“ Sanger-Sequenzierung bespro-chen (Teil 1), die nach wie vor derGoldstandard für die Lösung dermeisten (auch gendiagnostischen)Probleme ist. Im zweiten Teil werdendie bereits kommerzialisierten Me-thoden der Nachfolge-Generation desDNA-Sequenzierens vorgestellt, na-mentlich die Illumina „454“-Sequen-

Michal Janitz(Hrsg.)Wiley-VCH 2008ISBN: 978-3-527-32090-585,– Euro

zierung, die „Solexa-Sequenzierung“und die SOLiD-Technologie. Im drit-ten Teil des Buches geht es um einwichtiges Problem (den „Flaschen-hals“): Es ist heute leicht, eine enor-me Datenflut in kurzer Zeit zu gene-rieren, aber es fehlt an adäquater Bioinformatik, um die Daten auszu-werten und sie in einen Kontext zustellen. Im vierten und fünften Teilwerden einige innovative neue An-wendungen der neuen Sequenzier-techniken besprochen. Das letzte Kapitel von Teil 5 behandelt diewichtige Frage nach den ethischenund rechtlichen Konsequenzen derneuen Technologien.

Das Buch ist sicherlich nicht alsLehrbuch im Pharmaziestudium oderals Standardlektüre in der öffent-lichen Apotheke zu sehen. Es bietetallerdings für in der molekularbiolo-gischen Forschung tätige Wissen-schaftler einen hervorragenden Über-blick über die Entwicklung in diesemFeld aus erster Hand – von Autoren,die die Technologien entwickeln.Eben weil diese Technologien so neusind, wünscht man sich eine solcheReview-Sammlung zwischen zweiBuchdeckeln.

Das Buch hat durchaus auch ei-nen pharmazeutisch-medizinischenAspekt – ausgedrückt im Untertiteles Buches: „Towards PersonalizedMedicine“. Die neue Sequenzier-Ge-neration ist so leistungsstark, dassdurch die Sequenzierung individuel-ler humaner Genome Gene identifi-ziert werden können, die aufgrundvon Mutationen entweder das Risikofür die Ausbildung von polygenetischvererbten Krankheiten erhöhen oderunerwartete Arzneimittel-Wirkungenverursachen. Letztere Erwägungensollen in Zukunft eine auf den Geno-typen des Patienten abgestimmteTherapie ermöglichen.

Thomas Winckler, Jena

Recommended