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  • 20 GrenzEchoSamstag, 27. Februar 2016

    „Für die meisten jungen Leu-te“, so Karin Treinen, ehren-amtliche Helferin aus Galhau-sen, „steht das Blutspendennicht auf dem ersten Platz ih-rer Prioritätenliste. Sie sindzwar bereit, zur Blutspende zukommen, aber eben nur dann,wenn nichts anderes ansteht.Viele sehen die Notwendigkeitnicht.“ Das Problem vieler istdie Angst vor dem Unbekann-ten, ob es nun das Gefühl dereindringenden Nadel ist oderwie das Blut aus dem Armfließt.

    Zuerst müssen eine Reihevon Fragen zumGesundheitszustandbeantwortet werden.

    Für alle Neulinge hier einigeInformationen, die bei der ers-te Blutspende wissenswertsein könnten: Bevor manüberhaupt in die Nähe einerNadel kommt, muss man einFormular ausfüllen und aller-hand Fragen über seinen der-zeitigen Gesundheitszustandbeantworten, zum Beispiel obman in den letzten WochenMedikamente eingenommenhat, erkältet war und ob mansich im jetzigen Moment ge-sund fühlt. Dann geht's weiterzu einem Arzt, der alle Fragennoch einmal genau durchgeht.Nach diesem Gespräch wird esdann schließlich ernst. Vondiesem Moment an geht auchalles ganz schnell.

    Nach einer kurzen Einlei-tung, die leider in französi-scher Sprache ist, legt der Me-diziner einen Zugang und esgeht los. Bevor das Blut aller-dings in den dafür vorgesehe-nen Beutel gelangt, werdenBlutproben genommen, damitdas Blut untersucht werdenkann. Falls etwas mit dem Blutnicht stimmt, wird die Spendeauch nicht gelagert. Durch-schnittlich werden rund 450Milliliter abgenommen. Das

    mag für viele „Frischlinge“ einSchock sein, aber so schlimm,wie es sich anhört, ist es nicht.Blutspenden dauert in der Re-gel nicht länger als 20 Minu-ten. Allein bei Erstspendern

    dauert es vielleicht etwas län-ger, da die Ärzte und Pflegersehr vorsichtig sind, da sienoch nicht wissen, wie derKörper des Spenders reagieren

    wird. Die Frage ist nun, wieman junge Leute zum Blut-spenden motivieren kann. Ka-rin Treinen meint, die besteMotivation für junge Leute seidie Mund-zu-Ohr-Propaganda.

    Junge Leute sollten anderejunge Leute zur Spende mit-bringen. Ein anderer Anspornsei bestimmt auch eine kleineFinanzspritze, doch das ist, an-

    ders als in Deutschland, in Bel-gien nicht erlaubt.

    Durchschnittlich werdenrund 450 Milliliter„abgezapft“.

    Laut Karin Treinen ist dieBlutspende zusätzlich einekostenlose Kontrolle für die ei-gene Gesundheit. „Auch kannman das Blutspendezentrumals Begegnungsort ansehen,an dem man zusammenkommt, sich unterhalten kannund als Dank etwas zu essenund trinken bekommt,“ so Ka-rin Treinen. Erfreulicherweisesei ein Anstieg zu verzeich-nen.

    Gesundheit: Spender in Ostbelgien gesucht - Was Neulinge beachten müssen

    Mangelware Blut

    VON MELANIE TERREN

    Alle drei Monate ruft dasBelgische Rote Kreuz zurBlutspende in den ostbel-gischen Gemeinden auf.Spenden kann jeder, dervolljährig ist und der keinegesundheitlichen Proble-me hat. Doch die Blutre-serven gehen langsam zurNeige. Warum ist das so?Und wie kann man Ju-gendliche dazu motivie-ren, Blut zu spenden?

    Melanie Terren geht regelmäßig Blut spenden. Das Kissen in ihrer Hand hilft dabei, dasBlut in die Venen zu pumpen, indem man es presst. Foto: privat

    Überall auf der Welt sprechenMenschen Dialekte. Jede Regi-on hat ihre eigene Mundart,die ihre Bewohner zusam-menschweißt und sie von an-deren Regionen unterschei-det. In Ostbelgien ist das Platt-deutsch unter der älteren Ge-neration nach wie vor weitverbreitet, doch sprechen Ju-gendliche auch noch regelmä-ßig „Platt“? 50 Schüler des 3.bis 7. Jahres der BischöflichenSchule wurden gefragt, ob siezu Hause „Platt“ sprechen. Et-was mehr als die Hälfte der Be-fragten bejahte diese Frage.Auf die Frage, ob sie den Dia-lekt später ihren Kindern bei-bringen würden, antwortetenalle Schüler mit „Ja!“. AlsGrund für dieses „Ja“ gab dieMehrheit der Schüler an, dassder Dialekt zur Tradition derRegion gehöre und dass er aufjeden Fall beibehalten werdenmüsse. Diejenigen, die zuHause keinen Dialekt spre-chen, sagten jedoch, dass sieihn verstehen könnten.

    „Ameis(e)“ statt„Seejammes“

    Der „Dialektatlas derDeutschsprachigen Gemein-schaft“, der 2014 veröffentlichtwurde, besteht aus 69 ver-schiedenen Begriffen, die ty-pisch für das „Platt“ sind. Aufeiner Karte von Ostbelgienwird farblich vermerkt, woman welches „Platt“ spricht.Außerdem gibt es Tonaufnah-men, die die Aussprache inden einzelnen Gemeindenverdeutlichen. Für das WortAmeise gibt es auf „Platt“neun verschiedene Ausspra-

    chemöglichkeiten. Bei derUmfrage sagten viele Jugendli-che „Ameis“ oder „Ameise“ zudem deutschen Wort „Amei-se“. Das eigentliche Wort für„Ameise“ lautet jedoch „See-jammes“, „Seckommes“ oder„Seejommes“, je nachdem auswelcher Gemeinde manstammt. Nur vier der fünfzigBefragten kannten dieses alteWort noch.

    „Das „Platt“ ist einelebendige Sprache, die sichverändern muss.“

    Allgemein fällt auf, dass sichbei Jugendlichen ein anderes„Platt“ eingebürgert hat als beiden älteren Generationen. Au-ßerdem bemerkt man beimregelmäßigen Sprechen, dassviele Wörter aus dem „Platt“verschwinden und nur nochdie deutsche Bezeichnung be-kannt ist. Dazu sagte StephanPesch vom BRF: „Das 'Platt' isteine lebendige und gesproche-ne Sprache, sie muss sich ver-ändern und das muss man ak-zeptieren. Auch das 'Platt'kommt nicht daran vorbei,dass sich Wörter aus dem Eng-lischen und Deutschen ein-bürgern. Wenn man nicht ak-zeptiert, dass sich die Spracheverändert, wird der Dialekt inunserer Region aussterben.“

    Im Eupener Land sprechennur noch sehr wenig Jugendli-che Plattdeutsch, Kelmis ein-mal ausgenommen. LautPesch könnte das daran lie-gen, dass viele Zugezogene indiesen Gemeinden leben unddass die Verbreitung so er-schwert werde. In der Eifelhingegen sei das „Platt“ eineUmgangssprache, die man je-den Tag nutzen könne.

    „Platt“: Immer weniger Jugendliche können es

    Gibt es eine Zukunft fürostbelgische Dialekte?VON VIVIANE MERTES

    Oma kallt mot hirrem Eenkel plattdötsch.Illustrationsfoto: dpa

    Wie groß ist die Bereitschaft der Passanten auf dem Eupener Wochenmarkt, Blut zu spenden? Haben sie es überhaupt schon einmalgetan? Und wenn ja, warum? Das haben die Journalisten für einen Tag nachgefragt.

    Blut ist ein kostbares Gut

    VON VIVIANE MERTES, CHIARA ELSEN UND CATHERINE GASSMANN

    „Ich spende nicht. Es gibt je-doch keinen speziellen Grund,warum ich kein Blut spende.“

    AshilleEmonts,37 Jahre,Raeren,Jugendhilfe-Mitarbeiter

    „Ich habe mir ehrlich gesagtnoch keine Gedanken darübergemacht. Ich wüsste auchüberhaupt nicht, wo ich hin-gehen sollte, um zu spenden.“

    RaphaelWalpot,32 Jahre,Kelmis,Werkstoff-ingenieur

    „Ja, ich bin seit zehn JahrenBlutspender. Ich tue mir sel-ber etwas Gutes, weil dadurchmein Bluthochdruck sinkt.Und es dient ja auch einer gu-ten Sache.“

    „Ich kann krankheitsbedingtkein Blut mehr spenden. Frü-her habe ich es getan, um zuhelfen. Vielleicht kann ich spä-ter auch mal davon profitie-ren.“

    Jean-MarieBarts,60 Jahre,Kettenis,Rentner

    EdgardKreischer,46 Jahre,Kettenis,Haustechniker

    „Ja, ich habe schon einmalBlut gespendet. Es kostet michja nicht viel und anderen kannmit meinem Blut geholfenwerden.“

    MargaretaPlechoc,33 Jahre,Eupen,Hausfrau

    „Ich kann kein Blut spenden,weil ich eine chronischeKrankheit habe. Ansonstenwürde ich es eventuell in Er-wägung ziehen.“

    SonjaRadermeker,47 Jahre,Walhorn,Floristin

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    „Viele sehen dieNotwendigkeit nicht.“

    Karin Treinen,Rotes Kreuz St.Vith


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