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Der Name Käthe Kruse steht wohl wie kaum
ein anderer für hochwertige, kindgerechte
Puppen, die sich schon seit vielen Gene-
rationen grosser Beliebtheit erfreuen. Damals
wie heute werden sie in traditioneller Hand-
werkskunst hochwertig verarbeitet. Dabei
bleiben die strapazierfähigen und langlebigen
Geschöpfe manchen Besitzern ein Leben lang
erhalten und werden nicht selten an die nächs-
te Generation weitergegeben. Auch die aktuelle
Kollektion mit ihren Spiel- und Sammlerpuppen
hat nichts von ihrem Charme verloren, knüpft
sie doch an den unverwechselbaren Stil von
Käthe Kruse an. So werden auch heute noch
alle Puppenaugen in vielen Einzelschritten von
Hand gemalt. Und im Friseursalon erhalten
die Geschöpfe natürlich wirkende Perücken,
die bei den klassischen Exemplaren sogar aus
Echthaar bestehen.
Puppen kommen nie aus der Mode. Gerade jetzt, wo das Weihnachtsfest naht, haben sie wieder Hochkonjunktur. Des-
halb möchten wir Ihnen einige ausgewählte Exemplare vorstellen, die sowohl Kinder- als auch Erwachsenenherzen
höher schlagen lassen. So zum Beispiel Spielpuppen, die das Traditionsunternehmen Käthe Kruse seit über 100 Jahren
in gewohnter Handwerkskunst herstellt. Aber auch Reborn Babys, die bei Liebhabern und Sammlern hoch im Kurs
stehen. Vinyl spielt bei beiden Puppenarten eine wichtige Rolle.
PuPPen-Parade
Die lustigste Käthe Kruse Puppe heisst Lolle Zoë, denn sie hat immer ein Lächeln im Gesicht. Der Kopf aus ge-schmeidigem Vinyl wurde liebevoll von Hand bemalt – wie auch bei allen ande-ren Modellen des Unternehmens.
Unverwechselbarer Stil
Für jedes Alter gibt es den passenden
Spielgefährten. So zum Beispiel die Baby-
puppe Planscherle Leonie für Kinder ab
drei Jahren. Sie geht auf Hanne Adler-
Kruses Erfindung des Badebabys zurück. Das
Gesicht mit den strahlend blauen Augen und
die Haare sind ganz im Käthe Kruse Stil von
Hand gemalt. Die aus hochwertigem Hartvinyl
gefertigte Puppe darf sogar bis zu eine Stunde
lang mit in die Badewanne. Danach muss sie
bei Raumtemperatur unbekleidet gut trocknen.
Um den Wasserablauf und eine gute Durchlüf-
tung zu ermöglichen, hat der Vinylkörper dafür
kleine Löcher an Armen und Beinen. Ungleich
grösser ist die lustigste in der Kollektion mit
Namen Lolle Zoë. Die 54 Zentimeter grosse
Stehpuppe für Vorschul- und Schulkinder hat
immer ein Lächeln im Gesicht und wirkt mit
ihren Sommersprossen, dem farbenfrohen
Kleid und weiss-gepunkteten Regenstiefeln
regelrecht spitzbübisch. Ihr Körper ist ganz aus
Stoff gefertigt und mit Polyesterwatte gefüllt,
damit er besonders anschmiegsam wird. Der
handbemalte Kopf aus geschmeidigem Vinyl
mit seinem langen Haar kann kinderleicht
immer wieder gekämmt und frisiert werden.
Weiche Spielgefährten
Anno 1905 bastelte Käthe Kruse ihre
erste Puppe aus einem Handtuch,
etwas Sand für die Füllung und
einer Kartoffel als Kopf: ein
Weihnachtsgeschenk
für ihre dreijähri-
ge Tochter Maria.
Die junge Mutter
wünschte sich
für ihre Kinder weiche, warme Spielgefährten
zum Liebhaben und nicht die damals üblichen
kalten, zerbrechlichen Porzellanfiguren. Schon
einige Jahre später fertigte Käthe Kruse ihre
weichen Stoffpuppen für den Spielwarenhan-
del und legte damit den Grundstein für ein
äusserst erfolgreiches Unternehmen, das seine
Produkte im In- und Ausland vertrieb. Gleich-
zeitig zog sie auch noch ihre sieben Kinder
gross. Inzwischen umfasst das Sortiment, das
in Donauwörth gefertigt wird, neben Spielpup-
pen aus Stoff und Vinyl auch Spielzeuge für
Babys und Kleinkinder, textile Kinderzimmer-
dekorationen und junge Mode. Damals wie
heute legt das Unternehmen grossen Wert auf
den Einsatz hochwertiger Materialien und eine
kindgerechte Verarbeitung. Dazu gehört auch
die Verwendung des sicheren Weichmachers
Hexamoll® DINCH für sensible Anwendungen.
So erhalten die Köpfe und Körper der Puppen
ihre gewünschten elastischen Eigenschaften.
Für die Spielpuppe Toni Ellen gibt es viele modische Out-fits. Ihre Haare las-sen sich besonders gut kämmen und frisieren.
Die 48 Zentimeter grosse Babypuppe Bambina Lalli ist ein idealer Begleiter für Kinder, die sich auf ein neues Geschwisterchen freuen. Sie liegt beson-ders gut im Arm und kann sogar mit einer Erstlings-bekleidung für Neugebo-rene angezogen werden.
Foto
s: K
äthe
Kru
seAlt und neu vereint: Die aktuelle Käthe Kruse Puppe Lolle (rechts) mit Vinylkopf und Handbemalung hält eine histo-rische Puppe aus den 1920er Jahren mit Stoffkopf in den Armen.
Voller Lebendigkeit
Dagegen eignet sich die Puppenart, die wir
Ihnen jetzt anhand einiger Beispiele von
Elaine Colbert und Rosemarie Barthel vor-
stellen möchten, weniger zum Spielen als
vielmehr zum Bestaunen und Sammeln. Die
beiden Frauen haben sich einem besonderen
Handwerk verschrieben: dem Rebornen. Aus
Vinyl-Babypuppen fertigen sie so genannte
Reborn Babys, d.h. sie hauchen den Puppen
durch viele aufwendige Arbeitsschritte so viel
Leben ein, dass sie kaum noch von ihren
lebendigen Vorbildern zu unterscheiden sind.
Das Resultat ist faszinierend: Die Geschöpfe
sehen aus wie lebendige Babys, kleine schla-
fende oder schreiende Neugeborene mit den
so typischen Merkmalen: kleinen Gesichtern,
winzigen Händen, niedlichen Stupsnasen und
der unverwechselbaren rosigen Babyhaut. Die
aus den USA inzwischen auch nach Europa
geschwappte Handwerkskunst findet weltweit
immer mehr Anhänger. Einige der Künstlerin-
nen haben sich im europäischen Reborn-Ver-
band ERVERA e.V. zusammengeschlossen, um
das Rebornen weiter zu professionalisieren.
Bis ins kleinste Detail
Reborn Babys sind das Ergebnis eines inten-
siven kreativen Prozesses, der viele Schritte
umfasst. Ausgangsbasis bilden in den meis-
ten Fällen industriell gefertigte Rohlinge oder
Babypuppen aus Vinyl. Diese werden zunächst
komplett auseinandergenommen, Augen und
Haare entfernt, die einzelnen Elemente ent-
fettet und entfärbt. Dann beginnt die eigent-
liche Kärnerarbeit: Zunächst erhalten Kopf und
Gliedmassen der Puppe ihren Grundfarbton.
Dafür tragen die Künstlerinnen meist Farben
auf Ölbasis oder hochpigmentierte Acrylfarben
in vielen einzelnen Schichten auf. Dann kommt
die Feinarbeit. Kleinste Details wie Hautrö-
tungen, Äderchen, Augenbrauen und Fältchen
werden originalgetreu mit Farbe herausgear-
beitet. Doch damit nicht genug. Besonders
aufwendig ist es, die kleinen We sen mit neuen
Wimpern und Haaren auszustatten. Dafür wird
das Rooting-Verfahren eingesetzt. Mit extrem
dünnen Nadeln pflanzen die Künstlerinnen
Spezial-Mohair in die Kopfhaut, das dem
geblasene Glasaugen zum Einsatz, die eine
sehr echt wirkende Iris haben. Und auch das
Gewicht verändern die Rebornerinnen. Dafür
werden Körper und Kopf mit Füllungen verse-
hen, die natürlich auf Bewegungen reagieren,
und zusätzlich Gewichte eingesetzt, um das
gefühlte Gesamtgewicht von Babys zu errei-
chen. Wenn die Puppe dann noch mit authen-
tischer Baby-Kleidung angezogen ist, lässt sie
sich äusserlich kaum noch von einem leben-
den Säugling unterscheiden. Dabei ist jedes
Reborn Baby ein Unikat. Kein Wunder, dass
sich die lebensechten Geschöpfe inzwischen
zu wertvollen Liebhaber- und Sammlerstücken
entwickelt haben.
Elaine Colbert ist inzwischen eine versierte
Rebornerin. Sie hatte schon immer eine Lei-
denschaft für Puppen. Bereits im zarten Alter
von sieben Jahren fertigte sie ihre Puppen-
kleidung selbst an. Als die Britin vor einigen
Jahren zum ersten Mal vom Rebornen hörte,
war sie sofort infiziert. Inzwischen hat sie vie-
le Auszeichnungen erhalten und sogar schon
einige Babys für Filmproduktionen gefertigt.
www.kaethe-kruse.com,
www.rebornbabydolls.co.uk,
www.rosis-babys.de, www.ervera.de
Elaine Colbert ist eine erfahrene Rebornerin. Für ihre auf-wendig gearbeiteten Babypuppen hat sie sogar praktische Tragetaschen entworfen, die den Transport der kleinen Geschöpfe erleichtern.
Es ist einfach unglaublich, wie lebendig pro-fessionell gefertigte Reborn Babys wirken. Dieses Exemplar von Elaine Colbert ist äus-serlich kaum noch von einem schlafenden Säugling zu unterscheiden.
Foto
s: E
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natürlichen Babyhaar am nächsten kommt:
eine zeitintensive Prozedur, da pro Einstich
nur ein bis drei Haare eingezogen werden.
„Für einen Kopf im Micro-Rooting brauche ich
schon mal bis zu einer Woche“, so Rosemarie
Barthel, 2. Vorsitzende von ERVERA. Dabei
werden sogar einzelne Wirbel nachgebildet.
So lebendig wie möglich
Damit die Augen so lebendig und natürlich
wie möglich wirken, kommen meist mund-
Beim Betrachten dieses Bildes haben wir die Schreie des Babys intuitiv im Ohr. Auch dies ein Beispiel für die gelun-gene, naturgetreue Nachbildung eines Säuglings.
Selbst die Augen dieses Reborn Babys von Rosemarie Barthel wirken täuschend echt: ein Ergebnis der verwen-deten mundgeblasenen Glasaugen, die sich durch ihre sehr echt wirkende Iris auszeichnen. Foto: Rosemarie Barthel 3