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Das hatte sich Maik Wilke sicher andersvorgestellt.Nochbevordervondemextremrechten Frankfurter Wirt aufgebaute Sze-netreffpunkt aus Bekleidungsladen, Kneipeund Bandproberäumen zwischen Linden-undGubenerStraßeseineinjährigesBeste-hen feiern konnte, stehen Besucher_innenwiedervorverschlossenenTüren.Diedurchihn wiederbelebte Kneipe „Sportlerklause“istnachdemEntzugderGewerbeerlaubnisseit März geschlossen. Das Geschäft „Nor-dic Company“, spezialisiert aufTextilien der rechten Modemarke„Thor Steinar“, hatte schon Wo-chen bevor es Ende März auszogkaumgeöffnet.UndnunscheiterteauchderNeuanfangdesLadenge-schäftsaneinervonFrankfurtsbes-tenAdressen, dem Bahnhofsplatz.Nach gerade einmal zwei Wochenflatterte dem rechten Unternehmer die Kündigung des MietvertragesindenBriefkasten. Die Bewohner_innen des hinterenTeils der Gubener Straße dürftenwohl aufatmen. Für den nahendenSommer drohen keine durchwach-ten Nächte aufgrund ruhestörendenLärms angetrunkener Gäste der

„Sportlerklause“(SK). Das sah in den vergan-genenMonatennochganzandersaus. ImDe-zember 2006 eröffnete in den Räumlichkeitender jahrelang geschlossenen Bar wieder einekleine Kneipe. Den alten Namen behielt siebei.WirtundPublikumaberwechselten.Lauf-kundschaftwarnichtdasGeschäftderKneipe.Werindie„SK“gingwusstegenauwaserdortwollte:Gleichgesinnte treffen.Und sokamesdurchaus vor, dass zur Begrüßung schon ander Tür der rechteArm zum Hitlergruß erho-

ben wurde, wie Anwohner_innen berichteten.Die Gäste waren hauptsächlich unorganisierteNeonazisausFrankfurt (Oder).Aberauchausder näheren Umgebung, beispielsweise ausFürstenwalde/Spree, verbrachten Neonazis ih-renAbendanWochenendeninderSK,darun-terauchNPDler.VonAnfangangehörtenauchdie jungen Hooligans des „FC Vorwärts“ zurStammkundschaft.Abgesehenvonzahlreichendurch Schlägereien bedingten Hausverbotenihrer Protagonisten in anderen Frankfurter

Lokalen, lag es auf der Hand, die„SK“ zur Stammkneipe zu erklä-ren. Eine der zentralen Figurender Gruppe war offiziell Betreiber der Kneipe. Denn da der öffent-lichkeitsscheue Maik Wilke beiseinen Geschäften, aus welchenGründen auch immer, versucht imHintergrundzubleiben,wurde seinältesterSohn,dergerademal21jäh-rigeFCV-HooliganMartinWilkeamTürschild als Betreiber der „Sport-lerklause“ausgewiesen.ErtratauchgegenüberdemHausbesitzer,einemZeuthener Unternehmer, als Mie-ter der Räumlichkeiten in der Gu-bener und Lindenstraße auf. Einähnliches Vorgehen zeigte sichschonbeifrüherenUnternehmungen

RechterUnternehmerinFrankfurt(Oder)erleideterneutSchiffbruch

Nichtbeiallenbeliebt:Der„NordicCompany“amBahnhofsplatz3.

outputrechercheInformationsblatt zur Braunzone in der Region Frankfurt (Oder)

#4Sommer 2008

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Editorial HalloliebeLeser_innen,nunistesendlichsoweitundIhrhaltetdievierteAusgabedesRecherche Outputs inderHand.AufgrundneuerEreignisseundInformationenbezüglichunseresRecherche-SchwerpunktesfürdieseAusgabegabeseinenkleinenZeitverzug.SoinformierenwirdiesmalhauptsächlichüberdenGeschäftsmannMaikWilkeundseineMachenschaftenrundumdieehemalige„Sportlerklause“undden(noch)bestehendenrechtenBekleidungsla-den„NordicCompany“.DadierechteModemarke„ThorSteinar“aufgrundihrergewachsenenBedeutunginderNeonaziszenestärkereBeachtungverdient, haben wir ihr ein extra Faltblatt gewidmet, das dieser Ausgabe beiliegt. Auf den Innenseiten findet Ihr wieder dokumentierte Übergriffe mit rechtemHintergrundinunsererChronologie.AnsonstenbittenwirEuchwieder,aufmerksamdurchdieStadtzugehenundunsmöglicheBeobach-tungenzuneonazistischenAktivitätenmitzuteilen,geradejetzt,daimHerbstKommunalwahleninBrandenburganstehen.AbsofortgibtesaucheineInternetseite:www.recherchegruppe.blogsport.de.Dort findet Ihr immer aktuelle Berichte, aber auch die aktuelle Chronologie und Kontakt zu uns. EureantifaschistischerecherchegruppeFrankfurt(Oder)

Maik Wilkes wie dem Getränkeladen “Frank-furterGetränke&Partyservice“inderSophien-straße.AuchhierfungiertederSohnalsInhaber.Mit einemder ihrenamAusschankkonnte sichdierechteKundschaftinder„SK“unbekümmertzulaufenlassenundgleichzeitigsichersein,dassdasausgegebeneGeldbeiKameradenbleibt.SowardieSportlerklauseanWochenendendesöf-teren mit bis zu 40 Personen prall gefüllt. DasGeschäft lief.UnterdenFolgenhattendanndieAnwohner_innenderGubenerStraßezu leiden. BesoffenvordieHäuserurinierendeundFußgän-ger bepöbelnde Jugendliche sowie wiederholteLärmbelästigungen waren keineAusnahme undriefen mehrfach die Polizei auf den Plan.Auchdie Stadt schaltete sich ein und verhängte einBußgeldwegenRuhestörunggegendenBetreiber.Durch die Gäste der Kneipe verwandel-te sich auch das Bild der Gubener Straße.An den Laternenmastenklebten jetzt AufklebermitdemKonterfeidesHit-lerstellvertreters RudolfHess oder derAufschrift„No Go Area“, in denAugenvonNeonaziseinAreal,indemNichtdeut-scheoderMenschen,dienicht in das diskrimi-nierende Weltbild dieserpassen, nicht geduldetsind. Zudem wurdenunzählige Aufkleber derneonazistischen Anhän-ger des „FC Vorwärts“verklebt.DarunterMotivemit der Parole „ScheissBabelsberg–Wirkriegeneuch alle. Action Jugend Frankfurt/Oder“. Al-lein der Laternenmast vor der Eingangstür der„Sportlerklause“ war mit gut 100 derartigen

Stickern beklebt. Zu Ärger mit den Anwoh-ner_innen kam es auch aufgrund des LärmsdortprobenderBands.In dererstenEtagedesGebäudeshatWilkemehrereRäumealsProberäumevermietet.WerallesMieterderRäumeist,bleibtuntransparent.Bekanntistaber,dassmindestenseine Rechtsrockband, die Gruppe „Frontstadt“ausFrankfurt(Oder),dortprobteodernochprobt.HinterdemNamensteckender19jährigeEugenSchulepowundder20jährigeAlbertGrzelak,zweidenJustizbehördenwegenVolksverhetzung,Kör-

perverletzung und Ver-wendung von Kennzei-chenverfassungswidrigerOrganisationen vertrautePersonen. Schulepow istzudem zum harten Kernder FCV-Hooligans zuzählen. Sicher ist auch,dass auch unverfäng-liche Schülerbands zuden Mietern gehören,dieausMangelangeeig-netenRäumlichkeitendiegünstigangebotenenzen-trumsnahenRäumenurzugernnutzenunddenenesoffenbar gleich ist, wemsie ihr Geld zuschieben.FürWilkeeinewillkom-

mene Zusatzeinnahme. Die zunehmenden Be-schwerden der Anwohner_innen waren GrundgenugfürdieMärkischeOderzeitungmiteinemkritischen Artikel im September 2007 nach-zuforschen was in der Gubener Straße vor sichgeht. Gegenüber der Presse gab sich MartinWilke zunächst offen. Bei einem bevorstehen-den„TagderoffenenTür“könntenalleihnund die neue Kneipe kennenlernen.1 Dann würdenauch die in den Räumlichkeiten des Hausesprobenden Bands vorgestellt werden. Wie zu

BeimProben:EugenSchulepowmitT-ShirtdesverurteiltenNeonazi-SängersMi-chaelRegener(Lunikoff).

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C h r o n o l o g i e 22.09.2007Am22.SeptemberletztenJahresisteinBusfah-rerinFrankfurt(Oder)vonbetrunkenenRechts-extremen massiv bedroht und mit einer Wein-flasche beworfen worden. „Ich mach dich kalt“, habeeinerderdreiJugendlichenimAltervon16,18und21Jahrengerufen,berichtetediePolizei.Diebeiden jüngerenseienwegenKörperverlet-zung und rechtsextremer Propaganda bekannt.Der 16jährige habe sich bei dem Vorfall amSamstagabendzudemgegendiehinzugerufenenBeamtengewehrt.DiedreiTatverdächtigenhat-tenzwischen1,73und2,78PromilleAlkoholimBlut.Auchder21-JährigeistbereitswegenKör-perverletzungpolizeibekannt.Quelle:BerlinerMorgenpost

03.11.07InderNachtvom02.zum03.Novembergriffenca.20NeonazisdieVeranstaltung“WirmachendieMusik -Freiräumebehaupten.Rechtsextre-men Strukturen entgegenwirken” an. Die zumTeilvermummtenAngreifernähertensichgegen02:15UhrmitFlaschen,SteinenundKnüppelnbewaffnetdemStudent_innenclub.SiebewarfenunvermitteltGästederVeranstaltungmitSteinenundFlaschen.DabeiskandaliertensierechtePa-rolenwie“ScheißZecken-wirkriegeneuch!”.Den Veranstalter_innen gelang es das Tor zumHofgeschlossenzuhalten.MindestenseinKon-zertbesucherwurdejedochbeidemAngriffdurcheinenSteinwurfverletzt.NachetwafünfMinu-tenverschwandendieNeonazisinverschiedeneRichtungen. Die Polizei wurde alarmiert undnahm Anzeigen wegen Körperverletzung undLandfriedensbruchauf.Quelle:MOZ

24.11.07Nach dem Spiel in der Brandenburgliga zwi-schendemFFCViktoria`91unddemFVMotorEberswalde attackierten Anhänger des Frank-furter Vereins zwei mitgereiste Gästefans undberaubten sie.EtwazehnHooligansgriffendiebeidenEberswalderFansgrundlosan,alsdiesenachdemSpielihrAutoaufsuchten.Dabeiwur-deeinemFaneinFahnensetderGästemannschaftgeraubt. Nachdem derAngreifer verschwundenwar, informierte der Eberswalder Fan die Poli-zei. Während dessen wurde sein Begleiter vordem Stadioneingang von mehreren Personengeschlagenundgetreten.DerVersuchihnseinerFanartikelzuberaubengelangjedochnicht.Bei-deEberswalderFanserlittenSchürfwundenundHämatome.SieerstattetenAnzeigegegendiederPolizeibekanntenHooligans.Quelle:MOZ

Einer,dersichzuverbergenversucht:MaikWilkebeimFensterputzenseinesGe-schäfts„NordicCompany“amBahnhofsplatz3.

1)FrankfurterStadtbotevom20.09.2007

erwarten war handelte es sich bei diesem Ma-növer nur um eine Verzögerungstaktik. Zudem versprochenen Fest kam es jedenfalls nie.BereitskurznachEröffnungder„Sportlerklause“hatteWilkeversucht,dieÖffentlichkeitüberdasWesenseinerKneipezutäuschen.Erfolglos.SoversuchteerdasneueLokalüberdie„Frankfur-terKneipenzeitung“ zubewerben, indemer die„Sportlerklause“alsdieneueDartkneipeFrank-furtsanpries.2FragwürdigeRückendeckungver-schaffteihmdazuderDartvereinFortuna05,derseit Jahren seinen Sitz in den RäumlichkeitenüberderKneipehat.Fragwürdigdeshalb,daderVerein sonst nicht in Erscheinung tritt und sichinderKlauseauchnureineStandarddartscheibefand,wiesieinjederDorfkneipehängt.AlsAn-sprechpartnerdesVereinswirdimInternetzudemMaikWilke selbst genannt.3 Dartwettkämpfe inder„Sportlerklause“?Fehlanzeige.Offenbarhat-teWilkenurnacheinerMöglichkeitgesucht,sei-neKneipemitpositivenNachrichtenindiePressezubekommen.Auchbeimalljährlichen Hallenfuß-ballturnier der Frankfur-terKneipen am12.Janu-ar 2008 nahm ein Teamder „Sportlerklause“ teil.Um dem Ziel näher zukommen, sich als eineunter vielen Kneipen zupräsentieren, verzichteteman sogar darauf, GästealsAnhängerschaftmitindieHallezunehmen.Fürgeschulte Augen wurdedann doch Eindeutigesgeboten. Während derTorwart des Teams of-fensiv die Marke „ThorSteinar“ zur Schau trug,präsentierte Martin Wilke auf dem Feld sei-ne tattoowierten Arme. Auf denen prangt ne-ben den in der rechten Szene für ihren zuge-schriebenen Heldenmut verehrten Wikingernauch eine ca. 10x10cm große „Schwarze Son-ne“. Dieses Motiv wurde im Nationalsozialis-musvonderSSgeschaffenundgaltalsSinnbildeiner nordisch-heidnischen Religion. Beliebtist die Deutung des Zeichens als zwölfarmigesHakenkreuzoderalsRadauszwölfSig-Runen.Nahezu perfekt wurde die rechte Idylle inder Lindenstraße im Herbst 2007. Nach-dem auch Maik Wilke selbst in die direkteNähe gezogen war, er wohnt derzeit zusam-men mit seiner Partnerin in der Lindenstra-ße 35, eröffnete er am 7.September 2007 indererstenEtagederLindenstraße41einkleinesBekleidungsgeschäft der neu gegründeten Fir-ma „Nordic Company Textilwaren“. Als In-haberin wurde offiziell eine Beatrice Schmidt

angegeben. Das Angebot des Geschäfts be-stand nahezu ausschließlich aus Artikeln derrechten Modemarke „Thor Steinar“ (TS).Diese wird aus dem Umfeld der Neonazisze-ne produziert und vertrieben, bedient sich völ-kischer Symbolik mit NS-Bezug und wirdhauptsächlich von Neonazis getragen. Das alteLogoderMarkemusstegeändertwerden,daeslange Zeit wegen seiner Ähnlichkeit mit natio-nalsozialistischer Symbolik strafrechtlich ver-folgtwurde.BisherwirddieMarkezumGroßteilüber die Herstellerfirma direkt vertrieben, die in DeutschlandaucheinzelneeigeneLadengeschäftebetreibt. Daneben finden sich TS-Artikel sonst nur ineinerVielzahl rechterVersändeundSze-neläden.IndasSortimenttypischerBekleidungs-läden hat die Marke es dank antifaschistischerProtestebishernicht geschafft.>Weitere Infor-mationen zur Marke „Thor Steinar“ haben wir in einem beigefügten Blatt für Sie zusammengefasst.SpätestensmitderEröffnungdes„NordicCom- pany“konnteauchMaikWilkekeinenHehlmehraus seiner Gesinnung machen. Denn wer TSvertreibt weiß genau was er da unter die Leutebringt und kennt auch die Zielgruppe der Mar-ke, Neonazis. Eine ideologische Nähe Wilkeszur rechtenSzenewurde schon langevermutet.Bereits im April 2005 war er mit wüsten Be-schimpfungen gegen Flugblätter verteilendePersonenaufgefallen.Diehatteerausseinemda-maligenGetränkehandel“MaiksGetränkestube“in der Sophienstraße als „Schlampe“, „Homo“und „Scheiß Kommunisten“ beschimpft. Wenigspäter, imApril 2006, tauchte sein Name auchbeim Hack des neonazistischen Internethandels„Aufruhr-Versand“ aus dem thüringischen Geraauf, der ihn als mehrfachen Kunden registrierthatte.4 Anfänglich liefen die Geschäfte desTS-Ladens in der Lindenstraße gut, da Frank-furts rechte Jugend den relativ verstecktenLaden gezielt aufsuchte. Bald kehrte aber Er

AufderErsatzbank:FCV-HooliganundNeonaziMartinWilkebeimHallenturnierderFrankfurterKneipenam12.Januar2008.

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15.12.07InderNachtaufden15.12.07wurdedieSport-hallederSchule„AmBotanischenGarten“vonunbekannten Täter_innen mit mehreren großenSchriftzügenbesprüht.AmdarauffolgendenTagfandinderTurnhalleeindurchdenVereinUto-piae.V.undderAntifaFrankfurt(Oder)organi-siertesAntirassistischesFußballturnierstatt.Of-fenbarzurProvokationwardasalsZeichenderrechten „White Power Bewegung“ verwendeteKeltenkreuz und Schriftzüge wie „Ruhm undEhredemFCV“sowie„VorwärtsHooligans“andieWändegemaltworden.EineGrupperechterJugendlicherdieversuchtedasTurnierzustörenwurdeamfrühenNachmittagvondenVeranstal-ter_innen des Platzes verwiesen. ImAnschlusssorgtediePolizei fürdenSchutzderVeranstal-tung.Quelle:Veranstalter_innen

05.04.2008 Bei dem 5.Ligaspiel FFC Viktoria gegen diezweite Mannschaft von SV Babelsberg wurden32extremrechtenHooligansPlatzverweiseaus-gesprochen. Weitere zehn wurden festgenom-men,u.a.wegenWaffenbesitzundNichtbefol-gensvonPlatzverweisen.NebenHooligansausFrankfurt (Oder) reistenweitereausBerlinundCottbusan.Am gleichen Abend, gegen 18.30 Uhr, warenetwa10Leute,dieaugenscheinlichFFC-Anhän-gerwarenundderPolizeiallebekanntsind,amSüdringcenter unterwegs. Ein 19-jähriger (2,33Promille) wurde als „Sieg-Heil“-Rufer identifi-ziert. Er wurde von der Polizei vorläufig festge-nommen.Quelle:PolizeiFrankfurt(Oder) 20.04.2008In den frühen Morgenstunden griffen fünfRechtsextremedreiJugendlicheinHöhederAr-beitsagenturinderInnenstadtanundverletztendiese am Ellbogen und im Gesicht. Zunächstflog ein Stein in Richtung der drei, dann folgten Faustschläge,SchlägemiteinemTeleskopschlag-stockundeinemSchlagring.NochinTatortnähekonntendreiderfünfAngreifer(vondenenzweibereits wegen Propagandadelikten, Widerstandgegen Vollstreckungsbeamte, Bedrohung, RaubundKörperverletzungderPolizeibekanntsind)gestellt werden. Die drei Täter wurden wenigspäter wieder auf freien Fuß gesetzt.Am glei-chenAbend bedrohten sie wieder die gleichenPersonenineinerDiskohek,weilsiediePolizeigerufenhättenundeineralsvermeintlichenrAn-tifaschisterkanntwordensei.Quelle: internetwache brandenburg und Betrof-fene WeitereFälleaufrecherchegruppe.blogsport.de

2)FrankfurterKneipenzeitung3)http://www.dartseite.de/php/Vereine/showVereine.php#Brandenburg4)http://de.indymedia.org/2006/02/139796.shtml

Nachdem wir diese Rubrik in unserer letz-tenAusgabemitdemschoninden90erJah-renaktivenAndréWernerbegonnenhaben,setzen wir die Reihe nun mit einer Personfort, die ebenfalls schon lange und über dieörtlichen Strukturen hinaus in der Neo-naziszene verankert ist: Rocco Kilz. DerimSommer1972geborene,gelernteForst-wirtgehörteEndeder90erJahrederFrankfur-ter Neonaziszene um Jörg Hähnelan. Rocco Kilz trat in die NPD einund kandidierte 2003 bei den bran-denburgischen Kommunalwahlen imWahlkreis 4 (Landkreis Oder-Spree).NurumwenigeStimmenverpassteerdenEinzugindendortigenKreistag.Nach der Niederlage bei der Kom-munalparlament übernahm RoccoKilz ab 2004 Ordnerfunktionen in-nerhalb der Partei. Wiederholt be-teiligte er sich bei verschiedenenVeranstaltungen und Demonstrati-onen der NPD im Ordnerdienst, sozum Beispiel am 13. Juni 2004 beider NPD-Demonstration gegen dieEU-Osterweiterung im brandenbur-gischenEisenhüttenstadt.ImSommer2004gingRoccoKilznachDresden,

umdortalsPersonenschützerfürdiesächsischeNPD-Landtagsfraktion tätig zu sein. Bei öf-fentlichen Auftritten konnte er mehrfach alspersönlicher Bodyguard des Fraktionsvorsit-zenden und Bundesvorstandsmitglieds HolgerApfelbeobachtetwerden.EbensowieJörgHäh-nel istRoccoKilzauch inderneonazistischen„HeimattreuenDeutschenJugend“(HDJ)aktiv.DieHDJgilt als einederNachfolgeorganisati-onender1994verbotenen„Wiking-Jugend“und

richtetsichvorallemanFamilienundJugendli-che. Die Prinzipien der HDJ lauten „Ordnung,Disziplin,TreueundKameradschaft“,alsZielewerdenu.a.„Kampfgeistwecken,Glutschüren,Neues erschaffen und Traditionen pflegen“ de-finiert. Als sich die HDJ am 4. November 2006 mit über 200 Teilnehmer_innen im branden-burgischen Blankenfelde traf, war Rocco Kilzan einem gezieltenAngriff mehrerer Neonazisauf die Journalistin Andrea Röpke beteiligt.

Röpke, die seit mehreren Jah-ren intensiv in der Neonazisze-ne recherchiert, wollte über dasTreffen der HDJ in Blankenfeldeberichten.AlssieamRandederVer-anstaltung erkannt wurde, wurdesie von den Neonazis, unter ihnenRoccoKilz, bis in einenSupermarktverfolgt und dort körperlich ange-gangen, zu Boden gestoßen und mitFäusten in das Gesicht geschlagen.RoccoKilzistbereitsvoreinigerZeitindieOderstadtzurückgekehrt.Eristhierweiterpolitischaktiv.Schonam27. Januar 2007 konnte er als Teil-nehmer der NPD-Demonstration inFrankfurt (Oder) festgestellt werden.Ihm gilt weiterhin unsere besonde-reAufmerksamkeit.

Werwarnochmal...?

nüchterung ein. Das Stammklientel hattesichzunächsteinmaleingedeckt.Zumregelmä-ßigenEinkaufensinddiePreisejedochschlicht-wegzuhochfürdieimDurchschnittdocheherjüngerelokalerechteSubkultur.AufLaufkund-schaftkonntedasGeschäftmitseinerperipherenLage am hinteren Ende der Lindenstraße auchnichthoffen.SobliebdieEingangstürwährendder Öffnungszeiten immer häufiger verschlos-sen.AufeinemZettelinderTürwurdegebeten,sich bei Interesse in der „Sportlerklause“ zumelden bzw. eine angegebene Handynummerzu wählen. Bei der Suche nach einer besse-renLage fürdenLadenwurdeWilkedannbeider Deutschen Bahn fündig. Unter der Anga-be „Freizeitbekleidung“5 verkaufen zu wollenwurden ihm und der offiziellen Inhaberin des Ladens,KoraKrupkeausFrankfurt(Oder),einleerstehenderVerkaufsraumvermietet. In einerNacht-und-Nebel-Aktion zog „Nordic Compa-ny“ amAbend des 31. März dann in das Ge-bäude Bahnhofsplatz 3. Unmittelbar nach dem

Einzug informierten wir die Bahn ausführlichüberdieHintergründedesGeschäftsundderenInhaber und forderten eine schnellstmöglicheKündigungderRäumlichkeiten.AuchdieStadt,weitere Initiativen und Einzelpersonen wand-ten sich an die Deutsche Bahn. Diese handel-te konsequent als ihr bewusst wurde, welchesKuckucksei sie sich da ins Nest setzen ließen.Grade mal zwei Wochen nach Eröffnung des„Nordic Company“ wurde bereits die Kündi-gungdesMietvertragesversendet.BisEndeJuliwirdmitdemAuszugdesGeschäftsgerechnet.6

Unterdessen hat sich der Laden an sonnigenTagen zum Treffpunkt für junge Neonazis ausdemUmfeldderBetreiberentwickelt.DasMot-to der Inhaber scheint inzwischen auch „jetzterst recht“ zu lauten. So haben sie einen wei-teren mehrfach vorbestraften rechten Schlägerin ihr Geschäft eingebunden und an die Kassegesetzt.SeitMitteAprilverkauftder20jährigeTommyKeller im„NordicCompany“.Parallelmusser sichzumwiederholtenMalmit seiner

Lebensgefährtin und einem Freund wegen ge-meinschaftlicher Nötigung, Bedrohung undKörperverletzung vor Gericht verantworten,nachdemsieantifaschistischeJugendlicheinei-nerFrankfurterStraßenbahnangegriffenhatten.7

Es bleibt nun abzuwarten wie Maik Wilkeweiter verfahren wird. Es ist allerdings zu er-warten, dass er bereits eifrig auf der SuchenacheinerneuenLokalitätist.BeidemNamenWilke sollten also zukünftig bei Vermieternund Gewerbeamt die Alarmglocken schril-len. Er scheint das zu ahnen und hat sich miteinem Internetversand für „Thor Steinar“-Wa-ren jüngst ein weiteres Standbein geschaffen.Der öffentliche Druck der vergangenen Wo-chen hat Mut gemacht und gezeigt, dass es inder Stadt möglich ist effektiv gegen Rechtsvorzugehen, wenn alle Verantwortlichen aneinem Strang ziehen. Diese Initiativkraft soll-te auch bei anderen drängenden Themen, wiebeispielsweise den neonazistischen Anhän-gern des FFC Viktoria ausgespielt werden.

Das recherche output erscheint unregelmäßig als Informationsblatt der antifaschistischen Recher-chegruppe Frankfurt (Oder). Die Verbreitung und der Nachdruck des Blattes ist ausdrücklich erwünscht. Das recherche output ist über die Mailadresse [email protected] und unter http://recherchegruppe.blogsport.de zu erreichen. Informationen, Anfragen und Anregungen sind sehr willkommen.

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Sommer 2008

RoccoKilz(intürkis)alsPersonenschützerdesNPD-FraktionsvorsitzendeninSachsenHolgerApfel(Mitte)zusammenmitNPD-VizePeterMarx(rechts)am15.08.2005aufeinerKundgebunginDresden.

5)BerlinerZeitungvom16.04.20086)Tagesspiegelvom16.04.20087)PressemitteilungderOpferperspektivevom06.04.2008


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