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Themen Special
SAP S/4 HANA Finance
Die Zeiten getrennter Finanz- und Analysesysteme sind vorbei
Als SAP HANA im Jahr 2011 zum ersten Mal vorgestellt wurde, gab es in den Köpfen der
Entscheider so manches Fragezeichen. Vielerorts wurde damals der Irrtum begangen, HANA als eine reine optionale Datenbank-Lösung einzuschätzen, die aufgrund der enormen Geschwindigkeiten des In-Memory-Computing ein schnelleres Verwerten von Daten erlauben würde. Das stellte aber nur einen Teil der Wahrheit dar, denn HANA war von Anfang an weitaus mehr, als nur ein einfacher Temposchub für die althergebrachten SAP-Konzepte.
So ermöglichte SAP BW powered by HANA im Jahr 2012 bereits das Bewältigen
von komplexen Analysen und detaillierten Simulationen in Echtzeit. Spätestens das
Erscheinen der SAP Business Suite powered by HANA im Jahr 2013, in der die Kon-
zepte von OLAP und OLTP vereint wurden und durch Managed Cloud ein extensiver
Schritt in Richtung Cloud-Computing vollzogen wurde, zeigte auf, dass sich hier
eine echte Revolution anbahnte.
Digitalisierungvon Produktions-prozessen
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Die „neue“ Welt des Rechnungswesens
Im Februar 2015 wurde nun von SAP-Vorstand Bill McDermott der Startschuss für
die nächste Generation der SAP-Software gegeben: HANA ist die grundlegende
Technologie für SAP S/4 HANA, der vierten SAP-Generation, die in nächster Zukunft
nicht nur generell für eine enorme Vereinfachung der ERP-Systeme sorgen wird,
sondern darüber hinaus auch völlig neue Möglichkeiten für das Konzept des ERP an
sich ermöglicht.
Wie bei den meisten neu vorgestellten SAP-Produkten ist es auch bei SAP S/4 HANA
als Erstes der Bereich des Rechnungswesens, der von den neuen Möglichkeiten
profi tieren kann: Bereits Mitte 2014 war Simple Finance 1.0 als Add-On für die
SAP Business Suite powered by HANA erhältlich, wobei dieses Modul sich noch
hauptsächlich auf den Bereich Cash & Liquidity Management fokussierte. Seitdem
wurden mächtige Entwicklungsschritte absolviert. Mit dem Start in die vierte
Generation stellt SAP – als Flaggschiff der kommenden S/4HANA-Roadmap – unter
dem Label SAP S/4HANA Finance (ehemals SAP Simple Finance) ein speziell für
HANA und Cloud-Computing optimiertes Lösungspaket vor, das allen relevanten
Bereichen des Rechnungswesens, wie Planning, Budgetierung, Forecast und
Accounting, die Türen für eine ungeahnte Beschleunigung öffnet. Das integrierte
Lösungsportfolio von SAP S/4HANA Finance bietet eine reichhaltige Palette
fi nanzwirtschaftlicher Funktionen, von der allgemeinen Finanzplanung und -analyse
sowie Buchhaltung und Verwaltung bis hin zu Themenbereichen wie Abschluss
und Konsolidierung, Treasury oder Compliance-, Risiko- und Auditmanagement.
Dabei lag der Fokus der Entwickler bei all den erhältlichen Lösungen darauf,
Prozesse für den Benutzer möglichst klar und übersichtlich zu gestalten und bei der
Datenbankgestaltung jegliche Form von Redundanz bereits im Kern zu vermeiden.
Die beachtliche Performance der SAP S/4HANA Finance - Lösungen begründet sich
also nicht allein in der Verwendung von In-Memory-Computing, sondern vor allem
im konzeptuellen Leitmotiv der neuen Software: radikale Vereinfachung. Die „neue“
Welt des Rechnungswesens ist vor allem deshalb so effi zient, weil viele Elemente
ihrer Grundlogik zusammengeführt und verschlankt wurden.
Radikale Vereinfachung als Leitmotiv
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So ist eine der auffallendsten Neuerungen, mit denen SAP S/4 HANA Finance aufwartet, die Verschmelzung von Finanzwesen und Controlling (FI und CO)
zu einem zentralisierten Einkreissystem.
Angesichts der Tatsache, dass die Trennung von Finanzbuchhaltung und
Kostenrechnung in für sich abgeschlossene Systeme bei den meisten modernen
Unternehmen als ein unumstößliches Gesetz gilt und auch sämtliche bisherigen
SAP Controlling-Module dieser Logik folgten, mutet diese neue Herangehensweise
zunächst erstaunlich an. Es gibt von nun an keine Kostenarten mehr. Die
Kostenarten werden nun als Sachkonten geführt, auch die sekundären. OLTP-
basierte transaktionale Anwendungen und OLAP-basierte analytische Funktionen
werden In-Memory zusammengebracht und sorgen auf diese Weise dafür, dass
Finanzbuchhaltung und analytisches Controlling von nun an einen einzigen Beleg
für alle Buchhaltungsdaten verwenden. Alle Daten des Haupt- und Nebenbuchs sind
in einem zentralen Repository abgelegt.
Verschmelzung von Finanzbuch-haltung und Kostenrechnung
FI CO FICO + =
General Ledger
Universal Journal (table ACDOCA)
Management Accounting Asset Accounting Material Ledger
Profitability
Ledger Company Account
Ledger
ControllingArea
CostElement
Company
Company Company Material
AccountCost
Element
Amount 1 Amount 2 Amount 3
Amount 1 MaterialAmount 2
Amount 1 Amount 2
Amount 3
…
…
… … …
…ProfitCenter
ProfitCenter
MarketSegment
CodingBlock
Coding Block
FixedAsset
FixedAsset
CustomerFields
MarketSegment
OperatingConcern
Der große Vorteil dieses Ansatzes erschließt sich schnell: Die Daten sind immer
abgeglichen. Sie können nicht mehr auseinander laufen, denn es gibt nur noch
eine Datenbasis, und nur noch ein Buchungsdokument, das in einer zentralen
Einzelpostentabelle steht. Somit hat diese zentrale Tabelle auch immer die
„komplette Wahrheit“. Bei einem solchen Ansatz gibt es bei Analyseprozessen
keinerlei Abstimmungsproblematiken mehr zwischen FI und CO. Bisher mussten
die Zahlen für die Analyse ins Business Intelligence-System (BI) geladen,
anschließend überprüft, ggf. im ERP korrigiert, dann wieder ins BI übergeben,
nochmals korrigiert werden und so weiter fort, bis die Daten schließlich sauber
waren. Der Aufwand für solche Iterationsschleifen entfällt nun völlig, was die
Prozesse drastisch beschleunigt. Bearbeitungszeiten, die bisher viele Stunden in
Anspruch nahmen, werden auf wenige Minuten verkürzt.
Ein anderer Faktor, der bisher die Performanz des Reportings zu behindern
wusste, war die Vielzahl von Tabellen, die konsistent befüllt werden wollten.
Auch dieses entfällt mit SAP S/4HANA Finance. Zwar sind die Buchungstabellen
für Finanzbuchhaltung (FI-GL), Anlagenbuchhaltung (FI-AA) Controlling (CO)
und Material Ledger (CO-PC-ACT) rein technisch gesehen im Hintergrund
noch vorhanden. Sie sind für die Arbeit des Anwenders allerdings nicht länger
relevant, denn alle in diesen Tabellen enthaltenen Einzelpostenbelege liegen
nun in der umfassenden Datentabelle ACDOCA, dem „Universal Journal“, in
dem alle relevanten Informationen aus dem Hauptbuch und den Nebenbüchern
zusammenkommen und dem Berichtswesen zur Verfügung gestellt werden.
Das Wegfallen von aggregierten Tabellen sorgt dabei für eine spürbar geringere
Datenbankgröße, was sowohl der Gesamtstabilität wie auch dem Einsparen
von Storage-Kosten entgegenkommt. Außerdem werden nicht nur (Abschluss-)
Prozesse beschleunigt. Vielmehr fallen ganze Prozessschritte gänzlich weg, weil alle
relevanten Daten realtime mit dem Ursprungsbeleg gebucht werden.
Die Tatsache, dass es nur noch einen Buchhaltungsbeleg gibt, der auf originären
Ist-Datentabellen beruht, die im System gebucht werden, bedeutet aber vor allem
eines: Sowohl Reporting wie auch Planung und Forecast können nun auf Grundlage
von Live-Daten realisiert werden. Auf diese Weise lassen sich sogar „Soft Closes“
durchführen: Einfache Ad-Hoc-Zwischenbilanzen lassen sich erstellen, die in
ihrer Aktualität dem konventionellen Monats- oder Quartalsreporting natürlich
meilenweit voraus sind. Steuerungsrelevante Daten sind nicht erst am Monatsende
erhältlich, sondern live. Die Grundlogik der aufwändigen ERP-Jobs, die vornehmlich
am Tagesende angestoßen werden und auf deren Resultate man die Nacht über
warten muss, ist Vergangenheit. Das Rechnungswesen wechselt vom Batch-Lauf zur
Echtzeit.
Trotz dieser revolutionären Neuerungen handelt es sich bei SAP S/4HANA Finance
aber um „non disruptive“-Lösungen, die in keinster Weise die Lauffähigkeit bereits
bestehender Systeme beeinfl ussen. Nahezu sämtliche althergebrachten Programme,
die in einem Unternehmen eingesetzt werden und an die sich einzelne Abteilungen
gewöhnt haben oder die einfach nur weiter genutzt werden sollen, um bestehende
Prozessketten nicht zu stören, können ohne Weiteres nach wie vor eingesetzt
werden. Das gleiche gilt auch für eigene ABAP-programmierte Zusätze.
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Optimierung der Prozesse durch FICO
Ein anderes Grundprinzip von SAP S/4HANA Finance, das im Vergleich zu
bisherigen Lösungen stark vereinfacht daherkommt, ist die Benutzerführung. Die
SAP-Fiori-Oberfl äche, die auf HTML5 basiert und somit auf jedem modernen
Endgerät lauffähig ist, erlaubt durch seine übersichtliche Kacheloptik ein schnelles
und einfaches Navigieren durch die jeweiligen Arbeitsbereiche, ganz gleich ob auf
stationären Desktops oder mobilen Tablets und Smartphones.
Im Startbildschirm, dem Fiori Launchpad, lässt sich aus einer ständig wachsenden
Zahl von Reporting- und Datenmodellierungs-Apps ein personalisiertes Frontend
zusammenstellen. Auf diese Weise hat der Anwender je nach seinen Anforderungen
und Aufgaben einen einfachen Zugriff auf Planungs-, Prognose- und Predictive
Analytics-Werkzeuge, die sich auf In-Memory-Computing stützen und daher
außergewöhnlich schnelle Ergebnisse bringen. Operative und strategische
Kennzahlen lassen sich in einem zentralen Cockpit in Echtzeit zusammenführen
und bei Bedarf per Drilldown bis auf die Ebene der Quelldateien nachverfolgen.
Auch hier werden dem Benutzer aber natürlich keine Neuerungen aufgezwungen;
für spezialisierte Anwendungsszenarien lässt sich das System auch weitgehend mit
der altbekannten SAP-GUI und dem Business Client bedienen.
SAP S/4HANA Finance wird On-Premise wie auch im Abonnement-Modell
angeboten und lässt sich als Managed Service über die SAP HANA Enterprise Cloud
beziehen. Das Lösungspaket kann aber auch an andere Cloud- oder On-Premise-
Lösungen in Form von hybriden Betriebsmodellen angebunden werden, was die
Einführung der Lösungen fl exibel und einfach gestaltet. Mit der Kombination von
neu konzipierter Stammdatenbank, Echtzeit-Berechnung, Cloud-Computing und
einfach zu bedienenden Oberfl ächen setzen die Lösungen von SAP S/4HANA
Finance einen neuen Standard, der klar den Kurs aufzeigt, den die SAP ERP-Welt von
nun an einschlagen wird: Systeme, die mit einem Minimum an Redundanz arbeiten
und so dem Nutzer an vielen Stellen den Aufwand der Datenaggregation ersparen,
während die enorme Rechenkraft von In-Memory-Computing sämtliche Abläufe
beschleunigt und schnellere Ergebnisse erzeugt. Das Reporting des ERP bildet
keine vergangenen Vorgänge ab, sondern das, was wirklich in diesem Augenblick
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Der Fokus liegt auf Usability
Personalisiertes Cockpit mit Echtzeit-Daten
im Unternehmen passiert. Und die Entscheidungen, die aufgrund dieser Daten mit
Hilfe von Predictive Analystics-Werkzeugen gefällt werden, können direkt im ERP
umgesetzt werden und entfalten sofort ihre Wirkung.
Durch dieses Grundprinzip von SAP S/4 HANA werden Unternehmen von
nun an mit viel höherer Geschwindigkeit auf den Markt reagieren können und
auf Basis profunder Ist-Daten ihre Planungen um ein Vielfaches präziser und
schneller anpassen und umsetzen. SAP S/4 HANA Finance ist der Anfang einer
Reihe von grundlegenden Erneuerungen, die SAP S/4 HANA mit sich bringen
wird. Für das Rechnungswesen sind die Weichen in Richtung Zukunft jetzt bereits
gestellt.
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Fazit
SAP S/4 HANA Finance hebt die bisher gültige Trennung von
analytischen und transaktionalen Prozessen auf und bringt auf diese
Weise einen gewaltigen Schub von Performanz und Transparenz für das
Finanzwesen eines Unternehmens. Neue Datenbankmodellierungen
sorgen für eine drastische Verschlankung und Beschleunigung bisheriger
Arbeitsabläufe. Durch die Geschwindigkeit der HANA-Datenbank
entfällt die Notwendigkeit für komplizierte und zeitaufwändige
Aggregation der Daten in einem Data Warehouse - SAP S/4 HANA
Finance ermöglicht die Einsicht in Prozessdaten in Echtzeit. Auf diese
Weise können Entscheidungen wesentlich schneller und auch fundierter
getroffen werden, denn alle Zahlen kommen aus einer zentralen „Single
Source of Truth“, die stets abbildet, was im fi nanziellen Bereich des
Unternehmens wirklich passiert.
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Die beachtliche Performance der SAP S/4HANA Finance-Lösungen begründet sich im konzeptuellen Leitmotiv der neuen Software: radikale Vereinfachung.