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Page 1: Spezifisch-Dynamischewirkung und Dystrophia Adiposo-Genitalis vor und nach Behandlung mit HypophysenprÄparaten

x6. AUGUST :t93o K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 9. J A H R G A N G . Nr . 33 x549

unempf ind l ich gewordenen Stelleil die In jek t ion b e k o m m t als an bisher unben t i t z ten Hau tpa r t i en . Diese Unempf ind l i chke i t und ebenso die derbe ]3eschaffenheit of t benf i tz ter In jek t ions- stel len kann nur mi t dem Tr ikresolschaden zusammenh~ngen , denn es ist zu t Genfige bekannt , daB Carbol aueh in ve rd i inn te r L6sung gewebssch~digend und an~sthesierend wirkt . Unsere r Meinung nach hande l t es sich bei der lokalen L ipodys t roph ie nur u m einen schweren Grad der Trikresolsch~digung. ]3et den d iabet ischen t™ unserer ]3eobachtung kann m a n leich- te re Sch/~den von L ipodys t roph ie in e inem grol3en Prozen tsa tz finden, schwerere Grade sind seltener, unter 109 Fd l l en haben wir nur 2ma l h6chste Grade von Fe t t schwund gesehen, u n d zwar bel Knaben .

Ara meis ten spr icht ira Sinne unserer Aui fassung v o m Tri- kresolschaden der in nnserer ers ten Mi t te i lung erw~hnte Fall , bei dem w~hrend einer Per iode von F e t t a n s a t z m i t einer Gewich t szunahme n m 7 k g die frfiher der I I l jekt ion aus- gese tz ten Stel len v o m F e t t a n s a t z ausgespar t blieben, wobei die , ,L ipodys t roph i e " erst un te r unseren Angen w~hrend der Mastper iode zum Vorschein kam. In diesem Fal l kann m a n folger icht ig n ich t von , , lokalem F e t t s c h w u n d " sprechen, son- dern eher voil , , lokaler L ipophob ie" der gesch~digten Stellen.

Als P r o p h y l a x e dieses Fe t t schwundes wird gew6hnlieh, auch von DEPISCH, empfohlen, die Insul inappl ika t ionss te l len fleiBig zu wechseln, als Therap ie das mona te lange Ansruhen- lassen der l ipodys t rophischen Hau tpa r t i en . Wi r haben auch selbst i m m e r diese Regel befolgt, t r o t zdem t r a t in e inem Fal l schon w~hrend des kl inischen Aufen tha l tes an allen 6 In jek- t ionsste l len F e t t s c h w u n d auf. Sowohl diese Ta t sache als auch die r e l a t ive Sel tenhei t ex t r emer F o r m e n von Lipodys t roph ie spr icht daffir, daB auBer dem von aul3en wi rkenden Trikresol- schaden noch ein innerer pr~disponierender Grund v o r h a n d e n sein mul3. Es werden eben die Gewebe rnaneher Menschen ffir das Tr ikresol empf indl icher sein, eine Ani lahme, die sehr plau- sibel ist. Wfirde dem Insul in a l s solchem die ausl6sende Rol le im F e t t s c h w u n d zukommen, wie das ])EPISCH ann immt , dann mfiBte m a n bei a t l e n fe t ten Ind iv iduen das Ph~tnomen beobach ten k6nnem Auffal lei ld erscheint es uns auch, daB wir im Gegensatz zu CHAPMAN 3 und I)EPISCH auch bei mona te - und j ah re l angem Aussetzen der Insu l in in jek t ionen an den schon gesch~digten Stellen eine Rticl~kehr des Fe t t - gewebes n ich t feststel len konnten .

Abb. i zeigt einen 6 Jahre alten t™ mit schwerster Lipo- dystrophie an allen Injektionsstellen. Die Aufnahme ein halbes Jahr spXter zeigt, daB auch an den ausgesetzten Stellen (Glutaei) eine Wiederentwicklung des Fettgewebes nicht stattgefunden hat (Abb. 2). Abb. 3 zeigt ein /™ im Alter von IO Jahren mit hochgradigem Fettschwund im Bereiche der Insulininjektionsstellen an Ober-

armen, Obefschenkeln und in der Glutaealgegend. Der FettschwI�9 an den Oberarmen war derart hochgradig, dag von einem Neuro- logen zun~chst sogar an progressive Muskeldystrophie gedaeht worden war. Die lipodystrophischen Stellen wurden seit 2 Jahren zu Injektionen nicht weiter benfltzt. Trotzdem bat sich an der Dellenbildung nichts ge~ndert. An den jetzigen Injektionsstellen, die in unmittelbarer NachbarschaIt der lipodystrophisehen Stellen gelegen sind, ist kein weiterer Fettschwund mehr aufgetreten. Dies kann nnr mit dem hXufigen Wechseln der Injektionsstellen zusammenh~ngen nnd besonders damit, daB seither ausschlieBlich doppelt konzentriertes Insulin (i ccm = 4 ~ E) verwendet w i rd , wodurch die sch~tdigende Trikresolwirkung herabgemindert wird.

I m Hinbl ick darauf mul3 neuer l ich b e t o n t werden, daB i . die In jekt ionss te l len sehr fleiBig gewechsel t werden mfissen und dal3 2. m6gl ichst konzent r ie r tes Insul in v e r w e n d e t werden soll. I m Falle, dal3 die gewebssch~digende Wi rkung eine i m m a n e n t e Eigenschaf t des IIlsulins dars te l len wfirde, w~re al lerdings die Anwendung konzen t r i e r t e ren Insulins kont ra - indiziert . Gerade der U m s t a n d aber, dal3 wir bel ein nnd dem- selben I n d i v i d u u m bei Verwendung konzen t r i e r t en Insulins, ¡ L ipodys t rophie berei ts bes tanden hat te , kei¡ neue Del lenbi ldnng beobaeh ten koilnten, scheint unserer AuHas- sung rech t zu geben.

L i t e r a t n r : 1 Z. Kinderheilk. 46, 453 (1928). -- ~ Wien. klin Wsehr. 1926, Nf 19. -- ~ Lancet 1928 I, Nf 13, 674.

S P E Z I F I S C H - D Y N A M I S C H E W I R K U N G UND D Y S T R O P H I A A D I P O S O - G E N I T A L I S V O R U N D NACH B E H A N D L U N G MIT

H Y P O P H Y S E N P R A P A R A T E N . Bemerkungen zu dem Aufsatz von J. Th. Peters in Jg. 193o ,

S. 12x 9 dieser Wochenschriff.

Von Dr. F. HALLA, Wien.

Vert. teilt einen Fall mit: Bei einer Patientin, bei der nie die Menstruation auigetreten war Und welcl~e eine Herabsetzung der spez.-dyn. Wirkung zeigte, bel w› nach Verabreichung von Hypophysenvorderlappenextrakt die Menses einsetzte und die spez.- dyn. Wirkung normal wurde. Vert. vermutet, daB seine Beobach- tung erstmalig besehrieben set. Ieh m6chte feststellen, daB ich in der ,,~rztl. Korr. veto 30. IV. 193 ~ unter dem Titel ,,Hypo- physenvorderlappenhormon als Therapeuticum" aus einer Patien- tenreihe einige Typen herausgegriffœ habe, die gleichfalls die spezifische Wirkung des FI.V.L. auf dle Trias: I-Iypophysen- bzw. Ovarialfunktion und Grundumsatz bewiesen. Allerdings habe ich aueh die therapeutischen Grenzen, die Fehler der Uberdoslerung unkl endlich den Wert der Eingabe in dem Sinne eines ,,HormonstoBes" angedeutet.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

DIE D I F F E R E N Z I E R U N G DES G E S A M T B L U T Z U C K E R S NACH G A L A K T O S E G A B E IN GLYKO S E

UND G A L A K T O S E .

H. PETOW, H. KOSTERLITZ Ilnd I-I. ~ . NAUMANN.

: In deI1 le tz ten J ah ren ist von I4~AHLER und MACHOLD, KKHLXR, NOAH U. a. ve rsuch t wordeil, die Bauersche Probe auf a l iment~rœ Galaktosur ie bei Leberparenchyrnsch~digungen durch Vœ des Gesamtb lu tzuckerver laufs zu verfeinern. D i e Un te r suchungen habe~l ta ts~chl ich ergeben, daB ira all- gemeinen h ie rmi t eiile Verbessœ der ursprfinglichen Probe erre icht wird, was a u c h wir in zahlreichen F/illen best” k6nnen, worfiber wir demn/ichst ber ichten werden.

T r o t z d e m h a t dieses Vorgehen keine wesent l ich neuen Ta t saehen br ingen und sich auch n ich t recht in der IKlinik einbiirgern k6nnen. Das l iegt v e r a l lem daran, daB man durch die ]3es t immung des Gesamtb lu tzuekers mit te ls einer der fiblichen Reduk t i onsme thoden nicht die ira Bln t z i rkul ierende Galak tosemenge e rmi t te ln kann, sondern nur das Gemisch

von Glykose und Galaktose, w~hrend mi t der Bauerschen Methode die ta ts~chl ieh ve rminder t e Galaktoseass imi la t ion durch die Ausscheidung dieses Zuckers ira Ur in nachgewiesen wird.

Die Differenzierung des Gesamtblu tzuckers nach Ga]ak- tosebelas tung in Glykose nnd Galaktose gel ingt mi t zwei vone inander unabh~ngigen Methoden, wort iber wir in unserer ausffihrlichen Mit te i lung ber ich ten werden. Ans den Ver- suchsergebnissen heben sich 3 Typei l von verschiedenen Ver lanfsar ten der Galaktose- bzw. Glykosekonzent ra t ion tin t31ut nach Gabe vert 4 ~ g Gataktose heraus.

I. Verlau] bei Gesunden. Die h6chste Galaktosekonzen- t r a t ion fi i ldet sieh ira Verlanf der ersten S tunde (0,020 bis o,o7o %); Ilach 2 S tunden ist Galaktose h6chstens in Spuren im ]3lut nachweisbar . Der Glykosespiegel zeigt wenig Ver- ~-nderuilgen.

2. Bei Pa t i en ten mi t Leberparenchymschi~digung (Icterus catarrhalis) f indet sich nach I S tunde ein s tarker Anst ieg des Galaktosespiegels - - z. ]3. o,145 %; nach 2 S tunden ist noch Galaktose in erheblicher I~oilzeil trat ion nachweis-

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