Pädagogische Hochschule Freiburg Fakultät 1 Institut für Erziehungswissenschaft Seminar „Arbeitsfelder und Recht“ WS 2009/2010 Dozenten: Prof. Dr. Thomas Fuhr, Stefan Gebhard, Dipl.-Päd’in Anna Laros ___________________________________________________________________
Freies Theater Tempus Fugit e.V.
Vorstellung eines Theaterpädagogischen Arbeitsfeldes Vorgelegt von: Isabell Boger (1422507) Anna-Barbara Gaß (1419828) Hannes Geiger (1421219) Fabian Moser (1417763) Lena Sachs Studiengang: BA Erziehung und Bildung, 3. Semester 05.03.10 Freiburg i. Brsg.
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Inhalt 1. Einleitung................................................................................................................ 2 2. Vorstellung Tempus Fugit....................................................................................... 3 3. Rechtliche Grundlagen ........................................................................................... 4 4. Finanzierung........................................................................................................... 4 5. Theaterpädagogik – Was ist das? .......................................................................... 5 6. Entstehung der Theaterpädagogik ......................................................................... 6 7. Theaterpädagoge / Theaterpädagogin als Beruf? .................................................. 7 8. Arbeitsfelder von Theaterpädagogen ..................................................................... 8 9. Theaterpädagogik bei Tempus Fugit ...................................................................... 9 10. Pädagogische Ziele ............................................................................................ 10 11. Theaterpädagogische Methoden ........................................................................ 13 12. Ablauf eines Schultheaterprojektes an einem Beispiel ....................................... 13 13. Multiplikatorenausbildung ................................................................................... 15 14. Arbeitsfelder bei Tempus Fugit........................................................................... 18 15. Schlussbetrachtungen ........................................................................................ 19 16. Quellen ............................................................................................................... 20
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1. Einleitung
Nachdem in unsrer Gruppe der Entschluss gefallen war im Rahmen des Seminars
„Arbeitsfelder und Recht“ das Arbeitsfeld eines/einer Theaterpädago-
gen/Theaterpädagogin vorstellen zu wollen, stellte sich die Suche nach einer geeig-
neten Institution leider schwieriger dar als erwartet. Nach längerer erfolgloser Suche
fanden wir schlussendlich das Freie Theater Tempus Fugit e. V. in Lörrach. Schnell
zeigte sich, dass dieser Verein genau unseren Vorstellungen entsprach. Wir beka-
men die Möglichkeit, uns den Verein einen Tag anzuschauen und Interviews zu füh-
ren.
In dieser vorliegenden Arbeit wollen wir von diesem Tag berichten, das Konzept und
die möglichen Arbeitsfelder bei Tempus Fugit vorstellen, auf die rechtlichen Grundla-
gen und die Finanzierung eingehen und einen Überblick über das Berufsfeld Thea-
terpädagoge/Theaterpädagogin geben.
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2. Vorstellung Tempus Fugit Das Freie Theater Tempus Fugit, was aus dem lateinischen übersetzt soviel wie die
Zeit eilt oder flieht heißt, wurde 1995 von der aktuellen Theaterleiterin Karin Maßen
aus einer Lörracher Schultheatergruppe gegründet. Im Interview erwähnte sie uns
gegenüber, dass sie ein großes Bedürfnis an einer Theatergruppe in der Region ge-
spürt hatte und als ausgebildete Theaterpädagogin über die nötigen Kenntnisse und
Motivation besaß, dies zu realisieren.
Die Förderung von Bildung und Kultur in der Region ist die oberste Zielsetzung des
inzwischen eingetragenen Vereins der seinen Sitz in Lörrach hat.
Heute vereint Tempus Fugit elf verschiedene Theaterspielgruppen, angefangen mit
der Kindertheatergruppe für 8-12 jährige bis hin zum Generationentheater, unter sei-
nem Dach und bietet ihnen neben professioneller Anleitung durch ausgebildete
Theaterpädagogen und Schauspielern auch einen Platz zum Proben. Auch in den
beiden Partnerstädten Weil am Rhein und Rheinfelden gibt es eigenständige Tem-
pus Fugit Theatergruppen. Jährlich realisiert Tempus Fugit zwischen sieben bis
zehn verschiedene Produktionen und ist mit über 100 Aufführungen und circa 8000
Zuschauern längst kein kleiner Nischenverein mehr.
Neben dem Theaterspielen hat sich Tempus Fugit auch der Projektarbeit zu ver-
schiedenen Themen wie Berufsvorbereitung, Gewalt- oder Suchtprävention an Schu-
len verschrieben. Die SchülerInnen sollen durch theaterpädagogische Übungen und
kurze Stücke für die Themen sensibilisiert und zugleich für das Theaterspielen be-
geistert werden. Inzwischen hat Tempus Fugit ein großes und funktionierendes Netz
aus insgesamt 71 Schulen, davon 18 aus Lörrach, 31 regionale und 22 überregiona-
le, als Kooperationspartner gesponnen.
In Zusammenarbeit mit der Polizei oder den Arbeitsagenturen entstehen laufend
neue Konzepte für Projekte, deren Umsetzung an Schulen das Ziel von Tempus Fu-
git ist. Die Zielgruppe von Tempus Fugit besteht jedoch nicht nur aus Kindern und
Jugendlichen. In meist mehrtägigen Workshops bietet Tempus Fugit Lehrerfortbil-
dungen, Theaterschnupperkurse für Erwachsene und auch Projekte zu bestimmten
Themen wie Körperpräsenztraining oder Stimmbildung an. Unterstützt wird der Ver-
ein dabei von ausgebildeten Dozenten.
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3. Rechtliche Grundlagen Tempus Fugit ist ein eingetragener Verein. Das meint, dass durch die Eintragung in
das Vereinsregister des zuständigen örtlichen Amtsgerichts nach § 21 des Bürgerli-
chen Gesetzbuches (BGB) dem Verein der Status einer juristischen Person zuge-
schrieben wird und für ihn das Vereinsrecht für eingetragene Vereine gilt, welches in
den Paragraphen 21 bis 79 des Bürgerlichen Gesetzbuches verankert ist. Dort sind
die Bestimmungen über die Mitgliederrechte, Haftung und Auflösung des Vereins,
Rechtsfähigkeit und der Verfassung des Vorstands und der Mitgliederversammlung
enthalten. Der Status einer juristischen Person besagt, dass der Verein selbst Träger
von Rechten und Pflichten ist. Demnach ist er voll rechtsfähig und kann vor Gericht
angeklagt werden oder selber Ankläger sein. Nach außen wird der Verein von einem
von den Vereinsmitgliedern auf der Mitgliederversammlung gewählten Vorstand ver-
treten und repräsentiert. Die Rechtsfähigkeit eines eingetragenen Vereins kann die-
sem entzogen werden, wenn durch gesetzeswidrige Beschlüsse der Mitglieder oder
des Vorstands das Gemeinwohl gefährdet wird, wenn die Zahl der Mitglieder unter
drei sinkt, satzungswidrige wirtschaftliche Zwecke verfolgt werden, oder der Verein
keinen Vorstand gemäß § 26 des BGB mehr hat.
In Artikel 9 Absatz 1 und 2 des Grundgesetztes (GG) ist das Grundrecht der Vereini-
gungsfreiheit zu finden, nach dem alle Deutschen das Recht haben Vereine und Ge-
sellschaften zu bilden. Die jedem Verein eigene Verfassung wird in der jeweiligen
Satzung des Vereins durch diesen selbst bestimmt. Es besteht also eine Vereinsau-
tonomie über die Vereinsverfassungen.
4. Finanzierung Tempus Fugit finanziert sich über verschiedene Einnahmequellen. Einerseits durch
die Einnahmen, die die Theatergruppen durch Aufführungen erwirtschaften, sowie
durch die Teilnahmegebühren, die für einige der Gruppen und für alle Workshops
bestehen. Desweiteren durch verschiede Werbepartner und Förderer, wie zum Bei-
spiel die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden, Naturenergie oder eine örtliche Buchhand-
lung. Die Projektarbeit an den Schulen finanziert sich über die Schulen und teilweiße
durch Fördermittel des Landkreises oder des Bundes, abhängig davon welches Pro-
jekt es ist.
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5. Theaterpädagogik – Was ist das?
Bevor wir einen Einblick in das Arbeitsfeld von Theaterpädagogen geben, werden wir
zunächst einen näheren Blick auf den Begriff werfen. Hierbei sei zunächst erwähnt,
dass sich Theaterpädagogik nicht eindeutig definieren lässt und demnach auch nicht
von Der Theaterpädagogik gesprochen werden kann. Trotz ihrer vielen Facetten,
kann man sie aber doch in ihrem Wesen charakterisieren. So besteht die Idee der
Theaterpädagogik darin, pädagogische Inhalte mittels Theater zu übermitteln. Künst-
lerische und pädagogische Aspekte kommen demnach im theaterpädagogischen
Arbeiten in Berührung.1 Allerdings sei hierbei auf das Spannungsverhältnis zwischen
Theater und Pädagogik hinzuweisen. „Pädagogik benötigt das, was Kunst abtötet:
Berechenbarkeit und Vertrautheit. Das Theater benötigt stattdessen die Überra-
schung, das Experiment oder auch die Brechung mit Wahrnehmungs – Gewohnhei-
ten.“2 Hiermit soll verdeutlicht werden, dass Theaterpädagogik nicht als Addition von
Theater und Pädagogik anzusehen ist, sondern dass sich pädagogische Inhalte mit
künstlerischen Prozessen gegenseitig bedingen. Wenn davon gesprochen wird, dass
Theaterpädagogik pädagogische Inhalte vermitteln will, so wird darunter verstanden,
dass „ Theater […] ein wunderbares Mittel zur Selbsterfahrung und Integration, zur
Gestaltung der Dynamik innerhalb einer Gruppe, eine Chance für Kinder, Jugendli-
che und Erwachsene, die unter mangelndem Selbstbewusstsein leiden, [ist], zur För-
derung des Sozialverhaltens, gut für die Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit,
für die Wahrnehmung, das Körperbewusstsein [und] die Konzentration [ist].“3 Thea-
terpädagogik heute, vertritt in der Regel einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem es
darum geht, die Menschen emotional, intellektuell und physisch zu fördern. Für das
Experimentieren an der Persönlichkeit, bietet Theaterpädagogik einen geschützten
Raum. Hierbei sei allerdings aber noch einmal zu betonen, dass neben den pädago-
gischen Zielen auch künstlerische Ziele, wie beispielsweise das Theaterspielen
selbst, mit öffentlichem Auftritt ebenfalls im Zentrum stehen.4
1 vgl. Broich, J. (2007,S.66) 2 ebd. S. 13 3 ebd. S.66 4 vgl. ebd. S.67
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6. Entstehung der Theaterpädagogik Theaterpädagogik ist vor allem seit den 70er Jahren sehr verbreitet. Dennoch muss
aber erwähnt werden, dass die Vorstellungen, pädagogische Ziele über das Theater
zu erreichen, bis in die Zeit vor der Aufklärung zurückreichen. Die Wurzeln der Thea-
terpädagogik sind aber im Laientheaterspiel der 20er Jahre, „(…) im frühen proletari-
schen Kindertheater Benjamins, in Brechts Lehrstücken, im Amateurtheater und Dar-
stellenden Spiel der Nachkriegszeit und in den Auswirkungen der ersten Grün-
dungswelle der freien Theater zwischen Ende der 70er und Mitte der 80er Jahre
(…)“5 zu sehen. In den 70er Jahren betrachtete sich Theaterpädagogik als Form der
Interaktionspädagogik. Hierbei standen weniger die individuellen Erfahrungen, sowie
die ganzheitliche Bildung der Menschen im Vordergrund, sondern vielmehr das Auf-
klären über das richtige Leben. In den 80er Jahren dagegen distanzierte sich die
Theaterpädagogik von den politischen Zielsetzungen und setzte vor allem therapeu-
tische Zielsetzungen, beeinflusst durch die Gestalttherapie und das Psychodrama, in
den Mittelpunkt. Erst gegen Mitte der 80er löste sich die Theaterpädagogik von dem
Therapeutischen und wendete sich verstärkt dem Ästhetischen zu. Das Subjekt mit
seinem Anliegen der Selbstverwirklichung und der Identitätsfindung sollte nun ver-
stärkt in das Theaterspiel integriert werden. Allerdings sollte es sich hier nicht um
eine zweckbestimmte Darstellung handeln, sondern Raum für schöpferische, ästheti-
sche Ausdrucksformen angeboten werden.6
Am Beispiel des Freien Theaters Tempus Fugit werden wir aufzeigen, wie Theater-
pädagogik heute aussehen kann.
5 ebd. S.11 6 ebd. S.8 ff.
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7. Theaterpädagoge / Theaterpädagogin als Beruf? Der Titel Theaterpädagoge/ Theaterpädagogin ist keine geschützte Berufsbezeich-
nung, da es hierfür keine staatlich geregelte Ausbildung gibt. Allerdings hat der Bun-
desverband Theaterpädagogik Rahmenrichtlinien für theaterpädagogische Aus-,
Fort- und Weiterbildungen festgelegt, so dass den Teilnehmern das Zertifikat Thea-
terpädagoge BuT ausgestellt werden kann. Überdies muss erwähnt werden, dass
sich die Ausbildungsinstitutionen in Umfang und Schwerpunktsetzung voneinander
unterscheiden. Eine pädagogische oder vergleichbare Berufsvorbildung wird in der
Regel vorausgesetzt. Das Bedürfnis, Lebenswelten kreativ zu erfahren und zu gestal-
ten, wird überdies als eine Voraussetzung für theaterpädagogisches Handeln ange-
sehen. Während der Aus-, Fort- oder Weiterbildung zum Theaterpädagogen sollen
die Teilnehmer folgende Kompetenzen erwerben und ausbauen.7
• Darstellungskompetenz (Entwicklung von differenzierten Darstellungsfähigkeiten) • Handlungskompetenz (über Körperhandlungen, Sprechhandlungen, Ausdruck
lernen, anderen Gedanken, Absichten und Gefühle mitzuteilen) • Gleichgewichtskompetenz (Ausbildung einer Sensibilität für das Zusammenspiel
von Körper und Seele) • Konstruktive Kompetenz (lernen andere bei ihren Schaffensprozessen konstruk-
tiv und nicht instruktiv zu unterstützen) • Ethisch-Kommunikative Kompetenz (sich seiner Verantwortung bei dem päda-
gogisch-ästhetischen Handeln bewusst werden, durch die Ausbildung folgender Un-terkompetenzen)
personale Kompetenz Fähigkeit, mit sich selbst und seinem Körper verantwortlich umzugehen
soziale Kompetenz Fähigkeit, mit den anderen, der Gesellschaft, verantwortlich umzugehen
kulturelle Kompetenz Fähigkeit, mit der eigenen und mit fremden Kulturen verantwortlich umzugehen
naturale Kompetenz Fähigkeit, mit Natur verantwortlich umzugehen.)
7 vgl. http://www.butinfo.de/Qualifizierung/Bildungskonzeption/bildungskonzeption.html (18.02.2010)
• Ästhetische Kompetenz (Ausbildung der verschiedenen Sinneswahrnehmungen, Formung des eigenen Schönheitsbegriffs)8
8. Arbeitsfelder von Theaterpädagogen Da wir in unserer Arbeit das pädagogische Arbeitsfeld Schule näher betrachten wer-
den, möchten wir dennoch darauf hinweisen, dass darüber hinaus noch weitere Be-
rufsfelder bestehen.
(Quelle: http://www.butinfo.de/Beruf/Arbeitsfelder/arbeitsfelder.html)
8 vgl. http://www.butinfo.de/Qualifizierung/Bildungskonzeption/bildungskonzeption.html (18.02.2010)
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Nachdem wir zunächst einen Einblick in die Theaterpädagogik gegeben haben, wer-
den wir nun im Folgenden das Freie Theater Tempus Fugit vorstellen und dessen
Theaterpädagogik näher betrachten.
9. Theaterpädagogik bei Tempus Fugit Die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nimmt einen besonders gro-
ßen Stellenwert bei Tempus Fugit ein. Ein breites theaterpädagogisches Angebot
ermöglicht pro Jahr über 1.500 Teilnehmenden die aktive Teilhabe an Kunst und Kul-
tur. Mit einem großen Partnernetzwerk aus über 30 Schulen, der Kriminalprävention,
der Arbeitsagentur, dem Kreisjugendamt und vielen weiteren Einrichtungen entwi-
ckelt und realisiert das Freie Theater Tempus Fugit viele verschiedene theaterpäda-
gogische Projekte. Dazu zählen Forumtheaterprojekte, Theaterklassen sowie
Workshops und Kurse zu verschiedenen Themen. Der Schwerpunkt der pädagogi-
schen Arbeit liegt dabei auf der Projektarbeit mit Schulklassen. Das können einmali-
ge Theatertage sein, oder längerfristige Projekte. Momentan laufen bei Tempus Fugit
Theaterprojekte an ca. 10 verschiedenen Schulen. Die Multiplikatoren9 spielen bei
der theaterpädagogischen Arbeit eine wichtige Rolle, denn Tempus Fugit arbeitet mit
der Arbeitsweise „Jugend schult Jugend“. Das bedeutet, dass die Projekte nicht nur
von einer ausgebildeten Theaterpädagogin entwickelt und angeleitet werden, son-
dern zusätzlich die TeilnehmerInnen aus der Multiplikatorenausbildung mit einbezo-
gen werden. Dadurch wird eine qualitativ hohe Betreuung gewährleistet und die Vor-
bildfunktion der jungen GruppenleiterInnen wird unmittelbar erlebbar und motiviert die
TeilnehmerInnen zur Eigeninitiative. Tempus Fugit verfolgt und verwirklicht vielfältige
theaterpädagogische Ziele und wendet dementsprechend unterschiedliche Methoden
an. Im Folgenden werden diese pädagogischen Ziele und Methoden von Tempus
Fugit vorgestellt und im Anschluss beispielhaft an einem Ablauf eines Theaterklassen
Projektes vorgestellt.
9 Anmerkung: Auf die Multiplikatoren und ihre Ausbildung werden wir in Kapitel 13 noch näher eingehen.
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10. Pädagogische Ziele
Gruppenbildung
Ein wichtiges pädagogisches Ziel des Theaterspielens mit Gruppen ist auch die
Gruppenfindung. Gerade in der ersten und in der fünften Klasse ist dies sinnvoll, um
die Klassengemeinschaft durch das gemeinsame Spiel zu festigen. Aber auch in
schon bestehenden Gruppen kann es sinnvoll sein, die meist sehr festen Rollenstruk-
turen einer Klasse aufzubrechen. Außenseiter können beispielsweise eine Füh-
rungsposition einnehmen und sich somit aus ihrer Rolle „frei spielen“. Für die Grup-
penbildung ist es wichtig, dass es in Stücken keine Hauptrollen gibt. Alle SchülerIn-
nen sollen gleichwertige Rollen bekommen und niemand bevorzugt werden.
Sozialverhalten
Ein weiteres wichtiges pädagogisches Ziel ist das Lernen von Sozialverhalten, wel-
ches gerade in den Klassen 1- 4 verfolgt wird. Durch das Einnehmen von anderen
Rollen, bekommen die Kinder die Möglichkeit Dinge einmal aus einer anderen Per-
spektive zu sehen. Ein Rollentausch fördert durch das Spüren der eigenen Betrof-
fenheit die Empathiefähigkeit der SchülerInnen. Weil beim Theaterspiel das Verant-
wortungsbewusstsein jedes Mitglieds der Gruppe gefordert ist, wird Teamfähigkeit
gefördert.
Persönlichkeitsentwicklung Die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung hat bei Tempus Fugit einen hohen
Stellenwert. Durch das darstellende Spiel bekommen die Kinder und Jugendlichen
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und können ihre persönlichen Stärken kennen
lernen. Die Erfolgserlebnisse im Theaterspiel stärken das Selbstbewusstsein. Wichtig
ist vor allem, dass die SchülerInnen lernen aus der Konsumentenrolle herauszu-
kommen, selbst aktiv werden und Initiative zeigen.
Fantasie und Kreativität
Durch Forum- und Improvisationstheater, sowie durch das Erfinden von eigenen Ge-
schichten soll Fantasie und Kreativität gestärkt werden.
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Erlernen von verschiedenen Kompetenzen
- freie Rede
- Präsentieren
- Sicheres Auftreten
- Schulung der Selbst- und Fremdwahrnehmung
- Sensibilisierung des Körperbewusstseins
- Kommunikationsfähigkeit
Integrative Projekte
Tempus Fugit bietet auch Integrative Projekte an, bei denen SchülerInnen aus einer
Schule für körperlich behinderte Kinder und Kindern einer „normalen“ Schule ge-
meinsam Theaterspielen. Dabei werden Berührungsängste und Unsicherheiten zwi-
schen den Kindern abgebaut.
Sprech- und Sprachförderung
Durch das Benutzen und Ausprobieren der eigenen Stimme, werden beim Theater-
spielen auch die Sprech- und Sprachfähigkeiten der SchülerInnen gestärkt. Neben
Sprech- und Atemübungen werden diese besonders durch das laute und deutliche
Sprechen vor der Gruppe, welche das Theaterspielen fordert, gefördert.
Präventionsarbeit Die pädagogischen Ziele beziehen sich unter anderem auf die Präventionsarbeit.
Themen, die in diesem Bereich erarbeitet wurden sind unter anderem: Ladendieb-
stahl, Gewalt, Sexualität bzw. Frühschwangerschaft, Sucht Drogenmissbrauch oder
Mobbing. Bei diesen Projekten wird eng mit Partnern zusammengearbeitet, wie bei-
spielsweise der Polizei oder Pro Familia. Für diese problemorientierten Inszenierun-
gen eignet sich besonders die Arbeit mit der Methode des Forumtheaters.
Berufsvorbereitung Tempus Fugit bietet auch ein deutschlandweites Forumtheaterprojekt zur Berufsvor-
bereitung an. Es heißt „Nur Mut“ und soll junge Menschen ermutigen selbstbewusst
aus der Schule in das Berufsleben zu starten und sich auf die neue Lebenssituation,
mit den Schwierigkeiten die auftreten können, vorzubereiten. Es richtet sich beson-
ders an Schulkassen, die ein Jahr vor ihren Abschlussprüfungen stehen und bald
eine Entscheidung für ihren weiteren Lebensweg fällen müssen. Das vom Wirt-
schaftsministerium Baden-Württemberg geförderte Projekt wurde schon mit ca. 100
Schulklassen durchgeführt und ist sehr erfolgreich.
Des Weiteren soll natürlich auch Begeisterung für das Theaterspielen geweckt wer-
den.
Um die pädagogischen Zielsetzungen zu erreichen ist bei der Arbeit Kontinuität be-
sonders wichtig. Die Projektarbeit soll keinen Eventcharakter haben, sondern sie soll
ein langer Prozess sein, der im Idealfall mehrere Monate oder sogar Jahre dauert.
(Quelle: http://www.fugit.de/theaterpaedagogik/modulelehrerfortbildung.pdf)
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11. Theaterpädagogische Methoden
- Theaterpädagogische Spiele, Vertrauens- und Körperübungen mit Einflüssen aus
der Gruppen- und Erlebnispädagogik
- Nachspielen oder Neuinszenierung von diversen Geschichten
- Schreiben und Spielen von eigenen Drehbüchern
- Forumtheater Forumtheater ist eine Form des Mitmachtheaters, welches besonders zu Veran-
schaulichung von Konflikten und Problemen dient, um dazu Lösungswege zu finden.
Zunächst sehen die SchülerInnen ein kleines Theaterstück. Im Anschluss daran ha-
ben die Zuschauer die Möglichkeit sich in den Handlungsablauf einzumischen, und
selber eine Rolle zu übernehmen. Durch die Methode Forumtheater wird eine tief-
greifende Auseinandersetzung mit einem Thema mit einer nachhaltigen Wirkung
möglich.
12. Ablauf eines Schultheaterprojektes an einem Beispiel
Bei unserem Besuch der Einrichtung bekamen wir die Möglichkeit bei einem theater-
pädagogischen Projekt mit SchülerInnen der Pestalozzischule dabei zu sein. Die
Pestalozzischule ist eine Förderschule in Lörrach. Die Kinder besuchen die sechste
und siebte Klasse. Das Projekt mit der Pestalozzischule ist ein Theaterprojekt zum
Thema Max und Moritz, welches im Rahmen des Deutschunterrichtes stattfindet. Es
besteht aus drei Bereichen: Schauspiel, Musik und Tanz. Darum wurde unter ande-
rem mit der Musiklehrerin und einem Breakdance-Lehrer zusammengearbeitet. Pä-
dagogische Ziele dieses Theaterprojektes sind neben dem Erlernen von Sozialver-
halten und dem Stärken der Gruppe auch das Üben von Konzentration und Aufmerk-
samkeit. Da das Ganze im Deutschunterricht stattfindet, liegt auch ein besonderer
Schwerpunkt auf der Sprach- und Sprechförderung. Das Projekt erstreckt sich über
einen Zeitraum von 4-5 Monaten mit ca. 3 Stunden die Woche. Es war so aufgebaut,
dass die Kinder nach der Begrüßung, unter Anleitung der anwesenden Multiplikato-
rInnen und der Theaterpädagogin, in der Großgruppe ein paar Spiele zur Lockerung
und Konzentrations-, Denk-, und Bewegungsübungen gemacht haben. Im Anschluss
daran, wurden in schon gebildeten Kleingruppen mit den MultiplikatorInnen, der Mu-
siklehrerin, und dem Breakdance-Lehrer Streiche von Max und Moriz einstudiert. Es
waren aber auch ganz selbst kreierte Szenen dabei, denn die Kinder dürfen selbst
Ideen einbringen und verwirklichen, und wenn sie möchten ihr ganz eigenes Dreh-
buch erfinden. Am Ende des Besuchs wurden alle Stücke aus den einzelnen Grup-
pen noch einmal vor der ganzen Klasse vorgeführt und von den anderen SchülerIn-
nen bewertet. Ein Ziel dieses Projekts besteht unter anderem darin, am Ende eine
Aufführung für die Eltern und Freunde auf die Beine zu stellen. Es ist den Theaterpä-
dagogInnen bei Temus Fugit wichtig, dass die Kinder am Ende ein Erfolgserlebnis
haben, welches ihre Arbeit bestätigt und ihnen Selbstvertrauen gibt. 10
1410 Anmerkung: Nähere Informationen sowie Eindrücke von dem Projekt sind in dem Video enthalten
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13. Multiplikatorenausbildung Wie schon weiter oben erwähnt, beruht die Struktur des Freien Theaters Tempus
Fugit auf drei, symbiotisch miteinander verbundenen Säulen.
Die erste Säule betrifft die kulturelle Bildung. Diese lässt sich wiederum grob in vier
Teile untergliedern. Zum einen das Spielen, hierzu zählen Theatergruppen und
Schultheater AGs, die Arbeit in Schulen, also spezielle Theaterworkshops; Fortbil-
dungen für LehrerInnen und Privatpersonen, sowie das Forumtheater - hierbei agie-
ren Theatermitarbeiter zusammen mit Schülerinnen und Schülern zu bestimmten
Themen, wie zum Beispiel Berufsorientierung, Bewerbungstraining, Gewaltpräventi-
on und anderen.
Eine weitere Säule ist das professionelle Schauspiel. Hierfür werden professionelle
Schauspieler engagiert, jedoch auch dem eigenen Nachwuchs die Möglichkeit gege-
ben sich weiterzuentwickeln. Aus dem Kulturangebot welches auf dieser Säule be-
ruht, schöpft Tempus Fugit neben Spenden, den Angeboten aus kultureller Bildung
den Großteil der finanziellen Ressourcen.
Die dritte große Säule im Rahmenkonzept von Tempus Fugit ist die Multiplikatoren-
ausbildung. Auf diese Säule wurde bei unserer Hospitation im Freien Theater be-
sondere Aufmerksamkeit gelenkt. Sie steht in enger Verdingung zu den anderen Be-
reichen Theaterpädagogik und Schauspiel und dient als Mittler zwischen ihnen. Die
Multiplikatorenausbildung bietet die Möglichkeit einen Einblick in verschiedene Be-
rufsfelder rund um das Theater zu bekommen. Sie ist ein guter Einstieg, um in die-
sem Bereich beruflich einzutreten und dient zudem als „Karrieresprungbrett“ für junge
SchauspielerInnen.
Die Ausbildung zur MultiplikatorIn dauert im Regelfall ein Jahr und kann nach Bedarf
und Absprache auch verlängert oder verkürzt werden. Sie soll Plänen der Einrichtung
zufolge wahlweise auf 24 Monate ausgeweitet und zukünftig sogar mit dem Zertifikat
„Theaterpädagoge BUT“ abgeschlossen werden können. Diese Regelzeit kommt
insbesondere deshalb zu Stande, weil vor allem Zivildienstleistende, LeisterInnen
eines freiwilligen sozialen Jahres und sonstige PraktikantInnen dieses Angebot zur
Ausbildung wahrnehmen. Die Verdienstmöglichkeiten liegen bei 260 Euro im Monat,
wobei für FSJ-lerInnen und Zivildienstleistende die entsprechend höheren Regelsät-
ze, dies entspricht ca. 280 Euro (FSJ) beziehungsweise ca. 500 Euro (für Zivildienst-
leistende) vom Bund bezahlt werden.
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Besonders erwähnenswert ist die spezifische Arbeitsweise von Tempus Fugit. Diese
funktioniert nach dem Prinzip „Jugend schult Jugend“. Hierbei werden die Teilneh-
merInnen der Multiplikatorenausbildung in die Entwicklung und Durchführung von
theaterpädagogischen Projekten miteingebunden. Dies soll einerseits eine qualitativ
hohe Betreuung gewährleisten, auf der anderen Seite bei den ProjektteilnehmerIn-
nen eine hohe Intensität und Authentizität erlebbar machen und somit diese zu Ei-
geninitiative motivieren.
Die Multiplikatorenausbildung gliedert sich in drei Bereiche, in welchen die Auszu-
bildenden geschult werden. Diese drei Teilbereiche sind Theaterpädagogik, Kul-
turmanagement und Schauspiel.
Im theaterpädagogischen Bereich kommen die Jugendlichen mit diversen Schul-
projekten in Berührung, welche sie nicht nur mitplanen, sondern sogar mitleiten. Von
einem solchen Projekt konnten wir während unserer Hospitation bei Tempus Fugit
einen ersten Eindruck gewinnen. Wie oben bereits angedeutet, steht hier der „Ju-
gend schult Jugend“ -Gedanke im Vordergrund.
Bei Schulprojekten kommen die Theaterpädagogen und Multiplikatoren an die jewei-
ligen Schulen, um mit den Kindern zusammen Theaterstücke zu bestimmten Themen
zu erarbeiten. Neben den erlebnis- und theaterpädagogischen Übungen, welche zu
Beginn eingesetzt werden, um zum Beispiel Hemmungen seitens der SchülerInnen
abzubauen und die Konzentrationsfähigkeit zu schulen, wird auf Eigeninitiative der
SchülerInnen viel Wert gelegt. Bei unserem Besuch mit Tempus Fugit an der Pesta-
lozzi-Förderschule in Lörrach erfanden die Kinder ihre eigene künstlerische Choreo-
grafie zum Thema Max und Moritz (siehe auch weiter oben: „Ablauf eines Schulthea-
terprojektes an einem Beispiel“). Dieses Stück soll beim kommenden Schulfest von
den SchülerInnen selbst aufgeführt werden. Die Theaterpädagogin übernahm hierbei
lediglich betreuende und anleitende Aufgaben.
Ein weiterer Teilbereich, den die Multiplikatorinnen und Mulitplikatoren zu absolvieren
haben ist der des Kulturmanagements. Hierzu zählen auch administrative Tätigkei-
ten, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Jeder Teilnehmer der Multiplikatorenausbil-
dung muss in seiner Ausbildungszeit für ein komplettes Stück die Produktionsleitung
übernehmen. Er hat somit die Verantwortung bis zum Tag der Aufführung. Zu dieser
Organisation gehören zum Beispiel auch Sponsorensuche, die Büroarbeit, die Wer-
bung, das Erstellen eines Bühnenbildes, Regieaufgaben und viele weitere. Dies alles
soll die Auszubildenden auf breitem Gebiet schulen.
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Dritter Teil der Ausbildung ist das Schauspiel. Dies läuft nach Aussage eines Multi-
plikators „so nebenbei“ und enthält wöchentliche Übungsstunden in Körpertraining,
Stimmtraining, Rhythmustraining und Improvisation. Das dort Gelernte, können die
MultiplikatorInnen dann wiederum für den kulturell bildenden Teil der Ausbildung
verwerten.
Wie für fast alle Mitarbeiter des Theaters ist ein Arbeitstag auch für die Auszubilden-
den sehr lange. Arbeitszeiten von 9 Uhr bis 22 Uhr am Abend sind keine Seltenheit,
werden von den Multiplikatoren jedoch gerne in Kauf genommen. Das Leiterteam des
Theaters lebt den Jugendlichen eindrücklich vor, dass Tempus Fugit ein wichtiger
Teil des Lebens für die Mitarbeiter sein sollte.
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Multiplikatorenausbildung beim Freien The-
ater Tempus Fugit für beide Seiten ein großer Gewinn ist. Für die eine Seite, weil auf
breitem Gebiet viel Neues gelernt wird und viele Erfahrungen gesammelt werden
können. Auf der Seite der Institution deshalb, weil hiermit ihr Überleben gesichert
wird. Einerseits dadurch, dass die Institution auf günstige Arbeitskräfte zurückgreifen
kann, hauptsächlich jedoch aus dem Grund, dass viele der Ausgebildeten Tempus
Fugit nur kurzzeitig zur beruflichen Weiterqualifizierung auf Schauspielschulen oder
anderen Bildungseinrichtungen verlassen. Einige von ihnen kommen dann projekt-
spezifisch wieder als Schauspieler, Grafiker, oder Betriebswirte zum Freien Theater
zurück und bringen ihr Wissen und ihre Erfahrungen in den Theater- und Ausbil-
dungsbetrieb ein. Dadurch ist die Aufrechterhaltung des vielfältigen und doch einzig-
artigen theaterpädagogischen Angebots möglich.
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14. Arbeitsfelder bei Tempus Fugit Das Freie Theater Tempus Fugit, besteht aus einem großen, sich über viele ver-
schiedene Arbeitsfelder erstreckenden Team. Dieses umfasst 150 Schauspieler, 20
Mitarbeiter und 17 Honorarkräfte. Viele der Angestellten bei Tempus Fugit, fungieren
gleich in mehreren verschiedenen Arbeitsfeldern. Wir stellen zunächst einige Mitar-
beiter des Theaters vor, welche wir bei unserem Besuch kennen lernen und intervie-
wen durften.
Die Theatergründerin Karin Maßen hat die künstlerische Leitung inne. Zugleich arbei-
tet sie jedoch auch als Regisseurin, Theaterpädagogin und Schauspielerin im Thea-
ter, ist also sozusagen in allen der drei Säulen maßgeblich aktiv. Der stellvertretende
Theaterleiter Thorsten Blank ist für die Bereiche Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und
für das Personalmanagement zuständig.
Auch für die Lehrerfortbildung, einem weiteren wichtigen Bereich bei Tempus Fugit
ist eigens ein Theaterpädagoge angestellt. Wie in jedem Theater muss auch bei
Tempus Fugit für Licht- und Tontechnik gesorgt werden. Hierfür ist der technische
Leiter zuständig. Weitere Stellen verlangen buchhalterische und verwaltende Fähig-
keiten, kümmern sich um das Sponsoring des Theaters, um den Webauftritt der Insti-
tution oder betreffen Grafik und Fotografie. Auch auf eine Hausmeistertätigkeit kann
das Theater mit Sitz in Lörrach nicht verzichten.
Darüber hinaus befinden sich derzeit acht Jugendliche in der Multiplikatorenausbil-
dung und werden in die verschiedensten Arbeitsbereiche eingeführt und führen dort
mit fortschreitender Ausbildung auch selbst Tätigkeiten aus.
Als Dozenten und Workshopleiter stehen dem Team von Tempus Fugit außerdem
noch ein Lehrer für Rhythmik und Perkussion sowie für Komposition und Aufführung
von Theatermusik zur Verfügung. Für den weiteren schauspielerischen Bereich und
zur Ausbildung für die MultiplikatorInnen stehen noch eine Stimmtrainerin und ein
Körpertrainer zur Verfügung.
Zu diesem Team gehören neben den oben genannten Mitarbeitern auch noch Gast-
schauspieler, welche für den professionellen Schauspielbereich am Theater tätig
sind.
Wie man bei genauerer Betrachtung sieht bietet, das Freie Theater diverseste Ar-
beitsfelder, welche bis weit in den Kompetenzbereich des „BA Erziehung & Bildung“ -
Studiengangs hinein, jedoch auch ebenso weit darüber hinaus ragen.
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15. Schlussbetrachtungen
Mit der Vorstellung des Theaterpädagogischen Arbeitsfeldes wollten wir einen Blick
über den Tellerrand hinauswerfen, um Eindrücke von einem, für Pädagogen noch
relativ selten aufgesuchtem Arbeitsfeld zu gewinnen. Auch wenn wir von dem stell-
vertretenden Theaterleiter erfahren haben, dass sie bisher noch keine Praktikanten
von der Pädagogischen Hochschule Freiburg hatten, heißt dies allerdings nicht, dass
es nicht möglich wäre. Im Gegenteil wurde uns versichert, dass das Freie Theater
Tempus Fugit sehr offen ist für neue Impulse. Da der Schwerpunkt ihrer theaterpä-
dagogischen Arbeit vor allem im schulischen Bereich liegt, sind hier pädagogische
Vorkenntnisse überaus nützlich. Praktikanten des BA Studienganges Erziehung und
Bildung könnten demnach die Projektarbeiten mit ihrem pädagogischen Hinter-
grundwissen professionell unterstützen. Wie bereits schon erwähnt ist es ein Anlie-
gen von Tempus Fugit, sowie von der Theaterpädagogik allgemein, zum Einen Men-
schen für das Theaterspielen zu begeistern und sie zum Anderen zudem in ihrer
Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Theaterpädagogik soll Impulse für die
Entwicklung von Sozial- und Personalkompetenzen setzen, die in der Berufswelt als
unabdingbar erscheinen. Überdies sei zu erwähnen, dass Tempus Fugit nicht nur mit
seinen theaterpädagogischen Projekten, sondern zudem über die Multiplikatoren-
ausbildung pädagogisch tätig ist. So wird die Ausbildung von vielen Jugendlichen zur
Berufsorientierung genutzt.
Abschließend kann demnach gesagt werden, dass das Freie Theater Tempus Fugit
einen wesentlichen Beitrag zu einer ganzheitlichen Bildung leistet. Hierbei muss noch
einmal betont werden, dass die Multiplikatorenausbildung mit ihrem „Jugend schult
Jugend“ Konzept bisher einmalig ist in Deutschland und der Erfolg der theaterpäda-
gogischen Arbeit von Tempus Fugit sehr stark auch mit dem Engagement und der
Motivation aller Beschäftigten des Theaters zusammenhängt.
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16. Quellen
• Broich, J. (2007): Theaterpädagogik. Zwölf Beiträge zur aktuellen Diskussion
unter erlebnispädagogischen Gesichtspunkten. Verlag edition erlebnispäda-
gogik Lüneburg
• http://www.butinfo.de/Qualifizierung/Bildungskonzeption/bildungskonzeption.ht
ml (18.02.2010)
• http://www.fugit.de/theaterpaedagogik/modulelehrerfortbildung.pdf
(18.02.2010)
• http://www.bmj.bund.de/enid/Zivilrecht/Vereinsrecht_1jt.html
(04.03.2010)
• Interviews von - Karin Maßen (Tempus Fugit)
- Thorsten Blank (Tempus Fugit)
- MultiplilatorInnen (Tempus Fugit)