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Molybdan-Tartrate in verdiinnten Losungen starke Hydrolyse erleiden. ist Ton uns friiher bereits ausgesprochen worden. Durch gleichzeitige Bestimmung der epecifischen Drehung, sowie der elektrolytischen Leit- fihiigkeit und Measnng beider Grossen bei steigender Verdiionung hoffe ich, die Frage nacb der Constitution der Molybdan- und Nolfram- Tartrate zur endgiiltigen Entschridung zu bringen.

Mi ins te r i. W.

10%. K. A. R e f m a n n und V. W61fl: Ueber das radioactive Blei.

-Mittheiluog m s dem ehemischen Laboratoriuni d t x Kgl. Akademie der Wisseaschaften zu Munchen 3

[Eingegangen am 22. Januar l'f02.)

Die kiirzlich in diesen Bcrichten von F. G i e s e l l) lgebrachte ~ ~ l a r l e g u n g c veranlasst tins zu folgender Erwiderung.

Nach den Untersuchuiigen von E. A. H o f m a n n 2 ) und E. y t r a u ss enthalten die Bleipraparate aus uranhaltigen Mineralien Bei- mengungen, die durch die gebranchlichen analptischen Methoden, also &reh Fallung mit Schwefelwasserstoff aus saurer Losung, Extrahiren des Sulfides niit Schwefeiammonium und durch Wascben des Sulfates mit verdiinnter Schwefelsaure nicht entfernt werden konnen. Diese Beimengungen wurden in den leichtest loslichen Chloridfractionerr dureh Sequivalentgewichtsbastimmungen und durch verschiedene quali- rative Reactionen 3) naehgewiesen. Ob die Radioactivitiit der erwabriterl Bleipraparate von den anafytisch charakterisirbaren fremden Stoffen rerursacht werde, blieb zunachst ausdriicklich dahingestelltr) ; aber dic T. on G i es e l gemachte iSnnahme einer Beirnenpug von Radium odeis anderen, bekannteu. activen StoEen hat sich nieht bestatigt, sonderrr r s ergab sich vielmehr, dass die active Substanz analytisch n u r wit tiem Bleib) iibereinstimmt. Auch hat G i e s e ' i seEbstfi) BUS Pecblolende rinen wadioactiren StoE abgeschieden, der S c h wie Blei rerhaltcc ; aber er sagt, dass das Radioblei von H o t m a t i n und S t rauss nur sehr geringe Mengen eines stark radioactirrn Stoffes enthalten Iriinne. Dies reranlasst uns zu folgender Mittheilnng.

- _. -

1) Diese Berichte 35. 103 ['t!jOZJ. a; Diese Berichte 8%. 3126; diese Bei-Lhtc 5-1. S, 407, 907, 3033, 3970

5 ) Diem Beriche 34. 908 [1901j. j) Die*e B@riehte 34. 3970 rl9oll

11901J 4). lee-. L i t . 910.

i, IbPiese Beriohte 34, 3775 [1901].

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Die Schwierigkeit, stark active Praparate z u gewinntii, liew wesentlich darin, dass ziimnl in der Pechblende neben der wirksamc.n Jlaterie sehr vie1 gewiihnlicbes Blei rorkommt; doch haben wir jr:zr durch oft wiederbolte Anwendung der von H o f m a n n und Straus. beschriebenen l) Methode niehrere Decigramme Sulfat erhalten, dus nicht nor photographisch durch Glas und durch hlunliniumbiech sehr starh wirkt, sonderu auch das Elektroskop in kiirzester Zeit entlldt. %urn Vergleich dienten gewohnliches Calciumsulfat und UI anoxydul- oxyd aus Pechblende. Mit diesen erfolgte die Entladur~g in 13 Min 20 sea., resp. in 1 Min. 45 Sec., wihrend das Radiobleisulfat uuter genau denaelben Bedingungen uncl gleieh darauf geprlift, denselbell EfTect i n 10 See. bewirkte.

Vie1 schneller aher als durch die wiederholte Extraction deb Chlo- rids mit angesauerter (am besten rnit 2-proc. salzsaurer) Rochsa1~- 1os1111g~) (wobei die wctive Substanz in Lijsurig geht) gelangt nian zu sehr stark wtiven Priparaten, wenn die in friiher (loc. cit.) an- gegebenrr Weise dargestellten Sulfate mit schwach iiberschiissiger, 5-procelltiger Kal i laog~ untrr Zusatz ~ 0 1 1 I I y d r a z i n s i i l f a t (1 g auf 10 g Sulfat) mthrere Stunden aaf dem Wasserbade erhitzt wer- den. Die dunkle Falliing liefert nach dem Eindampfen mit Salzsaure iind Chlorwasser ein in 0.5 procentiger Salzsaure lijsliches Chlorid (Unterschied von Wismuth-Poloniun~), das dorch Ycbwefelw :isserstoff als zuniichst braunes, dann schwarzes, in Schwefelammonium 11nl6~- liches Sulfid ausfiel (Unterschied voii Radium und Actinium) Meh- rere Proben solcher Sulfide entluden das Elektroskop in 3-12 Sec., wahrend Uranoxyduloxyd die Zerstreuung in 1 Min. 45 See. bewirkre

Die ails den Solfiden bereiteten Sulfate waren nach dein 811s- waschert rnit rerdunnter Schwefels~ure, wobei grringe Mengen einer durch Amrnoiiiak fallbaren, stark activen, von Wismuth verschiedenen Substanz in Losung gingen , gleicbfalls sehr stark activ (Eritliidungs- dauer 5 Sec. und 8 See.). Aoch nach der photographischen Wirkuug dieser PrLparate mussen wir sagen, d a s s a u s d e m B l e i d e r P e c h - b l e n d e 3 ) d u r c h d i e v o n u n s a n g e g e b e n e n M e t h o d e n r i n f r i iher n i c h t b e a c h t e t e r , s t a r k r a d i o a c t i v e r S t o f f e r h a l t e i i w i r d . d e r a n a l y t i s c h d e m B l e i n a h e s t e h t . Die ausfiihtliche, chemisch-analytisctie Untersuchung dieses Stoffes und seiner Krgleiter wollr~n wir u n g e s t 6 r t fortsetzen.

Zum Schlasse weriden wir uus gegeo die volt G i e s e l bvsouders betonte Behauptung*), dass alle von H o f m a n n und Strauss durch

1) Diese Berichte 34, 3033 [1901]. 2, Diese Berichte 34, 3033 [19011~ 2) D. h. bevor die Mittlieilwigeu von H o i m a n n und S t ra ii 5 D e r d i e n e n

J) Diew Berichte 35, 104 [1902]. waren.

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Glas hindurch erhaltenen photographischen EiYeete liein Kriteriunr fiir die Radioactiritat seien, d a bei dieser Versucbsanordiiung das Phosphorescenzlicht der Sulfate zur Wirkung komme. Nun wird aber nach G i e sel's eigener Angabel) dieses Phosphorescenzlicht constant durch die Kecquere l -S t rah len des Radiobleisulfates erregt; daber ist die P h o s p h o r e s c e n z d i e s e r P r a p a r a t e e i n e W i r k u n g d e r B e c q a e r e l - S t r a h l e n u n d d a m i t e i n K r i t e r i u m f i ir d e r e n V o r h a n d e n s e i n , a l s o a u e h f i i r d i e A c t i \ i t a t .

Der son H o f m a n n und Strauss gebrauchte Ausdruck der $latenten Activitato: ist nicht, wie G i e s e l sagt, ein Trugschlusb, sondern nur eine kurze Bezeichnung fiir die von G i e s e l selbst be- statigte Thatsache, dass nach Ueberfiihrung des Sulfates in Sulfid die photographische Wirksamkeit durch das Glas der photographischen Platte hindurch so enorm vermindert wird, dass die Activitat auf dime Weise im Vergleich zum Sulfat praktiseh rerschwindet.

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103. 0. Emmerling: TJeber Butylalkohol

des Vorkommen von normalem im Kornfuselol.

[Aus clem I. Berliner Universitiltslaboratorium.] (Eingegangen am 10. Februar 1902.)

Nicht nur die Quantitat, sondern auch die Zusammeusetzuog der bei der alkoholiscben Gahrung eutstehenden Fuseliile hangt naclr allen bisher vorliegenden Beobachtungen vo~i der Beschaffenheit des zu vergahrenden Materials, der Art der HtLfe und von der Anwe- senheit bestimmter Bacterienarten ab. Es ist somit erkllrlich , dass die Puseliile des Handels j e nach ihrer Provenienz bei der Unter- suchung die abweichendsten Resultate ergeben. Wahrend AmylalkohoI iiberall den Hauptbestandtheil bildet, wechselt die Menge d w iibrigen hijheren Alkohole ganz auseerordentlich. Aiiffallend ist, dass nur in ganz seltenen Fallen das Vorkonimen son n o r m a l e m R u t y l a l - k o h 01 im Fuseiiil bemerkt worden ist, wahrend der Isobutylalkohol mehr oder weniger reiehlicb vertrcten iut. Bei der friiheren Methode der Vergahrung mittels nnreiner Hefen scheint atich normaler Butyl- alkohol gelegentlich isolirt worden z u sein, in neuerer Zeit, wo die Gahrungsbedingungen zum Tlieil veranderte siud, dagegen findet man ihn nicht erwahnt.

Bei Untersuchung de3 Kornfuseliils hat ihu W i n d i s c h 2, nicht auffinden kiinnen, obschon er grosse Quantitiiten in Arbeit grnomnieii

*) Diese Berichte 34, 3774 [1901]; diase Bei-ichte 36, 104 [190%]. 2' Mitth. Kais. Ges.-Amt 8, 140 ff.