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Mikroehimica Acta [Wien] 1972, 81--83 �9 by Springer-Verlag 1972

~ber den Wert der Bestimmung yon Gesamt., Abdampf- und Gliihriickstand (Gliihverlust) bzw. absetzbaren Stoffen

im Gaswerkswasser der Stadt Halle (S)

Von

H. Thielemann*

(Eingegangen am 2. Juni 1971)

Die Bestimmung des Gesamt-, Abdampf- und Gliihrtickstandes sowie des Gltihverlustes in Abwgssern unterschiedlicher Herkunft h~ben heute nicht mehr ganz die Bedeutung wie frtiher, da die Deutung der Ergebnisse zum Tell unsicher ist. Dis um die H~]fte des 19. Jahrhunder ts wurde die organische Substanz eines Wassers mit Hilfe des Gltihverlustes aus dem Trockenrtickstand ermittelt. Hierbei t reten naturgem~B groBe Fehler auf, denn es gibt organische Substanzen, die fltichtig sind und beim Eindampfen verlorengehen, aber auch fltichtige anorganische Verbindun- gen, die dann organische Stoffe vorts k5nnen. Unter dem Gesamt- rtickstand verstehen wir den Anteil der suspendierten Menge und des Abdampfftickstandes. Der Abdampfriickstand beinhaltet die gel6sten Stoffe. Gltihverlust ist die Gewichtsdifferenz zwischen Abdampfriick- stand und Glfihrtickstand.

Das Verh~l~nis des Gltihrtickstandes zum Gltihverlust soll ein un- gefghres Bild tiber das Verh~ltnis der anorganischen Stoffe zu den organi- schen Stoffen geben. Wie man jedoch aus gezielten experimentellen Untersuchungen yon Gaswasserproben eines kohleverarbeitenden Be- triebes, des Gaswerkes in Halle (S), ersehen kann, war es bei den unter- suchten Ammoaiak~bwasserproben nicht m6glich, aus dem Gltihverlust direkt ~uf die organischen Inhaltsstoffe zu schlieBen 1. Anderseits zeigten die ermittelten Werte vom abw~sserhygienischen Standpunkt einen viel zu hohen Gesamtrtickstand, der unter anderem vorwiegend durch den hohen Gehalt an Schwebe-, Sink- und Schwimmstoffen hervorgerufen

* Anschrift des Verfassers- Dr. rer. nat. H. Thielemann, DDR-36 Halber- stadt, WasserturmstraBe 10.

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82 It. Thielemann: [Mikrochim. Acta

wird. Diese Stoffe w~reii zum gr61~teii Tell nur elltfernbar, wenn die kurz vor dem Vorfliiter eiiigebauten unzureichenden Absetzbecken ver- gr6gert bzw. 5fter gereiiiigt wfirden. AuBerdem w~re es unter den zur Zeit bestehenden betrieblichen Bedingungeii vorteilhaft, Benzin- bzw. Teerabscheider eiiizubaueii, um zumiiidest durch diese MaI~nahme die im Gaswerksabwasser enthMtenen teer-, 61- und benzinartigen K6rper dem Vorfluter feriizuhMteii.

Infolge seines hohen Gehaltes an oxydierbaren Stoffen stellt Gas- abwasser hohe Anforderungeii an den Sauerstoffvorrat des Vorfluters. I m Gasabwasser enthMtene ungel6ste Teerverbindungen bzw. Kohleii- wasserstoffe bilden aiif der Oberflgehe feine Filme und verhindern damit die Luftsauerstoffaufnahme. Die Bestimmiing der absetzbaren Sehweb- stoffe (suspendierte Stoffe) ist besonders wiehtig zur Feststellung der Versehmutzuiig oder eventuell eintretenden Versehlammung des Vor- fluters. Man unterseheidet bei suspendierten (grob disperseii) Stoffeii zwisehen absetzbaren Sehwebstoffen oder Sinkstoffen und nieht absetz- baren oder eigentliehen Sehwebstoffen, die den 1Jbergang zu den Kolloiden bilden.

In den Einheitsverfahren der physikMisehen and ehemisehen Wasser- uiitersuehung werden als Absetzzeit grunds/itzlieh 2 Stuiideii angegeben, in den Deutseheii Einheitsverfahren zur Wasseruntersuehung 2 ist die Bestimmung der absetzbaren Sehwebstoffe nieht verankert . Unsere Bestimmungen erfolgten in sogenaniiten Absetzgl/~serii, wie sie yon Imho[] angegebeii werden.

Die 1000 ml fassenden, tfitenartig verjfingten Gef//ge sind uiiten mit einer cm3-Eiiiteilung versehen. Da bei Flugwasser die Absetzzeit selten fiber 4 Stunden und bei Abwasser selten fiber 2 Stunden ausgedehnt wird, so bezeiehnet man den Teil der Sehwebestoffe, der sieh bei Flug- wasser innerhMb 4 Stunden und bei Abwasser in 2 Stunden absetzt, Ms absetzbar, den Rest Ms nieht absetzbar. Will man die Sehwebstoffe yon den Sinkstoffen trennen, so best immt man die Sehwebstoffe naeh 2 Stun- den im Absetzglas durch Triibungsmessung, die Sinkstoffe werden in em ~ angegeben. Die Ziinahme der absetzbareii Stoffe im Gaswerks. abwasser wurde einmM unmittelbar naeh Reinigung der Absetzk~sten fiber eine l~ngere Zeit verfolgt (die Probenahme erfolgte am AbfluBrohr). Die Ergebnisse zeigen deutlieh, dab die Absetzbeeken in regelm/~gigeii Abst/inden zu reinigen siiid, was leider seitens des Betriebes nieht pfinktlieh erfolgte, so dag bereits vor dem Einleitungsrohr eine Versehlammung des Vorfluters dutch Teerstoffe eintrat. AuBerdem eriibrigt sieh ein Reinigen der Absetzk~sten, wenn nieht die absetzbareii Stoffe sofort naeh demn Reinigen der K//sten entferiit werden; dureh Witterungseinflfisse (Regen usw.) werdeii diese n/imlieh wieder in den Vorfluter (SaMe) gespfilt.

1972/1] V~rert der Bestimmung yon Gesamt-, Abdampf- und Glfihrfickstand 83

Die C-H-Werte einiger Gesamtrfickstgnde fallen infolge des hohen an- organischen Anteils sehr niedrig aus und kSnnen in keiner Weise zur Beurteilung irgendweloher abwasserchemischer bzw. hygieniseher Be- lange herangezogen werden. Der Schwefelgehalt war bei allen Gesamt- rfickst/~nden kleiner ~ls 1~o (Spuren).

Literatur

1 H . T h i e l e m a n n , Diss. Math.~nat.-Fak. der Martin-Luther-Universit/ i t Halle-Wittenberg, 1966.

2 Deutsche Einheitsverfahren zur Wasseruntersuchung. Weinheim/Berg- stral~e: Verlag Chemie. 1960. H. 1.


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