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Page 1: Über die Anwendung der „Künstlichen Höhensonne — Original Hanau“ in der qualitativen Analyse

Aus dem Laboratorium fiir ehemisch-technische und techniseh-mykologisch e Untersuchungen, Fu]d&

0 b e r die Anwendung der ,,Kiinstlichen Hfhensonne - Original Hanau"

in der qualitativen Analyse. II. Mitteilung*.

Photoanalytischer Nachweis der Castrix-Base (2-Chlor-4-dimethylamino- 6-methylpyrimidin).

Von

HANS FREYTAG.

Mit 1 Textabbildung.

(Eingegangen am 2. Februar 1949.)

Das 2-Chlor-4-dimethylamino-6-methylpyrimidin wird auf Weizen- kOrnern aufgezogen und unter dem Namen ,,Castrix" bzw. ,,Castrix-Oift- kOrner" zur Bek~tmpfung yon Miiusen yon den Farbenfabriken BKYER in Leverkusen in den Handel gebracht. Die Base is~ ein starkes Krampfgift , das mehr oder weniger allgemein zugiinglich ist. Tatsiiehlich wurde es be- reits zu verbrecherischen Zwecken mil~braucht. Der Nachweis der Base entspricht durchaus auch dem 5ffentlichen Interesse. Da die Castrix-Gift- kSrner erst w~ihrend des zweiten Weltkrieges auf dem Markte erschienen, ist es erkl~irlich, dag weder fiber diese noch fiber die Base selbst Literatur vorliegt 1, woven wit uns fiberzeugen konnten. Der offenkundige Mangel an einer verh~iltnism~iBig empfindlichen Naehweismethode und die Not- wendigkeit, fiber eine solche im Rahmen unserer Tatigkeit zu verfiigen, w.~ren der Anlal~, zu versuehen, zur L6sung dieses Problems beizutragen.

An sieh ist es natfirlieh m0glich, Castrix-Base durch Extrakt ion mit Chloroform zu isolieren, durch 0herffihren in das salzsaure Salz, Ausfallung mit Lauge und neuerliches Ausschiitteln mit Chloroform zu reinigen und durch Ermitt lung des Schmelzpunkts der freien Base (85 ~ C) sowie des salz- sauren Salzes (scharf bei 2t8 ~ C)und des Pikrats (146 ~ C) zu identifizieren. Aul3erdem sublimiert das salzsaure Salz bei fiber 100 ~ C 2. Diese Identifizie-

* I. Mitteilung: Diese Z. 103,334 (1935). 1 Dies best~itigte uns am 16. 9. 1947 das Biologische Institut der Farbenfabriken

:BAYER in Leverkusen bzw. noch am 13.1. 1949 deren Werk Elberfeld. Naeh freundlieher Mitteilung der Farbenfabriken BAYER.

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~ b e r die Anwe~ndung der , ,Kiinstlichen l=[6hensonne - Original IKanau". 367

rung ware gegebenenfalls durch einen Tierversuch zu erganzen, da die Symptome ether Castrix-Vergiftung z. B. an Ratten genau studiert sind. Nach dem gleichen Prinzip ware zu verfahren, um die Castrix-Base aus einem Mageninhalt oder Organen zu isolieren. Bekame man in solchen Fallen hin- reichend Substanz, um die Sehmelzpunkte zu bestimmen, so k6nnte die Menge fiir einen Tierversuch wegen der erforderlichen letalen Dosis doch nieht geniigen. Hinzu tritt als weitere Erschwerung die Tatsache der ' Zer- setzung der Base in Kadavern, d. h, die UnmOglichkeit, in Mterem Beleg- material das Gift, in entsprechender Menge zu fassen z.

Isolierung und Identifizierung der Castrix-Base sind sonach keineswegs einfaeh durehzuftihren. Um so notwendiger ist ein empfindticher und durch anwesende organische Stoffe, die insbesondere in vorhin angedeuteten Fal- len in gro~en Me~agen zu erwarten sind, ungest0rter Naehweis.

~Tersuche.

(Mitbearbeitet yon E. Ko~RAn.)

t. Allgemeine Beobachtangen: Die Reaktionsfahigkeit der Castrix-Base (vgl. untenstehende Formel) erseheint infolge der Anordnung der Sub- stituenten ziemlich eingeschrankt zu seth. Selbst wenn es geltinge, das C1

N S \

(CH,)~N--C C--C1 I ]1

CI-I N

C Z CH3

in 2-Stellung abzuhydrolysieren, wOrde hierdurch. (Nachweis yon CI~), ana- lytisch betrachtet, wenig gewonnen sein/ Andere Umsetzungen herbei- zufShren, wfirde zweifell0s kompliziertere operationen erfordern. Mit sol- chen Uberlegungen kamen wir zwangsl~ufig zur U]oerprOfung der MOglich- keit, luminescenzanalytisch zu arbeiten.

Lelder bietet die Base bet Bestrahlung mit filtriertem UV ~keine Be- sonderheiten. Jedenfalls kann die schwazh weiBgraublauliche Fluorescenz der in Chloroform (oder in Benzol) gel0sten Base nieht als oharakteristisoh betrachtet werden, auch nicht die mehr ins Graue spieIende Fluorescenz. ~uf Filtrierpapier nach dem Abdunsten des LOsungsmittels. Lediglich in

1 Auf dem Verp,~ckungse~iket~ der Castrix-GiftkSrner ist der ~-Iinweis ausdrficklich vermerk~, dal~ Schweine und Kat~zen cas~rLx-getStete M~iuse ohne Schaden aufnehmen kSnnen.

UV = Ultraviolette Strahlung. Ztschrft. f. anal. Chem. Bd. 129o 25

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368 tIxNs FREYTAG:

Eisessig oder starker Essigs/iure gelSst zeigte die Castrix-Base eine schwache grtine Fluorescenz, die in salzsaurer LSsung sehmutziggriin erschien. Beide erwiesen sich als unzureiehend, um so mehr, als sie beim Aufbringen der LSsungen auf Filtrierpapier praktisch verschwanden.

Es lag uns nahe, eine vielleicht charakteristische Reaktion bei Einwirkung kurzwelliger UV-Strahlung anf die Base zu erwarten, wenn diese auf einer relativ groften (Filterpapier-) Fl~iche dutch Impriignierung ausgebreitet wird, etwa nach Art des Verhaltens yon PyridinL Es schien uns denkbar, daf~ aueh der Pyrimidin-Kern einer Photolyse zugfinglich sei, gegebenen- falls unter Bildung eines Aldehyds, ohne mit soleher Erwartung eine ganz bestimmte Vorstellung der Aufspaltung oder einer sonstigen strahlungs- ehemisehen Ver~inderung der Castrix-Base verkniipfen zu wollen.

Triinkt man nun mit einer L(isung der Castrix-Base in Chloroform oder Benzol ein nur wenig eigenfluorescierendes Filtrierpapier, so beobaehtet man dann im filtrierten UV eine deutliche Knderung der Fluorescenz (s. o.) ins Wei6bl~uliehe. Haseher erzielt man den gleiehen Effekt durch Ein- wirkung ungefilterten UV (Wirkung des kurzwelligen UV-Bereichs). Im Tageslieht sind durch Impr~gnieren mit Castrix-LOsungen erhaltene Papiere nach direkter UV-Bestrahlung praktisch unver~indert. Im filtrierten UV ist eine aul~erordentlich starke Zunahme der erw~ihnten Fluorescenz lest- zustellen. Die Castrix-Base zeigt diese Erscheinung in Substanz auch. Sonach besteht kein Zweifel dariiber, daft die Castrix-Base an sieh stark UV-empfindlich ist.

In der weiteren Erwartung, da6 eine Aldehydverbindung mit z. B. Di- medon oder anderen Aldehydreagenzien im vorliegenden Falle charakte- ristisch reagieren kSnnte wie beim Pyridin ~, versuchten wir zuniichst eine UV-Bestrahlung yon eastrix-impr~igniertem Filtrierpapier naeh Bettipfe- lung mit einer Dimedon-LSsung und leiehter Trocknung. Dieser Versuch blieb ergebnislos. Dann wiederholten wir den Versuch mit Resorein, das, bekanntlich aueh in einer tautomeren Carbonyl-Form existierend, mit Aldehyden zu reagieren vermag. Castrix-impriigniertes Filtrierpaloier, das mit einer w~isserigen Resorcin-L6sung angetiipfelt worden war, zeigte nach sehr kurzer direkter UV-Bestrahlung nur an den Tiipfelstellen eine aul~er- ordentlich starke himmelblaue Fluorescenz im filtrierten UV. Die gleiehen Tiipfelstellen waren bei Tageslichtbetrachtung fast v611ig unver~indert. Diese nach ihrem Zustandekommen eharakteristische Fluorescenz ist ein- deutig verschieden vonder Fluorescenz des unbestrahlten und des bestrahl- ten Castrix oder Resorcins. Das gilt mit gleicher Sch~rfe auch yon der Fluoreseenz des Filtrierpapiers. Man muft natiirlich fiir die Durchftihrung der Reaktion die geeigneten Filtrierpapiere nach 'ihrer Fluoreseenz aussuehen

1 Vgl. FRnYTAG, H., u.W. INTEUDERT" J. prakt. Chem. [2] 135, 15 (1932); vgl. diese Z. 85, 355 (1933).

s Vgl. Anm. 1 auf S. 366.

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Uber die 3mwendung der ,,Kiinstliehen l:[Shensonne - Original tIanau". 369

und nur jene Sorten wahlen, die hSehstens sehwaeh weil31ieh-violett fluoreseieren 1. Wir tiberzeugten uns ferner davon, dag das benutzte Papier naeh direkter Uu nieht etwa eine Fluoreseenzverstarkung er- fuhr. Stets war in diesen Fallen, im Einklang mit fremden Beobaehtungen, eine Fluoreseenzverminderung festzustellen ~.

Entspreehende Versuehe mit z .B. Phenol, Phlorogluein, Pyrogallol, Orein, Thymol, Brenzeateehin und Guajakol verliefen negativ, d .h . er- gaben niehts Charakteristisehes. Die besehriebene Reaktion, als Photo- Reaktion gekennzeiehnet, ist sonaeh tatsaehlieh der Castrix-Base and dem Resorcin eigenttir_alieh. Bemerkenswerterweise wird die Reaktion verstarkt , wenn das Resorein in alkaliseher LSsung angewendet wird. Dies seheint allerdings gegen die Ansieht zu spreehen, dag das Resorein in der Carbonyl- Form reagiert. Zu beaehten ist, dag Resorein allein, aus w~isseriger, neutraler oder alkaliseher LSsung dureh Imprfignieren auf der Filtrierpapierober- fl~iehe verteilt, naeh lfingere r direkter UV-Bestrahlung oder sehon dureh Troeknen eine lebhafte weig-leuehtende Fluoreseenz annimmt.

Bei der Ausftiflrung der Photoreaktion ist es gleiehgtiltig, in welehem L6sungsmittel sieh die Castrix-Base befindet. Chloroform - das wir bevor- zugten - and Benzol lassen keine Untersehiede erkennen.

Obwohl also die neue Reaktion auf Grund best immter (einleitend er- wahnter) l~'berlegungen gefunden wurde, so sehen wir in ihr keineswegs irgendeine Bestfitigung dafiir, dag etwa der Pyrimidin-Kern eine Photolyse unter Bildung eines Aldehyds erfahrt. Die Art der strahlungsehemisehen u die zur Bildung der himmelblau fluoreseierenden Substanz ftihren, ist uns vSllig unbekannt ; ihre Aufkl/irung miigte Gegenstand einer wesentlieh umfangreieheren Arbeit sein, der wit uns nieht widmen k6nnen. Fiir den Wert d er Naehweisreaktion selbst bedeutet dies zun~iehst in

�9 Parallele zu zahlreiehen anderen ebenso , ,unbekannten" Naehweisreaktionen keine Minderung.

2. AusJiihrung des Nachweises: Die yon uns ansgearbeitete 5Iethodik bew~hrte sieh nnd kanI1 deshalb empfohlen werden.

a) Beagenzlen und Ger&e: Die benStigte Resorein-Lgsung wird stets friseh dureh Auf- 16sung yon 200 mg reinsten Resoreins in 5 ml desf. Wasser, dem 2 ml 0,1 n NaOH- L6sung zugefiig~ werden, bereitet. Sie ist 2-3 Stunden lang verwendbar. Zur AuflSsung der Castrix-Base bzw. zu ihrer Extraktion benutzten wir Chloroform p. a. und Benzol p. a.,beide yon MERCK.

Zur t~eaktionsvornahme wurde l~apid-Filtrier-Papier Nr. 204 yon M.ax DREVERS- I~OFr, Dresden, gebrancht. Es hatte sehr geringe, nicht st6rende Eigenfluorescenz.

1 Wir fanden unter Filtrierpapierell far die quantitative Analyse eine Sorte, die leuchtend blan fluoreseiert. Solche Papiere sind vSllig unbrauchbar, aaeh nach voran- gehender UV-Bestrahlung, da der Tr~ger der Fluorescenz offenbar UV-resisfent ist, was sonst nicht der Fall zn sein pflegt.

2 Siehe F. FEIGL: Qualitative Analyse mif Hitfe yon Tiipfeh:eaktionen, 3. Anti., S. 106 ff., Leipzig 1938.

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370 HA~s FREYTAG:

Die UV-]3estrahlung und die ]3eobachtung der Fluoreseenz erfolgte mit Hil~e eines Analysenlampen-Modells ,,Original Hanan". Dieses Ger~t hat sleh auch in der ~]teren Ausffihrung augerordentlich bew~hrt. ])as Filterglas, das die langwellige UV-Strah- lung mit dem Maximum bei 365 m~z durehlgl]t t, befindet sich in einer Klappe, die man bloB herunterklappen muB, nm direkte UV-]3estrahlung im ]3ereieh 200 bis 400 m~ zu ermSglichen.

b) Die UV.Bestrahlung: Die Erkennung strahlungsehemischer Vorg~nge wird zus~tz- lieh dureh die Schaffung eines Kontrastes zwisehen bestrahltem und unbestrahltem Areal wesentlieh erleiehter~, in vielen F~llen iiberhaupt erst ermSglicht. Wir verwenden hierzu Masken, die wir aus sauberem Karton oder starkem schwarzen Filtrim:papier zu- setmeiden. Die Form ist aus Abb. 1 ersiehtlich. Das Maskenmaterial kSnnte aueh aus

z. ]3. undurchsichtigem KunststoH sein

T ' "

Abb. 1. hfaske zur Verdeutlichung stratflungs- chemischer Nachweis-~eaktioneu (T = Tfipfel- stellen, A = Ausschnitt der ~aske, F ~ Filtrier-

papier).

oder aus einem entspreehenden, durch- siehtigen, abet UV-undurehl~ssigem Stoff bestehen. Meta]le sind ungeeignet. Zur Unterlage dien~ eine saubere Glasplatte. ]3estrahlung und Fluoreseenz-]3eobach- tung erfolgen in dem dureh die An~lysen- lampe gegebenen Abstand ~.

e) Nach~eis-Methodik: Die eastrixhal- tige Chloroform-L6sung wird, je naeh ver- muteter Basen-Menge, zu 0,05 bis 0,01ml auf die Mitre eines Filtrierpapiers ge- braeht, so dab sieh die L6sung m6gliehst gleiehmgBig ausbreite~. Sodann Mrd der Rest des LSsungsmittels fiber einer Iteiz- platte vorsichtig verjagt. Die Temperatur

soil 60~ nieht iibersteigen. Das derart impragrderte Filtrierpapier wird nun im filtrierten UV mit der frischen Resorein-LSsmlg an drei Stellen rait Hilfe einer Cs angetlipfeIt, um die Lage der TiipfelstelIen kontrollieren zu k6nnen. Man troeknet erneut fiber der Heizplatte. Die Tiipfelstellen bleiben im filtrierten UV dunkel siehtbar und kSnnen mit der Maske (vgl. Abb. 1) entsprechend abgedeckt werden. Hier- auf 6ffnet man die Filterklappe der Analysenlampe nnd bestrahlt mit UV. Im'al l - gemeinen genfigen 2 3/Iinuten. Dann wird die Klappe geschlossen und die Fluorescenz beobaehtet. Ist die himmelblaue Fluorescenz noch nicht eingetreten, was bei sehr geringen Castrix-Mengen mSglich ist, so setzt man die ]3estrahlung noch weitere 2 Minuten fort.

]3ei relativ viel Castrix-]3ase fluoresciert die Res0rein-Tfipfelstelle fiber ihre ganze Fli~che gleiehm~Big hiram elblau, ausgenommen die dureh die Naske verdeckten Areale. Die charakteristische Finorescenz tritt sehon nach 30 Sekunden UV-Bestrahlung auf. Je weniger Castrix aber vorliegt, desto 1Knger mug UV-bestrahlt werden. Die Fluorescenz ers eheint dann bevorzugt an den R~ndern der Tfipfelstelle, well dureh das Ttipfeln dort

1 In dem u~s zur Verfiigung gestellten Modell ist allerdings kein NiO-Glasfilter ein- gebaut, sondern ein wesentlieh mehr im ]31au durehlgssiges Glas. Das erschwert etwas die Beobachtung der Fluoreszenz, verfiflscht aber, wie wir uns an anderen Proben fiber- zengen kormten, die ]3 eobachtung nicht.

2 Die Analysenlampen-~odelle sind abgebildet in: DANCKWORTT, P, W.: Lumi- nescenzana]yse im filtierten ultravioletten Lieht, Leipzig 1934 nnd neuere Auflagen, sowie bei A. E. Herbert b~[EYER, u. E~NST OTTO SEITZ : Ultraviolette Strahlen, ]3erlin 1942.

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~ber die Anwendung der ,,Kiinstlichen ttShensonne - original Hanau". 371

eine Anreicherung der Castrix-Base stattfindet. Es hande]~ sich also um ein Tropfen- capillarbild 1 .

Er]assungsgrenze: 0,6 y Castrix in 0,01 ml Chloroform oder Benzol. Grenzkonzentratlo~: 1 : 16666.

Damit geben wir abs[chtlieh die nach unserer Erfahrtmg minimale Empfindlichkeit an. Diese ist aueh durehaus geniigend, derm die stets erhalter~en Chloroform-LSsungen lassen sich leicht (bei niedriger Temperatur) konzentrieren.

d) lVachwels im Gemisch mit anderen organlsehen Substanzen: Da uns eastrix-verdgch- tiges M~teri~] ~ul~er den Castrix-GiftkSrnern nieht zur Verfiigung stand, so nahmen wir z u Modellversuchen Zuflucht. Zu diesem Zwecke mischten wir reinste Castrix-Base zu St~rke (verkleistert), zu Kartoffelbrei und Meh]brei und zu gekoehtem Gemfse, mit und ohne Fettzusatz; zur Naehahmung eines Mageninhalts gaben wir noch weehsehlde Mengen 0,1 n HC1 ~inzu, liel3en l~ngere Zeit stehen und verdtimlten schlie~]ich mit Wasser. Auf solehe Weise erzielten wir hohe Verdtinnungen an CastrJx-Base bis zur Grenzkonzentration. Im Falle neutraler Reaktion der Gemische genfigte Behandlung mit Chloroform, ohne weiteres im Reagensglas durchfiihrbar. Die Base ist darin leieht lSslich; der Chloroform-Auszug ist sofort zum N~chweis benutzb~r. Darin gelSstes Fett stSrt iiberhanpt nicht, iNur ist zu beaehten, daJ~ nach dem Verdunsten des Chloroforms auf dem Filtrierpapier die imprggnierte Fl/~che heller als sonst fluoreseiert. Dies is~ uber hinsichtlich der Kontrastwirkung zugunsten der beweisenden himmelblauen Fluores- cenz als Ergebnis der Pho~o-t~eaktion yon Vorteil.

Sauer reagierende Gemische werden zuerst a]kalisch gemacht. Dadurch fgllt die Castrix-Base aus m~d kann mit Chloroform aufgenommen werden. Bei unseren Ver- suchen war es niemals erforderlich, die Chloroform-Auszfige zu filtrieren oder mit 0,1 n HC] zur Reinigung der Base auszusehfitteln. Wit haben Grund zur Annahme, dal~ sieh so die Castrix-Base auch aus einem frischen Mageninhalt fiir den beschriebenen 1Wach- weis isolieren lgl~t. ~hnliches gilt fiir die Castrix-GiftkSrner. Sie werden in der Reib- schale zerdrtiekt und zerrieben mid mit Chloroform beh~ndelt. Zur Vermeidung stSren- der Fluoreseenzen des die KSrner kennzeichnenden (Warn-)Farbstoffes ffltrierten wit den Auszug yon den XSrnerteilehen ab. Wir verwendeten 10 bis 15 KSrner mit einem Durchschnittsgewicht yon etwa 0,04 g. Bei Anwendung yon 10 ml Chloroform zur Extraktion (man ]~l~t die zerkleinerten XSrner in diesem LSsungsmittel etw~ 4 Stun- den stehen) erreichten wir also unter Berfieksichtigung der Angaben des tterstellers, da~ die KSrner 0,1~o Castrix-Base enthalten, gerade die Erfassungsg~,enze. Da sich bei verschiedenen Prs Sehwankungen einstellten, so halten wires ffir die Praxis fiir empfehlenswert, yon wenigstens 20 KSrnern anszugehen. Der Nachweis ist dann ganz einwand~rei. Ein Cas'Lrix-GiftkSrner.Pr~parat, das uns die Farben/abriken BAYER fiber- lieBen, bildete insofern eine Ausnahme, als wir naeh der angegebenen Methode die Castrix-Base nicht nachweisen koImten. Worauf dies zurilckzuffihren ist, entzieht sieh unserer Kemutnis. A:~l.e anderen, dem Handel entnommenen GiftkSrner lieferten posi- tive Reaktionen.

Die untersuehten GiftkOrner sahen wohl etwas verschieden aus. Unter der Analysen- lampe zeigten sie aber keine besonderen Kermzeiohen. Zweifellos wird sich die Gelegen- heir ergeben, GiftkSrner auf die Anwesenheit yon Castrix-Base zu lor0~en, da GiftkOrner anderer Art auch nioht immer auf den ersten Bliek yon den Castrix-GiftkOrnern zu unterseheiden sind.

Zusammenfassung. Es wurde ein Verfahren zum Nachweis des 2-Chlor-~-dimethylamino-6-

methylpyr imid ins (unter dem geschiitzten ~Namen ,:Castrix" als M~use-

1 ]~EIGL, F.: a .a .O.S. 140.

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372 1-IEIr~RlCa Z~rNER: Rechnen mit dem Dreieclcsdiagramm.

bek/impfungsmittel im Handel erhaltlieh) ausgearbeitet. Es ist dadurch ge- kennzeiehnet, daft die Base, in Chloroform oder Benzol gel6st, auf reines Filtrierpapier gebracht, nach dem Verjagen des L0sungsmittels mit einer alkalischen Resorcin-L0sung angettipfelt und nach dem Trocknen mit UV bestrahlt wird. Hierbei bildet sich eine im filtrierten UV erkennbare himmelblaue Fluorescenz aus. Auf diese Weise sind 0,6 7 Castrix-Base in 0,0i ml L0sungsmittel sicher erfaftbar. Die Art tier unter dem Einflul3 kurzwelliger UV-Strahlung stattfindenden Reaktion zwisehen Castrix-Base und Resorciu ist nicht untersucht women. Fette, auch in grofter Menge, st6ren den Nachweis nieht.

Den Farben/abriken BAYER in Leverkusen, Werk Elberfeld, Wuppertal- Elberfeld (I.G.Farbenindustrie in Dissolution under British Control), dan- ken wit verbindlich for die ~berlassung ausreiehender Mengen reinster Castrix-Base und eines castrix-Giftkt~rner-Pr~iparates. Ebenso danken wit der Q~arzlampengesellscha/t m. b. H. in Hanau a.M. ftir die ~berlassung einer Analysen-Quarzlampe ,,Original Hanau".

:Dr. HANS FREYTAG, (16) Fulda, L6hersr 13.

R e c h n e n m i t d e m D r e i e c k s d i a g r a m m .

Schnellbestimmungen yon Misehungen und Entmischungen im tern~ren l~liissigkeitssystem.

V o n ,~

HEINRICH ZELLI~ER.

Mit 4 Textabbildungen.

(E ingegangen am 11. Februar 1949. )

Das GiB~ssche Diagramm yon Dreieekskoordinaten als graphischer Aus- druck der Mischungen yon drei K0rpern ist sohon vielfaeh in der Literatur erw~hnt worden. Ober seine Anwendung zur sehnellen analytischen Bestim- mung der Z~sammensetzung yon tern~ren Fltissigkeitsgemisehen, des- gleiehen zur Aufkl/irung der S~hiohtzusammensetzungen nach Art und Menge bei Entmisehungsvorg~ingen ist aber bis' in die letzte Zeit nur sehr wenig bekanntgeworden. Ira folgenden soll auf Grund des yon mir bereits ~939 ausgearbeiteten Vedahrens an einer Auswahl yon mehreren prakti- schen Beispiele n gezeigt werden, wie damit vielseitige Aufgaben auf einfache Weise gel6st werden k6nnen.


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