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Page 1: Über die Bildung von Ammoniak aus den Elementen

uber die Bildung von Ammoniak aus den Elementen. Von

F. HABER und G. VAN OOI~DT.

Herr E. P. P~aaaa~l hat in den Proceedings of the Royal So- ciety im Uai dieses Jahres eine Mitteilung fiber die direkte Syn- these von Ammoniak aus den Elementen gemacht, in der er auf unsere vorliaufige Mitteilung uber diesen Gegenstand Bezug nimmt. Unseren definitiven Bericht hat er wohl noch nicht gekannt.8 E r bemerkt (1. c. S. 168), dafs es ihm nur dann gelungen sei, aus Stick- stoff und Wasserstoff mit Hilfe des Eisens in der Hitze Ammoniak zu erzeugen, wenn seine Gase feucht waren. Auf der nilchsten Seite erwilhnt er dlerdings, dais er auch mit trockenen Gasen Spuren von Ammoniak erhalten habe. Die Angabe ist also in ex- perimenteller Hinsicht nicht klar. Aber sichtlich ist Herr PEBMAN der Meinung, dab im Grunde der Wasserdampf an der Ammoniak- bildung schuld ist. Qon uns meint er, dafs wir dies iibersehen hiitten.

Diese Kritik unserer Versuche ist uns nicht verstandlich. Wir haben einen Strom von Ammoniak aus der Doppelverbindung von Ammoniak und Ammonnitrat entwickelt , durch Xalk getrocknet, iiber gliihendes, fein verteiltes Eisen gefiihrt, das unzersetzt bleibende Ammoniak herausgenommen , die Gase neu getrocknet und uber einen neuen Anted des Eisens geleitet, der sich bei derselben Tem-

Sene A. Bd. 76. Nr. 508. 5. 167. * 2. amrg. Chem. 45 (1905), 111. 2. morg. Ohm. 44 (1905), 341.

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peratur wie der zur Zersetzung benutzte Anteil dieses Metalles befand. Dann haben wir das neu entstehende Ammoniak absorbiert und mit dem zuvor iibrig gebliebenen verglichen. Denselben Versuch haben wir mit Nickel statt mit Eisen gemacht. Die verbleibenden und entstehenden Mengen stimmten bei den Metallen uberein.

Wir wurden gerne von Herrn PERMAN erfahren haben, was seine Bemerkung uber den Wasserdampf an dem damit durch uns festgestellten Qleichgewicht ilndert. Welchen Zusammenhang hat es mit unserem Ergebnis, wenn Herr PEENAN bei seinen synthetischen Versuchen findet, dafs er aus Stickstoff und Wasserstoff bei feuchten Gasen mehr und bei besonders trockenen weniger Ammoniak er- halt als wir ? Dafs ein erheblicher Feuchtigkeitsgehalt eine irre- versible Veriinderung des Eisens bedingen und damit eine grobere Ammoniakentstehung verursachen kann, mag ja sein. Dafs anderer- seits schifirfste Trocknung die gildungsgeschwindigkeit des Ammo- niaks aus den Elementen sehr herabmindert, lust sich nach zahlreicher Analogie ebenfalls denken. Wenn uns diese P E m s c h e n Angaben vor Beginn unserer Versuche vorgelegen hatten, so warden sie uns nicht zu einer anderen Arbeitsweise bestimmt, sondern uns in un- serem Vorgehen bestijrkt haben. Denn bei unseren Versuchen fifillt aller Nachdruck darauf, dafs wir mit den uber Kalk getrockneten Gasen denselben Zustand bei derselben Temperatur und Zusammen- setzung von beiden Seiten erreicht haben. Es durfte aber auch Herrn PERMAN nicht fremd sein, dafs darin eine besondere Gewiihr dafiir liegt, dafs das Ammoniak nicht durch eine einseitige irre- versible Verlinderung des Eisens entstanden ist, wie er anzunehmen scheint. Ubrigens haben wir uns noch, was Herrn PEEMAN ganz entgangen zu sein scheint, veranlafst gesehen zu zeigen, dafs die entstehenden Mengen Ammoniak vie1 zu grofs sind, u v in Ansehung der kleinen Menge verwendeten Eisens einer irreveraiblen Anderung dieses Metalles zugeschrieben werden zu konnen.

Es ist uns demnach wirklich nicht klar, welche Art Beachtung wir nach der Meinung des Herxn PERMAN dem Wasseriiampf vor- enthalten haben, um so mehr, als wir in unserer definitiven Mit- teilung uberall, wo der Wasserdampf wirklich wichtig ist, den ge- ringsten Spuren desselben die genaueste Aufmerksamkeit gewidmet haben. --

I Wir berichtigen bei dieser Gelegenheit einen Schreibfehler. In unserer definitiven Mitteilung muk es Seite 358 letzte Zeile ,,Waaserdampf" statt ,,Wasserstoff' heiben.

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Was dam H e m PEBMANS Ablehnung unseres Versuches an- langt, BUS dem von uns bei einer Temperatur bestimmten Gleich- gewicht das bei anderen Temperaturen herrschende Gleichgewicht annilhernd abzuleiten, so ist sie ohne jeden Versuch einer Be- grundung ausgesprochen und wir geben uns der Hofhung hin, dafs Eerr P E ~ A N bei einiger Beschilftigung mit den Anwendungen der Thermodynamik auf chemische Gleichgewichte zu einer anderen Ein- sicht gelangen wird.

Karlmhe und Mmnh&n, 5. August 1905.

Bei der Redaktion eingegangen am 8. Anguet 1905.


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