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330 Liebig, irbw die chmsche Untersuchung der

I)as Verhaltiiifs und die Natur dcr in dem Trinkwasser erithal- triien Sake sintl aufserordcnllich verschieden , auch bat man hemerkl , dds die Qucllen und Bache niclit gleich befruchtentl sind und zu einer Zeit, in der man sich ernstlich mit der Be- wasserung beschaftigt, glaube ich das, was ich schon anderswo gesagt, wiederliolan zu rnussen : dafs fur den Ackerbau eine griiiidliche Untersuchung des Wassers auf seinen Gehalt an Salzen von dem grofsten Niitzen seyn wurde *).

Ueber die clreniisclre UntersucIimg der Soolmnlter- lauge zu Unna;

von J . Liebig.

1. Allgenieinc Eige~rsrhafteii der Lauge.

Die huge von Unna ist ein braungelbes, dickfliissiges Li- quitlurii von salzigem, aber vorstechendeni Bittersirlzgesclimack.

Das spccilische Gewicht ist = 1,3252 bei 12O Rkauiiiur. Wctler l i t ~ ~ l i u i ~ ~ a nocli Lalimus werden von der Soole verandrrt ; ilire Reaclion ist neutral.

.

11. diuzlytische Uwtersuchirny der Lauge.

A. Qual i ta t ive.

1. 1 ) t ~ Saurcn und Salzbilder. h r c h Zusatz von Chlorbarim entslaild nach einigen Mi-

nutcn eine hijchst unbcdeutcnde 'l'rubung , welche sich in S a l l pctwsiiire nicht Iosle.

x ' ) kconotiiie ruwlc, Totii. 11. S. 252.

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Soolmutterlauge zu Unw. 331

Salpetersaures Silber mit etwas Salpetersaure zur Soole gefugt, gab einen umfangreichen Niederschlag.

Eine Quantilat der Mutterlauge mit ChZor behandelt , wurde rothgelb, eine Farbe , welche an damit gesckutlelten Aether uberging. Der Aether liefs sich durch Schutleln mit Aetzkali entriirbcn. Die Aetzkalilauge eingedainpft und schwach gegleht der Salzruckstand in Wasser gelost und mit Schwefelsaure und Braunstein abdeslillirt, gab in ziemlich reichlicher Menge Tropfen einer hyacinlhrothen Flussigkeit.

Eine Probe mit Starkekleister versetzter Lauge wurde durch Zusatz von wenig Chlorwasser sehr stark blau gefarbt.

Es sind daher Schwefelsaure, Chlor, Brom und Jod in der Lauge.

2. Der Basen.

Animoniak bringt - bei Gegenwart von Ammoniaksalzen - keine Fallung hervor. Dagegen scheidet Schwefelamrnoniuna eine Spur von SchwefeIrnangan ab.

Kleesaures Ammoniak gab in der Lauge, welche vorher mit Aniinoniak und Salmiak versetzt war, einen reichlicheo weirsen Niederschlag; ebenso phosphorsaures flatrm in der, von diesem Niederschlag abfiltrirten Flussigkeit.

Cldorphtin fallte aus der mit viel Spiritus vermengten Lauge zicmlich viel gelbes Chlorplatinkalium. Nach Abscheidung der Erden rnit Rarytwasser und kohlensaurem Ammoniak blieb eine in Wui feln hrystallisirle Salzinesse, welche nicht blos aus Chlor- kaliuni bestand, sondern auch aus Kochsolz.. - Die Auflosung dieser Sal.on;lsse mit phosphorsaurem Natron und etwas kohlen- biiureiii A a h on versetet, zur Trockne verdainpft und wider gclosl, 11cls sparliclie Flocken VOII phosphorsanrern Natron-Lithion zuruck.

Die Imge enthalt demnach Kalk, Bittererde , Natron, Kali, 2.J it

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nebst Spuren von Mangun und Lithion, so wie eine verschwin- dende Menge von Animoniuk , welche sich beim Uebergiefsen von Lauge auf Aetzkalk entwickelt.

B. Quanti t a v e U n t e r suc h u n g .

1. Gehalt an festen Bestandtheilen uberhaupt.

a) Es hinlerliefsen 3,350 Grin. Lauge, mit Salrniak versetzt, eingedainpft iind gegliiht :

1,189 Ruckstarrd, ebenso 3,2835 - - 1,033 ,, und 5,573 - - 1,888 n

entsprechend : 1) 33,702 pC. 2) '34,323 f ) .

3) 33,578 ,, -- 33,967 im Miltel.

b) Mit Schwefeldure im Ueherschurs versetzt, zur Trockne verdarnpft und gegliilrl gahen :

1) 5,8125 Gmi. Lauge 2,4435 Rucksland 2) 5,5710 ,, f ) 2,337 f )

entsprechend : 1) 42,038 pC. 2) 41,950 pC. Ruckstand

schwefelsaurer Salze; irn Mittrl 41,994 pc.

2. Schwefelsauregehalt.

Mit Chlorbarium versetzt gaben 83,011 Grm. Lauge 0,014 schwefelsaurcn Baryt , entsprechend 0,0058 pC. Schwefclsliire und 0.00992 pC. schwefelseuren Iialk.

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Soolnautterlauge zu Uma. 333

3. Brombestimmung.

Eine Quantitat Lauge ward mit Salzsiiure und Braunstein abdestillirt uiid das miiglichst gekiihlte Destillat in Kalilauge aul- gefangen. Nachdem durch Eindampfen und Gliihen die Sauer- stoffsiuren des Broms zerstort waren, geschah die Fallung der wiederaufgeliisten sauer gemachten Salzmasse mit Silherlosung. Der Niedersclilag war von stark ins gelbe gehender Farbe. Auf diese Art gaben 166 Grm. Lauge einen Silberniederschlag von 1,735 Grm. - Als davon 1,7145 Grm. in geschmolzenem Zu- stand mit Chlorgas zersetzt wurden, so wogen sie nach dem Versuch nur noch 1,6065 Grm. Der Gewichtsverlust betrug also 0,108 Grm. - Hieraus berechnet sich der Bromgehalt auf 0,1229 pC., was 0,11281 pC. Brommagnesium entspricht.

Zur Stiitze dieser Bestimmung diente ein anderer directer Versuch, in welchem 10,774 Grm. des Niederschlags (aus der Lauge mit Silbersalpeter erhalten) im Chlorstrom 0,012 Grm. verloren. Daraus berechncn sich 0,1849 pC. Brom.

4. Jodbestimmung.

Durch Zusatz von Chlorpalladium , Erwiirmen und langeres

1) aus 83,011 Grm. Lauge 0,026 Grm. Jodpallltdium

3) 104,341 ,, ,, 0,031 n

Stehenlassen schieden sich :

2) 83,011 n 0,024 n n

entsprechend :

1) 0,02203 pC. Jod 2) 0,02033 n ,, 3) 0,02090 t) f)

0,02112 pC. im Mittel in 0,02323 Grm. .loOmagnesium enthalten.

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5. Chlorbestiminung.

Von der mit Salpetersaure angesauerten Lauge gaben diirch Zugufs von SilborlBsung :

1) 1,821 Grm. J,auge 1,655 Grin. Niederschlag 2) 6,046 ,, ,, 5,501 n

3) 2,743 ,, 2,496 ,, n

oder : 1) 90,8M pC.

3) 90,959 ,, 2) (30,986

90,943 pC. im Mittel. Werden davon 0,20269 Grm. Bromsilher und 0,039209 Grm. Jodsilber (also zusammrn 0,3319 Grni.) abgerectmet, so bleibeii 90,611 pC. Chlorsilber, worin 22,3534 pC. Clrlor eiilhalteii sind.

6. Kalkbeslinimung.

Mit kleesaurem Ammoniak gefallt und der Niederschlag gegluht liderten :

1) 5,816 Grm. Lauge 1,149 Grm. kohlens. Kalk 21 4,334 ,, ,, 0,857 ,, n n

3) 5,679 ,, ,, 1,114 n n

entsprechend : 1) 21,824 pC. Clrlorcalciuin 2) 21,856 n 77

3) 21,679 n n ~ _ I _

21,786 n im l\liltel.

Aus B. 2) ersieht man, tlafs mit der Schwefelsiure vcrbun- Nach deli sind 0,00412 pC. Kalk = 0,008 pC. Chlorcalcium.

Abrechnung dieser verbleiben 21,778 pC. Chlorcalcium i iri &lil!cl.

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SoolmzrtterlQuge 5u Unm. 335

7. Bittererdebestimmung.

Der gegliihle Niederschlag , erhalten auf Zusatz von phos- phorsaureni Ainirioniak zur Fliissigkeit , welche yon dem koh- lensauren Kalk abfiltrirt worden (63, betrug auf :

1) 5,816 Grin. Lauge 0,625 Grm. phospliorsaure Bitterertle 2) 4,334 n n 0,445 n n n

entsprechend : i] 9,176 pC. Chlormagnesium 2) 8,158 n n

8,967 im Miltel.

Der Bromgehalt der Lauge bindet 0,01989, tler Jotlgehnlt 0,002118, zusainmen 0,022011 Magnesiurn = 0,10517 Chlor- niagnesiuni, so tlafs :

8,967 - 0,10517 = 8,862 pC. Chlorsnugnesitma bleiben.

8. Chlorlraliuinhestimniung.

Mit Spiritus vermischt und mit Chlorplatin iin Ueberschds versetzt, gahen :

1) 5,515 Grrn. 0,196 Grm. Clrlorplatitikaliiiiii 2) 5,556 0,197 n

3) 83,011 n 2,680 n n

enlsprecliend : i ) 1,0863 pC. Chlorkaliuin 2) 1,0862 ,, n

3) 0,1)868 n

1,0531 ,, iiii Mittel.

9. h'oclisnlzhcsliiniriuiig.

Nacliciiiander init Barytwasser und tiiit kohlensiiureilr Aiii-

inoniak gefiillt , hitilerlicrs'sen 10,906 Grin. Laugc nach doiir Eiii-

tlmip1en und Gluhcn 0,33 I = 3,035 pC. Salzriiclrslaiid, Naolr Abziig der 1,0531 yC. Clilorkuliuin blcibeii 1 ,982 pC. liochscilz.

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Ferner bleiben , nach Abzug der ubrigen Bestandtheile von clern Salzgehalt der Lauge iiberhaupt, fur Kochsalz = 2,255 pC.

Entllich findet man dasselbe , - weiin die einzelnen Chlor- inetalle als schwefelsaure Salze berechnet und von der Summc derselben [vergl. B. 1. b.) abgezogen werden, zu 2,404 pC.

1) 1,982 pC. Kochsalz 2) 2,255 n

3) 2,404 n v

Es folgt nun aus :

2,213 ,, im Mittel.

111. Zusammenstellung der verschiedenetl Resultute. , Nach der vorstehenden Analyse enthalt die Soolinutterlaugt:

zii Unna in 1 Pfund = 7680 Gran. a) in bestimnibarer Menge :

Gran. Chlorcalciuin . . . 1672,50 Chlorinagnesium . . 681,30 Broinmagriesium . . 10,97 dodinagnesium . . Kochsalz . . . . Chlorkalium . . . Schwefelsdurer Kalk

Chlorcalciurn . . . Chlormagnesiurn . . Broiniiiagriesium . . Jodrnagnesiuin . . Kochsalz . . . . Chlorkaliuin . . ,

1,78 169,96 80,87

O,?G

261 8,i4,

Theilc 21,778 8,862 0,1428 0,02323 2,2 13 0,009'32

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b) in unwagbarer Menge : Mangan, Lithium, Ammoniak.

IV. Controlle der Analysc.

1. A u s d e m G l u h r u c k s t a n d d c r S a l z s o o l e n l a u g e .

Als Summe der einzeln bestimmten Bestandtheile ergab sich oben = 34,091

direct (B. 1. b.) fand man = 33,967 im Mittel.

2. A u s d e m R u c k s t a n d d e r m i t S c h w e f e l s a u r e e in- g e d a m p f t e n L a u g e .

Wenn jene Chlormetalle unter 111. 1. a. als schwefelsaure .Salze berechnet werden, so findet man :

Schwefelsauren Kalk Schwefelsaure Bittererde 11,2110 (a. d. Chlormagnesium)

26,7190 (a. d. Chlorcalciurn)

n n 0,0954 (a. d. Bromma$nesium) n ,, 0,0101 (a. d. Jodmagnesium)

Schwefelsaures Natron 2,6920 (a. d. Kochsalz) n Kali 1,2320 (a. d. Chlorkalium)

zusammen 41,9595, wozu an vorhandenem 0,0099 kommen, also im Ganzen

41,9694 schwefelsaure Salze ; die

schwefelsaurem Kalk

direct gefundene Summe (111. 1. b.) ist 41,950 iiii Mittel.

3. A u s d e n C h l o r b e s t i m m u n g e n .

Es sind enthalten im : Chlorcalciurn 13,7976 Chlor Chlormagnesium 6,5270 Chlornatriuiri 1,3350 n Chlorkaliurri 0,5000 n

22,1596 C?;ior,- l h c t wurden 22,353 pC. Clilor gefunden.

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338 L i e b i g , iiber die chemische Utttersuchturg elc.

Nach 111. sind : 1 Pfund Jod in ungefahr 5000 Pfund i )) Brow 1) 800 9 lulterlauge.

Retnerlsung.

Bei seiner Analysc clerselbm , aher bei weitem weniger concentrirten , Soolrnutterlauge von Unna fand R. Bran d e s *) den Jodgehalt = 0,029 pC., also sogar noch etwas grol'ser, als irn vorstehenden Bericlit angegehen. Dieser Widersprnch rnit den Versuchen sub B. 4 und Brandes eignen (wobei es ihrn sehr schwer gefallen , das Jod qualitativ nachzuweisen , was bei 0,029 pC. sehr leicht und sicher ;st) erltlart sich daraus, diil's dieser Analytikcr das Jod nicht init einern Pallaclinmsnlz, sontlern nach damaliger Art beslinirnte, indem er alles als Jodsilber an- sprach , was Aminoniak von dew Silberniederschlag ungeliist . zuriickliefs.

*) Archiv der Pharmacic 11. Reihe XV. Ud. 2. Heft. B r a n d e s nnter- suchJe die cigentliche lutterlauge in Uma und erhielt seiner Zeit das nntenstehende Resultat. Ncuerdings dampft nlai i diem Mutter- lauge der Salzpfanncn besondcrs ein und er1i:ilt ncbcn nnreinein Koclisalz zu Fabrikzwccltcn cinc ncuc , slarlccrc illnlterlauqe, wclclie rlcr Gegenutaiid dcr vorstehcritlen Analysc war.

Uroniinagncsinni Jodmagnesiuni Chlornatriunt Chlorlraliuni Chlorcalcium Chlorinagnosiuin

- GYPS

0,067 (0,058 Ur) 0,033 (0,029 S) 7,446 2,292 9,985 7387 0,057

27,766 -____