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W i n d a u s u. M i t a r b e i t e r , i%er Bestrahlungsprodukte usw. 17

Vergleichsspektroskop vollkommene Deckang mit Kopro- ester I.

Kupferkomplexsalx des lso-uro2lor~hyrinesters 1. 10 mg Porphyrinester werdcn in wenig Eisessig he$

gelost und mit einer heilJ gesattigten, filtrierten Kupferacetat- losung in Eisessig verset#zt. Es wird kurz aufgekocht. Beim Erkalten krystallisiert das Komplexsalz in derben, oft biischel- formigvereinigten St3ben aus (vgl. Pig. 2). Es wird mit sieden- den1 Wasser gewaschen. Ausbeute 8 mg. Zur Analyse wurde aus Chloroform-Ather umkrystallisiert. Xchmclzp. 289O (ab 280° Sinterung).

3,482mg Subst. (bei 70° im Vakuum iiber P,O, getrocknet): 7,230mg CO,, 1,880 mg H,O, 0,294mg CuO. - 2,330 mg Subst.: 0,137 ccm N (22O, 719 mm). C,,H,,O,&,Cu (M.- G. 1004,27)

Ber. C 57,38 H 5,22 N 5,58 cu 6,33 Gef. ,, 56,72 ,, 6,04 ,, 6 4 4 ,, 6,75.

Ober einige krystallisierte Bestrahlungsprodukte aus Ergosterin und Dehydro-ergosterin; Ton A. TGndaus, J. Gaede, J . Kiiser und G. Stein.

Mi t 4 Figuren im Text,

[Aus dem Allgem. Chem. Universitiitslaboratorium Giittingen.] (Eingelaufen am 12. September 1930.)

I. U b e r b e s t r ahlun g sp r o d nk t e au s E r g o s t e r i n. Die photochemische Umwandlung des Ergosterins durch

ultraviolettes Licht ist ein komplizierter Vorgang; es bilden sich debei nacheinander (und teilweise auch nebeneinaiider) eine Reihe von Verbindungen, die sgmtlich nicht inehr von Digitonin gef allt werden. Die ersten Bestrahlungsprodukte sind physiologisch aktiv, sie absorbieren noch im Ultraviolett

Annalen der Chemie 4 83. Band. 2

18 Windaus, Gaede , Kiiser und Stein,

und zwar in einem ahnlichen Gebiet wie das Ergosterin; gegen Weiterbestrahlung wie auch gegen Sauerstoff sind sie empfindlich; ihre Reindarstellung ist uns noch nicht vollkommen geg1uckt.l) Ers t nach langer Bestrahlung erhalt man physiologisch unwirksame Uberbestrahlnngsprodukte, die im Ultraviolett uber 250 m p nicht mehr absorbieren und wesentlich weniger empfindlich gegen Sauerstoff sind als die zuerst erhaltenen Verbindungen; sie sind darum leichter zu handhaben und lassen sich, wenn anch erst nach einem komplizierten Trennungsverfahren, in reinem kryst allisierten Zustand gewinnen.

Zu ihrer Darstellung sind wir folgendermaDen vor- gegangen: In eine Anzahl von UviolglasrShren2) von 1,8 bis 1,9 cm Durchmesser und 22-25 cm Lange wurden j e 1,5 g Ergosterin und j e 25 ccm absoluter Alkohol e i~~gefi i l l t .~) Die alkoholische Losung wurde einige Zeit, evtl. unter ver- mindertem Druck, zum Sieden erhitzt und dann das Rohr zugeschmolzen. Zur Bestrahtung wurde eine grodere Anzahl von Rohren kreisformig in einem Abstand von 7,5 cm um eine Quecksilberlampe angeordnet und in Drehung versetzt ; wahrend der Bestrahlung stieg die Temperatur in den Bohren bis auf 75O. Nach einer Bestrahlnngsdauer von etwa 50 Stunden wurden die Rohre getiffnet und ihr Inhalt in 90-proc. Alkohol entleert; dann wurde die alkoholische Losung mit einer 1-proc. alkoholischen Digitonin-L6sung ver- setzt, wobei etwa 4 Proc. des Materials ausgefallt w ~ r d e n . ~ )

l) Dagegen haben wir das Dihydroderivat eines Kurzhestrahlungs- produkts in krystallisiertem Zustand gewonuen (Nachr. Ges. d. Wissen- schaften, Gottingen, Mathem.-Phys.-Klasse 1930, 50).

Verwendet man nu Stelle von Uviolglasrohren Quarzrohre, 80

geht die Umwandlung des Ergosterins weit schneller vor sich; die Lijsungen fzrben sich aber gelb, und die Ausbeute an gut cbarakte- risierbaren Bestrahlungsprodukten ist geringer als bei den Versuchen mit Uviolrohren.

3, An Stelle von Alkohol kann man auch Hexahydrotoluol oder Dekalin verwenden.

4, Zu unserer Uberraschung stellte es sich heraus, daS das gefiillte Material nicht aus dem Digitonid des Ergosterins, sondern aus dem- jenigen des Dihydro-ergosterins bestand.

Kryst. Bestrahlungsprod, aus Ergosterin u. Dehydro-ergosterin. 19

Das Pi l t ra t des Digitonids wurde mit Petrolather mehrfach ausgeschuttelt, die Buszuge wurden mit W asser gewaschen, getrocknet und eingedampft, wobei alle Operationen unter moglichst vollstandigem AusschluB von Luft vorgenommen wurden.

Das so erhaltene Rohprodukt hatte noch die Znsammen- setzung des Ergosterins:

4,410 mg Subst.: 13,690 mg CO,, 4,58 mg H,O. C,,H,,O Ber. C 84,74 H 11,07 Gef. C 84,GG H 11,62

Die Drehung schwankte etwas, im Uurchschnitt wurde fur [@ID etwa + 8,3O gefunden.

Fig. 1.

O,O2-proc. Btherische Losung. - - Rohprodukt (oberbestrhltes Ergosterin) . . . - Ergostarin

Die Absorptionskurve, die in Figur 1 wiedergegeben ist, zeigt, dab ein fast vollstiindiger Abbau des Ergosterin- spektrnms stattgefunden hat.

€ h e antirachitische Wirkung besal3 das Prgparat selbst in Dosen von 1 y nicht mehr; die toxische Grenzdosis fur die Maus lag bei 0,25 mg.l)

Eine direkte Krystallisation der Restrahlungsprodnkt,e

I) Die Bestimmung der toxischen Grenzdosis ist im physiologischen Laboratorium der Firma E. Merck, Darmstadt, vorgenommen worden. Wir danken den Herren der Firma vielmals fur ihre Hilfe.

2*

20 W i n d a u s , G a e d e , KGser und S te in ,

gelang uns nicht; es wurde darum der Versuch gemacht, mit Hilfe von Estern bessere Erfolge zu erzielen. Von den vielen Estern, die wir dargestellt haben, schien sich der Allophansaureester zur Reindarstellung deruberbestrahlungs- produkte am besten zu eignen:

10 g Bestrahlungsprodukt wurden in 260 ccm trocknem Benzol gelost, in die gekuhlte Losung wurde im Laufe von etwa 1 Stunde Cyansauregas eingeleitet, das durch thermische Zersetzung von 15 g Cyanursaure gewonnen war; das Reak- tionsgemisch blieb dann 14 Tage stehen; der entstandeiie Niederschlag wurde nach dieser Zeit abfiltriert und rnit Benzol ausgewaschen. Das Filtrat wurde im Vakuum zur Trockne gebracht und derRiickstand rnit Petrolather digeriert; der Petrolather loste etwas olige Substanz, wahrend ein flockiges Material zuruckblieb; dieses wurde rnit dem ersten Niederschlag vereinigt und das Ganze mi t Pyridin digeriert. Unloslich blieb dabei das aus der Cyansaure entstandene Cyamelid, wLhrend die gebildeten AllophansaureesterinLosung gingen ; sie wurden rnit Wasser wieder ausgef allt, abfiltriert, vorsichtig getrocknet und aus miiglichst wenig Essigester umgelost. In der schwerer loslichen Fraktion sammelte sich ein etwas gelatinoser, nicht krystallisierter Stoff an, dessen Schmelzpunkt bei ungefahr 219O lag und der fur [a], die Urehung - 40° in Chloroform zeigte.

18,5, 19,s mg Subst., 2 cem Chloroform, I = 1 dm, a = - 0,37 O, 0,4", [ c z ] ~ ~ = - 40°, - 40,2'.

Uas diesem Allophansaureester zugrunde liegende uber- bestrahlte Ergosterin soll Suprasterin 1 hei5en.

In den Hutterlaugen fand sich ein leichter loslicher Allophansaareester, dcr in schonen Nadeln krystallisierte, bei 224O schmolz nnd dessen Drehung fur [ E ] , bei + 80° lag; e r soll als Allophanester des Sliprasterins I1 bezeichnet werden.

Supraster in I. L)as Allophanat des Suprasterins I wurde auch nach

haufigem Uinlosen nicht in Krystallen erhalten; das amorphe Materia1 wurde analysiert:

Kryst. Bestrahlung~prod. aus Ergosterin u. Behydro-ergosterin. 21

4,742 g Subst.: 12,910 mg CO,, 4,18 mg H,O C,,H,,O,N, Ber. C 74,36 H 9,47 Gef. C 74,25 H 9,86

Es absorbierte nicht mehr iiber 250 mp, siehe Fig. 2. Bei der Titration mit Benzopersaure verbrauchte es

3 Atome Sauerstoff. Eine Losung von 3 g Allophansaureester in 100 ccm

10-proc. methylalkoholischer Kalilauge wurde 4 Stunden in einer WasserstoffatmosphLre zum Sieden erhitzt; das Ver- seifungsprodnkt wurde nach Zusatz von Wasser aus der methylalkoholischeii Losung mit Petrolather ausgeschuttelt,

Fig. 2. Suprasterylallophanat I 0,02-proc. Ltherische Losung.

der petrolatherische Extrakt mit Wasser gemaschen, ge- trocknet und eingedampft.

Das hierbei erhaltene 01 drehte fur [.ID bei -56O, es war zu 1 y antirachitisch unwirksam; seine toxische Grenz- dosis an der Maus betrug 1 mg.

Als das olige Material langere Zeit in einer Kalte- mischung gestauden hatte, begannen sich allmahlich lange Nadeln in dem 01 zu bilden; es gelang, mit stark gekuhltem Aceton das 01 wegzuliisen und die zuruckbleibenden Kry- stalle aus Aceton umzukrystallisieren. Hierbei wurde so verfahren, daa die Krystalle in moglichst wenig Aceton geliist wurden und die Losung dann langsam auf Tempe-

22 Windaus , C a e d e , K o s e r und S te in ,

raturen bis -75' abgekiihlt wurde. Die Krystalle wurden dann abgesaugt und mi t wenig gekiihltem Methylalkohol ausgewaschen. Iliese Reinigung ist verlustreich, so daI3 aus 3 g Allophanester schlieBlich knapp 0,5 g konstant schmelzende Krystalle erhalten wurden. Die Krystalle bilden feine Nadeln, die in allen organischen Losungsmitteln leicht loslich sind und bei 104' schmelzen.

Die Drehung betragt fur [ a ] g - 76O. 18,7 rng Subst., 2 ccm Chloroform, 1 = 1 dm, a = - 0,71°. 4,956 mg Subst. (im Hochvakuum bei 70° getrocknet): 15,470 mg

CO,, 4,90 mg HpO. C,,H,,O Ber. C 84,74 H 11,07 Gef. C 55,lO H 11,06.

Bei der L i e b erm an n- B u r c h a r d schen Parbenreaktion farkt sich das Suprasterin I olivgriin; mit Chloralhydrat gibt es bei 100' eine sehr intensive rotviolette Farbung; rnit Trichloressigsaure, Arsenchlorid und Antimontrichlorid treten weniger charakteristische gelb bis rotbraune Far- bungen auf. Die T o r t e l l i - JaffBsche Farbenreaktion mit Brom ist negativ.

Uas Suprasterin I scheint weniger luftempfindlich zu seiu als Ergosterin und Vitamin D, wird aber doch beim Stehen an der Luft langsam verandert, wobei es sich gelb- lich farbt und seinen Schmelzpunkt um einige Grade er- niedrigt. Bei der Ultraviolettbestrahlung wird es nicht verandert. Als eine alkoholische Losung des Suprasterins I unter denselben Bedingungen wie oben beschrieben, 10 Stunden rnit der Quarzquecksilberlampe bestrahlt wurde, lieS sich das Suprasterin I aus den bestrahlten Lbsungen unzersetzt zuriickgewinnen. Auch gegenuber erhohter Tempe- ratur ist das Suprasterin I weit weniger empfindlich als das Vitamin: 100 mg des Bestrahlungsprodukts wurden bei 0,002 mm Druck und bei 190' langsam destilliert und aus item Destillat unverandert zuriickerhalten. Von Natrium und Athylalkohol wird das Suprasterin I nicht verandert.

Von EsteTn des Suprasterins I haben wir einen Benzoe- siiureester in schonen Krystallen erhalten:

0,l g Suprasterin I wurden in 5 ccm Pyridin gelost, die Losung wurde tropfenweise mit 0,5 g Benzoylchlorid

Kryst. BestTalilungsprod. aus Ergosteriri u. Dehydro-ergosterin. 23

versetzt und zwei Tage stehengelassen; dann wurde der gebildete Benzoesaureester rnit Wasser ausgefallt und mit Ather aufgenommen. Nachdem die atherisehe Losung grund- lich rnit verdiinnter Salzsaure; mit verdunnter Natronlauge und rnit Wasser ausgewaschen war, wurde sie rnit Natriumsulfat ge- trocknet, eingedampft nnd der Riickstand wiederholt aus wenig Aceton umkrystallisiert. Es wurden so kleine Blatt- chen erhalten, die bei 96' schmolzen und fur [ c c ] ~ die Drehung - 50,OO zeigten.

9,6 mg Subst., 2 ccm Chloroform, 1 = 1 dm, cr = - 0,240. 4,500 mg Subst.: 13,870 mg CO,, 3,86 rng H,O.

C,,H,,O, Ber. C 83,89 H 9,54 Gef. C 84,06 H 9,61. Die Hydrierung des Suprasterins 1 mit Platin und Wasser-

stoff ist noch nicht griindlich untersucht worden; es 1aOt sich aber rnit Sicherheit sagen, daO dabei weder allo-a-Ergo- stanol noch Epi-ergostanol entstehen.

Suprasterin II. Das leichter lbsliche Allophanat des Suprasterins I1

schmilzt, wie oben bereits erwahnt, bei 224'; es ist leicht loslich in Chloroform, weniger loslich in Essigester, Athyl- alkohol und Ather, schwer loslich in Methylalkohol und Petrolather. Es krystallisiert in feinen Nadeln und dreht im Gegensatz zu dem Allophanat I stark positiv.

13,O mg Subst., 2 ccm Chloroform, I = 1 dm, a = + 0,52",

4,671 mg Subst.: 12,720 mg GO,, 4,14 m g H,O.

Oberhalb 250 mp besitzt das Allophanat 11 keine Absorption mchr

[fK]E = + soa.

C,,H4,08N, Ber. C 74,36 H 9,47 Gef. C 74,27 H 9,92.

(siehe Fig. 31.

Das Suprasterin I1 wurde durch Verseifung des Allo- phanats in der oben beschriebeneu Weise bereitet. Es ent- stand zuerst ein 61, das aber bei -20° krystallin erstarrte und dann aus verschiedenen Losungsmitteln, wie Aceton oder Methylalkohol, umkrystallisiert werden konnte. E s wurde schlieSlich in derben Prismen erhalten, die bei l l O o schmolzen und in allen organischen Liisungsmitteln auSer Methylalkohol sehr leicht loslich waren.

24 Windatis , G a e d e , Koser und Stein,

Das Absorptionsspektrum entspricht demjenigen des Allophanats (Fig. 3).

17,s mg Subst., 2 ccm Chloroform, I = 1 dm, c( = +0,56O [a]'$ = + 62,9O.

4,871 mg Subst.: 15,115 mg CO,, 4,72 mg H,O. C,,H,,O Ber. C 84,74 H 11,07 Gef. C 84,63 H 10,84.

Das Suprasterin I1 destilliert unter einem Druck von 0,005 mm Quecksilber bei etwa 190° unzersetzt. Bei

I

7 5'00

Fig. 3. Supmsterylallophamt T I

0,OZ-proc. iitherische Losung.

Fig. 4. Tetrahydro-photo- dehydro-ergosterin 0,OZ- proc. iitherischc Losung.

2stiindigem Erhitzen im Rohr auf 200° wird es nicht ver- andert; auch bei der Ultraviolettbestrahlung t r i t t keine Ver- anderung ein. Bei der Titration mit Benzopersaure nimmt es 3 Atome Sauerstoff auf (gefunden 2,94 und 2,88 Atome).

Die Farbenreaktionen sind dieselben wie diejenigen des Suprasterins I.

Durch Natrium und Alkohol wird das Suprasterin I1 nicht hydriert.

Von &stern des Suprasterins II haben wir bisher nur den neutralen Oxdester zur Krystallisation gebracht: 0,l g Suprasterin I1 wurden in Pyridin gelost und mit einem UberschuD von Oxalylchlorid versetzt. Nach 2 tagigem Stehen wurde das Reaktionsgemisch in Wasser gegossen,

Kryst. Bestruhlungsprod. aus Bryosterin u. Behydro-ergosterin. 25

der ausfallende Niederschlag abfiltriert, gewaschen und aus Aceton umkrystallisiert. Er krystallisiert dann in Blatt- chen, die bei 165 O schmelzen.

15,O mg Subst., 2 ccm Chloroform, 1 = 1 drn, a = + 0,565 O

4,690 mg Subst.: 14,090 mg GO,, 4,16 mg H,O. C,,H,,O, Ber. C 82,05 H 10,09 Gef. C 81,94 H 9,93.

Mit EssigsSiureanhydrid , Benzoylchlorid, p-Nitrobenzoylchlorid, Phenylisocyanat und a-Naphthyl-isocyanat wurdcn Ester crhalten, die biaher Slig blieben.

Die Hydrierung des Suprasterins I1 mit Platinoxyd und Alkohol scheint zu einem Dihydroderivat zu fiihren, das gut krystallisiert; die Perhydrierung mit Platin und Eisessig bei 70° gab ein Gemisch von gesattigtem Alkohol und Kohlenwasserstoff; Ergostanol und Epi-ergostanol liel3en sich darin nicht nachweisen. Beide Reaktionen miissen noeh genau studiert werden, was wegen der sehr schweren Zu- ganglichkeit der Suprasterine viel Zeit in Anspruch nirnmt.

Die U n t e r s u c h u n g d e r k r y s t a l l i s i e r t e n Uber - b e s t r a h l u n g s p r o d u k t e d e s E r g o s t e r i n s h a t a l s o e r - geben , daB s i e I s o m e r e d e s E r g o s t e r i n s d a r s t e l l e n und w i e d i e ses d r e i Doppe lb indungen und e i n e A l - k o h o l g r up p e en t h a1 t e n.

Sie unterscheiden sich vom Ergosterin dadurch, da13 sie die fur das Ergosterin charakteristischen Absorptions- banden zwischen 262 und 293 mp nicht mehr besitzen, sondern nur unterhalb 250 mp eine allgemeine Absorption zeigen; sie schmelzen auffallend niedriger als Ergosterin und sind in organischen Losungsmitteln viel leichter loslich. Durch Digitonin werden die Bestrahlungsprodukte nicht gefallt. Charakteristisch ist es, da13 sie von Natrium und Alkohol nicht hydriert werden, wahrend Ergosterin uriter denselben Bedingungen in Dihydro-ergosterin uber- geht. Gegen Weiterbestrahlung sind Suprasterin I und I1 unempfindlich, sie konnen also nicht eines aus dem andern, sondern miissen nebeneinander entstanden sein.

Es ist auf Grund dieses Materials noch nicht moglich, sichere Aussagen iiber die Vorgange zu machen, die bei

[e]b' = +75,30.

26 W i i i d a u s , G a e d e , KiiseT und S t e i n ,

der Bestrahlung des Ergosterins vor sich gehen. Am wahr- scheinlichsten ist es, daI3 im Ergosterin, das im Gegensatz zu den Suprasterinen eine charakteristische Absorption be- sitzt und durch Natrium nnd Alkohol hydriert wird, Systeme konjugierter Doppelbindungen vorhanden sind und daD diese Konjugation in den uberbestrahlungsprodukten uerschwunden ist. Die Ursache fur diese Veranderung suchen wir in dem Urnstand, daD Sterine mit konjugierten Doppelbindungen fur Licht zwischen 250-300 m p empfindlich sind, wahrend Sterine mit isolierten Doppelbindungen von Licht dieser Wellenlange nicht angegriffen werden und daher unter den verschiedenen Bestrahlungsprodukten die einzigen sind, die schliel3lich ubrigbleiben. W i r g 1 a u b e n a 1 s 0 ,

d a 8 be i d e r l a n g e n B e s t r a h l u n g d i e Doppe lb in - d u n g e n d e s E r g o s t e r i n s i n e n t f e r n t e r e S t e l l u n g e n a u s e i n a n d e r r u c k e n . Ob aulerdem, wie man nach der Nichtfallbarkeit der Suprasterine durch Digitonin vermuten konnte, eine sterische Umlagerung an der sekundaren Al- koholgruppe stattgefunden hat, ist ungewifi. Sieher ist es nicht die einzige Umlagerung; denn sonst muDte bei der Perhydrierung des Suprasterins I oder I1 das bekannte Epi-ergostanol entstehen, was sicher nicht der Fall ist.

11. K rg s t a l l i s i e r t e B e s t r a h l u n g s p r o d u k t e a u s Deh y dr o - e r go s t e r in .

Bei der Ultraviolettbestrahlung des Dehydro-ergosterins C,,H,,O mit der Quarzquecksilberlampe haben W i n d a u s und L i n s e r t ’) das erste krystallisierte Bestrahlungsprodukt einea Sterins erhalten. Es hat noch dieselbe Formel wie das Ausgangsmaterial, es unterscheidet sich von diesem aber durch Schmelzpunkt, optische Drehung, Absorptionsspektrum und vor allem durch seine Nichtfallbarkeit mit Digitonin. Der Schmelzpunkt ist von 146O auf 134O gesunken, die Drehung fur [a]= von + 149O auf + 119O zuruckgegangen und die Hauptabsorption von etwa 320 mp in das Gebiet von 260 m p geruckt, Das Bestrahlungsprodukt besitzt noch

l) A 466, 155 [1928].

Kryst. Beskahlungsprod. mcs Ergosterin u. Dehydro-ergosterin. 27

vier Doppelbindungen wie seine Muttersubstanz, auch eine Alkoholgruppe ist noch vorhanden, wie sich aus der Bildung eines schon krystallisierten Acetylderivats vom Schmelzp. 127 O

ergibt. Ein sehr charakteristischer Unterschied ist uns zwischen dem Dehydro-ergosterin und seinem Bestralilungs- produkt aufgefallen; w a h r en d d a s D e h y d r 0- e r g o s t e r i n - a c e t a t l e i c h t M a l e i n s a u r e a n h y d r i d a d d i e r t , w i r d d a s i somere P h o t o p r o d u k t von d i e s e m R e a g e n s n i c h t v e r a n d e r t.

Dies deutet darauf, daB eine im Ausgangsmaterial vor- handene Konjugation von Doppelbindungen bei der Bestrah- lung verschwindet; es scheint also, daD die Veranderungen, die bei der Bestrahlung des Dehydro-ergosterins erfolgen, sehr ahnlicher Natur sind, wie diejenigen beim Ergosterin.

Zur Charakterisierung unseres Bestrahlungsprodukts, das wir als Photo-dehydro-ergosterin bezeichnen, haben wir noch einen Benzoesaureester und ein Phenylurethan bereitet.

Benzoesaureester : 0,20 g Photo-dehydro-ergosterin wurden in 5 ccm absolutem Pyridin gelost, die Losung wurde mit 0,4 cem Benzoylchlorid versetzt und unter sorgfaltigem AusschlnB von Feuchtigkeit 2 Tage aufbewahrt. Dann wurde die Pyridinlosung mit Wasser verdiinnt und mit Ather ausgeschiittelt; die gewaschene und getrocknete atherische Losung gab beim Eindampfen einen Benzoesaureester, der sich aus Aceton oder Ather-Methylalkohol umkrystallisieren lieD und so in kleinen Blattchen vom Schmelzp. 160° er- ha1 t en w ur de.

22,5, 22,O mg Subst., 2 ccm Chloroform, I = 1 dm, c( = i- 1,51 O,

1,455O [ci]h8 = 134,1°, 133,l".

11,645 mg Subst.: 14,285 mg CO,, 3,82 m g H,O. C,,H,,O, Ber. C 84,23 H 9,16 Gef. C 83,87 H 9,ZO

Phenylzcrethm: Eine LSsung von 0,ZO g Photo-dehydro-ergosterin in 10 ccm trocknem Benzol wurde mit 0,5 g Phenyl-isocyanat versetzt und unter Feuchtigkeitsausschlufl 4 Stunden auf dem Wasserbad er- warmt; dann wurde die LBsung im Vakuum enr Trockne eingedampft; der Riickstand wurde aus Ather-Methylalkohol mehrmals umkrystalli- siert und so in feinen Nadeln erhalten, die bei 130° schmolzen.

28 W i n d a u s , G a e d e , Kosei- und Stein,

23,5, 24,l mg Subst., 2 ccm Chloroform, I = 1 dm, c r = + 1,15, 1,19O

4,461 mg Subst.: 13,345 CO,, 3,66 mg H,O. [ I Y ] ~ ~ = + 98,0°, 98,7'.

C,,H,,O,N Ber. C 81,71 H 9,08 Gef. C 81,59 H 9,18.

~ e t ~ Q ~ ~ ~ r o - d e r i ~ u t des Pholo-deh~dro-ergu.oster~ns. Wir haben unser Photo-dehydro-ergosterin rnit Natrium

und siedendem Athylalkohol, rnit Natrium und Amylalkohol nnd rnit Natriumathylat bei 200° behandelt. In allcn Fallen treten hierbei Umsetzungen ein, doch ist es uns bisher nicht gelungen, eines der Reaktionsprodukte krystallisiert zu gewinnen. - Einen besseren Erfolg erzielten wir, als wir das Acetylderivat des Photo-dehydro-ergosterins rnit Platin- oxyd und Wasserstoff hydrierten. 1 g Photo-dehydro-ergo- sterin-acetat wurde in alkoholischer Losung mit Platinoxyd uud Wasserstoff geschuttelt; innerhalb 5 Stunden wurden 120 ccm Wasserstoff aufgenommen, wahrend sich fu r die Aufnahme von 2 Mol. Wasserstoff 112 ccm berechnen, eine weitere Aufnahme fand nicht statt. Nach dem Abfiltrieren des Platins und vorsichtigem Einengen der Losung schieden sich Blattchen ab, die nach mehrmaligem Umkrystallisieren aus Ather-Methylalkohol bei 106O schmolzen.

19,8, 214, 25,s mg Subst., 2 ccm Chloroform, I = 1 dm, M + 0,035', + 0,04O, 0,037',

[@&* = + 3,5O, + 3,8O, + 2,9O. Das Absorptionsspektium ist in Fig. 4 (S. 24) wiedergegeben. 4,924 mg Subst.: 14,755 mg CO,, 4,85 mg H,O

C,,H,,O, Ber. C 81,63 H 10,88 Gef. C 81,43 H 10,98.

Von den 4 Doppelkindungen sind also nur 2 katalytisch hydriert worden. Dies wird auch durch die Titration rnit BenzopersLure bestatigt, wobei 2 Atome Sauerstoff verbrancht werden.

Zur Verseifung wurden 0,5 g Acetat rnit 5-proc. methyl- alkoholischer Kalilauge 2 Stunden auf dem Wasserbad er- w5irmt; d a m wurde das gebildete Reaktionsprodukt aus der Liisung mi t Wasser ausgefallt, abfiltriert und aus ver- dunntem Methylalkohol umkrystallisiert; es wurde so in prachtigen Nadeln vom Schmelzp. 123 O erhalten.

Kryst. Bestrahlungsprod. aus Ergosterin u. Dehydro-ergosterin. 29

19,6, 17 mg Subst., 2 ccm Chloroform, I = 1 dm, a I 0,255', 0,2lo [m]b8 = + 26,0°, + 25,9O.

4,480 mg Subst.: 13,830 mg CO,, 4,54 mg H,O C2,H4,0 Ber. C 84,30 H 11,54 Gef. C 84,19 H 11,34

Beim Behandeln des Tetrahydro-derivats mit Essigsaure- nnhydrid warde das oben beschriebene Acetylderivat zuriick- gewonnen. Beim Erwarmen des Tetrahydro-derivats rnit Natriumathylat auf 175O entstnnd kein mit Digitonin fall- bares Isomeres, vielmehr war das illaterial annLhernd voll- stlndig unangegriffen geblieben.

Benzoesaureester: Zur besseren Charakterisierung des Tetrahydro-derivats haben wir noch einen Benzoeslureester bereitet, und zwar nach demselben Verfahren wie beim Photo-dehydro-ergosterin.

Das Benzoat 1aBt sich aus Aceton oder aus Ather- Methylalkohol umkrystallisieren und bildet zarte Nadeln vom Schmelzp. 82-83O.

i9,9, 16,O mg Subst., 2 ccm Chloroform, I = 1 dm, a = 0,50°, 0,385O

5,110 mg Subst.: 15,685 mg CO,, 4,53 mg H,O

Es ist schlieBlich auch der Versuch gemacht worden, das Tetrahydro-derivat vollstandig zu hydrieren. Dies ist zwar gelungen, doch ist das Perhydro-derivat noch nicht in gut ausgebildeten Krystallen erhalten worden.

Anhang: Neben dem Photo-dehydro-ergosterin haben Windaus und L inse r t ' ) in dem Bestrahlungsgemisch aus Dehydro-ergosterin in sehr kleinen Mengen einen mit Digi- tonin fiillbaren Stoff voni Schmelzp. 175 O aufgefunden. Nach vollstandiger Reinigung hat er sich als das bekannte Uihydro- ergosterin I erwiesen. Ob dieses in sehr kleiner Menge in unserem Ausgangsmaterial vorhanden war oder ob es erst wahrend der Restrahlung entstand, konnen wir noch nicht entscheiden. Bemerkenswert ist es immerhin, da13

[ct],5* = + 50,2', + 48,2'.

C,4H,,0, Ber. C 83,54 H 9,91 Gef. C 83,71 H 9,92.

I) A. a. 0.

30 Windaus u. Mitarbe i t e r , ober Bestrahlungsprodukte usw.

sich neben dem Dihydro-ergosterin auch ein wasserstoff- armeres Produkt in dem Gemisch der Bestrahlungsprodukte des Dehydro-ergosterylacetats hat auffinden lassen. Dieses wasserstoffiirmere Produkt hat vermutlich dieForme1 C6sHs,04 und entsteht aus dem Dehydro-ergosterylacetat C,,H,,O, w ahrscheinlich nach folgender Gleichnng:

2 C,,H,,O* = C,,H,,O* f H,

Der Wasserstoff kijnnte evtl. zur Hydrierung des De- hydro-ergosteryl-acetats Verwendung finden.

Wir haben den Stoff C58Hs204, der nur in sehr geringer Ausbeute entsteht, bisher nur unvollstandig charakterisiert. Er krystallisiert aus Essigester in sechsseitigen Tafeln vom Schmelzp. 257O; er ist in Alkohol und Aceton schwer, in Pyridin leicht lbslich.

5,202 mg Subst.: 13,830 mg CO,, 4,54 mg H,O C6,Hsa0, Ber. C 82,63 H 9,Sl Gef. C 82,56 H 10,17.

0,219, 0,287 mg Subst., 2,320, 2,780 mg Campher, A = 5,1, 5,S0 Mo1.-Gew. Ber. 843 Gef. 740, 713.

Bei der Behandlung des Diacetats mit alkoholischer Kalilauge wird es zu einem Pinakon verseift.

Der J. G. Farbenindustrie- Aktiengeaellschaft , Werk Elberfeld, und der Firma E. Merck, Darmstadt, danken wir fur das uns zur Ver- f ugung gestellte Ergosterin.

Der Forschungsgemeinschsft der Deutschen Wissensehaft sprechen wir fur die Unterstutzung unserer Arbeiten unseren Dank aus.


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