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18 Nr. 24 – Freitag, 13. Juni 2014

Der eine hat ein paarSaiten mehr, wesentlichmehr Haare und deutlichweniger Jahre. Dafür hatder andere einen Bogen,was zumindest bei denHaaren einen gewissenAusgleich schafft.Die Rede ist von den bei-den Solisten des heurigenFrühjahrskonzerts des Sa-lonorchesters Weißenstein,das wie nun schon seit vie-len Jahren gewohnt, amVorabend des Muttertagsüber die Bühne des Kultur-hauses ging.Gewohnt ist aber nur derRahmen, denn inhaltlichwurde Helmut Vacek mitseinem Orchester wiedereinmal dem Ruf gerecht,speziell in den letztenJahren seinem treuenPublikum durchaus auchmusikalisch Ungewohntesanzubieten. Und dass dasgerne angenommen wird,kann jeder, der dabei war,bestätigen.So sah man beim erstenBlick in das Programm kei-nen Strauß, weder Johannnoch Joseph, weder Vaternoch Sohn, auch keinenLehar oder Lanner. Dafüraber etliche Komponisten,die man entweder nichtkannte (Beriot, Rodrigo)oder hier nicht vermutethätte (Ravel, Bizet, Flo-tow).Aber zurück zu den beidenSolisten. Der andere ist alslangjähriger Kon-zertmei-ster (1. Sitzgeiger) desSalonorchesters den mei-sten im Publikum durchausbekannt. Und daß

Bernhard Zojer seinInstrument beherrscht,hatte man ja schon vermu-tet. Aber diesmal war er es,der sich vor das Orchesterstellte und mit der sehrschwung- und effektvollen"Ballettszene" von besag-tem Herrn Beriot dasPublikum in seinen Bannzog und begeisterte. In ste-tiger Steigerung präsen-tiert hier der Solist virtuosePassagen, immer wiederunterbrochen von eingän-giger und lyrischer The-matik. Kaum zu glauben,dass Bernhard Zojer sichder Geige nicht haupfbe-ruflich, sondern „nur“hobbymäßig widmet. Dasallerdings schon sehr lange- immerhin hat er, wieModeratorin Sigrid Kon-nerth glaubhaft versicher-te, dieses Stück schon ein-mal aufgeführt, nämlich1970 als Schüler am Kon-servatorium Klagenfurt.Da war der zweite Solistdes Abends noch langenicht auf der Welt. VukesinMiskovic ist Gitarrist,

kommt aus Serbien undunterrichtet an der Musik-schule in Klagenfurt. Under demonstrierte, wie wirk-lich ergreifend eine Gitarreklingen kann, wenn sie voneinem Könner gespieltwird. Sein Sinn für subtileKlangnuancen trifft aufhohe Musikalität und per-fekte Technik, eine Kombi-nation, die den 2. Satz ausdem hochromantischen„Concerto di Aranjuez“von Joaquin Rodrigo zumeinmaligen Erlebnis wer-den ließ. Und während die Streicherim Orchester bei Rossinis„Wilhelm Tell“ Ouvertüreim wahrsten Wortsinn alleHände voll zu tun hatten,konnten in Ravels bekann-

tem Bolero speziell dieBläser solistisch hervortre-ten, was ihnen absolutüberzeugend gelang.Einiges war wie immer.Sigrid Konnerth führtesouverän-informativ-un-terhaltsam durch das Pro-gramm und Helmut Vacekhatte seine Leute jederzeitunter Kontrolle. Und selbstJohann Strauß bekam nochseinen verdienten Platz beiden Zugaben.In bester Stimmung begabsich das Publikum nachHause; wohl die meisten inder festen Absicht, beimnächsten Konzert der Wei-ßensteiner auf alle Fällewieder mit dabei zu sein.

Vielsaitiges aus Weißenstein

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