W
400 JahreGeschichte in
Ratiborim Spiegel
eines Familiennamens
Vortraggehalten am 13. Juni 2008 im Staatsarchiv in Ratibor
auf der Jahrestagung 2008 der Schlesischen Genealogischen Gesellschaft zu Breslau
anlässlich des 900-jährigen Jubiläums der Stadt Ratiborvon Kay Wischkony aus Braunschweig.
WMotivation der Forschung
Wer bin ich? Die Frage steht – oft unaus
gesprochen – am Anfang der Familienforschung.
„Wischkony“ klingt fremdartig in Norddeutschland.
Niemand konnte ihn mir als Kind erklären und heute auch nicht!
Eigene Forschung seit 2005.
1600 1700 1800 1900 2000
WAusgangslage I
Was war bekannt? Ca. 50 lebende W. in der eigenen Familie.
Sie stammen vom Lekartower Erbscholzen Josef Wischkony (1809-1837) ab.
Angaben zur Erbscholtisei Lekartow des Regionalhistorikers Augustin Weltzel.
Etwa 150 Telephonbucheinträge W. diverser Schreibungen in Polen und Deutschland.
Weder im Polnischen noch im Deutschen eine plausible onomastische Erklärung des Namens.
1600 1700 1800 1900 2000
WAusgangslage II
Was war bekannt? Oskar Kessler hat in den 1970er Jahren die Vorfahren
seiner Frau Klara W. erforscht.
Briefe, Interviews, Sippentafeln Kein Zugang zu Archiven Kaum neue Verbindungen von W.-Familien gefunden
Zurückverfolgt bis etwa 1860 stammen alle befragten W. in Polen und Deutschland aus Ratibor und Umgebung!
Legende einer italienischen Herkunft in vielen W.-Familien, aber ohne jeglichen Beleg.
Der W.-Kosmos war damals sehr klein:
1600 1700 1800 1900 2000
W
WNeue Möglichkeiten
Bessere Aussichten Der Kalte Krieg ist vorbei, die Archive sind zugänglich.
Das Internet erleichtert Recherchen stark:
Suchmaschinen Datenbanken Mailinglisten. Digitalisierte Bücher
Forschungsstelle der Mormonen in der Nähe.
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel
Das Projekt darf 10 Jahre dauern.
1600 1700 1800 1900 2000
WWas soll erforscht werden?
Arbeitshypothesen Alle heutigen W.-Familien haben einen
gemeinsamen Ursprung.
Die Ursprungsfamilie ist zugewandert, möglicherweise aus Italien.
1600 1700 1800 1900 2000
Angestrebte Ergebnisse
Stammbaum aller Familien mit W.-Namensträgern.
Herkunftsort der ersten W.-Familie in Ratibor.
Kontaktaufnahme mit Nachkommen am Herkunftsort.
WWie wird geforscht?
Methoden Sammlung von Nennungen von Namensträgern.
Durchsicht aller erhaltenen Kirchenbücher in den Pfarreien des Namensursprungsgebiets.
Jegliche Namenslisten, gedruckt oder in Datenbanken.
Internetrecherchen mit Suchmaschinen. Identifikation der genannten Personen.
Interviews mit allen erreichbaren, lebenden Namensträgern.
E-Mails, Briefe, Telephonate, Besuche
1600 1700 1800 1900 2000
WErste Ergebnisse
Aus alten Akten In den Urbarien der Ratiborer Schlossherrschaft, zu
der Lekartow damals gehörte, von 1567 und 1595 wird kein W. als Scholz in Lekartow genannt.
Im Karolinischen Kataster aus den 1720-er Jahren werden im Kreis Ratibor Jakob W. in Lekartow und Gregor W. in Sudoll genannt.
Alle Orte, in denen W. vor ca. 1750 genannt werden, gehören zur Herrschaft Kornitz.
1600 1700 1800 1900 2000
WDer mögliche Stammvater
Mathias Wiskoni Älteste bekannte W.-Nennung!
1665 Erbscholz in Lekartow.
Ab 1667 Kindstaufen in Janowitz.
Eventuell stammen alle heutigen W. von ihm ab!
Auftauchen der W. in Lekartow also zwischen 1595 und 1665.
Stirbt 1685.
1600 1700 1800 1900 2000
WAus dem Habsburgischen?
Kornitz – Italien Connections
Die Herrschaft Kornitz wird Anfang bis Mitte des 17. Jhdts. von Wenzel v. Reiswitz auf Kanderzin und Grabowka gekauft und vergrößert.
Wenzel v.R. hat in Italien studiert.
Ein v. Reiswitz aus Schammerwitz war im 16. Jhdt. Hauptmann bei der Marine von Venedig.
Der Janowitzer Priester und Ratiborer Erzpriester Rosali ist der Enkel eines Einwanderers aus Italien.
Folgebesitzer der Herrschaft Kornitz sind die Grafen Bernini aus Italien.
1600 1700 1800 1900 2000
WKirchliches Engagement I
Paul Wiskoni Stifter des Janowitzer Hospitals
1600 1700 1800 1900 2000
Jakob Wyszkoni 1726 als Wohltäter in der Janowitzer Kirche bestattet
Stammvater der zweiten Sudoller W.-Linie
WMit vielen Kindern zum Erfolg
Jakob II. und Jakob III. W.
Der aus Lekartow stammende Jakob II. W. (ca. 1725-1780) übernimmt eine Bauerstelle in Sudoll und hat mindestens sieben überlebende Kinder.
Sein Sohn Jakob III. W. (1751-1794) wird Erbscholz in Benkowitz, welches Amt die Familie dann über drei Generationen bekleidet.
Der Weg von Sudoll nach Benkowitz ist jedoch so beschwerlich, dass dem Familiennamen dabei der I-Laut am Ende verloren geht.
1600 1700 1800 1900 2000
WEine spannende Zwischenfrage
Woher kommt das viele Geld?
In der Generation von Jakob II. erwirbt die Familie W. neben der Bauerstelle in Sudoll auch eine in Woinowitz.
Nur wenig vor diese Zeit fällt die Stiftung des Janowitzer Hospitals.
Fleiß, Glück, Chuzpe oder Erbonkel?
1600 1700 1800 1900 2000
WMit preußischem Akzent
Franz Wyszkon Franz W. aus Sudoll (1764-1830) diente lange Jahre als
Kürassier (schwere Reiterei) bei der alten preußischen Armee.
Als Mitte des 19. Jhdts. eines seiner Enkelkinder einen anderen W. heiraten will, werden die Kirchenbucheinträge der W.-Familien genau untersucht.
Die Taufeinträge von Franz' Nachkommen werden zur besseren Unterscheidung mit einem Akzent versehen: „Wyszkoń“.
1600 1700 1800 1900 2000
WBlauäugig ein blaues Auge bekommen I
Florian Wischkony Der Lekartower Erbscholz Florian W. (1771-1853) bildet
zusammen mit den Nachbarorten Woinowitz und Bojanow einen Correalverband.
Die drei Orte nutzen mit als die ersten in ganz Preußen die Möglichkeiten des neuen Preußischen Landrechts von 1793/4 und kaufen sich 1796 von allen herrschaftlichen Lasten frei.
Sie zahlen wohl aus Unerfahrenheit einen überhöhten Preis, was zusammen mit den Wirren der Napoleonischen Kriege 1828 zur Zwangsversteigerung führt.
1600 1700 1800 1900 2000
WBlauäugig ein blaues Auge bekommen II
Florian Wischkony Obwohl alle Stellenbesitzer laut Freikaufsvertrag als
Gesamtschuldner haften, verliert die Familie W. ihren Besitz in Lekartow nicht, sondern kann ihn sogar auf mehr als 200 Hectar ausbauen.
Wo komt das Geld her?
1600 1700 1800 1900 2000
WKirchliches Engagement II
Valentin Wischkony Valentin lebte 1789-1866
Kaplan in Altendorf und Priester in Rudnik
Stifter der Pfarrstelle in Sudoll, eigenständige Pfarre ab 1886
1600 1700 1800 1900 2000
WNot und Frust oder Abenteuer?
Auswanderung 1860 Josef aus Lekartow nach Twer, Russland
1875 Franz Anton aus Sudoll nach Dänemark
1886 Gustav aus Bauerwitz an die US-Westküste
1888 Karl aus Bauerwitz an die US-Westküste
1902 Karl aus Studzienna nach Deutsch-Südwestafrika
1902 Jan aus Lemberg nach St. Louis, Missouri, USA
1926 Edmund aus Klein-Peterwitz nach Argentinien
1928 Anton aus Woinowitz nach Argentinien
1600 1700 1800 1900 2000
WKirchliches Engagement III
Antonia Wischkony Schwester Siegberta in der Kongregation der Schwestern
vom Göttlichen Erlöser
Einsatz in beiden Weltkriegen
Trägerin der Silbernen Ehrenmedaille vom Roten Kreuze
1879-1962
1600 1700 1800 1900 2000
WBewährte Traditionen – Neue Impulse
W.-Namensträger heute
1600 1700 1800 1900 2000
W
400 JahreGeschichte in
Ratiborim Spiegel
eines Familiennamens
Vortraggehalten am 13. Juni 2008 im Staatsarchiv in Ratibor
auf der Jahrestagung 2008 der Schlesischen Genealogischen Gesellschaft zu Breslau
anlässlich des 900-jährigen Jubiläums der Stadt Ratiborvon Kay Wischkony aus Braunschweig.
WHaben Sie noch Fragen?
Kay Wischkony
www.wischkony.orgW
W