Schriftenreihe Logistik der Technischen Universität Berlin. Sonderband 7
Frank Straube (Hrsg.)
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik
Herausforderungen und Lösungsimpulse
Benjamin NitscheAnna Figiel
Benjamin Nitsche | Anna Figiel
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik–Herausforderungen und Lösungsimpulse
Die Schriftenreihe Logistik der Technischen Universität Berlin. Sonderband / Scientific series logistics at the Berlin Institute of
Technology. Special edition wird herausgegeben von Prof. Dr.-Ing. Frank Straube
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik–
Herausforderungen und Lösungsimpulse
Frank Straube (Hrsg.)
Benjamin Nitsche
Anna Figiel
Universitätsverlag der TU Berlin
Schriftenreihe Logistik der Technischen Universität Berlin. Sonderband
Scientific series logistics at the Berlin Institute of Technology. Special edition 7
Impressum
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Universitätsverlag der TU Berlin, 2016
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Satz/Layout: Shen Hanzhong
ISBN 978-3-7983-2832-7(print)
ISBN 978-3-7983-2833-4 (online)
ISSN 1868-0062 (print)
ISSN 2197-0572 (online)
Zugleich online veröffentlicht auf dem institutionellen Repositorium
der Technischen Universität Berlin:
DOI 10.14279/depositonce-5122
http://dx.doi.org/10.14279/depositonce-5122
I
Team
Herausgeber
Autoren
Benjamin Nitsche
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Technische Universität Berlin
Fachgebiet Logistik
Dr. Anna Figiel
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Technische Universität Berlin
Fachgebiet Logistik
Hanzhong Shen
Katharina Bernhard
Teresa Cook
Martin Bornemann
Prof. Dr.-Ing. Frank Straube
Leiter Fachgebiet Logistik
Technische Universität Berlin
Studentische Mitarbeiter
II
Vorwort
Mit einem Umsatzvolumen von über 180 Mrd. € ist
der Lebensmittelmarkt einer der bedeutendsten Wirt-
schaftszweige Deutschlands. Allein die lebensmittel-
produzierende Industrie beschäftigt in Deutschland
über eine halbe Million Menschen. In diesem von
extrem hohen Kostendruck und geringen Margen
geprägtem Umfeld kommt der Logistik als Wettbe-
werbsfaktor eine hohe Bedeutung zu. Ein volatiles
Nachfrageverhalten, zunehmende Lieferfrequenzen,
eine steigende Sortimentsbreite, knappe Logistik- und
Verkaufsfl ächen sowie die Verderblichkeit der Waren
sind Herausforderungen, die die Lebensmittellogistik
seit Jahren beschäftigen. Im Zuge der Digitalisierung
und sich wandelnder Kundenbedürfnisse entstehen in
rasanter Geschwindigkeit neue Marktteilnehmer und
Geschäftsmodelle, die etablierte Akteure angreifen und
somit den Lebensmittelmarkt verändern.
Diese Veränderungen führen zu einer Vielzahl von
Herausforderungen für die Logistik, die heute zu
einem großen Teil noch nicht gelöst sind. Die vor-
liegende Studie leistet einen Beitrag dazu, Zukunft-
strends der Lebensmittellogistik zu strukturieren und
Handlungsempfehlungen abzuleiten. Aufbauend auf
aktuellen Konsumententrends (u.a. e-Commerce/
Home-Delivery, Transparenz über die Lieferkette, regi-
onale Lebensmittel, Convenience-Food etc.) analysiert
die Studie zukünftige Herausforderungen und formu-
liert potenzielle Lösungsansätze zur Ausrichtung der
Lebensmittellogistik. Grundlage der Studie bilden eine
Online-Umfrage mit 100 Teilnehmern sowie 15 Inter-
views mit Experten aus unterschiedlichen Bereichen
der Lebensmittelwertschöpfungskette.
Die Studie macht u.a. deutlich, dass die Bedeutung des
e-Commerce von Lebensmitteln zwar zunimmt, jedoch
aus heutiger Sicht noch nicht abzusehen ist, wie inner-
städtische Logistikstrukturen gestaltet werden müssen,
um den Bedarf an Lebensmittellieferungen kosteneffi -
zient zu decken. Besonders die Belieferung der letzten
Meile verursacht nach wie vor immense Kosten, die
durch Liefergebühren nur selten kompensiert werden
können. Aber auch die physische und informatorische
Verzahnung der neu entstehenden Vertriebskanäle
stellt Unternehmen vor Herausforderungen, sodass
die Umsetzung einer effi zienten Omni-Channel-Logistik
eine der Kernherausforderungen der Zukunft bleibt.
Auf Basis der identifi zierten Herausforderungen werden
Handlungsempfehlungen für die zukünftige Ausrichtung
der Logistik von Lebensmittelherstellern, Händlern
sowie Logistikdienstleistern gegeben. Hervorzuheben
ist, dass sich durch die neuen Konsumententrends
besonders für Logistikdienstleister eine Vielzahl an
Chancen ergeben. Um deren Potenzial voll auszuschöp-
fen, muss jedoch rechtzeitig auf die Trends reagiert
werden, um nicht von der spezialisierten Konkurrenz
überholt zu werden.
Ein besonderer Dank gilt vor allem den Teilnehmern
der Onlinebefragung und der Interviews, die durch ihr
Engagement diese Studie maßgeblich geprägt haben.
Außerdem möchten wir Herrn Wolfpeter Hocke und
Herrn Dieter Bock herzlich danken, die uns durch ihr
inhaltliches Feedback bei der Konzeption und Erstellung
der Studie unterstützt haben.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und viel
Erfolg bei der zukünftigen Ausrichtung Ihrer Logistik.
Prof. Dr.-Ing. Frank Straube
Herausgeber
III
INHALTSVERZEICHNIS
MANAGEMENT-ZUSAMMENFASSUNG IV
1 Zielstellung, Methodik und Aufbau der Studie 1
2 Einführung in den Lebensmittel markt und seine Trends 52.1 Status Quo des Lebensmittelmarkts und der Logistik ...................................................5
2.2 Traditionelle Logistikstrukturen und neue Geschäftsmodelle .........................................6
3 Konsumententrends und ihr Einfluss auf die Lebensmittellogistik 10
3.1 Konsumententrends im Vergleich ................................................................................10
3.2 e-Commerce/Home-Delivery ......................................................................................12
3.3 Transparenz ...............................................................................................................14
3.4 Saisonale und regionale Lebensmittel .........................................................................17
3.5 Convenience-Food .....................................................................................................19
3.6 Food Waste Awareness ..............................................................................................21
3.7 Convenience-Stores ...................................................................................................24
3.8 Bio- und Fair-Trade-Siegel ..........................................................................................25
4 Herausforderungen und Lösung simpulse für die Lebensmittel logistik der Zukunft 27
4.1 Unternehmensstrategie ...............................................................................................27
4.2 Netzwerk und Prozesse ..............................................................................................31
4.3 Technologien .............................................................................................................35
4.4 Mitarbeiter ..................................................................................................................42
5 Zusammenfassung und Ausblick 45
5.1 Erkennbare Veränderungen von Logistikstrukturen .....................................................45
5.2 Zusammenfassende Handlungsempfehlungen ...........................................................48
5.3 Ausblick: Lebensmittellogistik-Lösungen für die Stadt von morgen .............................52
LITERATURVERZEICHNIS 58
ABBILDUNGSVERZEICHNIS 61
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse IV
Management-Zusammenfassung
Die Dynamik der Lebensmittellogistik nimmt zu. Tra-
ditionelle Einflussfaktoren wie u.a. eine wachsende
Sortimentsbreite, volatiles Nachfrageverhalten, knappe
Logistik- und Verkaufsfl ächen sowie ein zunehmender
Urbanisierungsgrad beeinfl ussen die Lebensmittello-
gistik seit Jahren. Zusätzlich zu den bestehenden tra-
ditionellen Einfl ussparametern ist eine Veränderung im
Konsumverhalten der Kunden zu beobachten und neue
Trends entstehen, die einen maßgeblichen Einfl uss auf
die Logistik von Unternehmen entlang der Wertschöp-
fungskette haben.
Die zunehmende Digitalisierung des Angebots
und der Logistikkette verändert den Markt und
Konsumententrends wie e-Commerce und Home-
Delivery gewinnen stetig an Bedeutung. Auch wenn der
stationäre Lebensmittel einzelhandel nach wie vor den
größten Marktanteil hat, entstehen in rasanter Geschwin-
digkeit neue Geschäftsmodelle, die mit innovativen
Angeboten und Belieferungskonzepten mit dem Handel
konkurrieren. Das führt wiederum dazu, dass auch der
Lebensmitteleinzelhandel zunehmend gezwungen ist,
neuartige und innovative Lieferservices anzubieten und
sein Kerngeschäft zu erweitern.
Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, ausge-
hend von den wichtigsten Konsumententrends des
Lebensmittelmarktes die Herausforderungen für die
Abbildung 1: Aufbau und methodisches Vorgehen der Studie
V
Lebensmittellogistik zu identifi zieren und Lösungsstrate-
gien zu entwickeln. In diesem Zusammenhang werden
vor allem Handlungsempfehlungen für Hersteller,
Händler sowie Logistikdienstleister abgeleitet.
Basis der Studie bildet dabei eine Literaturanalyse und
eine Befragung von 100 Unternehmen aus der lebens-
mittelproduzierenden Industrie, allen relevanten Handels-
typen sowie logistischen Dienstleistungsunternehmen.
Außerdem wurden Vertiefungsinterviews mit 15 Experten
aus unterschiedlichen Bereichen der Lebensmittelwert-
schöpfungskette geführt.
Auf Grundlage der Literaturanalyse werden zum einen
der Status Quo der Lebensmittellogistik sowie die sieben
Konsumententrends identifi ziert, die einen zusätzlichen
Einfl uss auf die zukünftige Lebensmittellogistik haben
können. Entsprechend der sieben Trends werden ver-
schiedene Logistikstrategien abgeleitet und vorgestellt.
Der Kundenwunsch nach mehr Transparenz über die Lie-
ferkette sowie die steigende Nachfrage nach regionalen
und saisonalen Lebensmittel stellen aus Sicht der befrag-
ten Unternehmen die wichtigsten Trends dar. Ebenso
gewinnt besonders der Trend e-Commerce/Home-
Delivery zukünftig enorm an Bedeutung. Diese steigende
Bedeutung deckt sich mit der aktuellen Marktentwick-
lung, da besonders diesen Trend betreffend regelmäßig
neue Geschäftsmodelle entstehen. Insbesondere die
logistischen Herausforderungen des Transparenz-Trends
werden von der Praxis als am höchsten eingestuft, da
hiervon die komplette Wertschöpfungskette betroffen ist
und netzwerkweite Standards und Monitoring-Systeme
implementiert werden müssen.
Aus heutiger Sicht sind viele der zukünftigen Herausfor-
derungen der Lebensmittellogistik noch nicht hinreichend
gelöst. Zwar steigt der Bedarf an Lebensmittelbelie-
ferung in der Stadt, jedoch stoßen die momentanen
innerstädtischen Logistikstrukturen an ihre Grenzen und
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, knappe
Flächen effi zient zu nutzen und die kostenintensive letzte
Meile wirtschaftlich abzuwickeln. Hinzu kommt, dass
Städte oft nicht bereit sind, innerstädtische Flächen für
Konsumententrends
e-Commerce/Home-Delivery in Städten und Flächengebieten
Transparenz über die Lieferkette
Bevorzugung saisonaler und regionaler Lebensmittel
Convenience-Food
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Strategien
Unte
rneh
men
s-st
rate
gie
Angebot von e-Commerce/Home-Delivery/Cross/Omni-Channel
Same-Day-Delivery
Entwicklung neuer Geschäftsmodelle
Kooperationen in der Logistik
Netz
wer
k/Pr
ozes
s
Erzielung von Synergien im Fulfillment der Vertriebskanäle: Sortimentsallokation, Kommissionierung, Transport
Entwicklung neuer Bündelungs- und Distributionsstrategien
Aufbau von städtischen Verkaufs- und Logistikflächen
Konzepte zur Minderung des Flächenbedarfs
Entwicklung von Versorgungskonzepten für die Stadt
Aufbau von Logistikstrukturen zur Lebensmittelrückführung
Tech
nolo
gien
Digitalisierung der Logistikkette
IT als Erfolgsfaktor für Omni-Channel-Logistik
Transparenz/Tracking-and-Tracing über IT-Plattformen und Apps
Cold Chain Management auf der letzten Meile
Verpackungsänderungen
Mit-
arbe
iter
Sensibler Umgang mit der Herausforderung des „gläsernen Mitarbeiters“
Aus- und Weiterbildungskonzepte, um Fachkräftemangel entgegenzuwirken
Trad
ition
elle
Einf
luss
fakt
oren
von
Leb
ensm
ittel
n au
f die
Log
istik
Volatiles Nachfrage-verhalten
Nachhaltigkeit
Urbanisierung
Demografischer Wandel
Konzentration im Lebensmittel-einzelhandel
Zunehmende Lieferfrequenz
Knappe Logistikflächen
Preiskampf
Überallverfüg-barkeit von Lebensmitteln
Trend zu Multi-Channel
Steigende Sortimentsbreite
Abbildung 2: Konsumententrends und Strategien der Lebensmittellogistik
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse VI
Logistikprojekte freizugeben, was zukünftige Konzepte
wie die Same-Hour-Belieferung von Lebensmitteln durch
den Handel sichtlich erschwert. Aber auch der Einklang
von nachhaltigen Produkten und nachhaltiger Logistik
ist aus heutiger Sicht nicht zufriedenstellend umgesetzt.
Die größte Herausforderung auf Technologie- und Logis-
tiknetzwerk-Ebene stellt die Umsetzung einer effi zienten
Omni-Channel-Logistik dar. Aktuell werden Online-Kun-
den und stationäre Kunden oft aus zwei verschiedenen
Logistiksystemen bedient. Wie hier Synergien erzielt
werden können ist noch nicht zufriedenstellend gelöst
und erfordert Innovationen. Auf technologischer Ebene
stellt sich zudem die Herausforderung einer effi zienten
Abwicklung der letzten Meile. Innovative Konzepte für
fl exible Mehrkammerfahrzeuge für die letzte Meile exis-
tieren kaum, könnten jedoch die Distribution der letzten
Meile effi zienter gestalten.
Zur zukünftigen Ausrichtung der Lebensmittellogistik
werden in der Studie Handlungsempfehlungen für Her-
steller, Händler und Logistikdienstleister gegeben, wie
sie auf die neuen Konsumententrends reagieren können.
Für Hersteller sind die Veränderungen die sich aus den
untersuchten Trends ergeben, vergleichsweise gering. Vor
allem sollten sie die Schaffung von Transparenz entlang
der Logistikkette als Wettbewerbsfaktor verstehen und
die Informationen dementsprechend leicht zugänglich
(z.B. App-basiert) zur Verfügung stellen. Außerdem
können Hersteller versuchen, in bestimmten Bereichen
eine Abkehr von internationalen Logistikketten herbeizu-
führen und eher regionale Inhaltsstoffe zu verwenden, um
der steigenden Bedeutung dieses Konsumententrends
Rechnung zu tragen. Experten gehen davon aus, dass
sich mit der steigenden Bedeutung des e-Commerce
auch die Verpackungen von Lebensmiteln drastisch
ändern müssen, da diese aktuell nur den Logistikan-
forderungen des Handels entsprechen (z.B. für den
Palettenversand optimiert und displayfähig). Hier können
Hersteller und Händler frühzeitig gemeinsam Lösungen
erarbeiten, um die positive Entwicklung des e-Commerce
zu unterstützen.
Für den Handel führen die Konsumententrends zu umfas-
senden Veränderungen. Es ist es nach wie vor ratsam,
Herausforderungen des Logistiknetzwerks
Technologische Herausforderungen
⟩ Physische und informa-torische Verzahnung
von Vertriebskanälen⟩ Bedienung der Kanäle
aus einem flexiblen Logistiksystem
⟩ Synergiebildung
⟩ Innerstädtische Logistikstrukturen für Same-Hour Lebensmittelbelieferung
⟩ Entwicklung geeigneter Bündelungs-strategien in der Beschaffung (u.a. für regionale und saisonale Lebensmittel)
⟩ Bündelungsstrategien für die Bewältigung der letzten Meile zum Endkunden, z.B. durch kooperative Auslieferungsmodelle mehrerer Händler
⟩ Lebensmittelrückführung (Prozesse, Kosteneffizienz, Geschäftsmodelle etc.)
⟩ Bio-Produkte und ökologische Nachhaltigkeit in Einklang bringen
⟩ Akteursübegreifende Transparenz von Logistikketten durch Technologieeinsatz und Standardisierung
⟩ Mehrkammer-Transportfahrzeuge für die kosteneffiziente Abwicklung der letzte Meile
⟩ Nutzung von alternativen Antriebstechnologien für die Distribution von Lebensmitteln
Omni-Channel-Logistik
Abbildung 3: Bisher unzureichend gelöste Herausforderungen in der Lebensmittellogistik
VII
das e-Commerce & Home-Delivery-Angebot auszubauen
und das gesamte Sortiment online zur Verfügung zu
stellen. Als Alternative für die kostenintensive Belieferung
der letzten Meile können Click-and-Collect-Konzepte
dienen, die in anderen Ländern schon erfolgreich umge-
setzt wurden. Insgesamt erfordert das Bedienen ver-
schiedener Vertriebskanäle ein fl exibles Logistiksystem,
welches verschiedene Kunden und Nachfragestrukturen
bedienen kann, ohne IT-Systemlandschaften aufzubauen.
Um eine erfolgreiche Omni-Channel-Logistik durchzufüh-
ren, gilt ein integriertes IT-System als kritischer Erfolgs-
faktor. Daher sind die verschiedenen Anforderungen der
Vertriebskanäle an das IT-System bereits bei dessen
Konzeptionierung frühzeitig zu berücksichtigen, um auch
Cross-Channel-Retouren zu ermöglichen. Erfolgreiche
Handelsunternehmen bündeln außerdem die Verant-
wortung über die Abwicklung der Vertriebskanäle in der
Logistik, da sich hier hohe Synergien erzielen lassen.
Für Logistikdienstleister bieten die Veränderungen in
der Lebensmittellogistik auf strategischer Ebene diverse
neue Geschäftsfelder und -modelle, für die rechtzeitig
Strategien und Konzepte erarbeitet werden müssen,
um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wer sich den Trends
des Marktes verschließt, kann langfristig auf Probleme
stoßen. Im Rahmen der Studie konnten verschiedene
Bereiche identifi ziert werden, deren Abwicklung durch
intelligente Dienstleistungskonzepte Effizienzvorteile
versprechen. Beispielsweise sind mit steigendem Bedarf
an saisonalen und regionalen Lebensmittel neue Bünde-
lungsstrategien erforderlich, um die kleinteilig-verteilten
Sendungen aus dem Umland in die Stadt bzw. zum
Handel zu transportieren. Darüber hinaus ist es denkbar,
dass Logistikdienstleister zukünftig die Rückführung von
Lebensmitteln in soziale Einrichtungen oder beispiels-
weise zu Biogas-Anlagen übernehmen können. Aber
auch die Convenience-Food-Belieferung der Endkunden
durch einen Logistikdienstleister bietet enorme Vorteile
gegenüber den unzähligen von Gastronomiebetrieben
autark und nicht aufeinander abgestimmt betriebenen
Lieferdiensten. Zudem ist anzumerken, dass aktuell
nur sehr wenige Dienstleister dazu in der Lage sind,
Hersteller
⟩ Transparenz herstellen und als Wettbewerbsfaktor verstehen
⟩ Schaffung von Verpackungen für die Logistikanforderungen des e-Commerce
⟩ Wenn möglich, regionale Produkte und Inhaltsstoffe einführenØ teilweise Abkehr von
internationalen Logistikketten möglich
⟩ Integration von Transport und Logistik
Handel
⟩ Auf- bzw. Ausbau des Home-Delivery-Angebots
⟩ Click-and-Collect Konzepte als Alternative zur letzten Meile
⟩ Bedienung mehrerer Vertriebskanäle aus einem flexiblen Logistiksystem Ø Abkehr von Subsystemen
⟩ IT als Erfolgsfaktor guter Omni-Channel-Logistik
⟩ Flexibilisierung der Anlieferzeitfenster
⟩ Integration Logistikdienstleister
LDL
⟩ Frühzeitiges Vordenken neuer Geschäftsfelder und –modelle
Ø u.a. Convenience-Food-LDL zur Entlastung der Stadt
Ø Bündelungsstrategien für regionale Lebensmittel
Ø Rückführung von Lebensmitteln
Ø Letzte Meile Food-LDL⟩ Investition in Mehrkammer-
Fahrzeuge
Gemeinsame Handlungsfelder
Food Waste Awareness schaffen und
gemeinsame Initiativen starten
Entwicklung von Versorgungskonzepten für
die Stadt von morgen
Nutzung zentralerIT-Plattform zur Schaffung von Transparenz
Forschung an Logistiktechnologien
Logistikkooperationen z.B. zur Nutzung
begrenzter Flächenressourcen
Abbildung 4: Handlungsempfehlung für die zukünftige Ausrichtung der Lebensmittellogistik
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse VIII
eine effiziente Logistik auf der letzten Meile über alle
Temperaturbereiche durchzuführen, obwohl der Markt
für Lebensmittellieferdienste stark wächst. Daher sollten
Logistikdienstleister bereits heute Strategien entwickeln,
wie sie sich in dem wachsenden Markt positionieren
wollen.
Zusätzlich zu den akteursspezifischen Handlungsemp-
fehlungen konnten gemeinsame Handlungsfelder iden-
tifiziert werden, deren erfolgreiche Ausgestaltung eine
Zusammenarbeit aller Akteure erfordert. Eines dieser
Felder ist die gemeinsame Reduzierung von Verschwen-
dung entlang der Logistikkette von Lebensmitteln. Aktuell
werden hier hauptsächlich Maßnahmen von Unterneh-
men allein durchgeführt, obwohl davon auszugehen ist,
dass akteursübergreifende Lösungen einen zusätzlichen
Mehrwert bieten. Aber auch Logistikkooperationen
rücken immer mehr in den Fokus der Betrachtung, da
unter anderem mit schwindenden Logistikflächen in
urbanen Ballungsgebieten und steigendem Kosten-
druck die effiziente Nutzung dieser Ressourcen immer
notwendiger wird.
Mit einer stetig wachsenden Weltbevölkerung und einer
zunehmenden Urbanisierung wird auch die Lebensmit-
telversorgung von Städten immer komplexer. Auf Basis
der Erkenntnisse der Studie und aktuellen Entwicklun-
gen wird zum Abschluss ein Ausblick gegeben, welche
Logistiklösungen in der Stadt der Zukunft denkbar sind.
Innovative Kooperations- und Integrationsmodelle sind
dabei ebenso notwendig, wie die Umsetzung nach-
haltiger Vertical Farming Konzepte zur Versorgung des
Lebensmittelbedarfs in der Stadt.
ZIELSTELLUNG, METHODIK UND AUFBAU DER STUDIE 1
1
Motivation und Zielstellung
Der Lebensmittelmarkt befindet sich im Wandel.
Während die stationären Lebensmitteleinzelhändler
nach wie vor den größten Marktanteil haben, ent-
stehen regelmäßig neue Anbieter, Geschäftsmodelle
und Belieferungskonzepte, die den Markt verändern.
Das Angebotsspektrum erweitert sich rasant und sich
ändernde Ess- und Kaufgewohnheiten der Endkun-
den sind klar zu beobachten. Zudem ist der Markt u.a.
gekennzeichnet durch ein volatiles Nachfrageverhalten,
einen enormen Preiskampf sowie knappe Logistik- und
Verkaufsflächen, zumindest in urbanen Ballungsge-
bieten. Diese Veränderungen haben einen massiven
Einfluss auf logistische Parameter wie z.B. Auftragsgrö-
ßen, Bündelungsstrategien und Stufigkeiten, weshalb
davon auszugehen ist, dass auch die Lebensmittel-
logistik zukünftig vor völlig neuen Herausforderungen
stehen wird.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, aktuelle Marktent-
wicklungen in der Lebensmittellogistik aufzuzeigen,
Entwicklungstendenzen und zukünftige Herausforde-
rungen zu identifizieren sowie potenzielle Lösungs-
ansätze zu formulieren. Ausgehend vom Kunden als
Grundlage logistischen Handelns werden zunächst
aktuelle Konsumententrends erläutert, die Einfluss
auf logistische Aktivitäten haben. Im Anschluss wird
mit Hilfe einer Online-Umfrage die Bedeutung der
Konsumententrends für die jeweiligen Akteure der
Lebensmittelketten sowie deren Auswirkung auf die
Logistik bewertet. Zusätzlich werden im Rahmen von
Experteninterviews Erkenntnisse aus der Umfrage
vertieft, um abschließend zukünftige Herausforderun-
gen und Lösungsstrategien der Lebensmittellogistik
aufzuzeigen.
Methodik
Literaturrecherche und qualitative Inhaltsanalyse
Zu Beginn der Studie wurde eine umfassende Literatur-
recherche durchgeführt. Im Fokus standen sowohl wis-
senschaftliche Veröffentlichungen als auch Studien und
Fachzeitschriften. Ziel der Recherche war es, Kernthe-
men, Handlungsfelder und Konsumententrends im
Lebensmittelmarkt zu extrahieren, um ein grundlegendes
Bild über die aktuellen Marktentwicklungen zu erarbeiten.
Die aktuellen Konsumententrends bilden den Ausgangs-
punkt der Studie. Zwar gibt es auch beschaffungsseitige
Trends, jedoch wurden diese im Rahmen der Studie nicht
näher untersucht. Auf Basis einer qualitativen Inhalts-
analyse von neun ausgewählten Konsumententrend-
Studien [1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9] wurden die aktuellen
Konsumententrends extrahiert, die zukünftig Einfluss auf
die Lebensmittellogistik haben. Dabei wurden sie von
Trends getrennt, deren Einfluss auf logistische Aktivitä-
ten eher gering sind (u.a. neue Ernährungsformen wie
beispielsweise. veganes Essverhalten oder „Functional
Food“ – Lebensmittel mit gesundheitlichem Zusatz-
nutzen). Auf Basis der neun Studien konnten sieben
Kerntrends identifiziert werden, die die Grundlage der
Online-Befragung darstellten. Dabei handelt es sich um
die Konsumententrends „e-Commerce/Home-Delivery“,
1 Zielstellung, Methodik und Aufbau der Studie
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 2
„Transparenz“, „saisonale und regionale Lebensmittel“,
„Convenience-Food“, „Food Waste Awareness“, „Con-
venience-Stores“, und „Bio- und Fair-Trade-Siegel“, die
im Abschnitt 3 näher erläutert werden.
Online-Befragung
Aufbauend auf den identifi zierten Konsumententrends
wurde von den Autoren ein Online-Fragebogen erstellt,
der sich inhaltlich in zwei Fragenblöcke gliedert.
Zunächst wurden die Teilnehmer gebeten, die Bedeu-
tung der jeweiligen Konsumententrends sowohl aus
heutiger Sicht als auch in fünf Jahren zu beurteilen.
Dazu würden die Teilnehmer gebeten, diese Bedeutung
auf einer Skala von 1(„niedrig“) bis 5 („hoch“) zu bewer-
ten. Im Anschluss sollte im zweiten Fragenblock mithilfe
derselben Skala der Einfl uss der jeweiligen Konsumen-
tentrends auf die Logistik bewertet werden. Dazu wurde
jeweils der Einfl uss auf die fünf Ebenen der Logistik –
„Unternehmensstrategie“, „Netzwerke“, „Prozesse“,
„Technologien“ und „Mitarbeiter“ – abgefragt. Zusätzlich
zu den zwei inhaltlichen Fragenblöcken wurden einige
Fragen gestellt, die der Beschreibung der Stichprobe
dienen sollten, sowie die Logistikkosten der Unterneh-
men abgefragt.
Um ein möglichst umfassendes Meinungsbild des
Lebensmittelmarktes abzubilden, wurde der Frage-
bogen an 970 Teilnehmer versendet sowie durch die
Lebensmittelzeitung beworben. Bei der Stichproben-
zusammenstellung wurde darauf geachtet, dass poten-
zielle Teilnehmer aus allen Stufen der Lebensmittelkette
ausgewählt werden. Dazu zählen Lebensmittelein-
zel- und -großhändler, Rohstoffl ieferanten, Hersteller,
Logistikdienstleister, Gastronomiebetreiber und Home-
Delivery-Anbieter. Der Erhebungszeitraum erstreckte
sich von August bis September 2015.
Innerhalb des Erhebungszeitraums konnten 120 Rück-
läufe verzeichnet werden. Nach Überprüfung der Frage-
bögen auf Vollständigkeit und Plausibilität der Antworten
konnten 100 verwertbare Datensätze identifi ziert werden.
Abbildung 5: Methodisches Vorgehen
Literaturrecherche Online-Befragung Experteninterviews
Analyse von:⟩ Wissenschaftlichen
Veröffentlichungen ⟩ Studien ⟩ Fachzeitschriften
à Konsumententrends & Handlungsfelder
⟩ Qualitative Inhaltsanalyse von 9Konsumententrend-Studien
1) Bewertung der Bedeutung der Trends heute und in 5 Jahren
2) Bewertung von Einfluss der Trends auf die Logistik („Unternehmensstrategie“, „Netzwerke“, „Prozesse“, „Technologien“ & „Mitarbeiter“)
⟩ Inserat in LMZ⟩ 970 direkte Kontakte⟩ Auswertung von
100 verwertbaren Antworten
⟩ 15 semi-strukturierte Interviews
⟩ Repräsentative Zusammensetzung: Hersteller, Handels, LDL, Verbänden & Start-Ups
⟩ Diskussion von Marktentwicklungen
Identifikation von 7 Kerntrends
Bewertung der Trends und Einfluss auf Logistik
Herausforderungen & Lösungsansätze
Aug. – Sep. 2015 Dez. 2015 – Feb. 2016Jun. – Aug. 2015
ZIELSTELLUNG, METHODIK UND AUFBAU DER STUDIE 3
1
Den Großteil der befragten Personen bilden Lebens-
mitteleinzel- und -großhändler, Hersteller sowie Logis-
tikdienstleister. Zudem konnten wenige Antworten von
Gastronomiebetreibern und Home-Delivery-Anbie-
tern ausgewertet werden. Im weiteren Studienverlauf
werden in den Auswertungen Lebensmitteleinzel- und
-großhändler als Händler zusammengefasst. Zudem
erfolgen die meisten Auswertungen aufgrund der
höheren Anzahl an Antworten als Vergleich von Händ-
lern, Hersteller und Logistikdienstleistern. Nichtsdesto-
trotz wird, u.a. im Rahmen der Experteninterviews, auch
auf ausgewählte Herausforderungen und Lösungsan-
sätze für die weiteren Teilnehmergruppen eingegangen.
Knapp die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen
weisen einen Jahresumsatz von mehr als 1. Mrd. €
auf und beschäftigen über 2.000 Mitarbeiter. Jedoch
konnten auch ein großer Teil an mittelständischen Unter-
nehmen für die Studienteilnahme gewonnen werden.
Unternehmen mit unter 10 Mio. € Jahresumsatz stellen
eher die Minderheit dar. Lediglich 7 % der teilnehmenden
Unternehmen beschäftigen 50 oder weniger Mitarbeiter.
Experteninterviews
Im weiteren Verlauf der Studienerstellung wurden Inter-
views mit Logistikexperten der Lebensmittelbranche
geführt. Diese semi-strukturierte Interviews wurden
im Zeitraum von Dezember 2015 bis Februar 2016
durchgeführt. Bei der Auswahl der Interviewteilnehmer
wurde Wert auf eine ausgewogene und repräsenta tive
Zusammensetzung der Experten geachtet, sodass über
die verschiedenen Positionen der Lebensmittel-Supply-
Chain Aussagen getroffen werden können. Ziel der
Interviews war es, im Anschluss an die ausgewertete
Online-Umfrage die identifi zierten Kerntrends zu disku-
tieren sowie Herausforderungen und Lösungsansätze
der Lebensmittellogistik zu erarbeiten.
Abbildung 6: Sample der Online Befragung (n=100)
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 4
Aufbau der Studie
Um den Status Quo des Lebensmittelmarktes fest-
zustellen sowie Entwicklungstendenzen aufzuzeigen,
werden zunächst aktuelle Marktzahlen und Fakten
dargelegt. Zudem werden aktuelle Logistikstrukturen
sowie neue Geschäftsmodelle beschrieben, die neue
Herausforderungen an die Lebensmittellogistik stellen.
Grundlage dieses Abschnitts bildet hauptsächlich die
Literaturrecherche.
Im darauffolgenden Kapitel 3 werden die identifi zierten
Konsumententrends – e-Commerce/Home-Delivery,
regionale und saisonale Lebensmittel, Transparenz,
Convenience-Food, Convenience-Stores, Food Waste
Awareness sowie Bio- und Fair-Trade-Siegel – defi niert,
erläutert und deren Auswirkung auf die Logistik von
Unternehmen dargestellt. Die Basis der Erkenntnisse
dieses Abschnitts stellt zum einen die Literaturanalyse,
aber vor allem die Auswertung der Online-Umfrage dar.
Auf Grundlage der vorherigen Ausführungen fokussiert
Kapitel 4 die zukünftigen Herausforderungen der Lebens-
mittellogistik auf den fünf Ebenen Strategie, Netzwerke,
Prozesse, Technologien sowie Mitarbeiter. Dabei bildet
das Kapitel 4 die Synthese aus Literaturrecherche,
Online-Umfrage und Experteninterviews und stellt für
ausgewählte Problemstellungen Lösungsansätze für die
Lebensmittellogistik dar. Dabei werden Herausforderun-
gen im Omni-Channel-Business und Veränderungen der
Netzwerkstrukturen durch e-Commerce ebenso thema-
tisiert wie die Umsetzung unternehmensübergreifender
Transparenz von Lebensmittelketten.
Abschließend werden die identifi zierten Lösungsan-
sätze zusammengefasst und dabei ein Ausblick auf die
Lebensmittellogistik in der Stadt der Zukunft gegeben.
Abbildung 7: Aufbau und methodisches Vorgehen der Studie
Einführung in den Lebensmittelmarkt und seine Trends 5
2
2 Einführung in den Lebensmittel-markt und seine Trends
2.1 Status Quo des Lebensmittelmarkts und der Logistik
Die deutsche Ernährungsindustrie erwirtschaftet pro
Jahr einen Umsatz von über 172 Mrd. € und ist damit
der viertgrößte Industriezweig in Deutschland. Mit
knapp 560.000 Beschäftigten in über 5.800 Betrieben
ist sie einer der Motoren der deutschen Wirtschaft.
Der überwiegende Teil dieser Unternehmen sind kleine
und mittelständische Unternehmen (KMU) mit unter
250 Mitarbeitern. Während der Markt in Deutschland
seit geraumer Zeit stagniert, steigt die Bedeutung des
Exportgeschäfts mit deutschen Lebensmitteln stetig.
So konnte 2014 mit einem Exportwachstum 2,5 % und
einem Umsatzvolumen von über 54 Mrd. € ein neuer
Bestwert erreicht werden. Damit ist Deutschland der
drittgrößte Exporteur von Lebensmitteln weltweit. [2]
Zwar ist der Markt der Lebensmittelhersteller stark KMU-
geprägt, jedoch weist der Lebensmitteleinzelhandel
in Deutschland eine sehr hohe Konzentration auf. Die
fünf größten Händler (Edeka-Gruppe, Rewe-Gruppe,
Schwarz-Gruppe, Aldi-Gruppe und die Metro-Gruppe)
vereinen über 72 % des Jahresumsatzes von 186 Mrd.
€ im Lebensmitteleinzelhandel. [2] Die rasante Erhöhung
der Sortimentsbreite in den letzten Jahren stellt eine
der Kernherausforderungen für den Lebensmitteleinzel-
handel dar. Abhängig von der Art und Größe des Marktes
umfasst die Sortimentsbreite eines Lebensmittelmarktes
heute 2.000 bis 50.000 unterschiedliche Artikel. Diese
stark steigende Sortimentsbreite, gepaart mit einer stei-
genden Volatilität der Kundennachfrage, der Verderb-
lichkeit der Waren sowie der Substituierbarkeit der Güter
erschwert die Prognostizierbarkeit der Nachfrage auf
Einzelartikel ebene, da variantenabhängige Verteilungen
mitberücksichtigt werden müssen. Dies schlägt sich deu-
tlich in einem erhöhten Logistikaufwand der Lebensmittel-
branche nieder, weshalb die Nachfrage nach innovativen
Logistiklösungen wächst. Allein in Deutschland werden
jährlich knapp 20 Mrd. € für die Lebensmittellogistik aus-
gegeben. [10] Die Logistikkosten der im Rahmen der
vorliegenden Studie teilnehmenden Unternehmen liegen,
gemessen am prozentualen Anteil am Gesamtumsatz, in
einer Bandbreite von 6 bis 10 %. Jedoch ist auffällig, dass
die Abgrenzung der Logistikkosten sehr unterschiedlich
ist und fast die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen
ihre Logistikkosten nicht ausreichend genau kennen.
Auch wenn der Großteil der produzierten Lebensmit-
tel nach wie vor über die klassischen Strukturen der
Lebensmitteleinzelhändler vertrieben wird, gewinnt der
Online-Distanzhandel immer mehr an Bedeutung. Der
prozentuale Anteil des e-Commerce am Gesamtumsatz
im Bereich der Lebensmittel liegt aktuell bei gerade
einmal 1 %, wohingegen dieser Anteil für andere Pro-
duktkategorien bereits bei über 10 % liegt. Jedoch sind
sich Experten einig, dass die Bedeutung des Online-
Lebensmitteldistanzhandels zukünftig stark zunimmt.
So stieg der Onlineumsatz in Deutschland mit Lebens-
mitteln im 3. Quartal 2015 auf 290 Millionen €. Dies
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 6
entspricht im Vergleich zum 3. Quartal 2014 einem
Umsatzwachstum von 52,4 %. [11] Zurückzuführen ist
das Umsatzplus u.a. auf einen immensen Werbe- und
Marketingaufwand im Jahr 2015, der die Kundenwahr-
nehmung im Bereich des Onlinehandels von Lebens-
mitteln gesteigert hat. Den Trend erkennend entwickeln
mittlerweile auch diverse Lebensmitteleinzelhändler
Konzepte der Lebensmittelbelieferung an die Haustür
der Kunden und setzen diese zum Teil erfolgreich um.
Bis zum Jahr 2020 wird davon ausgegangen, dass der
Marktanteil von e-Commerce in der Lebensmittelindus-
trie auf 10 % steigen wird. [12]
Getrieben werden die Veränderungen im Lebensmit-
telmarkt zum Großteil durch den Kunden. Dessen
Anforderungen und Bedürfnisse ändern sich, weshalb
die starren Strukturen des Lebensmitteleinzelhandels
im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr allen Kun-
dengruppen genügen. Daher ist davon auszugehen,
dass besonders der Trend des e-Commerce den Markt
auf lange Sicht maßgeblich verändern wird. Darüber
hinaus zeigen unterschiedliche Studienergebnisse,
dass für den Großteil der Kunden der Preis nicht mehr
das einzige Kriterium bei Lebensmitteleinkauf darstellt.
[13] Viele der zusätzlichen Kaufkriterien wie Qualität,
Nachhaltigkeit oder die Herkunft des Produkts stehen
in unmittelbarem Zusammenhang mit logistischen
Funktionen, weshalb der Logistik in der Lebensmittel-
branche ein besonderer Stellenwert beigemessen wird.
Besonders der Aspekt der Verderblichkeit bzw. Quali-
tätsveränderung des Guts während des Transports bis
zum Endkunden birgt zusätzliche Herausforderungen,
die effiziente Prozesse unabdingbar machen.
Zudem wird der Lebensmittelmarkt langfristig von diver-
sen Megatrends beeinflusst, die auch andere Industrien
nachhaltig beeinflussen. Allein die Trends der Urbani-
sierung und des demografischen Wandels verändern
Kundenstrukturen und -anforderungen maßgeblich.
Hochrechnungen ergeben, dass allein in Deutschland
im Jahr 2060 knapp doppelt so viele 70-Jährige leben,
wie Geburten erwartet werden. [14] Hinzu kommt, dass
ein Großteil dieser Personen bis dahin in urbanen Bal-
lungsgebieten leben wird. Allein diese beiden Aspekte
verdeutlichen, dass sich nicht nur das Angebot im
Lebensmittelmarkt verändern wird, sondern auch die
damit verbundene Logistik vor neuen Herausforderun-
gen steht.
Aufgrund der Bedeutung des Kunden wurden im
Rahmen der Studienerstellung auf Basis einer qualita-
tiven Inhaltsanalyse verschiedener Studien sieben ver-
schiedene Konsumententrends identifiziert und deren
Einfluss auf die Logistik bewertet. Hieraus wurden
zukünftige Herausforderungen in der Lebensmittello-
gistik erarbeitet.
2.2 Traditionelle Logistikstrukturen und neue Geschäftsmodelle
Die Lebensmittellogistik umfasst die Planung, Steu-
erung und Kontrolle des Wertschöpfungsnetzwerks
von Lebensmitteln von der Rohstoffquelle bis zum
Kunden. Im Fokus steht dabei die effiziente Abwicklung
von Kundenaufträgen mit Hilfe von Informationssyste-
men, Technologien und Managementkonzepten unter
besonderer Berücksichtigung hoher artikelspezifischer
Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen verderblicher
Waren verschiedener Temperaturbereiche.
Traditionelle Logistikstrukturen des stationären Einzelhandels
Die vorliegende Studie fokussiert in erster Linie die
Distribution eines fertiggestellten Endprodukts zwi-
schen der Quelle (Hersteller) und der Senke (Lebens-
mitteleinzelhandel bzw. Endverbraucher) entlang des
dazugehörigen Logistiknetzwerkes. Die grundlegenden
Einführung in den Lebensmittelmarkt und seine Trends 7
2
Belieferungskonzepte des stationären Lebensmittel-
handels sind die Streckenbelieferung, die Zentral-/
Regionallagerbelieferung sowie die Beschaffungslo-
gistik des Handels.
Als Streckenbelieferung bezeichnet man die Belieferung
durch den Hersteller direkt an die Filialen des Handels.
Im Vorfeld der Auslieferung werden die Bestellungen
des Lebensmittelhandels gebündelt an den Hersteller
übermittelt, der diese dann konsolidiert direkt und ohne
Zwischenlagerung an die entsprechenden Filialen aus-
liefert. Aus Sicht des Herstellers ist die Streckenbeliefe-
rung nur dann vorteilhaft, wenn die Absatzmenge an die
Filialen hoch genug ist, sodass er die volle Auslastung
der Fahrzeuge gewährleisten kann.
Die Zentral-/Regionallagerbelieferung ist das in der
Praxis am häufi gsten eingesetzte Belieferungskon-
zept. Dabei wird in einem Zentrallager oder wenigen
Regionallagern ein umfassender Teil des Sortiments
gelagert. Die Belieferung der Lager kann direkt durch
die Hersteller erfolgen oder durch vom Hersteller beauf-
tragte Logistikdienstleister, die eigenständig Sammel-
fahrten organisieren. Anschließend werden die Waren
im Zentrallager für die jeweiligen Filialen des Lebens-
mitteleinzelhandels konsolidiert, kommissioniert und
ausgeliefert. Ziel der Zentral-/Regionallagerbelieferung
ist es, die Waren gebündelt und unter optimaler Aus-
nutzung der Transportkapazitäten des Händlers an die
Filialen ausliefern zu können. Cross-Docking ist eine
Sonderform der Zentral-/Regionallagerbelieferung. Bei
diesem ein- oder mehrstufi gen Belieferungskonzept
wird auf die klassische Lagerhaltung weitestgehend
verzichtet. Es wird zwischen quellennahem und senken-
nahem Cross-Docking unterschieden. In hoch effi zien-
ten Umschlagspunkten werden mehrere Warenströme
zusammengeführt und direkt ohne Zwischenlagerung
für den zeitnahen Versand an die Filialen kommissioniert.
Streckenbelieferung Zentral-/Regionallager-BelieferungBeschaffungslogistik
des Handels
Handel alsVerantwortlicher
Hersteller alsVerantwortlicher
Hersteller HandelLager/Cross-Dock
Abbildung 8: Die klassischen Belieferungskonzepte des stationären Handels
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 8
Die Beschaffungslogistik des Handels beschreibt den
Fall, bei dem der Handel die Waren nicht vom Hersteller
anliefern lässt, sondern die Organisation der Beschaf-
fung eigenständig übernimmt. In der Praxis erfolgt
dieses Belieferungskonzept in Kooperation mit einem
Logistikdienstleister. Der größte Vorteil des Konzepts
liegt vor allem in der besseren Synchronisation von
Transport- und Lagerungsprozessen, was wiederum
zu einer höheren Termintreue und Auslastung führt.
Der Koordinationsaufwand für den Hersteller wird dabei
gesenkt, da er nicht die möglicherweise ineffiziente
Anlieferung zum Zentrallager zu starren Zeitfenstern
selbst organisieren muss. Gleichzeitig verliert er aber
auch einen Verantwortungsbereich, was nicht immer
vom Hersteller gewünscht ist.
Neue Logistikstrukturen und Geschäftsmodelle
Durch die Digitalisierung des Leistungsangebots ent-
stehen in der Lebensmittelbranche neue Vertriebska-
näle und Geschäftsmodelle, die die Branche verändern
und neue Herausforderungen an die Logistik stellen.
Der Großteil dieser Geschäftsmodelle bedient dabei
entweder die steigende Nachfrage nach Lebens-
mittellieferungen an die Haustür oder den Bedarf an
vorkommissionierten und zum Teil fertig zubereiteten
Lebensmitteln.
Der klassische Lebensmitteleinzelhandel fokussiert
sich vor allem auf die Lebensmittelbelieferung an die
Haustür des Kunden. Dafür werden aktuell vor allem
die zwei verschiedenen Ansätze der filialbasierten und
zentrallagerbasierten Kommissionierung verfolgt, um
die Belieferung des Kunden zu bewältigen. Je nach
Nachfragestruktur weisen beide Konzepte Vor- und
Nachteile auf, die im späteren Studienverlauf erläutert
werden.
Zusätzlich zur Belieferung des Lebensmittel einzel-
handels entstehen verschiedene Geschäftsmodelle, die
die Versorgung des Kunden ohne Handelsstrukturen
bewältigen. Jedes dieser Geschäftsmodelle differen-
ziert sich zusätzlich noch über das angebotene Pro-
duktspektrum (hier werden oft auch Ernährungstrends
wie Bio-Produkte, vegane Kost, regionale Lebensmittel
etc. aufgenommen), sodass eine Vielzahl von Akteuren
in den Markt drängt.
Die zwei verbreitetsten Modelle sind dabei klassische
Online-Supermärkte und Anbieter von vorkommissio-
nierten Lebensmittelboxen. Zudem entstehen regel-
mäßig weitere innovative Ansätze, die aus diesen
Dimensionen ausbrechen.
Online-Supermärkte verfügen über keine Verkaufsnie-
derlassung und bedienen ihre Kunden über eine Web-
Plattform aus einem oder mehreren Lagerstandorten.
Das Angebot reicht dabei von auf bestimmte Produkt-
sortimente spezialisierte Anbieter (z.B. gormondo.de,
lebkuchen-schmidt.com oder alles-vegetarisch.de) bis
hin zum Vollsortimenter (z.B. mytime.de, lebensmit-
tel.de oder alluneedfresh.de). Je nach Kunden- und
Nachfragestruktur erfolgt entweder die Zustellung über
Logistikdienstleister oder es werden eigene Distribu-
tionssysteme aufgebaut und betrieben.
Anbieter von Lebensmittelboxen bieten dem Kunden
zum Teil individuell vorkommissionierte Pakete und
liefern diese an die Haustür. Je nach Anbieter ist das
Angebot im Produktsortiment, der Wahlmöglichkeit des
Kunden oder Zustellregionen beschränkt. Das Angebot
reicht von regelmäßig zugestellten Süßwarenboxen
bis hin zu Convenience-Food-Boxen, bei denen der
Kunde bestimmte Mahlzeiten auswählen kann und
deren Zutaten in der richtigen Menge und Anzahl gelie-
fert werden. Somit entfällt lediglich die Zubereitung auf
den Kunden. Lebensmittelboxen sind oft an flexible
Einführung in den Lebensmittelmarkt und seine Trends 9
2
Abo-Systeme geknüpft. Die Zustellung erfolgt in den
meisten Fällen über klassische KEP-Dienstleister. Bei-
spiele für dieses Geschäftsmodell sind u.a. foodist.de,
kochzauber.de und hellofresh.de.
Über die zwei Hauptausprägungen hinaus entsteht eine
Vielzahl neuer Geschäftsmodelle. Kunden bestellen
sich nicht nur Lebensmittel, sondern zusätzlich auch
den Koch mit nach Hause. Lebensmittel-Packstatio-
nen entstehen, an denen Kunden sich ihr Gericht aus-
wählen und die dazugehörigen Zutaten aus dem Fach
entnehmen. Aber auch Web-Plattformen, über die
Privatpersonen Gerichte anbieten und an Personen in
der unmittelbaren Nähe verkaufen können, prägen das
Zeitalter der Digitalisierung.
Ausgangspunkt dieser Geschäftsmodelle ist der Kunde,
der mit seinem sich ändernden Einkaufs- und Kon-
sumverhalten den Markt maßgeblich verändert. Daher
bilden die Konsumententrends und die damit verbun-
denen logistischen Herausforderungen die Grundlage
dieser Studie.
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 10
3.1 Konsumententrends im Vergleich
Auf Basis der zugrunde liegenden Umfrage ist sowohl
heute als auch in fünf Jahren der Kundenwunsch nach
Transparenz der Lieferkette sowie nach regionalen
und saisonalen Lebensmitteln von höchster Bedeu-
tung für die Lebensmittelindustrie. Transparenz ist
nicht nur der bedeutsamste Trend, sondern hat nach
Meinung der Teilnehmer auch die größten Auswirkun-
gen auf die unterschiedlichen Ebenen der Logistik, da
die komplette Wertschöpfungskette betroffen ist und
netzwerkweit Messstandards und Monitoring-Sys-
teme implementiert werden müssen. Interessant ist
zudem, dass nach Meinung der Teilnehmer die Trends
e-Commerce und verschwendungsarme Lebensmittel-
ketten aus heutiger Sicht weniger wichtig erscheinen,
jedoch innerhalb der nächsten fünf Jahre am stärksten
an Bedeutung zunehmen werden.
Werden die Konsumententrends je Akteursgruppe
separat betrachtet, wird deutlich, dass der Handel
sämtlichen Konsumententrends sowohl heute als
auch zukünftig eine höhere Relevanz zuspricht als es
die befragten Hersteller und Logistikdienstleister tun.
Dieses Ergebnis lässt sich damit erklären, dass der
Handel das Kaufverhalten der Endkonsumenten durch
den direkten Kontakt am besten einschätzen kann und
sein Produktportfolio fl exibel an der tatsächlichen Nach-
frage anpassen kann und muss, um wettbewerbsfähig
zu bleiben.
> Händler stehen u.a. vor der Heraus forder ung,
Lebensmittelverschwendungen zu vermeiden, ein
Trend der in Zukunft durch zunehmende Regularien
verstärkt wird. Erste Gesetzgebungen wie beispiels-
weise in Frankreich, die Lebensmitteleinzelhändler
dazu verpfl ichten, nichtverkaufte Lebensmittel an
soziale Einrichtungen abzuführen, zeigen auf, dass
dieser Trend in die strategischen Entscheidun-
gen des Handels einfl ießen muss und zusätzliche
Absprachen mit Logistikdienstleistern bezüglich der
Rückführung von Lebensmitteln erforderlich macht.
3 Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik
1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
Food Waste Awareness
e-Commerce/Home-Delivery
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Transparenz
in 5 Jahren heute n=100
gering mittel hoch
Stärkster Trend
Stärkstes Wachstum
Abbildung 9: Bedeutung der Konsumententrends in der Lebensmittelindustrie – heute und in 5 Jahren
Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 11
3
> Lebensmittelhersteller sind in erster Linie von dem
steigenden Kundenbedürfnis nach Transparenz in
internationalen Lebensmittelketten betroffen. Zum
einen soll auch hier die Verschwendung von Lebens-
mitteln nachvollziehbar dargelegt werden und zum
anderen sind Lebensmittelhersteller oft am stärksten
von Lebensmittelskandalen und Rückrufaktionen
betroffen, die ein schnelles Reagieren fordern, um
langfristige Imageschäden abzuwenden.
> Für Logistikdienstleister bieten die untersuch-
ten Trends in erster Linie eine Vielzahl neuer
Geschäftsmodelle und somit eine Diversifi zierung
des angebotenen Leistungsspektrums: Im Bereich
Convenience-Food existiert beispielsweise bei
den Same-Day-Lieferdiensten von verzehrfertigen
Lebensmitteln aktuell eine Vielzahl von nicht aufei-
nander abgestimmten Distributionsstrukturen, die
von jedem Anbieter einzeln betrieben werden. Hier
sehen sich Logistikdienstleister durch kooperative
Ansätze und die Verwendung von IT-Plattformen
zunehmend in der Lage, diese bisher nicht abge-
stimmten Belieferungsprozesse in urbanen Bal-
lungsgebieten gebündelt zu übernehmen.
Es wird deutlich, dass die Konsumententrends neue
Geschäftspotentiale entlang der Lebensmittelwert-
schöpfungskette hervorbringen und sich der Lebens-
mittelmarkt in einem strukturellen Wandel befi ndet.
Immer öfter kooperieren Start-ups, Gastronomiebe-
triebe und weitere mit großen Lebensmitteleinzel-
händlern, um durch serviceorientierte Angebote unter
Verwendung von IT-Plattformen und bedienerfreundli-
chen Apps Kunden für sich zu gewinnen. Gleichzeitig
resultieren dieser Wandel und insbesondere die zuneh-
mende Bedeutung des e-Commerce in einer steigen-
den Nachfrage nach städtischer Logistikinfrastruktur.
Solche Lager-, Umschlags- und Verkaufsfl ächen stehen
dabei nicht nur vor der Herausforderung knapper
Flächen. Auch aus verkehrspolitischen Gründen muss
bei deren Konzeption nachgewiesen werden, dass sie
keine zusätzliche Belastung für benachbarte Verkehrs-
knoten darstellen. Um solchen Restriktionen gerecht
zu werden, sind zukünftig kooperative und nachhaltige
Logistiklösungen notwendig und damit ein wichtiger
Bestandteil dieser Studie.
Es wird deutlich, dass sich die Konsumententrends
direkt auf die Logistik auswirken. Die Befragung zeigt im
1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
e-Commerce/Home-Delivery
Transparenz
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Trends im Vergleich je Akteur - Heute
LDL Hersteller Handel
1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
e-Commerce/Home-Delivery
Transparenz
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Trends im Vergleich je Akteur - In 5 Jahren
LDL Hersteller Handel
gering mittel hoch gering mittel hoch
Abbildung 10: Bedeutung der Konsumententrends je Akteursgruppe – heute und in 5 Jahren
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 12
Ergebnis, dass Transparenz nicht nur der bedeutsam-
ste Trend ist, sondern auch die größten Auswirkungen
auf die Logistik hat, da die komplette Wertschöpfungs-
kette davon betroffen ist und netzwerkweite Lösungen
implementiert werden müssen.
Die größten Unterschiede zwischen den Akteuren sind
bei den Auswirkungen von regionalen und saisonalen
Lebensmitteln auf die Logistik zu erkennen. Insbeson-
dere der Handel steht hier vor der Herausforderung,
Produkte aus der Region mit Hilfe effi zienter Logistik-
prozesse zu beziehen. Weitere Unterschiede sind im
e-Commerce zu erkennen. Während sich für den Her-
steller ein neuer Vertriebskanal eröffnet, stellt der Handel
komplette Geschäfts- und Belieferungs modelle auf. Für
den Logistikdienstleister bieten sich durch e-Commerce
neue Kunden an.
Die Logistikkosten (gemessen am Gesamtumsatz) der
teilnehmenden Unternehmen liegen in einer Band-
breite von 6 bis 10 %. Jedoch ist auffällig, dass die
Abgrenzung der Logistikkosten sehr unterschiedlich ist
und fast die Hälfte der Unternehmen ihre Logistikkosten
nicht ausreichend genau kennen.
Im Folgenden werden die jeweiligen Konsumen-
tentrends sowie deren Auswirkungen auf die Logistik
im Detail erläutert.
3.2 e-Commerce/Home-Delivery
Der Trend e-Commerce/Home-Delivery beschreibt das
Einkaufen von Lebensmitteln über das Internet, wobei
die Lieferung größtenteils an die Haustür erfolgt.
Die wachsende Bedeutung des e-Commerce zieht
erhebliche logistische Herausforderungen nach sich.
So müssen Home-Delivery-Anbieter typischerweise
Bestellungen von 60-80 Artikeln über mehrere Tempe-
raturbereiche aus einem Gesamtsortiment von 25.000
Produkten innerhalb von 12-24 Stunden zur Lieferung
an den Kunden kommissionieren und innerhalb von
1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
e-Commerce/Home-Delivery
Transparenz
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
LDL Hersteller Handel
Stärkster Trend und größte Auswirkungen auf die Logistik
Stärkster Unterschied zwischen den Akteuren
gering mittel hoch
Abbildung 11: Bewertung der Auswirkung der Konsumententrends auf die Logistik allgemein
Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 13
3
ein- bis zweistündigen Lieferfenstern zustellen. [15]
Dabei müssen e-Commerce-Anbieter den hohen Logis-
tikanforderungen der letzten Meile mit dem Angebot
kundenfreundlicher Lieferzeiträume und der Heraus-
forderung geringer Brutto-Margen und zusätzlicher
Kosten begegnen, um ihren Kunden einen marktfähi-
gen Service anbieten zu können. [16] Gleichzeitig bürgt
e-Commerce viele Chancen und Wettbewerbsvorteile.
Experten sind sich einig, dass der stationäre Lebens-
mittelmarkt weitestgehend gesättigt ist, während der
e-Commerce-Markt in Zukunft weiter wachsen wird.
Obwohl viele Herausforderungen im e-Commerce identi-
fi ziert werden konnten, ist das ausschlaggebende Argu-
ment für den Eintritt der Händler in dieses Geschäftsfeld
die zunehmende Affi nität der deutschen Konsumenten
zum Online-Lebensmittel-Shopping. Darüber hinaus
wird großes Potenzial für „First Mover“ in Deutschland
gesehen, die wie Tesco in Großbritannien langfristig von
rechtzeitigen Investitionen in dem Bereich profi tieren
können. Lebensmittel haben eine hohe Kauffrequenz
und schaffen Unternehmen somit einen kontinuierlichen
Zugang zum Kunden. Dadurch bietet sich die Chance,
dass Kunden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit
zusätzlich auch Non-Food Produkte mit höheren Margen
kaufen. [17] Im Allgemeinen bietet sich e-Commerce aller-
dings nur dann als ein profi ta bles Geschäftsmodell für den
Handel an, wenn dieser in der Lage ist, die logistischen
Herausforderungen wirtschaftlich zu meistern.
Die Auswertung der zugrundeliegenden Umfrage zeigt,
dass Unternehmen der Lebensmittelindustrie den stei-
genden Kundenwunsch nach e-Commerce und Home-
Delivery für die Zukunft erkannt haben. Während der
Trend heute noch als vergleichsweise weniger wichtig
betrachtet wird (18 % der Teilnehmer bewerten die
Bedeutung des Trends als hoch bzw. eher hoch), wird
der neuen Vertriebsform im Vergleich zu den anderen
Trends innerhalb der nächsten 5 Jahre das größte Wachs-
tum zugesprochen (54 % der Teilnehmer schätzen die
Bedeutung von e-Commerce in fünf Jahren als hoch
bzw. eher hoch ein). Besonders der Handel sieht sich
zukünftig in der Pfl icht, dem Bedarf nach Lebensmittel-
Online-Shopping nachzukommen, da dieser von den
Kunden zunehmend nachgefragt wird und einen ent-
scheidenden Wettbewerbsfaktor darstellt. Auch Logistik-
dienstleister, für die sich in der städtischen Feindistribution
neue Kundenstrukturen bieten, sind sich der steigenden
Bedeutung und der daraus resultierenden Herausfor-
derungen bewusst. Ebenso die Lebensmittelhersteller,
für die e-Commerce eine neue Möglichkeit bietet, ihre
Produkte direkt an den Endverbraucher zu vertreiben,
erkennen die zukünftige Relevanz dieses Trends. Einer-
seits können beim Direktvertrieb durch das Wegfallen
Chancen Herausforderungen
⟩ Wachstumspotential: Erhöhung des Marktanteils,
Erschließung neuer Kundengruppen, Kundenbindung
⟩ Sättigung des stationären Markts
⟩ Veränderte Demographie: steigende Anzahl an Internetnutzern
⟩ Affinität der Verbraucher bzgl. Convenience und Zeitersparnis
etc.
⟩ Differenzierung von Wettbewerbern
⟩ Kundenverständnis, Informationen über Kunden
⟩ Logistik: unterbrechungsfreie Kühlkette, pünktliche, schnelle
und termingetreue Lieferung, Kommissionierung aufgrund
Heterogenität schwer automatisierbar
⟩ Einkaufen zählt als haptisches Erlebnis: Vertrauen der Kunden
in die Qualität der Produkte und in die Datensicherheit
⟩ Warenverfügbarkeit schwer zu optimieren
⟩ Geringe Margen können Lieferprozess nicht kompensieren
⟩ Komplizierte Retourenabwicklung
Abbildung 12: Chancen und Herausforderungen des e-Commerce
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 14
von Zwischenhändlern höhere Gewinnmargen für den
Hersteller erzielt werden, andererseits muss für die
Direktbelieferung und deren Vermarktung in neue Struk-
turen investiert werden und ein zunehmender Wettbe-
werb mit dem Handel als Kunden in Kauf genommen
werden. Deshalb entscheiden sich die meisten Herstel-
ler gegen einen Direktvertrieb und sehen e-Commerce
Anbieter eher als zusätzlichen Kunden. Es wird deutlich,
dass e-Commerce sämtliche Akteure vor strategische
und operative Herausforderungen stellt. Die sich daraus
ableitbaren Logistikstrategien sind in folgender Übersicht
dargestellt und werden je logistische Gestaltungsebene
in Kapitel 4 näher erläutert.
Es wird deutlich, dass die Teilnehmer der Umfrage
dem Konsumententrend e-Commerce die stärksten
Auswirkungen auf der Netzwerk- und Prozessebene
zusprechen, dicht gefolgt von der Strategie und der
Technologie-Ebene.
Dabei ist besonders die Logistik des Handels von der
aufkommenden Bedeutung des e-Commerce betrof-
fen. Während auf der Ebene der Unternehmensstrate-
gie die zukünftige Ausrichtung hinsichtlich Cross bzw.
Omni-Channel-Logistik zu diskutieren ist, nimmt auf
Netzwerkebene die Nachfrage an städtischen e-Com-
merce Zentren zu, um Ineffi zienzen der bisher dominie-
renden fi lialbasierten Kommissionierung zu umgehen.
Außerdem sind zusätzliche Kooperationen mit Logistik-
dienstleistern notwendig, um den Prozessänderungen
durch zusätzliche Distributionstransporte, aber auch
veränderte kundennahe Umschlags- und Kommissio-
nierprozesse zu begegnen.
Logistikdienstleister haben laut der Umfrage das Poten-
zial von e-Commerce bezüglich neuer Geschäftsmo-
delle und potentieller neuer strategischer Kunden noch
nicht vollständig ausgeschöpft, obwohl sich für sie völlig
neue Geschäftsfelder eröffnen.
3.3 Transparenz
Dieser Trend beschreibt das steigende Kundenbedürf-
nis nach einer vollständigen Informationsverfügbarkeit
entlang der Logistikkette von Lebensmitteln hinsicht-
lich der Herkunft sowie der Herstellungs-, Transport-,
Lagerungs- und Weiterverarbeitungsbedingungen aller
zu einem Produkt gehörenden Inhaltsstoffe.
Das Bedürfnis nach Transparenz entlang der
Konsumententrend
E-Commerce/ Home-Delivery
Strategien je Gestaltungsebene
Unte
rneh
men
s-st
rate
gie
Angebot an E-Commerce/ Home-Delivery / Cross-Omni Channel
Same-Day-Delivery
Neue Geschäftsmodelle: Click-and-Collect, Sharing-Belieferungskonzepte, Flash-Stores
Neue Kooperationsmodelle mit städtischen LDL, StartUps
Netz
wer
k/Pr
ozes
s
E-Commerce/Cross-Omni Channel: Synergien im Fulfillment der Vertriebskanäle (Sortimentsallokation, Kommissionierung und Transport)
Urbanes E-Commerce-Fulfillment-Center
Konzepte zur Minderung des Flächenverbrauchs
Aufbau von Logistikstrukturen zur Cross-Channel-Retourenabwicklung
Tech
nolo
gien
Digitalisierung der Produkte (Preise, Verfügbarkeit, Kundenbewertung)
IT-Plattformen und Apps (m-Commerce)
Transparenz der Verfügbarkeit und letzten Meile (Tracking and Tracing)
ERP für Omni-Channel ausbauen
Mit-
arbe
iter
Aus- und Weiterbildungskonzepte um Fachkräftemangel entgegenzuwirken
Strategie
Netzwerk
TechnologieProzess
Mitarbeiter
Handel Hersteller LDL
Abbildung 13: Auswirkung des Konsumententrends e-Commerce/Home Delivery auf die Logistik
Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 15
3
Logistikkette von Lebensmitteln nimmt zu. Getrieben
durch diverse Lebensmittelskandale innerhalb der
letzten zehn Jahre steigt der Kundenwunsch nach der
Informationsverfügbarkeit über Inhaltsstoffe, Weiter-
verarbeitungsprozesse, Herkunftsländer und Herstel-
lungs- und Transportbedingungen von Lebensmitteln
stetig. Allein in Europa sind jährlich mehrere Millionen
Menschen durch von Lebensmitteln übertragene oder
durch sie verursachte Krankheiten betroffen.
Beispielsweise wurde im Dezember 2008 eine stark
überhöhte Dioxinbelastung in aus Irland stammendem
Schweinefl eisch gemessen. In Folge dessen kam es
zu einem internationalen Rückruf von Produkten, die
Schweinefl eisch aus Irland enthielten. Betroffen waren
über 20 Länder, darunter Deutschland, Frankreich, die
USA, China und viele weitere. Zurückzuführen war die
überhöhte Dioxinbelastung auf einen irischen Tierfut-
terhersteller, der eine Vielzahl von Bauernhöfen in Irland
belieferte. Der resultierende Produktionsstillstand in der
gesamten schweineverarbeitenden Industrie Irlands
betraf tausende Arbeitsplätze. [18,19,20] Aber auch
Vorfälle wie die EHEC-Epidemie im Jahr 2011 bekräf-
tigen die steigende Bedeutung der Transparenz und
vor allem Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln und
ihren Inhaltsstoffen entlang internationaler Logistikket-
ten. Der Ausbruch von E-coli-Stämmen in Deutschland
führte zu einem Verlust von über einer Milliarde Euro
auf Seiten der Bauern und Lebensmittelhersteller und
zu über 200 Millionen Euro Katastrophenhilfe durch die
Europäische Union. [21]
Diese Vorfälle jüngster Vergangenheit sowie unzähli-
ge kleinere Rückrufaktionen stellen Unternehmen, vor
allem ihre Logistik, vor die Herausforderung, schnell
und lückenlos alle in der Lieferkette beteiligten Akteure
sowohl lieferanten- als auch kundenseitig identifi zieren
zu können. Ebenfalls werden regelmäßig Verordnun-
gen der EU erlassen, die die Rückverfolgbarkeit und
Sicherheit von Lebensmitteln betreffen. Grundlage für
die Schaffung von Lebensmittelsicherheit innerhalb
der Europäischen Union stellt die 2002 veröffentlichte
Verordnung (EG) Nr. 178/2002 dar, die u.a. Futter und
Lebensmittel herstellende und verarbeitende Unterneh-
men dazu verpfl ichtet, eine Rückverfolgbarkeit sicher-
zustellen. Sie müssen demnach dazu in der Lage sein,
jedes Unternehmen und jede Person zu identifi zieren,
die entweder Bestandteile ihrer Produkte angeliefert
Abbildung 14: Auswirkung des Konsumententrends Transparenz auf die Logistik
Strategien je Gestaltungsebene
Unte
rneh
men
s-st
rate
gie
Neue Geschäftsmodelle für Software-Anbieter
Etablierung internationaler Kooperations- und Monitoring-Modelle
Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility für internationale Lebensmittelketten
Netz
wer
k/Pr
ozes
s Offenlegung von Intransparente Prozesse (Produktion, Transport, Lagerung) und Anpassung an das Netzwerk, wenn Transparenz in bestehenden Strukturen nicht gewährleistet werden kann
Tech
nolo
gien
Digitalisierung der Logistikprozesse (u.a. Implementierung von Tracking-and-Tracing-Systemen)
Anwendung von Apps zur Rückverfolgbarkeit
Sensibler Umgang mit den Herausforderungen des „gläsernen Mitarbeiters“
Mit-
arbe
iter
Neue Geschäftsmodelle für Software-Anbieter
Konsumententrend
Transparenz
Strategie
Netzwerk
TechnologieProzess
Mitarbeiter
Handel Hersteller LDL
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 16
oder aber Produkte erhalten haben. Diese Informatio-
nen müssen auf Aufforderung einer dafür zuständigen
Behörde offengelegt werden. Aufbauend darauf wurden
in den folgenden Jahren weiterführende Verordnungen
erlassen, die spezielle Regelungen in Bezug auf ver-
schiedene Produkttypen (z.B. Obst, Gemüse, Fisch
und Fleisch) festsetzen. Diese sollen es auch Verbrau-
chern ermöglichen, den Ursprung dieser Erzeugnisse
zu ermitteln (u.a. Verordnung (EU) Nr. 931/2011).
Zwar ist das Kundenbedürfnis nach Transparenz entlang
von Wertschöpfungsketten generell hoch, jedoch ist
dieses Bedürfnis im Lebensmittelbereich besonders
stark ausgeprägt, da hier die Gesundheit der Kunden
direkt und in besonderem Maß betroffen ist. Dennoch
sind Endverbraucher der Meinung, dass eine Transpa-
renz in der Lebensmittelindustrie aktuell noch nicht in
zufriedenstellendem Maß gegeben ist. Die wenigsten
Verbraucher sind Studien zufolge der Meinung, dass sie
für sich feststellen können, welche Distanz und welchen
Weg ein Produkt zurückgelegt hat. 52 % Prozent halten
dies nur für schwer feststellbar, wohingegen 36 % es für
gar nicht nachvollziehbar halten. [22]
Die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien zu dem
Kundennutzen von Traceability-Systemen sowie über
die Kundenbereitschaft, mehr für zurückverfolgbare
Lebensmittel zu bezahlen, fallen unterschiedlich aus
und sind u.a. stark von der befragten Region, dem
Bildungsniveau der Befragten und der aktuellen öffent-
lichen Wahrnehmung abhängig. So kommen einige
Studien zu dem Ergebnis, dass Konsumenten die
Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln nicht als ent-
scheidendes Kaufkriterium ansehen. Jedoch zeigt der
Großteil der Studien, dass Konsumenten besonders bei
frischen Lebensmitteln (wie Fleisch oder Fisch) bereit
sind, mehr Geld für das Endprodukt zu zahlen, wenn
eine lückenlose Nachverfolgbarkeit, gekoppelt mit einer
Sicherstellung der Qualität und Sicherheit des Produk-
tes, gewährleistet werden kann. [23, 24, 25]
Die Auswertung der zugrundeliegenden Umfrage zeigt,
dass Unternehmen der Lebensmittelbranche den
steigenden Kundenwunsch nach mehr Transparenz
erkannt haben. Von allen abgefragten Trends wird
dieser sowohl aus heutiger als auch aus zukünftiger
Sicht als am wichtigsten bewertet. Während aus heu-
tiger Sicht bereits 37 % der Teilnehmer den Trend hoch
bzw. eher hoch bewertet haben, schätzen 83 % der
Teilnehmer die Bedeutung des Trends in fünf Jahren als
wichtig bzw. eher wichtig ein. Besonders die Herstel-
ler und der Handel sehen sich zukünftig in der Pflicht,
dem Bedarf nach Supply Chain Transparenz nachzu-
kommen, da Sie im Falle eines Rückrufs unmittelbar
von dessen Folgen betroffen sind. Aber auch Logis-
tikdienstleister, die hier als Bindeglied fungieren, sind
sich der steigenden Bedeutung und den daraus resul-
tierenden Herausforderungen bewusst und bewerten
die Bedeutung dieses Trends in fünf Jahren höher als
die Bedeutung jedes anderen Trends. Die akteursunab-
hängig hohe Bewertung des Trends unterstreicht, dass
es sich bei der Schaffung von Transparenz entlang von
Lebensmittelketten um ein Problem handelt, das ein
integriertes, akteursübergreifendes Konzept erfordert.
Für transparente Wertschöpfungsketten ist insbeson-
dere die Nutzung von Identifikations- und Informa-
tionstechnologien (Tracking-and-Tracing, ERP- und
Monitoring-Systeme) elementar, um eine transparente
Darstellung der Warenflüsse akteursübergreifend zu
gewährleisten. Weiterhin ist es wichtig, diese Techno-
logien ganzheitlich in sämtlichen betroffenen Prozes-
sen (Beschaffung, Transport, Produktion, Lagerung,
Umschlag etc.) zu implementieren und system- und
akteursübergreifend zu vernetzen, um die damit ver-
bundenen Prozesse zu digitalisieren. Dieser in der
Theorie plausibel erscheinende Sachverhalt gestaltet
Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 17
3
sich in der Praxis jedoch zu oft als ressourcenintensiv
und schwierig.
Auf der Mitarbeiter-Ebene stößt der Wunsch nach
Transparenz besonders bei Mitarbeitern der Logis-
tikdienstleister auf Gegenwehr, da sich Transporteure
oftmals durch Monitoring-Systeme beobachtet und
kontrolliert fühlen. Daher ist die Herausforderung des
Logistikdienstleisters, die Mitarbeiter von der Notwen-
digkeit solcher Systeme von Beginn an zu überzeugen
und frühzeitig miteinzubinden.
3.4 Saisonale und regionale Lebensmittel
Dieser Trend beschreibt das steigende Kundenbe-
wusstsein für eine nachhaltige Ernährung durch den
Verzehr regionaler und saisonaler Produkte und stellt
somit eine Abkehr von der „Jederzeit- und Überallver-
fügbarkeit“ von Lebensmitteln dar.
Frische Lebensmittel aus der umliegenden Region
zu erwerben, war vor wenigen Jahren innerhalb
urbaner Ballungsgebiete nur durch lange Wege zu
speziellen Geschäften oder zu einem Bauernhof
außerhalb der Stadt möglich. In Folge aufkommender
Konsumententrends im Bereich nachhaltiger Ernäh-
rungsformen steigt jedoch die Nachfrage nach saiso-
nalen und regionalen Produkten. Diesen Fakt haben
mittlerweile auch größere Lebensmitteleinzelhändler
erkannt und bieten Produkte aus der umliegenden
Region an.
Auch wenn sich die Branche einig über ein großes,
wachsendes Marktpotenzial ist, sind keine genauen
Abschätzungen von Marktvolumina im Bereich saiso-
naler und regionaler Waren vorhanden. Dies wird vor
allem damit begründet, dass es bis dato kein einheit-
liches Verständnis von dem Begriff „Regionalität“ gibt
und einheitliche Standards oder Siegel im Vorbild der
Bio-Produkte gänzlich fehlen. [26] Fragt man Endver-
braucher aus welchem Umkreis ein Produkt stammen
sollte, um als „regional“ zu gelten, geht der überwie-
gende Teil (86 %) davon aus, diese Entfernung zum
Herkunftsort unter 100 km liegen sollte. [27]
Die Gründe, die Verbraucher dazu bewegen, regionale
und saisonale Lebensmittel zu kaufen, sind vielseitig.
Regionale Produkte werden oft mit einer hohen Lebens-
mittelqualität und einem sehr guten Geschmack asso-
ziiert. Zudem gehen Kunden davon aus, dass diese
Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik
Strategien je Gestaltungsebene
Unte
rneh
men
s-st
rate
gie Neue Geschäftsmodelle: „Metropolitan Farming“, Direktbelieferung „vom Feld“
Kooperationen mit LDL, Regionalbauern etc.
Netz
wer
k/Pr
ozes
s
Neue Bündelungs- und Distributionsstrategien: regionale eher kleinteilige Transporte mit hoher Saisonalität
Konsumententrend
Saisonale und regionale Lebensmittel
Strategie
Netzwerk
TechnologieProzess
Mitarbeiter
Handel Hersteller LDL
Abbildung 15: Auswirkung des Konsumententrends saisonale und regionale Lebensmittel auf Logistik
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 18
Produkte aufgrund der geringen zurückgelegten Stecke
frischer und frei von Konservierungsstoffen sind. Außer-
dem wird erwartet, dass die Produkte nachhaltig in
Bezug auf Arbeitsbedingungen und dem bei Transport-
und Lagerungsprozessen verursachten CO2-Ausstoß
sind. Auch die mit dem Kauf verbundene Förderung der
unmittelbaren Region kann ausschlaggebend sein. Des
Weiteren ist der Vitamingehalt von vollständig ausgereif-
tem Obst und Gemüse deutlich höher als der von auf
dem Transportweg nachgereiften Produkten.
Besonders in Verbindung mit der ökologischen Nach-
haltigkeit regionaler Produkte ist es wichtig zu erwäh-
nen, dass nicht nur die Entfernung vom Hersteller zum
Konsumenten, sondern vor allem auch die Herstel-
lungsbedingungen einen maßgeblichen Einfl uss auf die
Ökobilanz der Lebensmittel haben. Der Verzehr eines
Kopfsalats aus Spanien im Winter ist demnach aus öko-
logischer Sicht vorteilhafter, als der Konsum eines Kopf-
salats aus beheizten Gewächshäusern in der Region.
[28] Dieser Sachverhalt unterstreicht die Bedeutung der
Kombination von regionalen und saisonal verfügbaren
Lebensmitteln als nachhaltige Ernährungsform. Da nicht
alle frischen Lebensmittel aus der Region zwangsweise
eine bessere Ökobilanz aufweisen, fordern Verbraucher
mehr Transparenz in Bezug aus die Energie- und Kli-
magasbilanzen von Lebensmitteln.
Für die genannten Vorteile regionaler Waren sind End-
verbraucher bereit, einen erhöhten Produktpreis zu
zahlen. Auch wenn die Aufschläge stark von der jeweili-
gen Produktkategorie abhängig sind, lässt sich zusam-
menfassen, dass Konsumenten in etwa 10 % mehr
für regionale Lebensmittel zahlen würden. [26, 27] Die
steigende Nachfrage nach regionalen, saisonal verfüg-
baren Lebensmitteln zeigt sich nicht nur im Angebot
der großen Lebensmitteleinzelhändler. Vielmehr bilden
sich auch neue Geschäftsmodelle, deren Fokus in der
regelmäßigen Belieferung von Endverbrauchern mit
Produkten aus dem Umland liegt.
1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
Mitarbeiter
Technologie
Prozess
Netzwerk
Strategie
LDL Hersteller Handel
gering mittel hoch
Transportdistanzen reduzieren sich, jedoch kommt es zu kleinteiligeren Belieferungen mehrerer
regionaler/saisonaler Anbieter
Hersteller/Produzenten regionaler Produkte müssen in das Beschaffungsnetzwerk integriert werden und ggf. ein regionales Netzwerk zusätzlich aufgebaut
werden
Flexible Sortimentsanpassung durch die Erweiterung/Veränderung des
Sortiments hinsichtlich des Kundenwunsches möglich
Abbildung 16: Bewertung der Herausforderungen des Trends regionale und saisonale Lebensmittel auf die ver-schiedenen Ebenen der Logistik
Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 19
3
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die von Exper-
ten prognostizierten Potenziale. 73 % der Befragten
halten die Bedeutung des Trends in fünf Jahren mindes-
tens für eher hoch und bereits heute ist sich ein Groß-
teil der befragten Personen über die Bedeutung des
Trends einig. Die akteursübergreifende Einigkeit über
die hohe Bedeutung regionaler und saisonaler Lebens-
mittel wird durch die geringste Varianz der Antworten in
der Bewertung der Trends unterstrichen. Besonders für
den Handel ist die Einbindung saisonaler und regionaler
Lebensmittel in das Produktsortiment von hoher Wich-
tigkeit, da die Kundennachfrage stetig steigt. Erste Ver-
suche, regionale Lebensmittel in das Produktsortiment
des Handels zu integrieren, sind vorhanden, jedoch ist
das Potenzial nach Meinung von Experten bei weitem
noch nicht ausgeschöpft und weitere Geschäftsmodelle
im Kontext regionaler Lebensmittel können sich etablie-
ren. Zur Ausschöpfung bestehender Potenziale kann vor
allem die Logistik einen entscheidenden Beitrag leisten,
steht dabei jedoch aktuell noch vor Herausforderungen.
Für den Handel stellt der Bezug von Lebensmitteln aus
der Region nach wie vor ein logistisches Problem dar.
Die hohe Anzahl regionaler Anbieter in das System zu
integrieren und deren zumeist kleinteilige, fragmentierte
Mengen zu konsolidieren und effi zient abzuwickeln,
steht im Kontrast zu den klassischen Beschaffungs-
strukturen des Handels. Die Etablierung neuer Bünde-
lungsstrategien sollte hierbei im Fokus stehen, um die
Beschaffung regionaler Lebensmittel sinnvoll durchführen
zu können. Hier können sich besonders Logistikdienst-
leister in neuen Geschäftsfeldern positionieren, sofern
sie es schaffen, das Netz aus regionalen Bauern und
Herstellern mit den Systemen der Lebensmittelhändler
zu verzahnen.
3.5 Convenience-Food
Der Konsumententrend Convenience-Food beschreibt
die steigende Nachfrage nach vorbereiteten, (nahezu)
verzehrfertigen Gerichten. Diese Fertiggerichte umfas-
sen sowohl Tiefkühlprodukte und Instant-Gerichte,
als auch frische verzehrfertige Gerichte (z.B. Salate,
Sandwiches etc.) sowie von Lieferdiensten bestellba-
re Mahlzeiten.
Die Umsatzzahlen und Wachstumsraten des Conve-
nience-Marktes in Deutschland sind unterschiedlich
und stark davon abhängig, welche Lebensmittel dem
Convenience-Bereich zugeordnet werden. Experten
Strategien je Gestaltungsebene
Unte
rneh
men
s-st
rate
gie
Same-Day-Delivery
Neue Geschäftsmodelle
Kooperationsmodelle mit LDL, Frischelieferanten, Flughäfen etc.
Netz
wer
k/Pr
ozes
s
Neue Bündelungs- und Distributionsstrategien: hochfrequente, aber kleinteilige Distribution von Frischewaren, kleinteilige Kommissionierung
Urbane Logistikflächen nahe am Kunden
Tech
no-
logi
en
Apps zur Bestellung von Convenience-Food
Transparenz der Verfügbarkeit und letzten Meile (Tracking-and-Tracing)
Konsumententrend
Convenience-Food
Strategie
Netzwerk
TechnologieProzess
Mitarbeiter
Handel Hersteller LDL
Abbildung 17: Auswirkung des Konsumententrends Convenience-Food auf die Logistik
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 20
sind sich zudem uneins darüber, welche zukünftigen
Potenziale dem Convenience-Sektor zuzusprechen
sind. Jedoch ist festzustellen, dass sich der Markt in vie-
lerlei Hinsicht im Umbruch befi ndet. Auf der einen Seite
stagniert beispielsweise der Umsatz mit Tiefkühlproduk-
ten seit einigen Jahren bzw. wächst nur langsam. So
ist der Gesamtumsatz der Tiefkühlprodukte zwischen
2008 und 2014 von 5,1 auf 5,43 Mrd. € insgesamt
lediglich um 6.5 % gestiegen. [29] Trocken-Suppen und
Trocken-Fertiggerichte verzeichnen sogar seit Jahren
einen Rückgang der Umsatzzahlen. [30]
Dem gegenüber stehen unzählige neue Geschäftsmo-
delle, die Konsumenten mit frischen, fertig zubereiteten
Gerichten beliefern. Sie sind u.a. auch dafür verant-
wortlich, dass sich die öffentliche Wahrnehmung von
Convenience-Food im Wandel befi ndet. Wurden vor
einigen Jahren Fertiggerichte noch mit einer ungesun-
den Ernährungsform gleichgesetzt, ist nun ein Image-
wechsel zu erkennen, sodass Convenience-Produkte
zum Teil auch als frisch und gesund angesehen werden.
Neue Geschäftsmodelle in dem Bereich machen es sich
zum Nutzen, dass Endverbraucher nach Möglichkei-
ten der Zeitersparnis im Alltag suchen und diese oft im
Kauf von Convenience-Food fi nden. Die Belieferung mit
frisch zubereiteten Mittagsmahlzeiten am Arbeitsplatz
stellt hier nur ein Beispiel dar. Besonders in urbanen
Ballungsgebieten erfreuen sich Lieferdienste wach-
sender Beliebtheit. Diesen Trend erkennend, drängen
sogar bisher stationäre Systemgastronomie-Ketten
in den Markt und bieten die Belieferung des Kunden
direkt an die Haustür an. Dafür unterhalten Sie oftmals
eigenständige Logistiksysteme.
Die zukünftige Bedeutung des Konsumententrends
Convenience-Food wird auch von den Teilnehmern
der zugrundeliegenden Umfrage unterstrichen. Von
allen abgefragten Trends erreicht er bei der Bedeutung
in fünf Jahren den dritten Rang. 58 % der Befragten
bewerten den Trend zukünftig als wichtig bzw. sehr
wichtig. Interessant ist, dass besonders Logistikdienst-
leister diesem Trend ein enormes Potenzial zuweisen
und zusammen mit der Transparenz als am wichtigsten
bewerten. Anzunehmen ist, dass Logistikdienstleister
1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
Mitarbeiter
Technologie
Prozess
Netzwerk
Strategie
LDL Hersteller Handel
gering mittel hoch
Nutzung von Technologien zur Bündelung von verschiedenen Kundenaufträgen, Monitoring von gekühlten Transportketten
etc.
Ausrichtung der Unternehmensstrategie hinsichtlich der Aufnahme von Convenience Food in das Sortiment, sowie die
Ableitung der entsprechenden Belieferungsstrategie für hochfrequente aber kleinteilige Bestellungen, die sich
wiederum auf Netzwerkebene (kundennahe Lager) auswirkt
Abbildung 18: Bewertung der Herausforderungen des Trends Convenience-Food auf die verschiedenen Ebenen der Logistik
Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 21
3
dieses Potenzial weniger im Bereich der Tiefkühl- und
Instant-Gerichte sehen. Vielmehr bieten sich hier für
Dienstleister neue Geschäftsfelder, wenn sich der Trend
der Bestellung von Fertiggerichten in urbanen Ballungs-
gebieten weiter fortsetzt.
Mit der zunehmenden Bedeutung der Same-Day-Deli-
very von frischen, verzehrfertigen Mahlzeiten nimmt
auch die Verkehrsdichte in urbanen Ballungsgebieten
zu. Denn jeder Convenience-Food Anbieter unterhält
seine eigenen Logistikstrukturen (von wenigen Rollern
bis hin zu umfangreichen Fuhrparks) und optimiert die
aufkommenden Transporte eigenständig. Somit ist eine
effi ziente Abwicklung dieser kleinteiligen, hochfrequen-
ten Lieferungen kaum möglich. Kapazitäten bleiben
ungenutzt und der Verkehr im Stadtzentrum nimmt zu.
Für Logistikdienstleister bietet der Convenience-
Food Trend auf strategischer Ebene ein zusätzliches
Geschäftsfeld, das im Abschnitt 4.1 näher erläutert wird.
Sie können als Systemintegratoren fungieren, indem sie
die bisher nicht abgestimmten Belieferungsprozesse von
Convenience-Food-Anbietern gebündelt übernehmen.
3.6 Food Waste Awareness
Food Waste Awareness beschreibt das steigende Kun-
denbewusstsein für die Vermeidung von Lebensmittel-
verschwendungen innerhalb der gesamten Logistikkette
vom Bauern bis zum Endkonsumenten. Der Begriff der
Verschwendung umfasst hierbei sowohl die bewusst ent-
sorgten Lebensmittel, als auch die durch ineffiziente Pro-
zesse und Verarbeitungsschritte verursachten Verluste.
Weltweit wird knapp ein Drittel der für den Verzehr
gedachten Lebensmittel entsorgt oder geht innerhalb der
Logistikkette verloren. Die Food and Agriculture Orga-
nization of the United Nations kommt zu dem Ergebnis,
dass in stärker industrialisierten Ländern in Nordamerika
oder Europa ca. 280-300 kg Lebensmittel pro Jahr und
Person entlang der gesamten Logistikkette inklusive dem
Endverbraucher verloren gehen. Im Gegensatz dazu ver-
ursachen Entwicklungsländer in Subsahara-Afrika oder
0
50
100
150
200
250
300
350
Europa Nordamerika undOzeanien
Industrialisiertes Asien
Subsahara Afrika
Nordafrika,West und
Zentralasien
Süd- und Südostasien
Lateinamerika
pro
Kopf
Ver
lust
in k
g pr
o Ja
hr
von der Produktion bis zum Handel Endverbraucher
Abbildung 19: Pro-Kopf-Verluste von Lebensmitteln entlang der Logistikkette nach Weltregionen [31]
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 22
Südostasien mit knapp 120-170 kg pro Person und Jahr
weitaus weniger Verlust. [31] Abbildung 19 zeigt, dass
der Anteil des Endverbrauchers am Gesamtverlust inner-
halb der Logistikkette in Industrieländern deutlich höher
ist als in Entwicklungsländern. Dem gegenüber werden
Lebensmittelverschwendungen in Entwicklungsländern
hauptsächlich nach der Ernte auf dem Weg zum End-
verbrauchen über diverse Verarbeitungsschritte hinweg
verursacht. Die Gründe hierfür liegen u.a. in maroder
Infrastruktur, ineffi zienter Logistik sowie schlechten Ver-
arbeitungs- und Produktionsbedingungen.
Die Gründe für Verluste entlang der Logistikkette sind
demnach vielfältig und nicht nur abhängig von der
jeweiligen Region. Je nach Art, Weiterverarbeitungs-
und Transportvoraussetzungen der jeweiligen Lebens-
mittel erhöht sich die Komplexität der Ursachen von
Verschwendungen.
Spricht man von Lebensmittelverlusten, sind vermeid-
bare von unvermeidbaren Verlusten klar zu trennen, um
Potenziale zu identifi zieren, die zum Teil mit Hilfe effi -
zienter logistischer Prozesse realisiert werden können.
Studien zufolge liegen die Potenziale zur Vermeidung
von Verlusten besonders beim Groß- und Einzelhandel
sowie den Endverbrauchern. Einer Studie des World
Wide Fund for Nature zufolge ist das Vermeidungspo-
tenzial von Verlusten in Deutschland im Bereich der
Ernte und Nachernte relativ gering und liegt selbst
in den Prozessen der Weiterverarbeitung bei gerade
einmal 10 %. Dem gegenüber stehen Groß- und Ein-
zelhändler, deren Lebensmittelverluste nach Angaben
der Studie ein Vermeidungspotenzial von bis zu 90 %
aufweisen. Auch bei den Groß- (u.a. Fast-Food-Ketten)
und Endverbrauchern liegt dieser Wert in Deutschland
bei 70 %. [32]
Auch wenn Endverbraucher nach wie vor einen Groß-
teil der Verschwendungen verursachen, ist ein klares
Umdenken in der Bevölkerung zu erkennen und Ver-
braucher fordern aktiv, dass Verschwendungen von
Lebensmitteln entlang der logistischen Kette minimiert
werden. Zudem gibt es auch auf europäischer Ebene
diverse Bemühungen, dem Thema Nachdruck zu verlei-
hen. Der von der Europäischen Kommission erarbeitete
„Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa“ sieht
vor, bis zum Jahr 2020 die Entsorgung von genusstaugli-
chen Lebensmitteln zu halbieren. [33] So ist es beispiels-
weise in Frankreich seit kurzem Händlern untersagt,
Abbildung 20: Auswirkung des Konsumententrends Food Waste Awareness auf die Logistik
Strategien je Gestaltungsebene
Unte
rneh
men
s-st
rate
gie Neue Geschäftsmodelle für LDL denkbar
Neue Kooperationsmodelle mit LDL, sozialen Einrichtungen, Start-Ups
Netz
wer
k/Pr
ozes
s
Synergien im Fulfillment: Verbindung von Ver- und Entsorgungsaktivitäten, Leerguttransporten etc.
Bereitstellung von Entsorgungsflächen
Frühzeitige Änderung der Logistikprozesse für die Lebensmittelrückführung
Tech
nolo
gien
ERP-Systeme anpassen: End-to-End-Integration aller Akteure
Kühlkettenmanagement entlang (internationaler) Logistikketten
Web-Dienste und Apps: z.B. Tauschplattform auf End-Konsumentenebene
Konsumententrend
Food Waste Awareness
Strategie
Netzwerk
TechnologieProzess
Mitarbeiter
Handel Hersteller LDL
Konsumententrends und ihr Einfl uss auf die Lebensmittellogistik 23
3
unverkaufte Lebensmittel wegzuwerfen. Angestrebt
werden das Spenden an gemeinnützige Einrichtungen,
die Weiterverarbeitung zu Tierfutter sowie die Rückfüh-
rung als Kompost für landwirtschaftliche Betriebe.
Die Vorteile der Vermeidung von Verschwendungen
auch für Unternehmen der Lebensmittelindustrie sind
offensichtlich, jedoch sind Unternehmen entlang der
Logistikkette aktuell nur in seltenen Fällen bemüht,
Initiativen zur Vermeidung von Verlusten zu initiieren.
Nichtsdestotrotz hält der Großteil der in der vorliegen-
den Studie befragten Unternehmen den Konsumen-
tentrend der Food Waste Awareness für bedeutsam.
Zwar wurde dieser Trend gegenüber den anderen aus
heutiger Sicht von Händlern, Herstellern und Dienstleis-
tern gleichermaßen als weniger wichtig eingeschätzt,
dennoch ändert sich diese Einschätzung innerhalb der
nächsten fünf Jahre drastisch. Stand heute sind lediglich
8 % der Befragten der Überzeugung, dass Konsumen-
ten verschwendungsarme Lebensmittelketten fordern.
Innerhalb der nächsten fünf Jahre steigt nach Angabe
der Experten dieser Anteil deutlich, sodass zukünftig
sogar über die Hälfte der Teilnehmer davon ausgehen,
dass der Trend der Food Waste Awareness wichtig wird.
Für Unternehmen des Handels werden die Auswirkungen
des Trends Food Waste Awareness am wichtigsten wahr-
genommen. Besonders auf der Strategie- und Prozes-
sebene ergeben sich für Händler neue Handlungsfelder.
Dass besonders Händler die Auswirkungen des Trends
als hoch bewerten erscheint nachvollziehbar. Nicht nur
auf regulatorischer Ebene verstärkt sich der Druck auf
Händler in puncto Verschwendung. Auch in der öffentli-
chen Wahrnehmung werden Händler oft als Quelle von
Verschwendungen identifi ziert, da knapp abgelaufene
Lebensmittel meistens entsorgt werden. Experten gehen
jedoch davon aus, dass sich der Druck von politischer
Seite zukünftig stark erhöhen wird und dabei alle Akteure
der Logistikkette betroffen sein werden.
1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
Mitarbeiter
Technologie
Prozess
Netzwerk
Strategie
LDL Hersteller Handel
Rückführungsprozesse sind noch nicht etabliert
Einbeziehung von Regularien,Entwicklung neuer Geschäftsmodelle
gering mittel hoch
Abbildung 21: Bewertung der Herausforderungen des Trends Food Waste Awareness auf die verschiedenen Ebenen der Logistik
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 24
3.7 Convenience-Stores
Dieser Trend beschreibt das steigende Kundenbe-
dürfnis nach „Kiezgeschäften“ bzw. „Geschäften des
täglichen Bedarfs“, welche sich gegenüber dem tradi-
tionellen Lebensmitteleinzelhandel durch eine geringere
Fläche, kleinteiligere Sendungsvolumina, noch höhere
Lieferfrequenzen und eine geringere Sortimentsbreite
auszeichnen.
Die Konsumentennachfrage nach Lebens mittel ge-
schäften in unmittelbarer Nähe des Wohnortes steigt.
Auch der Demographische Wandel und die steigen-
de Anzahl an Single-Haushalten verstärken diesen
Trends. Zudem wollen Kunden auch ohne eigenen
Pkw -Lebensmittel in unmittelbarer Nähe einkaufen
können. In der Regel handelt es sich dabei um relativ
kleine Einkäufe für einen Zeitraum von einem bis drei
Tagen. Dabei kann es sich zum einen um kleinere Fili-
alen von renommierten Lebensmitteleinzelhandels-
ketten handeln, aber auch Kiezgeschäfte mit einem
sehr eingeschränkten Produktangebot und längeren
Öffnungszeiten. Dazu gehören außerdem Tankstellen,
die ihr Produktangebot stetig ausbauen und bereits
das Frische- und Backwarensegment bedienen. In der
Regel sind Produkte aus Convenience-Stores etwas
teurer, treffen jedoch die Nachfrage nach einer unein-
geschränkten Verfügbarkeit bei reduziertem Weg- und
Zeitaufwand, indem zum einen Transportwege zwi-
schen Einkauf- und -Wohnort eingespart werden und
zum anderen mehrere Aktivitäten miteinander verbun-
den werden können, wie am Beispiel der Tankstelle
deutlich wird. In sehr zentralen Gebieten richtet sich
das Angebot an Convenience-Stores weniger an die
Anwohner, als an die zunehmenden Touristenströme
oder Geschäftsleute, für die der Erwerb von Conveni-
ence-Food aus einem Convenience-Store eine attrak-
tive Alternative für Restaurants darstellt.
Die Hauptherausforderung aus Sicht der Logistik stellt
die hochfrequente Belieferung der Convenience-Stores
dar, deren räumliche Lage in der Regel verkehrsinfra-
strukturellen und -politischen Restriktionen unterliegt.
Einerseits ist eine nächtliche Belieferung aus Lärm-
schutzgründen untersagt, andererseits konkurriert
der Güterverkehr tagsüber mit dem Personenverkehr.
Diese Entwicklung stellt hohe Anforderungen an effi -
ziente Logistiklösungen zwischen den beteiligten Akteu-
ren (inklusive verkehrspolitischen Akteuren), da eine
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Strategien je Gestaltungsebene
Unte
rneh
men
s-st
rate
gie Erhöhung der Filialdichte in urbanen Zentren (Wohn- und Arbeitsraum)
Neue Geschäftsmodelle: Verknüpfung mit Click und Collect-Lösungen
Netz
wer
k/Pr
ozes
s Neue Bündelungs- und Distributionsstrategien: hochfrequente aber kleinteilige Distribution in urbane Kieze mit knapper Infrastruktur
Konzepte zur Minderung des Flächenverbrauchs
Konsumententrend
Convenience-Stores
Strategie
Netzwerk
TechnologieProzess
Mitarbeiter
Handel Hersteller LDL
Abbildung 22: Auswirkung des Konsumententrends Convenience-Stores auf die Logistik
Konsumententrends und ihr Einfluss auf die Lebensmittellogistik 25
3
zunehmende Nachfrage an städtischem Wohn- und
Gewerberaum zu beobachten ist, gleichzeitig aber die
Nachfrage zusätzlicher Verkehre von der Straße nur
schwer abzudecken ist.
Die Bedeutung des Konsumententrends Convenience-
Stores wird von den Teilnehmern der zugrundeliegen-
den Umfrage erkannt und nimmt zukünftig leicht zu.
Dennoch stellt er von allen abgefragten Trends bei der
Bedeutung in fünf Jahren das Schlusslicht dar, nur
45 % der Befragten bewerten den Trend zukünftig als
wichtig bzw. sehr wichtig. Das lässt vermuten, dass
die Nachfrage nach zentralen urbanen Verkaufsstellen
insbesondere von Logistikdienstleistern und Händlern
erkannt worden ist, jedoch momentan von einer leichten
Sättigung des Marktes ausgegangen wird.
Die sich aus der steigenden Nachfrage nach Conve-
nience-Stores ableitbaren Herausforderungen für die
Logistik sind in der Übersicht dargestellt.
Die Teilnehmer der Umfrage schätzen, dass sich die
Auswirkungen zunehmender Convenience-Stores am
stärksten auf die Strategie-, Netzwerk- und Prozess-
ebene auswirken. Auf der Strategieebene muss dabei
die Entscheidung hinsichtlich der Errichtung von Con-
venience-Stores einhergehen mit der Ausgestaltung der
Sortiments- und Kooperationspolitik. Diese strategische
Entscheidung wirkt sich insofern deutlich auf die Netz-
werk- und Prozessebene aus, als dass die Ver- und Ent-
sorgung der urbanen Verkaufsflächen mit vermehrten
Restriktionen, wie beispielsweise knappe Infrastruktur,
Lärmschutz, Güterstruktureffekt durch kleinere und
höher frequentierte Belieferungen aber auch beson-
ders starke Nachfrageschwankungen, einhergehen.
Eine Anpassung an den Güterstruktureffekt durch Bün-
delung verschiedener Kundenaufträge (beispielsweise
horizontale Kooperationen) ist zu überdenken.
3.8 Bio- und Fair-Trade-Siegel
Dieser Trend beschreibt die zunehmende Nachfrage
nach Produkten mit Bio- und/oder Fair-Trade-Siegeln.
Lebensmittelprodukte mit Bio- oder Fair-Trade-Siegel
sind zunehmend sowohl im konventionellen Einzel-
handel als auch in Bio-Supermärkten vorzufinden. Bei
letzterem handelt es sich, genau wie bei konventionel-
len Supermärkten, um einen Vollsortimenter, dessen
Sortiment bis zu 10.000 Artikel mit ökologischem Hin-
tergrund umfasst. Er grenzt sich von den klassischen
Bioläden und Reformhäusern durch ein erheblich brei-
teres Sortiment, ein geringeres Preisniveau, einen grö-
ßeren Selbstbedienungsanteil und deutlich größerer
Verkaufsfläche ab. [34]
Die wachsende Bedeutung des Konsumententrends
liegt einerseits in dem zunehmenden Bewusstsein hin-
sichtlich ökologischer Nachhaltigkeit und artgerechter
Tierhaltung und ist andererseits in der Abneigung gegen
Schadstoffen in Lebensmitteln begründet (u.a. Pestizi-
de oder Antibiotika).
Die Bedeutung des Konsumententrends Bio- und Fair
Trade-Siegel wird von den Teilnehmern der Umfrage
unterstrichen und liegt im Mittelfeld hinsichtlich seiner
Wichtigkeit im Vergleich zu den anderen Trends.
Dennoch wird auch dieser Trend vor allem aus Sicht
des Handels weiter an Bedeutung zunehmen.
Hinsichtlich der Auswirkungen auf die verschiedenen
Ebenen der Logistik lässt sich festhalten, dass trotz
der steigenden Kundennachfrage nach Bio-Produkten
zunächst keine Neuorganisation der Lebensmittello-
gistik stattfinden muss. Der höchste Einfluss liegt bei
der Unternehmensstrategie, da hier die Entscheidung
über die Aufnahme in das Produktsortiment erfolgen
muss. Zwar resultieren die zunehmenden regionalen
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 26
Beschaffungsstrategien oftmals in kleinteiligeren und
dezentralen Transporten, jedoch lösen diese die tradi-
tionellen Logistikstrukturen nicht ab, sondern ergänzen
sie. Langfristig wäre jedoch wichtig, dass beispielsweise
Bio-lebensmittelhändler im Rahmen einer ganzheitlichen
Betrachtung sich nicht nur auf den Vertrieb „nachhalti-
ger Lebensmittel“ fokussieren, sondern auch die dahin-
terstehenden Logistikprozesse nachhaltig gestalten.
Dazu zählt insbesondere die Belieferung der städti-
schen Handelsfilialen.
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 27
4
Das folgende Kapitel beschreibt die zukünftigen Her-
ausforderungen der Lebensmittellogistik und geht
dabei in erster Linie auf die Probleme, bereits eta-
blierte Logistikstrategien sowie zusätzlich denkbare
Lösungsansätze ein. Die Auswirkungen auf die Logis-
tik werden anhand der Gestaltungsebenen Unterneh-
mensstrategie, Netzwerk und Prozesse, Technologie
und Mitarbeiter erläutert. Die folgende Übersicht zeigt
auf, welche größten Veränderungen sich aus den Kon-
sumententrends für die Logistik ergeben.
Die hier eingeführten Wirkungsmechanismen sollen im
Folgenden je Gestaltungsebene näher erläutert werden.
Jedoch wird darauf hingewiesen, dass die identifi zier-
ten Handlungsfelder zwar den einzelnen Gestaltungs-
ebenen zugeordnet werden, es grundsätzlich aber zu
Überschneidungen der Ebenen kommt.
4.1 Unternehmensstrategie
Die Gestaltungsebene Unternehmensstrategie
beschreibt den Einfl uss der Konsumententrends auf
die langfristige Ausrichtung des Unternehmens, z.B.
die Erschließung neuer Märkte, innovative Geschäfts-
modelle, Kooperationen oder Kundensegmente. Diese
4 Herausforderungen und Lösungs-impulse für die Lebensmittel logistik der Zukunft
Konsumententrends
e-Commerce/Home-Delivery in Städten und Flächengebieten
Transparenz über die Lieferkette
Bevorzugung saisonaler und regionaler Lebensmittel
Convenience-Food
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Strategien
Unte
rneh
men
s-st
rate
gie
Angebot von e-Commerce/Home-Delivery/Cross/Omni-Channel
Same-Day-Delivery
Entwicklung neuer Geschäftsmodelle
Kooperationen in der Logistik
Netz
wer
k/Pr
ozes
s
Erzielung von Synergien im Fulfillment der Vertriebskanäle: Sortimentsallokation, Kommissionierung, Transport
Entwicklung neuer Bündelungs- und Distributionsstrategien
Aufbau von städtischen Verkaufs- und Logistikflächen
Konzepte zur Minderung des Flächenbedarfs
Entwicklung von Versorgungskonzepten für die Stadt
Aufbau von Logistikstrukturen zur Lebensmittelrückführung
Tech
nolo
gien
Digitalisierung der Logistikkette
IT als Erfolgsfaktor für Omni-Channel-Logistik
Transparenz/Tracking-and-Tracing über IT-Plattformen und Apps
Cold Chain Management auf der letzten Meile
Verpackungsänderungen
Mit-
arbe
iter
Sensibler Umgang mit der Herausforderung des „gläsernen Mitarbeiters“
Aus- und Weiterbildungskonzepte, um Fachkräftemangel entgegenzuwirken
Trad
ition
elle
Einf
luss
fakt
oren
von
Leb
ensm
ittel
n au
f die
Log
istik
Volatiles Nachfrage-verhalten
Nachhaltigkeit
Urbanisierung
Demografischer Wandel
Konzentration im Lebensmittel-einzelhandel
Zunehmende Lieferfrequenz
Knappe Logistikflächen
Preiskampf
Überallverfüg-barkeit von Lebensmitteln
Trend zu Multi-Channel
Steigende Sortimentsbreite
Abbildung 23: Konsumententrends und Strategien der Lebensmittellogistik
28 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
haben wiederum einen maßgeblichen Einfl uss auf die
Logistik des Unternehmens.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Konsu-
mententrends Transparenz und e-Commerce über alle
Akteure hinweg einen hohen Einfl uss auf die strategi-
sche Ausrichtung des Unternehmens haben. Auffällig ist
auch, dass insbesondere der Handel den Einfl uss fast
aller Konsumententrends auf die Unternehmensstrate-
gie höher einstuft, als die anderen Akteure. Begründet
werden kann das u.a. damit, dass der Handel in direk-
tem Kontakt mit dem Endkunden steht und dadurch
Änderungen im Konsum- und Kaufverhalten direkt
spürt. Dem gegenüber stufen die Logistikdienstleister
der Umfrage diesen Einfl uss oft als eher gering ein.
Strategische Handlungsfelder für Lebensmittelhersteller
Lebensmittelhersteller stehen auf der strategischen
Ebene u.a. vor der Entscheidung, wie sie auf den stei-
genden Kundenwunsch nach Transparenz reagieren
sollen. Die Schaffung von Transparenz kann erhebliche
Kosten verursachen, da zum einen systemseitige Ände-
rungen vorgenommen werden müssen. Zum anderen
kann mehr Transparenz dazu führen, dass Unterneh-
men eher unpopuläre Lieferantenregionen ändern
müssen, was in den meisten Fällen erhöhte Kosten
nach sich zieht. Aufgrund des hohen Aufwands muss
die Entscheidung über Transparenz stark vom jeweili-
gen Produkt abhängen und von der Bereitschaft des
Kunden, die zusätzliche Kosten zu tragen. Eine zusätz-
liche Preisbereitschaft liegt der Studie zufolge eher bei
Frische- und Ultrafrischeprodukten wie z.B. Fisch und
Fleisch vor, als bei Commodities im Trockensortiment.
Anzumerken ist jedoch, dass Branchenexperten skep-
tisch sind, inwiefern die in Umfragen erhobene Mehr-
preisbereitschaft in der Realität tatsächlich vorhanden
ist, in einem Markt der nach wie vor stark preisgetrie-
ben ist. Nichtsdestotrotz bietet dieser Trend Herstel-
lern die Möglichkeit, sich am Markt zu positionieren
und einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen, da aktuell
nur wenige Hersteller über die gesetzlich geforderten
1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
e-Commerce/Home-Delivery
Transparenz
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Handel Hersteller LDL
gering mittel hoch
Abbildung 24: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Ebene der Unternehmensstrategie
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 29
4
Maßnahmen hinausgehen und die notwendigen Infor-
mationen einfach zugänglich zur Verfügung stellen.
Außerdem stehen horizontale Logistik-Kooperationen
immer öfter im Fokus der strategischen Ausrichtung der
Logistik von Lebensmittelherstellern. Als Grund dafür
wird oft der hohe Kostendruck in der Branche genannt.
Ein klassisches Kooperationsbeispiel hierfür wäre die
gemeinsame Lagerung und Versorgung nachfrage-
schwacher Regionen, die im Verbund mehrerer Her-
steller Synergien erzeugt. Einige solcher und anderer
Kooperationsformen wurden in der Praxis bereits
durchgeführt. Leider lässt sich jedoch feststellen,
dass viele der zunächst als Best-Practice eingestuften
Kooperationen mittelfristig auf Probleme stießen, die zur
Beendigung der Zusammenarbeit führten. Als Gründe
hierfür werden zumeist die unterschätzte Marktdyna-
mik und nicht aufeinander angestimmte Saisonalitäten
genannt, die schlussendlich die erhofften Kostenvorteile
hemmen. Aber auch die Komplexität der vertraglichen
Absicherung von Kooperationen hindern Unternehmen
bereits vor Beginn daran, Kooperationen einzugehen.
Trotz alledem können horizontale Kooperationen in
besonderen Fällen Kostenvorteile erzielen. Aufgrund
der erhöhten Dynamik und Volatilität des Lebensmittel-
markts ist besonders bei der Partnersuche der Partner-
Fit ein kritischer Erfolgsfaktor.
Strategische Handlungsfelder für den Handel
Viele der betrachteten Trends führen auf strategischer
Ebene für den Handel zunächst zu der Entscheidung,
ob Produkte, die den jeweiligen Trend betreffen, in das
Sortiment aufgenommen werden sollen (z.B. Conve-
nience-Food, regionale Lebensmittel, Bio- und Fair-
Trade-Produkte). Folglich erhöht sich für die Logistik die
Sortimentsbreite, was wiederum die Prognosegenau-
igkeit auf Artikelebene erschwert. Der jedoch unter
aktuellen Gesichtspunkten prägendste Trend für den
Handel ist der Bereiche e-Commerce/Home-Delivery.
Er eröffnet zum einen die Möglichkeiten für sogenannte
Internet-Pure-Player, im Gebiet der stationären Händler
aktiv zu werden. Zum anderen passen bereits etablier-
te stationäre Lebensmittelhändler ihr Geschäftsmodell
und ihre Logistik an, um den aktuellen Marktentwicklun-
gen zu begegnen. Mittlerweile sind die meisten großen
deutschen Supermarktketten im Online-Handel aktiv.
Jedoch sind nicht alle Händler mit ihrem vollständi-
gen Sortiment online vertreten. Besonders Discounter
bieten eher non-food und Artikel des Trockensorti-
ments in ihren Webshops an. Zurückzuführen ist dies
auf zum Teil sehr geringe Margen, die auf hohe Kosten
in der Distribution der letzten Meile stoßen und somit
das Angebot eines Vollsortiments-Lieferservice für Dis-
counter erschweren. Dennoch sind Entwicklungen zu
erkennen, dass auch Lebensmittel-Discounter in naher
Zukunft mit ihrem gesamten Sortiment in den Home-
Delivery-Markt einsteigen. Besonders hier werden kos-
teneffizientere Logistikkonzepte benötigt, als die aktuell
in der Praxis erprobten Lösungen.
Grundsätzlich verlangt die Ausweitung der Vertriebs-
kanäle auch in der Lebensmittelbranche nach einer
cross-medialen Integration. Die Kanäle werden zuneh-
mend verschwimmen, indem Kunden im Laden ihr
Smart phone verwenden, um sich über Produkte zu
informieren, Preise zu vergleichen und evtl. sogar
direkt im Geschäft online einzukaufen. Durch die Eta-
blierung des e-Commerce sind Omni-Channel-Strate-
gien notwendig, die bei der strategischen Ausrichtung
des Unternehmens frühzeitig berücksichtigt werden
müssen. Besonders die Vernetzung von Online- und
Offline-Kanälen stellt die Anbieter vor diverse logistische
Herausforderungen. Inwiefern die Zentralisierung des
IT-Systems hierbei einen entscheidenden Erfolgsfaktor
darstellt, wird im Abschnitt 4.3 näher erläutert.
30 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Das Internet bildet im Handel auch die Grundlage für
Convenience und Individualisierungstrends. Aufgrund
des demografischen Wandels werden nicht nur immer
mehr Convenience-Produkte nachgefragt, sondern
auch der Einkaufsprozess sollte möglichst bequem
sein. Damit die Kunden bei der Fülle der Angebote
trotzdem dem Wunsch nach Convenience nachkom-
men können, gibt es immer mehr „Mass-Customiza-
tion“ und „One-to-One-Marketing“. Die Händler haben
eine Vielzahl von Informationen über die Kunden und
damit Wissen über deren Verhalten, Bedürfnisse und
Eigenschaften. Diese zu nutzen, wird eine der Kernhe-
rausforderungen, um sich von dem Angebot der Wett-
bewerber abzugrenzen. Händler die im Online-Handel
aktiv sind, sollten sich demnach bereits heute überle-
gen, wie Sie Kunden durch intelligente und individuell
angepasste Angebote und Liefervorschläge zukünftig
an sich binden wollen.
Das Angebot von Same-Day-Lieferdiensten ist im
Lebensmittelbereich aktuell nur für spezielle Nischen-
produkte vorhanden. Allerdings bekräftigen Entwick-
lungen in anderen Bereichen des Online-Handels die
Bedeutung dieses Logistiktrends. Die bereits hohen
Kosten der letzten Meile Distribution von Lebensmit-
teln erhöhen sich dadurch um ein Vielfaches. Dennoch
ist davon auszugehen, dass mit steigender Kunden-
nachfrage in anderen Bereichen des Online-Handels
auch der Bedarf an Same-Day-Delivery für Lebens-
mittel steigt.
Strategische Handlungsempfehlungen für Logistikdienstleister
Besonders für Logistikdienstleister ist ein direktes
Beobachten der Konsumenten- und Logistiktrends
unabdingbar. Die strategische Ausrichtung von Logis-
tikdienstleistern wird aktuell noch stark aus den Anfor-
derungen des stationären Einzelhandels abgeleitet,
jedoch sind Dienstleister sich der Bedeutung der
Trends bewusst und beziehen diese Entwicklungen
bereits heute in strategische Überlegungen mit ein.
Zwar werden die Auswirkungen der Trends von Logis-
tikdienstleistern in der Umfrage aus heutiger Sicht als
relativ gering eingeschätzt, jedoch lassen sich schon
heute mögliche zukünftige Geschäftsbereiche iden-
tifizieren, die für Logistikdienstleister von Bedeutung
sein können.
Unter anderem bietet sich mit der steigenden Nachfra-
ge nach Lieferdiensten von verzehrfertigen Mahlzeiten
in der Stadt die Möglichkeit, diese Lebensmittelbelie-
ferung von einem oder wenigen Logistikdienstleistern
zentral durchführen zu lassen. Dieser Convenience-
Food-Logistikdienstleister könnte dabei mehrere bisher
nicht aufeinander abgestimmte Logistiksysteme inte-
grieren, um Synergien zu erzeugen. Für Gastronomie-
betriebe bietet sich dadurch die Chance, keine eigenen
Strukturen aufzubauen bzw. bestehende Systeme
abzuschaffen. Erste Entwicklungen in dem Bereich sind
zu erkennen, aktuelle Lösungsansätze stoßen jedoch
noch auf Probleme. Eine Kern-Herausforderung ist
es dabei zum einen, die kritische Masse zu erreichen,
welche eine effiziente Abwicklung ohne Servicegrad-
verluste ermöglicht. Zum anderen fordert dieser Ansatz
eine lückenlose Vernetzung und Integration verschie-
dener IT-Subsysteme auf einer Plattform. Die damit
einhergehende Komplexität stellt somit die größte Her-
ausforderung in der technologieseitigen Abwicklung
dieses Geschäftsmodells dar.
Ein weiteres Geschäftsfeld bietet die Konsolidie-
rung und Lieferung regionaler Lebensmittel an den
Handel. Diese Belieferung kann aktuell aufgrund der
zum Teil geringen Mengen einzelner Agrarbetriebe
sowie der vorherrschenden saisonalen Schwankun-
gen nur ineffizient durchgeführt werden. Hier bietet sich
für Logistikdienstleister die Chance, durch neuartige
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 31
4
Bündelungskonzepte die steigende Nachfrage nach
regionalen Lebensmitteln effi zient abzuwickeln.
Zudem lässt sich erkennen, dass die Rückführung von
Lebensmitteln in naher Zukunft an Bedeutung gewinnt.
Wenn sich die aktuellen Entwicklungen fortsetzen, kann
es für den Logistikdienstleister sinnvoll sein, die Rück-
führung von Lebensmitteln, sei es für die Verwertung
in sozialen Einrichtungen oder aber auch in Biogas-
Anlagen, zu übernehmen. Experten merken jedoch
an, dass es bei der Rückführung von abgelaufenen
Lebensmitteln zu juristischen Problemen bei der Pro-
dukthaftung können kann, die gelöst werden müssen,
damit der Dienstleister nicht zum „verlängerten Arm der
Produkthaftung“ wird.
Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass die Distribu-
tion von Lebensmittel besonders auf der letzten Meile
zum Endkunden immer stärker an Bedeutung gewinnt.
Nichtsdestotrotz gibt es nur wenige Logistikdienstleis-
ter, die diese „Königsdisziplin“ der Lebensmittellogistik
erfolgreich über alle Temperaturzonen hinweg beherr-
schen. Da jedoch die Nachfrage nach „Alles-Liefe-
ranten“ steigt, sollten Logistikdienstleister sich hier
frühzeitig positionieren und Konzepte entwickeln.
4.2 Netzwerk und Prozesse
Diese beiden Gestaltungsebenen betreffen Entschei-
dungen, die die infrastrukturelle und prozessorale
Struktur des Logistiknetzwerks eines Unternehmens
beeinfl ussen. Dazu gehören beispielsweise Standort-
entscheidungen, horizontale und vertikale Zusammen-
arbeit sowie Insourcing- und Outsourcing-Aktivitäten.
Diese Entscheidungen wirken sich wiederum auf unter-
nehmensinterne und -externe Logistikprozesse aus. Im
Fokus stehen hierbei insbesondere die Planungs- und
Fulfi llmentprozesse in der Distribution der Lebensmittel.
Da die hier getroffenen Entscheidungen oft langfristig
und weitreichend sind, ist die Einbeziehung am Markt
beobachtbarer Trends von besonderer Bedeutung.
1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
e-Commerce/Home-Delivery
Transparenz
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Handel Hersteller LDL
gering mittel hoch
Abbildung 25: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Netzwerk-Ebene
32 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Konsu-
mententrends Transparenz und e-Commerce über alle
Akteure hinweg analog zu der Gestaltungsebene Unter-
nehmensstrategie den höchsten Einfl uss auf veränderte
Logistiknetzwerke und -prozesse haben. Beim Handel
ist auffällig, dass die Gestaltung des Logistiknetzwerks
und der damit verbundenen Prozesse stark durch die
steigende Nachfrage nach regionalen und saisonalen
Lebensmitteln beeinfl usst werden.
Neue Bündelungs- und Distributionsstrategien und deren Auswirkungen auf urbane Verkaufs- und Logistikflächen
Für die logistische Abwicklung des e-Commerce exis-
tieren verschiedene Ansätze, die sich zum einen darin
unterscheiden, ob die Lebensmittel vom Kunden nach
der Online-Bestellung selbst abgeholt werden (Click-
and-Collect) oder ob die Bestellung direkt zum Kunden
geliefert wird. Für die Belieferung des Kunden durch
den Handel gibt es wiederum zwei grundlegende
Möglichkeiten: (1) Die Kommissionierung der Bestellung
in einer nahegelegenen Filiale sowie (2) die Kommissi-
onierung durch den Anbieter innerhalb zentraler Logis-
tikstrukturen, die für den e-Commerce errichtet worden
sind. Generell ist festzuhalten, dass der fi lialbasierte
Ansatz vor allem für den Einstieg von stationären Händ-
lern in den Online-Lebensmittelhandel oder in ländlichen
Gegenden der kosteneffi zienteste Ansatz ist. Händlern
in Deutschland kommt dabei auch die hohe Filialdich-
te zugute, da die kurzen Lieferwege keine oder kaum
aktive Kühlung der zu liefernden Ware erfordern und
die Lieferkosten daher auch minimiert werden können.
Mit zunehmenden Online-Bestellungen wird die Beliefe-
rung aus einem e-Commerce-Fulfi llmentcenter jedoch
gerade in Ballungsgebieten zur effi zienteren Variante.
Es wird deutlich, dass sich der Investitionsaufwand
in zentrallagerbasierte Kommissionierungsstruktu-
ren erst dann anbietet, wenn eine kritische Masse an
e-Commerce-Nutzern erreicht ist, so dass auch in
Deutschland der Handel solche Investitionsprojekte
1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
e-Commerce/Home-Delivery
Transparenz
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Handel Hersteller LDL
gering mittel hoch
Abbildung 26: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Prozess-Ebene
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 33
4
durchzuführen beginnt. Dabei steht er auch vor der
Herausforderung, städtische Gewerbefl ächen zu erwer-
ben, die jedoch unterschiedlichen verkehrspolitischen
Restriktionen unterliegen. Beispielsweise muss nachge-
wiesen werden, dass die Errichtung und das Betreiben
solcher städtischen oder stadtnahen Fulfi llmentcenter
zu keiner zusätzlichen Belastung der benachbarten Ver-
kehrsknoten führt. Mit einer steigenden Verkaufsdichte
können die Händler in der Nähe der Ballungsgebiete
Logistikinfrastruktur errichten und somit eine Kombi-
nation aus Filial- und Zentrallagerkommis sionierung
betreiben. Hier kann Tesco aus Großbritannien als
Vorbild gesehen werden. Das Unternehmen bietet
sein Online-Geschäft zwar landesweit an, fokussiert
sich jedoch auf den Großraum London, wo mittlerweile
sechs Kommissionierungszentren in Benutzung sind.
[35] Eine schrittweise Ausdehnung ausgehend von den
Metropolregionen ist dabei empfehlenswert, wie sie
auch von großen deutschen Lebensmitteleinzelhänd-
lern jüngst umgesetzt wird.
Abbildung 27 zeigt die Vor- und Nachteile fi lialbasierter
vs. zentrallagerbasierter Kommissionierung aus einem
e-Commerce Fulfi llmentcenter.
Bezüglich der Distribution der Ware wird deutlich, dass
die Auslieferung zum Kunden zwar die beiden wich-
tigsten Kundenerwartungen des Online-Handels (Con-
venience und Zeitersparnis) erfüllt, jedoch sowohl für
die Anbieter als auch die Kunden zusätzliche Kosten
erzeugt.
Die Kosten ergeben sich nicht nur aus der vergleichs-
weise teuren Belieferung auf der letzten Meile, die in
der B2C-Distribution einen Anteil von 50 % der gesam-
ten Logistikkosten ausmachen können. [36] Zusätzlich
existieren große Herausforderungen im Management
der teuren und platzaufwendigen Kühlaggregate, da
neben der Verwendung von gekühlten Transportmit-
teln auch spezielle Kühlboxen für die Distribution von
Lebensmitteln zum Einsatz kommen. Diese Kühlboxen
sind sowohl kosten- als auch platzintensiv und können
daher bei Abwesenheit des Endkunden oftmals nicht
abgeladen werden, woraus sich wiederum neue Trans-
porte für einen neuen Belieferungstermin ergeben.
Für die Logistik bedeutet das, dass die Kommunika-
tion mit dem Endkunden und die Abstimmung und
Eingrenzung der Belieferungszeitfenster bei Lebens-
mitteln noch kritischer ist als bei herkömmlichen
Filialbasiert Zentrallagerbasiert
Vorteile
⟩ Keine Umstellung der Inbound-Belieferungsprozesse⟩ Nutzung vorhandener Infrastruktur⟩ Geringe Distanz zum Endkunden⟩ Geringe Investitionen⟩ Geringeres finanzielles Risiko⟩ Erlaubt schnelle geografische Expansion
⟩ Kosteneffizient bei steigender Nachfrage⟩ Effizientere Kommissionierung⟩ Keine Belästigung der Kunden in der Filiale⟩ Größeres Angebot möglich⟩ Echtzeit-Produktverfügbarkeit einfacher umsetzbar
Nach
teile
⟩ Kunde kann sich durch Packer gestört fühlen⟩ Oftmals fehlender Echtzeit-Abgleich über
Lebensmittelverfügbarkeit⟩ Ineffiziente Logistikprozesse z.B. durch doppelte
Kommissionierung⟩ Nicht wirtschaftlich bei steigenden Online-Umsätzen
⟩ Zusätzliche Investition in Logistikinfrastruktur notwendig⟩ Zusätzliche Logistikprozesse entstehen⟩ Höhere Entfernung zum Endkunden⟩ Herausforderung bei der Standortfindung, insbesondere in
städtischen Räumen
Abbildung 27: Vor- und Nachteile fi lialbasierter gegenüber zentrallagerbasierter Kommissionierung
34 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
e-Commerce-Belieferungen, die keine Kühlung erfor-
dern. Für die Logistikdienstleister bedeutet das, dass
sie ihre Belieferungszeitfenster in die Morgen- und
Abendstunden ausdehnen müssen und bestenfalls
ihre Tourenplanung sowohl für den Handel als auch
die Endkunden mit Hilfe von Tracking-and-Tracing-
Systemen offenlegen. Hierfür bietet sich beispielswei-
se die Nutzung einer gemeinsamen IT-Plattform an,
in der sowohl sämtliche Akteure mit den Lieferinfor-
mationen versorgt werden als auch bestenfalls Ände-
rungen flexibel eingeben werden können. Neben der
Bereitstellung solcher Technologiestrukturen ergeben
sich weitere Kosten für den zunehmenden Flächen-
verbrauch. Untersuchungen zeigen, dass für die Belie-
ferungsstrukturen des Online-Handels die dreifache
Logistikfläche benötigt wird. Auch insgesamt sind
die Logistikkosten im e-Commerce dreimal so hoch,
wie im stationären Handel. Die für e-Commerce Ful-
fillment-Zentren benötigten Logistikflächen befinden
sich zumeist in kundennahen Gebieten, was zudem
die reinen Grundstückskosten steigen lässt. Der End-
kunde ist nur begrenzt bereit, die zusätzlichen Kosten
zu übernehmen, sodass der Handel, die Lebensmittel-
hersteller und die Logistikdienstleister gezwungen sind,
diese Kosten durch Effizienzsteigerungen an anderen
Stellen zu kompensieren. Allgemeine Maßnahmen zur
Reduzierung des Flächenverbrauchs sind die Erhöhung
der Umschlagshäufigkeit mit Hilfe verbesserter Nach-
frageprognosen, ein effizientes Zeitfenstermanagement
sowie Kooperationen mit Wettbewerbern.
Der aktuelle Trend hin zu separaten Systemen aufgrund
gänzlich unterschiedlicher Logistikanforderungen zwi-
schen e-Commerce und stationärem Handel scheint
sich fortzusetzen. E-Commerce-Zentren, welche neben
den klassischen Handelsstrukturen bestehen und ledig-
lich für die Bedienung der Online-Kunden konzipiert
sind, kommen bereits erfolgreich zum Einsatz. Eine
flexible Lösung zur effizienten Nutzung von Synergien
zweier Subsysteme innerhalb eines integrierten Logis-
tiksystems ist noch nicht vorhanden. Es bleibt nach wie
vor eine Herausforderung, wie sich in Zukunft Synergien
im Fulfillment bezüglich Kommissionierung, Lagerung,
Transport zwischen dem stationären und dem Online-
Handel realisieren lassen.
Etablierung von Click-and-Collect-Lösungen
Einen in Deutschland noch kaum umgesetzter Ansatz
zum Umgang mit der steigenden Online-Nachfrage
nach Lebensmitteln stellen u.a. Click-and-Collect-
Services dar. Hierbei können die Kunden ihren Einkauf
online zusammenstellen und zu einem späteren Zeit-
punkt an einem fest definierten Ort abholen. Für den
Handel entsteht zwar die Herausforderung der Kom-
missionierung (meist am Abholort), jedoch entfällt die
Distribution der letzten Meile. Neben den Filialen als
Abholort können die Kunden ihre Bestellung beispiels-
weise in Frankreich und England auch an Tankstellen
oder an anderen öffentlichen Orten abholen. Dies soll
den Mehrwert des Online-Lebensmittelshoppings noch
mehr intensivieren, da kein extra Zeitaufwand entsteht,
sondern die Bestellung beispielsweise auf dem Arbeits-
weg abgeholt werden kann.
Auch wenn in Deutschland die Filialdichte sehr hoch
ist, schaffen unabhängige Abholstationen auch eine
alternative Lösung hinsichtlich der starren Öffnungszei-
ten der Filialen. Diese Paketstationen benötigen kaum
Service-Personal, müssten allerdings über ein Kühlsys-
tem verfügen. Ein innovatives Konzept wird z.B. in der
Schweiz angeboten. Hier können Kunden Lebensmittel
bestellen und diese am Bahnhof am Gepäckschalter
oder an einem Schließboxsystem abholen. Die Kunden
können das Schließfach mit einem QR-Code auf dem
Smartphone oder der Bestellbestätigung öffnen. [37]
Ein weiteres Konzept im Click-and-Collect-Bereich
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 35
4
ist es, Abholstationen in die Firmensitze von Großun-
ternehmen zu integrieren, um den Kunden unnötige
Umwege zu ersparen.
Zusammenfassend lassen sich durch e-Commerce fol-
gende Auswirkungen auf die Netzwerk- und Prozess-
ebene beobachten:
> Bis zu dreifacher Logistikfl ächenbedarf sowie drei-
fache Logistikkosten gegenüber der Lebensmittel-
logistik des stationären Handels
> Logistikinfrastrukturinvestitionen in e-Commerce
Fullfi llmentcenter
> Kooperationen mit Logistikdienstleistern für die
letzte Meile
> Angebot von Belieferungszeitfenstern von max. 2
Stunden, insbesondere in den Morgen- und Abend-
stunden wird notwendig
> Bereitstellung von Webdiensten, in denen die Trans-
porte der letzten Meile für den Endkunden sichtbar
gemacht werden und Änderungen vorgenommen
werden können
> Click-and-Collect-Lösungen können eine Alternative
für die logistisch aufwändige und kostenintensive
Belieferung in der letzten Meile bieten
4.3 Technologien
Auf technologischer Ebene stellen die beschriebenen
Veränderungen im Lebensmittelmarkt diverse neue
Anforderungen an die Akteure. Insbesondere generie-
ren die aktuellen Entwicklungen im e-Commerce von
Lebensmitteln und die damit verbundene Digitalisierung
des Angebots neue Vertriebskanäle, die informations-
technisch gesteuert und mit den vorhandenen Sys-
temen vernetzt werden müssen. Besonders Händler,
welche mit viel Aufwand in den e-Commerce Markt
drängen, stehen vor der Herausforderung, ihre beste-
henden Strukturen, Prozesse und IT-Systeme an die
neuen Gegebenheiten anzupassen. Diese Verände-
rungen gehen einher mit systemseitigen Anpassungen,
um die Omni-Channel-Herausforderung zu bewältigen.
Darüber hinaus führt die kundenseitig geforderte Trans-
parenz entlang der Wertschöpfungskette zu Proble-
men, die es auf technologischer Ebene zu lösen gilt.
Zudem stellt die erhöhte Bedeutung des e-Commerce
Click-and-Collect Auslieferung
Vorteile
⟩ Kunde muss nicht auf Lieferung warten⟩ Keine Lieferkosten für Kunden⟩ Kosteneinsparungen für Händler⟩ Einfachere Einhaltung der Kühlkette möglich⟩ Kunde übernimmt hohe Kosten der „letzten Meile“⟩ Drive-Ins auf dem Arbeitsweg
⟩ Hohe Kundenakzeptanz aufgrund des Komforts und der Zeitersparnis
Nach
teile ⟩ Kunde muss Ware abholen
⟩ Oftmals fehlender Echtzeit-Abgleich über Lebensmittelverfügbarkeit
⟩ Infrastrukturinvestitionen in Abholstationen (u.a. Drive-In)
⟩ Enorme Kosten der letzten Meile⟩ Abstimmung von Lieferzeitfenstern mit dem Kunden nötig in
den Morgen- und Abendstunden⟩ Annahme der Lieferung nötig⟩ Herausforderung der Einhaltung der Kühlkette
Abbildung 28: Vergleich von Click-and-Collect gegenüber der klassischen Belieferung des Endkunden
36 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
neue Anforderungen an das Kühlketten-Management.
Besonders im Bereich der letzten Meile sind bisher
nur wenige zufriedenstellende Lösungen vorhanden,
die die gebündelte Distribution von Lebensmitteln aller
Temperaturzonen unter Einhaltung der Kühlketten-
Anforderungen ermöglichen.
Zukünftig steht die Branche außerdem vor der Heraus-
forderung, das steigende Verkehrsaufkommen mög-
lichst emissionsarm zu bewältigen. Einen möglichen
Lösungsansatz bieten hier elektromobile Fahrzeuge.
Jedoch ist deren Einsatz besonders für die Distributi-
on von Lebensmitteln mit Problemen behaftet, die im
weiteren Verlauf beleuchtet werden.
Der Weg vom Multi-Channel-Vertrieb zum Omni-Channel-Logistiker
Die digitale Transformation stationärer Angebote des
Lebensmittelmarkts eröffnet Akteuren der Branche
diverse neue Vertriebskanäle. Bisher stationäre
Lebensmitteleinzelhändler haben den wachsenden
Trend des e-Commerce erkannt und versuchen durch
verschiedene webbasierte Angebote neue Kunden zu
erschließen und an sich zu binden. Klassische Lebens-
mittelhersteller, welche bisher nur den Handel beliefert
haben, versuchen durch eigene Web-Plattformen oder
die Plattformen von Vertriebsintermediären dem Trend
zu begegnen. Klassische stationäre Gastronomiebetrie-
be folgen der Bewegung ebenso in rasantem Tempo
und digitalisieren ihr Leistungsangebot.
All diese Unternehmen stehen dabei in unterschiedli-
chem Ausmaß vor derselben Herausforderung, diese
Vertriebskanäle und deren unterschiedlichen logis-
tischen Anforderungen aufeinander abzustimmen.
Spricht man in der Theorie von einem Multi-Channel-
Vertrieb, beschreibt dies lediglich den Betrieb mehrerer
Vertriebskanäle. Um die Potenziale der zusätzlichen
Vertriebskanäle zu nutzen, ist jedoch eine Vernetzung
dieser notwendig, da sonst die zusätzlichen Umsätze
von diversen Kosten (Lagerung, Handling, IT etc.)
1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
e-Commerce/Home-Delivery
Transparenz
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Handel Hersteller LDL
gering mittel hoch
Abbildung 29: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Technologie-Ebene
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 37
4
überkompensiert werden. Das Ziel ist es also, trotz
verschiedener Vertriebskanäle, unter Nutzung eines
einheitlichen, integrierten IT-Systems zentral Bestände
zu managen, eine konsolidiertes Distributionssystem zu
unterhalten und multidisziplinäre Mitarbeiter auszubil-
den, um die unterschiedlichen logistischen Anforderun-
gen der Vertriebskanäle zu meistern. Ist dies erreicht,
spricht man von einer Omni-Channel-Logistik. Diese
in der Theorie nachvollziehbare Zielstellung stößt in
der Praxis jedoch schnell an Ihre Grenzen. Vielmehr
werden in den meisten Fällen pro Vertriebskanal sepa-
rate Bestände geführt, eigene Distributionsstrukturen
aufgebaut und unterschiedliche IT-Systeme unterhalten,
die eine fragmentierte Systemlandschaft bilden. Hinzu
kommt, dass die Verantwortlichkeiten der Vertriebs-
kanäle unterschiedlichen Business Units zugeordnet
sind und eine gebündelte Zuständigkeit nur selten
angestrebt wird.
Bei der Erreichung einer effizienten Omni-Channel-
Logistik stellt das IT-System für die meisten Unter-
nehmen den entscheidenden Engpass dar, da die
Anforderungen an ein integriertes IT-System hochgra-
dig komplex sind und keine one-size-fits-all Lösung am
Markt existiert. Dieses System muss eine digitale Abbil-
dung des Produktportfolios inklusive der Verfügbarkeit,
tägliche Anpassung der Preise sowohl überregional
als auch über sämtliche Kanäle ermöglichen. Dabei
müssen unterschiedliche Auftragsstrukturen abgebildet
und eine Umsatz- und Ergebnisverrechnung der ein-
zelnen Vertriebe ermöglicht werden. Ebenso sind eine
integrierte Verfügbarkeit von Transport- und Kunden-
daten und eine vertriebskanalübergreifende Abbildung
eines Debitorenmanagements sowie von Kundenbo-
nusprogrammen notwendig. Auch die Abwicklung
von Cross-Channel-Retouren spielt bei der Konzepti-
onierung eines solchen Systems eine Rolle und muss
frühzeitig eingebunden werden.
Diese und weitere Anforderungen machen die Schaf-
fung eines adäquaten IT-Systems zu einer der Kern-
herausforderungen der Omni-Channel-Logistik. Hinzu
kommt, dass das System hinreichend flexibel sein
muss, um die Hinzunahme weiterer Vertriebskanäle
ohne aufwändige Systemänderungen sicherzustellen.
Es sei hierbei natürlich auch erwähnt, dass die Tech-
nologien für den Weg zur Omni-Channel-Logistik eher
als Befähiger dienen. Zusätzlich sind ebenso prozesso-
rale und strukturelle Änderungen nötig, um den Schritt
effizient zu vollziehen. So ist es unter anderem unab-
dingbar, bestehende Lagerstrukturen zu flexibilisieren,
wenn eine zentrale, vertriebskanalübergreifende Struk-
tur angestrebt wird, sodass schnell auf komplett unter-
schiedliche Mengenkonstrukte reagiert werden kann.
Die beschriebene Veränderung von IT, Prozessen
und Infrastruktur in der Omni-Channel-Logistik haben
bereits in führenden Unternehmen anderer Branchen
Millionenbeträge verschlungen, da die Komplexität und
Multidimensionalität vor allem im Bereich der IT nicht
rechtzeitig erkannt und demensprechend beachtet
wurde. Deshalb ist es absolut notwendig, frühzeitig
bei der Hinzunahme zusätzlicher Vertriebskanäle deren
Vernetzung zu berücksichtigen und IT-seitig abzubilden,
um eine verspätete Integration nicht teuer zu bezah-
len. Zur Integration der Vertriebskanäle bietet es sich
an, die Verantwortlichkeiten des Betriebs dieser Kanäle
in einem Bereich zu bündeln, um den Erfolg auch auf
Ebene der Unternehmensorganisation zu unterstützen
und Systemlandschaften zu vermeiden. Dafür ist es
empfehlenswert, diese Verantwortlichkeiten über den
Omni-Channel-Betrieb in der Logistik zu bündeln, da
hier in besonderem Maße Synergien erzeugt werden
können.
38 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Elektromobilität in der Lebensmitteldistribution
Die technologischen Entwicklungen jüngster Ver-
gangenheit haben es der Logistik ermöglicht, elek-
tromobile Antriebe im Sinne nachhaltiger Ver- und
Entsorgungsstrukturen auf der letzten Meile einzuset-
zen. Die Grundvoraussetzung hierfür ist, dass auch das
derzeit verfügbare Angebot an elektromobilen Fahr-
zeuge die wirtschaftlich-technischen Anforderungen
der distribuierenden Unternehmen erfüllt. Zu diesen
Anforderungen gehören grundsätzlich neben den
Kosten auch die Reichweite, die maximale Nutzlast, die
Infrastruktur, und die zeitliche Verfügbarkeit. Im Bereich
der Lebensmitteldistribution spielen außerdem weitere
Sonderanforderungen, wie z.B. der Bedarf an Kühlvor-
richtungen eine Rolle, da kühlpflichtige Transporte einen
Großteil der Lebensmittelindustrie ausmachen, jedoch
gleichzeitig die Reichweite und Nutzlast senken.
Untersuchungen des Fachgebiets Logistik anhand
realer Transporttouren zum Lebensmitteleinzelhandel
zeigen, dass die bestehenden Anforderungen an diese
Einsatzparameter von dem gegenwärtigen Marktange-
bot nicht erfüllt werden können. Daher ist der Einsatz
von Elektromobilität in der Lebensmittellieferkette weder
von konventionellen noch von Bio-Supermärkten wirt-
schaftlich-technisch realisierbar sind.
Es wurde festgestellt, dass weiterhin die vergleichs-
weise höheren Anschaffungskosten eines Elektro-Lkw
den Vorteil der geringeren Betriebskosten überwiegen,
was vor allem dem hohen Batteriepreis zuzurechnen
ist. Die um ca. ein Drittel niedrigeren Betriebskosten
werden erst bei sinkenden Anschaffungspreisen den
Nutzern von Elektro-Lkw einen Vorteil verschaffen. Als
erstes werden diejenigen Unternehmen Elektromobili-
tät wirtschaftlich nutzen können, die über eine große
Flotte mit hoher Laufleistung verfügen, da in diesem Fall
auch die Infrastrukturkosten besser umgelegt werden
können und die niedrigeren Betriebskosten stärker ins
Gewicht fallen.
Das größte identifizierte technische Problem stellt
jedoch nicht die Reichweite, sondern das Zuladungs-
vermögen elektromobiler Lkw dar. Oberhalb eines
zulässigen Gesamtgewichts von 19 Tonnen war kein
Marktangebot elektromobiler Fahrzeuge auszumachen.
Das bedeutet, dass knapp 85 % der untersuchten
Fahrten alleine aufgrund der Zuladungsmenge nicht
abgedeckt werden können. Des Weiteren leiden elek-
tromobile Lkw konstruktionsbedingt unter einem gene-
rell verminderten Ladungsvermögen, das bis zu 20 %
des Gesamtgewichts ausmacht. Die im Lebensmittel-
handel häufig bestehende Kühlpflicht verschärft diese
Problematik, da durch den Einsatz von Kühlaggregaten
die Nutzlast abermals um bis zu 15 % verringert wird.
Am Beispiel realer Transportflüsse wurde festgestellt,
dass Elektromobilität aufgrund der Restriktionen hin-
sichtlich Reichweite als auch Zuladungsvermögen nur
bei unter 10 % aller Touren technisch umsetzbar ist.
Prognosen geben dennoch Grund zur Hoffnung, dass
sich dies innerhalb der nächsten zehn Jahre ändern
wird, da weiterhin an Lösungen hinsichtlich der Batte-
rietechnik gearbeitet wird.
Den heutigen Problemen der Elektromobilität kann
in vielfältiger Weise begegnet werden. Günstigere
Hybridfahrzeuge und Kooperationen zwischen den
Händlern erscheinen als geeignete Mittel, um die
Wirtschaftlichkeitsschwelle schneller zu erreichen. Ein
allgemeiner Durchbruch von Elektromobilität und ein
Aufstieg Deutschlands zu einem weltweiten Leitmarkt
ist aber nur auf Basis des technischen Fortschritts zu
erwarten. So bleibt die Elektromobilität auch in naher
Zukunft noch ein relevantes Forschungsfeld. Ein wei-
teres Anwendungsfeld von Elektromobilität eröffnet
sich in der zunehmenden Nachfrage an nächtlicher
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 39
4
Abbildung 30: Bewertung des Einsatzes von elektromobilen Fahrzeugen in der Lebensmitteldistribution
Belieferung von urbanen Handelsfi lialen, die starken
Lärmrestriktionen unterliegen und bisher nur durch den
Einsatz elektromobiler Nutzfahrzeuge realisierbar ist.
Auch die elektromobile Belieferung des Endkunden im
Rahmen des zunehmenden Onlinehandels ist ein rea-
listisches Szenario.
Einfluss des e-Commerce auf das Kühlketten-Management
Für viele technologische Herausforderungen im Kühl-
ketten-Management konnten in den letzten Jahren
Lösungen entwickelt werden. Als eine der größten
Errungenschaften der letzten Jahre gelten im Bereich
der Lebensmitteldistribution Mehrkammer-Fahrzeuge.
Durch das Führen verschiedener Temperaturzonen
in einem Fahrzeug konnten Auslastungsgrade deut-
lich verbessert und die im gesamten Logistiksystem
zurückgelegte Strecke drastisch gesenkt werden.
Während die Fahrzeuge zu Beginn oft nur ausgewählte
Temperaturbereiche abdeckten (z.B. Ultrafrische,
Frische und Ambient) geht die technologischen Ent-
wicklung dahin, dass mittlerweile die Abbildung aller
Temperaturzonen vom Tiefkühl- bis zum Trockensor-
timent umsetzbar sind. Die Bedeutung der Mehrkam-
mer-Fahrzeuge für die Lebensmittellogistik spiegelt sich
auch in den Ergebnissen der im Rahmen der Studiener-
stellung geführten Experteninterviews wieder. Führende
Lebensmittellogistiker gehen dazu über, zukünftig nur
noch Fahrzeuge anzuschaffen, die in der Lage sind,
mehrere Temperaturzonen gleichzeitig zu bedienen.
Darüber hinaus lässt sich durch intelligentes sensor-
basiertes Tracking-and-Tracing theoretisch nicht nur
die Strecke, sondern auch der Temperaturverlauf aller
Produkte entlang der Logistikkette überwachen, wie es
für TK-Ware bereits regulatorisch gefordert wird. Auch
wenn in diesem Bereich noch technologische Verbes-
serungen zu erwarten sind, lässt sich konstatieren, dass
40 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
die Entwicklungen der letzten Jahre die Lebensmittel-
belieferung in den Strukturen des klassischen Lebens-
mittelhandels stark verbessert haben.
Eine wesentlich größere Herausforderung im Bereich
des Kühlketten-Managements stellt hingegen die letzte
Meile Distribution zum Endverbraucher dar, die durch
die steigende Nachfrage im Online-Distanzhandel
immer stärker an Bedeutung gewinnt. Besonders hier
fehlt es in vielen Bereichen noch an technologischen
Lösungen, die die Entwicklung des e-Commerce weiter
vorantreiben könnten.
Aktuell sind die wenigsten Logistikdienstleister in vollem
Umfang dazu in der Lage, eine Lebensmittelbelieferung,
über alle Temperaturzonen hinweg, an den Verbraucher
sicherzustellen. Nach Meinung von Experten existieren
sogenannte „Alles-Lieferanten“ kaum, werden aber
zukünftig stärker nachgefragt. Wer es schafft diese
Anforderungen zu meistern, kann sich langfristig einen
Wettbewerbsvorteil verschaffen. Da das Angebot an
Logistikdienstleistern in dem Bereich sehr gering ist,
bieten auch nur die wenigsten Händler auf ihren Web-
Plattformen ihr komplettes Sortiment an. Die Schaf-
fung eines eigenen Logistiksystems für die Belieferung
der Endkonsumenten ist zwar von Vorteil und wurde
bereits erfolgreich umgesetzt, gestaltet sich jedoch
nur für wenige Händler als eine profitable Alternative.
Hersteller die neben ihrem Angebot über den Lebens-
mitteleinzelhandel auch online ihre Ware vertreiben,
sind nach schlechten Erfahrungen mit traditionellen
KEP-Dienstleistern dazu übergegangen, bestimmte
Produkte (z.B. Schokolade) im Sommer nicht mehr
online zur Verfügung zu stellen, da es zu oft zu Quali-
tätsproblemen kam.
Denkbare Lösungsansätze für die Optimie-
rung der letzten Meile Distribution von Lebensmit-
teln sind sowohl Mehrkammer-Fahrzeuge als auch
Mehrkammer-Transportbehälter. Aktuell am Markt
etablierte Mehrkammer-Fahrzeuge bieten zwar für die
Belieferung des Lebensmitteleinzelhandels und von
Tankstellen viele Vorteile, stoßen aber bei Privathaus-
halten an ihre Grenzen. Für die Belieferung von End-
verbrauchern können intelligente Fahrzeugkonzepte
(die alle Temperaturbereiche energieeffizient abbilden
und eine einfache Kommissionierung aus den verschie-
denen Zonen ermöglichen) helfen, die Zustellung aller
Lebensmittel von einem Anbieter sicherzustellen. Die
Entwicklung von Mehrkammer-Transportbehältern ist
auch denkbar und wird ebenso verfolgt. Hierbei sind
die Nutzer dieser Boxen mit derselben Problemstellung
konfrontiert, die auch für aktuelle Transportbehälter
gilt. Behälter sind teuer und sollten im Idealfall nicht
im Besitz beim Kunden bleiben, was wiederum zur
Problematik der Koordinierung der Anlieferzeitfenster
führt. Jedoch sind verschiedene Anreiz- und Retou-
rensysteme denkbar, die diese Herausforderungen
lösbar machen.
Transparenz für den Endkunden als entscheidender Wettbewerbsfaktor
Der Kundenwunsch nach mehr Transparenz hinsicht-
lich Herkunft, Inhaltsstoffen, Herstellungs-, Transport-,
Lagerungs- sowie Weiterverarbeitungsbedingungen
steigt. Zudem fordern Kunden eine einfache Zugäng-
lichkeit der benötigten Informationen. Demnach reicht
es nicht aus, wenn die Informationen in allgemeiner
Form in Unternehmensberichten zur Verfügung stehen.
Ebenso halten es Kunden für unzumutbar, bereits vor-
handene Codes zu dechiffrieren, um mehr Transparenz
über das Produkt zu erhalten. Diese Codes beinhalten
oft nur einen Bruchteil der gewünschten Informationen,
sodass die Rückverfolgbarkeit der gesamten Supply
Chain bis zum Ursprung schwierig bis unmöglich bleibt.
Das es in puncto Transparenz nur wenige Beispiele gibt,
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 41
4
die als Best-Practice bezeichnet werden können, ist
trotz der steigenden öffentlichen Bedeutung erstaunlich.
Zumal verschiedene IT-Plattformen von Informationsin-
termediären vorhanden sind und es somit aus techni-
scher Sicht kaum ein Problem darstellt, Verbrauchern
diese Informationen zur Verfügung zu stellen. Diese
Plattformen bieten die Möglichkeit, unterschiedlichste
Informationen entlang der Logistikkette vom Rohstoff-
lieferanten bis zum Handel zentral aufzunehmen und
zur Verfügung zu stellen. Dem Kunden könnte dann
beispielsweise App-basiert erläutert werden, wann,
wo, was, warum und in welcher Art und Weise etwas
im Weiterverarbeitungsprozess durchgeführt wurde.
Die Gründe, warum diese Plattformen aktuell nur selten
in vollem Umfang genutzt werden, sind vielseitig, im
Kern jedoch auf zwei Hauptursachen zurückzuführen.
Zum einen wollen die Akteure entlang der Logistikkette
diese sensiblen Informationen nur selten vollständig zur
Verfügung stellen, weshalb sich Unternehmen maximal
an den gesetzlich vorgeschriebenen Eckdaten orientie-
ren. Zum anderen führt mehr Transparenz zu Kosten,
da Unternehmen systemseitige Änderungen vorneh-
men müssen. Experten sind sich vor allem darüber
uneinig, ob der Kunde bereit ist, die entstehenden
Kosten zu tragen.
Diese und weitere Ursachen führen dazu, dass die
Potenziale vorhandener IT-Plattformen nur selten voll-
umfänglich genutzt werden. Hierbei sei jedoch ange-
merkt, dass aktuelle IT-Lösungen meist die Verfolgung
von Lebensmitteln in den Fokus stellen, die vergleichs-
weise einfache Logistikstrukturen aufweisen, da sie
nur aus einem Rohstoff bestehen bzw. nur wenige
Weiterverarbeitungsschritte beinhalten (z.B. Fleisch,
Fisch oder Obst). Sobald Lebensmitteln aus mehreren
Inhaltsstoffen bestehen, die wiederum in verschiedenen
Verarbeitungsschritten entstanden sind, erhöht sich die
Komplexität um ein Vielfaches. Dies können die aktuelle
Systeme kaum abbilden.
Zum Teil versuchen Händler und Hersteller eigene
Lösungen zu etablieren, die den Nutzer eine Rückver-
folgbarkeit ermöglichen sollen. Bei deren Nutzung fällt
jedoch auf, dass nicht immer alle vom Verbraucher
geforderten Informationen tatsächlich auch zur Verfü-
gung gestellt werden. Oft ist die Wertschöpfungskette
nicht bis zum Ursprung zurückzuverfolgen. Somit bleibt
das Bemühen nach mehr Transparenz aktuell oft leider
eher eine Marketingmaßnahme als ein ernst gemeinter
Vorstoß, den Kunden zu informieren.
Um den Kunden in seinem Informationsbedarf zu unter-
stützen, muss langfristig mehr Druck von Seite der
EU ausgehen, vorhandene Regelungen zu verschär-
fen und dabei Sonderregelungen (wie beispielsweise
aktuell für Schweinefleisch) zu vermeiden. Experten
sind sich einig, dass sich Unternehmen mittelfristig
dem Trend in Richtung einfach zugänglicher Trans-
parenz annehmen müssen. Wer es nicht tut und den
Kundenwunsch unberücksichtigt lässt, wird sich ihrer
Meinung nach nicht an einem hart umkämpften Markt
etablieren können.
Anpassung der Verpackung bei wachsender Bedeutung des e-Commerce
Die Verpackungen von Lebensmitteln sowie deren
Umverpackungen entsprechen in der Regel den Anfor-
derungen an einen Verkauf über den stationären Ein-
zelhandel. Das bedeutet unter anderem, dass die Ware
displayfähig sein muss, um vom Kunden schlussend-
lich auch gekauft zu werden. Außerdem ist sie für den
Palettenversand optimiert. Mit der steigenden Bedeu-
tung des e-Commerce ist in diesem Bereich jedoch
ein Umdenken notwendig, um den veränderten Logis-
tikanforderungen entgegenzutreten. Branchenexperten
42 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
sind der Meinung, dass Kunden, die zukünftig online
Lebensmittel einkaufen, weniger auf optische und hap-
tische Reize reagieren, sondern eher Wert auf transpa-
rente Informationen in Bezug auf das Produkt legen.
Das bedeutet, dass beispielsweise mitunter aufwändig
gestaltete Glasflaschen für den e-Commerce Versand
unter Umständen auch aus Kunststoff gefertigt sein
könnten, um das Gewicht zu verringern und Trans-
portschäden zu vermeiden. Ein weiteres Beispiel ist der
Deckel von Joghurtbechern, der für die Anforderungen
an einen Versand an die Haustür des Konsumenten
nicht geeignet ist. Beschädigungen sind die Folge.
Diese und viele weitere Beispiele verdeutlichen, dass für
den Online-Versand von Lebensmitteln zukünftig andere
Verpackungsarten und -formen entwickelt werden
müssen, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Zwar ist die Bedeutung des e-Commerce gegenüber
dem Lebensmitteleinzelhandel noch vergleichsweise
gering, jedoch müssen sich vor allem Lebensmittelher-
steller mittel- und langfristig auf Änderungen einstellen.
4.4 Mitarbeiter
Sobald sich ein Markt mit einer solchen Geschwin-
digkeit und Dynamik verändert, stellt sich gleichzei-
tig die Frage, welche Auswirkungen die dargelegten
Entwicklungen auf die Mitarbeiter der Branche haben.
Vordergründig entstehen durch die Veränderungen im
Markt in hohem Maß neue Arbeitsplätze, die besetzt
werden müssen. Dieser erhöhte Personalbedarf ist
unter anderem durch die steigende Nachfrage nach
Lebensmittelbelieferungen in urbanen Ballungsgebieten
zu erklären. Außerdem fordern sowohl die sich verän-
dernden Logistikstrukturen als auch die neuen Kunden-
anforderungen zusätzliche Mitarbeiterqualifikationen,
die es frühzeitig aufzubauen gilt. Gleichzeitig stößt das
Streben nach Transparenz auf der Ebene der Mitarbeiter
vor allem bei den Transporteuren auf starke Gegenwehr,
da diese sich oftmals durch Tracking-and-Tracing-Tech-
nologien überwacht fühlen. Diese Bedürfnisse bei der
Einführung solcher Technologien zu beachten, kann für
den Projekterfolg maßgeblich sein.
Getrieben vor allem durch die beschriebenen e-Com-
merce-Entwicklungen entstehen in der Lebensmittel-
branche viele neue Arbeitsplätze. Die weit verbreitete
Meinung, dass hier vor allem Arbeitsplätze für eher
gering qualifizierte Mitarbeiter entstehen, welche u.a.
die Lebensmitteldistribution der letzten Meile durch-
führen, entspricht nicht der Realität. Vielmehr ist in der
Branche von einem Fachkräftemangel die Rede.
Der Umgang mit Lebensmitteln erfordert besondere
Qualifikationen auf allen Stufen der Wertschöpfungs-
kette. Beispielsweise erfordert die Distribution von
Lebensmitteln auf der letzten Meile besondere Schu-
lungen im Umgang mit Lebensmitteln, um die Einhal-
tung der Kühlkette und weiteren Qualitätsstandards zu
gewährleisten. So setzen erfolgreiche Lebensmittel-Lie-
ferdienste immer stärker auf umfassend ausgebildetes
Personal um einen sicheren Umgang mit Lebensmitteln
zu gewährleisten. Aber auch in der Produktion und im
Handel werden zusätzliche Qualifikationen erforderlich.
So erfordert das zunehmende Informationsbedürf-
nis auf Seiten des Kunden Mitarbeiter auf der Seite
des Handels, die qualifiziert auf Kundenfragen einge-
hen können. Unwissenheit über Gütesiegel, Herkunft
etc. können auf Unverständnis beim Kunden stoßen,
weshalb auch für die Mitarbeiter des Handels eine Aus-
einandersetzung mit den Lebensmitteln immer stärker
in den Fokus rücken muss.
Erfolgreiche Unternehmen der Branche setzen bereits
vermehrt auf interne Aus- und Weiterbildung. Sie
können hierbei flexibel auf die sich ändernden Logisti-
kanforderungen im Markt reagieren und diese in ihren
Schulungen einbinden. Auch wenn einige Unternehmen
Herausforderungen und Lösungsimpulse für die Lebensmittellogistik der Zukunft 43
4
hiermit erfolgreich sind, fordern Praxis und Verbände
eine stärkere Einbindung neue Lehrinhalte in die Aus-
bildungsgänge, da interne Aus- und Weiterbildungen
kostenintensiv und nicht von jedem Unternehmen
selbstständig zu bewerkstelligen sind. Aktuelle Ausbil-
dungsgänge, beispielsweise für Einzelhandels- oder
Speditionskaufl eute, bilden die aktuellen Marktent-
wicklungen und die sich daraus ergebenden neuen
Herausforderungen nicht in vollem Maß ab. E-Com-
merce-Themen fi nden nach Meinung von Branchen-
experten nur wenig Beachtung, obwohl sie den Markt
verändern. Daher ist davon auszugehen, dass die
Dynamik des Marktes neue Berufsbilder und Qualifi ka-
tionen erfordert, die durch aktuelle Ausbildungsberufe
nicht umfassend abgedeckt sind. Daher sind Unterneh-
men und Verbände bestrebt, neue Ausbildungsberufe
zu kreieren, welche die neuen Anforderungen im Markt
besser abdecken. Die Schaffung einer Ausbildung
„Kaufmann/-frau im e-Commerce“, welche voraus-
sichtlich bis 2017 umgesetzt werden soll, ist nur ein
Beispiel dafür, dass neue Berufsbilder entstehen. Um
diese Entwicklung zu unterstützen und voranzubringen,
sollten alle Akteure der Branche es als gemeinsames
Handlungsfeld begreifen, die Anforderungen an diese
neuen Berufsfelder frühzeitig zu erheben sowie konkrete
Inhalte auszuarbeiten und abzustimmen.
Sensibler Umgang mit dem „gläsernen Mitarbeiter“
Das steigende Bedürfnis nach Transparenz entlang von
Wertschöpfungsketten führt dazu, dass Unternehmen
u.a. Telematik-Systeme einsetzen, die ein effi zientes
Tracking-and-Tracing der Güter ermöglichen. Erfor-
derlich wird dies für die Unternehmen nicht nur auf-
grund der skizzierten Kundenanforderungen, sondern
auch weil sich rechtliche Rahmenbedingungen in dem
Bereich verschärfen. Wie bereits beschrieben, müssen
Unternehmen immer dazu in der Lage sein, jedes Unter-
nehmen und jede Person festzustellen, die entweder
Bestandteile ihrer Produkte angeliefert oder aber Pro-
dukte erhalten haben. Diese Informationen müssen auf
1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00
e-Commerce/Home-Delivery
Transparenz
Convenience-Food
Regionale und saisonale Lebensmittel
Food Waste Awareness
Convenience-Stores
Bio- und Fair-Trade-Siegel
Handel Hersteller LDL
gering mittel hoch
Abbildung 31: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Mitarbeiter-Ebene
44 Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse
Nachfrage unverzüglich offengelegt werden können.
Die gesetzlichen Forderungen machen den Einsatz
von Tracking-and-Tracing-Technologien in der Lebens-
mittellogistik in vielen Bereichen unabdingbar. Jedoch
kommt es bei der Einführung und Nutzung dieser Tech-
nologien oft zu einer deutlich erhöhten Abneigung der
Mitarbeiter. Besonders Mitarbeiter von Logistikdienst-
leistern fühlen sich beispielsweise von Flottentelema-
tik-Systemen kontrolliert und überwacht. Dies geht in
der Praxis sogar soweit, dass die Systeme vom Fahrer
abgeschaltet oder bewusst gestört werden.
Dieser Sachverhalt deckt sich auch mit den Ergebnis-
sen der zugrundeliegenden Umfrage. Zwar zeigt die
Analyse der Ergebnisse nur einen geringen Einfluss
der Konsumententrends auf die Ausgestaltung der
Mitarbeiter-Ebene, jedoch bewerten Logistikdienstleis-
ter besonders den Einfluss des Transparenz-Trends auf
die Mitarbeiter-Ebene als überdurchschnittlich hoch.
Eine hohe Mitarbeiterakzeptanz bei der Einführung
solcher Technologien frühzeitig zu erreichen, kann maß
geblich deren Erfolg beeinflussen. Dieser in der Theorie
einfach umzusetzende Sachverhalt gestaltet sich in der
Praxis häufig als aufwändige Herausforderung, die es
zu lösen gilt. Erfolgreiche Unternehmen der Branche
verstehen es hierbei als Ihre Pflicht, den einzelnen Mit-
arbeiter, aber auch in gleichem Maße den Betriebsrat,
frühzeitig über die geplante Einführung der Systeme
zu informieren und aktiv einzubinden. Dabei steht vor
allem im Fokus, dem Mitarbeiter die Ursachen der Ein-
führung, die damit verbundenen Ziele, aber auch die
Vorteile aufzuzeigen, die die Nutzung der Technologie
möglicherweise auch für seine Arbeit hat. So kann
deren Nutzung unter Umständen auch den Dokumen-
tationsaufwand des einzelnen Mitarbeiters verringern,
was wiederum seine Akzeptanz erhöht. Übergeordne-
tes Ziel der Aufklärungsarbeit sollte es demnach sein,
dass der Mitarbeiter den Technologieeinsatz nicht als
Überwachung auffasst, sondern die Technologie als
Instrument zur umfassenden Wahrung von Transpa-
renz versteht.
Zusammenfassung und Ausblick 45
5
Ziel der vorliegenden Studie war es, die aktuellen Ent-
wicklungen in Lebensmittelmarkt und vor allem der damit
verbundenen Logistik zu beschreiben, um daraus abge-
leitet Handlungsempfehlungen und Lösungsansätze
für die zukünftige Lebensmittellogistik zu geben. Dazu
wurden ausgehend vom Endkunden die Konsumen-
tentrends der Branche identifiziert und daraus abgeleitet
die Herausforderungen der Logistikstrategien analysiert.
Anschließend wurden die Kernherausforderungen und
Lösungsansätze auf verschiedenen Gestaltungsebenen
der Logistik formuliert. Darauf aufbauend sollen nun als
Synthese der gewonnenen Erkenntnisse gemeinsame
und individuelle Handlungsempfehlungen für die Akteure
der Lebensmittellogistik gegeben werden. Außerdem
werden aktuell erkennbare Änderungen in Logistik-
strukturen beschrieben, die aus den Erkenntnissen der
Studie ableitbar sind. Abschließend erfolgt ein Ausblick
auf die Lebensmittellogistik in der Stadt der Zukunft, da
davon ausgegangen werden kann, dass besonders die
Lebensmittelbelieferung in urbanen Ballungsgebieten
aufgrund begrenzter Infrastrukturkapazitäten zukünftig
vor besondere Herausforderungen gestellt wird. Intelli-
gente Logistikkonzepte können hier ihren Beitrag leisten,
die steigende Nachfrage nach Lebensmitteln in der Stadt
effizient und nachhaltig zu bedienen.
5.1 Erkennbare Veränderungen von Logistikstrukturen
Die physischen und informatorischen Logistikstruktu-
ren der Lebensmittelbranche befinden sich im Wandel.
Zwar ist aufgrund neuer Konsumententrends nicht zu
erwarten, dass die Lebensmittellogistik gänzlich neu
organisiert werden muss, jedoch sind bereits Verände-
rungen zu erkennen, auf die sich die Logistik einstellt.
Reine Online-Händler, die ihre Logistikstrukturen gerade
erst aufbauen, haben den Vorteil, dass sie ihr Netzwerk
an die Bedürfnisse ihrer Kunden sowie den aktuellen
Entwicklungen des Marktes anpassen können. Dies
bietet den Vorteil, dass keine Redundanzen entstehen
und die Erfüllung von Kundenaufträgen aus einem
flexiblen Logistiksystem möglich ist. Je nach Ange-
botsspektrum des Online-Händlers wird entweder
auf bestehende Strukturen von Logistikdienstleistern
zurückgegriffen oder aber werden bei Mangel an Alter-
nativen eigene Strukturen aufgebaut.
Während reine Online Händler ihre Strukturen erst auf-
bauen, sind bei stationären Händlern verschiedene
Veränderungen der bestehenden Struktur zu erkennen.
Diese Veränderungen betrachtend, wird im Folgenden
unterschieden zwischen klassischen stationären Lebens-
mittelhändlern ohne Online-Angebot und stationären
Händlern, die zusätzlich zu Ihrem Filialnetz auch noch
Online ihr Sortiment (zum Teil nicht vollständig) anbieten.
Änderungen in Logistikstrukturen des
traditionellen stationären Handels
Unzählige Trends im Bereich von Lebensmitteln erhöhen
die Sortimentsbreite klassischer Handelsfilialen. Nicht
nur die im Rahmen dieser Studie behandelten Trends
leisten hierzu ihren Beitrag. Darüber hinaus entstehen-
de eine Vielzahl an Produkten, die ihren Ursprung in
5 Zusammenfassung und Ausblick
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 46
Konsumententrends haben, z.B. vegane Lebensmittel,
Functional Food, laktosefreie Lebensmittel uvw. Exis-
tierten noch vor wenigen Jahren 2-3 verschiedene Aus-
prägungen eines Produkts, erhöht sich diese Anzahl an
Varianten aktuell um ein Vielfaches. Diese zunehmende
Sortimentsbreite stellt zusätzliche Anforderungen an die
Logistik. Eine zunehmende Segmentierung entsteht,
welche unterschiedliche Transport- und Lagerbedin-
gung und zum Teil abnehmende Bündelungseffekte zur
Folge hat, da nicht alle Produkte denselben Weg durch
das Netzwerk nehmen. Diese Änderungen erschweren
eine optimale Transportplanung zusätzlich.
Auch wenn die grundlegende Stufi gkeit des Logis-
tiknetzwerks des stationären Lebensmittelhandels
gleich bleibt, sind für einige neu hinzukommenden
Produktgruppen zusätzliche Beschaffungskonzepte
notwendig. Als Beispiel hierfür sind die im Rahmen
der Studie untersuchten saisonalen und regionalen
Lebensmittel zu nennen. Ihre logistischen Besonder-
heiten (kleinteilige Sendungsmengen, zum Teil nicht
exakt planbarer, volatiler Output, Saisonalität) können
bei falscher Handhabung zu erhöhten Logistikkosten
führen, die der Verbraucher nicht immer tragen will.
Innerhalb des gesamten Logistiknetzwerks von Lebens-
mitteln ist seit längerem eine zunehmende Flexibilisie-
rung des Transports mithilfe von Transportplattformen
zu erkennen. Diese erfüllen u.a. die Aufgaben der Trans-
portvergabe an Logistikdienstleister, des Transportmo-
nitorings, und des Zeitfenstermanagements. Sie werden
sowohl von Herstellern als auch von Händlern genutzt.
Problematisch ist jedoch, dass sich hierbei nicht ein
Standard etabliert hat, sodass Händler und Lebens-
mittelhersteller unterschiedliche Transportplattformen
nutzen, die nicht aufeinander abgestimmt sind. Dies
erschwert die netzwerkweite Integration von Transport
und Logistik zusätzlich.
Weitere Veränderungen in der Logistik zeichnen sich in
den Filialstrukturen ab. Innerhalb des Netzwerks eines
Händlers entstehen unterschiedliche Filialtypen, die wie-
derum unterschiedliche Anforderungen an die Logistik
des Unternehmens stellen. Eine besondere Heraus-
forderung stellen die Convenience- bzw. City-Stores
Umschlag/Lagerung(ZL, CD)
Umschlag/Lagerung(RL, CD)
U1
U2 U2 U2
F FC FF F FC
K K KK K K K
Abholung
Erhöhte Sortimentsbreite durch Konsumententrends (Regional, Convenience)Ø zunehmende Segmentierung
Zusätzliche Beschaffungskonzepte nötig (u.a. für regionale Produkte)Ø z.T. geringere Stufigkeit, bzw. Direktverkehr aufgrund geringer Distanz
Flexibilisierung und Transparenz des Transports durch TransportplattformenØ Transportvergabe, Transportmonitoring, Zeitfenstermanagement
Grundlegende Stufigkeit des Netzwerks bleibt unverändert
Zusätzlicher Flächenbedarf für Convenience/City-Stores in StädtenØ Kleinteiligere Lieferungen, hohe Lieferfrequenz, geringe Verkaufsfläche, wenig
bis keine Logistikflächen
Neue Logistikprozesse durch Lebensmittelentsorgung
L L LL Lr
K
Traditionelle StrukturelementeHinzukommende Strukturelemente
Regionaler Lieferant (z.B. Bauernhof)
Lr Convenience-StoreFCZentrallagerZL
RegionallagerRL Cross-DockCD FilialeFUmschlagULieferantL KundeK
e-Commerce-Fulfillment-Center
Ue
Abbildung 32: Änderungen in Logistikstrukturen des traditionellen stationären Handels
Zusammenfassung und Ausblick 47
5
dar, die trotz geringen Flächenangebots in urbanen
Ballungszentren entstehen. Diese Filialen müssen das
Handling kleinteiligerer Lieferungen mit einer höheren
Lieferfrequenz auf einer geringen Verkaufsfl äche beherr-
schen. Dafür stehen verschwindend geringe Logistik-
fl ächen zur Verfügung.
Wie bereits beschrieben, sind Entwicklungen zu erken-
nen, die die zukünftige Bedeutung der Rückführung
von nicht zum Verkauf geeigneten Lebensmitteln unter-
streichen. Diese Rückführung erfordert zusätzliche
Logistikprozesse, die heute noch nicht implementiert
sind. Diese noch nicht gelöste Herausforderungen ist in
vielerlei Hinsicht komplex, da nicht geklärt ist, wer die
Rückführung organisiert und durchführt, wer die Kosten
trägt, wer die Lebensmittel verwertet und ob sich aus
der Lebensmittelrückführung neue Geschäftsmodelle
ableiten lassen.
Zusätzliche Änderungen in Logistikstrukturen für stationäre Händler mit Online-Angebot
Die oben genannten Veränderungen sind von generel-
ler Relevanz und Wichtigkeit für den Lebensmittelhan-
del. Das zunehmende Online-Angebot der stationären
Lebensmittelhändler stellt die Logistik vor zusätzliche
Herausforderungen.
Durch die Hinzunahme einer Online-Plattform entsteht
zwischen Handel und Kunde ein enormer Informa-
tionsaustausch, der zuvor nicht in der Form vorhanden
war. Um jedoch die Vorteile dieser informatorischen Ver-
knüpfung zu nutzen, muss die Informationsverfügbar-
keit und -aktualität auf der Plattform zu jedem Zeitpunkt
gegeben sein. Das Angebot von Cross-Channel-Retou-
ren gestaltet die Nutzung des Systems für den Kunden
komfortabler, stellt die Logistik jedoch vor zusätzliche
Herausforderungen. Eine ausführliche Darlegung der
Herausforderungen und möglichen Lösungsansätzen
zu einer effi zienten Omni-Channel-Logistik erfolgte im
Abschnitt 4.3.
Umschlag/Lagerung(ZL, CD)
Umschlag/Lagerung(RL, CD)
U1
U2 Ue U2
F FC
K K KK K K K
Abholung &Auslieferung
L L LL Lr
K
Wandel von beschränktem Online-Angebot zum Angebot des gesamten SortimentsØ (z.T. regional begrenzt, weitere sich jedoch stets aus)
Wechsel von filialbasierter zu zentrallagerbasierter Kommissionierung in e-Commerce Fulfillment-Centern zeichnet sich abØ Zusätzliche Lagerstruktur im Netz mit bis zu dreifachem Flächenbedarf gegenüber der
Logistik des stationären HandelsØ Verlagerung immer stärker Richtung Stadt, um Kosten der letzten Meile gering zu
halten (Flächenprobleme, Restriktionen durch Behörden)
Bisher werden Synergien zwischen den Strukturen des stationären und des Online-Handels kaum genutzt
Zusätzlicher Informationsaustausch zwischen Kunde und HandelØ birgt viele informatorische Herausforderungen (u.a. Informationsaktualität und
–verfügbarkeit, Cross-Channel-Retouren)
Logistikkosten der letzten Meile sind enorm hoch und können durch Liefergebühren nur zum Teil kompensiert werden
FF
Traditionelle StrukturelementeHinzukommende Strukturelemente
Regionaler Lieferant (z.B. Bauernhof)
Lr Convenience-StoreFCZentrallagerZL
RegionallagerRL Cross-DockCD FilialeFUmschlagULieferantL KundeK
e-Commerce-Fulfillment-Center
Ue
Abbildung 33: Zusätzliche Änderungen in Logistikstrukturen für stationäre Händler mit Online-Angebot
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 48
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass heute nur
wenige stationären Händler auf ein Online-Angebot
verzichten. Die vorhandenen Online-Angebote unter-
scheiden sich jedoch stark in der Breite des ange-
botenen Produktspektrums sowie der Begrenzungen
des Liefergebiets. Es ist jedoch zu erkennen, dass das
Angebot stetig ausgeweitet wird. Lebensmittel-Dis-
counter, welche aktuell nur mit einem begrenzten Teil
ihres Sortiments online vertreten sind, planen aktiv den
Einstieg in den Home-Delivery Markt mit dem gesam-
ten Sortiment.
Aufgrund der bereits beschriebenen Nachteile der filial-
basierten Kommissionierung für den Online-Handel
hat sich in den letzten Jahren ein Wechsel hin zu der
zentrallagerbasierten Kommissionierung abgezeich-
net. In diesem Zusammenhang entstehen zusätzliche
Lagerstrukturen in Form von e-Commerce-Fulfillment-
Zentren. Um den sehr hohen Kosten der letzten Meile
entgegenzuwirken, sind Händler bestrebt, diese Zentren
immer näher an bzw. in die Städte zu verlagern. Da
jedoch e-Commerce-Fulfillment-Zentren einen bis zu
dreifachen Flächenbedarf gegenüber der Logistik des
stationären Handels aufweisen, stößt diese Entwick-
lung auf einen geringes Flächenangebot in den Städten
sowie auf Restriktionen regulierender Behörden. Pro-
blematisch werden zusätzliche Lager-Strukturelemente
vor allem dann, wenn diese als Subsystem agieren und
nicht auf die anderen Standorte abgestimmt sind. Das
Ziel sollte es langfristig sein, sowohl stationäre als auch
Online-Kunden aus einem flexiblem Logistiksystem
bedienen zu können, ohne Redundanzen zu erzeugen.
5.2 Zusammenfassende Handlungsempfehlungen
Aufbauend auf den Erkenntnissen der vorliegen-
den Studie werden im folgenden Abschnitt Hand-
lungsempfehlungen für Hersteller, den Handel und
Logistikdienstleister gegeben. Außerdem werden
gemeinsame Handlungsfelder identifiziert, deren
Umsetzung eine akteursübergreifende Zusammen-
arbeit erfordert.
Handlungsfelder für Lebensmittelhersteller
Lebensmittelhersteller sollten Transparenz als Wettbe-
werbsfaktor verstehen und die dazu benötigten Infor-
mationen in einfacher Art und Weise zur Verfügung
stellen. In Unternehmensreports verarbeitete Informa-
tionen sind für den Endkunden meist schwer zugäng-
lich und wenig produktspezifisch. Die Einbindung von
Informationen über Herkunft, Inhaltsstoffe, Verarbei-
tungsbedingungen etc. in zentrale IT-Plattformen bietet
dem Kunden die Möglichkeit, die Informationen einfach,
beispielsweise app-basiert, zu erlangen. Zwar ist die
Nutzung zentraler IT-Plattformen zur Schaffung von
Transparenz gleichzeitig ein gemeinsames Handlungs-
feld aller Akteure, jedoch sollte hier das Handeln vom
Hersteller ausgehen, da er in den meisten Fällen über
aktuell nur schwer zugänglichen Informationen verfügt.
Zudem haben die Ergebnisse der Studie gezeigt, dass
regionale und saisonale Produkte stark an Bedeu-
tung gewinnen. Diesem Kundenbedürfnis folgend
können Lebensmittelhersteller versuchen, regionale
Produkte und Inhaltsstoffe einzuführen und sich dabei,
zumindest teilweise, von internationalen Logistikketten
abzuwenden.
Außerdem ist davon auszugehen, dass der Anteil der
online bestellten Lebensmittel in den nächsten Jahren
rapide zunimmt. Jedoch entsprechen die Verpackun-
gen der Lebensmittel nach aktuellem Stand lediglich
den Anforderungen des stationären Handels (z.B.
sind sie displayfähig und für den Palettenversand
optimiert). Mit zunehmender Bedeutung des Trends
wird der Handel vermehr Verpackungen nachfragen,
Zusammenfassung und Ausblick 49
5
Abbildung 34: Handlungsempfehlung für die zukünftige Ausrichtung der Lebensmittellogistik
die den Logistik anforderungen des e-Commerce ent-
sprechen. Hierbei lohnt es sich für die Hersteller, neue
Verpackungs designs zu entwerfen. Eine frühzeitige
Einbindung des Handels in den Designprozess erhöht
den Erfolg dabei maßgeblich.
Zwischen Lebensmittelherstellern und dem Handel
fi ndet bereits in einigen Fällen ein Informationsabgleich
von Produktions- und Absatzplanung statt. Jedoch
werden die Logistikdienstleister in diesen Austausch nur
selten einbezogen. Eine Integration des Logistikdienst-
leisters in Logistik- und Absatzplanung des Herstellers
führt jedoch zu einer verbesserten Transportmittelaus-
lastung und Liefergenauigkeit des Dienstleisters, da
dieser seine Tourenplanung auch unter besonderer
Berücksichtigung von Kühlkettenanforderungen und
Anlieferzeitfenstern effi zienter planen kann. Von der
verbesserten Planungsqualität profi tiert schlussendlich
auch der Hersteller.
Handlungsfelder für den Handel
Händler sollten sich den Veränderungen im Markt
annehmen und ihr Angebot den Kundenanforderun-
gen insbesondere in puncto Home-Delivery anpas-
sen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Der
Ausbau solcher Lieferdienste hat einen direkten Einfl uss
auf die Logistikstrukturen des Handels, der frühzeitig
berücksichtig werden muss. Während zu Beginn der
Entwicklung noch fi lialbasiert aus den bestehenden
Logistikstrukturen heraus kommissioniert wurde, eta-
blieren sich immer mehr Fulfi llment-Zentren, die aus-
schließlich e-Commerce Kunden bedienen. Auch wenn
dieser Ansatz aktuell erfolgsversprechend scheint, ist
es zumindest denkbar, dass zukünftig verschiedene
Vertriebskanäle aus einem fl exiblen Logistiksystem
bedient werden. Jedoch mangelt es hier aktuell noch
an praxistauglichen Konzepten, die die unterschiedli-
chen Anforderungen der stationären und Online-Han-
dels integriert erfüllen können. Durch die zunehmende
Anzahl an Vertriebskanälen ist der Handel mit dem
Hersteller
⟩ Transparenz herstellen und als Wettbewerbsfaktor verstehen
⟩ Schaffung von Verpackungen für die Logistikanforderungen des e-Commerce
⟩ Wenn möglich, regionale Produkte und Inhaltsstoffe einführenØ teilweise Abkehr von
internationalen Logistikketten möglich
⟩ Integration von Transport und Logistik
Handel
⟩ Auf- bzw. Ausbau des Home-Delivery-Angebots
⟩ Click-and-Collect Konzepte als Alternative zur letzten Meile
⟩ Bedienung mehrerer Vertriebskanäle aus einem flexiblen Logistiksystem Ø Abkehr von Subsystemen
⟩ IT als Erfolgsfaktor guter Omni-Channel-Logistik
⟩ Flexibilisierung der Anlieferzeitfenster
⟩ Integration Logistikdienstleister
LDL
⟩ Frühzeitiges Vordenken neuer Geschäftsfelder und –modelle
Ø u.a. Convenience-Food-LDL zur Entlastung der Stadt
Ø Bündelungsstrategien für regionale Lebensmittel,
Ø Rückführung von Lebensmitteln
Ø Letzte Meile Food-LDL⟩ Investition in Mehrkammer-
Fahrzeuge
Gemeinsame Handlungsfelder
Food Waste Awareness schaffen und
gemeinsame Initiativen starten
Entwicklung von Versorgungskonzepten für
die Stadt von Morgen
Nutzung zentralerIT-Plattform zur Schaffung von Transparenz
Forschung an Logistiktechnologien
Logistikkooperationen z.B. zur Nutzung
begrenzter Flächenressourcen
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 50
Problem konfrontiert, einen Multi-Channel-Vertrieb in
eine effiziente Omni-Channel-Logistik zu überführen.
Die Abkehr von Systemlandschaften hin zur system-
seitigen Integration aller Vertriebskanäle in einem fle-
xiblen IT-System ist dabei als kritischster Erfolgsfaktor
zu sehen, der frühzeitig in Überlegungen zur Auswei-
tung von Vertriebskanälen einbezogen werden muss.
Erfolgreiche Unternehmen bündeln die Verantwortung
zur Planung und Steuerung der Vertriebskanäle in der
Logistik, da hier hohe Synergien erzielt werden können.
Sobald der Handel Lieferdienste anbietet, steht er
vor der Herausforderung, die letzte Meile Distribution
möglichst kosteneffizient durchzuführen. Als Alterna-
tivlösung zu kostenintensiven Lieferdiensten können
Click-and-Collect-Lösungen dienen. Sie verlagern den
kostenintensiven Teil der Distribution auf dem Kunden
und wurden bereits in anderen Ländern Europas als
erfolgreicher Gegenpart zum Lieferdienst etabliert. Auch
wenn Click-and-Collect-Ansätze Lieferdienste nicht
vollkommen ersetzen, sollten Händler prüfen, inwiefern
dieses aktuell noch unterrepräsentierte Angebot vom
Kunden genutzt werden kann.
Handlungsfelder für Logistikdienstleister
Für Dienstleister bieten die Entwicklungen im Markt
vor allem auf strategischer Ebene Chancen, neue
Geschäftsbereiche zu erschließen und Geschäftsmo-
delle zu entwickeln, um langfristig wettbewerbsfähig
zu bleiben. Dienstleister, die die aktuellen Markttrends
unberücksichtigt lassen und sich beispielsweise nur auf
die Belieferung des stationären Einzelhandels fokussie-
ren, können langfristig auf Probleme stoßen.
So kommt diese Studie zu dem Ergebnis, dass Logis-
tikdienstleister zukünftig u.a. die Rückführung von
Lebensmitteln vom Handel zur Weiterverarbeitung
in sozialen Einrichtungen oder gar Biogas-Anlagen
gebündelt durchführen können. Darüber hinaus bietet
sich für sie die Möglichkeit, die Convenience-Food
Belieferung von Gastronomiebetrieben in der Stadt
gebündelt zu übernehmen, was einen zusätzlichen
positiven Effekt auf die Verkehrsentwicklung der Stadt
hat. Zudem zeichnet sich ab, dass die Nachfrage
nach saisonalen und regionalen Lebensmitteln stetig
steigt. Die Beschaffung dieser Lebensmittel stellt vor
allem den Handel vor die Herausforderung, kleinteilige
Mengen mit unterschiedlichen Saisonalitäten effizient
zu beschaffen. Selbst wenn die Belieferung des Zen-
trallagers an die Bauernhöfe ausgelagert wird, kann
diese aus logistischer Sicht nur ineffizient erfolgen.
Hier haben Logistikdienstleister die Möglichkeit, Bün-
delungskonzepte zu etablieren, die die Belieferung des
Handels mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln
kostengünstig möglich macht.
Außerdem konnte herausgearbeitet werden, dass die
Nachfrage nach „Alles-Lieferanten“ für die Distribution
der letzten Meile steigt, welche die Belieferung des
Endverbrauchers mit Produkten aller Temperaturbe-
reiche aus einer Hand beherrschen. Jedoch sind nach
aktuellem Kenntnisstand nur wenige Logistikdienstleis-
ter dazu in der Lage. Wenn der Home-Delivery-Bedarf
weiter steigt und zusätzlich noch Discounter in die
Heimbelieferung einsteigen, werden kosteneffiziente
Logistiklösungen von Dienstleistern immer notwendiger.
Auf taktisch-operativer Ebene zeichnet sich für Logis-
tikdienstleister immer mehr der Trend ab, dass aus-
schließlich in Mehrkammer-Fahrzeuge investiert wird.
Führende Lebensmittellogistiker sind sich einig, dass
die wachsenden Anforderungen des Markts hinsicht-
lich Flexibilität und Kosteneffizienz diese Investitionen
unabdingbar machen.
Zusammenfassung und Ausblick 51
5
Gemeinsame Handlungsfelder
Über die akteursspezifischen Handlungsfelder hinaus
gibt es weitere Handlungsfelder, deren erfolgreiche
Umsetzung die Zusammenarbeit aller Akteure der
Lebensmittellogistik erfordert. Zusätzlich können dabei
auch bereits nicht genannte Akteure wie z.B. Technolo-
gieanbieter, Ministerien oder Verbände einen entschei-
denden Beitrag zur Ausgestaltung leisten.
Wie die Studie gezeigt hat, sind sich Unternehmen der
Lebensmittelbranche der Herausforderung bewusst,
Verschwendungen entlang der Wertschöpfungs kette
zu reduzieren. Bei einer Analyse bisher realisierter Maß-
nahmen in dem Bereich fällt jedoch auf, dass diese
oftmals nur einzelne Akteure betreffen bzw. sich auf
bestimmte Teilbereiche der Lebensmittelkette bezie-
hen. Zwar spricht dem nichts entgegen, da viele diese
Maßnahmen auch dazu beitragen, Verschwendungen
zu reduzieren, jedoch ist davon auszugehen, dass
die Zusammenarbeit mehrerer am Prozess beteiligter
Akteure ganzheitliche, standardisierte Konzepte schafft,
die einen zusätzlichen Hebel darstellen. Zudem ist
besonders in diesem Bereich die europäische Gesetz-
gebung gefragt, zielgerichtete Vorgaben zu machen.
Um bereits zu Beginn eine schnelle Umsetzbarkeit der
Vorgaben sicherzustellen, müssen alle davon betroffe-
nen Akteure in den Erstellungsprozess von Verordnun-
gen eingebunden werden.
Um Transparenz für den Endkunden zu bewerkstelligen
und einfach zugänglich zu machen, wird die Nutzung
standardisierter, zentraler IT-Plattformen absolut not-
wendig. Vor allem Hersteller sind jedoch nicht immer
bereit, zum Teil sensible Informationen ungefiltert an
den Endverbraucher weiterzugeben. Zwar sind IT-Platt-
formen vorhanden, jedoch sind diese nach Meinung
einiger Hersteller weder praktikabel, noch in einem
erforderlichen Maß standardisiert. Um langfristig eine
akteursübergreifende Lösung nutzen zu können, muss
der Wille aller Beteiligten vorhanden sein, einen gemein-
samen Austausch zu initiieren und Branchenstandards
festzusetzen, die möglicherweise auch über gesetzliche
Bestimmungen hinausgehen.
Kooperationen in der Lebensmittellogistik können
u.a. dazu beitragen, Logistikkosten zu senken und
begrenzte Ressourcen effizient zu nutzen. Vor allem in
Großstädten wird das Angebot an verfügbaren Logis-
tikflächen immer geringer wobei gleichzeitig die Nach-
frage nach Lebensmittel-Lieferdiensten stark steigt.
Das führt zwangsläufig dazu, dass begrenzte Flächen-
ressourcen sinnvoll genutzt werden müssen, wobei
Kooperationen einen Lösungsansatz bilden. Jedoch
sind insbesondere horizontale Kooperationen, also
Kooperationen zwischen Wettbewerbern, in besonde-
rem Maß mit Problemen behaftet, die es zu lösen gilt.
Zum einen verfügen einige Akteure über hinreichend
große Nachfragemenge, sodass sie nicht zwangsläu-
fig in der Logistik kooperieren müssen. Zum anderen
sehen Praktiker Kooperationen oft kritisch, da beson-
ders im Bereich der Lebensmittellogistik die erhofften
Synergiepotenziale aufgrund der Dynamik des Marktes
und unterschiedlicher Saisonalitäten zu schnell ausein-
anderdriften. Erhoffte Bündelungspotenziale sind dann
nur zu Beginn der Kooperation vorhanden verschwin-
den schnell wieder. Nichtsdestotrotz gibt es auch im
Bereich der Lebensmittellogistik Kooperationen, die
in der Vergangenheit erfolgreich waren. Dieser Sach-
verhalt unterstreicht, dass insbesondere in der Phase
der Partnersuche der Partner-Fit beachtet werden
muss und bei der Vertragsgestaltung die Dynamiken
des Marktes berücksichtigt werden. Außerdem ist der
zunehmende Fahrermangel ein Treiber für horizontale
Kooperationen im Transportmanagement.
Technologien in der Lebensmittellogistik tragen
unter anderem dazu bei, eine Rückverfolgbarkeit der
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 52
Lebensmittel zu ermöglichen, die Einhaltung der Kühl-
kette sicherzustellen, Verluste zu mindern oder aber
auch nachhaltige Transporte umzusetzen. In jedem
dieser Fälle wird der Erfolg der Technologie maßgeblich
davon beeinfl usst, wie stark die betroffenen Akteure
in die Konzeption einbezogen werden. So fi nden sich
auch im Bereich der Lebensmittel-Technologien, die
zwar den defi nierten Zweck erfüllen, jedoch unter
Umständen in der Praxis nicht praktikabel einsetzbar
oder schlichtweg zu teuer sind. Daher ist die Erfor-
schung von Logistiktechnologien in der Lebensmittello-
gistik als gemeinsames, interdisziplinäres Handlungsfeld
mehrerer Unternehmen zu verstehen. Ein Beispiel dafür
ist die Erforschung von Mehrkammer-Fahrzeugen für
die Distribution der letzten Meile.
Zudem müssen Großstädte und Megacities gemeinsam
mit den Akteuren der Lebensmittelbranche zukünftig
Versorgungskonzepte entwickeln, die die Lebensmit-
telbelieferung in der Stadt ohne einen hohen Zuwachs
an Verkehr ermöglichen. Auch hierfür sind diverse hori-
zontale Kooperationsansätze und Logistikkonzepte
denkbar, deren Umsetzung durch einen frühzeitigen
Austausch zwischen Wirtschaft und Politik unterstützt
werden kann. Im Folgenden wird daher ein Ausblick auf
unterschiedliche Logistikkonzepte für die Lebensmittel-
logistik in der Stadt der Zukunft gegeben.
5.3 Ausblick: Lebensmittellogistik-Lösungen für die Stadt von morgen
Die Lebensmittellogistik auf der letzten Meile ist aus
unterschiedlichen Gründen herausfordernd. Zum einem
sind die Logistikkosten der letzten Meile aufgrund der
Komplexität der Feinverteilung überproportional hoch
und nehmen auch mit den aufstrebenden B2C-Kon-
zepten weiter zu. Zum anderen fi nden diese Transpor-
te größtenteils in urbanen Räumen statt, in denen der
Güterverkehr mit dem Personenverkehr konkurriert
und Wohnraum lebenswert bleiben soll. Dazu müssen
Emissionen, Verkehr und Lärm drastisch reduziert
werden. Gleichzeitig ist eine Versorgung der wach-
senden urbanen Bevölkerung mit Lebensmitteln sowie
die Entsorgung von Leergut ein elementares Ziel der
Herausforderungen des Logistiknetzwerks
Technologische Herausforderungen
⟩ Physische und informa-torische Verzahnung
von Vertriebskanälen⟩ Bedienung der Kanäle
aus einem flexiblen Logistiksystem
⟩ Synergiebildung
⟩ Innerstädtische Logistikstrukturen für Same-Hour Lebensmittelbelieferung
⟩ Entwicklung geeigneter Bündelungs-strategien in der Beschaffung (u.a. für regionale und saisonale Lebensmittel)
⟩ Bündelungsstrategien für die Bewältigung der letzten Meile zum Endkunden, z.B. durch kooperative Auslieferungsmodelle mehrerer Händler
⟩ Lebensmittelrückführung (Prozesse, Kosteneffizienz, Geschäftsmodelle etc.)
⟩ Bio-Produkte und ökologische Nachhaltigkeit in Einklang bringen
⟩ Akteursübegreifende Transparenz von Logistikketten durch Technologieeinsatz und Standardisierung
⟩ Mehrkammer-Transportfahrzeuge für die kosteneffiziente Abwicklung der letzte Meile
⟩ Nutzung von alternativen Antriebstechnologien für die Distribution von Lebensmitteln
Omni-Channel-Logistik
Abbildung 35: Bisher unzureichend gelöste Herausforderungen in der Lebensmittellogistik
Zusammenfassung und Ausblick 53
5
Städtelogistik, wobei die knappe Infrastruktur, die nur
unterproportional ausgebaut wird bzw. aus Platzman-
gel nicht ausgebaut werden kann, ein bedeutender ist
Engpass. Bereits heute nimmt die Durchschnittsge-
schwindigkeit innerhalb der Städte drastisch ab und
wirkt sich auch negativ auf die Wirtschaftlichkeit und
Liefergenauigkeit der Lebensmittelbelieferung der städ-
tischen Verkaufsstellen aus.
Bei Lebensmitteltransporten kommt die logistische
Herausforderung hinzu, dass in den meisten Fällen die
Kühlkette erhalten bleiben muss und von daher sowohl
die Nutzlast der Fahrzeuge durch etwaige Kühlaggre-
gate reduziert, der Energiebedarf des gesamten Trans-
portes wiederum erhöht wird als auch der Umschlag
bzw. die Belieferungszeitfenster zeitlich sehr genau
abgestimmt werden müssen, um die Kühlkette auch
an den Schnittstellen erhalten zu können.
Hinsichtlich einer effi zienten Nutzung der städtischen
Infrastruktur, verbesserten Auslastung der Transpor-
te aber auch Reduzierung der Logistikkosten durch
Transportoptimierung sind mehrere Lösungsansätze
für die städtische letzte Meile denkbar, die sich aus den
gemeinsamen Handlungsfeldern ableiten:
1. Horizontale Kooperationen in der Distributionslogistik der Lebensmittelhersteller
Für Lebensmittelhersteller bietet sich die Möglichkeit,
durch eine gezielte Bündelung der Kundenaufträge
Transportvoluminazu erhöhen, Skaleneffekte und letzt-
endlich eine Verkehrsreduzierung erzielen. Im Falle des
Vertriebs von Lebensmittel über kleinere Verkaufsstellen
werden die Lieferungen innerhalb eines Güterverkehrs-
zentrums nach Belieferungsgebieten gebündelt und mit
Lieferungen anderer Hersteller disponiert. Allgemein ist
die Belieferung der städtischen Handelsfi lialen über ein
Gemeinsame Handlungsfelder
Food Waste Awareness schaffen und gemeinsame
Initiativen starten
Entwicklung von Versorgungskonzepten für
die Stadt von Morgen
Nutzung zentralerIT-Plattform zur Schaffung
von Transparenz
Forschung an Logistiktechnologien
Logistikkooperationen z.B. zur Nutzung begrenzter
Flächenressourcen
Energie-gewinnung aus Lebensmittel-
abfällen
Horizontale Kooperation der
Hersteller
Integration Verkehr und
Logistik
Crowd-Sourcing-Konzepte
Gekühlte Pack-stationen
Reaktivierung von Wasserstraßen
Kooperationen in der
Beschaffungs-logistik der
Filialen
Metropolitan Farming
Öffentliche Verkehrsmittel für
Personen-& Güterverkehr
Integration Logistik-
dienstleister
Parkhäuser als Urban-Hub
Elektrofahrzeuge zur Nacht-belieferung
alternative Verkehrskonzepte(Fahrradkuriere)
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Abbildung 36: Mögliche Umsetzung der gemeinsamen Handlungsfelder in der Stadt
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 54
Güterverkehrszentrum mit zusätzlichen Zeit- und Koor-
dinationsaufwand verbunden, der für den Hersteller
evtl. mit einem Verlust von Kompetenzen einhergeht.
Dieser resultiert daraus, dass die Transporte der letzten
Meile mit anderen Herstellern je nach Region aufge-
teilt werden.Dennoch bieten sich neben den ökologi-
schen auch ökonomische Vorteile: Zum einen wird das
Problem des Fahrermangels entschärft, zum anderen
kann der Zeitverlust durch unnötige Verkehre und Stau
an der Rampe im städtischen Raum reduziert werden.
Anzumerken ist jedoch, dass besonders für große Her-
steller oft kein Anreiz vorhanden ist, Mengen mit Wett-
bewerbern zu bündeln, da bereits ihre eigenen Volumina
eine effiziente Distribution ermöglichen.
2. Horizontale Kooperationen der Beschaffungslogistik lokaler Handelsfilialen
Auslagerung der Belieferung der letzten Meile an einen
Logistikdienstleister, der für bestimmte Gebiete die
gesamte Belieferung über ein Güterverkehrszentrum
übernimmt. Als Good Practice kann u.a. CityLogin
UCC in Rom (Italien) gelten, bei der die Belieferung des
Stadtkerns gebündelt durchgeführt wird und insgesamt
31 % der zuvor geleisteten Tonnenkilometer eingespart
werden konnten. In Paris (Frankreich) werden acht
innerstädtische Lager für die Feinverteilung der Stadt
mit Elektrofahrzeugen und Lastenrädern errichtet. [38]
In Nijmwegen (Niederlande) wird eine Konsolidierung
der Sendungen am Stadtrand in Zusammenarbeit mit
dem Zustell- und Abholdienstleister der Innenstadt
durchgeführt. [39] Diese und weitere Beispiele unter-
streichen die Aktualität und Bedeutung von intelligen-
ten Bündelungs- und Belieferungskonzepten für die
Entlastung der Stadt.
3. Integration des Logistikdienstleisters in die Informationsflüsse des Lebensmittelherstellers hinsichtlich ihrer Absatz- und Logistikplanung
Der Informationsaustausch führt zu einer Erhöhung der
Transportmittelauslastung und Liefergenauigkeit durch
eine verbesserte Tourenplanung. Außerdem können
die Logistikdienstleister ihre Transporte mit zuneh-
mendem Planungshorizont besser an die Markt- und
Kundenanforderungen, wie beispielsweise das Kühlket-
tenmanagement oder die Ausweitung der Belieferungs-
zeitfenster, anpassen. Transportvergabe-Plattformen
sowie die Nutzung von mobilen Apps zum Transport-
monitoring sind zunehmend wichtig, um Transparenz
als auch Kundenorientierung gewährleisten zu können.
4. Integration von Verkehr und Logistik
Die Infrastrukturinvestitionen und verkehrspolitischen
Entscheidungen müssen an die Logistikbedürf nisse
einer Stadt angepasst werden. Hinsichtlich der Schaf-
fung von logistischen Knoten, wie beispielsweise
innerstädtische Güterverkehrszentren, sollte die Ver-
kehrspolitik schnellere Genehmigungsprozesse fördern
als auch weitere Anreize schaffen – etwa, indem die
Vorteile besser vermarktet werden. In Hamburg wird
beispielsweise ein Smart Port entwickelt, eine Hafen-
initiative die den Stadtverkehr mindert. [40]
5. Flexiblere Strukturen zwischen den städtischen Handelsfilialen und den Lebensmittelherstellern
Der Handel, der als direkter Kunde des Lebensmittel-
herstellers die Kundenaufträge generiert, die Beliefe-
rungszeitfenster vorgibt und damit die Transportplanung
maßgeblich steuert, kann durch flexiblere Abspra-
chen eine verbesserte Transportauslastung bewirken,
Zusammenfassung und Ausblick 55
5
indem er die Optimierung der Filiale auf das Netzwerk
ausweitet.
6. Parkhäuser oder Einkaufspassagen als Urban-Hub sowohl für die Belieferung kleiner städtischer Handelsfilialen als auch für den e-Commerce
Bereits heute werden erste vollautomatische Innen-
stadt-Parkhäuser mit der Möglichkeit für Warenlage-
rung, Kommissionierung und Auslieferungen genutzt.
[41] Am Heathrow Consolidation Centre in London
erfolgt die Bündelung der Warenströme nach deren
kapazitäts- und zeitoptimierten Auslieferung an die
Kunden. Das Ergebnis ist eine Verringerung der per-
manenten Kleinstlieferungen, die Entlastung der
bestehenden Infrastruktur sowie die Reduzierung der
CO2-Belastung. [42]
7. Nutzung von elektromobilen Antrieben für die Nachtbelieferung
Aktuell erproben verschiedene Handelsunternehmen
und Forschungsprojekte die Wirtschaftlichkeit des Ein-
satzes von elektromobilen Fahrzeugen unter beson-
derer Berücksichtigung der Nachtbelieferung. [43]
Wie bereits beschrieben, ist der Einsatz von Elektro-
fahrzeugen in der Lebensmittellogistik nach aktuellem
Stand der Technik schwierig, da hier hohe Kosten auf
eine geringe Nutzlast und eingeschränkte Kühlmög-
lichkeiten stoßen. Nichtsdestotrotz kann die Nutzung
von Elektromobilität in der Nachtlogistik und im B2C-
Geschäft auch im Lebensmittelhandel zukünftig eine
Alternative darstellen, da eine Einhaltung der strengen
nächtlichen Lärmrichtwerte bisher nur mit Elektrofahr-
zeugen realisierbar ist.
8. Gemeinsame Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln zur Kombination von Personen- und Güterverkehr
Erste Ansätze existieren, die bereits vorhandene Infra-
struktur von öffentlichen Verkehrsmitteln in den Waren-
wirtschaftsverkehr der Stadt einzubinden. In Dresden
nutzt die gläserne VW-Manufaktur die CarGoTram
für die Just-In-Time Belieferung des Werks aus dem
städtischen Güterverkehrszentrum Dresden-Friedrich-
stadt. [44] Auch in Manhattan (New York, USA) wird
das öffentliche U-Bahn-System zur Erprobung eines
Same-Day-Delivery Konzepts genutzt. [45] Trotzdem
bleibt nach wie vor offen, ob die Endkundenbelieferung
durch die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln in
der Stadt kosteneffizient durchgeführt werden kann.
Insbesondere die speziellen Logistikanforderungen von
Lebensmittel erschweren dies zusätzlich.
9. Metropolitan Farming
Während Lebensmittel aktuell ausschließlich weit vor
den Toren der Stadt angebaut und geerntet werden,
bieten moderne Metropolitan Farming Konzepte die
Möglichkeit, die Lebensmittelproduktion zumindest
zu einem Teil an und in die Stadt zu verlagern. Auf-
grund des begrenzten Platzbedarfs in der Stadt spricht
man in diesem Zusammenhang auch oft von Vertical
Farming. Hierbei handelt es sich entweder um nachhal-
tige Gewächshäuser die entgegen der üblichen Bau-
weise in die Höhe gebaut werden oder aber auch um
Anbaukonzepte, die in die Konzeption von Wohn- und
Bürokomplexen integriert werden. In Singapur wurde
bereits ein Konzept des Vertical Farming realisiert,
um die Abhängigkeit von importierten Lebensmitteln
zu reduzieren. Aber auch in Berlin wird eine moderne
Metropolitan Farm betrieben. Hier werden sowohl
diverse Gemüsesorten und Kräuter angebaut als auch
Fische gezüchtet. In einem integrierten System wächst
das Gemüse dabei nicht in die Erde, sondern in eine
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 56
Nährlösung, in der Rosé-Barsche leben, welche mit
ihren Ausscheidungen wiederum Nährstoffe für die
Pflanzen bereitstellen. [46]
10. Reaktivierung von Wasserstraßen für die Lebensmittelbelieferung der Stadt
Mit dem zunehmenden technologischen Fortschritt
des vergangenen Jahrhunderts verlagerte sich der
Gütertransport immer stärker vom Wasser zur Straße,
wodurch das Schiff als innerstädtisches Transportmit-
tel fast gänzlich an Bedeutung verlor. Jedoch verfü-
gen mehrere Städte und vor allem deren Umland über
Wasserstraßen, deren Nutzung für den Gütertrans-
port grundsätzlich denkbar ist. Beispielsweise bieten
in Berlin u.a. die Spree, der Landwehrkanal oder der
Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal die Möglichkeit,
Güter in die Stadt zu transportieren. Diese sind wie-
derum angebunden an ein Netz aus Wasserstraßen in
Brandenburg. Denkbar wäre es zum Beispiel, dieses
Geflecht aus Wasserstraßen für die die Belieferung der
Stadt mit regionalen Lebensmitteln aus Brandenburg zu
nutzen. Zwar ist hierzu ein tragfähiges Logistikkonzept
vonnöten, welches die Hürden des Vor- und Nachlaufs
berücksichtigt, jedoch könnte durch diesen Ansatz die
steigende Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln in
der Stadt ohne zusätzliches Straßenverkehrsaufkom-
men bewältigt werden.
11. Gekühlte Packstationen
Sofern sich Click-and-Collect-Konzepte als Alter-
native Form der Lebensmittelbelieferung durchset-
zen, können gekühlte Packstationen entstehen, die
gesondert beliefert werden. Sofern die Kommissi-
onierung der Aufträge im Zentrallager erfolgt, ent-
fällt die umständliche filialbasierte Kommissionierung
und die Belieferung der Packstationen kann effizient
durchgeführt werden. Dadurch lässt sich auch der
Mindestbestellwert drastisch verringern, was wiederum
die Kundenakzeptanz erhöht. Entstehend können sie
u.a. in dicht besiedelten Wohngebieten an Bahnhöfen
oder Bürokomplexen. Ebenso könnten sie an den Han-
delsfilialen angebaut werden und das Click-and-Collect-
Angebot über den Ladenschluss hinaus verlängern.
12. Energiegewinnung aus Lebensmittelabfällen
Sofern sich die beschriebenen Entwicklungen im
Bereich Food Waste Management fortsetzen und
Lebensmittel nicht vom Handel, Herstellern oder auch
Gastronomiebetrieben weggeworfen werden dürfen,
sind Ideen vonnöten, wie diese Lebensmittelab fälle
sinnvoll genutzt werden können. Die Rückführung
von noch brauchbaren Lebensmitteln in soziale Ein-
richtungen ist zwar sinnvoll, jedoch übersteigt in dem
beschriebenen Fall die Menge an Lebensmitteln den
eigentlichen Bedarf der Einrichtungen. Zudem sind
auch nicht alle Lebensmittelabfälle dort noch ver-
wertbar. Daher bietet es sich an, diese Lebensmittel
gebündelt an Biogas-Anlagen zurückzuführen, um Ver-
schwendungen zu reduzieren und nachhaltig Energie
für Teile der Stadt erzeugen zu können. Einige solcher
Anlagen, die zum Großteil mit Lebensmittel-Abfällen
betrieben werden, werden bereits erfolgreich einge-
setzt. [47] Zur Stärkung dieser Entwicklung kann die
Logistik einen maßgeblichen Beitrag leisten, wenn es
gelingt, die Bündelung der in der Stadt verteilt anfallen-
den Lebensmittelabfälle sinnvoll abzuwickeln und der
Biogas-Anlage zuzuführen.
13. Crowd-Sourcing-Konzepte
Das steigende Aufkommen an Individualverkehr in
urbanen Ballungsgebieten wird besonders für Mega-
cities eine der zukünftigen Kernherausforderun-
gen. Besonders die Versorgung von Haushalten mit
Zusammenfassung und Ausblick 57
5
Lebensmitteln führt zu einem erheblichen Verkehrsauf-
kommen. Der Home-Delivery-Trend im Lebensmittel-
bereich bietet bereits die Möglichkeit, den städtischen
Verkehr zu entlasten, da bisher individuell durchgeführ-
te Einkäufe gebündelt durch wenige Anbieter über-
nommen werden können. Nichtsdestotrotz wird die
Lebensmittelbelieferung den Individualverkehr zum Ein-
kaufen von Lebensmitteln nicht vollkommen ersetzen.
Crowd-Sourcing-Konzepte setzen hier an und versu-
chen, Transportkapazitäten von bereits vorhandenen
städtischen Verkehren sowie Privatpersonen effizient
zu nutzen. Dabei werden die Einwohner selbst zu Logis-
tikdienstleistern und kaufen zusätzlich Lebensmittel für
Nachbarn ein und stellen diese zu. Auch wenn erste
Ansätze in diese Richtung existieren, wurde bisher
kein Konzept langfristig und erfolgreich umgesetzt.
Zusätzlich zu Haftungsfragen stehen Crowd-Sour-
cing-Konzepte oft vor der Herausforderung, schnell
eine kritische Masse zu erreichen, die einen Betrieb
sinnvoll macht und die erwünschten Effekte erzielt.
Um zukünftig Potenziale solcher Lösungen nutzen zu
können, können Städte bereits heute zusammen mit
den beteiligten Akteuren versuchen, innovative Crowd-
Sourcing-Konzepte zur Lebensmittelbelieferung der
Stadt zu erforschen und dementsprechend zu fördern.
Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 58
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Zukunftstrends der Lebensmittellogistik-Herausforderungen und Lösungsimpulse 60
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Abbildungsverzeichnis 61
Abbildung 1: Aufbau und methodisches Vorgehen der Studie V
Abbildung 2: Konsumententrends und Strategien der Lebensmittellogistik VI
Abbildung 3: Bisher unzureichend gelöste Herausforderungen in der Lebensmittellogistik VII
Abbildung 4: Handlungsempfehlung für die zukünftige Ausrichtung der Lebensmittellogistik VIII
Abbildung 5: Methodisches Vorgehen 2
Abbildung 6: Sample der Online Befragung (n=100) 3
Abbildung 7: Aufbau und methodisches Vorgehen der Studie 4
Abbildung 8: Die klassischen Belieferungskonzepte des stationären Handels 7
Abbildung 9: Bedeutung der Konsumententrends in der Lebensmittelindustrie - heute und in 5 Jahren 10
Abbildung 10: Bedeutung der Konsumententrends je Akteursgruppe - heute und in 5 Jahren 11
Abbildung 11: Bewertung der Auswirkung der Konsumententrends auf die Logistik allgemein 12
Abbildung 12: Chancen und Herausforderungen des e-Commerce 13
Abbildung 13: Auswirkung des Konsumententrends e-Commerce/Home Delivery auf die Logistik 14
Abbildung 14: Auswirkung des Konsumententrends Transparenz auf die Logistik 15
Abbildung 15: Auswirkung des Konsumententrends saisonale und regionale Lebensmittel auf Logistik 17
Abbildung 16: Bewertung der Herausforderungen des Trends regionale und saisonale Lebensmittel auf die verschiedenen Ebenen der Logistik 18
Abbildung 17: Auswirkung des Konsumententrends Convenience-Food auf die Logistik 19
Abbildung 18: Bewertung der Herausforderungen des Trends Convenience-Food auf die verschiedenen Ebenen der Logistik 20
Abbildung 19: Pro-Kopf-Verluste von Lebensmitteln entlang der Logistikkette nach Weltregionen [31] 21
Abbildung 20: Auswirkung des Konsumententrends Food Waste Awareness auf die Logistik 22
Abbildung 21: Bewertung der Herausforderungen des Trends Food Waste Awareness auf die verschiedenen Ebenen der Logistik 23
Abbildung 22: Auswirkung des Konsumententrends Convenience-Stores auf die Logistik 24
Abbildung 23: Konsumententrends und Strategien der Lebensmittellogistik 27
Abbildung 24: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Ebene der Unternehmensstrategie 28
Abbildung 25: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Netzwerk-Ebene 31
Abbildung 26: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Prozess-Ebene 32
Abbildung 27: Vor- und Nachteile filialbasierter gegenüber zentrallagerbasierter Kommissionierung 33
Abbildung 28: Vergleich von Click-and-Collect gegenüber der klassischen Belieferung des Endkunden 35
Abbildung 29: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Technologie-Ebene 36
Abbildung 30: Bewertung des Einsatzes von elektromobilen Fahrzeugen in der Lebensmitteldistribution 39
Abbildung 31: Bewertung der Auswirkungen der Konsumententrends auf die Mitarbeiter-Ebene 43
Abbildung 32: Änderungen in Logistikstrukturen des traditionellen stationären Handels 46
Abbildung 33: Zusätzliche Änderungen in Logistikstrukturen für stationäre Händler mit Online-Angebot 47
Abbildung 34: Handlungsempfehlung für die zukünftige Ausrichtung der Lebensmittellogistik 49
Abbildung 35: Bisher unzureichend gelöste Herausforderungen in der Lebensmittellogistik 52
Abbildung 36: Mögliche Umsetzung der gemeinsamen Handlungsfelder in der Stadt 53
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
61
SchriftenreiheLogistikderTechnischenUniversitätBerlin.Sonderband/ScientificserieslogisticsattheBerlinInstituteofTechnology.SpecialeditionISSN(print)1868-0062ISSN(online)2197-0572
Band1:Straube,Frank(Hrsg.):GlobalLogistics2015+2008.-VIII,116S.ISBN(print)978-3-7983-2097-0Preis:7,50EUR(vergriffen)
Band2:Straube,Frank[u.a.]:RFIDinderLogistik–EmpfehlungenfüreineerfolgreicheEinführung2009.-58S.ISBN(online)978-3-7983-2196-0ISBN(print)978-3-7983-2115-1Preis20,00EUR(vergriffen)
Band3:Franke,Peter,Straube,Frank(Hrsg.):Vendor-ManagedInventoryforHighValuePartsResultsfromasurveyamongleadinginternationalmanufacturingfirms2010.-60S.ISBN978-3-7983-2211-0(print)ISBN978-3-7983-2210-3(online)Preis:19,90EUR
Band4:Straube,Frank(Hrsg.):TechnologienundInnovationeninderLogistikSonderband2013.-78S.ISBN978-3-7983-2597-5(print)ISBN978-3-7983-2598-2(online)Preis:13,00EUR
Band5:Elektirikçi,Seyit;Spiegel,Timo;Siegmann,Julian/Straube,Frank(Hrsg.)ImplementierungeinesintegriertenSystemszurAngebotserstellungundProduktivitätsmessungfürdieKontraktlogistikinFormeinesSoftware-DemonstratorsImplementierungsleitfaden2015.-XIV,89S.ISBN978-3-7983-2695-8(print)ISBN978-3-7983-2696-5(online)Preis:16,00EUR
Band6:Durach,ChristianF.;Nitsche,Benjamin/Straube,Frank(Hrsg.)SuccessfullyManagingChallengesinGerman-ChineseLogisticsNetworks2016.-VIII,42S.ISBN978-3-7983-2830-3(print)ISBN978-3-7983-2831-0(online)Preis:12,00EUR
GEFÖRDERT VON DER
Technische Universität Berlin
Institut für Technologie und Management
Fachgebiet Logistik
Straße des 17. Juni 135, Sekr. H 90
10623 Berlin
http://www.logistik.tu-berlin.de
Universitätsverlag der TU Berlin
ISBN 978-3-7983-2832-7(print)
ISBN 978-3-7983-2833-4 (online)
Volatiles Nachfrageverhalten, zunehmende Lieferfrequenzen,
steigende Sortimentsbreiten sowie knappe Logistik- und
Verkaufsflächen in urbanen Ballungsgebieten prägen die
Lebensmittellogistik seit Jahren. Im Zuge der Digitalisierung
und sich wandelnder Kundenbedürfnisse steht die Logistik
vor zusätzlichen Herausforderungen, die heute zum Großteil
noch nicht gelöst sind. Zudem entstehen in rasanter
Geschwindigkeit neue Marktteilnehmer und Geschäftsmod-
elle, die mit am Markt etablierten Akteuren konkurrieren.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, Zukunftstrends der Leb-
ensmittellogistik zu identifizieren sowie potenzielle Lösung-
sansätze aufzuzeigen. Auf Basis einer Onlineumfrage mit 100
Teilnehmern sowie 15 Experteninterviews werden aktuelle
Konsumententrends und deren Einfluss auf die Lebensmittel-
logistik bewertet (u.a. e-Commerce, saisonale und regionale
Lebensmittel, Food Waste Awareness). Darauf aufbauend
werden Handlungsempfehlungen für die zukünftige Ausrich-
tung der Logistik von Lebensmittelherstellern, -händlern und
Logistikdienstleistern gegeben. Abschließend gibt die Studie
einen Ausblick zu Lebensmittellogistik-Lösungen in der Stadt
von morgen.
Zukunftstrends in der Lebensmittellogistik – Herausforderungen und Lösungsimpulse
Zuku
nfts
tren
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eben
smitt
ello
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