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Extraktmengen zur Folge haben . Extrakte von unbehan-delten Kontrollbienen allein hatten eine abtotende Wir.kung auf Drosophila melanogaster M . zur Folge (Tab . 3) .Diese Spontantoxizitat wurde beriicksichtigt, woruberBExE an anderer Stelle in Kiirze berichten wird .

Die mit Drosophila durcbgefiihrten Bioteste ergaben imEinzelnen sehr unterschiedliche ,Nachweism6gliehkeiten"der aufgenommenen Wirkstoffe in Bienenausziigen(Tab . 4). Kontaktvergiftung (LT 50) war in alien Fallenbei den Acetonextrakten zu beobachten . Extrakte isolan-behandelter Bienen hatten die starkste Kontaktwirkungbei Drosophila . Diazinon, Parathion and DDT waren imExtrakt schwacher wirksam, wahrend Toxaphen nur imAcetonextrakt eindeutige Wirkung auf Drosophila beob-achten liel3. Das Akarizid Chlorbenzilat ist verstandlicher-weise mit Drosophila nicht nachweisbar .

DiskussionSamtliche Untersuchungen sollen Tastversuche auf die-

sem bei Bienen noch kaum bekannten Gebiet darstellen .Wir Bind uns bewuBt, daB trotz gleichen Standortes, glei-cher Haltung and gleichen Fiitterungszustandes nicht eli-minierbare Fehlerquellen vor Beginn des Versuches mog-lich sind . Es ist z. B . nicht bekannt, ob die Heidebienesich infolge einer Lachgasnarkose anders verhalt als dieKrainer-Biene. Die Hauptfehlerquelle diirfte wahrschein-lich in dem sicherlich jeweils verschiedenen Darminhaltder einzelnen Bienen liegen. Weiterhin spielt die verschie-dene Aktivitat von Sommer- and Winterbienen eine Rolle .Die im Sommer erhohte Fermentaktivitat and die damitevtl. verbundenen Entgiftungsvorgange konnten in diesemZusammenhang nicht untersucht werden. Eine weitereFehlerquelle fiir die Auswertung diirfte in der unter-schiedlichen Verdampfungsgeschwindigkeit der einzelnenWirkstoffe im Verlauf der Bienentrocknung, des Ein-engens der Extrakte and des Antrocknens der Belage zusuchen sein .

Trotz dieser moglichen Fehlerquellen war der Unter-schied im .,Lipoidgehalt" zwischen Sommer- and Winter-bienen im Gesamtkorperextrakt fur uns unerwartet ge-ring . Demgegeniiber ergibt silt aus den deutlichen Unter-schieden mit Alkoholextrakten die Frage, inwieweitKomplexstoffe des Fetteiweil3korpers oder die Menge desKotblaseninhaltes hierfur verantwortlich gemacht werdenmiissen. Auch die Frage, ob and inwieweit eine Wirkstoff-a u f n a h m e durch die lebenden Sommer- bzw . Winter-bienen unterschiedlich sein kann, ist aus den durchgefuhr-ten Versuchen nicht zu beantworten .

Auch Extrakte unbehandelter Bienen zeigen eine zwargeringe, jedoch siehere Spontantoxizitat fur Drosophila .Es ergibt sich daraus die grundsatzliche Frage, ob wir esbei der Wirkung von Extrakten insektizidvergifteter Bie-nen im Biotest auger der Insektizidwirkung nicht auch mitzusatzlich komplexen Wirkungen zu tun haben, die ledig-lich indirekt in lebenden Bienen durch Insektizide ausge-lost worden sind .

Zum Tode von Erich Martini

Das Bild von Prof . Dr . phil. Dr . med . Dr. rer. nat . h . c. ErichMartini, das vor wenigen Monaten in dieser Zeitschrift(33 . Jahrg ., Heft 3, Seite 44) den Gliickwunschen zu seinem80. Geburtstag vorangestellt war, zeigte deutlieb, daB ertrot3 seines hohen Alters kein alter Mann war. Rustigkeitand Schaffenskraft sind ihm his zulet3t erhalten geblieben .RegelmaBig wie fruher kam er zu seiner alten Wirkungs-statte ins Tropeninstitut, um zu arbeiten and die mannig-

Rundschau

Bioteste waren nur bei erheblicher Vberdosierung derInsektizide bei der von uns angewandten Methode mog .lich . Wie Vorversuche ergeben hatten, sind Drosophila-teste mit Bienenextrakten im Bereich von Praxiskonzen-trationen nur selten eindeutig . STUTE (6) verlangt dahermit Recht seit Jahren zum Nachweis von Bienenvergif-tungen die Einsendung von wenigstens 300 Tieren . EineAusnahmestellung darften hier Isolan and andere Carba-mate haben .Bei Winterbienen konnte im Biotest das DDT noch gut

nachgewiesen werden . Bei Sommerbienen dagegen wareine Kontaktvergiftung von Drosophila bei Verwendungvon Extrakten DDT-behandelter Bienen erst sehr spat(nach 8-10 Stunden) eingetreten . Diese Beobachtungenstehen in tYbereinstimmung mit BERAN (1) .

Insgesamt mull gesagt werden, dal die Ergebnisse derdurchgefiihrten Versuche trot3 deutlicher Wirkungsunter-schiede nosh keine Schliisse auf Verlauf and Wirkungs-weise sowie Entgiftungsmoglichkeiten bei insektizidbehan-delten Bienen zulassen . Auch die eingangs aufgeworfeneFrage bezgl . einer evtl . unterschiedlichen Empfindlichkeitvon Sommer- and Winterbienen gegeniiber insektizidenWirkstoffen built sich aus den bisher durchgefuhrtenUntersuchungen zumindest bezgl. des Lipoidgehaltes nichteindeutig beantworten .

Zusammenfassung1 . Von Sommer- and Winterbienen zweier rassisch ver-

schiedener Bienenvolker wurden nach Insektizidkon-takt mit verschiedenen Wirkstoffen Lipoidextrakte ge-wonnen and these im Biotest mit Drosophila melano-gaster M. auf ihre Kontaktwirkung gepruft.

2. Aceton- and Chloroform-Extrakte von Sommer- andWinterbienen beider Volker waren ohne Insektizid-kontakt nicht deutlidt unterschieden . Athylalkohol-Extrake hingegen IieBen erhebliche Unterschiede er-kennen .

3. Durch Wirkstoffkontakt wurden die Extraktionsmen-gen im Vergleich zu den Kontrollen fraktionsweiseunterschiedlich verandert, ohne daB auf die spezifischeWirkungsweise eines Wirkstoffes geschlossen werdenkonnte .

4. Im Biotest erwiesen sich Aceton-Extrakte durchwegstarker kontaktwirksam auf Drosophila melanogaster M .als Chloroform- and Athylalkohol-Extrakte .

Literaturverzeichnis(1) B e r a n . F . and E . G I o f k e : Zur Kenntnis der Wirkungen vas

Pflanzenschut3mitteln auf die Honighiene (Apis mellifica L .) .3 . Mitteilung . Der Nachweis von Bienenvergiftungen .

(2) B eye , F ., W . K a e s e r and R . Buchner, 1959: Zur Wirkungvon Aktivsubstanzen verschiedener Insektizide anf Bienen . I . Mit-teilung . An. . f . Schadlingskde ., XXXII, 3, 41-43 .

(3) B e y e , F ., W. Kaeser and R. Buchner, 1959: Zur Wirkungvon Aktivsubstanzen versdtiedener Insektizide auf Bienen . II . Mit-teilung . Anz . f. Schadlingskde ., XXXII, 8 . 121-123 .

(4) B o m b o s c h, S . and H. Hues m a n n, 1960: Zur Reproduzier-barkeit der LT 50-Werte im Drosophila .Test . Nachrirhtenbl . Dt .Pflanzenschubdienst, 12 . 107-110 .

(5) S p i n d 1 e r, M . and F . A. Box t o r, 1953 : 10 Jahre GeigySchtdlingsbekampfung . Selbstverlag Geigy .

(6) S t it t e , K ., 1957 : Moglichkeiten des Narhweises von Insektizidenin toten Bienen . Anz . f . Schadlingskde ., XXX, 7, 97.

Rundsehanfaltigen Aufgaben zu erfullen, die ihm nosh iibertragenwurden oder die er sich selbst stellte . Nun ist ihm dieFeder jah aus der Hand genommen worden . Krankheitand Siechtum sind ihm erspart geblieben, and dolt moch-ten wir mit dem Schicksal hadern, daB ein Verkehrsunfallseinem Leben ein Ende set3en mulite .

Martinis Wirken and Verdienste sind anlaBlich seinerletjten Geburtstage auch in dieser Zeitschrift gewiirdigtworden. Nun umfalt unser Blick den geschlossenen Kreisseines Lebens, das vom 19. Marz 1880 his zum 2 . Dezember

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1960 wahrte . In den Schmerz fiber sein p1ot. liches Endeand den Verlust, der nicht nur seine Angehorigen sonderneine grofle Zahl von Schiilern and Freunden and die ganzeEntomologische Wissenschaft betroffen hat, mischt sichStaunen and Freude iiber die korperliche and geistigeKraft, die ihm so lange ungeschmalert bewahrt blieb . DenBesuchern des XI. Internationalen Entomologenkongressesin Wien im August des let3ten Jahres ist seine markanteGestalt, seine Lebendigkeit and sein ungewohnliches Inter-esse an alien Fragen seiner Wissenschaft in frischer Er-innerung.

Martini, dem als Mediziner and Zoologen der weiteRaum der theoretischen and angewandten Biologic, derParasitologie, Hygiene and Tropenmedizin offenstand, hatauf diesem Feld sein ganzes Leben mit Fleill and Ausdauergeackert and gesat, and die Ernte ist ihm nicht versagtgeblieben. Davon legen die Wiirdigungen and EhrungenZeugnis ab, die ihm in reichem Mal3e zuteil wurden andvon denen hier nur seine glanzvolle Prasidentschaft aufdem VII. Internationalen Entomologenkongref3 1938 inBerlin and die ihm zu seinem 80 . Geburtstag verlieheneEhrendoktorwdrde der Mathematisch-Naturwissenschaft-lichen Fakultat der Universitat Hamburg erwahnt seien .Fur den Erfolg sprechen audt seine zahlreichen Veroffent-lichungen in fuhrenden Fachzeitschriften and seine Biicher,unter welchen das bis heute im In- and Ausland beriihmte.,Lehrbuch der medizinischen Entomologie" einen wichtigenMarkstein bildet .

Martini war kein Spezialist im strengen Sinne des Wor-tes sondern ein sehr vielseitiger Biologe . Sein Hauptinter-esse lag aber auf dem Gebiet der Entomologie . Hier wares speziell die medizinische Entomologie, der er bei unsmit grol3er Zielstrebigkeit als eigener Fachrichtung An-erkennung and darfiber hinaus Weltgeltung verschafft hat .Er ist der Begriinder der medizinischen Entomologie inDeutschland and ihr bedeutendster Fachvertreter gewesen .Die Moglichkeit, sick diesem Arbeitsgebiet mit alien seinenihm zu Gebote stehenden Fahigkeiten zu widmen, ver-dankt er der Berufung an das Bernhard-Nocht-Institut fiirSchiffs- and Tropenkrankheiten in Hamburg, dem er von1912 his zu seinem Ausscheiden aus dem Amtsdienst nachdem 2. Weltkrieg angehorte . Die Verbindung mil derpraktischen Tropenmedizin and Hygiene, in welcher dieAbhangigkeit des Krankheitsgeschehens von belebten andunbelebten Umwelteinfliissen eine besondere Rolle spielt,gab auch seinen entomologischen Forsehungen neue Im-pulse . Besonders fruchtbar and richtungweisend warenseine Arbeiten auf dem Gebiet der Stechmdckenkunde andMalariologie. Das Hamburger Tropeninstitut, in welehemer die Abteilung fur Entomologie aufgebaut hat, verliertmit ihm eine der tragenden Saulen, auf denen die Achtungand Anerkennung des Instituts in alter Welt beruht . Esist stolz darauf, dal3 es ihn zu den Semen rechnen kann .

Neben der Trauer um den plot3lichen Verlust mull daherunser Dank stehen fur ein reiches and erfiilltes Leben,Dank fiir seine menschliche Gdte and Hilfsbereitschaft,fur seine unermddliche and von Erfolg gekronte Arbeit,fur alles, was er damit der Wissenschaft and insbesondereunserer Entomologie gegeben hat . Sein Name wird nichtvergessen sein .

F. Weyer (Hamburg)

Internationaler Forstkongref3 in Seattle (USA)Vom 29 . 8. bis 10 . 9. 1960 fand in der Hafenstadt Seattle

im Staate Washington der Fiinfte Weltforstkongrel3 statt .2000 Forstleute aus alter Welt, darunter einige aus derBundesrepublik Deutschland, nahmen an den Veranstal-tungen dieses Kongresses teil . Ausgedehnte Exkursionenin die Hauptwaldgebiete der USA sowie in Werke derHolzindustrie, eine Fulle von Einladungen in Privathauserand von offentlichen Empfingen gaben neben dem reinwissensebaftlichen Gedankenaustausch Gelegenheit, Landand Leute kennen and schat3en zu lernen .

Von den in den Sektionen Forstschut3 and Holzschub ge-haltenen Vortragen verdienen einige wegen ihrer allgemei-nen Bedeutung besonders hervorgehoben zu werden, soder von W . R . HENSON fiber „Wetter and Insektenepide-mien" sowie der von J . A . RUDINSKY fiber neue Wege beider chemischen Bekampfung von Forstinsekten . Dieser be-

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tonte, da13 das bedeutsamste Ereignis der letiten Jahre aufdem Gebiet des Pflanzenschubes die Entwicklung der syste-mischen Insektizide gewesen sei, da einige von ihnenwegenihrer selektiven Wirkung erstmalig eine spezifische An-wendung erlaubten and damit die grundsagliche Moglich-keit eroffneten, kiinftig Mallnahmen der biologischen Rege-lung and der chemischen Bekampfung wirkungsvoll mit-einander zu kombinieren .B. M . MACGUGAN sprach fiber die Rolle der Parasiten

and Rauber bei der biologischen Kontrolle von Forstinsek-ten and hob hervor, da13 in Kanada die klassischen Metho-den der Zucht and des Aussegens von Niit3lingen immerhinin 11 von 25 Fallen gegen forstliche Groflschadlinge erfolg-reich waren - allerdings nur im Einsat3 gegen solcheSchadlinge, die eingeschleppt worden waren . Obwohl auchgegen 12 in Kanada einheimisdie Schadlinge Parasiten aus-geset3t wurden, konnten in keinem dieser Falle nennens-werte Erfolge verzeichnet werden . Die Ursachen fiir Er-folg oder Millerfolg sind meist unbekannt geblieben, dadas Ausseten der Niiblinge mehr oder weniger empirischerfolgte. MAC GUGAN fordert daher den Ausbau der wissen-schaftlichen Methodik and langfristiger Populationsstudien,die das Aufstellen von sogenannten „Life tables" oder,,mortality tables" ermoglichen, wie sie fiir Choristoneurafumiferana in New Brunswick schon beispielhaft erarbeitetwurden .

Ein weiterer kanadischer Beitrag hatte die Bekampfungforstlicher Schadlinge durch Mikroorganismen zum Thema :T. A. ANGUs berichtete fiber die Erforschung von Proto-zoen, Pilzen, Viren and Bakterien als wirksamen Regula-toren der Populationsdichte von Forstschadlingen inKanada and fiihrte Beispiele fur ihre Verwendbarkeit inder Praxis an .

Nachdem es BIRD 1950 gelungen war, durch die kiinst-liche Ubertragung einer Virusseuche auf eine bis dahingesunde Population von Diprion hercyniae these nadihaltigauf ein wirtschaftlich tragbares Mall zu reduzieren andeinen iihnlichen Erfolg mit einem anderen Virus gegenNeodiprion sertifer zu erzielen, hat sich hier eine neueMethode zur spezifischen Bekampfung schiidlicher Insekteneroffnet . Audi Bakterien sind schon zu einer gezielten bio-logischen Bekampfung verwendet worden. So ist derBacillus popilliae das Agens in einem gegen Japankaferverwendeten, in grollem Mallstab erzeugten and im Handelbefindlichen Insektizid.

Ein bei der Sporenbildung von Bacillus thuringiensisgebildetes Protein, das bei vielen Lepidopteren eine Liih-mung der Darmfunktionen bewirkt, fur andere Tier-gruppen jedoch vollig unschadlich ist, kann jetjt ebenfallsschon in grollen Mengen erzeugt werden . Bei anderenerfolgversprechenden Mikroorganismen sind geeigneteMethoden zur Vermehrung aul3erhalb ihres natiirlichenSubstrates noch nicht entwickelt worden, and dieser Man-gel wird wieder einmal zum Anlal3 genommen, auf diegrolle Bedeutung der Grundlagenforschung hinzuweisen .

Die Bemdhungen kanadischer and amerikanischer Forst-entomologen, an Stelle der bisher verwendeten Insektizidemit breitem Wirkungsspektrum solche Mittel and Metho-den zu entwickeln and anzuwenden, die spezifisch nur aufeine bestimmte Schadlingsart oder -gruppe wirken, ent-springen nicht einer Naturschwarmerei, sondern resultierenaus den bekannten and schwerwiegenden Nachteilen derzuerst genannten ; these wurden in einem Vortrag vonJ . J . FETTES, dem im kanadischen Landwirtschaftsministe-rium fur die Fragen der chemischen Bekampfung verant-wortlichen hochsten Beamten, noch einmal sehr deutlichherausgestellt .Auf dem Gebiete des Holzschut3es fand der von

G. BECKER, Berlin-Dahlem, gehaltene Vortrag fiber Biolo-gie and Abwehr von Bohrmuscheln als Holzzerstorern ge-biihrende Beachtung .

H.-D. Y . Scheller

Bericht fiber die 33 . Deutsche Pflanzensehutj-Tagungin Freiburg/Breisgau, 11 .-13. 10. 1960

Die Tagung fand bei fiber 600 Teilnehmern, dabei zahl-reichen Besuchern aus dem Ausland and der Ostzone, star-kes Interesse . Die Begrenzung auf einzelne Gebiete- Obstbau, Weinbau, Gemdsebau nod Tabakbau - er-


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