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Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Juli 2012Wir möchten Ihnen Einblicke in die aktuelle Marktlage ermöglichen und Sie über zukunftsträchtige Anlageformen informieren.Unser Experte Andreas. Rapp, Leiter des Bereiches "Private Banking" bei ELLWANGER & GEIGER PRIVATBANKIERS, und sein Team analysiert und kommentiert die Entwicklungen auf den Aktienmärkten.
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EUROZONE AUF DEM WEG NOCH TIEFER IN DIE KRISE.
Die durch den Euro hervorgerufenen Probleme haben sich weiter zugespitzt, weil nun nach Griechenland und Portugal auch in Spanien die Wirtschaft in eine ökonomische Negativspirale, aus sich wechselseitig verstärkendem Sparzwang und Rezession geraten ist. Ursächlich dafür ist im Grunde genommen die Ein-führung des Euros.
Spanien kam, wie andere südeuropäi-
sche Länder, dadurch in den Genuss
von unglaublich billigen Krediten, die
es in den alten Währungen nicht gege-
ben hatte. Daraus und mit Hilfe von
Subventionen aus EU-Mitteln entwi-
ckelte sich dort ein Immobilienboom
in unglaublichem Ausmaß, der nach
seinem lange erwarteten Zusammen-
bruch zu Kreditausfällen bei vielen spa-
nischen Banken, vor allem den Spar-
kassen, geführt hat. Nun sind, wie
zuvor bereits in Irland, der Staat und
die EU in die Bresche gesprungen, um
einen Run auf die spanischen Banken
– und damit einen Zusammenbruch
des dortigen Finanzsystems – zu ver-
hindern. Bis zu maximal 100 Milliarden
Euro hat die EU dafür eiligst an Mitteln
versprochen. Die Details sind aber –
wie so oft bei EU-Beschlüssen – noch
nicht geregelt und das verhindert eine
echte Beruhigung. Die wegen den Stüt-
zungsmaßnahmen für die spanischen
Banken hervorgerufene höhere Staats-
verschuldung – diese wird nun auf zir-
ka 100 Prozent des Sozialproduktes
geschätzt – verstärkt den unheilvollen
Zwang zum Sparen und – noch schlim-
mer – führt zu Steuererhöhungen, was
wiederum durch den entsprechenden
Nachfragerückgang rezessive Entwick-
lungen fördert, die ihrerseits zu größe-
ren Steuerausfällen und höheren So-
zialausgaben führen. Ein ähnliches
Muster ist in allen südeuropäischen
Euroländern – am schlimmsten in Grie-
chenland – zu beobachten. Trotz zum
Teil einschneidenden Sparmaßnahmen
und einiger meist halbherziger Refor-
men gibt es kaum Anzeichen für eine
echte Besserung, die nur über die Wie-
dergewinnung wirtschaftlicher Wettbe-
werbsfähigkeit erreicht werden kann.
Die massive Liquiditätszufuhr in das
Bankensystem durch die Europäische
AKTUELLE INFORMATIONEN AUS DEM KAPITALMARKT.
AUSGABE JULI 2012
Zentralbank Ende 2011 und nochmals
Ende Februar 2012 verliert ihre Wir-
kung, zumal das meiste Geld ohnehin
bei der EZB geparkt wird. Das akuteste
Problem in Südeuropa ist der schon
länger anhaltende und seit Ende Feb-
ruar verstärkte Run auf viele Banken in
Südeuropa. Diese hängen deshalb im-
mer mehr am Tropf der EZB oder, wenn
ihre Sicherheiten – weil zu schlecht –
von dieser nicht mehr akzeptiert wer-
den, an den nationalen Notenbanken,
die ihrerseits Mittel von der EZB be-
kommen. Die seit 2007 exponentiell
anwachsenden Target2-Salden (siehe
Grafik) spiegeln diese unhaltbare und
immer schneller werdende Fehlent-
TARGET2-SALDEN
800
600
400
200
0
- 200
- 400
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
--- Deutschland --- Spanien --- Frankreich --- Italien
in Mrd. €
Einhundert Jahre Ellwanger & Geiger Privatbankiers1912 – 2012
Quelle: Institut für Empirische Wirtschaftsforschung der Universität Osnabrück
wicklung von Leistungsbilanzdefiziten
und die zunehmende Kapitalflucht aus
den südeuropäischen Ländern wider.
So hat die Deutsche Bundesbank inzwi-
schen Forderungen an die Notenban-
ken der südeuropäischen Länder und
Frankreich von über 700 Milliarden
Euro. Man braucht kein Schwarzseher
zu sein, um eine Prognose von 1 Billion
Euro noch in diesem Jahr zu wagen.
Sollten die Defizitländer doch eines
Tages aus der Eurozone ausscheren,
wären diese Forderungen der Bundes-
bank zwar besichert und nur mit dem
Anteil Deutschlands von 27 Prozent an
der EZB gefährdet, müssten aber sicher-
lich in erheblichem Umfang wertberich-
tigt werden. Vor diesem Hintergrund
ist es verständlich, wenn sich einige
führende deutsche Geldpolitiker bei
der EZB und der Bundesbank wegen
mangelnder politischer Unterstützung
durch die deutsche Regierung von ih-
ren Ämtern zurückgezogen haben. Die
Bundesbank wäre bei einer solchen
Zuspitzung auf eine Kapitalerhöhung
durch den Bund angewiesen, und der
schon bisher defi zitäre Staatshaushalt
Deutschlands würde in eine ernste
Schiefl age geraten. Die Verpfl ichtungen
aus den Rettungsschirmen in Höhe von
über 300 Milliarden sind dabei noch
nicht einmal berücksichtigt.
Weil die Folgen des Zerbrechens der
Eurozone kurzfristig sehr schmerzhaft
wären, wird der eigentlich notwendi-
gen Behebung der Ursachen für die
immer größer werdenden Spannungen
in der Eurozone viel zu wenig Aufmerk-
sam gewidmet. Stattdessen fordert
eine unheilige Allianz aus EU-Kommis-
sion, Schuldnerländern, anderen G20-
Ländern und vielen Investoren eine
mehr oder weniger umfangreiche Ver-
gemeinschaftung von alten oder neuen
Schulden zu Lasten der Überschusslän-
der. Ob dies über sogenannte Euro-
bonds, über eine Bankenunion durch
eine gemeinsame Einlagensicherung
und Bankenaufsicht oder den ESM (Eu-
ropäischer Stabilisierungsmechanismus)
geschieht ist zweitrangig. Auch die
Bundesregierung spricht sich für eine
gemeinsame Fiskalpolitik auf europäi-
scher Ebene aus, allerdings zusammen
mit einer im geplanten Fiskalpakt ein-
gebauten Schuldenbremse. Wer die
Erfahrungen mit bisherigen Selbstbe-
schränkungen beim Schuldenmachen
in Europa betrachtet, muss mit Hinblick
auf deren Einhaltung mit einem Schön-
wetterversprechen inklusive eingebau-
ter Sollbruchstellen rechnen. Die Wah-
len in Frankreich, welche den Sozialisten
eine enorme Machtfülle verschafften,
beeinfl ussen über den Zwang zu Kom-
promissen mit der SPD und den Grünen
zunehmend auch die Politik in Deutsch-
land. Unser wichtigster Handelspartner
hat unter der Regierung Sarkozy per-
manent an Wettbewerbsfähigkeit ver-
loren und steht vor großen Problemen,
die wegen der noch größeren Probleme
der südeuropäischen Länder von den
Anlegern nicht ausreichend wahrge-
nommen werden.
In Griechenland wartet man auch nach
den Wahlen noch immer auf konkrete
Fortschritte, und der Verbleib in der
Eurozone ist wegen der ausgeprägten
Wettbewerbsnachteile weder sinnvoll
noch sichergestellt. In Italien sind
durchaus sinnvolle Gesetzesvorlagen
der Regierung Monti, wie etwa die ver-
wässerte Arbeitsmarktreform, endlich
beschlossen worden. Mit seiner sehr
kurzfristigen Schuldenstruktur könnte
das Land, anders als Spanien, nicht auf-
gefangen werden. In Italien dürfte sich
deshalb die Zukunft des Euros entschei-
den. Gelingt es dem Land nicht, seine
Finanzen innerhalb der Eurozone in Ord-
nung zu bringen, wird es die Währungs-
union früher oder später mit ungeheu-
ren Schäden für Kapitalanleger und die
deutsche Exportindustrie verlassen müs-
sen. Dass angesichts solch gewaltiger
Risiken und Herausforderungen das Ver-
trauen in die weitere wirtschaftliche Ent-
wicklung leidet, ist nicht verwunderlich.
Und weil wirtschaftliches Handeln vor
allem auf Vertrauen beruht, wird 2012
ein Rezessionsjahr in Europa werden.
Solange die Politik die Weichen nicht
in Richtung Wettbewerbsfähigkeit und
Schuldenentlastung stellt, bleiben die
südeuropäischen Länder in einer Ne-
gativspirale gefangen und treiben dem
Staatsbankrott entgegen. Die schmerz-
hafte Anpassung von Preisen und Löh-
nen wird den Krisenstaaten nicht er-
spart bleiben können, wenn sie im
Euro bleiben wollen.
„FRUSTKONJUNKTUR“ IN
DEUTSCHLAND
Wegen Exportrückgängen in die Euro-
zone und der langsameren Konjunktur
in den Schwellenländern leidet das
Wachstum in Deutschland. Die Binnen-
nachfrage, etwa beim Wohnungsbau,
stützt allerdings. Auch höhere Löhne
helfen hierzulande der Kaufkraft. Einer
der vielen Aspekte der Eurokrise, näm-
lich die Angst vor dem Wertverlust der
Ersparnisse, beflügelt in Deutschland
die Konjunktur auf ganz ungewöhnli-
che Weise: Das Motto „Lieber ein neu-
es Bad als Anleihen vom Staat“ sorgt
für umfangreiche Modernisierungen bei
Wohnungen und fördert die Auftrags-
lage der einschlägigen Branchen und
des Handwerks. Auch die hohe Nach-
frage gerade südeuropäischer Anleger
nach deutschen Immobilien sorgt für
eine gute Stimmung. Die im Vergleich
sehr wettbewerbsfähige Wirtschaft
Deutschlands kann aber nicht dauerhaft
für alle Schulden Europas geradestehen.
Damit wäre unser in der Außenwahr-
nehmung überschätztes Land auch an-
gesichts des eigenen Schuldenbergs
vollkommen überfordert.
Helmut Kurz
Einig ist man sich dahingehend, dass
Deutschland mehr „Verantwortung“
übernehmen soll. Insbesondere die Idee
einer Fiskal- und Bankenunion auf eu-
ropäischer Ebene wird befürwortet.
Gemeint ist dabei aber vor allem, dass
Deutschland als wirtschaftsstärkster
Staat im Euroland kurzfristig mehr
Haftung und mittelfristig am besten
gleich ganz die europäische Schul-
denlast schultern soll. Es wird dabei
nur verkannt, dass die Verschuldung
Deutschlands ebenfalls zu hoch ist und
bereits jetzt schon weit über der Maas-
tricht-Grenze von maximal 60 Prozent
des Bruttoinlandsprodukts liegt. Die
Wirtschaft Deutschlands ist im europä-
ischen Vergleich zwar sehr wettbe-
werbsfähig, der deutsche Staat kann
aber nicht dauerhaft für alle Schulden
Europas geradestehen.
Das Kernproblem der südeuropäischen
Länder liegt nicht nur im mangelnden
Sparwillen beziehungsweise der haus-
haltspolitischen Disziplin oder der Un-
fähigkeit, alle Steuern einzutreiben. Vor
allem ist der südeuropäische Wirt-
schaftsbereich schlicht nicht wettbe-
werbsfähig. Da helfen auch gemein-
schaftlich haftende Rettungsschirme,
Eurobonds oder EZB-Aufkaufprogram-
me langfristig nicht weiter. Die schmerz-
hafte Anpassung von Preisen und Löhnen
wird den südeuropäischen Krisenstaaten
nicht erspart bleiben. Auch wenn Italien
und Spanien erste positive Ansätze
zeigen, so werden von Kapitalmärkten
weitere Anstrengungen eingefordert
werden, wie die wieder steigenden
langfristigen Zinsen Italiens und Spani-
ens zeigen. Die Unsicherheit bleibt den
Marktteilnehmern defi nitiv erhalten.
Die Aktienmärkte haben in diesem Um-
feld sämtliche Gewinne des ersten
Quartals wieder eingebüßt. Die Gewinn-
prognosen der Unternehmen werden
Schritt für Schritt nach unten ange-
passt, weil viele Investoren befürchten,
dass selbst die deutsche Wirtschaft
nicht vor Abschwüngen gefeit ist. Dies
könnte die meist attraktiven Dividen-
denrenditen zukünftig etwas schmä-
lern. Solange nicht klar ist, ob in Grie-
chenland eine stabile Regierung für die
notwendige Zusammenarbeit mit der
EU sorgt, werden sich Euphorie und
Depression weiterhin täglich abwech-
seln. Im Gegensatz zum DAX sind die
europäischen Indizes im zweiten Quar-
tal in die Minuszone geraten. Die welt-
weit nachgebenden Wirtschaftsindika-
toren werden sowohl in Europa als auch
in Asien mögliche Aufwärtsbewegun-
gen zunächst hemmen. Eine defensive
Vorgehensweise ist Aktieninvestoren zu
empfehlen. Für das Jahresende zeigen
einige Frühindikatoren eine leichte Be-
lebung der Weltwirtschaft an. Diese
steht allerdings in diesem politischen
Umfeld auf fragilem Fundament.
Nichtsdestotrotz sollten Aktien als Sach-
anlage in einer Vermögensverteilung
Berücksichtigung fi nden. Ein langer
Atem und eine höhere Risikotoleranz ist
dabei allerdings vonnöten. Die kurzfris-
tige Entspannung an den Aktienmärk-
ten nach den für Deutschland folgen-
schweren EU-Gipfelbeschlüssen sorgt
zumindest für ein Durchatmen.
Die Erkenntnis, dass auch starke Staaten
wie Deutschland oder Holland nicht
endlos belastbar sind, dürfte die Märk-
te in nicht allzu langer Zeit wieder ver-
unsichern.
Michael Beck
AKTIENMÄRKTE IN UNRUHIGEM FAHRWASSER.
Inzwischen hat laut des IWF und der Weltbank die ganze Welt Angst davor, dass die EU-Schuldenkrise die Weltwirtschaft nachhaltig schädigt. Interessanterweise zeigen vor allem die US-amerikanischen Verant-wortlichen, getrieben von eigenen Schuldenbergen und nachlassenden Wirtschaftsindikatoren, immer deut-licher mit dem warnenden Zeigefinger auf Europa. Leider widersprechen sich dabei die ein oder anderen Nobelpreisträger beziehungsweise Politiker und zeigen nicht immer Einigkeit in der Einschätzung der Lage sowie der zu verwendenden Mittel.
VERGLEICH RENDITE 1. QUARTAL MIT RENDITE 1. HALBJAHR IN %
Quelle: Reuters
-12 -7 -2 3 8 13 18
US-Dollar
RexP
iBoxx
Gold
STOXX50
Dow Jones
MSCI World (€)
Hang Seng
Rohöl
Nikkei 225
DAX
1. Halbjahr 1. Quartal
Im zweiten Quartal 2012 verschärfte
sich die EU-Schuldenkrise. Die Renditen
deutscher 10-jähriger Staatsanleihen
fi elen daraufhin nahezu täglich auf
neue historische Tiefstände. Nicht für
möglich gehaltene 1,15 Prozent mar-
kierten den Tiefpunkt der Zinsentwick-
lung. Bei zweijährigen Anleihen wur-
den sogar leichte Minusrenditen akzep-
tiert, um eine zukünftige Rückzahlung
sicherzustellen. Natürlich ist dies Aus-
druck krisenverzerrter Marktzustände.
Die Schweizer Nationalbank hat alleine
im Mai zirka 60 Milliarden Euro aufge-
kauft, um den von ihr ausgerufenen
Mindestkurs von 1,20 CHF/EUR zu ver-
teidigen. Dieses Geld fl ießt sofort in
sichere Bundesanleihen und trägt zu
den massiven Kurssteigerungen bei. Die
Renditen lösten sich erst von ihren Tiefs
und bewegten sich wieder in Richtung
1,5 Prozent, als die spanische Regierung
für ihren maroden Bankensektor EU-
Hilfen beantragte. Erwartete Leitzins-
senkungen der EZB und moderate In-
fl ationsraten sorgen dafür, dass die
langfristigen Zinssätze bis auf weiteres
auf ihrem niedrigen Niveau verharren.
Der stetige Rückgang der Renditen
stürzt viele Investoren in Anlagenöte.
Gewohnt sichere Anlagen, wie zum
Beispiel deutsche Pfandbriefe oder Un-
ternehmensanleihen mit sehr guter
Bonität rentieren nur noch zwischen
0,7 und 2,5 Prozent, je nach Laufzeit
und Bonität. Vor wenigen Jahren be-
wegte sich dieser Spielraum meist zwi-
schen 3,5 Prozent und mindestens 4,5
Prozent. Aus diesem Grunde wird es
wichtiger, ergänzende Investment-
möglichkeiten in ein Rentenportfolio
mit aufzunehmen. Um dabei höhere
Renditen zu erzielen, müssen generell
höhere Risiken in Kauf genommen wer-
den. Beispielsweise bieten sich hierbei
Währungsengagements an. Idealerwei-
se in Währungen, die einen Zinsvor-
sprung zum Euroraum bieten. Des
Weiteren können über gelockerte Bo-
nitätsanforderungen höhere Renditen,
wie im Unternehmens- und High-Yield-
Segment erzielt werden. Auch Spezial-
anleihen, wie Wandelanleihen, die ein
Wandelrecht einer ursprünglich erwor-
benen Anleihe in eine bestimmte Aktie
beinhalten, können diesem Zweck die-
nen. All diese Möglichkeiten haben
eines gemeinsam. Die Risiken von Kurs-
schwankungen der Währung oder der
Anleihenkurse beziehungsweise Ausfäl-
len durch Nichtbedienung von Zinsen
oder Nichtrückzahlungen sind wesent-
lich höher als bei sicheren Bundesan-
leihen oder deutschen Pfandbriefen.
Aus diesem Grunde ist es nahezu un-
erlässlich, über Beimischungen in die-
sen Anleihegattungen nachzudenken.
Um den Risiken zu begegnen und die-
se abzumildern, sollten Fondslösungen
ins Auge gefasst werden. Mit diesen
Rentenfonds können die Vorteile der
höheren Verzinsungen in Verbindung
mit einer automatischen Risikostreu-
ung in ein Depot eingebaut werden.
Die genaue Analyse der verfolgten
Strategie und der im Fonds eingegan-
genen Risiken sowie des Preis-Leis-
tungs-Verhältnisses ist dabei unabding-
bare Voraussetzung. Auch sollte
beachtet werden, dass mehrere Anlei-
henfonds verschiedene Risiken verkör-
pern, die sich summieren können. Dies
sollte im strategischen Aufbau eines
Rentenportfolios Berücksichtigung fi n-
den. Die aktuelle Zinslage erzwingt,
diese Ergänzungslösungen in ein Ren-
tenportfolio mit aufzunehmen, will
man ein einigermaßen auskömmliches
Renditeniveau erzielen.
Michael Beck
RISIKOLOSER ZINS GLEICH NULL.
Quelle: bloomberg
RENDITE 10-JÄHRIGE BUNDESANLEIHEN IN % (JANUAR 1989 BIS MAI 2012)
10,0
9,0
8,0
7,0
6,0
5,0
4,0
3,0
2,0
1,0
0,0
1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
--- Bundesanleihen 10 Jahre
Während der Wunsch nach klassischem
Kapitalerhalt machbar ist, kann im ak-
tuellen Marktumfeld ein Werterhalt
nicht ohne das Eingehen von Risiken
erreicht werden. Bei einer offi ziellen
jährlichen Infl ationsrate von 2 Prozent
und einer Rendite für zehnjährige
Bundesanleihen, die vor Steuern bei
aktuell 1,3 Prozent pro Jahr und nach
Steuern noch bei zirka 0,95 Prozent
pro Jahr liegt, wird offensichtlich, mit
welcher Problemstellung sich Anleger
auseinandersetzen müssen.
Diese Situation kann zukünftig weiter
verschärft werden, wenn die Infl ations-
rate ansteigt und/oder die Zinsen von
der Europäischen Zentralbank gesenkt
werden.
Sachwerte und Fremdwährungen kön-
nen eine mögliche Lösung sein, um
langfristig den Wert des Geldes zu
erhalten. In diesem Zusammenhang
muss erwähnt werden, dass die ver-
schiedenen Möglichkeiten, in Sach-
werte oder Währungen zu investieren,
sowohl Chancen als auch Risiken mit
sich bringen, die individuell analysiert
und mit der persönlichen Lebenssitua-
tion abgeglichen werden sollten. Daher
ist die wichtigste, grundsätzlich gültige
Strategie die der Diversifi kation von Ver-
mögenswerten. „Never put all eggs in
one basket.“ Dieses Bild sollte jeder
Anleger im Hinterkopf behalten.
In diesem Zusammenhang ist es inte-
ressant zu beobachten, dass eine Viel-
zahl von Kunden, die über die letzten
Jahre ausschließlich auf festverzinsliche
Wertpapiere gesetzt haben, Aktien aus
oben beschriebenen Gründen als eine
mögliche Alternative betrachtet. Wäh-
rend eine Euro-Unternehmensanleihe
eines bonitätsstarken DAX-Unterneh-
mens mit zirka vier Jahren Restlaufzeit
im Durchschnitt 2 Prozent pro Jahr
Vorsteuerrendite aufweist, kann mit
einzelnen DAX-Aktien eine Dividen-
denrendite von jährlich bis zu 6 Pro-
zent erzielt werden. Die Renditen der
Rentenpapiere sind in den letzten zwei
Jahren ebenfalls kontinuierlich zurück-
gegangen, wogegen die DAX-Unter-
nehmen die Dividenden auf einem
konstant hohen Niveau halten.
Für den Anleger ist es beim Kauf von
Aktien besonders wichtig, dass er die
Schwankungsintensität der Kurse aus-
halten kann und die im Aktienmarkt
investierten Gelder nicht zu einem be-
stimmten Zeitpunkt in naher Zukunft
benötigt. Im Vergleich zu den Renditen
der festverzinslichen Wertpapiere stellt
die Renditedifferenz von zirka 4 Pro-
zent jährlich einen kleinen Risikopuffer
dar. Es gilt, für den Anleger weiter da-
rauf zu achten, dass die Dividenden-
renditen einzelner Aktien über einen
längeren Zeitraum bestätigt und aus
dem Gewinn des Unternehmens ge-
zahlt werden.
Eine weitere Alternative für Kunden,
die bisher nur in Euroanleihen inves-
tiert haben, stellen ausgewählte
Fremdwährungen oder Fremdwäh-
rungsanleihen dar. Ein höheres Zinsni-
veau, geringere Verschuldungsquoten
ausgewählter Länder, die Chance auf
eine Aufwertung der Währung gegen-
über dem Euro sowie die Euroskepsis
einiger Anleger sind die Hauptargu-
mente für ein Engagement in Fremd-
währungen als Beimischung.
Ähnlich wie im Aktienmarkt gilt es auch
hier, einerseits das richtige Timing zum
Einstieg zu fi nden und andererseits
Schwankungen in den Wechselkursen
zum Euro aushalten zu können. Als
interessante Beimischungen gelten die
skandinavischen Währungen, ausge-
wählte asiatische Währungen, der
Kanadische Dollar sowie für etwas spe-
kulativer orientierte Anleger der Brasi-
lianische Real.
Anleger können natürlich auch Aktien
und Fremdwährungen miteinander
verknüpfen. Der Kauf der norwegi-
schen Statoil-Aktie lässt den Anleger
beispielsweise an der Wertentwicklung
der Aktie und indirekt an der Wertent-
wicklung der Norwegischen Krone
zum Euro partizipieren.
Auch Gold, das als Währungsersatz
angesehen werden kann, hat in einem
breit gestreuten Portfolio seine Berech-
tigung. In unserer diesjährigen Januar-
ausgabe der Kapitalmarktbroschüre
sind wir bereits intensiv auf dieses The-
ma eingegangen. Über Goldaktien ist
auch eine Verknüpfung der Anlageklas-
sen Gold und Aktien möglich.
Natürlich müssen die unterschied-
lichen Chance- und Risikoprofile von
Fremdwährungen, Fremdwährungs-
anleihen, Gold und Aktien genau ana-
lysiert und mit den individuellen
Kundenzielen abgeglichen werden.
Andreas Rapp
WERTERHALT ANSTATT KAPITALERHALT.
Es gibt wohl kaum ein Thema, das in den letzten Monaten in fast jedem Kundengespräch direkt oder indirekt so oft zur Sprache gekommen ist. Vor allem sicherheitsorientierte Anleger stehen vor der schwierigen Aufgabe, den Vermögenswert ihrer liquiden Anlagen zu erhalten.
Dabei unterscheidet sich Wasserkraft
maßgeblich von anderen erneuerbaren
Energien wie Photovoltaik oder Wind-
kraft, denn sie wird seit über 100 Jahren
zur Stromerzeugung eingesetzt und ist
daher technisch ausgereift. Einige Was-
serkraftwerke sind bereits seit Ende des
19. Jahrhunderts in Betrieb bei gleich-
zeitig geringen Wartungs- und Instand-
haltungskosten. So erzielen sie stetige,
planbare Erträge über lange Zeiträume
– und das ohne Erzeugung von Treib-
hausgasen oder sonstigen Schadstoffen
und nahezu ohne Abwärme. Während
Atomkraftwerke nur auf einen Wir-
kungsgrad von rund 35 Prozent kom-
men und Erdgaskraftwerke immerhin
58 Prozent erreichen, belegt Wasser-
kraft mit 95 Prozent Wirkungsgrad un-
angefochten Platz eins hinsichtlich Ef-
fi zienz. Darüber hinaus produzieren
Wasserkraftwerke konstant Strom – un-
abhängig von Sonne und Wind – und
können dadurch die Energiegrundlast
absichern. Wasserkraftwerke hatten
2010 einen Anteil von rund 16 Prozent
an der weltweiten Energieerzeugung.
Die Tendenz ist steigend, da sie bereits
heute ohne staatliche Subventionen
auskommen.
Allerdings ist die Nutzung der Wasser-
kraft mit herkömmlichen Wasserkraft-
werken begrenzt. Voraussetzung für ein
wirtschaftliches Betreiben ist entweder
eine hohe Durchfl ussmenge oder eine
große Fallhöhe. In Deutschland und
den anderen europäischen Industrie-
staaten werden nahezu alle in Frage
kommenden Standorte bereits genutzt.
Ein Anlageinteressent hat nun mehrere
Möglichkeiten, an der Wasserkraft zu
partizipieren. Möchte man sich direkt
an Wasserkraftwerken beteiligen, dann
wird man in Südosteuropa und der Tür-
kei fündig. Gerade die Türkei unter-
stützt den Ausbau der Wasserkraft auch
politisch, um den hohen Anteil am
Energieimport von derzeit rund 80 Pro-
zent zu verringern.
Entspricht die Anlageregion nicht dem
Risikoprofi l des Anlegers, so hat er die
Möglichkeit einer indirekten Beteili-
gung an Wasserkraftwerken: Von den
europäischen Energiekonzernen sind
einige sehr stark in erneuerbaren Ener-
gien, speziell Wasserkraftwerken, inves-
tiert. Der Anleger kauft sich kurzerhand
die Aktie eines solchen Energieversor-
gers in sein Portfolio und kann sich
fortan über nachhaltige Erträge im dop-
pelten Sinne freuen.
Andreas Hagenlocher
WASSER – KRAFT DER ZUKUNFT.
Weltweit wächst der Energiehunger ungebremst. Doch während der Energiebedarf steigt, sind fossile Rohstoffe wie Kohle, Öl oder Gas endlich und verknappen sich zunehmend. Das treibt die Nachfrage nach erneuerbaren Energien an.
WEITERE INFORMATIONEN
BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KGBörsenplatz 1, 70174 Stuttgart
Michael BeckLeiter Portfolio ManagementTelefon 0711/2148-242Telefax 0711/[email protected]
Dieser Bericht wurde erstellt vom BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG
Verantwortlich: Dr. Volker Gerstenmaier,Mario CaroliRedaktion: Michael Beck, Andreas Hagenlocher, Helmut Kurz, Andreas Rapp
Stand: Juli 2012Die vorliegenden Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Information. Es handelt sich nicht um eine Anlageberatung oder Empfehlung oder eine Finanz-analyse. Für eine individuelle Anlageempfehlung oder Beratung stehen unsere Berater gerne zur Verfügung. Eventuelle Angaben zur steuerlichen Situation können nur allgemeiner Art sein. Abhängig von der individuellen Situation des Steuerpfl ichtigen kann sich eine abwei-chende steuerliche Beurteilung ergeben. Bei Performance-darstellung handelt es sich um Betrachtungen von früheren Wertentwicklungen. Die Angaben, Vergleiche und Betrachtungen der Vergangenheit sind keine Garantie und kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwick-lungen. Wertentwicklungen oder Renditen einzelner Produkte werden durch diverse Faktoren wie z.B. Markt-, Kurs-, Währungsschwankungen und Transaktionskosten beeinfl usst und können zu Verlusten oder Gewinnen führen. Die vorliegenden Informationen basieren auf vertrauenswürdigen Angaben aus verlässlichen Quellen, erheben jedoch keinen Anspruch auf Genauigkeit und Vollständigkeit hinsichtlich der im Dokument erwähnten Wertpapiere, Märkte und Entwicklungen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Die Urheberrechte für die gesamte inhaltliche und graphische Gestaltung liegen beim Herausgeber und dürfen gerne, jedoch nur mit schriftlicher Genehmigung, verwendet werden.
WIRKUNGSGRADE VERSCHIEDENER KRAFTWERKSTYPEN IM VERGLEICH IN %
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Atomkraftwerk
Braunkohlekraftwerk
Steinkohlekraftwerk
Erdgaskraftwerk
Wasserkraftwerk
Quelle: Umweltbundesamt, 2009, www.greeneconomy.de, 2010, www.umweltlexikon-online.de, 2011