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Max Frischs Tagebücher WaP, Januar 2014 phwa.ch/tbfrisch

Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

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Zitate und Bilder zu den autobiografischen Büchern Max Frischs.

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Page 1: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

Max Frischs Tagebücher

WaP, Januar 2014phwa.ch/tbfrisch

Page 2: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

1. Wissen Sie in der Regel, was Sie hoffen?

2. Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?

3. Hoffen Sie angesichts der Weltlagea) auf die Vernunftb) auf ein Wunderc) dass es so weitergeht wie bisher?

Tb 1, S. 179ff.

Page 3: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

Aber wenn einer so hier steht, einundzwanzig, brotlos und mit einem halben Studium als einzigen Besitz, - jetzt wird jene Frage schreiend und unheimlich laut: was bin ich?

Selbstanzeige, in: Forderungen des Tages, 238ff.

Page 4: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

Wir leben auf einem laufenden Band, und es gibt keine Hoffnung, daß wir uns selber nachholen und einen Augenblick unseres Lebens verbessern können. Wir sind das Damals, auch wenn wir es verwerfen, nicht minder als das Heute –

Page 5: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

Standphotos, 1968.

Die Zeit verwandelt uns nicht.

Sie entfaltet uns nur. Indem man es nicht verschweigt, sondern aufschreibt, bekennt man sich zu seinem Denken, das bestenfalls für den Augenblick und für den Standort stimmt, da es sich erzeugt.

Page 6: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

Man rechnet nicht mit der Hoffnung, daß man übermorgen, wenn man das Gegenteil denkt, klüger sei. Man ist, was man ist. Man hält die Feder hin, wie eine Nadel in der Erdbebenwarte, und eigentlich sind nicht wir es, die schreiben; sondern wir werden geschrieben.

Page 7: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

Schreiben heißt: sich selbst lesen. Was selten ein reines Vergnügen ist; man erschrickt auf Schritt und Tritt, man hält sich für einen fröhlichen Gesellen, und wenn man sich zufällig in einer Fensterscheibe sieht, erkennt man, daß man ein Griesgram ist. Und ein Moralist, wenn man sich liest.

Page 8: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

Wir können nur, indem wir den Zickzack unserer jeweiligen Gedanken bezeugen und sichtbar machen, unser Wesen kennenlernen, seine Wirrnis oder seine heimliche Einheit, sein Unentrinnbares, seine Wahrheit, die wir unmittelbar nicht aussagen können, nicht von einem einzelnen Augenblick aus –

alle Zitate Tagebuch 1946-49, S. 21ff.

Page 9: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

Man gibt Zeichen von sich, um zu erfahren, ob wir einander verstehen. Man ruft aus Angst, allein zu sein im Dschungel der Unsagbarkeit. Man hat Durst nicht nach Ehre, aber nach Partnerschaft.

Vorlesung am City College, New York

Page 10: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

1982/2010

1972-73/2014

1940

Page 11: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

Das Tagebuch gilt als die für Frisch typische Prosaform. Hiermit ist weder ein privates Tagebuch gemeint, dessen Veröffentlichung der voyeuristischen Befriedigung der Leserschaft dienen würde, noch ein »journal intime« […], sondern vielmehr eine literarisch gestaltete Bewusstseins-schilderung […] die neben der Schilderung realer Fakten Fiktionalität als gleichberechtigtes Mittel der Wahrheitsfindung akzeptiert. [Wikipedia, 20. Januar 2014]

Page 12: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

Ich merke schon meine Scham; ein Zeichen, dass ich beim Schreiben schon an den öffentlichen Leser denke, gleichviel wann es dazu kommen könnte. Und mit der Scham gleichzeitig auch die Rücksicht auf andere, die auch tückisch sein kann, verhohlen, vorallem doch wieder ein Selbstschutz.

Berliner Journal

Page 13: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch

Solange ja ein Mensch nicht sich selbst annimmt, wird er stets jene Angst haben, vonder Umwelt missverstanden und missdeutetzu werden.

Stiller, S. 536f.

Page 14: Einführung in die Tagebücher von Max Frisch